Tour de France 2008

Alles, was mit reellem Radsport zu tun hat

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Fus87
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Beitrag: # 6719140Beitrag Fus87
15.7.2008 - 1:10

Wie sieht es eigentlich aus, wenn auf den nächsten Etappen eine Ausreißergruppe mit einem virtuellen Gelben vorneweg fährt, in der auch ein Lotto-Fahrer vertreten ist?
Dann könnte Lotto doch sagen: Ja, wir haben das Gelbe, aber wenn wir die Gruppe wieder zurückholen, bringen wir unseren Fahrer um den möglichen Etappensieg?

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zabelchen
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Beitrag: # 6719144Beitrag zabelchen
15.7.2008 - 1:22

Kommt drauf an, inwiefern das virtuelle Gelbe weg ist, jeder unter 5 Minuten Rückstand auf das gelbe wird wohl nicht fahren gelassen, wobei da auch CSC ein Wörtchen mitreden wird, jeder über 5 Minuten kann so wieder eingeholt werden, das die Gruppe immernoch mit 4 Minuten Vorsprung ins Ziel kommt, damit hat der Lotto Fahrer die Chance auf den Gesamtsieg, und Lotto das gelbe Trikot, da kann man dann auch die Führung 20 Kilometer vor Schluss beginnen (vorrausgesetzt natürlich der Vorsprung ist da noch nicht so groß).

Ansonsten kann man auch sagen, macht ihr ma, Popovych in der Gruppe kann Lotto natürlich nur recht sein, wenn der sich wieder in die Top 10 durch einen Fluchtversuch schiebt, da ist CSC und die anderen Fahrer wohl eher gefordert als Lotto :).

Es gab ja auch schon die Situationen, da hat das Team mit dem Fahrer auf Platz 10 die Führungsarbeit geleistet, weil der Mann vorne in der Gruppe zwar 13 Minuten Rückstand auf Gelb hatte, aber nur 1 Minute auf Platz 10...das ist also auch immer ein Interessenskonflikt und kommt auf die spezielle Situation an.
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wassertraeger29
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Beitrag: # 6719153Beitrag wassertraeger29
15.7.2008 - 1:58

Neben diesen ungeschriebenen Gesetzen und Pflichten bzw. Ehren des gelben Trikots sollte man auch bedenken, dass es dem Führenden ja daran gelegen ist eine möglichst klare Rennsituation zu schaffen bzw. zu erhalten, also wenige/keine Ausreißer und eine gewisse Rennkontrolle sowie Übersicht. Einfach um die momentane Gesamtwertungs-Situation zu erhalten.
Den Fahrern und Teams die weiter hinten in der Gesamtwertung liegen ist dagegen eher an einer unübersichtlichen Rennsituation gelegen, also vielen Ausreißergruppen, versprengten Fahrern, ungeordneter Nachführarbeit, Tempowechseln etc. Denn nur so können sie im Zweifel viel Zeit auf den Führenden gutmachen.

Der Mann in gelb und sein Team sind also auch darum bemüht die Nachführarbeit zu organiseren.

Ein schönes Beispiel ist die Vuelta 2005 als Heras auf der 15.(?)Etappe auf den bis dato Führenden Menchov auf einer Etappe 5 Minuten rausholte, weil sein starkes Team eine Ausreißergruppe mit 5 Fahrern bestücken konnte und er später alleine zu dieser Gruppe aufschloß, woraufhin er von seinen Teamkameraden praktisch ins Ziel getragen wurde. Menchov konnte die Bildung der Ausreißergruppe nicht verhindern, da sein Team zu schwach war.

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zabelchen
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Beitrag: # 6719157Beitrag zabelchen
15.7.2008 - 2:21

Das war aber eine Bergetappe, oder?

Ich glaube eine Bergetappe hat nochmal ganz andere Gesetze als eine Flachetappe, da es dort nicht nur reicht, eine Gruppe wegzulassen, mit der man zufrieden ist (klein, wenig bis gar keine Helfer gegnerischer Teams) sondern es da noch drauf ankommt, das auch während der Etappe keine Ausreißer zustande kommen. Diese Fahrer fahren dann zwar selten um den Etappensieg, aber jeder Fahrer vor den Favoriten aus dem eigenen Team kann als Relaistation dienen, und wenn er auf den letzten 15 Kilometern nur ne Flasche Wasser reicht...

Ich bin ja von Flachetappen ausgegangen bzw, Überfuhrungsetappen, wo es reicht eine Gruppe weggehen zu lassen und dann das Führungstrikot in der Form verdeitigt das ein Fahrer der nicht ganz so stark ist, gerade ma soviel Vorsprung lässt, das das Trikot sicher auf den Schultern des eigenen Mannes ist.

Und um mal wieder auf die diesjährige Tour zurückzukommen, einen Voigt, Cancellara, Schleck, Piepoli, Cobo oder Pereiro wird man in keiner Fluchtgruppe gehen lassen, da wird wohl CSC, Caisse und im Flachen auch Lotto etwas dagegen haben und diese mit aller Macht verfolgen...je nachdem wer dabei ist. Schaffen es aber CSC und Caisse einen Fahrer dort unterzubringen, dann wird Lotto wohl das gleiche wie Milram heute machen müssen und mit Pech ihre Kräfte ebenso sinnlos verschwenden.

Der Art der taktischen Möglichkeiten gibt es viele, allerdings sind zumindestens die Taktiken von CSC schier endlos um Evans regelrecht aus den Socken zu fahren, schauen wir mal wer der lachende dritte ist :)
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Beitrag: # 6719158Beitrag wassertraeger29
15.7.2008 - 2:44

Ja klar, eine Bergetappe, was anderes konnte Heras ja auch nicht! ;)

Ich wollte deine und Grabbas Ausführungen ja auch nicht in Frage stellen, sondern nur ergänzen ("sollte man auch bedenken"). Trotzdem ist diese Taktik nicht auf Bergetappen beschränkt, ganz flach sollte es jedoch nicht sein, das ist klar.

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jonas
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Beitrag: # 6719182Beitrag jonas
15.7.2008 - 10:34

Fabian Cancellara gibt übrigens zu Protokoll:

"Das Niveau ist nicht so hoch wie früher. Das zeigte auch schon die Bergetappe am Sonntag, bei der ich gut mithalten konnte."
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Grabba
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Beitrag: # 6719187Beitrag Grabba
15.7.2008 - 10:49

Morgen steht uns die vermutlich uneberechenbarste Etappe der ganzen Tour ins Haus. Ich halte morgen prinzipiell alles für möglich: Ein ungefährdeter Ausreißersieg ist wohl das Naheliegendste: Voeckler vor De La Fuente und Chavanel (weitere Kandidaten Voigt, Lefèvre, Pineau, Florencio (also quasi ganz BTL), Schumacher, Wegmann, Pozzato, Fofonov oder weiß der Geier wer). Ich halte es auch nicht für ausgeschlossen, dass wir morgen den Kampf um grün zwischen Hushovd und Freire (im Fernduell gegen Kirchen) in der Ausreißergruppe erleben werden - die Frage ist nur, ob Kirchen/THR das gefallen wird.
Es kann aber auch ganz anders kommen. Der Col de Portel ist zwar schwer, aber Sprinter wie Zabel, Freire und Ciolek könnten da bei moderatem Tempo auch drüberkommen. Wenn man danach richtig aufs Tempo drück ist auch ein Massensprint aus einem verkleinerten Feld also keine Unmöglichkeit.
Genauso könnten geschlagene Favoriten (wohl eher noch nicht Cunego und Valverde, aber vielleicht Astarloza, Andy Schleck) in der Gruppe hängen und so die Etappe sehr schwer machen. Auch Attacken am Col de Portel halte ich für durchaus möglich - Cunego, Valverde, Saunier, Andy Schleck - sie alle könnten hier etwas versuchen. Die Topfavoriten werden sich wohl zurückhalten. Sastre, Menchov und Evans werden ganz sicher Kräfte sparen.
Interessant wäre aber ein Husarenstück von CSC, das ich so oder in ähnlicher Form nicht ausschließen möchte: Cancellara oder Voigt, am besten natürlich beide, in der Spitzengruppe des Tages. Am Portel löst sich dann Andy Schleck aus dem Feld und nimmt evtl. noch ein paar Kletterer (Piepoli und co.) mit. Später greift dann Frank an. Andy zieht ihn hoch. Am Gipfel warten Cancellara und Voigt. Wie die bis dahin vermutlich weitestgehend isolierten Menchov und Evans ihn dann noch zurückholen wollen weiß ich nicht - und Sastre klebt ihnen bei all dem noch immer am Hinterrad. Ist natürlich unwahrscheinlich (vor allem muss ein Frank Schleck oder ggf. auch Sastre) erstmal von Evans und Menchov loskommen, aber ganz ausgeschlossen ist so etwas oder etwas Vergleichbares nicht.

Was ich sagen will: Die Etappe morgen bietet ein unglaubliches Potential und etliche Möglichkeiten. In den letzten Jahren wäre hier wohl ein unangefochtener Sieg einer in der Gesamtwertung chancenlosen 13 köpfigen Gruppe zu erwarten gewesen, aber bei der diesjährigen Tour halte ich eine Menge für möglich!



Dann noch ein paar Prognosen für den weiteren Tourverlauf:
Evans wird die Gesamtwertung wohl gewinnen, es sei denn, Frank Schleck ist stärker als erwartet und fährt ihn gemeinsam mit Sastre in Grund und Boden. Für Menchov ist das Podest durchaus real, genauso für Sastre. Vandevelde wird in den Alpen voraussichtlich nicht ganz das Leistungsniveau von gestern halten können, aber die Top5 sind vor allem dank des letzten Zeitfahrens keinesfalls ausgeschlossen. Auch Frank Schleck wird sich irgendwo um Platz 5 bis 7 einordnen können.
Die Sprintwertung dürfte sich zum Fernduell zwischen Kirchen und Freire/Hushovd entwickeln. Wobei ersterer sich jetzt durchaus überlegen sollte, ernsthaft auf diese Wertung zu fahren. Alle anderen sind bereits zu weit zurück. Ein erfolgreicher Tag in einer Ausreißergruppe von Freire oder Hushovd könnte hier die Entscheidung bringen.
Die Bergwertung ist noch ziemlich offen. Die drei großen Alpenetappen bringen zusammen 178 Punkte - dagegen wirken Riccos bisher eroberte 77 ziemlich mickrig. Trotzdem ist und bleibt er, vor allem wegen seiner klar gezeigten Ambitionen, für mich Topfavorit Nummer eins auf diese Wertung. Dass er sich da auch von seiner ordentlichen Gesamtplatzierung nicht aufhalten lässt hat er schon gezeigt. De La Fuente ist mir im Hochgebirge einfach etwas zu schwach, aber wenn er in den Alpen dreimal hintereinander angreift sind 80 Punkte durchaus möglich, dazu die 67 die er bisher hat. Ausschließen mag ich ihn auch noch nicht, aber der Stärkste ist er sicher nicht. Bernhard Kohl hat ein ganz anderes Problem: Echt stark am Berg, und auch mit Ambitionen, aber einfach viel zu gut in der Gesamtwertung und auch zu stark im Zeitfahren. Er ist also in der gleichen Situation wie Ricco, und dem ist er im direkten Vergleich nicht gewachsen (abgesehen davon, dass er bereits Rückstand hat und im Zweifelsfall auch sprintschwächer ist). Piepoli wird von nun an sicherlich Edelhelfer für Cobo und Ricco sein und kaum selbst auf die Bergwertung fahren. Schleck ist zu gut in der Gesamtwertung, Lang zu schwach am Berg. Es bleibt nur ein Fahrer, der dem Saunier-Duo noch echte Konkurrenz machen könnte: Rémy di Grégorio. Verdammt starker Auftritt bergauf gestern, dazu mit komfortablem Gesamtwertungsrückstand - wenn er in den Alpen richtig angreift udn z.B. bei der Jausiers-Etappe durchkommt hat er auch noch seine Chancen. Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass Saunier sich das noch nehmen lässt. Ricco ist hier ganz klar Topfavorit.
Bleiben Team- und Nachwuchswertung. Für die Teamwertung wird traditionell die Grundlage in den Bergen gelegt werden; entscheiden wird sie sich jedoch erst mit den Ausreißergruppen in der dritten Woche (weshalb ich Saunier hier im Nachteil sehe). Wenn AG2R die Ausgangsposition in den Alpen halbwegs hält ist hier ein Coup möglich - freuen würde es mich. Denn was wäre das für ein Bild, wenn die ganzen winzigen Saunier-Bergflöhe in Paris als Mannschaft auf dem Podium stünden? CSC und Caisse sind natürlich auch lange nicht aus dem Rennen (gerade Caisse hat durchaus auch sehr gute Chancen, zumal sie ja jetzt angreifen können wie sie wollen; und das Team ist sehr stark am Berg).
Zur Nachwuchswertung gibt es recht wenig zu sagen. Wer hätte vor der Tour erwartet, hier nach den Pyrenäen zwei Giro-Italiener vorne zu sehen? Überhaupt zeigen sich einige Giro-Fahrer extrem stark: Ricco, Piepoli, Menchov, Nibali. Giro-Auslasser wie Cunego hingegen schwächeln extrem. Auch das könnte vielleicht ein neuer Trend werden in den näcshten Jahren. Schön wäre es, wenn wieder mehr Fahrer das versuchen würden.
Na, jedenfalls war es spannend und sehr unterhaltsam bisher, und das dürfte es auch bleiben. Denn aus dieser Hinsicht sind die Einbrüche von Cunego und Valverde sowie der riesige Rückstand von Piepoli gold wert - denn sie versprechen viel Aktionsreichtum in den Alpen. :)


wassertraeger29 hat geschrieben:Ja klar, eine Bergetappe, was anderes konnte Heras ja auch nicht! ;)
Vergiss mir mal bitte nicht seine letzte Vuelta! Da hätte er am Ende fast noch das Zeitfahren gewonnen! :lol: :roll:

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jonas
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Beitrag: # 6719199Beitrag jonas
15.7.2008 - 11:24

Auch in der Tour sind früher Kletterer wie Virenque, Dufaux und ähnliche in den Zeitfahren zu Ende ganz weit vorne rein gefahren.

Fakt ist, wenn Saunier die Tour gewinnen will (mit Ricco oder Cobo) müssen sie jede Gelegenheit wahrnehmen um ihren Konkurrenten Zeit abzunehmen, denn im Zeitfahren sind die beiden die Schwächsten aus dem Favoritenkreis.
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Beitrag: # 6719214Beitrag BlackHackz
15.7.2008 - 12:20

Ich glaube Saunier weiß selbst noch nicht, was sie wollen. Die kommen mir etwas überrascht von der Situation vor, das kletterstärkste Team zu sein.

Ein Nachtrag noch zu Evans: Vergesst die ganzen Pressetermine nicht, die er mit dem Gelben wahrnehmen muss. Dazu die tägliche Dopingkontrolle und und und. Sastre und Menchov können gleich nach der Etappe bequem nach Hause dümpeln. Und ich glaube schon, dass es einen erheblichen Unterschied macht, ob ein Team im Flachen arbeiten muss oder nicht. Auch wenn Lotto nicht mit letzter Konsequenz Nachführarbeit verrichten wird, werden die die ersten 50-100km dauerhaft im Wind stehen. Zwar sind Evans Helfer sowieso nicht gut, aber bei Bergetappen schon nach 30-40km völlig isoliert zu sein, kann nicht in seinem Interesse liegen. Es finden sich zwar immer andere Teams und Tempoarbeit zu verrichten, aber erstens ist das moralisch eine enorme Belastung völlig alleine zu sein und zweitens wird er den ganzen taktischen Spielchen von Saunier und CSC schutzlos ausgeliefert sein. Saunier hat mit Cobo (der gar kein so übler Zeitfahrer ist) und Ricco (der ein ganz übler Zeitfahrer ist) 2 gute Leute, deren Attacken man nicht mehr einfach so ignorieren kann. Dazu kommt Piepoli, der mit beiden Leuten bequem mitgehen kann und diese auch auf Pässen und Abfahrten hervorragend ziehen kann. Vielleicht wagen sie ja auch mal eine 3er Attacke?!
CSC kann mit dem schwer einzuschätzenden F Schleck auch so ziemlich alles machen. Sie können ihn erstmal losschicken zum Angriff. Was passiert dann, wenn Lotto und Rabobank keine Fahrer mehr vorne haben? Mit viel Glück macht Saunier Tempo, wenn sie überhaupt auf das Gesamtklassement fahren. Wenn sie dies nicht tun, dann muss Evans irgendwann reagieren. Fraglich ist auch, ob Saunier überhaupt auf den Gesamtsieg spekuliert, was äußerst optimistisch wäre. Realistischer wäre einen Podiumsplatz anzupeilen. Dafür ist die Ausgangssituation nahezu perfekt! Schleck greift an, Saunier tut nichts. Evans muss die Nachführarbeit machen, vielleicht mit Menchov zusammen. Wenn Saunier sich dann ausruht und abwartet, können sie zuschlagen, sobald Schleck wieder eingeholt wird. Dann geht Ricco mit Cobo und Sastre hinterher. Dann wirds schon arg schwierig für Evans und Menchov, die zu 2. gegen 3 GK ambitioniert Fahrer kämpfen, die in den Bergen unbedingt Zeit herausholen müssen. Ein Absprache von CSC und Saunier wäre bestimmt spannend. Wenn Sastre, Ricco und Cobo einheitlich Tempo machen, dann siehts zappenduster für Menchov und Evans aus. Wir haben ja gestern Evans Attacke gesehen, die ist nach ein paar Sekunden wieder verpufft.
Andy Schleck erwarte ich übrigens morgen noch lange nicht. So schnell, wie er gestern zurückgefallen ist (nachdem er mit der ersten Gruppe über den Tourmalet gekommen ist), kann das nur einen taktischen Hintergrund haben. Er ist für die Gesamtwertung nicht mehr wichtig, aber vielleicht einer der besten Berghelfer. Sowohl in Jausier, als auch in Alpe d'Huez könnte er sehr wichtig sein.
Einen Strich durch die Taktikrechnung könnte diese alberne Etappe nach Prato Nevoso machen. Der arme Col Agnel hat es nicht verdient dort so verschenkt zu werden. Warum man da nicht noch einen 3. Berg eingebaut hat, verstehe ich nicht. Das ist so eine typische Evans Etappe. Nicht besonders schwer, auch der Schlussanstieg moderat. Cunego wird top motiviert sein, aber bei dem Rollerberg können Menchov und Evans auch ohne starke Teams Zeit gut machen.

Auf der morgigen Etappe erwarte ich Ausreißer und eine Bummeletappe. Vielleicht könnte Zabel ja mal mit ausreißen, das wäre mal ein Erlebnis. Vom Col de Portel sind es 57km bis ins Ziel, das macht etwas mehr als 1,25 Stunden Fahrzeit. Zuviel um diesem Berg eine Bedeutung zukommen zu lassen. Ob Sprinter hier wirklich schon riskieren viel Kraft aufzuwenden, wage ich zu bezweifeln. Dann doch lieber die nächsten 2 (3) Etappen. Da Valverde und Kirchen ja nicht stark genug sind, sehr viele Punkte am Berg einzusammeln, können die Sprinter die Sache ruhig angehen lassen. Ich freue mich schon auf die Jausier-Etappe ;)
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mcberg
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Beitrag: # 6719224Beitrag mcberg
15.7.2008 - 12:45

Also diese Tour ist wirklich sehr spannend und mit Sicherheit eine der besten, die ich je gesehen habe.

Evans, Menchov, Sastre und Ricco haben gestern einen starken Eindruck gemacht, allerdings haben Evans und Menchov keine Helfer in den Bergen und somit sind sie den Angriffen der anderen Teams unterlegen. Sie können es sich nicht nochmal erlauben Schleck ziehen zu lassen, also was sollen sie machen. Evans kann eigentlich nur hoffen, dass sich einer im Team Lotto zusammenreißt und ihm vielleicht doch bei den schweren Bergetappen zur Seite steht. Ansonsten hat er keine Chance das gelbe Trikot zu verteidigen.


Jetzt mal zu morgen. Ich finde CSC sollte alles daran setzen, dass Andy in eine Ausreißergruppe mitgeht. Ich weis nicht, ob Lotto ihm mit aller Kraft hinterher fahren würde, denn sie müssen auch paar Kräfte für die schweren Berge schonen, deswegen fände ich die Taktik am besten, wenn Andy in eine Gruppe mitgeht. Somit hätte CSC vielleicht wieder 3 Kanditaten, auf die sie setzen können und wären in einer noch stärkeren Position. Wie gesagt, ich weis nicht, ob man ihn ziehen lassen wird, aber man sollte es zumindest mal versuchen Schleck in eine Gruppe zu schicken, man kann eigentlich nur Gewinnen. Bin auf jeden Fall sehr gespannt auf morgen, wobei ich eigentlich nur glaube, dass die Leute auf den Plätzen 15-25 angreifen werden und alle anderen sich belauern werden und auf die ALpen warten werden.

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Beitrag: # 6719225Beitrag sciby
15.7.2008 - 12:57

Warum sollte Lotto sich für die Berge schonen? evans war doch shcon gestern nach dem Tourmalet alleine (oder nicht?). Also wird er auch in den Alpen den Schlussnanstieg alleine sein. Mit Kräfteverschleiss vielleucht einen Berg früher alleine, aber da ist das noch nicht wichtig.
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Beitrag: # 6719230Beitrag mcberg
15.7.2008 - 13:16

sciby hat geschrieben:Warum sollte Lotto sich für die Berge schonen? evans war doch shcon gestern nach dem Tourmalet alleine (oder nicht?). Also wird er auch in den Alpen den Schlussnanstieg alleine sein. Mit Kräfteverschleiss vielleucht einen Berg früher alleine, aber da ist das noch nicht wichtig.
Naja schon, aber vielleicht hofft man im Team noch drauf, dass Popo und Cioni doch noch in Form kommen und vielleicht in den Alpen doch etwas länger bei ihrem Kapitän bleiben können. Wenn nicht sieht es eigentlich echt schlimm für Evans aus, denn dann kann CSC und Saunier machen was sie wollen.

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Beitrag: # 6719241Beitrag BlackHackz
15.7.2008 - 13:40

Lotto brauchte ja gestern niemanden vorne. Popovych kann mit Sicherheit länger bei Evans bleiben, wenn er muss (Gelbes Trikot). Den wird man im Flachen eh nicht arbeiten lassen.

Nochmals zu Andy: Wenn CSC 3 Spitzen gewollt hätte, hätte A Schleck sich wohl kaum auf dem Weg nach Hautacam dermaßen ausgeruht. Oder warum stiefelt der mit der ersten Gruppe über den Tourmalet rüber und verliert dann 9 Minuten und kommt sogar hinter Schumacher an? Schleck wird zur taktischen Option in Ausreißergruppen, aber noch lange nicht auf dem Weg nach Foix.

Einige sprechen hier schon davon, dass Evans die Tour nicht mehr gewinnen kann, wenn sein Team nicht gut ist. Da will ich mich nicht einreihen. Es muss sich immernoch jemand finden lassen, der ihm am Berg genug Zeit abnimmt für das Zeitfahren. Sastre, als vermeintlich schwächster Zeitfahrer der letzten 3 Favos, ist hier als erster gefragt. Seine Situation ist hervorragend. Taktisch hält CSC alle Karten in der Hand, aber das nützt gar nichts, wenn Sastre nicht selbst stark genug ist, 3-4 Minuten in den Bergen auf Evans gutzumachen. Mindestens, wohlgemerkt. Im Moment spricht weiterhin nicht so viel gegen Evans und ich glaube auch nicht, dass Popovych so schwach ist, wie er gestern vermuten lies. Mein Favorit ist seit gestern Menchov, der am Berg sehr stark aussah und die meisten Lücken geschlossen hat. Aber der ist ein Wackelkandidat was miese Tage angeht. Das sehe ich aber auch bei Evans. Ich bin davon überzeugt, dass wenn der erstmal nervös wird, dass ihm dann schnell Fehler unterlaufen. Sastre halte ich für den Konstantesten und in seiner 2006-Form auch für den stärksten. Die Frage ist, ob er diese Form hat. Das konnte man nicht wirklich sehen. Auf der Etappe morgen erwarte ich keine großartigen Aktionen. Euskaltet wird wohl versuchen in eine Gruppe zu kommen, dazu Casar, ein paar BTL vllt Fuente. Voigt wird sich hüten irgendwie auszureißen. Der ist wohl der 2. wichtigste Helfer für CSC in den Bergen und nachdem was er am Tourmalet gemacht hat, wäre es eine absolute Verschwendung, ihn auf einer so unwichtigen Etappe irgendwo mitfahren zu lassen.
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Beitrag: # 6719245Beitrag Fus87
15.7.2008 - 13:50

Die Frage bei Andy Schleck ist, ob er sich am Hautacam-Anstieg ausgeruht hat, oder ob er platt war.
War es ersteres, war die CSC-Taktik noch genialer als ohnehin schon; war es zweiteres, hatte er halt seinen ersten schlechten Tag bei einer GT.

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Beitrag: # 6719286Beitrag Klettermaxe
15.7.2008 - 15:32

Also Andy Schlecks Leistung war wohl keine Taktik sondern er konnte einfach nicht mehr.
Jens Voigt sagte im cyclingnews.com Interview ,dass Andy immer 2-3 km im Anstieg bräuchte um seinen Rhythmus zu finden. Außerdem könne man nicht erwarten, dass so ein junger Kerl gleich die Tour aufmischen werde.

Ich denke Andy wird in den Alpen in Gruppen geschickt werden oder vllt. eine ähnliche taktische Aufgabe wie Voigt oder Cancellara in den Alpen übernehmen.
Der Kerl ist ja auch erst 23 Jahre also keine Panik ich denke seine Zeit kommt noch.

Ricco möchte übrigens unbedingt Alpe d Huez gewinnen und nicht auf Gesamtklassement fahren und Voigte meinte noch: Frank Schleck wird Evans an seinem Anstieg nach Huez Gelb abnehmen. Ich persönlich musste schon etwas über die Aussage von Voigt lächeln denn Ricco wird seine Ansage in die Tat umsetzen - in die Quere kommen könnten ihm ja nur Piepoli oder Cobo Acebo :D .
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Beitrag: # 6719289Beitrag BlackHackz
15.7.2008 - 15:44

Jaja, was Voigt so alles erzählt. Warum sollte A Schleck den ganzen Tourmalet in der Gruppe bleiben und dann am Schlussanstieg noch hinter Schumacher ankommen? Vielleicht hat er ja gemerkt, dass es nach ganz oben nicht reicht, aber 9 Minuten hat Schleck am Schlussanstieg nicht nur verloren, weil er nicht mehr konnte... Dass Voigt in einem Interview wohl kaum sagt, dass A Schleck eine taktische Aufgabe zukommen wird und er deshalb etwas Rückstand haben muss, ist doch wohl klar.
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Beitrag: # 6719305Beitrag Cândido Barbosa
15.7.2008 - 16:16

Mag sein, dass Andy Schleck es, nachdem er abgehängt wurde, langsam angehen ließ und sich deutlich mehr Zeit holte, als nötig gewesen wäre. Allerdings hätte man doch sicher nicht freiwillig seine hervorragende taktische Ausgangsposition verschenkt, wenn er denn tatsächlich in der Lage gewesen wäre, bei der Favoritengruppe zu bleiben. So gut die Situation für CSC jetzt ist, wenn Andy bei Sastre hätte bleiben können, hätte das doch noch viel größere Möglichkeiten ergeben, Menchov und Evans unter Druck zu setzen. Schließlich kann man in Fluchtgruppen ja auch Gustov oder Arvesen wegschicken, die dann zu einem späteren Zeitpunkt helfen könnten, wenngleich diese natürlich am Berg nicht so stark sind, wie Schleck. Er merkte wahrscheinlich einfach, dass er nicht dranbleiben können würde und hat dann die Anweisung erhalten, sich zu schonen und soviel Zeit zu verlieren, dass man ihn in Fluchtgruppen weglassen würde.
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Beitrag: # 6719313Beitrag BlackHackz
15.7.2008 - 16:32

Damit gehe ich konform!
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Beitrag: # 6719341Beitrag Klettermaxe
15.7.2008 - 17:05

Hab ich denn groß etwas anderes behauptet 8) ?
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Beitrag: # 6719344Beitrag BlackHackz
15.7.2008 - 17:06

Also Andy Schlecks Leistung war wohl keine Taktik sondern er konnte einfach nicht mehr.
ja 8)
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Beitrag: # 6719375Beitrag Grave
15.7.2008 - 17:39

vandenvelde wie in besten jahren. klasse der typ 8)

mal sehen was silence jetzt so reisst, könnte die grosse Stunde des Popovych werden. Denn der wird jetzt in den Alpen voll gefordert sein. Sehe ihn als den stärksten Helfer für Evans. Schade dass Leute wie van Huffel oder de Greef nicht dabei sind. die hätten in den Bergen ne grosse Hilfe sein könnten.
Fuck the Capitalism

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