Tour Telekom - eine Geschichte über Ulle und Ete

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RobRoe
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Tour Telekom - eine Geschichte über Ulle und Ete

Beitrag: # 6178Beitrag RobRoe
20.7.2002 - 20:48

Modus: Einzelrennen "Tour de France"
Team: Team Telekom
Version: Englische Version des Cycling Manager 2 mit Patch 1.3
Database: Originalnamen mit vom Hersteller vorgegebenen Fahrerstärken - nur Erik Zabel leicht nach oben korrigiert
Ziele: Gelbes Trikot für Ulle & Grünes Trikot für Ete



Es herrschte Postkartenwetter in Luxemburg an diesem 6. Juli 2002. Der kleine Staat lud ein zum Prolog der Tour de France - und alle großen Teams waren mit ihren großen Fahrern gekommen.

"Armstrong gegen Ullrich" lautete das große Duell, auf das sich die Fachwelt eingestellt hatte. Die Ärzte in den magentafarbenen Kitteln hatten der UCI nämlich medizinisch belegen können, dass der Jan aus Merdingen Party-Drogen brauchte, um seiner Psyche auf die Sprünge zu helfen. Und die UCI hatte es ihm zugestanden.

So rollte er an, der Telekom-Express, mit dem Tour-Sieger von 1997 an der Spitze und seinen edelsten Helfern im Gefolge: Bobby Julich, Alexander Vinokourov, Andreas Klöden, Udo Bölts, Matthias Kessler, Kevin Livingston, Guiseppe Guerini - sie alle waren nur wegen eines Ziels gekommen - dem texanischen Cowboy den vierten Tour-Sieg in Folge zu vermasseln.

Einzig Erik Zabel hatte dieses Ziel nicht. Er schielte nach seinem siebenten Grünen Trikot in Folge und war dafür noch einmal in ein extra für ihn anberaumtes Trainingslager gefahren, das Fachleute "Editor" nennen. Dort verbesserte er seine Endgeschwindigkeit, seinen Antritt, sein Stehvermögen - kurzum alles, was ein Sprinter irgendwie brauchen könnte, um Etappensiege einzufahren. Zu oft hatte er sich in Vorbereitungsrennen mit Plätzen zwischen 20 und 30 zufrieden geben müssen - das sollte bei der Tour anders werden. Nicht ganz fair, nicht ganz fein, aber nötig...

Erik Zabel war auch der erste Magenta-Mann, der die 7,16 Kilometer in Luxemburg in Angriff nahm. Windstille herrschte zu diesem Zeitpunkt noch - das sollte nicht so bleiben - aber dazu später.
Zabel fuhr eine gute Zeit - 9:16 Minuten - eine Zeit, die am Ende für einen hervorragenden 40. Platz reichte - der Windstille sei Dank.

Telekom-Kapitän Jan Ullrich hatte sich für einen Startplatz in der dritten der neun Gruppen entschieden - er wollte vorlegen, die anderen Favoriten in Zugzwang bringen. Aber er hatte gegen kraftraubenden Seitenwind zu kämpfen, der ihm das Scheibenrad auf seiner Hinterachse ein ums andere Mal in den Straßengraben zu drücken drohte.
Und dennoch - Ullrich fuhr eine Zeit, die lange als beste Bestand haben sollte: exakt 9:00 Minuten.

Ein Zeitfahrspezialist nach dem anderen biss sich die Zähne an der Zeit des Rostock-Berlin-Merdingers aus: Gonzalez de Galdeano, Verbrugghe, Jalabert. Alle blieben über der Neun-Minuten-Marke - auch von ihnen mussten viele dem böigen Kantenwind Tribut zollen.

Aber dann, in der vorletzten Startgruppe, legte sich der Sturm plötzlich. Windstille. Und einer nutzte sie. Einer, der längst kein purer Kletterer mehr war, sondern sich immer mehr zum Zeitfahrspezialisten mauserte. Der Kolumbianer Santiago Botero lag schon an der Zwischenzeitnahme bei 6,24 Kilometern drei Sekunden vor Ullrich - und diesen hauchdünnen Vorsprung rettete der Kelme-Fahrer auch ins Ziel.

Jetzt kam nur noch einer. Lance aus Texas. Aber als ob es einen Radsport-Gott gab, der nicht wollte, dass Armstrong bessere Bedingungen hatte als sein Telekom-Herausforderer, frischte der Wind jetzt wieder merklich auf. Mal kam er von vorn, mal von hinten, aber vor allem von der Seite.
Davon unbeirrt schien nur einer zu sein, Lance Armstrong. Wie ein Schweizer Uhrwerk spulte er sein Rennen herunter, immer hauchdünn vor Ullrich - eine Sekunde bei der Zwischenzeit, zwei Sekunden gar im Ziel.

Das gelbe Trikot aber bekam ein anderer, der damit kaum gerechnet hatte. Santiago Botero streifte es sich über und dankte seinen Fans und seiner perfekten Startnummer.
Armstrong sollte am nächsten Tag auf der ersten Etappe immerhin das Bergtrikot tragen, das sich eigentlich auch Botero erobert hatte - bei der Zwischenzeitnahme. Und Jan Ullrich bekam als Drittplatzierter ein Trikot, das er seinem Kollegen Ete eigentlich viel mehr gönnte - das Grüne, "Maillot Vert" genannt.

Aber a propos Ete: Er hatte nur 19 Sekunden Rückstand auf Botero - und auf der ersten Etappe "Rund um Luxemburg" warteten immerhin zwei Sprintwertungen und ein Zielsprint auf ihn. Mit Träumen von Gelb sank Ete am Abend des 6. Juli in den Schlaf...


Die Fakten:

Bild

...
23. Vinokourov
30. Klöden
...
40. Zabel +19s

Fortsetzung folgt

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RobRoe
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Beitrag: # 6247Beitrag RobRoe
21.7.2002 - 1:19

Skandal: Dunkle Schatten über Luxemburg

Die erste Etappe der Tour 2002 wird der Nachwelt noch lange in Erinnerung bleiben. Warum? Die Antwort gibt's am Ende dieses Berichts...

Doch vorher die Schilderung des Etappenverlaufs:

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Eine Etappe für Sprinter - eine Etappe für Ete, so dachte es der Telekom-Sprinter jedenfalls.
Und anfangs schien auch alles wie geplant zu laufen. Etes Kumpel Ulle gewann die erste Mini-Bergwertung, holte sich damit 5 Punkte und schloss in der Bergwertung zum Gelben Kolumbianer Santiago Botero auf.

Schon kurz danach kam Bewegung ins Feld. Aber es waren keine Underdogs, die ihr Glück in der Flucht versuchten. Nein, der große Lance aus Texas war es, der den anderen Favoriten auf den Zahn fühlte. Und viele nahmen die Herausforderung an: Botero, Moreau, Jalabert, Sevilla und so weiter.
Und natürlich merkten auch Ulle und Ete: Hier müssen wir dabei sein. Und so geschah es, dass sich eine 34-köpfige Spitzengruppe bildete - mit fast allem, was Rang und Namen hatte.

Dass diese Gruppe gut laufen würde, war klar - zu stark waren die einzelnen Akteure einfach. Anfangs war es nur eine reichliche Minute, die die Gruppe zwischen sich und das Feld brachte, aber einholen ließ sie sich nicht mehr. Telekom hatte freilich auch kein Interesse daran - Ulle und Ete waren vorn dabei, was sollte also schon passieren.

Ete sicherte sich einen der beiden Prämiensprints und rückte so näher an sein heutiges Ziel heran, das "Maillot Jaune".

Aber etwa 20 Kilometer vor dem Ziel verließen den Supersprinter allmählich die Kräfte. Ständig war er im hinteren Teil der Gruppe platziert - wie übrigens auch Ulle - und vorn setzten sich ein paar Fahrer meterweise ab. Dieses Loch zu stopfen, strengte die hinteren Fahrer der Gruppe an - eine Anstrengung, von der sich Ete bis zur (zu allem Überdruss) leicht ansteigenden Zielgerade nicht mehr erholte.

Und so geschah es, dass allein Ulle in den Sprint um den Tagessieg eingreifen konnte, allein die ersten fünf Fahrer waren schon zu weit enteilt. Millar, Botero, Armstrong, Merckx und der Kelme-Fahrer Gonzalez Jimenez machten den Tagessieg unter sich aus. Und hier beginnt der Skandal.

Alle, wirklich alle Zuschauer hatten gesehen, dass Millar mit etwa einer Viertel Reifenlänge vor Botero gewonnen hatte. Ja, sogar das Zielfoto wies den Schotten als Sieger aus. Nicht aber das Kampfgericht: Der Mann in Gelb, Santiago Botero, wurde zum Sieger der Etappe erklärt - vor David Millar. Eine Entscheidung, deren haarsträubende Fälschlichkeit wir gern anhand des Zielfotos belegen würden, doch gaaaanz zufällig stürzte der Computer des Kampfgerichts ab, noch bevor das Foto der Öffentlichkeit preisgegeben werden konnte.

So sind es nur Augenzeugenberichte, die uns einstimmig sagen, dass der tapfere Schotte David Millar um den Sieg betrogen wurde - und dass, allen Augen zum Hohn, Santiago Botero erneut als Sieger eines Teilstücks geehrt wurde.
Ein Skandal, den diese Tour nicht so schnell vergessen wird.

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Und Ete und Ulle?
Die beiden zuckten nur mit den Schultern angesichts dieser Lächerlichkeit, waren froh, nicht selbst Leidtragende des französisch-kolumbianischen Komplotts zu sein - und sie konzentrierten sich auf die nächste Etappe, die Super-Ete dank einer nicht ansteigenden Zielgerade wohl mehr liegen würde.

Und beide waren ja noch gut dabei im Kampf um Gelb.

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Ulle sollte am nächsten Tag gar das Trikot mit Lance tauschen - die roten Punkte für den Deutschen - das Grüne Ete-Heiligtum für den Texaner.

Noch...

Fortsetzung folgt

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Klaus und Tony
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Beitrag: # 6259Beitrag Klaus und Tony
21.7.2002 - 3:23

Ist das wieder wie in CyM1?

Die ganzen Bergfahrer prügeln sich um Etappensiege und Grünes Trikot?
Verhinder das, Ete!

Wer ist grün und riecht nach Schweiß? ERIK ZAA-AA-BEL!

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RobRoe
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Beitrag: # 6377Beitrag RobRoe
21.7.2002 - 14:51

Klaus und Tony hat geschrieben:Ist das wieder wie in CyM1?

Die ganzen Bergfahrer prügeln sich um Etappensiege und Grünes Trikot?
Verhinder das, Ete!
Es ist eigentlich nur noch ganz selten so. Aber es war halt eine Ausreißergruppe und eine lang ansteigende Zielgerade. Dass Armstrong mitsprintet, ist aber immer noch viel zu oft so. Normalerweise gewinnen aber die Sprinter.

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Davinho
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Beitrag: # 6378Beitrag Davinho
21.7.2002 - 15:01

Wann kommt die nächste Etappe ich kann davon nicht mehr genug haben :D

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RobRoe
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Beitrag: # 6380Beitrag RobRoe
21.7.2002 - 15:03

Vielleicht heute Abend. Mal sehen.

Cooper
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Beitrag: # 6910Beitrag Cooper
23.7.2002 - 0:36

Mach doch bitte weiter RobRoe!!! :)
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Escartin
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Beitrag: # 6935Beitrag Escartin
23.7.2002 - 9:22

Eben. Mach es nicht so spannend. Ich will wissen wie es weitergeht.

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RobRoe
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Beitrag: # 6947Beitrag RobRoe
23.7.2002 - 10:13

Deutschland im Ete-Fieber

Die 2. Etappe der Tour de France begann eigentlich schon Stunden, bevor sie freigegeben wurde.
Denn am Abend des 7. Juli lief ein Mann durchs Telekom-Quartier und führte viele Einzelgespräche. Dieser Mann war Ete Zabel - und er schwor seine Mannschaft auf die Etappe am nächsten Tag ein.
Zielort würde Saarbrücken sein - deutscher Boden, der möglichst einen deutschen Sieger sehen sollte - Ete.

Und so war schnell klar, dass Telekom auf der Etappe keine Ausreißergruppen zulassen würde - die gesamte Mannschaft mit Ausnahme von Etes Kumpel Ulle war darauf abgestellt, ihrem Supersprinter zum Sieg zu verhelfen.

Insgesamt vier Bergwertungen und drei Zwischensprints standen auf dem Programm, in der Reihenfolge ZS-BW-BW-ZS-BW-BW-ZS-Ziel. Und Telekom war inzwischen auf alle Trikots scharf. Ulle durfte bereits in Vertretung des "Gelben" Santiago Botero das Bergtrikot tragen, Ete wollte sein Grünes mit aller Macht erlangen, und beide lagen gut im Rennen ums "Maillot Jaune". Somit deutete sich schon frühzeitig an, dass die Magenta-Farbenen wahrscheinlich auch auf der Strecke schon einiges zeigen würden.

Und so kam es dann tatsächlich. Erik Zabel gewann den ersten Zwischensprint beinahe kampflos, und Jan Ullrich deutete bei der ersten Bergwertung seine Kletter-Qualitäten an - und eroberte jetzt auch ganz formell das Bergtrikot.

Kurz vor der zweiten Bergwertung machte aber ein anderer Magenta-Mann von sich Reden. Kevin Livingston fuhr dem Feld beinahe zufällig und spielerisch leicht auf und davon, holte sich die zweite Bergwertung und war bis kurz vorm zweiten Zwischensprint dem Feld eineinhalb Minuten voraus. Dann drosselte er sein Tempo, weil er merkte, dass ihn das Feld nicht ziehen ließ - und natürlich, weil er mit dafür sorgen wollte, dass Ete in Saarbrücken gewinnt.
Und Ete war es dann auch, der Kevin Livingston kurz vor der Linie des Zwischensprints ein- und überholte und sich damit 6 Punkte sicherte. Dritter bei diesem Sprint wurde übrigens Jens Voigt, der die Situation ausnutzte und nun seinerseits attackierte.

Gegen den Telekom-Express hatte er aber keine Chance. Schon nach wenigen Kilometern war die Flucht des Credit-Agricole-Fahrers wieder beendet. Telekom hatte den Erfolg eines anderen Deutschen vereitelt.

Und so ähnlich ging es weiter - an allen Streckenpunkten, die für eine Attacke geeignet gewesen wären, spannten sich fünf bis sieben Telekom-Fahrer vors Feld und hielten das Tempo gigantisch hoch - keine Chance für Ausreißer!

So ging es in Richtung Ziel. Telekom führte das Feld auf die lange Zielgeraden - jetzt mit etwas gedrosseltem Tempo, denn Erik Zabel musste sich erst durchs Peloton nach vorn kämpfen, um ein gutes Hinterrad zu erwischen. Als das geschehen war, zogen die Magenta-Männer den Sprint an. Sogar Jan Ullrich machte mit, um Ete zu helfen. Und die Taktik schien aufzugehen.
Ete sprintete nach und nach an allen Mannschaftskameraden vorbei und flog unwiderstehlich in Richtung Ziellinie. "Ete, zieh! Ete, zieh!", schallte es von den Tribünen auf der Zielgerade - und fast hätte es gereicht. Fast.

Einer nämlich hatte auch die guten Telekom-Hinterräder genutzt und den Sprint etwas früher als Zabel angezogen. Und dieser Mann hieß George Hincapie. Der Amerikaner lag dadurch immer vor Ete - und der Deutsche konnte den Windschatten des deutlichen Siegers nicht mehr erreichen. Dritter in diesem umkämpften Finish wurde übrigens Bradley McGee.

Ete glaubte nun, er habe wenigstens das Grüne Trikot erobert. Aber da hatte er die Rechnung ohne Lance aus Texas gemacht. Der Überfahrer von US Postal sprintete nämlich ebenfalls um den Sieg mit und wurde Fünfter.

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Erik Zabel sagte kurz nach der Etappe:
"Hincapie war einfach cleverer als ich. Er hat das Hinterrad vom Ulle gehabt, wo ich eigentlich hingehört hätte. Naja, vielleicht klappt's morgen.
Aber was der Armstrong macht, begreife ich einfach nicht. Entweder der hat zu viel Kraft - oder er ist völlig verrückt geworden. Hoffentlich zahlt's ihm Ulle in den Bergen heim."

In der Gesamtwertung liegt weiterhin Santiago Botero an der Spitze. Aber Ete wird schon morgen auf die Jagd nach dem Gelben Trikot gehen. Sein Rückstand ist um einiges geschmolzen und beträgt jetzt nur noch neun Sekunden.

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Verpassen Sie nicht die nächste Folge - wenn es wieder heißt: Der Griff nach dem Gelben ist durchaus erlaubt.

Fortsetzung folgt
Zuletzt geändert von RobRoe am 24.7.2002 - 21:41, insgesamt 1-mal geändert.

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Furi-Kuri
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Beitrag: # 7409Beitrag Furi-Kuri
24.7.2002 - 10:21

richtig schön :)
macht echt spass das zu lesen!
nur eine frage noch: wie zieht man einen sprint an???
hast da ja was von geschrieben...

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RobRoe
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Beitrag: # 7544Beitrag RobRoe
24.7.2002 - 15:24

*public eye* hat geschrieben:nur eine frage noch: wie zieht man einen sprint an???
hast da ja was von geschrieben...
Naja, es ist ein bisschen im übertragenen Sinne gemeint. Ich lasse viele meiner Fahrer von der Spitze sprinten - und Zabel kommt eher aus dem Hauptfeld heraus. Dadurch hat er relativ lange Windschatten.

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RobRoe
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Beitrag: # 7545Beitrag RobRoe
24.7.2002 - 15:29

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So sah es das elsässische Abendblatt.
Andere Zeitungen titelten dagegen "Drei auf einen Streich" oder "Telekom musste den Heimatboden verlassen, um erfolgreich zu sein."

Aber der Reihe nach:
Das Team Telekom hatte auf dieser 3. Etappe von Metz nach Reims ein Hauptziel - Erik Zabel ins Gelbe Trikot des Spitzenreiters zu fahren. Und Ete musste dafür natürlich vor allem selbst hart arbeiten.

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Drei Zwischensprints gab es auf der Etappe - genug Möglichkeiten also, die neun Sekunden Rückstand auf Santiago Botero wettzumachen.

Und Ete legte los wie die Feuerwehr. Weder beim ersten Zwischensprint, noch beim zweiten war er von irgendjemandem zu halten (von einem Kelme-Fahrer natürlich sowieso nicht) - und somit sicherte er sich zweimal sechs Sekunden Zeitgutschrift.
Ete war also schon nach dem zweiten Zwischensprint virtueller Träger des Gelben Trikots.

Jetzt hieß es also für Telekom, das Feld zusammenzuhalten und Ete möglichst sogar noch in eine gute Position für den Zielsprint zu bringen.
Im letzten Drittel der Etappe hagelte es förmlich Attacken. Ein ums andere Mal griffen Fahrer an, die in der Gesamtwertung durchaus gut platziert waren. Aber der Telekom-Express war unerbittlich. Besonders Andreas Klöden und Bobby Julich gingen immer wieder an ihre Schmerzgrenze und fuhren alle Löcher zu.
So auch 15 Kilometer vor dem Ziel, als plötzlich der Mann in Gelb attackierte, weil er seine Felle davonschwimmen sah. Santiago Botero brachte mit einem kraftvollen Antritt schnell einige Meter zwischen sich und das Peloton. Aber wieder war es Andreas Klöden, der mit letzter Kraft die Lücke schließen konnte.

Und so näherte sich das geschlossene Hauptfeld dem Ziel - Telekom immer an der Spitze. Und diesmal wollten sie es besser machen als tags zuvor. Schon zeitig zogen sie den Sprint an.

Erik Zabel war diesmal rechtzeitig in Position gefahren, nutzte den Windschatten seiner Team-Kollegen und ging mit einem kraftvollen Antritt schon sehr zeitig in Führung - viel eher, als es seine Konkurrenten um den Tagessieg erwartet hatten.
FDJeux.com und Credit Agricole versuchten zwar alles, aber am Ende reichte es für Bradley McGee und Baden Cooke nur zu den Plätzen Zwei und Drei. Thor Hushovd, Jens Voigt und Stuart O'Grady mussten sich mit den Rängen Fünf bis Sieben begnügen, Romans Vainstains wurde noch Vierter.

Vorn aber gewann souverän Erik Zabel und feierte damit seinen ersten Etappensieg bei dieser Tour.

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Aber mehr noch: Durch diesen Sieg eroberte er zum Gelben Trikot auch noch sein geliebtes Grünes - und war nur noch glücklich:
"Ich danke meinem Team für diese hervorragende Arbeit. Besonders vor dem schweren Mannschaftszeitfahren morgen war dieser große Einsatz nicht selbstverständlich. Hoffentlich können wir die gute Stimmung im Team morgen nutzen."

Einzig Ulle hatte einen klitzekleinen Rückschlag hinnehmen müssen - der entthronte Spitzenreiter Santiago Botero hatte sich nämlich das Bergtrikot geholt.

Der Stand in der Einzelwertung nach der 3. Etappe:
Bild

Fortsetzung folgt
Zuletzt geändert von RobRoe am 24.7.2002 - 21:44, insgesamt 2-mal geändert.

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Klaus und Tony
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Beitrag: # 7546Beitrag Klaus und Tony
24.7.2002 - 15:49

Spielst Du 1997 nach? :lol:

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Beitrag: # 7547Beitrag RobRoe
24.7.2002 - 15:54

Nein ich spiele 2002 genau so, wie es gelaufen wäre, wenn Ullrich dabei wäre... 8O

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Beitrag: # 7610Beitrag RobRoe
24.7.2002 - 21:46

"The Last Express"

Eine ungewöhnliche Überschrift für eine Etappenschilderung, mag mancher denken. Nicht aber, wenn man an den Telekom-Express denkt, der heute zwar nicht "Last" (also Letzter) wurde, sich aber auch nicht im Vorderfeld platzieren konnte - und wenn man das der Überschrift gleichlautende (ein paar Jahre alte) Computerspiel über einen Mord im Orient-Express in Erinnerung hat.

Der Verfasser dieser Zeilen kennt jenes Spiel jedenfalls (wie seine Forum-Moderatoren-Kollegen Klaus und Tony sicherlich auch noch) und hat noch genau die einprägsam gerufenen Worte des französischen Zug-Schaffners im Ohr, der den nächsten Halt ankündigte: "Epernay! Epernay!"

Nun, genau dieser Ort Epernay war es, in dem der Zug der Tour nun auf die Reise ging - jedes Team auf sich allein gestellt.
Die Geschichte der 4. Etappe an sich ist dann aber schnell erzählt, denn ein Mannschafszeitfahren stand auf dem Programm - und das gehört naturgemäß zu den weniger spannenden Angelegenheiten und ist meist arm an Höhepunkten. So auch dieses.

Das Team ONCE-Eroski musste als eine der ersten Mannschaften ran und legte eine Bestzeit vor, die bis zum Schluss Bestand haben sollte. Einzig US Postal blieb in der Nähe dieser Zeit, verfehlte sie aber am Ende um knappe vier Sekunden.

Das Team Telekom, mit dem Gelben Ete in seinen Reihen, lief nicht so rund wie gewünscht. Einige Fahrer scherten viel zu früh aus der Führungsposition aus - besonders bei Alexander Vinokourov und Jan Ullrich fiel das schmerzlich auf. Und so war es wieder einmal Andreas Klöden, der sich oft und lange vor seine Mannschaft spannte und dafür sorgte, dass wenigstens kein übergroßer Rückstand zur Spitzenzeit entstand.

Am Ende sprang nur Platz 14 für die Magenta-Männer heraus - aber der Rückstand hielt sich in Grenzen: 1:16 Minuten.
Die Folge war freilich, dass Erik Zabel sein Gelbes Trikot verlor, wenngleich nicht unwiderruflich, denn sein Rückstand beträgt nur etwa eine halbe Minute.

Aber wer trägt auf der nächsten Etappe das "Maillot Jaune"? Nun, Lance Armstrong natürlich. Und Erik Zabel hat ja noch sein Grünes.

Alles wie immer also...

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Fortsetzung folgt

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Klaus und Tony
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Beitrag: # 7706Beitrag Klaus und Tony
25.7.2002 - 0:21

PREMIER SERVICE! PREMIER SERVICE!

Warum ist der Thread schon wieder so breit?

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Beitrag: # 7710Beitrag Davinho
25.7.2002 - 0:27

Bei mir ist garnichts breit hier?

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Beitrag: # 7886Beitrag RobRoe
25.7.2002 - 15:14

Klaus und Tony hat geschrieben:PREMIER SERVICE! PREMIER SERVICE!
Hehe, genau! Schönes Spiel, das...

Klaus und Tony hat geschrieben:Warum ist der Thread schon wieder so breit?
Weil meine Gesamtwertungsbilder dummerweise zum Teil zu breit sind. Ich werd's eventuell am Wochenende ändern...

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Beitrag: # 7996Beitrag Cooper
26.7.2002 - 0:42

einfach nur genial RobRoe, die Zeitung etc.
Wenn ich die Screens sehe, möchte ich endlich nen neuen PC!!! :P
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Beitrag: # 8049Beitrag RobRoe
26.7.2002 - 10:50

Der Tag der Sprinter

So viel sei vorweggenommen: Endlich mischten sich in den Sprint des Feldes mal überhaupt keine Fahrer ein, die aufs Gesamtklassement schielen - die reinen Sprinter durften den Sieg unter sich ausmachen.

Die 5. Etappe war auch geradezu prädestiniert für die Männer mit den schnellsten Beinen. Nur einen winzigen Hügel (eine Bergwertung der 4. Kategorie) war zu überfahren, dazu gab es drei Zwischensprints und die lange flache Zielgerade.

Ete hatte vor der Etappe 35 Sekunden Rückstand auf Lance Armstrong. Man muss kein großer Rechenkünstler sein, um herauszufinden, dass es auf dieser Etappe 38 Sekunden Zeitgutschrift gäbe, wenn man alle Zwischensprints und auch die Etappe gewinnt.

Aber Ete war vor dem Start nicht sehr optimistisch in Sachen "Maillot Jaune":
"Der letzte Zwischensprint ist ungefähr 20 Kilometer vor dem Ziel - da werde ich kaum meine Kraft vergeuden - die hebe ich mir lieber für den Schluss auf. Aber ich möchte schon so nahe wie möglich an Lance herankommen."

Die lange flache Etappe war gekennzeichnet von vielen Ausreißversuchen. Klanghafte Namen wie Beloki, Olano, Millar (um nur einige zu nennen) waren unter den Fahrern zu finden, die immer wieder attackierten. Aber Telekom sorgte immer wieder für ein geschlossenes Hauptfeld - eine kraftraubende Angelegenheit, einen Tag nach dem Mannschaftszeitfahren.

Ausreißern war es auch geschuldet, dass Erik Zabel die ersten beiden Zwischensprints nicht gewinnen konnte. Jeweils fehlten ein paar Meter, um die enteilten Olano bzw. Millar noch vor der Linie zu stellen - aber zweimal vier Punkte und vier Sekunden waren ja auch nicht schlecht. Virtuell lag Ete also nur noch 27 Sekunden hinter Armstrong.

Immer wieder musste Telekom das Tempo im Hauptfeld machen, weil es Ausreißer gab. Jan Ullrich hatte keine Chance auf den Gewinn der Bergwertung, strebte aber wohl auch nicht danach. Und auch der letzte Zwischensprint sah kein magenta-farbenes Trikot an der Spitze, die Vorbereitung auf den Zielsprint hatte beim Telekom-Express längst begonnen.

Und die Männer um Klöden und Julich machten ähnlich gute Arbeit wie zwei Tage zuvor. Es sah gut aus für Erik Zabel.

Aber Telekom hatten die Rechnung ohne den Norweger Thor Hushovd gemacht. Zeitig löste der sich nämlich aus dem Windschatten der Magenta-Männer und begann seinen langen kraftraubenden, aber auch kraftvollen Endspurt.
Erik Zabel musste reagieren. Nach und nach flog er an allen Fahrern vorbei und war so zeitig im Wind. Den Rückstand auf Hushovd konnte er zwar um viele Meter verringern, aber einholen konnte er den Credit-Agricole-Fahrer nicht mehr.

Thor Hushovd gewann vor Erik Zabel, Mario Cipollini (der sich zum ersten Mal so weit vorn platzierte), Damien Nazon und Stuart O'Grady. Ein Einlauf wie aus dem Sprinter-Lehrbuch - endlich einmal...

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Erik Zabel bekam weitere 12 Sekunden gutgeschrieben und liegt dadurch nur noch 15 Sekunden hinter Lance Armstrong.
Würde Ete noch einmal ins Gelbe Trikot fahren können? Wir werden es bald erfahren...

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Beitrag: # 8064Beitrag RobRoe
26.7.2002 - 11:13

Der Fluch von Leverkusen?

Automatisch kommt einem diese Assoziation in den Sinn, wenn man das Ergebnis dieser Etappe kennt. Viele wissen wahrscheinlich, worauf es hinauslaufen wird - aber dazu später mehr...

Die 6. Etappe eignete sich hervorragend für Etes Angriff auf das Gelbe Trikot. 15 Sekunden hatte er nur Rückstand auf Lance Armstrong, und es gab an diesem Tag nur zwei kleine Steigungen, aber dafür drei Zwischensprints - und der letzte davon weit genug vom Ziel entfernt, so dass Ete wirklich alle drei in Angriff nehmen konnte, ohne sich um seine Regeneration für den Endspurt sorgen zu müssen.

Die ersten beiden Prämienspurts gewann er deutlich - sein Rückstand auf Lance betrug dadurch virtuell nur noch drei Sekunden.

Doch wieder waren es viele Ausreißversuche, die es Telekom schwer machten, das Feld zusammenzuhalten. Auf Kosten von viel Kraft gelang es aber fürs erste.

Dann kam der dritte Prämienspurt - die Chance für Ete aufs Gelbe Trikot. Und selten zuvor hat man einen derart explosiven Antritt gesehen wie den des Telekom-Sprinters an dieser Stelle. Zabels Vorsprung reichte schon fast für einen Ausreißversuch - aber den riskierte er dann doch nicht.

Ete war nun virtueller Träger des "Maillot Jaune" - noch mehr Grund für seine Team-Kollegen, Ausreißversuche schon im Ansatz zu unterbinden.
Und so entschieden sich die Magenta-Männer, das Tempo über die letzten etwa 30 Kilometer bis kurz vor dem Ziel sehr hoch zu halten. Ein Nebeneffekt dieser Arbeit war es, dass niemand bei der letzten Bergwertung Kraft für einen Antritt hatte, so dass Bobby Julich sich als Führender des Telekom-Express' die fünf Punkte sichern konnte. Auf ähnliche Weise hatte er schon auf Etappen zuvor punkten können. Und das bedeutete, dass er nun der neue Träger des Bergtrikots war - Santiago Botero musste also am nächsten Tag zum ersten Mal seit dem Prolog sein Kelme-Trikot wieder überstreifen...

Bis knapp zehn Kilometer vor dem Ziel legte Telekom ein Höllentempo hin - Asureißversuche gab es keine mehr. Dann drosselten die Männer um Julich, Klöden und Bölts das Tempo etwas, ohne aber die Kontrolle des Feldes zu verlieren. Alles war eigentlich so wie schon so oft zuvor.

Alles? Ja, alles.
Erik Zabel hatte gute Beine, gute Hinterräder und pflügte förmlich durchs Feld. Allerdings zog er den Sprint ziemlich spät an, wodurch es ein heiß umkämpftes Finish mit vielen Fahrern gab.

Und wieder reichte es nur zu Platz Zwei - wie schon so oft in diesem Jahr. Und das ist mit dem "Fluch von Leverkusen" gemeint.
Diesmal war es Bradley McGee, der Ete den Sieg ganz knapp wegschnappte. Dritter in diesem hochgradig spannenden Endspurt wurde Lance Armstrong - unglaublich, aber leider wahr.
Oder wie Jan Schur sagen würde: "Da sprintet der doch tatsächlich mit, der Sack. Das glaub ich nich, nö? Da geh ich in die Asche."

Vierter wurde übrigens ähnlich überraschend Jens Voigt - auch er muss viel Windschatten gehabt haben...

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Was aber unterscheidet Erik Zabel von Bayer Leverkusen? Die Antwort: Ete ist trotz der vielen zweiten Plätze der Beste. In der Gesamtwertung nämlich.

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Und der Vollständigkeit halber (weil Telekom nun alle drei wichtigen Trikots hat) die Stände in der Punkt- und Bergwertung:

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Fortsetzung folgt

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