19.Etappe: Alcobendas – Collado Villalba
166 Kilometer lang führte das 19. Teilstück der Vuelta dieses Jahr über zwei schwere Berge und endete schließlich mit einer langen Abfahrt ins Tal von Collado Villalba.
Für die Favoriten war das also die letzte Chance vor dem alles entscheidenden Bergzeitfahren am morgigen Samstag nochmals Zeit gut zu machen.
Dementsprechend sorgten Bianchi und Kelme von Beginn an dafür, dass die Etappe zu einem Schlagabtausch ihrer Kapitäne werden könnte. Man bolzte extrem hohes Anfangstempo und niemand konnte angreifen.
Daher gab es bei Kilometer 36 seit langem zum erstenmal wieder einen Meta Volante, um den die wirklichen Sprinter kämpften:
Der Phonak-Mann Alexandre Usov setzte sich hier knapp vor Danilo Hondo und Angelo Furlan durch.
Nach dem Spurt ging es genauso weiter wie davor. Keiner kam weg. Erst im ersten Anstieg des Tages folgten die ersten Attacken. Bei Kilometerstein 63 attackierte Roberto Laiseka.
In der Bergwertung lag der Spanier vor dieser Etappe lediglich zwei Punkte hinter Cadel Evans von Telekom. Ziel seiner Attacke war also eindeutig die Bergwertung und das Trikot von Evans.
Folglich war es nun an Telekom zu reagieren. Evans selbst ging hinterher. Ihn begleitete Eladio Jimenez (ibanesto).
500 Meter vor der Wertung erreichte das Duo den Spanier. Jetzt wurde gesprintet. Ganz ganz knapp konnte sich Laiseka durchsetzen.
Das machte 6 Punkte für Laiseka und 4 für Evans. Also waren die zwei nun punktgleich. In der kurzen Abfahrt ließ sich das Trio dann wieder ins Feld zurückfallen, so dass der Zwischensprint bei Kilometer 76 erneut eine Sache der Spezialisten wurde: 1. Petacchi 2. Galvez 3. Hondo
Vier Kilometer später ging es jedoch schon wieder bergauf. Diesmal war es der Mann im orangenen Trikot, der attackierte.
Schnell hatte Evans einen Vorsprung herausgefahren, doch es waren auch noch 5 Kilometer bis zur Bergwertung zurückzulegen.
Laiseka ging allein hinterher.
Er kam näher und das Duo war jetzt ganz allein.
Im Feld hielt man respektvoll Abstand, blieb aber in Sichtweite.
Wieder sollte es sehr knapp werden. Doch diesmal mit einem anderen Sieger. Evans behielt eine Radlänge Vorsprung.
Sein Vorsprung in der Bergwertung war nun also auf 3 Punkte angewachsen. Durch die Attacken von Evans und Laiseka zerriss in diesem Anstieg auch das Feld in zwei Teile. Gruppe eins bestand jetzt nur noch aus 40 Fahrern unter denen bis auf Mercado, Virenque und Moos allerdings alle Top20-Fahrer vertreten waren.
Nach 7 Kilometern der Abfahrt lagen Evans und Laiseka 1’14 vor dem Feld.
Bei Kilometer 98 begann der kurze Gegenanstieg, an dessen Ende es wieder Punkte geben sollte. Wieder fuhr Evans vor Laiseka über den Strich.
Evans’ Trikot scheint nun sicher. Auf den kommenden 20 Kilometern ließen es die zwei dann lockerer angehen, sodass Gruppe 1 wieder herankommen konnte.
Bei Kilometer 136 übernahm Bianchi dann erneut das Zepter. Doch nicht etwa die Helfer, sondern Jan Ullrich selbst spannte sich am Fuß des letzten Anstiegs vor das Feld. Doch auch er konnte die Attacken nicht verhindern. Nach 2 Kilomtern ging das Spiel los. Den Anfang machte Gonzalez Jimenez (Fassa). Ihm folgten Vinokourov, Evans (beider Telekom) und Di Luca (Saeco). Doch kaum hatte das Quartett eine kleine Lücke gerissen setzten auch schon Beloki (Once) und Heras (USP) nach um das Loch zu schließen. Ullrich, Sevilla und Mayo zeigten jedoch noch keine Reaktion.
Waren sie müde oder fürchteten sie den Kasachen, der mit 2 Minuten Rückstand auf Platz 4 des GK lag nicht?
Bei Kilometer 143 war dann allerdings sowieso schon Endstation für die Ausreißer. Das Feld kam wieder näher. Doch als das Loch zwischen der Gruppe und dem Feld geschlossen wurde gab es die wahrscheinlich vorentscheidende Attacke. Roberto Heras (USP) ließ die Konkurrenz alt aussehen. Mit extrem lockerem Wiegetritt raste er dem Feld davon. Würde er es über die Abfahrt halten können und die Etappe gewinnen?
Am Gipfel jedenfalls hatte er 1’09 Vorsprung.
Das Feld jagte den Spanier durch die gesamte Abfahrt hindurch mit vollem Risiko und mit Erfolg. 7 Kilometer vor dem Ziel hatten sie Heras erreicht. Man konnte sich also auf einen Sprint um den Sieg gefasst machen.
Doch Vinokourov wollte das verhindern. 3000 Meter vor dem Ziel, als es wieder flach war, attackierte er. Für kurze Zeit konnte er sogar einige Meter zwischen sich und die Gruppe bringen, doch dann reichte die Kraft nicht mehr. Er kam nicht weit genug weg und gab seinen Versuch auf.
1,5 Kilometer vor dem Ziel begann dann der Sprint. Guerini zog für Telekom an. Hinter ihm eine Masse von Einzelkämpfern. Wer würde noch über die größten Kraftreserven verfügen? Jetzt konnte man gut erkennen, wer in den vergangenen drei Wochen die meiste Kraft gelassen hatte. Schnell waren die Favoriten nicht mehr vorn zu sehen. Di Luca von (Saeco) zog der Meute schließlich weg. Er fuhr sogar noch mit Vorsprung über die Ziellinie und gewann damit die 19. Etappe der Vuelta 2003.
Etappenergebnis:
1 Danilo Di Luca SAECO - MACCHINE PER CAFFE 4h18'32
2 Cadel Evans TEAM DEUTSCHE TELEKOM + 19
3 Paolo Savoldelli TEAM DEUTSCHE TELEKOM s.t.
4 Francesco Casagrande LAMPRE s.t.
5 Giuseppe Guerini TEAM DEUTSCHE TELEKOM s.t.
6 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
7 Alexandre Vinokourov TEAM DEUTSCHE TELEKOM s.t.
8 Mikel Zarrabeitia ONCE - EROSKI s.t.
9 Jan Ullrich TEAM BIANCHI s.t.
10 Eladio Jimenez IBANESTO.COM s.t.
Gesamtwertung:
1 Oscar Sevilla KELME - COSTA BLANCA 69h14'54
2 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 33
3 Jan Ullrich TEAM BIANCHI + 1'16
4 Alexandre Vinokourov TEAM DEUTSCHE TELEKOM + 2'05
5 Joseba Beloki ONCE - EROSKI + 6'13
6 Francesco Casagrande LAMPRE + 8'06
7 Paolo Savoldelli TEAM DEUTSCHE TELEKOM + 11'12
8 Aitor Gonzalez Jimenez FASSA BORTOLO + 11'14
9 Roberto Heras US POSTAL SERVICE + 13'33
10 Levi Leipheimer RABOBANK + 15'07
Punktewertung:
1 Danilo Hondo TEAM DEUTSCHE TELEKOM 108
2 Oscar Freire RABOBANK 96
3 Oscar Sevilla KELME - COSTA BLANCA 94
4 Alessandro Petacchi FASSA BORTOLO 86
5 Francesco Casagrande LAMPRE 85
Bergwertung:
1 Cadel Evans TEAM DEUTSCHE TELEKOM 121
2 Roberto Laiseka EUSKALTEL - EUSKADI 116
3 Roberto Heras US POSTAL SERVICE 100
4 Juan Manuel Garate LAMPRE 96
5 Pietro Caucchioli ALESSIO 93
Stimmen nach dem Rennen:
Di Luca: „Auf mich hat keiner geachtet. Da war es einfach zu gewinnen!“
Vinokourov: „Ich habe alles versucht, aber es war heute nicht möglich Zeit zu gewinnen!“
Sevilla: „Jetzt kommt alles auf das Zeitfahren an! Ich bin sehr optimistisch!“
Evans: „Der Kampf mit Laiseka war grausam, extrem anstrengend und das schlimmste ist: Er ist noch nicht vorbei!“
Laiseka: „Ich hol mir das Trikot am Sonntag!“
Ich hab auch am Ende noch Screenshots gemacht, aber mein PC wollte sie wohl nicht speichern…Jedenfalls als ich aus dem Spiel draußen war, waren keine da…