Auf dem Weg zu den Profis

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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CharlesLoctin
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Auf dem Weg zu den Profis

Beitrag: # 209373Beitrag CharlesLoctin
27.1.2005 - 3:04

Stark angeregt und ich hoffe nicht allzu sehr abgekupfert wirkend an den Bericht Rot Rigos habe ich beschlossen, einmal eine Karriere aus der Sicht eines Verantwortlichen zu schreiben.
Ich selbst in der Rolle eines sportlichen Co-Leiters bzw. Co-Managers.

Dazu benutzte ich die gaaaaanz leicht modifizierte Datenkbank Torbis.

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 209374Beitrag CharlesLoctin
27.1.2005 - 3:05

06. Januar 2004 - Es war einmal...

Es ist unglaublich wie schnell sich manche Dinge entwickeln und wie schnell dabei aus einem Traum fast ein Albtraum werden kann. Aber lassen Sie mich am Anfang beginnen.
Der Anfang...tja, das war wohl mein Onkel, der den Radsport schon immer gelebt und geliebt hat - wahrscheinlich auch einer der Gründe, warum er seine Fahrräder meist länger hatte als seine Freundinnen - ob die auch ins Bett durften, weiß ich nicht, dass zwei seiner sechs Fahrräder aber im Schlafzimmer standen bzw. an der Wand hingen, dürfte ja schon fast genug sagen.
Jedenfalls konnte seine Leidenschaft für diesen Sport wohl nur auf mich abfärben und so war ich seit jungen Jahren großer Fan des Radsports, wenn obgleich seit jeher zu nachlässig, faul und wohl auch untalentiert es selbst in dieser Sportart zu etwas zu bringen.

Aber ich möchte jetzt auch nicht zu weit ausholen. Am Ende der Geschichte - oder besser gesagt am Anfang _dieser_ Geschichte steht die Idee, die ich mit meinen beiden Freunden, Daniel Schwatzinger und Alexander Klein hatte, einen eigenes Rennrad-Profiteam zu gründen. Das mag verrückt klingen, ist es wahrscheinlich sogar, aber man muss auch wissen, dass wir eine ungeheure Euphorie für diesen Plan mitbrachten. Daniel ist mindestens genauso radsportbegeistert wie ich und Alex ist einfach ein unglaubliches Finanz- und Planungsgenie.
Das erste Geld, dass wir dann für unser Vorhaben auftreiben konnten, kam auch prompt aus Schweden, der ursprünglichen Heimat meines Freundes. Aus einer Firma
- Innovation Toys - die er direkt nach dem Studium gegründet hatte, bald darauf aber seine Anteile verkauft hatte, konnte er 300 Tsd. EUR locker machen.
Das war schon mal ein guter Anfang, doch damit nicht genug. Schnell erinnerte er sich an ein paar Freunde seiner Unizeit, die mittlerweile auch ihren eigenen ziemlich gut laufenden Betrieb hatten. Als diese sich schließlich bereit erklärten nochmal 500.000 EUR drauf zu legen und auch Alex' Vater, der eine recht renomierte Künstleragentur betreibt, noch 200.000 EUR Sponsoring drauflegte, hatten wir innerhalb kurzer Zeit 1 Mio. Euro zusammen! Ein Wahnsinn.

Doch es sollte noch doller kommen. Durch einige Zufälle, den richtigen Informanten und jede Menge Glück erfuhren wir, dass der italienische Rennstall Panaria vor dem finanziellen Aus stand, die Sponsoren hatten überraschend bekannt gegeben, die Verträge nicht fortzusetzen.
Wir wussten, wenn wir nun schnell handeln würden, könnten wir uns einen Platz als GS2-Rennstall sichern! Schnell wurden Kontakte mit den Verantwortlichen bei der UCI und dem BDR geknüpft. Die Informationen, die wir dadurch bekamen, waren jedoch erst einmal ziemlich ernüchternd.
Mind. 6 Mio EUR Finanzpolster verlangte man von uns. Wo wir die hernehmen sollten, war uns schleierhaft. Klar, war jedenfalls, dass wir uns diese einmalige Chance auf keinen Fall entgehen lassen wollten, ohne nicht wenigstens alles probiert zu haben.

Ohne Sponsoren konnten wir noch keine Fahrer verpflichten, aber ohne Fahrer nenne zu können, war wohl kein Sponsor bereit soviel Geld in das Projekt zu stecken. Wieder half uns Glück und das strategische Geschick meines schwedischen Freundes.
Zum einen Glück, weil die Fahrer Panarias, die bis eben noch eine Saison in Diensten des italienischen Teams geglaubt hatten, plötzlich quasi auf der Straße saßen ohne Vertrag für die kommende Saison und zu einem Zeitpunkt, wo die meisten Kader in den Profiteams schon vollständig besetzt wahren. Das war unsere Chance, mit der Klausel, den Vertrag abhängig von unserer GS2-Lizenz zu machen, konnten wir einen Großteil des Panaria-Kaders übernehmen, darunter immberhin so
namhafte Leute wie Emanuelle Sella und Ruben Bongiorno.
Das allein war schon ein guter Anfang für unsere Sponsorensuche, aber richtig in Fahrt kam diese erst, durch den taktischen Schachzug Alex', der rasch ein starkes Konzept vorlegte mit dem wir zumindest erst einmal das Interesse der Sponsoren wecken konnten. Jugendförderung vor allem im skandinavischen und deutsch sprachigen Raum, Antidopingkampf und starke Präsenz im mitteleuropäischen Raum sollten unsere Schlagworte sein.

Und dann kam das Wunder! Zwar hatte ich einige Hoffnung hinsichtlich möglicher Sponsorengelder in den Pharmaziekonzern Fresenius gesetzt, zu dem ich seit einigen Jahren recht enge Verbindungen hatte, aber damit hier unseren zukünftigen Hauptsponsor zu finden, hätte ich nicht gerechnet. 2 Mio versprach uns das Unternehmen für das erste Jahr, die neben Deutschland vor allem in Schweden ihre Hauptstandorte haben.
Zwar hatten wir nun erst die Hälfte des von uns verlangten Geldes zusammen, aber mit dieser Nachricht glaubten wir langsam an die Sensation.

Und tatsächlich hatten wir schon Mitte Dezember mit Intersport, dem schwedischen Sportwettenanbieter Expekt sowie dem norwegischen Softwarehaus Opera drei we
itere zahlungskräftige Geldgeber gefunden. Unser Jahresbudget lag jetzt bei 5 Mio und noch hatten wir zwei Wochen Zeit die fehlende Million aufzutreiben.
Zudem hatten wir für den Falle einer GS2-Lizenz mittlerweile auch die Zusagen des Schweden Gustav Larsson und des bei T-Mobile unzufriedenen Torsten Hiekmanns.
Als wir dann noch vor Weihnachten das Magazin Tour für unsere Kampagne gewinnen konnten und jetzt bei 5,3 Mio lagen und wir mit der Allianz kurz vor einer Einigung über die fehlenden 700.000 standen, fing bei uns schon die große Schwärmerei an. Meinen Onkel, der seit Jahren erfolgreich Jugendliche trainierte, hatten wir einen sportlichen Leiter und Chef-Mechaniker (er hat u.a. mehrere Jahre einen Radladen im Schwarzwald besessen) in Personalunion und der Schwede Leif Gravesen hatte als Teamarzt bei uns unterschrieben.

Allein es sollte ganz anders kommen, denn plötzlich und für uns vollkommen unerwartet, ließ die Allianz den Deal platzen und wir standen wenige Tage vor Silvester quasi vor dem Aus. Just in diesem Moment kam mir der Einfall, dass einer guter Freund von mir recht gute Kontakte zum Allianz-Konkurrenten Alte Leipzipger unterhält und so düsten wir aus unserm provisorischen Hauptquartier in Göteborg in Windeseile nach Frankfurt/M. um gleich vor Ort unsere letzte Trumpfkarte zu spielen.
Zu diesem Zeitpunkt war aus dem Traum eigentlich ein Albtraum aus Stress, Hetzerei und Panik geworden. So viel hatten wir erreicht, um jetzt vor dem Nichts zu stehen. So vieler Menschen Vertrauen hatten wir geweckt und sollten sie jetzt enttäuschen müssen, es schien eine ganz bittere Pille zu werden.
Aber Fortuna schien uns hold zu bleiben und wir konnten tatsächlich und buchstäblich im letzten Moment mit der Versicherung einen Deal über 800.000 EUR aushandeln - wir standen bei 6.1 Mio EUR Jahreseinkommen!
Ich glaub, es war das erste Mal meines Lebens, wo ich am Neujahrsmorgen schon um 9 Uhr auf den Beinen war, um endlich die endgültigen Planungen für die Saison beginnen zu können.

Ich kann es noch immer nicht glauben. Wir im Profirennsport! Wir hatten "unser" GS2-Team.

Doch wer geglaubt hatte, dass es jetzt stressfreier werden sollte, der hatte sich mächtig geschnitten. Jetzt galt es noch einige aussichtsreiche Fahrer ins Team zu holen, mit den Sponsoren die letzten Teils zu klären - u.a. den off. Team-Namen - sowie die Trikots und das sonstige Material zu besorgen.
Aber jetzt machte die Arbeit erst so richtig Spaß!
Zuletzt geändert von CharlesLoctin am 4.2.2005 - 15:47, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitrag: # 209437Beitrag T-MobileFan
27.1.2005 - 14:41

Ganz cooler Beginn! Weiter so.

Aber was bisschen nervt ist das:
....Alex', der rasch ein st
arkes Konzept vorlegte...


Das nervt bisschen beim lesen, weil dann ein Wort in 2 Zeilen ist.
Ob wir siegen oder verlieren, wir stehen immer hinter dir!

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 209459Beitrag CharlesLoctin
27.1.2005 - 15:45

Da hast Du natürlich vollkommen recht, ich hatte das aus einem putty kopiert, wo ich das erstmal in einem Editor vorgeschrieben hatte, weil das ein bissl komfortabler ist als hier.

Hab jetzt versucht es zu korrigieren.
"Moi, cette foi, il va gagner le tour!"
Federico Bahamontes, der Adler von Toledo

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Beitrag: # 209466Beitrag Lance Armstrong Fan
27.1.2005 - 16:08

Tolle Einleitung, leider find ich ist sie sehr kurz.
Du hättest z. B. den Trip nach Frankfurt besser beschreiben können (mit Verhandlungen, Konzepten usw.), dann wär die Einleitung noch besser geworden. Trotzdem echt toll weiter so!
Gruß LAF

Sieger: Bayernrundfahrt 08, Lombardeirundfahrt 08, Cyclassics 08
2. Platz: Giro d'Italia 08, E3 Prijs 09, Criterium International 09,
3. Platz: Paris-Roubaix 09, Baskenland 09

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 209470Beitrag CharlesLoctin
27.1.2005 - 16:25

Echt, zu kurz? Ich habe es am Ende absichtlich ein bisschen schneller gemacht, weil ich dachte, hier interessiert es ja die meisten eher wie die eigentliche Saison losgeht und ich fand die Einleitung so schon recht lang - und lange Texte schrecken ja oft ab. ;)

Aber gut, es stimmt natürlich, dass man die Verhandlungen hätte etwas länger und spannender gestalten können.


Heute abend werde ich weiterschreiben, wie das Team dann heißt, die Trikots und last but not least den Kader vorstellen.

Freut mich jedenfalls, dass sich schon mind. zwei Leser gefunden haben. :D

EDIT: Geht es morgen weiter, heute abend hat mich leider eine dringend morgen abzugebende Hausaufgabe verhindert.
Zuletzt geändert von CharlesLoctin am 28.1.2005 - 0:01, insgesamt 1-mal geändert.

Lancelot
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Beitrag: # 209478Beitrag Lancelot
27.1.2005 - 16:46

Das Geheimnis liegt darin die Einleitung auf mehrere Post´s zu verteilen und nicht 3 DIN A4 Seiten auf einmal hier einzustellen. :D
"Lohnt es sich denn?" fragt der Kopf.
"Nein, aber es tut so gut!" antwortet das Herz.

Autor: unbekannt

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Iban_Mayo
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Beitrag: # 209516Beitrag Iban_Mayo
27.1.2005 - 18:08

Also ich finds besser so, denn der Hauptteil ist ja die Saison und nicht die Einleitung, somit finde ich das richtig gut so! :D
Olé Lance ;)

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 209766Beitrag CharlesLoctin
28.1.2005 - 22:08

Die Planung kann beginnen

Bevor wir uns an die weitere Vereinbarungen mit potentiellen Fahrern für unser Team oder in die endgültigen Verhandlungen mit unseren Sponsoren treten konnten, galt es jetzt erst einmal die Kompetenzen auf der Führungsebene abzustecken. Wer sollte und vor allem wer _konnte_ was erledigen und welche Aufgaben gab es überhaupt zu erfüllen, keiner von uns hatte so etwas Großes ja jemals gemacht.
Also stellten wir zunächst eine Liste an Positionen auf, die es zu besetzen galt. Einen Manager und einen Sportlichen Leiter brauchten wir ganz sicher, ebenso einen Trainer, mind. einen Mechaniker, einen Arzt und ein Masseur sollten wir haben.
Die Rolle des Managers stand nicht zur Debatte, Alex war klar der mit dem größten Talent im finanziellen Bereich. Für den Sportlichen Leiter hatten wir ja wie gesagt meinen Onkel Werner Adolph vorgesehen, aber eigentlich hatten wir ja auch irgendwie gedacht, dass er nebenbei noch Mechaniker und Trainer sein sollte. So konnte das natürlich nicht klappen – nicht wenn wir im Profibereich bestehen wollten.
Da von uns anderen keiner Erfahrung mit dem Training von Sportlern hatte und wir auch keinen Fremden diese Arbeit überlassen wollten, entschlossen wir uns dazu Werner zum Trainer zu ernennen und die Rolle des sportlichen Leiters an Daniel abzutreten, der ersten ein hervorragender Rhetoriker war und zudem einen guten Überblick über den Rennkalender und das internationale Fahrerfeld besaß.
Ich selbst sollte ihm dabei assistieren, denn schließlich konnte es durchaus vorkommen, dass wir mit Teilen unseres Teams an zwei verschiedenen Orten gleichzeitig Auftritte hatten.
Auch zwei Mechaniker hatten wir schnell im Bekanntenkreis aufgetrieben. Den alten Freund meines Onkels, der auch schon mit ihm zusammen im Radladen geschraubt hatte, Peter Kirch mit Namen, sowie Kai Müller, der ebenfalls in einem Fahrradgeschäft tätig gewesen ist bis wir ihn in unser Team holten.
Die Rolle des Arztes hatten wir ja ganz klar schon an Leif vergeben. Die Stelle des Masseurs schrieben wir erstmal in mehreren deutschen und schwedischen Zeitungen aus, das hatte noch ein bisschen Zeit.

Jetzt mussten wir uns erstmal darum kümmern, noch ein paar Fahrer in unsere Mannschaft zu holen – wir hatten erst zwölf – und das Sponsoring endgültig klar zu machen.
Während Alex sich mit unseren Geldgebern zusammensetzte, um Sachen wie Namensgebung und Trikotgestaltung zu klären, klapperten Daniel, Werner und ich alle Hersteller für Rahmen, Laufräder und Fahrradhelme ab, um unserem Team schon das nötige Material zu beschaffen.
Schließlich entschieden wir uns für Rahmen von Orbea, Campagnolo Laufräder und Helme von Bell. Für Campagnolo hatte vor allem Werner gestimmt, mit Bell hatte ich sehr gute Erfahrungen gemacht.
Mit dem endgültigen Auftrag für die Rahmen warteten wir noch so lange bis die Teamfarben festgelegt waren.

Gespannt fuhren wir zum Treffen mit Alex, der uns über die Fortschritte bei seinen Verhandlungen informieren wollte.
„Tjoa, unser Kind hat jetzt einen Namen“, ließ er uns zappeln. „Meine Herren, darf Sie herzlich willkommen heißen beim Team FRESENIUS – INTERSPORT!“
Nun, wirklich überraschend war der Name nicht, schließlich stellten Fresenius und Intersport den größten Teil unseres Budgets. Wir hatten uns nur ein wenig gesorgt, ob die Alte Leipziger dabei nicht ein Wörtchen mitreden wollten, aber unter der Bedingung sowohl auf der Hose als auch auf dem Trikotrücken einen gut sichtbaren Platz zu bekommen, hatten die Herren der Versicherung wohl recht rasch zugestimmt.
„Intersport wird die Kleidung nach unseren – also meinen – Vorgaben selbst fertigen, was uns natürlich einen Haufen Kohle spart“, fuhr Alex mit guten Nachrichten fort. „In drei Tagen wollen sie uns ein Probetrikot zur Ansicht schicken, dass wir dann absegnen sollen. Ach, übrigens hab ich Euch schon erzählt, dass ich noch mal mit ein paar Firmen telefoniert habe und tatsächlich noch mal über 100.000 von Samsung und Mercedes Benz locker gemacht habe?“ Alex strahlte und wir beschlossen die guten Nachrichten am Abend erst einmal ordentlich zu begießen.

Am nächsten Tag, leicht verkatert, verhandelten Daniel und ich dann mit unseren Sponsoren darüber, welche Erwartungen sie an unser Team stellten. Indes schaute sich Werner bei den Fahrern in der Szene um, die noch vertragslos waren und die in unser Team passen würden.

Wir einigten uns schließlich auf folgende, für unser Team recht hohe, aber machbare Ziele:
Fresenius wollten sich vor allem in Asien präsentieren, wo sie hofften ein neues Standbein zu finden und verlangten von uns Topp-Platzierungen bei der Japan-Trophy oder gleich zu Beginn der Saison bei der Quatar-Rundfahrt, die Alte Leipziger hatte den spanischen Markt im Auge und verlangte entweder einen Etappensieg bei der Vuelta a Murcia oder eine Topp5-Platzierung beim GP Miguel Indurain. Intersport wollte nur ein Ziel erfüllt haben, aber das hatte sich gewaschen – ein Etappensieg bei der Portugal-Rundfahrt, eine immerhin elftägige Rundfahrt.
Mit den restlichen Sponsoren erzielten wir schließlich noch Einigungen über Platzierungen bei zwei spanischen und zwei französischen Veranstaltungen.

Es würde sicher auch davon abhängen, wen wir noch verpflichten konnten, aber wir konnten mit einem recht passablen Sprinter wie Graeme Brown, einem hoffnungsvollen Rundfahrer wie Sella, Perez Cuapio oder Larsson schon darauf hoffen, diese Ziele zu erreichen, aber in den Schoß fallen würden sie uns nicht.
Zu den vorgeschriebenen Zielen wollten wir natürlich vor allem bei den deutschen Rennen glänzen und neben der Portugalrundfahrt wollten wir uns vor allem die Deutschlandtour als Highlight vormerken. Aber auch Henniger Turm wollten wir was reißen, schließlich waren wir allesamt selbst jahrelang im Taunus gefahren.

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 209773Beitrag CharlesLoctin
28.1.2005 - 22:56

Zwei Tage nach den Verhandlungen traf dann wie erwartet das Paket von Intersport und wir waren zwar nicht überwältigt, aber durchaus zufrieden mit unserem neuen Outfit. Alex, unser patriotischer Manager hatte bei der Farbwahl wohl ein ordentliches Wörtchen mitgeredet:
Bild
Vorderseite
Bild
Rückseite

Die Hosen waren blau mit einem roten Intersport- und Alte-Leipziger-Aufdruck auf den Oberschenkeln und dem Opera-Schriftzug am Steiß.
Wir gaben Intersport unser okay und konnten endlich auch die Rahmen in Auftrag geben.

Kurz darauf rief Werner aus Frankfurt an, bereits vor seinem Abflug nach Frankreich, wo er sich mit einigen Fahrern treffen wollte, hatte er schon die ersten zwei Fahrer für uns gefunden. Zwar standen beide noch ganz am Anfang ihrer Karriere, versprachen aber einiges für die Zukunft und hatten im Jugendbereich imponierende Erfolge vorzuweisen – also genau das, was wir suchten.
Der 18 Jahre alte Timo Hallerbach, war gerade deutscher Meister im Cross-Rennen bei er U20 geworden und der ein Jahr ältere Matthias Muehlhauser hatte sich gar bei den U23-Meisterschaften im Sommer beim Straßenrennen das hessische Meistertrikot gesichert und war im Einzelzeitfahren bei den DM erstaunlicher Zweiter geworden. Hinzu kam, dass die beiden seit Jahren befreundet waren, was der Teamstimmung bestimmt nur gut tun konnte.

In Frankreich lief es dann weniger gut für uns. Unsere Wunschfahrer, der US-Amerikaner Saul Raisin sowie der Franzose Arassus waren zu teuer für uns, immerhin unterschrieb der irische Meister David O’Loughlin für zwei Jahre.

Alex und Daniel fuhren unterdessen zurück nach Göteborg, um sich dort noch mal nach weiteren Skandinaviern für unser Team umzuschauen, Werner wollte sich auf dem deutschen Markt noch ein bisschen umschauen.

Ich organisierte uns inzwischen Teamautos und Lagerräume für die Saison. Schließlich erwarteten wir schon in Kürze unsere Laufräder und die neuen Rahmen sollten auch nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.

Inzwischen war es der zehnte Januar und ich machte mir Gedanken, wann wir wohl endlich richtig in die Saison starten konnten. Die Tour Down Under mochte ich eigentlich gern, aber dafür würden wir definitiv zu spät im Zeitplan liegen, schließlich mussten wir die Jungs ja erstmal in Form bringen.
Immerhin hatte sich Peter, der ja eigentlich Mechaniker sein sollte, darum gekümmert, dass die Jungs täglich ihr Trainingspensum absolvierten. Klar, das waren Profis, aber man weiß ja nie und solange Werner unterwegs war, musste da ja irgendwer ein Auge drauf haben.

Nach drei langen Tagen waren es dann endlich Daniel und Alex, die sich mit einer Erfolgsmeldung. Der Schwede Jonas Holmkvist und der als recht hoffnungsvolles Talent geltende Finne Jukka Vastaranta waren jetzt in unserem Team. Wenn Werner wirklich noch einen deutschen Fahrer finden konnte, hätten wir damit 18 Fahrer. Damit könnten wir die Saison dann schon in Angriff nehmen.

Es vergingen allerdings erst einmal zwei Tage, in denen ich nichts von Werner hörte und ich mich selbst erstmal so bei ein paar erfahrenen Radsportbeobachtern umhörte, was sie so von unseren bisherigen Fahrern hielten. Vor allem von Muehlhauser erwarteten sie wohl sehr viel, aber auch sonst hörte ich viele positive Stimmen zu unserem Team, nur Davis, meinten sie, der würde es wohl kaum zu was bringen.
„Hmm“, dachte ich, „wer war eigentlich unser Kapitän?“ Darüber hatten wir noch gar nicht gesprochen und ich mir, um ehrlich zu sein, bisher noch gar keine Gedanken gemacht.
Da ich davon ausging, dass der Fahrer, den Werner noch auftreiben würde, nicht unbedingt ein echter Siegfahrer oder zumindest noch zu jung für eine Kapitänsrolle sein würde, ging ich im Kopf also unseren Kader durch und eigentlich kam nur einer in Frage: Emanuele Sella. Er hatte wohl auch die besten Chancen für einen Platz in der Gesamtwertung, auch wenn er im Zeitfahren wohl noch einiges aufzuholen hatte. Zwar hatte er noch keinen Profisieg herausgefahren, aber mit 23 hielt ich für alt genug für den Job und war überzeugt, dass er auch bereit war die Verantwortung zu übernehmen.
Ich beschloss ihn am nächsten Tag mal im Training in der Wetterau zu besuchen und mit ihm darüber zu sprechen.
Daniel war inzwischen auch wieder in Bad Homburg und plante unsere Teampräsentation, die für den 19. Januar im Forum des Fresenius-Hauptsitzes angesetzt war.

Dann kam endlich grünes Licht aus Düsseldorf, wo Werner den Neo-Profi Linus Gerdemann zum Wechsel von Winfix zu uns überreden konnte. Das war eine großartige Neuigkeit, schließlich galt Gerdemann als _das_ Nachwuchstalent in Deutschland schlechthin – perfekt für unsere Ziele.
Jetzt konnten wir auch endlich das Trainingslager planen. Nach Absprache buchte ich für unsere 18 Fahrer, Werner sowie den inzwischen engagierten Masseur Lodmund Jensen (auch Schwede) zehn Tage in einem Hotel im südfranzösischen La Londe, das erschien recht günstig und dennoch gute Trainingsbedingungen zu bieten.

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Beitrag: # 209783Beitrag CharlesLoctin
29.1.2005 - 0:13

Bild

Bad Homburg, 18. Januar 2004 Gestern herrschte eine ungewohnte Atmosphäre in der Firmenzentrale des Pharmakonzerns Fresenius.
Unlängst hatte man dort bekannt gegeben dieses Jahr in das Geschäft des Profi-Radsports investieren zu wollen. Zusammen mit dem Sportartikel-Händler Intersport sowie einigen anderen Sponsoren (u. a. dem Oberurseler Versicherungsunternehmen Alte Leipziger) hatte man im Dezember in einem Geniestreich zusammen mit den jungen Unternehmern Alexander Klein, Daniel Schwatzinger und Oliver Huhn ein GS2-Team angemeldet.
Das mit einem Jahresbudget von über sechs Mio. Euro ausgestattete Team profitierte dabei vom Ausstieg des Sponsors Panaria aus dem Radsportgeschäft aus dessen ehemaliger Mannschaft sogar noch viele Fahrer übernommen werden konnten.
Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo sich das junge Team, das ganz auf unverbrauchte Talente vor allem aus Deutschland und Skandinavien setzen will, der Öffentlichkeit vorstellen sollte.
Gespanntes Wispern lief durch die Reihen der anwesenden Journalisten und Freseniusmitarbeiter, die der Präsentation entgegenfieberten. Auch wenn einige Namen schon fest standen und bei vielen anderen zumindest Gerüchte im Umlauf waren, kannte keiner den genauen Kader.

Pünktlich um 11 Uhr betrat dann der Sportliche Leiter Schwatzinger das Podest und ließ nach kurzer Einleitung die Fahrer vortreten.
Da waren zunächst die beiden argentinischen Sprinter Bongiorno und Borrajo, dann betraten die beiden Australier Brett Lancaster sowie Scott Davis die Bühne.
Danach wurde die slowenische Nachwuchshoffnung Kristjan Fajt vorgestellt, gefolgt vom Iren O’Loughlin. Die zwei Italiener Claudio Bartoli (nicht zu verwechseln mit seinem älteren Cousin Michele) und Fabio Gilioli, der junge Finne Vastaranta und der Schwede Holmkvist bilden dann den Abschluss des Rumpfkaders.
Jetzt sind die deutschen Fahrer an der Reihe. Zunächst stellt man die jungen, erfolgversprechenden Hessen Hallerbach und Muehlhauser vor, dann den endlich zu den Profis gewechselten U23-„Star“ Linus Gerdemann und zum Abschluss tritt der ehemalige T-Mobile-Fahrer Torsten Hiekmann, der letztes Jahr immerhin den Sieg beim Grand Prix Schwarzwald und zuvor einen dritten Platz bei der Hessen-Rundfahrt sowie einen Junioren-Zeitfahr-WM-Titel zu seinen Erfolgen zählen kann.
Endlich ruft Schwatzinger die Fahrer auf die Bühne, die dem Team, den sportlichen Erfolg bringen sollen.
Hier macht der Ukrainer Serhiy Matveyev den Anfang, der vor allem im Zeitfahren für gute Platzierungen sorgen soll. Ihm folgt der Mexikaner J. A. Perez Cupaio, der am Berg schon beim Giro 2002 auf sich aufmerksam machte. Als vorletzter tritt nun der Schwede Gustav Larsson auf, der auf Rundfahrten Schlagzeilen machen soll.
Endlich stellt sich dann auch der Kapitän des jungen Teams vor, es ist der auch erst 23-jährige Emanuele Sella. Auf dessen großen Durchbruch in dieser Saison hofft man in der Teamleitung.

Ob er für diese verantwortungsvolle Rolle schon die nötige Reife und Erfahrung mitbringt, erscheint fraglich. Gerade in einem so jungen Team – Durchschnittsalter liegt unter 23! – mit Fahrern aus insgesamt zehn verschiedenen Ländern wäre ein gestandener Profi vielleicht sinnvoller gewesen, aber ob wir mit dieser Einschätzung richtig liegen, wird erst die Saison weisen.

Den Auftakt wird das Team in knapp zwei Wochen bei der Tour du Quatar geben. Schon dort will man in guter Form antreten und hat einen guten Platz in der Gesamtwertung im Visier, gab Schwatzinger bekannt. Wer die Fahrer dort sein werden, stehe aber noch nicht fest. Ab morgen fahre man erst einmal bis Ende des Monats ins Trainingslager nach Frankreich bevor man direkt nach Asien durchstarte.

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 210072Beitrag CharlesLoctin
30.1.2005 - 1:19

Unser Start in die Saison

Während Werner und Lodmund mit unseren Jungs in Frankreich trainierten, flogen Daniel und ich schon am 25ten nach Quatar, um uns schon einmal mit der Umgebung und der Strecke vertraut zu machen, ein Teamfahrzeug zu organisieren – der Transport unserer eigenen Autos wäre zu teuer gekommen, da waren die Fahrräder schon teuer genug – und überhaupt alles klar zu machen für die Ankuft unseres Teams die für den 30. Januar geplant war.

Telefonate mit Werner hatten inzwischen ergeben, dass das sich das anfangs noch etwas „verklemmte“ Klima in der Mannschaft durch das tägliche Training nun langsam begann lockerer zu werden. Die Panaria-Leute kannten sich ja sowieso schon länger und kamen gut miteinander klar, zwischen unseren deutschen Fahrern gab es auch keine Probleme und auch die beiden Schweden und der Ire hatten keine Schwierigkeiten sich zu integrieren. Sorgen machten da vor allem Fajt und Vastarante, die beide noch sehr jung und ohne Landsmänner in ihrem ersten Profiteam quasi ins kalte Wasser geworfen wurden.

Wir beschlossen für den 31. 01. eine kleine Feier – in anbetracht der bevorstehenden Rundfahrt natürlich im ruhigeren Rahmen – mit der Mannschaft zu organisieren. Alex würde dann auch in Quatar eingetroffen sein und hatte Geburtstag, Grund genug zum Feiern.

Als die Mannschaft dann endlich in Doha eintraf, zeigte sich, dass auch Vastaranta, der sich vor allem an seine Altersgenossen Hallerbach und Muehlhauser hielt und auch Fajit, der in Matveyev so etwas wie eine Vaterfigur gefunden hatte, schon etwas aufgeschlossener geworden waren.
Die Feier brachte den erwarteten Erfolg und auch die Grüppchenbildung in der Mannschaft schien ein bisschen aufzuweichen.

Am nächsten Tag setzten Daniel und ich uns dann mit Werner zusammen, um uns über die Form und die wahren Stärken und Schwächen unseres Kaders zu informieren. Die Form schien bei den meisten ziemlich gut, lediglich Brown, den wir eigentlich für die Murcia-Rundfahrt in einem Monat vorgesehen hatten, brauchte wohl noch ein paar Rennkilometer um wirklich fit zu werden.
Wir beschlossen ihn, neben den sowieso gesetzten Argentiniern Bongiorno und Borrajo als dritten Sprinter ins Rennen zu schicken. Daneben ließen wir Davis, Bartoli, Vastaranta, Fajt und Holmkvist auf die Starterliste setzen.

Da wir laut Sponsorenvorgaben irgendwie in die Top5 dieser Rundfahrt, die aus weitestgehend flachen und relativ kurzen Etappen bestand, kommen mussten, hieß unsere Taktik entweder einen Ausreißer durchbringen oder bei den Sprints immer so viele Jungs wie möglich vorne zu haben. Wer dabei für wen anziehen sollte, wollten wir der Tagesform überlassen.

Nachdem wir am Morgen den acht Fahrern unsere Wahl mitgeteilt hatten, gaben wir dem Rest der Mannschaft zwei Tage frei bevor sie mit dem Flieger nach San Vincenzo reisen sollten, um sich da für den Grand Prix des Côtes Etrusque vorzubereiten. Alex würde sie begleiten und Peter schon dort warten, um das Training zu überwachen.

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Beitrag: # 210074Beitrag CharlesLoctin
30.1.2005 - 1:21

Tour du Quatar – Erste Etappe

Dann war es endlich soweit, der große Tag! Unser erstes Rennen sollte beginnen.

Südlich von Doha startete das Rennen planmäßig erst um halb zwei, doch Daniel und ich waren schon aufgeregt seit früh morgens im Startbereich rumgewuselt, bevor wir dann kurz nach Ende der Neutralisationsphase unseren Teamwagen, der sich weit hinten befand, bestiegen. Für Fluchtversuche hatten wir heute Vastaranta und Holmkvist bestimmt. Funkkontakt hatten wir zu Bongiorno und Brown.

Bald hörten wir über den Tourfunk, dass der Italiener Marco Gili von Vini Caldirola einen Ausreißversuch gestartet habe und nur ein Fahrer von Fresenius nachgesetzt hätte. Sofort fragten wir bei Brown nach, wer es war und er bestätigte unseren Verdacht, dass es Vastaranta sei.

Leider waren die beiden zu schwach, dem Feld bis ins Ziel zu widerstehen. Schlimmer noch, bereits rund 25km vor dem Ziel wurden sie gestellt, immerhin hatte Vastarante beide Bergwertungen gewonnen. Allerdings war er jetzt so platt, dass er bis ins Ziel über sieben Minuten verlieren sollte, Gili ging es allerdings auch nicht besser.

Ca. 10km vor der Ziellinie zeigte sich dann die Unerfahrenheit unserer Fahrer. Holmkvist hatte kurz nicht aufgepasst und sich nur auf das Hinterrad Garridos konzentriert und fand sich auf einmal ein paar hundert Meter hinter dem Feld, dass die beiden beim Wahnsinnstempo das dort mittlerweile herrschte nicht mehr einholen konnten.

Auch der Rest unserer Fahrer war größtenteils am Limit, an Führungsarbeit war kaum zu denken, immerhin konnten sich unsere drei Sprinter recht weit vorne postieren.
Wir gaben Brown die Anweisung auf eigene Kappe zu sprinten, während Borrajo für den etwas erfahreneren Bongiorno anziehen sollte.

Das klappte dann wohl auch wider Erwarten ganz gut, zwar schaffte Brown, der wohl eindeutig noch nicht in Form war, keine Punkterang mehr, landete aber immerhin in den Top20 und Borrajo leistete dafür eine umso bessere Arbeit und landete zum Schluss sogar auf einem exzellenten siebten Rang, nur zwei Plätze hinter seinem Leader Bongiorno.

Gewonnen hat der junge Franzose Dumoulin vor seinem Landsmann Chavanel. Dritter wurde der Spanier Ventoso.

Wir konnten mit dem ersten Tag eigentlich recht zufrieden sein, war unser Fazit.

Tour du Quatar – Zweite Etappe

Sollte die Etappe heute auch nur ähnlich wie die gestrige verlaufen, sollten wir hochzufrieden sein, allerdings war das Profil deutlich welliger und unsere Fahrer schienen schon nach einer Etappe nicht mehr die frischesten.
Man muss allerdings dazu sagen, dass das Wetter hier in Quatar wirklich ein wahrer Klimaschock für uns war. Während wir in der Heimat noch wegen Schnellfall und Glatteis so manche Trainingslektion auf die Rolle hatten verlegen müssen, herrschten hier Temperaturen um die 40°C!

Dennoch wollten wir wieder einen Ausreißer mitschicken, falls eine Fluchtgruppe ging. Wer die besten Beine habe, solle sich einfach dranhängen.

Als dann wir dann über Tourfunk erfuhren, dass eine achtköpfige Gruppe sich gelöst habe, hofften wir inständig, dass einer gute Beine haben möge, denn bei so einer großen Gruppe, war ein Durchkommen recht wahrscheinlich.

Wir hatten Glück, Holmkvist wollte seinen Patzer von gestern wettmachen und hatte sich in die Gruppe gemogelt.
Doch trotz der günstigen Konstellation, kam kein wirklich komfortabler Vorsprung zustande und es war klar, dass die Gruppe wohl gefasst würde.

Noch mehr Sorgen machte uns allerdings der Zustand unserer Fahrer. Bongiorno teilte uns mit, dass er heute nicht der frischeste sei und daher für Borrajo anziehen wolle. Brown ging es wohl auch nicht besonders und Davis und Bartoli waren schon 35km vor dem Ziel am Ende.

Zehn Kilometer später mussten sie dann reißen lassen und kassierten einige Minuten aufs Peloton. Auch die Gruppe mit Jonas war inzwischen gestellt und jetzt musste er wie Vastaranta gestern bezahlen.

Immerhin der Sprint verlief dann besser als befürchtet. Brown konnte zwar erneut nur Rang 18 holen, aber Bongiorno zog Borrajo am Hinterrad gut nach vorne, so dass der 23-jährige heute den vierten Platz holen konnte. Geschlagen nur von Dumoulin, Halgand und Ventoso. Bongiorno erreichte immerhin noch einen achtbaren zehnten Rang.
Die beiden Argentinier konnten ohne Zweifel gut miteinander.

Auch in der Gesamtwertung sah es gar nicht so schlecht für uns aus. Alejandro (Borrajo) und Ruben (Bongiorno) lagen auf Platz 6 und 7 und mit Brown und dem heute erstaunlich starken Fajt hatten wir noch zwei weitere Fahrer die zeitgleich lagen.

Fast noch schöner war, dass Vastaranta, der gestern das Bergtrikot erobert hatte auch morgen noch mal damit starten konnte und wir fast unglaublich in der Teamwertung in Front lagen!

Tour du Quatar – Dritte Etappe

Heute liegen 206km bei schon wieder fast 40°C vor unseren Fahrern – immerhin schön flach. Bei Ausreißversuchen können sie heute ruhig mal sitzen bleiben, haben wir angeordnet. Wir müssen mit den Kräften haushalten bei den Temperaturen.

Andere Teams schienen da ähnlich zu denken und so bleibt das Feld zusammen, während sich unsere Jungs vornehmlich im hinteren Drittel aufhalten. Nur zum ersten Zwischensprint schick ich unsere drei Spurter dann mal nach vorne und es gelingt uns tatsächlich ein Dreifach-Coup, Daniel und ich klatschen vor Freude begeistert in die Hände.
Der erfahrene Brown hatte heute mal Borrajo an sein Hinterrad gelotst und sich selbst hinter Ventoso postiert. Bongiorno kam in den Windschatten Grigolis und so hieß es an der Wertung dann Brown, Bongiorno und Borrajo – das könnten noch wichtige Zeitgutschriften werden!

Jetzt kam dann doch mal Bewegung ins Feld. Der Italiener Gerosa setzte sich direkt nach dem Sprint ab, aber keiner schien die Lust zu haben, mit ihm auf die restlichen 150km zu gehen.
Andererseits wollte man den Flüchtling aber auch nicht davon kommen lassen und so ließ man im Feld den Vorsprung bei ca. 2’30“ einpendeln.
Eine ganze Weile passierte dann recht wenig außer, dass sich Jukka Vastaranta bei der einzigen kleinen Bergwertung des Tages die drei Punkte für den zweiten Platz holte.

Kurz vor der nächsten Zwischenwertung, machte sich dann Gerolsteiner-Fahrer Serpellini auf die Verfolgung seines Landsmannes. Dies rief dann aber die Teams AG2R, Credit Agricole und Quick Step auf den Plan, die sich an die Spitze spannten, um den Abstand erfolgreich schmelzen zu lassen.
Unsere Leute pendelten nach wie vor zwischen dem Ende und der Mitte des Feldes, erschienen aber alle noch recht frisch.

50km vor dem Ziel wurde dann auch Serpellini gestellt und man konnte sich langsam auf einen Massensprint einrichten.
Wir blickten dem gelassen entgegen, hatten bisher keinen Meter im Wind stehen müssen und zudem schon beim ersten Zwischensprint gezeigt, dass die Jungs in Form waren.

Beim letzten Zwischensprint wollten wir es dann noch mal wissen. Wieder zog Brown den Spurt an, dahinter Bongiorno und an drei Borrajo – wieder schafften wir das Tripel, diesmal Bongiorno vor Borrajo und Brown. Jetzt konnten wir nur hoffen, dass die Jungs auch am Ende der Etappe noch genügend Kraft hätten.

Schon zeigten wieder die ersten Fahrer Probleme und so fielen u.a. Putsep und Serpellini aus dem Feld. Davis und Bartoli konnten sich heute mit Müh und Not im Feld halten.

Als es dann in die entscheidende Phase ging, sah es gar nicht gut für uns aus. Sowohl Brown als auch die beiden Argentinier hatten sich aus Angst zu früh im Wind zu stehen, zu spät nach vorne begeben und mussten sich erst frei fahren als vorne schon die Post abging.
Doch wieder war es das Doppel Borrajo-Bongiorno, das glänzte und dabei noch Brown mitzogen. Schließlich brauchte sich Bongiorno nur noch aus dem Windschatten Alejandros lösen und sich ans Hinterrad Ventosos zu hägen. Auch wenn er weder den Spanier noch Chavanel noch schlagen konnte, gelang ihm doch ein hervorragender dritter Platz, der ihm zusammen mit den unterwegs gesammelten Bonifikationen auch in der Gesamtwertung auf diesen Platz katalpultierte. Aber auch die Plätze 7 und 8 Brown und Borrajos, die jetzt in dieser Reihenfolge im Gesamtklassement 6 und 7 waren, beeindruckten.
Bild

Vastaranta konnte sein Bergtrikot und wir unsere Teamführung beinahe mühelos verteidigen.

Ich muss sagen, das ließ sich gar nicht schlecht an.

Tour du Quatar – Vierte Etappe

Die vorletzte Etappe im arabischen Staat sollte etwas kürzer werden als gestern, aber ähnlich flach sein.
Brown, Borrajo und Bartoli kamen vor der Etappe zu uns und erklärten, dass wir heute nichs Großes von ihnen erwarten sollten, sie wären kurz vorm Limit. „Klar, seht zu, dass Ihr einigermaßen passabel ins Ziel kommt und gebt das, was Ihr könnt, aber versucht Euch nicht gleich beim ersten Rennen der Saison vollkommen auszupumpen“, gaben wir ihnen quasi grünes Licht zum Beine hochlegen.

Immerhin war es heute bewölkt und nur 30°C, dafür aber umso schwüler.
Als dann nach ca. 35km drei Mann gingen, versuchte Jonas (Holmkvist) hinterher zu sprinten, war aber zu spät dran und ließ sich gemächlich rollend wieder ins Feld fallen.
Wir wussten nicht so recht, wie wir nun reagieren sollten. Zum Nachführen hatten wir kaum Kräfte frei, aber wir wollten Bongiornos dritten Platz unbedingt verteidigen.
Zunächst waren aber noch über 100km zu fahren und da waren die drei Minuten Rückstand noch nicht die Welt und dann hofften wir noch auf die Teams von Dumoulin und Ventoso AG2R und Saunier Duval.

Unsere Rechnung schien aufzugehen, denn wieder übernahmen AG2R, Quick Step und Credit Agricole die Kontrolle und stellten die drei Ausreißer bei Kilometer 88, während sich unsere Jungs mal wieder am Feldende ausruhen konnten.

Doch schon kurze Zeit später versuchte es erneut eine Gruppe um Gerolsteiner-Zeitfahrspezialist Rich sowie Altmeister Zülle. Aber auch hier brauchten wir uns keine Sorgen zu machen, denn einen richtig ernstzunehmenden Vorsprung fuhr die Gruppe nie raus.

Als dann aber 12km vor Etappenende die Gruppe gegen unsere Erwartungen noch immer mit einer knappen Minute vorne war, befahl ich allen, die noch konnten, sich vorne einzureihen und Tempo zu bolzen was nur ging – ausgenommen natürlich die drei Sprinter.
Bartoli konnte schlicht und ergreifend nicht, aber die anderen vier machten ihre Sache hervorragend, besonders Fajt, Holmkvist und Vastaranta gefielen mir einmal mehr bei dieser Rundfahrt.

Der Sprint selbst sollte dann noch grandioser werden als gestern. Ventoso und Dumoulin hatten sich einklemmen lassen und so waren nur noch Grigoli und Chavanel als ernstzunehmende Gegner vorne. Brown erwischte einmal mehr das richtige Hinterrad und zog mit Borrajo am Hinterrad vorbei an Grigoli. Bongiorno hatte sich etwas abdrängen lassen, bekam aber immerhin noch etwas Hilfe von Vastaranta, kam aber zum Schluss nicht mehr ganz an Brown heran.

So lautete das fantastische Resultat des Tages: Chavanel, Bongiorno, Brown, Borrajo – unsere drei Sprintasse hatten jetzt schon erheblich mehr Stiche gemacht als ihnen zugetraut hätte. Unser erstes Saisonziel lag zum Greifen nah, denn Bongiorno war nun mit nur zehn Sekunden Abstand auf Dumoulin Gesamtzweiter und Brown hatte sich auch in die Top5 geschoben. Eine nahezu perfekte Ausgangslage für die Schlussetappe.

Nachdem wir, wie jeden Tag allen Fahrern persönlich gratuliert hatten oder sie über ein paar Schwächen getröstet hatten, legten wir noch am Abend die Taktik für den nächsten Tag fest. Sobald irgendeine Ausreißergruppe gehen sollte, musste Brown dabei sein und einfach „lutschen“. Wenn die Gruppe dennoch klappte, hatten wir einen guten Sprinter dabei, ansonsten sollte Bongiorno keine Probleme haben, seine Position zu verteidigen.

Tour du Quatar – Fünfte und letzte Etappe

Unsere Taktik schien aufzugehen. Ziemlich früh ging eine erste kleine Gruppe und Graeme hängte sich wie besprochen rein. Sowie die drei anderen sahen, dass sie mit Brown nicht nur einen hatten, der sie vermutlich zum Schluss aussprinten und der noch dazu keine Führungsarbeit leisten würde, nahmen sie die Beine hoch und wurden schnell wieder geschluckt.
Wenig später versuchte es ein Belgier allein. Graeme war schon drauf wieder hinterherzustiefeln als wir im über Funk bescheid sagten: „Lass ihn! Allein kommt der eh nicht durch.“ Also ließ sich unser Aussie wieder ins Feld fallen, blieb aber wachsam vorne.

Wenig später hörten wir ihn erneut über die Sprechanlage: „Ich bin ziemlich fertig und weiß nicht, ob ich beim nächsten Angriff noch mitgehen kann.“
Okay, wir hatten keine Wahl, er sollte sich zurückfallen lassen und als Aufpasser schickten wir stattdessen Fajt nach vorne.

Tatsächlich sollte er auch noch seine Bewährungsprobe bekommen, denn als eine kleine Gruppe angriff, war auch Bayarri dabei und der lag nur knapp 30 Sekunden hinter Bongiorno als versuchte Fajt sich dranzuhängen, aber Bayarri schüttelte alle ab und so machte sich Fajt mit Serpellini auf die Verfolgung.
20km vor dem Ziel hatte das Feld aber die Kontrolle unter der Führung Quick Steps wiedererlangt und holte alle drei.

Im Sprint mussten wir heute auf Graeme Brown verzichten, der gute Junge war schlicht und ergreifend platt.
Ohne Brown schienen auch Bongiorno und Borrajo schlechter organisiert als gewohnt zumal auch von den anderen Sprintern lange nichts zu sehen war. Einzig Grigoli sprintete von der Spitze weg. Gott-sei-Dank schafften es unsere beiden Jungs noch an sein Hinterrad zu kommen und hatten dann leichtes Spiel vorbeizuziehen, doch die Zielgerade war noch lang und von hinten kamen jetzt Ventoso, Strazzer, Chavanel und Nazon auf.
Schon flog Ventoso an Borrajo vorbei, aber noch war Bongiorno vorne. Dann der Tigersprung…Fotofinish!

Leider stellte sich heraus, dass Ventoso uns um Zentimeter am ersten Saisonsieg gehindert hatte – sowohl Tagessieg als auch Gesamtwertung gingen an den Spanier, wir konnten uns immerhin über eine unerwartet starke Mannschaftsleistung, einen zweiten Platz in der Gesamteinzel- und -teamwertung, sowie die Trikots für den besten Bergfahrer – wobei von Bergen in Quatar wirklich keine Rede gewesen sein konnte – und den besten Sprinter – zumindest das konnte Bongiorno mit nach Hause nehmen - riesig freuen.
Ein Blick auf die Ergebnisliste zeigte das Wunder:
1. Francisco Ventoso (Saunier Duval)
2. Ruben Bongiorno (Fresenius – Intersport)
3. Samuel Dumoulin (AG2R)
4. Graeme Brown (Fresenius – Intersport)
5. Alejandro Borrajo (Fresenius – Intersport)
…
16. Kristjan Fajt (Fresenius – Intersport)

Das erste Saisonziel nicht nur erfüllt, sondern quasi über-erfüllt. Wir versprachen dem Team eine dicke Party für den Abend, aber außer Jonas verschwanden alle ziemlich groggy früh ins Bett.

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 210173Beitrag CharlesLoctin
30.1.2005 - 16:09

Auf und ab
Zuhause in Bad Homburg dann allerdings erstmal schlechte Nachrichten. Unser künftiger Superstar Gerdemann hat sich bei einer Abfahrt im Training das Handgelenk gebrochen und musste vermutlich bis mind. Ende Februar pausieren – dabei sollte er eigentlich in einer Woche bei der Ruta del Sol an den Start gehen.

Bevor wir uns jedoch Gedanken um den Ersatzmann machen konnten, mussten wir ja in Italien antreten. Ich flog zusammen mit Jonas zu denen, die bereits dort warteten, während Daniel zusammen mit dem Rest unserer Quatar-Truppe noch einige Tage leichtes Training in Deutschland absolvierte als Vorbereitung auf die schwere Ruta del Sol.

Für die Etruskerrundfahrt nominierte ich dann neben Jonas, der als einziger der Quatar-Gruppe noch den Eindruck machte, das verkraften zu können, Fabio Gilioli, Matthias Muehlhauser, Brett Lancaster, Timo Hallerbach und David O’Loughlin, wobei zumindest von letzteren nicht allzu viel zu erwarten war, das sie eigtl. noch mitten im Formaufbau befanden.
Einen richtigen Sprinter haben wir auch nicht dabei, aber zumindest bin ich gespannt, wie sich die mir noch relativ unbekannten Fahrer so verkaufen werden.

Schon kurz nach dem Start – hier herrschten im Vergleich zum brütend heißen Quatar mit 13°C relativ kühle Verhältnisse – lösten sich grüppchenweise mehrere Fahrer bis eine Gruppe mit neun Fahrern stand, wir hatten leider niemanden dabei, aber auch Domina Vacanze erging es nicht besser und so überließen wir die Führungsarbeit den Italienern.

Dann kam der erste Anstieg des Tages. Auf ca. 6km mussten 600 Höhenmeter genommen werden, ein ganz schöner Brocken und prompt bekam Brett Lancaster Probleme, konnte aber auf der Abfahrt wieder Anschluss finden.

Der zweite Anstieg war zwar länger, aber dafür viel weniger steil und so kam Brett diesmal zunächst weniger Probleme. Allerdings hatten mitten im Anstieg wieder zwei Fahrer attackiert und wir erneut nicht dabei.
Doch dann passierte es kurz vor dem Gipfel. Das Feld riss auseinander und auf einmal hatten wir nur noch Gilioli und O’Loughlin in der großen Gruppe, dahinter versuchten unter anderem Hallerbach, Holmkvist, und Muehlhauser den Anschluss wieder herzustellen, noch eine Gruppe dahinter dann fuhr Brett.

Zu unserem Glück, war in der zweiten Gruppe fast die komplette Lampre-Equipe vertreten, die es in gemeinschaftlicher Anstrengung schaffte kurz nach der Abfahrt wieder Anschluss an das Feld zu finden.
Davor lag mit gut drei Minuten Vorsprung eine Elfergruppe, hinter dem Feld eine sechsköpfige Gruppe in der auch Brett war.

Ca. 40km vor dem Ziel ging es dann in den letzten Berg. an der Rennsituation hatte sich wenige getan, die Ausreißer hatten eine Minute im Flachland verloren, dafür lagen die Fahrer um Brett jetzt über vier Minuten hinter dem Peloton.

Nach dem Anstieg hatte die Gruppe vorne sich mehrfach geteilt. Auch im Feld mussten einige Fahrer reißen lassen, aber sowohl Matthias Muehlhauser als auch Jonas Holmkvist lagen mit einer Gruppe nur knapp hinter dem Feld, die anderen drei hatten das Feld halten können, wobei mich vor allem die Leistung Timo Hallerbachs dabei beeindruckte. Der Junge war ja erst 18!

Um den Sieg konnten wir natürlich nicht mehr mitreden, den machten Oriol und Johson unter sich aus, wobei der Amerikaner sich als stärker erwies. Auch die Plätze dahinter waren ein klarer Fall für die Ausreißergruppe, höchstens im Sprint des Felds wollten wir uns noch beweisen, aber Jonas war zu früh im Wind und O’Loughlin und Hallerbach eingeklemmt und chancenlos gegen die „echten“ Sprinter.
So blieben für uns nur die Plätze 31, 35, 37, 43 und 45 – Brett landete auf dem 81ten Rang.
Trotz dieser nicht gerade außergewöhnlichen Platzierung war ich eigentlich recht zufrieden. Es war ein schweres Rennen gewesen und keiner der Jungs war auf seinem Formhöhepunkt gewesen. Besonders Timos und Davids Leistungen hatten mich besonders erfreut, was ich ihnen auch sagte. Vor allem Timo schien über das Lob ganz rot zu werden – hoffentlich stieg ihm das nicht zu Kopf.

Noch am Flughafen in Frankfurt bekam ich dann einen Anruf von Alex. Schlechte Nachrichten, die Rennleitung in Murcia hatte unsere Bitte um Einladung zu ihrer Vuelta abgelehnt und uns blieb somit jetzt nur noch der Grand Prix Miguel Indurain, um die Versicherung der Alten Leipziger zufrieden zu stellen.
Auch ein Start beim Kopfsteinpflaster Kuurne-Brüssel-Kuurne wo wir vor allem auf die Crossfähigkeiten Hallerbachs gehofft hatten, wurde uns nicht gewährt. Dafür überraschte mich Alex mit der Neuigkeit, dass wir bei der Tirreno-Adriatico antreten dürfen. Eine Rundfahrt der Hors Categorie für unser Team! Eine kleine Sensation.
Zudem hatten wir einen Platz beim Nokere-Kurs bekommen als Ersatz für Kuurne quasi.

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 210261Beitrag CharlesLoctin
30.1.2005 - 23:17

Jetzt galt unsere Aufmerksamkeit allerdings erstmal der Ruta del Sol.
Ich besprach mich mit Daniel, welche Jungs er nach Spanien mitnehmen wolle. Bongiorno, Borrajo, Fajt, Davis, Gilioli, Vastaranta sowie Muehlhauser als Gerdemann-Ersatz standen auf seiner Liste. Zusätzlich noch O’Loughlin und Bartoli als Reserve.
Aus den restlichen acht Leuten sollte ich mir sechs für die Trophy Laigueglia aussuchen, die in gut einer Woche stattfand.
Ich entschied mich für Jonas, Graeme, Brett, Timo und wollte auch Emanuele Sella und Perez Cupaio endlich in die Saison starten lassen auch wenn deren Formkurve erst für den April ihren ersten Höhepunkt erreichen sollte.

Am vierzehnten flogen Daniel und Kai dann zusammen mit den neun Fahrern nach Spanien und mir blieb nichts anderes als ihnen viel Erfolg zu wünschen. Mindestens Platz fünf sollte es auch dort werden, hatte Expekt von uns verlangt.

„Mann, was ein Scheiß“, waren dann die eher unerfreulichen Worte, mit denen mich Daniel am nächsten Abend telefonisch begrüßte.
Gleich auf der ersten Etappe war es wohl richtig zur Sache gegangen und alle außer Borrajo, Bongiorno, Fajt und Vastaranta hatten Zeit verloren. Immerhin hatten die beiden Argentinos noch einen vierten und einen elften Rang erspurtet, was ja auch schon ein kleiner Erfolg war.

Am nächsten Tag klang Daniel schon etwas besser gelaunt. Keiner hatte sich heute abhängen lassen, Matze (Muehlhauser) war sogar zwischendurch in einer Fluchtgruppe gewesen waren, die aber wieder eingeholt wurde.
Im Ziel konnten wir uns wie gewohnt auf unser südamerikanisches Doppel verlassen, die diesmal die Plätze 5 und 7 holten und damit auch in der Gesamtwertung beide in den Top10 landeten.
Ich war mittlerweile mit den sechs von mir gewählten Fahrern in Italien angekommen und besprach unsere Taktik für morgen. Timo sollte unser Mann für lange Fluchtgruppen, gegen Ende wollten wir dann eher versuchen Jonas mitzuschicken. Sollte es zum Sprint kommen, verließen wir uns auf Graeme. Sella und Perez Cupaio sollten einfach nur mitfahren.

Am nächsten Tag erwartete uns dann herrlicher Sonnenschein und ich bestieg gut gelaunt den Teamwagen. Über Funk hatte ich Kontakt mit Sella und Brown.
Noch vor dem ersten Hügel ging dann eine erste Gruppe und Emanuele teilte mir mit, dass es Timo geschaffte hatte, mitzugehen. 14 Fahrer lagen ca. zweieinhalb Minuten vor dem Feld, gar nicht schlecht.

Am zweiten Antieg war es dann trotzdem vorbei mit der Gruppe. Brett hatte inzwischen leider schon wieder Probleme bekommen und war zusammen mit 17 anderen Fahrern zurückgefallen. Ihm lagen flache Rennen augenscheinlich wesentlich besser.

Die anderen Jungs hielten sich aber noch ziemlich wacker, auch wenn sie den Ausreißversuch mit Sinkewitz, Bondariew Cruz und Petito kurz nach der Abfahrt verpassten, was ich aber nicht weiter für dramatisch hielt.

In der Tat kamen sie nicht allzu weit weg und der Amerikaner Cruz ließ sich auch schnell wieder ins Feld fallen. Inzwischen zeigten aber auch unsere Jungs allesamt Probleme dem Tempo am Feld zu folgen, nur Emanuele behauptete noch fit zu sein.
So kam es dann wohl auch, dass die vier anderen zu weit hinten im Feld waren als es sich 25km vor dem Ziel zweiteilte. Ich wies Timo, Jonas und Perez an, in der zweiten Gruppe mit Tempoarbeit zu machen, um Graeme evtl. doch noch die Chance im Sprint zu geben.

Doch alle vier waren mittlerweile schon am Ende und so wurde der Vorsprung immer größer statt kleiner. Jetzt lagen unsere Hoffnungen einzig auf unserem jungen Kapitän, wenn wir noch irgendeinen vorderen Platz erreichen wollten.
„Wenn Du noch was drauf hast und Dich gut fühlst, dann greif ruhig noch an, wenn Du willst“, gab ich Emanuele über Funk freie Hand.
„Okay, ich schau mal“, war seine kurze Antwort.

Er schien noch was drauf zu haben, denn der Tourfunk meldete kurz darauf seinen Angriff. Allerdings hatten die anderen aufgepasst und gingen nicht nur mit, sondern flogen sogar an ihm vorbei.

Immerhin erreichte er so nur zwei Plätze hinter dem Ex-Weltmeister Astarloa einen immer noch starken dreizehnten Platz. Der Sieger hieß schließlich Steffen Wesemann.
Bis auf Brett (121. mit über 13 Minuten Rückstand) erreichten aber schließlich alle unserer Fahrer zeitgleich gewertet das Ziel, so dass wir das Rennen durchaus als brauchbares Resultat werten konnten, schließlich wollten wir hier hauptsächlich Rennkilometer sammeln.

Abends rief ich aus unserem Hotel dann Daniel an. Ich wusste, dass die heutige Etappe bei der Sonnenrundfahrt eine Vorentscheidung sein konnte. Zwar war sie nicht sehr lang und größtenteils flach, aber die letzten Kilometer endeten in einem giftigen Anstieg von dem wir nicht wussten, ob unsere Sprinter hier mitgehen würden können.

Daniels Nachricht erleichterte mich dann zwar, meine schlimmsten Befürchtungen waren nicht eingetreten und zumindest Borrajo, Vastaranta, Fajt und Gilioli hatten den Alto Virgen de la Sierra im Feld erreicht, unser Ziel ein fünfte Platz in der Gesamtwertung war nun allerdings ungleich schwieriger geworden, denn unser bestplatzierter Fahrer Borrajo hatte eine knappe Minute Rücksand auf den derzeitigen Fünften Markus Zberg.
Zum Glück sollten noch zwei recht flache Etappen folgen.

Der Folgetag, der mich und den Großteil des Teams schon wieder in Deutschland vorfand, brachte dann allerdings Ernüchterung, die Etappe wurde schnell und so musste Daniel uns melden, dass wir nicht mal im Spurt einen Stich machen konnten und sich an unserer Ausgangsituation fast nichts verändert hatte.
Sollte auf der letzten Etappe kein Wunder passieren, hieß das wohl Adé Sponsor Expekt.

Entsprechend angespannt war meine Stimmung als ich am nächsten Tag den Anruf Daniels bekam. An seinem Tonfall ahnte ich gleich, dass das Wunder ausgeblieben war.
„Fajt und Vastaranta haben noch mal alles probiert und der Sprint war auch nicht so schlecht, aber mehr als Platz 17 war hier nicht drin“, lautete seine ernüchternde Zusammenfassung.

In Quatar hatten wir einen tollen Triumph gefeiert, in Spanien jetzt eine Schlappe hingenommen und beim nächsten Ziel in Murcia durften wir erst gar nicht auftreten, allzu rosig war unsere Lage damit nicht gerade, aber auch noch nicht aussichtslos.

Jetzt wollten wir uns den Rest des Februars erst einmal aufs Training konzentrieren, bevor uns dann für die Tirreno-Adriatico bereit machen wollten.
Alex hatte inzwischen vermeldet, dass wir überraschend auch in der Katalonischen Woche und dem Ardennen-Criterium starten dürften, aber Daniel meinte, dass sei eventuell zu viel für unser kleines Team und so schoben wir die Entscheidung diesbezüglich erstmal raus.

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Beitrag: # 210262Beitrag CharlesLoctin
30.1.2005 - 23:18

Zur Einstimmung für die schwere italienische Rundfahrt auf der wir die Laune unserer Sponsoren wieder aufbessern wollten, flog Werner mit Graeme Brown, Scott Davis, Kris Fajt, Fabio Gioli, Brett Lancaster, Matze Muehlhauser und Jukka Vastaranta erstmal nach Castelo de Vide in Portugal ins Trainingslager.
Eigentlich sollte Linus auch mitkommen, aber obwohl seine Verletzung endlich ausgeheilt war, wollten wir ihn erst langsam wieder ins Training kommen lassen, denn schließlich hatte er noch kein einziges Rennen fahren können und da wäre die Tirreno-Adriatico mit Sicherheit zu viel für den Jungen gewesen.
Stattdessen sollte er seinen Saisonauftakt in einer Woche bei der Trofeo dell’Etna geben.

Also flog ich zusammen mit ihm sowie fünf anderen Fahrern nach Italien. Mit dabei war auch wieder Emanuele Sella, der noch am selben Abend ins ein paar hundert Kilometer nördlich gelegene Sabaudia fliegen sollte, um dort zusammen mit Daniel und dem Rest des Teams die „Zwei-Meere-Rundfahrt“ in Angriff zu nehmen.

Beim Rennen in Sizilien wollte ich dann endlich auch mal zeigen, dass unser Team auch bei Eintagesrennen richtig erfolgreich sein konnte. Zunächst wies ich die Mannschaft aber an sich in der ersten Rennhälfte bedeckt zu halten und auch mögliche Ausreißversuche gelassen zu ignorieren.
Das schien auch ganz gut aufzugehen und so kam es, dass bei Kilometer 130 die zwölf zwischendurch entkommenen Ausreißer wieder gestellt wurden. Den Zeitpunkt des Zusammenschlusses wollte ich dann nutzen, selbst einen Angriff zu wagen. Über Funk gab ich David das Kommando zur Attacke und der Ire gab sofort Gas und nur der Italiener Rastelli von Alession reagierte schnell genug.
„Fahr was Du hast“, rief ich David über Funk zu. Hinten traute ich sowohl Timo als auch Emanuele noch einen Angriff zu falls Davids Flucht nicht gelingen sollte und auch von Linus hörte ich Gutes. Für den Fall des Sprints hatten wir zum Schluss auch noch Alejandro (Borrajo) dabei; ich war optimistisch.
Erstmal konnten sich David und der Italiener aber eine gute Minute Vorsprung rausfahren.
Am letzten Anstieg dann verloren leider sowohl Jonas als auch Alejandro und Timo den Kontakt zur Spitzengruppe, die noch 33 Fahrer stark war. Immerhin hatten wir noch Linus und Emanuele dort.
Noch zwanzig Kilometer waren zu fahren als wohl die Chefs von Landbouwkredit und Acqua & Sapone Angst bekamen und Van Bondt und Ferrigato auf die Verfolgung von David und Rastelli schickten.
Jetzt musste auch ich mir langsam überlegen, welche Taktik ich für den Fall eines Erfolges des Fluchtversuches einschlagen wollte. Sollte David sich im Spurt mit Rastelli versuchen oder lieber vorher noch eine Attacke starten? Konnte er überhaupt noch mal zulegen? „I don’t believe so“, informierte mich David. Gut, dann mussten wir es auf einen Sprint ankommen lassen – allerdings hatte auch das Feld nun mächtig Dampf gemacht und der Vorsprung schmolz ständig. Van Bondt war schon wieder eingeholt und auch der Vorsprung Ferrigatos betrug nur noch rund 200 Meter.

Es sollte ganz eng werden. David entschloss sich Rastelli von vorne fahren zu lassen und versuchte ihn auszukontern, während hinten der Massensprint mit Hauptmann, Lombardi und Sacchi heranraste.
Zum Schluss sollte der Vorsprung nicht ganz reichen und auch Rastelli konnte noch einmal gegenhalten. Immerhin Platz sechs für David und auch Linus holte sich noch einen tollen 22ten Platz. Sieger wurde Lombardi.
Wir konnten eigentlich recht zufrieden sein.

Abends beschloss ich, selbst noch ein paar Tage in Italien bei der Tirreno-Adriatico dranzuhängen, bevor ich ins kalte belgische Nokere musste und bestieg mit Emanuele den Flieger nach Sabaudia.

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Beitrag: # 210267Beitrag CharlesLoctin
31.1.2005 - 0:44

Tirreno-Adriatico – erste Etappe

Wir hatten uns für die Rundfahrt eigentlich nur ein Ziel gesetzt: Ganz ohne Druck wichtige Erfahrungen sammeln.
Zwar war Graeme in Toppform, aber auf Grund der Konkurrenz mit Namen wie Cipollini oder dem amerikanischen Meister Rodriguez, rechneten wir uns auch im Sprint nicht sehr viel aus. Umso positiver überrascht waren wir als sich unser Aussie noch weit vor einem Cipo Platz vier der Etappe sicherte!
Die einzige Enttäuschung des Tages blieb mal wieder Brett Lancaster. Trotz nur weniger kleinerer Anstiege und Trainingslager in Portugal, hatte er über acht Minuten Rückstand hinnehmen müssen. Irgendetwas stimmte mit dem Kerl nicht, wir wussten nur nicht so recht was.

Tirreno-Adriatico – zweite Etappe

Am nächsten Tag erfüllten wir dann unser Ziel, was das Sammeln von Erfahrungen anging. Praktisch den ganzen Tag über gingen Fluchtgruppen, von denen wir aber keine ernst nahmen und dementsprechend auch niemanden mitschickten. Zum Schluss waren aber 20km vor dem Ziel noch immer einige Fahrer um bis zu drei Minuten vor dem Feld. Jetzt mussten wir etwas tun, wollten wir für Graeme noch eine Chance offen halten. Also spannte sich das gesamte Team inklusive Emanuele vor das Feld und machte Dampf.
Das klappte dafür eigentlich besser als erwartet und so mussten wir lediglich Piil und Knaven entkommen lassen. Graeme musste sich heute Cipo geschlagen geben, der seinerseits die beiden Ausreißer Omloop und Bondariew auf der Zielgeraden nicht mehr ganz stellen konnte.
Ein sechster Platz also für uns und auch Jukka landete wieder unter den Top30.
So konnte es nach unserem Geschmack weitergehen, auch wenn wir langsam gewahr wurden, dass für Graeme hier vielleicht sogar unser erster Saisonsieg möglich war.

Tirreno-Adriatico – dritte Etappe

Am nächsten Tag war es aber zunächst Kris Fajt, der uns (mal wieder) überraschte, indem er zehn Kilometer vor dem Ziel einen Angriff startete. Zwar musste er sich quasi auf der Ziellinie noch von einigen Fahrern wie Bettini oder Simoni abfangen lassen, aber in Anbetracht dieser Namen muss man seinen achten Platz umso höher werten. Auch Graeme kam als einundzwanzigster noch mit einem guten Ergebnis durch den hügeligen Tag mit der steilen Zielgerade und sogar Brett blieb erneut im Feld.

Bei der abendlichen Mannschaftssitzung sah Graeme Brown dann allerdings gar nicht gut aus, er wirkte irgendwie ziemlich ausgebrannt. Hoffentlich hatten wir dem auch erst 24-jährigen nicht zuviel für den Anfang der Saison zugemutet.

Tirreno-Adriatico – vierte Etappe

Wir schienen mit unserer Einschätzung seines Zustandes recht zu behalten, als heute nicht Brett, sondern Graeme war, der an den ersten Anstiegen in eine hintere Gruppe zurückfiel.
Vorne wurde das Tempo dann gegen Ende im Feld so hoch, dass aber auch Brett wieder Probleme bekam. Leider verloren auch Matze, Kris und Scott Davis Schwierigkeiten, aber immerhin hatten wir noch drei Leute vorne drin.
Gemeinsam mit anderen Fahrern wie Hulsmans oder Voigt schafften Scott, Kris und Matze es dann sogar noch mal die Gruppe wieder heranzubringen.

Um den Tagessieg konnten wir dann gegen die Bettinis und Bartolis des Feldes zwar nichts mehr ausrichten, mit einem Platz 22 Sellas und vier Fahrern in den Top50 der Gesamtwertung waren wir aber dennoch nicht unglücklich.

Tirreno-Adriatico – fünfte Etappe

Am nächsten Morgen beim Frühstück waren wir umso überraschter von der offensichtlichen guten Laune am Tisch. Kaum was von Erschöpfung zu spüren. Gut, Graeme und Brett waren schweigsamer als sonst und zeigten keine Enttäuschung, dass die Rundfahrt übermorgen enden sollte, aber Kris, Fabio und Scott schien nach wie vor in guter Form zu sein und Matze machte den Eindruck grad erst angekommen zu sein.
Wir waren ziemlich stolz auf unsere Jungs, die sich mehr als wacker in dieser Tour HC schlugen.
Vor dem Start machte Fabio dann noch dieses Foto, damit wir mal sähen wie 155 Fahrer aussehen, wenn man mitten drin steckt.
Bild

Nach ca. 120km stand heute der erste lange Aufstieg auf dem Programm und wir hatten Matze am Morgen gesagt, dass er es hier ruhig mal probieren dürfe, wenn er noch frisch sei und er probierte es. Allerdings machten die Fahrer von Alession soviel Druck, dass er es kurz nach der Bergwertung, die er sich noch sichern konnte, aufgeben musste.
Brett und Graeme waren Opfer dieser Tempoerhöhung und fielen zusammen mit rund 30 anderen Fahrern zurück.
Auch unser dritter Aussie Scott, fiel nun leider zurück, hatte dabei aber auch noch über 30 Fahrer um sich.

Am nächsten Anstieg bat Emanuele dann um die Erlaubnis attackieren zu dürfen, die wir ihm natürlich gern gewährten und so bald über Tourfunk erfuhren, dass sich eine kleine Spitze mit Simoni, Noe, Nocetini und unserem Sella gebildet hatte.
Zwar konnte sich diese Gruppe auch um eine Minute absetzen, dummerweise konnte Emanuele aber nun nicht mehr folgen und musste sich einholen lassen.

Tirreno-Adriatico – sechste Etappe

Heute war mein letzter Tag in Italien, denn bereits abends wollte ich nach Belgien fliegen, um mich dort mit Timo und den anderen Jungs für Nokere vorzubereiten.
Untere Teamtaktik heute lautete, Matze ruhig in einer frühen Fluchtgruppe mitgehen zu lassen, denn er hatte so noch die Möglichkeit, das Bergtrikot zu gewinnen, was für uns einen ziemlichen Erfolg bedeutetet hätte.
Zwar ging zumindest der erste Teil des Plans auf, aber Alessio legte es heute wieder mit aller Gewalt darauf an, keine Ausreißer entkommen zu lassen und so wurde die Gruppe leider lange vor Monte Giberto wieder eingefangen.
Immerhin konnte sich Matze dennoch den zweiten Platz im Bergsprint sichern und hatte somit eine gute Ausgangssituation für diese Wertung.
Als sich kurze Zeit später aber eine kleine Gruppe um Voigt und Sinkewitz löste, verpassten wir leider den Anschluss.
Doch dafür musste trotz des heutigen sehr welligen Profils nur Brett reißen lassen, während sich Scott heute wieder ganz tapfer schlug, obwohl sich das Feld bereits auf weniger als 70 Fahrer reduziert hatte.

15km vor dem Ende der Etappe überraschte uns dann Emanuele mit der Anfrage über Funk: „Kris sieht noch verdammt gut aus, ich finde, er sollte es noch mal probieren.“
„Du bist der Kapitän, Emaunele, entscheide Du!“, wollten wir seine Führungsqualitäten heute mal testen.

Anscheined hatte er den richtigen Riecher gehabt, denn kurz darauf wurde es laut im Tourfunk: Kris hatte attackiert und dabei unter anderen Simoni und Bettini mitgezogen. Die wirkliche Sensation war allerdings, dass er den beiden Italienern mindestens ebenbürtig zu sein schien. Erst im Schlusssprint musste er sich seinen Fluchtgefährten Pozzato, Simoni und Tim Johnson geschlagen geben, holte so aber immer noch einen großartigen dreizehnten Rang sogar noch vor Bettini, dessen starker Sprint am Ende die Lücke, die zu der Gruppe gerissen war, nicht mehr ganz schließen konnte.

Tirreno-Adriatico – siebte Etappe

Noch bevor ich bald nach dem Rennen zum Flughafen fuhr, einigte ich mich mit Daniel über den Verlauf des restlichen Märzes. Die Katalonische Woche wollten wir fahren, das Ardennen-Kriterium jedoch absagen, zumal wir Anfang April ja unsere Chance beim Grand Prix Miguel Indurain suchen mussten.

Aus dem verregneten Nokere telefonierte ich am nächsten Abend dann mit Daniel und erfuhr, dass Jukka heute unser stärkster Mann gewesen war und einen 16ten Platz erfahren hatte.
In der Gesamtwertung blieb es bei unserer guten Mannschaftsleistung, ein Trikot konnten wir aber nicht gewinnen, denn Matze hatte an der einzigen Bergwertung des Tages nicht aufgepasst, so dass ihn der Däne Möller noch überholt hatte.

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Beitrag: # 210269Beitrag CharlesLoctin
31.1.2005 - 1:33

Wir warteten also weiter auf unseren ersten Saisonsieg und irgendwie bezweifelte ich arg, dass dies unserem jungen Team ausgerechnet auf Kopfsteinpflaster gelingen sollte.

Mit nur zehn Grad war es am Morgen des 17ten Märzes sogar nur halb so warm wie im sonnigen Italien, aber immerhin schaute heute sogar die Sonne ein bisschen raus und wir schienen ohne Regen davon zu kommen.

Was Kopfsteinpflaster wirklich hieß, zeigten gleich die ersten Meter darauf, die schon nach knapp 25km auf dem Plan standen. Der Belgier Wuyts stürzte und riss damit fast das halbe Feld um. Unerfahren wie unsere Jungs auf dem Terrain waren, hatten sie sich natürlich nicht weit genug vorne aufgehalten und außer Claudio Bartoli wurden sie allesamt mit zu Boden gerissen und zerrissen und blutig wie sie allesamt aussahen, entschloss ich mich sie allesamt aus dem Rennen zu nehmen.
Keine Stunde gefahren und schon war unser erstes Abenteuer Kopfsteinpflaster eigentlich vorbei, ich hätte heulen können.

Immerhin bei der zweiten Kopfsteinpflasterpassage waren wir vorsichtiger. Ich schickte Claudio soweit er konnte nach vorne und tatsächlich kam es erneut zum Sturz von dem er jedoch verschont blieb.

55km erwischte es dann allerdings auch Claudio: Sturz! Die Diagnose später sollte auf gebrochenen Wirbel hindeuten. Mindestens zweieinhalb Monate Rennpause.
Die Nachrichten, die mich von den anderen erreichten, waren nicht ganz so dramatisch, aber noch schlimm genug. Alejandro, David und Timo waren mit ein paar Hauptabschürfungen und blauen Flecken davon gekommen, aber Linus hatte sich das Kahnbein und Jonas einen Halswirbel gebrochen. Schöner Scheiß!
Vor Mai konnten wir wohl mit keinen der drei rechnen.

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 210452Beitrag CharlesLoctin
31.1.2005 - 19:46

In relativ gedrückter Stimmung flogen wir dann auch gen Lloret del Mar zur katalonischen Woche. Immerhin hatte es hier bei 23°C wieder strahlenden Sonnenschein und wir waren gespannt, wie sich unsere Jungs in ein paar Tagen präsentieren würden, wenn sie das erste Mal in der Saison mit „echten“ Bergen konfrontiert würden.

Spektakulär versprach die Reise auch deshalb zu werden, weil wir hier den Stars wie Mayo, Boogerd, Heras oder Weltmeister Freire begegnen würden, um nur einige aus dem erlesenen Fahrerfeld zu nennen.

Auf einen echten Sprinter hatten wir dieses Mal verzichtet und so verging die erste Etappe ereignislos, da wir unsere Kräfte zunächst auch sparen wollten.

Am Abend rief Alex an. Für unser Lazarett hatte er einen zweiten Arzt engagiert. Udo Waldmann war ein Bekannter seines Vaters und Sportmediziner mit internationalem Ruf. Ich denke, Alex hatte eine gute Wahl getroffen.

Der zweite Tag in Spanien begrüßte uns dann recht frisch und die Mannschaft war froh auch unsere Langarmtrikots im Gepäck zu wissen.
Heute sollten wir dann auch erfahren, was es hieß an einem echten spanischen Profirennen teilzunehmen, das Tempo war vor allem an den Anstiegen unglaublich hoch und so hatten wir bereits nach der Hälfte des Rennens nur noch Kris, Matze und Scott im Feld.
Dafür wollten wir es zum Schluss noch einmal wissen und gaben Kris das Kommando zu attackieren und da vorne sowieso noch 16 weitere Fahrer entwischt waren und den Sieg unter sich ausmachten, sollte der Angriff heute gelingen. Platz 17 – „fajt“atisch.

Auch am dritten Tag wollten wir die Karte Fajt ausspielen, denn ca. 30km vor dem Ziel in Lloret del Mar lag ein ca. 5 Kilometer langer Anstieg, der wie geschaffen für den Antritt des jungen Slowenen schien.
Zwar lagen vor dem Feld wieder acht Fahrer, doch heute war der Abstand kleiner und wenige Favoriten in dieser Gruppe, so dass Fajt den Anschluss herstellen konnte und sich in der Gruppe an die Spitze setzte.
Gut eine Minute betrug der Vorsprung, doch noch waren auch 20km zu fahren. „Wenn Du noch kannst, versuch Dich anderen hinter Dir zu lassen“, war daher unsere Anweisung an Kris, zumal er im Sprint vermutlich schlechte Karten hatte.
5 Kilometer vor dem Ziel schien dann alles für unseren ersten Saisonsieg zu sprechen – und das bei der katalonischen Woche! Fajt hatte rund 300m Vorsprung vor dem Schweizer Elmiger, der 200m vor den anderen Ausreißern lag und knapp 1500 Meter auf das Hauptfeld hatte.
Dann war es soweit, schon zweihundert Meter vor dem Ziel, konnte Kris die Hände in den Himmel reißen, das Team Fresenius – Intersport hatte den ersten Saisonsieg unter Dach und Fach!

BildBild

Jetzt wussten wir endgültig, dass Alex da einen Goldgriff getan hatte als er vor gut zwei Monaten mit dem verschüchterten Mann in unserem Büro aufgetaucht war.
Auch in der Gesamtwertung hatte sich Kris um einige Plätze vorgeschoben und war nun 18ter.

Am nächsten rechneten wir dann auch damit keine Chance zu haben, denn nun ging es in die Berge und spätestens bei den zwei Anstiegen auf den Port del Comte am Ende der Etappe würde unsere Equipe wohl Schwierigkeiten bekommen, zumal unser bester Bergfahrer, Perez Cupaio noch im Formaufbau war.

Wie bereits zu erwarten war, verlor zuerst Brett schon am Alto Pi de Sant Just den Anschluss und auch David hatte Probleme konnte sich aber noch einmal herankämpfen bevor er am Fuße des Port del Comte dann endgültig reißen lassen musste. Jetzt bekamen allerdings auch Timo, Fabio und Scott Probleme.
Noch bevor es dann mit über sieben Prozent richtig steil wurde, fanden sich auch Matze und Perez nur noch am Ende des Feldes, während Kris mal wieder seine Klasse unter Beweis stellte und den Anstieg neben einem Virenque oder Scarponi in Angriff nahm.
Bild

Schließlich schaffte auch Perez den Anschluss an die gut dreißig Fahrer umfassende Spitzengruppe noch, was für uns schon einen großen Erfolg darstellten, wenn man sich die anderen Fahrer darin betrachtete. Da fuhren ein Guerrini, Boogerd, Klöden, Cardenas, Mercado oder Botcharov und unser Team war mit zwei Mann vertreten.
Auch wenn der Schlussanstieg erst noch kommen sollte, konnten wir schon jetzt sehr zufrieden sein, zumal nur eine Gruppe dahinter Matze Muehlhauser in einer Gruppe mit Heras, Luttenberger oder Denis Menchov saß.

Wer aber geglaubt hatte, dass unsere beiden Jungs am letzten Anstieg einbrechen würden, musste sich nun auch getäuscht sehen. Zwar rutschten sie ans Ende der Gruppe als Fahrer wie Boogerd und Kim Kirchen zum Angriff drei Kilometer vor dem Ziel zum Angriff bliesen, aber dort befanden sich die beiden neben Klöden oder Garcia Quesada in durchaus namhafter Gesellschaft.
Erst auf dem letzten Kilometer mussten sie dann die Favoriten ziehen lassen, aber die Plätze 30 und 33 auf dieser schweren Etappe waren wie ein kleiner Sieg für uns.

Für die letzte Etappe bat dann Timo auf eigene Faust fahren zu dürfen und da es weitestgehend flach bleiben sollte, gaben wir ihm frei mit der Bedingung nicht zu früh anzugreifen.
Tatsächlich wartete er mit seinem Antritt ca. 100km bevor er zusammen mit dem Schweizer Moos und dem Spanier Burgos hinter den sechs Ausreißern, die zwei Minuten vor dem Feld lagen hinterher eilte.
Zehn Kilometer vor dem Ziel in Parets del Valles bot sich dann folgende Rennsituation: In Front lag eine Dreiergruppe mit Trentin, Zaballa und Cabello, dahinter die Verfolgergruppe mit Timo mit noch etwas 1000m Vorsprung vor dem aufs Gas drückenden Feld.
Auch wenn sie die Führenden nicht mehr erreichten und der scheinbar fliegende Freire sie noch von hinten überrollte, konnte Timo sich gegen seine Mitausreißer durchsetzen und rundete so mit einem brillanten fünften Platz unser tolles Spanienresultat ab.

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 210652Beitrag CharlesLoctin
1.2.2005 - 14:51

Für den April hatten wir dann ein organisatorisches Problem zu lösen. Jonas, Linus und Claudio waren noch immer verletzt, wir mussten mindestens beim GP Miguel Indurain und in Köln antreten, zudem hatte Alex noch überraschende Einladungen aus Spanien und der Schweiz bekommen. Sowohl die Baskenlandrundfahrt- als auch die Tour de Romandie-Veranstalter wollten uns dabei haben. Zuviel, zu schwer, waren Daniel und ich derselben Meinung, zumal Anfang Mai der Henninger Turm auf dem Programm stand.
Wir erteilten beiden Organisatoren Absagen und meldeten uns stattdessen für die italinienische Trentino-Rundfahrt Ende April. Auch wenn uns zwei weite Rundfahrten der höchsten Kategorie natürlich reizten, wir mussten auch an die Fahrer denken. Die Saison war noch sehr lang.

29. März 2004

Heute rief mich dann David an. Er könne nicht zum Training kommen, er fühle sich nicht wohl, sein Arzt hatte auf eine Lebensmittelvergiftung getippt. Toll, schon vier Ausfälle.

01. April 2004

Die Bombe schlug ein! Als Alex mich heute Morgen anrief, ging mein erster Blick Richtung Kalender. „April, April“, rief ich ins Telefon, aber Alex stutzte nur einen Augenblick, bevor er mir versicherte, dass er es ernst meine. Ich schluckte zwei, dreimal und fragte wohl ziemlich tonlos: „Das ist kein Witz?“ „Nein, die haben uns echt eingeladen.“
Oh Mann, was eine Nachricht!
Alex hatte wie immer Anfragen nach Wildcards an alle Organisatoren großer Rennen geschickt. Mailand – San Remo, Paris-Roubaix, Flandern-Rundfahrt, Giro d’Italia. Natürlich nur Absagen, aber Alex gab nicht auf und ausgerechnet die Veranstalter der Italienrundfahrten hatten uns jetzt eine Einladung geschickt! Der Giro d’Italia, der bei vielen Experten als schwerste Rundfahrt des ganzen Jahres galt und wir sollten teilnehmen. Das war mehr als ein Wunder, ich war einfach baff.

03. April 2004

Heute mussten wir bei den Sponsoren verlorenen Boden wieder gutmachen. Der Grand Prix Miguel Indurain in Pamplona stand auf dem Programm. Unsere Chancen sollten vor allem Timo und Emanuele wahren, zudem hatte ich noch David, Alejandro, Matze und Scott mit nach Spanien genommen. Auch Torsten Hiekmann und Gustav Larsson sollten nun endlich in die Saison starten.

Da in unserem Vertrag von einer Top5-Platzierung die Rede war, mussten wir quasi bei jedem Ausreißversuch mitgehen und entsprechend groß war die Anspannung. Vor allem bei den jungen Deutschen Timo und Matze hatte ich meine Sorgen, ob sie dem Druck standhalten konnten. Mit ein Grund, warum ich Torsten mit dabei haben wollte.

23°C und strahlender Sonnenschein sorgten wenigstens wettertechnisch für eine Atmosphäre, die den Fahrern gefiel. Nahezu ideale Bedingungen die knapp 200, recht welligen Kilometer in Angriff zu nehmen.

Gleich nach dem Startschuss nahmen einige Fahrer die Beine in die Hand und mir blieb nichts als Gustav hinterher zu schicken. Glücklicherweise kamen sie nicht allzu weit, so ein Himmelfahrtskommando zum Auftakt hätte mir nicht geschmeckt.
Leider blieb es unruhig und so musste ich Torsten kurz darauf zweimal losschicken, die nächsten Gruppen zu holen. Zwar hatte auch er Erfolg, aber wenn das so weiter ginge, hätten wir wohl bald Konditionsprobleme.

Als nach 90km wieder eine Gruppe ging, wies ich Gustav und Torsten an, diesmal beide mitzugehen und sich auch in der Führung zu beteiligen. So konnten wir möglicherweise zumindest Ruhe ins Feld bekommen.

Die Taktik schien einigermaßen aufzugehen. Zwar ließ das Peloton den Ausreißern nie mehr als anderthalb Minuten, aber immerhin griff vorerst keiner mehr an. Vorne ließ ich Torsten mitarbeiten, während Gustav für den Fall der Fälle nur „lutschen“ sollte.

Leider musste Torsten nach ca. 50km die Segel streichen, was auch im Feld wieder Unruhe aufkommen ließ, aber jetzt waren es Wiesenhof und Kelme, die keinen entkommen lassen wollten.

Leider entkamen doch einige Fahrer und Timo, der eigentlich folgen sollte, hatte ein Tick zu spät reagiert. Zu allem Überfluss machten sich bei Gustav jetzt die fehlenden Rennkilometer bemerkbar, so dass wir keinen Fahrer vorne hatten. Auch der Angriff Emanuels half nichts mehr. Wieder war ein Sponsoren ziel verpasst! Die Luft wurde langsam dünn für uns.

Dabei wären die Plätze 14 bis 16 unter normalen Umständen eher ein Grund zur Freude gewesen. Ich musste mir jedoch eingestehen, dass der Fehler zu großen Teilen taktischer Natur war und somit auf meine Kappe ging. Wir hatten mit Timo, Emanuele und David drei aussichtsreiche Leute gehabt, von denen ich zumindest einen in die Gruppe hätte schicken sollen, statt Gustav und Torsten, die beide erstmal Rennpraxis sammeln mussten.
Jetzt konnte ich nur hoffen, dass uns dieser Fehler nicht das Genick brechen würde

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Beitrag: # 211082Beitrag CharlesLoctin
2.2.2005 - 23:37

So war die Laune eher gedrückt als Alejandro, David, Torsten und Timo abends das Flugzeug in Richtung Frankreich bestiegen, wo sie morgen zusammen mit Perez und Kris in Rennes auftreten sollten.
Dicht über dem Nullpunkt sollten die wenig frühlingshaften Temperaturen dort sein, hatte Daniel mitgeteilt, was die Stimmung bestimmt nicht unbedingt fördern würde.

04. April 2004

Immerhin sollten wir in Rennes drei Fahrer unter die Top20 kriegen, wobei David seinem sechsten Platz in Sizilien einen siebten Platz hinzufügte und Timo immerhin als achter seine zweitbeste Saisonleistung erreichte.

06. April 2004

Wenigstens der heutige Tag, fing mit einer guten Nachricht an. Unser neuer Arzt Udo informierte mich telefonisch darüber, dass er es aus ärztlicher Sicht wieder verantworten könne, wenn Jonas das Training wieder aufnähme. Von Kopfsteinpflaster würde er jedoch vorerst abraten.

12. April 2004

Bei Rund um Köln wollten wir heute unseren Auftakt im eigenen Land geben. Als Lokalmatadore setzten wir auf Timo und Torsten und wir hofften unseren Fans zumindest eine Top20-Platzierung auf dem recht anspruchsvollen Kurs bieten zu können.

Bei der ersten Vorbeifahrt an Schloss Bensberg hatte sich dann eine elfköpfige Spitze gebildet, in der auch Timo zusammen mit Schaffrath und Scholz vertreten war.
Leider hatte T-Mobile mit Guerini und Evans noch zwei weitere Fahrer in der Gruppe, die das Tempo letztlich so schnell machten, dass die Gruppe auseinander fiel und auch Timo leider nicht mehr folgen konnte. Wenn wir jetzt noch eine Chance haben wollten, mussten wir von hinten noch mal Kräfte freisetzen.
Mit Fabio, Torsten und Perez fuhren wir in kurzer Zeit die Lücke zu, nur Evans und Guerini lagen noch mit über zwei Minuten in Führung als wir zum letzten Mal auf Schloss Bensberg zusteuerten.
Torsten stürzte dabei allerdings leider so unglücklich, dass er seine Siegeschancen begraben musste. Stattdessen versuchte nun David auf eigene Faust, die beiden Ausreißer auf den letzten 50km noch zu stellen.
Doch die beiden T-Mobile waren noch zu frisch und machten den Sieg unter sich aus, während sich David nun Angriffen von hinten erwehren musste.

Schließlich musste er sich im Sprint einer Verfolgergruppe nur dem Italiener Colom geschlagen geben und konnte immerhin einen vierten Platz erringen. Den teaminterne Sprint T-Mobiles war an Evans gegangen.

15. April 2004

Heute Morgen wäre ich besser im Bett geblieben. Der Vater Timos rief uns nämlich an, um uns mitzuteilen, dass sein Sohn beim Training von einem Auto angefahren wurde. Verdacht auf Halswirbelbruch. Toll! Einen Tag bevor er mit Werner und fünf anderen Fahrern zum Trainingslager nach Portugal aufbrechen sollte. Mal wieder schien sich alles gegen uns zu verschwören.

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