[ALT] ETXE'ONDO-gara.net; Rennvorbereitung

[Artifex]

Jens war so in die Unterhaltung vertieft, dass er zunächst gar nicht bemerkte, dass Michele schon sehr lange auf dem Klo war. Dies war ihm erst aufgefallen, als das Handy des Oldie-Italiano geklingelt hatte und diese lag neben Jens auf der Bank, wo Michele noch saß, bevor er sich einmal kurz verabschiedete.

Oh nein, nicht noch eine Toilettentürgeschichte, stöhnte Jens und erhob sich von der Sitzbank, um zur Toilette zu gehen. Er brauchte nicht lange zu suchen, da hatte er den Italiener gefunden: auf einer der Toilettenschüsseln sitzend, die Augen geschlossen - schlafend! Jens seufzte und half Michele auf. Was der wohl wieder gemacht hatte, dass er nun auf der Toilette einschlief, wunderte sich Jens und zog seinen Teamkollegen hoch. Mit einiger körperlicher Arbeit zog Jens den Italiener vor den Privatraum des Restaurants, borgte sich den Schlüssel und betrat den Raum. An der Wand lehnte eine alte Matratze, diese legte Jens auf den Boden und zog Michele dann auf die Matratze. Ächzend wischte er sich den Schweiß von der Stirn, schaltete das Licht aus und schloss die Tür hinter sich. Kein Wunder, dass er noch nichts zum Thema beigetragen hatte, dachte Jens, als er mitsamt Schlüssel in den "Salon" zurückkehrte.

[nst]

*gäääääähn*

Die Party, ein Tag zuvor, hätte wohl doch nicht sein müssen, dachte sich Michele Bartoli, der ziemlich müde aus einem kleinen Schläfchen aufwachte.
Er war in einem Zimmer, das recht dunkel war, jedoch noch Blicke zuließ, da das Fenster um einen Spalt aufstand.
Etwas schaukelnd fand Michele den Lichtschalter. Er öffnete die Tür, die komischerweise von außen zugeschlossen war.

Er setzte sich an den Tisch, an dem auch die anderen saßen. Er bekam mit, dass es sich um die eigenen Wünsche an Nominierungen bei den Rennen handelte.
Auch Michele wollte da natürlich nicht zu kurz kommen und warf ein:
Meine Spezialitäten liegen wohl eher bei den hügeligen Klassikern. Das Amstel Gold Rennen, sowie Liège - Bastogne - Liège wären dabei meine Favoriten. Ein Start beim Giro wäre auch eines meiner Ziele, dafür muss ich jedoch hart arbeiten. Das ist mir klar. Ansonsten stelle ich mich gerne in den Dienst der Mannschaft.

[Artifex]

Nachdem das Gespräch über die Ziele der Saison beendet waren, hatte man sich im "Jamal" in ein Hinterzimmer, ausgestattet mit Fernseher, Telefon und Computer, zurückgezogen, um die Drafts zu vollziehen.

Als sich der Abend dem Ende zuneigte, ließen die Gäste Iban und Mikel im Jamal zurück und gingen in das Hotel auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wo sie fünf Zimmer gemietet hatten. Jens verschwendete keine Gedanken daran, das Geschehen rund um den Draft im Fernsehen - ja, der baskische Sportsender übertrug auch dies aüsführlich (Jens gerat immer mehr in Begeisterung über die Radsportpräsenz im baskischen Fernsehen) - weiter zu verfolgen. Er entledigte sich seiner Kleidung, nahm noch eine ganz kurze Dusche und legte sich dann in das gemütliche, warme Bett. Binnen weniger Sekunden war er eingeschlafen.

Am nächsten Morgen wachte er um neun Uhr auf. Er verschwand unter der Dusche und zog sich dann frische Klamotten an. Dann verließ er das Zimmer und horchte an den Türen der anderen. Nirgends war auch nur ein winziger Laut, deshalb holte Jens Jacke und Portemonnaie aus seinem Zimmer und verließ das Hotel. Er ging kurz rüber ins "Jamal", die einzige Person dort war jedoch Aitor, der etwas missmutig dreinschauend, Gläser polierte. Jens grüßte den Basken und führte ein kleines Gespräch, aus dem hervorging, dass sich an diesem Morgen noch keiner im "Jamal" blicken lassen hatte.

Er verabschiedete sich von dem sympathischen Basken und betrat wieder die Straße. Nach einer kurzen Überlegung, entschloss er sich ins Stadtinnere zu gehen. Dort suchte er einen Bäcker, kaufte ein Dutzend Brötchen, eine Tageszeitung und eine Grußkarte. Zusammen mit dem ganzen Krempel kehrte er ins "Jamal" zurück und setzte sich dort an einen Tisch. Er nahm sich ein Brötchen, besorgte sich bei Aitor Butter und etwas Aufschnitt und startete das Frühstück. Nachdem er die Zeitung ausreichend studiert hatte, nahm er die Karte hervor und zückte einen Kugelschreiber. Jens überlegte sich kurz und formulierte dann den Text. Schließlich versehrte er die Karte noch mit dem Adressat - David Etxebarria, Bilbao -, schrieb 'Happy Birthday' in großen Buchstaben drauf und steckte die Karte in den Briefkasten. Schließlich setzte er sich wieder ins "Jamal", schmierte sich ein zweites Brötchen und wartete auf seine Teamkollegen. [/i]

[Marco Pantani]

Thomas wachte von seinem Radio Wecker auf. Gerade mitten in einem Traum, wurde er aus der friedlichen Stille von einem unglaublich lautem Lied gerissen. So schnell es ging, schnappte er sich das Ding und warf es gegen die Wand. Nie wieder kaufe ich mir so ein verdammtes Teil, dachte er sich. Dann ging er duschen und zog sich an. Das Jamal war sein Ziel, vielleicht war ja schon ein neuer aus dem Team dabei? Schnell die morgendlich leergefegte Straße überquert, war er schon im Jamal. Nur Aitor war im Jamal, und in einer der Sitzecken - Jens Voigt. Mit Aitor kurz geschwatzt ging er zu Jens. Freundlicherweise wies ihn der trinkfreudige Baske darauf hin, dass im Fernsehen gerade die Übertragung des Drafts lief. Thomas ging zu Jens um ihn zu begrüßen: "Hi Jens! Guten Morgen. Hast du gut geschlafen? Also ich schlief wie ein Toter, kein Wunder, nachdem was uns Aitor gestern alles eingtrichtert hat. Unglaublich, dass wir es überhaupt geschafft haben einen klaren Gedanken zu fassen. Scheinst schon lange hier zu sein, Brötchen essend, Zeitung lesend. Wie ist der Draft ausgegangen? Wer war nochmal alles jetzt bei uns? Und wen haben die anderen so geholt?"

[Artifex]

Koldo Gil Perez, Pablo Lastras, David Plaza, 'Patxi' Vila, Sergio Paulinho, Angel Vicioso, zählte Jens auf, nachdem Thomas an seinem Tisch Platz genommen hat.
Klasse Fahrer, ich denke, Iban und Mikel haben beim Draft alles richtig gemacht. Wahrscheinlich saßen sie gestern noch eine ganze Weile dadran und deshalb schläft Iban jetzt aus. Achja, apropos: Ich habe wie ein Stein geschlafen, das Bett war echt gemütlich, außerdem strengt der Bürokram einen schon ganz schön an, oder? Naja, dazu dann noch die baskischen Liköre..., lachte Jens und winkte ab.

Nun, da das Team nun steht, sollten wir uns mal an die Saisonplanung machen. Wir beiden müssen ja bei den frühen Schlechtwetterrennen die Kohlen aus dem Feuer holen, was!? Er lachte und klopfte Thomas auf die Schulter. Wenn ich mir die Helfer so ansehe, dann werden wir beim Het Volk wohl auch keine Unterstützung bekommen, oder fährt Michele hier schon mit?! Jens starrte eine Weile vor sich hin. Ach, was reden wir hier über die Saisonplanung. Dazu müssen wir die anderen doch da sein; also, schnapp dir ein Brot, Thomas, und hau rein! Du musst doch Hunger haben!?

[Hoffi]

Iban hatte zusammen mit Mikel und Aitor an der Bar im Jamal noch bis in die frühen Morgenstunden im stark alkoholisiertem Zustand über die Drafts gefachsimpelt, wobei Iban in Anbetracht der Neulinge, Gil, Lastras, Paulinho, Vicioso, Plaza und 'Patxi' Vila Zufriedenheit ausstrahlen konnte, und auch der Sponsor hatte angesichts von fünf Spaniern nichts zu reklamieren.

Seine Vermutung bestätigte eine E-Mail aus dem Hause ETXE'ONDO, die ihn gegen zwölf Uhr - er war gerade aus dem Bett gestiegen - erreichte. Die gedrafteten Fahrer seien eine Verstärkung für die Mannschaft, hieß es dort, zudem hoffe man, dass die Equipe "auch in Zukunft eine homogene und intakte Truppe bleibt". Nach diesem Satz musste sich Iban zwangsläufig an die vergangenen Wochen erinnern, was bei gescheiterten Verhandlungen mit PBZV gewesen wäre.

Nachdem er eine knappe Antwort verfasst hatte, startete er einen Rundruf an seine fünf Teamkollegen und Mikel, wobei er stets die Mailbox zu hören bekam:

Hola,
nach der langen Nacht und hoffentlich einem erholsamen Morgen würde ich euch heute Nachmittag zu Kaffe und Kochen nach mir zuhause einladen, die baskischen Gebäcke sind exzellent, da müsst ihr euch keine Sorgen machen. Kernthema soll vor allem die Trainingslagerplanung sein, in das wir alsbald aufbrechen sollten. Es wäre freilich am schönsten, wenn wir vollständig sein würden.
Gruß, Iban

Danach raffte er sich auf, stellte sich unter die Dusche, nahm eine kleine Mahlzeit, die weder so recht als Frühstück noch als Mittagessen zu bezeichnen war, und studierte noch einmal ausgiebig die von den anderen Teams gedrafteten Fahrer - wobei er erfreut konstatieren konnte: Wir gehören sicherlich nicht zu den schlechtesten Teams!

[Marco Pantani]

Thomas nahm sich ein Brot und strich ersteinmal Butter und etwas Aufstrich drauf. Nebenbei lies er sich die Namen noch einaml durch den Kopf gehen: "Du hast schon recht, das sind klasse Fahrer. Paulinho ist ein aggressiver Fahrer, das ist immer gut. Plaza und Lastras sind schon sehr routiniert, Viciso, sollte neben Luca unser bester Sprinter sein, aber auch bei den Hügelklassikern stark. Und Gil und Vila, zusammen mit Iban schaukeln die das beim Giro. Aber du hats ja schon die KSP-Klassiker angesprochen. Gerade Paris-Roubaix im Vorjahr, es wird unglaublich schwer das zu wiederholen, jetzt wo Boonen, Wesemann und van Petegem wieder im Geschäft sind. Sicher werden wir das ein oder andere gute Ergebnis holen. Aber wir werden es sehr viel schwerer haben. Letztes Jahr hat man uns, besonders mich immer unterschätzt, dieses Jahr wird das nicht so sein. Trotzdem bin ich mir sicher, dass wir am Ende dieses Jahres die meisten Punkte haben werden!" Thomas hatte sich seine Unsicherheit von der Seele geredet, doch er hoffte Jens damit nicht angesteckt zu haben. Jedenfalls lies er sich jetzt das Essen ersteinmal gut schmeckend...

[Artifex]

Ja, der Doppelsieg in der Hölle des Nordens, das war wirklich grandios, begann Jens in Träumen. Vor seinen Augen sah er die entscheidenden Bilder seines Sieges nocheinmal vorbeirauschen. Dann riss ihn ein übles Geräusch aus den Träumen , Aitor hatte ein Glas heruntergeschmissen. Erschrocken fuhr Jens herum, als er wieder einen klaren Gedanken gefasst hatte, sprach er weiter:

Die Teamwertung, ja, das sollte mit diesem Team im Bereich des Möglichen liegen. Die Titelverteidigung bei der Königin der Klassiker doch wohl eher nicht. Da sind wir den Herren van Petegem, Boonen und Wesemann nicht gewachsen. Aber was solls, es wird schon Rennen geben, bei denen wir unsere Siege einfahren können, Thomas.

Es wurde still. Thomas hatte sich einen Teil der Zeitung genommen und aß genüsslich sein Brot, Aitor war dabei, die Scherben aufzusammeln und Jens saß einfach da, den Blick ziellos umherschweifend. Schließlich kramte Jens sein Handy aus der Hosentasche und deaktivierte die Tastensperre. Plötzlich vermeldete ein schrilles Tonsignal eine Nachricht auf der Mailbox - Iban hatte ihn angerufen. Nachdem er die Nachricht abgehört hatte, sagte er zu seinem Gegenüber: Heute Nachmittag um 16 Uhr bei Iban, Besprechung des Trainingslagers! Von nun an fieberte Jens diesem Treffen entgegen, er konnte den "richtigen" Trainingsauftakt zusammen mit der Mannschaft kaum mehr erwarten.

[Hoffi]

Es war kurz vor Vier, Ibans Freundin, die ihm tatkräftig geholfen hatte bei den Vorbereitungen auf den Nachmittag, war ins Kino ausgefolgen mit ihrer Cousine, und Mikel bereits seit wenigen Minuten da. Die beiden saßen im Wohnzimmer und lauschten einem baskischen Fernsehreporter, der bei den weiteren Radsportteams auf Stimmenfang gegangen war, um - exklusiv, wie der Sender warb - Meinungen und Kommentare zu den Drafts zu präsentieren, doch die Berichte bargen für ihn keine Überraschungen.

Wie wäre es mit einer neuerlichen Wette, Iban, sagte Mikel plötzlich, nachdem sich der Uhrzeiger soeben auf 15.57 Uhr bewegt hatte, kommen die Fünf noch pünktlich

[Artifex]

Ja, sie hatten es tatsächlich geschafft pünktlich zu sein. Diesmal stand keine Toilettentür im Weg, auch Michele Bartoli war rechtzeitig aufgestanden, sodass man Punkt Vier Uhr vor Iban Mayos nettem kleinen typisch baskischen Häuschen (gibt's, sowas? ) stand. Dem Taxifahrer bestellte man für acht Uhr zurück, dann klingelten die Fünf an der Haustür und wurden gleich darauf von einem lockeren Iban Mayo hereingelassen.

Der Baske führte seine Gäste durch einen kleinen Flur gleich direkt ins Wohnzimmer, in dem einem als Gast sofort die gemütliche Sitzecke am Kamin mit Blick auf den wunderbaren, riesigen Garten, ins Auge fiel. Auf einem der drei Ledersofas saß Mikel Zarrabeita und starrte auf den Fernseher, der links von dem Kamin stand. Ein baskischer Fernsehreporter brabbelte in schwindelerregender Schnelligkeit seinen Text herunter, Jens selbst verstand nur einige Bruckstücke, wie "Etxe-Ondo" und diverse Namen von Radsportlern, wurde dadurch aber in seiner These bestärkt, dass es sich im baskischen Sportfernsehen fast ausschließlich um den Radsport drehen würde.
Mikel gab ihnen die Hand und bat sie, Platz zu nehmen. Schließlich nahm auch der Hausherr Platz und begann zu sprechen...

[Hoffi]

Nach seiner knappen Niederlage gegen Mikel und dem Begrüßungsstress, an dem er nach all den Jahren noch immer nicht seinen Gefallen gefunden hatte, begab sich die "Gesellschaft" ins Wohnzimmer, wo zunächst einmal ausgiebig über Gott und die Welt, darunter - natürlich - auch die Drafts, getratscht wurde. Und nach einer weiteren halben Stunde, die das Kuchenessen beanspruchte, ergriff Iban in einem passenden, da dem Thema zugehörigen Moment das Wort: Apropos Trainigslager - darüber wollten wir heute eigentlich sprechen. Wie seht Ihr das, wo sollen wir unsere Zelte aufschlagen und uns für die Saison einradeln? Zwar habe ich mir freilich auch schon Gedanken gemacht, aber mich würden Eure Vorstellungen an erster Stelle interessieren.

[Artifex]

Mir ist es eigentlich nicht ganz so wichtig, wo wir uns auf die Saison vorbereiten, für Thomas und mich wird es wohl darum gehen, im Flachen die wichtige Härte zu bekommen, schließlich treten wir schon einer Woche beim Het Volk an, wenn ich die Rennplanung für die ersten Wochen richtig verstanden habe.

Ich persönlich würde auf jeden Fall mit euch mitkommen, auch wenn ihr ins Gebirge fahrt. So frühes Bergtraining halte ich jedoch für nicht allzu sinnvoll. Zwischendurch reisen Thomas und ich dann nach Belgien und kehren nach dem Het Volk zu Euch zurück.[/i]

[Schnuffel_78]

Ich würde, denke ich, um diese Jahreszeit die hügelige Gegend bis Mittelgebirge bevorzugen...

[Steini]

<<Mir persönlich ist es egal, wo wir uns vorbereiten, allerdings bevorzuge ich warme klimatische Bedingungen. Beim Terrain bin ich eigentlich auch nicht wählerisch, wobei ich dort auch einschränkend sagen möchte, dass ich einer Meinung mit Jens bin, und folglich die Berge noch auslassen würde.>>

[Marco Pantani]

Thomas hatte auf dem Weg zu Iban sich kurz von der Gruppe abgekoppelt und sich die Süddeutsche Zeitung gekauft. Wenig später war er wieder bei den anderen. Ibans Wohnung war wunderbar. Groß und geräumig und der tolle Garten! Jedenfalls ging es erstmal übers Trainingslager zu reden. Jens nahm ihm so zienmlich die Worte aus dem Mund, was davon noch übrig blieb brauchte Luca fast vollständig auf, nächste mal halte ich mich nicht so zurück, schwor er sich darauf. "Wie Jens und Luca schon sagten, ein trainingslager um sich an das KSP zu gewöhnen ist sehr wichtig, für euch jetzt sicherlich nicht. Deshalb bevorzuge ich ein Terrain wo es um diese Zeit warm es, irgendwo im Süden. Wo man sich gut einrollen kann. Die ersten Tage jedenfalls, bis Jens und ich, Luca fährt doch sicher auch die KSP-Klassiker, das wär ja sonst Verschwendung! Naja, wir werden dann eben einen Abstecher nach Belgien machen, und nach Het Volk sind wir dann wieder bei euch. Aber um mal kurz vom Thema abzulenken. Hat einer von euch schon die Süddeutsche gelesen? Etxe steht unter schweren Beschuss von De-Rosa und Glashäger. Wegen dieser Draftpause, die angesetzt wurde als wir dran waren. Wenn Etxe wirklich als SdC Vorsitzender abgesetzt wird, sollten wir mal besonders Landis und seinen Teamkollegen einheizen. In den Rennen natürlich. Aber darum geht es erst am 22. in der Sondersitzung. Sonst, eben zurück zum Traningslager."

[Artifex]

Ja, die Aktivenversammlung des SdC, murmelte Jens gedankenversunken vor sich hin. Den Termin hatte er schon fast wieder vergessen. Da müssen wir auf jeden Fall hin, am besten zu Sechst. 'Etxe' ist zwar ein erwachsener Mann, der sich durchsetzen kann, aber wir müssen da unsere Solidarität zeigen, schließlich stecken wir in der Geschichte selber mit drin und sollten alles dafür tun, dass diese hanebüchenen Vorwürfe kein schlechtes Licht auf das Team werfen. Er nahm einen Bissen von dem Gebäck, dass er sich kurz vorher von dem großen Teller auf dem Beistelltisch genommen hatte.

Als er runtergeschluckt hatte, fasste Jens nocheinmal zusammen: Zuerst also zum SdC zur Aktivenversammlung und dann Trainingslager in der Sonne, ein bisschen Einrollen, Kilometer abspulen und dann fahren wir nach Belgien zum Het Volk. Wenn wir zurückkehren, können wir uns ja speziell auf Paris-Nizza vorbereiten. Dazu sollten wir vielleicht sogar nach Frankreich fahren!?

Jens nahm erneut einen Happen des Blätterteigkuchen und wartete, ob jemand etwas gegen seine Zusammenfassung einzuwenden hatte.

[Marco Pantani]

"Dann sollten wir allerdings gleich nach Nizza gehen, mich stört zwar die Kälte nicht zu sehr, aber im Norden Frankreichs sollte es noch nicht sehr warm sein. Außerdem könnten wir uns schon die ersten Berge der Saison etwas näher ansehen. Bei der Versammlung zu sechst zu sein, da stimme ich Jens zu, ist sehr, sehr wichtig. Das hier wird Etxe jedenfalls für die Baskenland Rundfahrt noch mehr motvieren. Bis dahin ist aber noch ein weiter Weg. Dennoch halte ich es für wichtig, dass die, die bei Het Volk antreten, 2, 3 Tage davor sich schon auf den Weg nach Belgien machen, um sich das Kopfsteinpflaster schon einmal anzusehen. Übrigens Iban, das Gebäck ist spitzenklasse!" Nachdem sich Jens so ein Gebäck nahm, musste Thomas auch nachgeben. Diese baskischen Gebäcke waren aber auch ein Genuss...

[Hoffi]

Da musst du dich bei der Konditorei bedanken, Thomas, meine Stärke ist das Backen jedenfalls nicht.

Nizza hört sich ganz gut an, und ich würde einem Trainingslager dort auch voll zustimmen, allerdings sollte es höchstens drei Wochen lang sein, denn schließlich wollen wir allesamt zu einem anderem Zeitpunkt in Topform sein, und sollten das Trainingspensum auch dementsprechend differenziert ausrichten. Doch sollten wir dann schon innerhalb der kommenden Woche starten, denn allzu viel Zeit bleibt ja nicht mehr bis zum Het Volk.

Die Versammlung, ich denke, dass es wichtig ist, dort geschlossen als Team aufzutreten, und solange keine sonstigen Verpflichtung im Wege stehen, sollten wir das auch tun, obschon der Reisestress im Falle eines baldigen Trainingslagers natürlich enorm steigt - aber das sind wir ja gewöhnt.

[Artifex]

Das Gesrächsthema hatte sich etwas vom Radsport wegbewegt, es wurde viel über Ibans schickes Häuslein geredet - schließlich konnte man den Basken zu einer kleiner Hausbesichtigung "überreden". Nach gut zwanzig Minuten saßen sie wieder vor dem Kamin, keiner zeigte sich jedoch willig, den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen. Deshalb zog Jens den Ausdruck der Regeln und des Kalenders aus der Jackentasche und las sich die ersten Zeilen noch einmal durch.

Schließlich stellte er etwas entsetzt fest: Jungs, für's Het Volk kriegen wir wahrscheinlich gar keine Mannschaft zusammen und können deshalb nicht an den Start gehen, oder wen von den Helfern wollt ihr für diese Rennen "in Anspruch" nehmen? Pablo Lastras und Angel Vicioso vielleicht am ehesten, wobei wir die auch erstmal überreden müssen. Jens guckte sich um. Für allzu groß hielt er die Bereitschaft der beiden Spanier nicht. Und wenn wir einfach mal von dem Fall ausgehen, dass Lastras und Vicioso die ersten Kilometer mitrollen und sozusagen als "Karteileichen" an den Start gehen, dann brauchen wir immer noch vier Fahrer. Es war offensichtlich, wen er anguckte. Allen, Iban ausgenommen, blickte er einmal in die Augen. Tommy und ich stehen fest, jetzt brauchen wir noch zwei. Luca, Michele?, versuchte er den beiden Italienern einen Ruck zu geben.

[Schnuffel_78]

Ich würde den Omloop auch mitfahren, jedoch, für den Rest der Saisonplanung, als reines Einrollen und vielleicht sogar aussteigen. Aber dann wäre einer mehr am Start.
Allerdings wäre es interessant, wenn von der Teamleitung mal eine Art Saisonplanung käme, wer sich auf welche Rennen konzentrieren sollte. Zumindest für die nahe Zukunft.
Was ist zum Beispiel mit Paris-Nizza. Alleine davon würde ich abhängig machen, wie ich beim Omloop fahren würde! Denn da würde ich schon gerne versuchen etwas zu reißen!

[Hoffi]

Vor Jens' Frage nach dem Het Volk hatte sich Iban die gesamte Zeit über gefürchtet, Paris-Roubaix und die Flandern-Rundfahrt im vergangenen Jahr stufte er noch immer als ein "Einmal und nie wieder"-Erlebnis ein, doch - das hatte er sich im Vorfeld des Nachmittages geschworen - sollten Jens oder Thomas ihn direkt auf eine Helferrolle auf Kopfsteinpflaster ansprechen, so würde er sich nicht schinden, sondern starten, obschon er seine Fähigkeiten auf diesem Untergrund für zu schlecht taxierte, um eine entsprechende Frage gestellt bekommen.

Pablo und Angel würden auf jeden Fall starten, auch Patxi würde sich nicht schinden, das haben sie bei den Vertragsunterzeichnungen zugesichert, warf er dann ein.