Ein Fall für zwei

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Moderator: Grabba

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Valverde3007
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Ein Fall für zwei

Beitrag: # 6762601Beitrag Valverde3007
16.4.2009 - 15:43

Nach Absprache mit den Moderatoren eröffne ich hier meinen neuen AAR. Er wird über genau eine Saison gehen und sich hauptsächlich mit Rennberichten und nebensächlich mit weiterem Hintergrund über die Protagonisten, Jan Ullrich und Erik Zabel, beschäftigen. Es ist ein weiterer Nostalgietrip meinerseits, ich hoffe es gefällt euch.

Spiel: Radsport Manager Pro 2005
Database: PCM Spain von 1997
Team: Team Deutsche Telekom

Die gesamte Story ist natürlich frei Erfunden und hat absolut nichts mit der Realität zu tun!

Kritik und Verbesserungsvorschläge sind natürlich gestattet, Lob erwünscht.


Viel Spass beim Lesen!
Zuletzt geändert von Valverde3007 am 17.4.2009 - 22:51, insgesamt 1-mal geändert.

Valverde3007
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Beitrag: # 6762602Beitrag Valverde3007
16.4.2009 - 15:44

Statistiktafel

Hier werde ich nach und nach die Ergebnisse (bis einschließlich 1.2, bzw. 2.2) ergänzen und andere Statistiken wie die Weltrangliste oder den Stand im Weltcup veröffentlichen.

Ergebnisse:

30.1.-8.2. Tour de Langkawi 2.2
1.Massimo Apollonio SCR
2.Gianni Bugno MAP
3.Didier Rous FES

18.2. Trofeo Laigueglia 1.2
1.Roberto Moretti KRO
2.Jacob Moe Rasmussen ROM
3.Davide Bramati MAP

22.2. Tour du Haut Var 1.2
1.Laurent Jalabert ONC
2.Michele Bartoli MGT
3.Laurent Brochard FES

1.3. Omloop Het Volk 1.1
1.Andrei Tchmil LOT
2.Magnus Backstedt PAL
3.Frederic Moncassin GAN

2.3. Kuurne-Brüssel-Kuurne 1.2
1.Gianluca Bortolami FES
2.Marc Wauters LOT
3.Andrea Tafi MAP

9.-16.3. Paris-Nizza 2.HC
1.Laurent Brochard FES
2.Laurent Roux TVM
3.Bruno Cengialtha BAT
4.Massimiliano Lelli SAE
5.Giorgio Furlan SAE

12.-19.3. Tirreno-Adriatico 2.HC
1.Michele Bartoli MGT
2.Andrea Noe ASI
3.Gianni Faresin MAP
4.Marco Bellini ASI
5.Mariano Piccoli BRE

19.3.Mailand-San Remo WC
1.Erik Zabel TEL
2.Djamolin Abdoujaparov LOT
3.Stefano dalla Santa MER
4.Frederic Moncassin GAN
5.Mario Cipollini SAE

20.3. Cholet Pays de Loire 1.2
1.Vjatcheslav Djavanian ROS
2.Paolo Valotti AMO
3.Niki Aebersold POS

22.-26.3. Katalanische Woche 2.1
1.Manuel Beltran BAN
2.Carols Contreras FLA
3.Mikel Zarrabeitia ONC

26./27.3. Criterium International 2.1
1.Laurent Roux TVM
2.Gianpaolo Mondini AMO
3.Jan Ullrich TEL

26.3. GP E3 Harelbeke 1.1
1.Franco Ballerini MAP
2.Wilfried Peeters MAP
3.Jo Planckaert LOT

27.3. Brabantse Pijl 1.2
1.Vicente Garcia Acosta BAN
2.Niki Aebersold POS
3.Gianluca Pianegoneda MAP

29.-31.3. Drei Tage van de Panne 2.2
1.Nico Mattan MAP
2.Leon van Bon RAB
3.Wilfiried Peeters MAP

2.4. GP Miguel Indurain 1.2
1.Vicente Garcia Acosta BAN
2.Chann McRae SAT
3.Bjarne Riis TEL

3.4. Ronde van Vlaanderen WC
1.Johan Museeuw MAP
2.Franco Ballerini MAP
3.Jo Planckaert LOT
4.Rolf Sörensen RAB
5.Henk Vogels GAN

4.-9.4. Baskenland-Rundfahrt 2.HC
1.Juan Carlos Dominguez KEL
2.Daniel Clavero EST
3.Bingen Fernandez EUS
4.Manuel Beltran BAN
5.Patrick Jonker RAB

6.4. Gent-Wevelgem 1.HC
1.Leon van Bon RAB
2.Peter van Petegem TVM
3.Gianluca Bortolami FES

10.4.Paris Roubaix WC
1.Andrea Tafi MAP
2.Franco Ballerini MAP
3.Rolf Sörensen RAB
4.Leon van Bon RAB
5.Henk Vogels GAN

13.4.Fleche Wallone 1.HC
1.Francesco Casagrande SAE
2.Sergio Barbero MER
3.Laurent Jalabert ONC

15.4.Veenendaal-Veenendaal 1.2
1.George Hincapie USP
2.Nico Eeckhout LOT
3.Franck Corvers TEL

17.4.Lüttich-Bastogne-Lüttich WC
1.Laurent Jalabert ONC
2.Maurizio Fondriest COF
3.Sergio Barbero MER
4.Davide Rebellin FDJ
5.Pascal Richard CAS

19.-22.4.Trentino-Rundfahrt 2.2
1.Michele Laddomada AMO
2.Massimo Podenzana MER
3.Filippo Casagrande SCR

23.4.Amstel Gold Race WC
1.Laurent Jalabert ONC
2.Gabriele Colombo BAT
3.Michael Boogerd RAB
4.Giorgio Furlan SAE
5.Alexander Gonchenkov ROS

24.4.Giro dell Apennino 1.2
1.Davide Casarotto SCR
2.Massimo Podenzana MER
3.Stefano Checchin MER

26.4.-1.5.Tour de Romandie 2.HC
1.Beat Zberg MER
2.Wladimir Belli BRE
3.Jan Ullrich TEL
4.Laurent Dufaux FES
5.Patrick Jonker RAB

1.5. Henninger Turm 1.1
1.Pascal Richard CAS
2.Rolf Jaermann CAS
3.Michael Boogerd RAB

5.-8.5. 4 Jours de Dunkerque 2.1
1.Laurent Brochard FES
2.Rolf Sörensen RAB
3.George Hincapie USP

7.-29.5. Giro d’Italia GT
1.Ivan Gotti SAE
2.Guiseppe Guerini POL
3.Pavel Tonkov MAP
4.Nicola Miceli AKI
5.Roberto Conti MER
6.Oscar Peliciolli MER
7.Jose Luis Rubiera KEL
8.Andrea Noe ASI
9.Evgeni Berzin BAT
10.Enrico Zaina ASI
Sprintwertung:Ivan Gotti SAE
Bergwertung:Guiseppe Guerini POL

7.-13.5. Friedensfahrt 2.2
1.Kaspar Ozers COL
2.Michel Lafis TEL
3.Marc Janssens PAL

18.-22.5. Belgienrundfahrt 2.2
1.Laurent Brochard FES
2.Peter Meinert-Nielsen USP
3.Marco Fincato ROS





Weltrangliste Einzel:

1.Erik Zabel TEL 1010
2.Michele Bartoli MGT 711
3.Laurent Jalabert ONC 674
4.Gianni Bugno MAP 565
5.Franco Ballerini MAP 563
6.Leon van Bon RAB 552
7.Beat Zberg MER 550
8.Patrick Jonker RAB 539
9.Andrea Tafi MAP 527
10.Laurent Brochard FES 499
11.Giorgio Furlan SAE 465
12.Manuel Beltran BAN 464
13.Rolf Sörensen RAB 459
14.Francesco Casagrande SAE 458
15.Johan Museeuw MAP 457
16.Gianni Faresin MAP 449
17.Laurent Roux TVM 445
18.Jo Planckaert LOT 444
19.Jan Ullrich TEL 439
20.Gianluca Bortolami FES 431
21.Bart Voskamp TVM 420
22.David Millar COF 386
23.Wilfried Peeters MAP 376
24.Peter van Petegem TVM 371
25. Davide Rebellin FDJ 362



Weltrangliste Team:

1.Mapei 4261
2.Telekom 3100
3.Rabobank 2752
4.Festina 2477
5.Saeco 2420
6.TVM 2126
7.Lotto 1910
8.Mercatone Uno 1862
9.ONCE 1777
10.Scrigno 1657



Weltcupstand:

1.Laurent Jalabert ONC 200
2.Franco Ballerini MAP 140
3.Erik Zabel TEL 119
4.Andrea Tafi MAP 112
5.Gabriele Colombo BAT 103
6.Johan Museeuw MAP 100
7.Rolf Sörensen RAB 97
8.Maurizio Fondriest COF 94
9.Stefano della Santa MER 88
10.Max Sciandri FDJ 75
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Valverde3007
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Beitrag: # 6762603Beitrag Valverde3007
16.4.2009 - 15:47

12.1. Teampräsentation (U)

Gelangweilt schob er sein Rad hinter den anderen her. Aus meteorologischer Sicht gesehen wären perfekte Bedingungen für eine längere Trainingsausfahrt gegeben gewesen. Stattdessen hatte ihn die sportliche Leitung auf Wunsch des Sponsors zum Sitz des Teams bestellt, um an der Teampräsentation teilzunehmen. Nun schlurfte er mit seinen Kameraden im Trikot seines Teams durch den hinteren Bereich des Gebäudes, in dem die Vorstellung der Fahrer und eine anschließende Pressekonferenz mit den Kapitänen stattfinden sollten. Wenigstens hatte er eine Menge alter bekannter wieder getroffen, mit denen er unter anderem bei der letzten Tour de France für eine Menge Furore gesorgt hatte. Um das zu wiederholen, müsste er jetzt trainieren und nicht diese öden, öffentlichen Termine wahrnehmen. Aber er wusste genau, dass seine Fans und die Medien sich seit Wochen auf diesen Tag gefreut hatten und sich auf jede Information stürzen würden, die er ihnen heute geben würde.
Der Tross der Fahrer erreichte den Raum, der unmittelbar hinter der großen Bühne lag. Der Leiter der heutigen Veranstaltung hatte ihnen vor einigen Stunden erklärt, wie die Veranstaltung genau ablaufen sollte. Die Fahrer würden nacheinander auf ihren Rennmaschinen auf die Bühne rollen und dort einzeln von ihrem Teamchef vorgestellt werden. Das Prozedere würde mit den unbekannteren Helfern beginnen, dann würden die wichtigeren Helfer erwähnt werden, bevor die Sprinter und abschließend die beiden Kapitäne des Rennstalls, zu denen er zählte, an die Reihe kämen.
Im Vorsommer war es eine Sensation gewesen, dass er mit seinen jungen Jahren schon das Podium der Tour de France erreicht hatte. Dieses Jahr erwarteten die Leute mehr. International war er nun bekannt, seine Landsleute verehrten ihn schon als den größten Sportler, den es in seiner Sportart in seinem Heimatland je gegeben hatte. Im Juli erwarteten sie ganz klar den Toursieg von ihm. Die sportliche Leitung dachte ähnlich. Der einzige Unterschied bestand darin, dass sie dem zweiten Kapitän ebenfalls die Chance geben wollten, auf Sieg zu fahren. Beide Fahrer hatten die Tour im Vorjahr auf dem Podium beendet und sollten nach Möglichkeit dieses Jahr diesen Erfolg wiederholen.
Seine gesamte Rennplanung war einzig und allein darauf ausgerichtet, die große Schleife in Frankreich erfolgreich zu absolvieren. Dafür würde er seine Chancen bei allen anderen großen Rennen zurückstellen und sich punktgenau auf die drei Wochen im Juli vorbereiten. Später könnte er seine Form vielleicht noch für einzelne Klassiker nutzen, das war aber zweitrangig.
Die ersten Fahrer fuhren nun auf die Bühne. Sein sportlicher Leiter, ein kleiner untersetzter Mann aus Belgien, der früher selber Rennfahrer gewesen war, begann mit seiner quäkenden Stimme etwas über die Fahrer zu erzählen. Er hörte gar nicht mehr hin. Es war ihm durchaus bewusst, welche kleineren oder größeren Erfolge seine Teamkameraden erzielt hatten und auch die Ambitionen für das nächste Jahr waren ihm klar. Daher verspürte er kein Interesse daran, sich länger von dem Geschwätz berieseln zu lassen. Die sportlichen Leiter seines Teams verstanden etwas von ihrem Beruf, begnadete Redner waren sie jedoch nicht. Die Tour sollte gewonnen werden, mehrere Klassiker im Frühjahr, dazu sollten die Sprints möglichst mitdominiert werden. Er konnte sich nicht zurückhalten, ein lautes Gähnen von sich zu lassen.
Dafür erntete er unverständige Blicke und Stirnrunzeln von den übrigen Anwesenden. Er war zwar sportlich voll integriert und genoss hohes Ansehen bei den anderen, sein Reifeprozess war aber längst noch nicht vollendet und menschlich hatte er sich noch nicht viel Respekt erarbeitet. Radrennen fahren konnte er und anschließend war er für ein kurzes Interview immer, wenn auch auf Drängen des Pressechefs des Teams, zu haben, doch er hatte einige Eigenarten, die die alten Fahrer des Teams immer wieder verzweifeln ließen. Nach und nach leerte sich der Raum hinter der Bühne, bis schließlich auch die Sprinter sich kurz von ihnen verabschiedeten. Jetzt stimmte sein sportlicher Leiter einen seiner weiteren Lobgesänge auf seine Fahrer an.
„Abschließend kommen wir zu den absoluten Stars unseres Teams. Beide haben sie schon bei der Tour de France auf dem Podest gestanden, einer hat sie bereits gewonnen. Dieses Jahr werden sie sich wieder voll auf die Tour fokussieren und sonst höchstens bei Vorbereitungsrennen wie der Tour de Suisse oder den Klassikern im April auftreten. Unser wichtigstes Ziel wird sein, im Juli das gelbe Trikot zu erobern. Ich bin optimistisch, dass die beiden unsere Erwartungen erfüllen werden. Begrüßen Sie mit mir…“
Zuletzt geändert von Valverde3007 am 17.4.2009 - 22:49, insgesamt 1-mal geändert.

Valverde3007
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Beitrag: # 6762817Beitrag Valverde3007
17.4.2009 - 22:47

12.1. Teampräsentation (E)

Ete freute sich die alten Gesichter wieder zu sehen. Die Winterpause war viel zu lange gewesen. Als er nun seine Teamkameraden wieder traf, war es so als würde er in seine zweite Familie zurückkehren. Viele von ihnen verbanden nach den Jahren, die sie zusammen im Team gewesen waren gute Freundschaften mit ihm. Die Tatsache, dass ein Großteil des Teams ebenso wie er aus Deutschland kam, tat sein übriges. Er stellte sein Rad an einer Wand ab und begrüßte jeden seiner Kollegen mit einer herzlichen Umarmung. Einer der Oldies des Teams, Jens Heppner, trat an ihn heran.
„Mensch Ete, du siehst aber schon fit aus. Willst du das ganze Jahr vorne sein? Ich sehe schon du gehst auf den Sieg in der Weltrangliste.“
„Ja, du hast Recht, die Beine sind schon ganz gut. Aber bei der Arbeit, die ihr verrichtet und dem Zug, den ihr auf die Beine stellt, kann ich auch in schlechter Form gewinnen.“
Sie lachten, Ete wusste aber, dass das Lob jeden seiner Helfer beflügelte. Sie wussten, dass sie ihre Arbeit nicht umsonst taten, sie arbeiteten gerne für ihn, denn sie wussten, dass er, obwohl er die Siege einfuhr, immer ein Teamplayer blieb. Mehrere Minuten unterhielten sie sich noch über verschiedene Themen und versuchten auch die Neuzugänge in das Gespräch mit einzubinden, deren Unterstützung während der langen Saison von Nöten sein würde. Nach einer Zeit kam ein Betreuer des Teams und bedeutete ihnen, sich in Bewegung zu setzen, da die Präsentation beginnen sollte. Während sie ihre Räder durch die schmalen Gänge schoben, bemerkte Ete den missmutig dreinschauenden, jungen Jan Ullrich. Er schien keinen Spaß an der Veranstaltung zu haben. Wie man es von ihm gewohnt war, hatte er noch ein leichtes Übergewicht aus den Weihnachtsferien mitgebracht und hätte besser trainiert.
„Mensch, Ulle, was guckst du so grimmig?“
„Das weißt du genau Ete. Ich mag diese Veranstaltungen nicht. Erst die stinklangweilige Vorstellung und dann darf ich allen Fragen dazu beantworten, wie meine Form aussieht. Das sind doch sowieso alles Laien. Spätestens im April werden sie wieder alle fragen, warum der Ullrich noch kein Rennen gewonnen hat.“
Ete musste über die Ungeduld und Lustlosigkeit von Ulle lachen.
„Das ist doch nur ein Nachmittag. Danach belästigt dich keiner mehr, bis die Tour anfängt.“
Sie erreichten den Raum hinter der Bühne und während Ulle anfing zu gähnen, lauschte Ete gespannt den Worten seines belgischen sportlichen Leiters. Nach den üblichen Begrüßungsfloskeln kam er schnell zur Vorstellung der verschiedenen Fahrer.
„Unser Kader umfasst dieses Jahr 17 Fahrer und damit zwei weniger als im Vorjahr. Damit ist die Leistung jedes Fahrers noch wichtiger. Besonders auf unsere Helfer wird viel Arbeit zukommen. Sie werden sich jederzeit in den Dienst der Mannschaft stellen müssen. Ohne sie wäre ein Rennen nicht möglich. Da wären zuerst unsere alten Haudegen Mario Kummer und Christian Henn, die nun schon viele Jahre für unser Team an den Start gehen und mit ihrer Erfahrung dazu beitragen werden, dass andere Fahrer sich noch besser entwickeln können. Überdies ist Christian Henn der aktuelle deutsche Meister. Einer der von ihnen lernen kann, ist Jan Schaffrath, einer unserer vier Neuzugänge, der im Flachen ordentlich für Tempo sorgen kann. Dieselbe Aufgabe wird auf Kai Hundertmarck, Bert Dietz und Michel Lafis, unseren Schweden, zukommen. Neben der Arbeit für die Kapitäne haben sie außerdem durchaus das Zeug selber auf Etappenerfolge hinzuarbeiten.“
Nacheinander fuhren die Fahrer an Ete vorbei auf die Bühne, wo sie ein verhaltenes Klatschen der anwesenden Journalisten ernteten. Es folgte ein kurzes Blitzlichtgewitter, als die Fotographen ihre Arbeit taten, dann fuhr Rudy fort.
„Als nächstes kommen unsere Männer des Nordens. Sie sind insbesondere für die Kopfsteinpflaster und die langen Klassiker wie Mailand-San Remo eingeplant und werden im ersten Teil der Saison dafür sorgen, dass wir im Weltcup aktiv das Rennen an der Spitze mitbestimmen. Begrüßen sie mit mir Brian Holm, Rolf Aldag und Steffen Wesemann.“
Am lauteren Applaus und dem Getuschel der Presseleute konnte man erahnen, dass die Spannung bei ihnen weiter stieg. Sie rollten auf die Bühne, wo Rudy sie herzlich begrüßte.
„Nun wende ich mich unseren Urgesteinen zu, die schon ewig beim Team Telekom fahren. Seit 1991, bzw. 1992 fahren sie nun für uns, das ist immerhin länger, als ich schon hier bin.“
Er unterbrach seine Rede kurz und es war ein kurzes, verhaltenes Lachen zu hören, als lache er über einen gelungenen Witz. Die Presse nahm seinen bescheidenen Scherz allerdings humorlos zur Kenntnis. Als Rudy merkte, dass sein humorvoll gedachter Einschub missraten war, fuhr er mit rotem Kopf fort.
„Die Rede ist von Udo Bölts und Jens Heppner. Beide haben sie die Tour de France schon unter den besten zehn beendet und haben damit die besten Vorraussetzungen im Hochgebirge vorzügliche Arbeit zu leisten und kleinere Rundfahrten zu gewinnen, beziehungsweise sogar bedeutende Etappenrennen wie die Deutschlandtour erfolgreich zu beenden.
Ein weiterer wichtiger Helfer in den Bergen wird unser Neuzugang aus Österreich sein. Als einer der beiden Fahrer, die wir vom italienischen Team Polti verpflichten konnten, erhoffen wir uns auch von ihm Großtaten in den Bergen. Im letzten Jahr überzeugte er durch einen starken sechsten Platz bei der Spanienrundfahrt und 1995 konnte er schon den Giro d’Italia unter den besten zehn beenden. Nächstes Jahr wird er unser Joker hinter den Kapitänen und deren Edelhelfer sein. Hier ist Georg Totschnig.“
Jetzt war sogar Ulle hellhörig geworden. Wer ihn in den Bergen unterstützen musste, interessierte ihn anscheinend doch mehr, als er zugeben wollte. Außerdem schien Totschnig ein starker Helfer zu sein. Seine Meriten lasen sich gut. Er war ein ausgezeichneter Rundfahrer, würde sich aber damit zufrieden geben in kleineren Rundfahrten auf das Klassement fahren zu können, um sich bei der Tour de France unterzuordnen. Ein weiterer Vorteil war, dass er dieselbe Sprache sprach wie ein Großteil des Teams und er sich daher schnell integrieren konnte. Dass Ulle auf Heppner und Bölts zählen konnte, war ohnehin klar. Die beiden waren wie guter Wein. Mit den Jahren schienen sie immer stärker zu werden und gerade menschlich waren sie für Ulle unverzichtbar.
Nun sprach Rudy die beiden wichtigsten Fahrer für Ete an, der schon gespannt darauf war, was seine beiden neuen Anfahrer leisten würden. Mit Olaf Ludwig war ein wichtiger Mann in den Ruhestand getreten und neue Helfer waren unbedingt nötig gewesen. Die beiden neuen hatten sich auf jeden Fall in den kurzen Gesprächen vor der Präsentation gut präsentiert und Ete war sicher, dass sie sich schnell aufeinander einstellen konnten, um optimal zu harmonieren.
„Um die Möglichkeit zu bekommen, dieses Jahr einen unschlagbaren Sprintzug zu errichten, haben wir uns auch in diesem Bereich gut verstärkt. Vom belgischen Lottoteam kommt Franck Corvers zu uns und wie Totschnig vom Team Polti der italienische Klassesprinter Giovanni Lombardi. Er hat bereits dreizehn Siege in Profirennen auf seiner Habenseite, darunter zwei bei der Italienrundfahrt. Durch Podiumsplätze bei den Klassikern Gent-Wevelgem und Paris-Tours hat er außerdem seine Vielseitigkeit unter Beweis gestellt. Wir sind sicher, dass er uns dieses Jahr mit Erfolgen erfreuen wird.
Seine wichtigste Aufgabe wird dennoch sein, die Sprints für unseren schnellsten Mann anzufahren. Er hat im Vorjahr das grüne Trikot des besten Sprinters in Paris gewonnen und ist damit in die großen Fußstapfen von Olaf Ludwig getreten. Nebenbei hat er seine Etappen Nummer drei und vier bei der Frankreichrundfahrt gewonnen, dieses Jahr sollen weitere folgen. Er soll von Beginn der Saison bei den leichteren Eintagesrennen und den Sprints auf Flachetappen verschiedener Rundfahrten bestimmen. Dabei wird er auch die Frühjahresklassiker mitnehmen und schließlich bei der Tour de France hoffentlich zum zweiten mal das grüne Trikot gewinnen. Er ist vielleicht der dominierende Topsprinter der nächsten Jahre, Erik Zabel.“
Ete schwang sich auf sein Rad und fuhr langsam auf die Bühne. Die Menge von Journalisten und geladenen Gästen begrüßte ihn mit einem im Vergleich zu den anderen Fahrern beinahe frenetischen Beifall. Unmittelbar nachdem er das Sichtfeld der Fotographen erreicht hatte, begrüßten sie ihn mit einem blendenden Blitzlichtgewitter. Er winkte der Menge zu und kam dann neben Rudy Pevenage zum Stehen. Rudy gab ihm die Hand und zeigte ihm den Platz inmitten seiner Kameraden, den er einnehmen sollte. Er stellte sich in die erste Reihe naben Giovanni Lombardi und lächelte höflich in die Menge. Rudy wendete sich wieder von ihm ab und fuhr in seinem Vortrag fort.
„Abschließend kommen wir zu den absoluten Stars unseres Teams. Beide haben sie schon bei der Tour de France auf dem Podest gestanden, einer hat sie bereits gewonnen. Dieses Jahr werden sie sich wieder voll auf die Tour fokussieren und sonst höchstens bei Vorbereitungsrennen wie der Tour de Suisse oder den Klassikern im April auftreten. Unser wichtigstes Ziel wird sein, im Juli das gelbe Trikot zu erobern. Ich bin optimistisch, dass die beiden unsere Erwartungen erfüllen werden. Begrüßen Sie mit mir Bjarne Riis und Jan Ullrich.“
Hatte Ulle im Vorraum noch genervt ausgesehen, konnte er unter dem Jubel der Anwesenden ein zufriedenes Grinsen nicht unterdrücken. Wie überall in Deutschland war auch in diesem Saal die Ullemania spürbar, die seit dem letzten Sommer mit Ulles zweitem Platz in Deutschland ausgebrochen war. Man war nun bei einem der größten Sportevents wieder in der Lage einem siegfähigen Landsmann zuzujubeln. Dass mit Bjarne Riis der Toursieger des vergangenen Jahres dasselbe Trikot trug, schien die deutschen Radsportfans nicht zu interessieren. Sie fokussierten sich vollkommen auf Ulle und wünschten sich seinen Toursieg. Walter Goodefroot, der Teamchef, hatte sich zwar nicht klar zu der Kapitänsrolle geäußert und vertrat die Meinung einer Doppelspitze, man erwartete aber die Machtübernahme. Ete war sich in dem Punkt nicht ganz sicher. Klar, Ulle war talentiert, er wusste aber nicht, ob er mit seinen 23 Jahren schon reif genug war, um die Tour zu gewinnen. Bjarne war dagegen ein alter Hase, der im Herbst seiner Karriere alles daran setzen würde, den Vorjahreserfolg zu bestätigen. Der Konkurrenzkampf bot zwar Konfliktpotenzial, Ete glaubte trotzdem daran, dass die beiden zusammen nur stärker wurden.
Die beiden Kapitäne nahmen nun die letzten beiden freien Plätze unter den Fahrern ein, dann folgten die letzten Fotos der Fotographen, die ein Bild der gesamten Mannschaft ergattern wollten. Danach redete Rudy noch ein wenig weiter und schließlich durften die Fahrer wieder von der Bühne rollen. Als sie aus der Sichtweite der Journalisten verschwunden waren, murmelte Ete Ulle zu.
„War doch gar nicht so schlimm.“
Ulle schaute schon wieder missmutig.
„Das schlimmste kommt noch: Die elenden Pressekonferenzen und Interviews.“
Ete musste grinsen. Wenn Ulles Karriere sich weiter so entwickeln würde wie bisher, müsste er in Zukunft noch eine Menge Interviews geben. Ete freute sich über jedes einzelne. Wen die Journalisten fragten, der war erfolgreich und bekannt. Beide Adjektive trafen auf Ete und ulle zu.

Dieses mal ein "E", das anzeigen soll, dass der Bericht aus der Sicht von "Ete" Zabel geschrieben ist. Das "U" steht für die Perspektive von "Ulle".

Valverde3007
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Beitrag: # 6763089Beitrag Valverde3007
20.4.2009 - 20:52

6.2. GP Costa degli Etruschi - Saisonstart in Italien (E)

Bild

Die wunderschöne Toskana bot in der Tat das ideale Terrain, um in die Saison zu starten. Zwar lagen die Temperaturen noch nicht weit über dem Gefrierpunkt, doch immerhin schien die Sonne und würde den Fahrern daher den ganzen Tag einen hervorragenden Blick auf die idyllische Landschaft bieten. Ete rollte noch ein paar Meter weiter in Richtung der Startlinie, wobei er sich die Fahrer anschaute, die heute gegen ihn antreten würden. Seine größten Kontrahenten würden die italienischen Sprinter Mario Scirea, Fabio Baldato und Mario Traversoni sein, daneben wollte er im Finale auf die schnellen Leute von Mapei, Spruch und Steels achten. Trotz der sicherlich vorhandenen Qualität dieser Fahrer, sollten sie allerdings keine unschlagbar starke Konkurrenz bieten. Alle am Start stehenden Sprinter hatte er in seiner Karriere schon mehrmals bezwungen und heute sollte es wieder so laufen. Wenn es zum Sprint kommen sollte, war er sich sicher, dass er der stärkste wäre. Die Situation brachte dafür natürlich Nachteile mit sich. Alle achteten auf ihn, da er der unangefochtene Favorit war und eventuell würden sie ihm den schwarzen Peter zuschieben und sein Team die Arbeit machen lassen. Dadurch wäre er auf den letzten Kilometern angreifbar. Vieles hing auch von der Stärke seines Teams ab. Mario Kummer, Michel Lafis, Frank Covers und Brian Holm müssten sich während des Rennens für ihn aufreiben. Anschließend würde Etes „Lokomotive“ Giovanni Lombardi die Aufgabe haben, den Sprint mustergültig anzuziehen. Ete würde letztendlich hoffentlich nur die Arbeit seines Teams vollenden müssen. Bis dahin waren aber noch 183 Kilometer zu überstehen. 183 Kilometer, die soeben mit dem Startschuss des Rennverantwortlichen begannen.

Zufrieden ließ Ete sich ein Stück im Hauptfeld zurückfallen. Sein Team hatte die ersten 25 parallel zum Mittelmeer verlaufenden Kilometer souverän kontrolliert und keine gefährliche Ausreißergruppe weggelassen. Erst als das Rennen nach Osten in Richtung des Landesinneren führte, nahmen sie das Tempo heraus und erlaubten einer Fluchtgruppe, sich am einzigen Anstieg des Tages, der in der frühen Phase des Rennens auf einem Rundkurs zwei mal zu bewältigen war, abzusetzen. Dabei hatte Michel Lafis darauf geachtet, in dieser Gruppe vertreten zu sein, um die Verantwortung auf die anderen Teams zu schieben. Mit ihm hatten sich sieben Fahrer abgesetzt, darunter mit Carlo Finco ein weiterer Aufpasser aus dem Team von Fabio Baldato. Die restlichen Fahrer schienen Erik und seinem sportlichen Leiter Frans van Looy nicht gefährlich zu sein. Nun sorgten Quarantas Polti-Team und Mercatone Uno von Traversoni für ein gleichmäßiges Tempo, so dass das Feld nie weiter als vier Minuten hinter die Spitzenreiter zurückfiel. Währenddessen nutzte Ete die Zeit, um mit Rennfahrerkollegen zu plaudern, die er seit den letzten Rennen im Herbst nicht mehr gesehen hatte. Als das Feld die zwei Runden komplettiert hatte, führte die Strecke wieder auf derselben Straße zurück in Richtung des Startortes, zehn Kilometer bevor er erreicht wurde bog das Feld jedoch zu sieben finalen Runden, zwei à 25 und 5 à 10 Kilometern, ab. Das Tempo war nun beträchtlich angezogen worden und weitere Mannschaften schalteten sich in die Führungsarbeit ein. Ete heftete sich an Mario Kummers Hinterrad und ließ sich von ihm nach vorne fahren. Zu Beginn der Saison war es nicht ratsam, sich im hinteren Teil des Feldes aufzuhalten, wo das Sturzrisiko deutlich erhöht war. Stattdessen platzierte Ete sich etwa an 20. Stelle im Feld, von wo aus er das Geschehen jederzeit überblicken konnte.

Bild
Telekom kontrollierte auf den ersten Kilometern das Feld, bevor Michel Lafis in der Gruppe des Tages platziert werden konnte.

Bereits vierzig Kilometer vor dem Ziel wurden die Ausreißer vom Hauptfeld gestellt, was für Etes Geschmack viel zu früh war. Mit ihrer aggressiven Nachführarbeit hatten die italienischen Teams nicht nur das Rennen schnell gemacht, sondern angriffslustigen Fahrern nun eine Attacke schmackhaft gemacht. Diese Fahrer ließen die Sprinterteams nicht lange warten. Bereits drei Kilometer nach dem Zusammenschluss griffen Davide Bramati von Mapei und Mariano Piccoli von Brescialat an und die wilde Hatz nach den Ausreißern konnte von neuem beginnen. Ete wies seine Helfer sofort an, sich an die Spitze des Feldes zu setzen und die beiden auf einer akzeptablen Distanz zu halten, um sie an der langen Leine verhungern zu lassen und sie später kurz vor dem Ziel wieder einzuholen. Währenddessen schaute er in die Gesichter seiner Kollegen, um eine Ahnung zu bekommen, bei wem die Form eventuell schon überzeugend war und wer schon einen flüssigen Tritt hatte, beziehungsweise, wer wie Ulle noch ein paar Pfunde zu viel hatte und keine Chance auf ein gutes Ergebnis haben würde. Einigen Flachlandsprintern konnte man bei jedem Höhenmeter die Anstrengung vom Gesicht ablesen. Seine eigenen Beine fühlten sich dagegen noch ausgesprochen gut an. Er hatte die bisherigen Strapazen des Tages gut verkraftet und hatte keinerlei Probleme seinen Platz im vorderen Teil des Pelotons zu halten. Das Feld überquerte nun zum viertletzten mal die Ziellinie. Noch dreißig Kilometer und er würde genau erfahren, wie gut seine Form wirklich war.

Über ihm rauschte der Banner für die letzten drei Kilometer vorbei. Die Straße machte nun einen leichten Rechtsknick und würde noch etwa 1700 Meter geradeaus führen, bevor eine scharfe Linkskurve folgte. Wer nach der Kurve vorne war, hatte gute Chancen auf den Sieg. Die beste Aussicht auf die Pole Position im Sprint hatte sich das Team Telekom erarbeitet. Nachdem Bramati und Piccoli sechs Kilometer vor dem Ziel eingeholt worden waren, hatte Telekom seinen berüchtigten Zug aufgebaut. Sechs Fahrer fuhren wie an einer Perlenschnur aufgezogen und sorgten mit ihrem irrsinnig hohen Tempo dafür, dass alle Fluchtversuche im Keim erstickt wurden und Ete zu jedem Zeitpunkt an der Spitze der Sprinter fuhr. Gerade ging Michel Lafis, der nach seinem Ausreißversuch vorbildlich gearbeitet hatte aus der Führung, die Mario Kummer übernahm. Dahinter folgten Holm, Corvers und der wichtigste Helfer im Sprintzug, Giovanni Lombardi, der Erik Zabel auf die letzten 200 Meter führen wurde. Nach einem kurzen Anbremsen nahmen die Telekomfahrer die letzte Kurve mit hohem Risiko und beschleunigten direkt wieder auf die 1300 Meter lange Zielgerade. Unter dem Teufelslappen übernahm Brian Holm die Spitze. Der Zug bestand noch aus drei Helfern, die Taktik würde also ideal aufgehen. 400 Meter vor dem Ziel schoss Lombardi schließlich an Corvers vorbei. Ete wagte noch einen kurzen Blick nach hinten und sah dort in das angespannte Gesicht von Mario Scirea. Die anderen litten also schon gewaltig unter dem Tempo. Lombardi machte einen perfekten Job, so dass Ete erst auf den letzten 150 Metern den Sprint eröffnen musste. Er zog einmal quer über die Straße auf die linke Seite, um eventuellen Verfolgern den Vorteil des Windschattens zu nehmen. Dann zog er den Sprint einfach durch und spähte erst wieder zur Seite, als er den Zielstrich erreichte. Niemand hatte es geschafft ihn zu überholen, er hatte gewonnen. Er riss die Arme zum Jubel in die Höhe. Es war das erste Rennen der Saison und sofort hatte er gewonnen. Der perfekte Saisonstart.

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Der Sprintzug von Telekom formierte sich einige Kilometer vor dem Ziel und führte Erik Zabel zu seinem ersten Saisonsieg.

Ergebnis:
1.Erik Zabel Team Deutsche Telekom 5h02:11
2.Fabio Baldato MG Technogym s.t.
3.Mario Scirea Saeco s.t.
4.Stefano Colage Refin-Mobilvetta s.t.
5.Giampaolo Mondini Amore&Vita s.t.
6.Zbigniew Spruch Mapei s.t.
7.Mario Traversoni Mercatone Uno s.t.
8.Giovanni Lombardi Team Deutsche Telekom s.t.
9.Tom Steels Mapei s.t.
10.Ivan Quaranta Polti s.t.

Valverde3007
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Beitrag: # 6763173Beitrag Valverde3007
21.4.2009 - 17:25

19.2. Tour du Haut Var - Aller Anfang ist schwer (U)

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Eigentlich hatte er die südfranzösische Mittelmeerküste für sein erstes Saisonrennen ausgewählt, weil er gedacht hatte, dass dort moderate Temperaturen herrschen würden und die Witterung halbwegs akzeptabel wäre. An der Côte d’Azur angekommen hatte er feststellen müssen, dass seine Erwartungen nicht erfüllt wurden. Statt warmer Temperaturen kündigte der Wetterbericht immer kältere an, statt der Sonne sah er kaum etwas anderes als dicke Wolken. Dazu kam der unerträgliche Nieselregen, der ihn auf die Dauer nervte. Er, Jan Ullrich, war ein Mann für den Sommer, wenn die Thermometer über dreißig Grad anzeigten. Das kalte Wetter des Frühlings hatte ihm noch nie gefallen. Nun fuhr er an der Seite seines Freundes und Zimmerkollegen Jens Heppner über den hügeligen Parcours der Tour du Haut Var. Er hegte keinerlei Ambitionen, ein anständiges Resultat zu erreichen. Wenn die Sonne geschienen hätte, wäre er vielleicht mit höheren Erwartungen an das Rennen herangegangen, stattdessen musste er sich jetzt überlegen, welche Ausreden er seinen Fans am Abend in seinem Blog auftischen würde. Er hatte die Saisonvorbereitung noch nie genossen. Immer mehr sehnte er sich zurück in seine warme Wohnung in Merdingen, wo er die Weihnachtstage verbracht hatte.

Über Funk fragte Ulle bei seinem sportlichen Leiter Rudy Pevenage nach, wie weit es noch bis zum Ziel sei. Mit einem entsetzten Stöhnen registrierte er, dass sie erst 80 Kilometer absolviert hatten und noch 110 vor ihnen lagen. Dabei saßen sie doch schon seit zweieinhalb Stunden im Sattel. Klar, das Rennen hatte langsam begonnen und es hatte sich nicht einmal eine Ausreißergruppe gebildet. Doch er fühlte sich so erschöpft, als hätte er schon einige schnelle Kilometer in den Beinen. Unglücklicherweise wurde nun auch der Parcours schwieriger. Das versuchten sich einige Fahrer zu Nutzen zu machen und an einem besonders steilen Stück des Anstieges griffen sie an. Obwohl er wegen seiner hinteren Position im Feld keinen genauen Überblick über das Geschehen an der Spitze hatte, musste er davon ausgehen, dass die Ausreißer ernst zu nehmen waren, denn das Tempo wurde vom einen Moment auf den nächsten dermaßen schnell angezogen, dass Ulle nur mit hoher Anstrengung den Anschluss halten konnte. Wenigstens verblieben mit Jan Schaffrath, Georg Totschnig und Bert Dietz drei Helfer an seiner Seite, um ihn zu unterstützen. Rudy teilte ihm mit, dass sich sechs Fahrer abgesetzt hatten und mit Axel Merckx von Polti, Marten den Bakker von TVM und Marc Lotz von Rabobank Rennfahrer dabei waren, die aus einer Ausreißergruppe durchaus die Chance hatten, das Rennen zu gewinnen. Zum Glück für Ulle war der Anstieg bald vorbei und er konnte sich gerade so am Schwanz des Pelotons festbeißen ohne in den roten Bereich gehen zu müssen. Die Abfahrt nutzte er dazu wieder Kräfte zu tanken und sich im Feld nach vorne zu arbeiten. Während er schon einige Mühe hatte, seine Position zu halten, sprinteten andere Fahrer regelrecht an ihm vorbei. Ein paar Meter vor ihm konnte er Fahrer wie Laurent Jalabert und Laurent Brochard sehen, die sich bei dem hohen Tempo noch relativ locker unterhalten konnten. Diese Gespräche wurden beendet, als der nächste Anstieg nahte. Die Teams der beiden Franzosen, ONCE und Festina hatten kein Interesse daran, den Abstand zu den Ausreißern, der inzwischen bei knapp zwei Minuten lag, größer werden zu lassen und wollten den nächsten schweren Abschnitt dazu nutzen, näher an die Spitzenreiter heranzukommen.

Ulle atmete durch, als sie den Scheitelpunkt des Anstieges erreichen. Anschließend ginge es laut Streckenplan mindestens zwanzig Kilometer nicht mehr bergauf, sondern überwiegend leicht bergab. Die Hauptgruppe war ihm mittlerweile enteilt, da er kein Interesse daran gehabt hatte, bei seinem ersten Vorbereitungsrennen schon in einen hohen Pulsbereich zu gehen. Stattdessen ließ er sich von seinen Teamkollegen in der Abfahrt wieder nach vorne bringen. Ulle kostete das Gefühl aus, dass er nun endlich in der Lage war, andere Fahrer zu überholen und nicht ständig selber abgehängt zu werden. Es hatte sogar aufgehört zu regnen. Allmählich begann das Rennen Spaß zu machen. Dafür war der Abstand leider zu groß. Ulle ging nun etwas höheres Risiko in den Kurven und ermutigte seine Kollegen noch einen Zahn zuzulegen. Die Begleitmotorräder zeigten einen Rückstand von etwa 30 Sekunden auf das Feld an und Rudy meldete per Funk, dass dort das Tempo nicht mehr am Limit war. Zu Beginn des nächsten Anstieges schafften sie es tatsächlich, den Anschluss an das Feld zu schaffen. Euphorisch überholte Ulle Jan Schaffrath und setzte sich an die zweite Position hinter Georg Totschnig. Auf den ersten hundert Metern des Anstieges fuhren sie an einigen schwächelnden Fahrern des Hauptfeldes vorbei und nutzten ihren Schwung ideal. Totschnig glaubte anscheinend sogar daran, dass sie in einer furiosen Aufholjagd an die Spitze vorstoßen könnten, aber nachdem sie das erste kleine Grüppchen überholt hatten, musste Ulle schon wieder herausnehmen. Die Jagd im Flachen hinter drei Teamkollegen, die für ihn Tempo bolzten, hatte er gut überstanden, doch ein hohes Tempo am Berg konnte er jetzt überhaupt nicht gebrauchen. Nach Luft schnappend rief er Totschnig zu, dass der langsamer machen sollte, damit Ulle den Anschluss hielt. Das gute Gefühl war trügerisch gewesen und nun fing es sogar wieder an zu nieseln. Das Gefühl des Spaßes, das Ulle kurz zuvor empfunden hatte, verschwand so schnell, wie es gekommen war.


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Nach dem ruhigen Beginn hatte Ullrich schon an den ersten Anstiegen Schwierigkeiten, das Tempo des Feldes zu halten.

Die restlichen ansteigenden Kilometer hatte Ulle streng nach Pulsuhr gefahren, um sich nicht zu stark zu verausgaben. Christian Henn und Georg Totschnig hatten ihn über die letzten Schwierigkeiten des Tages und in die abschließende Abfahrt geführt. Auf den letzten Kilometern gaben sie Gas, um die vor ihnen fahrenden, versprengten Gruppen einzuholen. Schließlich kam es zu einem Zusammenschluss der unmotivierten Helfer, die den ganzen Tag für ihre Kapitäne geschuftet hatten und nun das Rennen ruhig zu Ende fuhren und der Ullrichgruppe. Mit einem Schrecken hatte er feststellen müssen, dass sogar Fahrer wie Jacky Durand ohne Probleme sein Tempo hatten halten können und sich gemeinsam mit ihm auf den Weg nach vorne gemacht hatten. Als sie letztlich wieder im Hauptfeld angekommen waren, hatten sich schon ungefähr zwanzig Fahrer mehrere Minuten vom Feld abgesetzt und kämpften um den Tagessieg, wobei das Team Telekom keinen Fahrer in der Spitzengruppe hatte. Ulle schloss sich der allgemeinen Trägheit an und rollte gemütlich ins Ziel. Wenigstens kam er im Hauptfeld ins Ziel und war nicht abgehängt oder hatte aufgeben müssen. Die Medien, die dieses kleine Rennen in Südfrankreich ohnehin nicht interessierte, würden wahrscheinlich melden, dass er souverän mit dem Hauptfeld über die Linie gerollt war. Das musste reichen. Das wichtige war, dass er nun wusste, wie es um seine Form stand. Der Tag war so weit in Ordnung gewesen, nun wollte er nur noch wissen, wie das Rennen ausgegangen war.



Ulle lag entspannt auf dem Bett in seinem Hotelzimmer. Einer der kleinen regionalen Sender brachte tatsächlich eine Zusammenfassung des Rennens. Zwanzig Kilometer vor dem Ziel hatten sich fünf Fahrer, Laurent Jalabert, der Sieger der Mittelmeerrundfahrt Michele Bartoli, Laurent Roux, Mauro Gianetti und Scott Sunderland abgesetzt, kurze Zeit später hatte sich Laurent Brochard dazu gesellt. Die sechs schafften es, am letzten Anstieg die Überreste der Ausreißergruppe zu stellen. Was folgte, war ein Schlagabtausch der Favoriten. Nacheinander versuchte jeder, eine entscheidende Attacke zu setzen, doch zunächst kam niemand richtig von der Gruppe weg. Sechs Kilometer vor dem Ziel erfolgte ein relativ viel versprechender Angriff von Bartoli und Gianetti und kurze Zeit schien ihr Angriff Erfolg zu haben. Doch an der Zweitausendmetermarke führte Laurent Jalabert die anderen wieder an das Spitzenduo heran und es lief alles auf einen Sprint heraus. Marc Lotz versuchte es noch mit einer letzten, verzweifelten Attacke, aber Jalabert blieb ganz ruhig an seinem Hinterrad und wartete bis zu den letzten 250 Metern. Er zog den Sprint an, Bartoli versuchte von seinem Hinterrad vorbeizugehen. Seine hohe Endgeschwindigkeit reichte jedoch nicht, um Jalabert zu besiegen, so dass der Franzose seinen ersten Saisonsieg einfahren konnte. Anschließend sah man einen pummelig aussehenden Fahrer vom Team Telekom mit fünf Minuten Rückstand im Hauptfeld über die Ziellinie rollen. Mit Entsetzen erkannte Ulle sich selber. Wieder wurde ihm bewusst, dass er noch einiges zu tun hatte, damit er wieder siegfähig wurde.

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Während Ullrich hinter dem Feld um den Anschluss kämpfte, entschied Jalabert den Kampf um den Tagessieg für sich.


Ergebnis:
1.Laurent Jalabert Festina 4h43:12
2.Michele Bartoli MG Technogym s.t.
3.Laurent Brochard Festina s.t.
4.Marc Lotz Rabobank 0:04
5.Mauro Gianetti FdJeux s.t.
6.Scott Sunderland GAN s.t.
7.Maarten den Bakker TVM 0:12
8.Laurent Roux TVM s.t.
9.Jean-Cyril Robin US Postal s.t.
10.Axel Merckx Polti s.t.
41. Jan Ullrich Team Deutsche Telekom 5:19
Zuletzt geändert von Valverde3007 am 22.4.2009 - 10:07, insgesamt 1-mal geändert.

Valverde3007
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Beitrag: # 6763254Beitrag Valverde3007
22.4.2009 - 10:07

20.2. Classic Haribo - Der etwas andere Sprint (E)

Am Start in Uzes ging Ete so einiges durch den Kopf. Hier, im Süden Frankreichs, hatte er einen seiner ersten Siege als Profi gefeiert. Die vom Fruchtgummihersteller gesponserte Classic Haribo kam ihm mit dem flachen Profil stark entgegen und hatte es ihm schon 1994 ermöglicht, das Rennen in einem harten Massensprint gegen Djamoline Abdoujaparov und Johan Museeuw zu gewinnen. Damals war es die erste Austragung des Rennens in dieser Form gewesen und Ete wurde als Premierensieger mit Kusshand zur diesjährigen Austragung eingeladen. Er hatte sogar ein kleines Antrittsgeld erhalten, damit er nicht bei konkurrierenden Rennen in Spanien startete, sondern in Frankreich fuhr. Doch er war nicht der einzige namhafte Fahrer am Start dieses Eintagesrennen. Seine stärksten Gegner an diesem Tag würden voraussichtlich aus allen Sparten des Feldes kommen. Einerseits waren gefährliche Sprinter wie Moncassin und Vogels am Start, andererseits war die Klassikerelite mit Andrei Tchmil und Michele Bartoli ebenso stark vertreten. Die gefährlichsten Männer würden aber die französischen Fahrer sein, die im Rahmen dieses zweiten Rennens des Coup de France alles dafür tun würden, weitere Punkte für diese inoffizielle französische Rangliste zu holen. Besonders Laurent Jalabert und Laurent Brochard waren enorm motiviert, da sie bereits eine Woche zuvor bei der Tour du Haut Var gepunktet hatten und durch einen weiteren Erfolg den Grundstein für einen Sieg in dieser Wertung legen könnten. Schon im Vorjahr hatte Jalabert das Rennen nach fünfzig Kilometern zum platzen gebracht und später aus einer kleinen Spitzengruppe gewonnen. Bei einer kurzen morgendlichen Lektüre der lokalen Presse hatte Ete festgestellt, dass die beiden kein Blatt vor den Mund nahmen und bedingungslos auf Angriff fahren wollten. Ob es so weit kommen würde, lag an ihrer Tagesform, sowie an der Arbeit des Teams Telekom.

Relativ schnell nach dem Start hatte sich eine fünfköpfige Ausreißergruppe vom Feld abgesetzt und befand sich nun knapp sieben Minuten vor dem Feld. Erstaunlicherweise war mit David Moncoutie nur ein französischer Fahrer in die Attacke gegangen, während die Teams von Brochard und Jalabert die ersten Rennstunden ruhig verbrachten. Dafür war der junge deutsche Jörg Jaksche mit in der Spitzengruppe und beteiligte sich dort tatkräftig an der Führungsarbeit. Ete empfand beinahe so etwas wie Mitleid für seinen Landsmann, da sein Team die Arbeit des ganzen Tages zunichte machen würde. Trotzdem war es notwendig, denn er fuhr für seinen Sponsor, der einen Sieg von ihm erwartete. Vor Urzeiten hätte er es sich erlauben können, in einem Nationalteam auf seine eigenen Ziele zu verzichten, doch die Praxis der Nationalmannschaften war einfach nicht mehr zeitgemäß und kam bei keinem angesehenen Rennen mehr vor. Er rollte herüber zu Frederic Moncassin, dem wohl stärksten Sprinter im Feld, der auf einer Leistungsstufe mit Ete stand. Sie plauderten ein bisschen über das Wetter und das hervorragende französische Essen, bevor er sich mit ihm über eine Zusammenarbeit gegen die Ausreißer verständigte. Beide Sprinter hatten ein Interesse an der Nachführarbeit, also schickten sie jeweils zwei Fahrer an die Spitze und setzten ihre Diskussion über die Fischsuppen der Region fort.

Wie erwartet bliesen die Franzosen noch zum Großangriff. 35 Kilometer vor dem Ziel hatte das Feld noch einen Rückstand von vier Minuten auf die Ausreißer, was Jalabert wohl zu viel war. Mit einem energischen Antritt versuchte er sich vom Feld abzusetzen. Mit ihm begaben sich Max Sciandri vom Team FdJeux und der belgische Kopfsteinpflasterspezialist Peter van Petegem auf die Flucht. Nach der Attacke ging ein Ruck durch das Peloton. Bisher war die Aufholjagd eher schleppend vorangekommen und beruhte auf Spekulationen und Rechnungen der sportlichen Leiter, die die Ausreißer möglichst knapp vor dem Ziel einholen wollten. Nun mussten die Sprinterteams mit voller Kraft nachführen, um die Lücke nicht zu groß werden zu lassen. Obwohl auch Brochards Team Festina sich in die Führungsarbeit einschaltete, bauten die drei Verfolger ihren Vorsprung auf das Hauptfeld schnell aus. Zu schnell. Als sie eine Minute Vorsprung hatten, wurde Ete nervös. Eine Minute auf Jalabert war schneller verloren, als man sie gewinnen konnte. Auch der stramme Gegenwind schien den Franzosen nicht zu schwächen. „Jaja“, wie ihn seine Landsleute nannten, hatte sich in den Kopf gesetzt, das Rennen wie im Vorjahr zu gewinnen. Ete nahm nun in einem regelmäßigen Abstand Kontakt zu seinem sportlichen Leiter auf und erkundigte sich nach den Abständen. 25 Kilometer vor dem Ziel war es eine Minute Rückstand, bei zwanzig Kilometern waren es noch 45 Sekunden. Zehn Kilometer vor dem Ziel schafften es seine Kameraden dann, den Abstand unter fünfzehn Sekunden schrumpfen zu lassen und wieder auf Sichtweite an die Führenden heranzukommen. Jalabert versuchte es nun seinerseits mit einem erneuten Angriff und setzte sich von seinen beiden Fluchtgefährten ab, die bald ins Hauptfeld zurückfielen. Acht Kilometer vor dem Ziel folgte auch der Publikumsliebling der Franzosen. Ausgelaugt von der langen Hatz im Wind, konnte Jalabert der Hauptgruppe nicht mehr widerstehen und musste aufgeben. Ete ließ entspannt einen Tritt aus und gratulierte seinen Kollegen zu der perfekten Arbeit, da näherte sich ein Begleitmotorrad und zeigte einen Abstand von 50 Sekunden an. Noch bevor Ete begriff, was das bedeuten sollte, meldete Rolf Aldag sich über Funk.
„Du, Ete. Die drei haben wir, aber es waren doch noch fünf andere vorne weg.“
Es stimmte. Über die Attacke von Jalabert hatte Zabel die fünf Spitzenreiter ganz vergessen. Fünfzig Sekunden hatten sie noch und es waren nur noch acht Kilometer. Das könnte verdammt knapp werden.

Das Team Deutsche Telekom fuhr nun aufgereiht an der Spitze. Christian Henn hatte das Feld soeben unter der Fünftausendmetermarke hindurch geführt. Der Abstand auf die Spitzengruppe, beziehungsweise das, was von ihr übrig geblieben war, betrug noch genau dreißig Sekunden. Die Ausreißer zermürbten sich nun gegenseitig durch ständige Attacken, statt an einem Strang zu ziehen und die Minimalchance zu nutzen. Jaksche war inzwischen schon zurückgefallen und hatte sich nach einem kurzen aufmunternden Schulterklopfen von Ete in die Tiefen des Feldes verabschiedet. Nach und nach folgten auch seine ehemaligen Mitausreißer. Nur David Moncoutie hielt sich unbeugsam an der Spitze des Rennens und gab die Jagd nicht auf. Sein Vorsprung schrumpfte dennoch auf jedem Meter weiter zusammen und auf dem letzten Kilometer näherte sich Steffen Wesemann, der das Feld nun anführte, seinem Hinterrad. Doch in dem Moment, in dem Moncoutie eingeholt war und ein Massensprint unausweichlich schien, trat Andrei Tchmil an. Ete saß nun in der Zwickmühle. Wesemann war platt und ging aus der Führung und somit blieb nur sein letzter Anfahrer Corvers. In diesem Moment wünschte sich Ete Giovanni Lombardi an seine Seite, da der ihn bereits einmal ideal auf die letzten Meter geführt hatte, doch der Italiener war nicht mit nach Frankreich gereist, sondern war zu Hause in Italien geblieben, um zu trainieren. Damit konnte ihn auf dem letzten Kilometer nur noch Frank Corvers unterstützen. Auch wenn Ete sich vorgenommen hatte, auf dessen Stärke zu vertrauen, wollte er es nicht auf den Neuzugang ankommen lassen und fasste den Entschluss, selber hinterher zugehen. Er trat an und heftete sich an das Hinterrad seines belgisch-russischen Kollegen. Dieser schien kaum zu glauben, dass Ete sich persönlich sein Hinterrad gekrallt hatte. Er versuchte noch einmal anzutreten und seinen Widersacher abzuschütteln. Ete biss nun auf die Zähne. Er war es nicht gewohnt, den kompletten letzten Kilometer in dieser Position zu fahren. Mit einiger Mühe schaffte er es, das irrsinnig hohe Tempo zu halten. 300 Meter vor dem Ziel bemerkte er schließlich wie Tchmil langsamer wurde. Entweder reichte seine Kraft noch nicht, weil er seine Topform erst später erreichen würde, oder er resignierte beim Blick zurück auf Ete. Ete ließ sich von der Tempoverschärfung nicht aufhalten und sprintete vorbei. Er hatte Respekt davor, einen so langen Sprint zu fahren, aber mit seiner Konterattacke hatte er sich dazu verdammt. Ohne sich umzuschauen trat er die letzten Meter mit aller Kraft in die Pedale, bevor er sich auf dem Zielstrich aufrichtete. Es war keiner mehr von hinten an ihn herangekommen. Er wartete einen kurzen Augenblick auf die anderen Fahrer, die mit ihrer höheren Endgeschwindigkeit an ihm vorbeischießen sollten, es kam aber niemand. Er war einen Blick über die Schulter und sah, dass seine Kontrahenten jetzt erst über die Ziellinie flogen, was die Jury später zum Anlass nahm, sie mit einem Rückstand von drei Sekunden auf Ete zu werten. Heute hatte er bewiesen, dass er sich nicht mit der Rolle als reinrassigem Sprinter zufrieden geben würde. Er hatte Hunger auf Rennen aller Art, notfalls auch auf Klassiker, die er durch beherzte Attacken gewinnen konnte.

Ergebnis:
1.Erik Zabel Team Deutsche Telekom 4h48:11
2.Frederic Moncassin GAN 0:03
3.Leon van Bon Rabobank s.t.
4.Steven de Jongh TVM s.t.
5.Andrei Tchmil Lotto s.t.
6.Frank Corvers Team Deutsche Telekom s.t.
7.Luca Scinto Mapei s.t.
8.Peter van Petegem TVM s.t.
9.Mauro Santamorita MG Technogym s.t.
10.Henk Vogels GAN s.t.

Valverde3007
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Beitrag: # 6763417Beitrag Valverde3007
23.4.2009 - 17:01

27.2. Valencia-Rundfahrt - Licht und Schatten (E)

Ete saß am Fenster seines Hotelzimmers in Valencia und dachte an die letzte Woche zurück. Im sonnigen und warmen Spanien war er bei der Rundfahrt durch die Provinz Valencia an den Start gegangen. Zu seinem Bedauern musste er erneut auf seinen Anfahrer Giovanni Lombardi verzichten und auf die Zusammenarbeit mit Frank Corvers bauen, die in Frankreich am Wochenende zuvor nicht funktioniert hatte. Außerdem bestand das Hauptanliegen des Teams darin, ein gutes Gesamtresultat für Bjarne Riis herauszufahren. Deshalb hatten sie gleich am ersten Tag der Rundfahrt in der Verfolgung einer Ausreißergruppe um Pavel Tonkov ein so hohes Tempo vorgelegt, dass sie die Gruppe zwar vor dem ansteigenden Finale einholten, Ete jedoch keine Chance mehr hatte, in die Entscheidung des Tages einzugreifen. Während Bjarne und Michel Lafis das Rennen in einer achtköpfigen Spitzengruppe beenden konnten, war Ete zu Beginn des Schlussanstieges zurückgefallen und hatte versucht, Kräfte für die kommenden Tage zu sparen.

Diese Körner sparende Fahrweise erwies sich am nächsten Tag als unnütz, als sich an dem schwersten Anstieg des Tages eine 18-köpfige Spitzengruppe bildete, in der aus seinem Team nur Lafis vertreten war, während die stärksten Fahrer der ersten Etappe, Claus Möller, Stefano Giraldi und Giorgio Furlan und andere gefährliche Fahrer wie Gianni Bugno und Tony Rominger den Sprung in die Gruppe des Tages geschafft hatten. Mit Marcel Wüsts Festinateam und dem Team Lotto um den Topsprinter Abdoujaparov jagten sie zwar hinter den Ausreißern her, zu einem Zusammenschluss kam es aber nicht mehr. Die Gruppe um Ete kam schließlich mit zwei Minuten Rückstand ins Ziel und er bekam nicht einmal mehr die Chance um Sprintpunkte zu kämpfen.

Die dritte Etappe war dafür seine große Chance, die vergebenen Möglichkeiten der ersten beiden Tage auszumerzen. Auf dem völlig flachen Tagesabschnitt ließ es das Feld ruhiger angehen und gewährte einer vierköpfigen Gruppe einen Vorsprung von bis zu neun Minuten, was sich bald als ein Fehler erwies. Die Spitzenreiter hatten offenbar auf den schweren Etappen Reserven bewahrt und kämpften nun mit letztem Einsatz für das Gelingen ihres Fluchtversuchs. Das Feld reduzierte zwar kontinuierlich den Vorsprung, doch er schien bis kurz vor Schluss zu groß zu sein, als die Spitzengruppe durch taktische Spielchen und abwechselnde Angriffe aus dem Rhythmus kam. Nach und nach wurden die Ausreißer eingeholt, bis nur noch Danny Nelissen von Rabobank als Solist an der Spitze blieb. Auf dem letzten Kilometer kam das Feld schließlich doch noch nahe an Nelissen heran. Es sollte ein Kampf bis auf den letzten Meter werden. Ete bekam Panik, dass es gerade so nicht reichen konnte und trat beflügelt von seinen starken und langen Sprints schon 300 Meter vor dem Ziel aus dem Windschatten von Tom Steels an und wagte den Sprint von der Spitze. Meter um Meter sog er sich an Nelissen heran und obwohl er den Niederländer tatsächlich noch einholte, merkte er, dass er mit dem frühen Antritt einen Fehler begangen hatte. Auf den letzten Metern konnte er nichts mehr zusetzen und musste machtlos mit ansehen, wie Marcel Wüst und Tom Steels noch an ihm vorbei flogen. In dem Moment, als er die Ziellinie überquerte, wusste er schon, dass er durch einen taktischen Fehler den Sieg verschenkt hatte. Der nächste Tag sollte ein besseres Ergebnis bringen.

Der vierte Tagesabschnitt war erneut von einigen Bergen gespickt und endete auf einer ansteigenden Zielgerade. Die Fluchtgruppe war mit Peter Farazijn, Sergei Outschakov, Santiago Botero und Alberto Lopez de Munain wieder prominent besetzt. Mit zwei der favorisierten Fahrer für das Finale war Telekom wieder dazu verdammt, die Arbeit im Hauptfeld zu übernehmen und der Aufwand lohnte sich. Viele Sprinter konnten das Tempo nicht mitgehen und so blieben schnelle Leute wie Wüst, Steels und Abdujaparov, die im Sprint am Tag zuvor seine stärksten Gegner waren zurück, während Ete sich noch sehr gut fühlte. Bjarne chauffierte ihn ideal auf den letzten Kilometer und hielt das Tempo hoch. Doch bereits einige hundert Meter vor dem Ziel erfolgten die ersten Antritte, die Bjarne nicht kontern konnte. Ete musste selber hinterherfahren und einsehen, dass das Finale wohl zu schwer für ihn war. Er verlor viele Plätze und erreichte trotz seiner guten Ausgangssituation nur einen 17. Platz.

Nach den vier verpatzten Etappen blieb ihm also nur noch ein Versuch auf der Schlussetappe zurück nach Valencia und tatsächlich lief an diesem Tag alles richtig, was vorher nicht geklappt hatte. Jens Heppner wurde als Aufpasser in die Ausreißergruppe geschickt, die in der Folge nicht gut harmonierte, da mehrere Fahrer nicht hundertprozentig an dem Gelingen der Flucht interessiert waren. Am Stadtrand von Valencia konnte das Feld die Ausreißer genau zum richtigen Zeitpunkt stellen und die Teams Mapei, Lotto und Telekom kontrollierten das Geschehen bis zum Schluss so, dass niemand mehr aus dem Hauptfeld nach vorne wegkam. Ete hängte sich wie zwei Tage zuvor an den Mapeizug an und behielt das komplette Finale nur das Hinterrad von Tom Steels im Auge. Als dieser auf der Zielgeraden antrat, konnte Ete ihm folgen und kurz vor dem Zielstrich aus seinem Windschatten herausschießen. Mit seiner hohen Geschwindigkeit schaffte er es, den Belgier zu überholen und zum Ende der Rundfahrt doch noch seinen Etappensieg einzufahren.

Ete ließ den Blick weiter über das blaue Meer schweifen. Was blieb ihm und seinem Team von dieser Rundfahrt? Auf der einen Seite waren es die Erkenntnisse, dass es keine Selbstverständlichkeit war, dass Ete Siege am Fließband einfuhr. Außerdem hatte Bjarne noch keine überragende Frühform, sondern musste hart kämpfen, um mit den besten Fahrern mitzugehen. Auf der anderen Seite hatte er insbesondere auf der ersten Etappe mit dem fünften Platz ein ordentliches Ergebnis eingefahren und Ete hatte zum Schluss noch eine Etappe für das Team gewinnen können. Dazu schaffte Michel Lafis es auf einen hervorragenden fünften Platz im Gesamtklassement. Telekom hatte einiges an Schatten gezeigt, aber das Licht überwog.


Ergebnis:
1.Etappe : Giorgio Furlan (Saeco)
2.Etappe : Stefano Girali (Kross)
3.Etappe : Marcel Wüst (Festina)
4.Etappe : Nelson Rodriguez (Colombia)
5.Etappe : Erik Zabel (Team Deutsche Telekom)

Gesamt:
1.Stefano Giraldi Kross 22h11:21
2.Giorgio Furlan Saeco 0:10
3.Claus Michael Möller Estepona 0:28
4.Nelson Rodriguez Colombia 0:33
5.Michel Lafis Team Deutsche Telekom 0:53
6.Vitor Gamito Estepona 0:53
7.Gianni Bugno Mapei 1:07
8.Roger Beuchat Post Swiss 1:11
9.Federico Munoz Flavia 1:11
10.Andrei Zintchenko Estepona 1:33

Valverde3007
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Beitrag: # 6763634Beitrag Valverde3007
25.4.2009 - 12:26

Aus dem Leben eines Journalisten (K)

Nachdem er minutenlang ununterbrochen in die Tasten gehauen hatte und wie in einem Fluss an seinem neuen Artikel geschrieben hatte, kam er nun zum Schluss. Leise murmelte er die abschließenden Worte vor sich hin. „es schaffen, die Dominanz zu brechen? Wir werden es sehen. Euer Karsten.“ Zufrieden speicherte er sein Dokument ab und schaltete den Computer aus. Später würde er den Text einer abschließenden Prüfung unterziehen und sie dann seinem Chef schicken. Bis dahin würde er sich etwas ausruhen und anschließend etwas im Internet surfen, um sich über die anstehenden Rennen zu informieren.
Karsten war seit diesem Jahr beim größten Radsportsender Europas angestellt und arbeitete nun seit etwa zwei Monaten in der noch kleinen Onlineredaktion des Senders. Früher war er selber als Amateur und Jugendlicher einige Radrennen gefahren und nun, Mitte 30, war er auf die andere Seite gewechselt und hatte begonnen als Journalist den Radsport zu begleiten. Er hatte dabei von der Begeisterung für den Radsport profitiert, die nach dem Auftauchen von Erik Zabel und Jan Ulllrich auf der Bühne der großen entstanden war. Plötzlich interessierte sich jeder für den Radsport und Millionen begeisterter Fans warteten sehnsüchtig auf den Höhepunkt des Jahres, die Tour de France. Karsten war zwar erfreut über das Interesse an der Sportart, die ihn sein ganzes Leben begleitet hatte, doch er war nicht der Meinung, dass man die Radsportsaison auf drei Wochen im Juli beschränken sollte. Stattdessen würde er die gesamte Radsportsaison verfolgen und Artikel für seinen Arbeitgeber schreiben.
Die Zeit seit Anfang Januar, als sein Arbeitsvertrag begann, hatte er bisher damit verbracht, ausgiebig zu recherchieren, kleinere Artikel über offizielle Termine wie die Teampräsentation des Team Telekom zu schreiben und die Entwicklung der Form der wichtigen Fahrer zu beobachten. Jetzt, Ende Februar konnte er zum aktiven Teil seiner Arbeit übergehen. Er hatte die klaren Vorgaben vom Sender erhalten, nicht über jedes kleine Rennen zu berichten, sondern nur über die wirklich wichtigen. Das erste Rennen der Klasse 1.1, das Omloop Het Volk war trotz der bisher gefahrenen Rennen für Karsten die richtige Eröffnung der Radsportsaison. Mit diesem Rennen wurde alljährlich die Zeit der großen Frühjahrsklassiker eingeläutet, die über das Kopfsteinpflaster Belgiens und Frankreichs und über die steilen Hügel der Ardennen führten. Bei diesen Rennen konnte sich die Elite der weltbesten Fahrer erstmals miteinander messen. Gleichzeitig begann damit auch die Jagd nach den Punkten für den Weltcup und die Weltrangliste, da die kommenden Rennen besser bepunktet wurden, als die zu Beginn der Saison.
Karsten freute sich aber nicht nur auf die anstehenden Klassiker, sondern auch auf die ersten bedeutenden Rundfahrten des Jahres. Er hatte das Privileg, die Fahrt zur Sonne, Paris-Nizza live mitzuerleben und würde ab dann das ganze Jahr unterwegs sein. Schlag auf Schlag folgten dann die großen Rennen, bis im Mai mit dem Giro die erste große, dreiwöchige Landesrundfahrt auf dem Rennkalender stand. Doch so weit wollte Karsten noch gar nicht denken. Stattdessen beschäftigte er sich mit der Startliste des nächsten Rennens. Fasziniert begutachtete er die Aufstellung des Mapeiteams und bekam eine weitere gute Idee für seinen Artikel. Er sprang sofort wieder an seinen PC und machte sich wieder an die Arbeit.

"(K)" wird das dritte Kürzel sein, dieser Post dient zur Einführung der Person. Durch ihn wird neutral über die wichtigen Rennen berichtet werden, die Ulle und Ete nicht bestreiten werden. (z.B. der Giro oder Paris-Roubaix)
PS:
Falls jemand sich hierhin verirren sollte, wäre ich über Feedback sehr erfreut. Notfalls könnte derjenige mir entweder im Thread oder per PN ein einfaches "Find ich gut" oder "Find ich scheiße" hinterlassen. Das würde mir schon reichen.
Ahnlich wie damals, wäre ein Feedback jetzt ganz hilfreich. Bei der Tour de Lance war es ja schon ähnlich, dass eine Menge Zeug dabei war, das nicht unbedingt notwendig war und die entschlackte Version wurde schließlich deutlich positiver aufgenommen.

Andy92
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Beitrag: # 6763686Beitrag Andy92
25.4.2009 - 21:11

Also ich finds insgesamt richtig gut. So ein AAR über das Jahr 1997 ist schon ne prima Idee und du setzt das auch gut um. Eins find ich allerdings nicht ganz so prikelnd: Für so kleine Vorbereitungsrennen vielleicht nicht ganz so lange Romane schreiben.
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schwede
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Beitrag: # 6763695Beitrag schwede
25.4.2009 - 22:14

Mir gefällt der Anfang ganz gut..
Vielleicht könnteste du noch etwas mit Pevenage reinbringen oder so..

Valverde3007
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Beitrag: # 6763985Beitrag Valverde3007
27.4.2009 - 16:21

Omloop Het Volk – Start in die Klassikersaison (K)

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Nun war es also so weit. 176 Fahrer hatten sich am Start des Omloop Het Volks in Gent eingeschrieben und in wenigen Minuten begann die Saison für Karsten endgültig. Auch die belgischen Fans, mit denen er kurz vor dem Start noch kurz geplaudert hatte, vermittelten ihm die unglaubliche Vorfreude, die sie auf das Rennen hatte. Das Rennen, das über 202km zwischen Gent und Lokeren weitgehend auf der Strecke der Flandern-Rundfahrt stattfand, war die traditionelle Eröffnung der belgischen Radsport-Saison und das spürte man an jeder Ecke. Obwohl es die ganzen letzten Tage geregnet hatte und die Temperatur kaum mehr als drei Grad betrug, hatten sich Tausende verrückter Radsportfanatiker an der Strecke des Rennens eingefunden, um ihre Idole zu sehen und zu bejubeln. Heute war die gesamte Klassikerelite am Start. Dabei überragte das Mapeiteam, das mit Johan Museeuw und Franco Ballerini die beiden Topfavoriten in seinen Reihen hatte und mit Andrea Tafi, Stefano Zanini, Wilfried Peeters und Co standen erstklassige Helfer zur Verfügung. Insgesamt hatte Mapei mehr Fahrer, die die Möglichkeit hatten zu gewinnen, als die restlichen Teams zusammen. Zwar hatten die belgischen Teams TVM und Lotto genau wie die niederländische Mannschaft Rabobank mit Andrei Tchmil, Rolf Sörensen und Peter van Petegem ebenfalls starke Kapitäne, doch im Finale würden sie auf sich alleine angewiesen sein. Ähnliche Probleme hatten die Kapitäne der französischen Teams FdJeux, Festina und GAN Frederic Guesdon, Gianluca Bortolami und Frederic Moncassin. Sie hatten alle maximal einen oder zwei Edelhelfer, die auch zum Schluss noch wertvolle Helferdienste leisten konnten. Die einzige Chance, Mapei zu schlagen, bestand darin, zusammenzuarbeiten und möglichst wenige Mapeikapitäne in der Spitzengruppe zuzulassen. Somit lief alles auf einen Kampf zwischen dem übermächtig erscheinenden italienischen Team und dem Rest der europäischen Elite hinaus. Heute würde man das erste mal sehen, wer gewinnen konnte.

Die erste Ausreißergruppe des Tages enthielt sofort eine interessante taktische Konstellation. Der Däne Blaudzun von Rabobank und Cappelle von Lotto hatten den Sprung in die Spitzengruppe ebenso geschafft wie der junge deutsche Jan Schaffrath vom Team deutsche Telekom. Um diese Fahrer entstand eine sechsköpfige Ausreißergruppe, die sich im Verlauf des Rennens einen Maximalvorsprung von sechs Minuten erarbeiten konnte. Trotzdem stand ihr Unternehmen unter einem schlechten Stern, denn Mapei wollte alle Erwartungen erfüllen und machte ab den ersten Abschnitten mit Kopfsteinpflaster gehörig Tempo. Andrea Tafi zwang mit einer ersten Tempoverschärfung die anderen Teams dazu zu arbeiten und nachdem er anschließend erneut das Tempo erhöhte, teilte er damit das Feld. Noch etwa vierzig Fahrer waren in der ersten großen Gruppe, die das Rennen bestimmte und aus der der Sieger kommen würde, davon acht Fahrer von Mapei.

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Die Spitzengruppe hatte unter dem Tempodiktat Mapeis nicht lange bestand.

Kurze Zeit später schaffte es mit Frank Vandenbroucke der nächste Fahrer von Mapei, eine Fluchtgruppe zu initiieren. Unter der Begleitung von Ekimov, de Clercq und Verheyen fuhr er zu den bisherigen Spitzenreitern auf. Ab dem Moment machte er jedoch keinen weiteren Meter Führungsarbeit, was dazu führte, dass einige seiner Mitausreißer sich ebenfalls zurückhielten und nicht mehr mit voller Kraft fuhren. Zwangsläufig schaffte es das Feld also wieder näher an die Ausreißer heranzukommen. Angeführt von GAN und Mapei wurde dort nun ein gnadenloses Ausscheidungsfahren veranstaltet. Nach und nach konnten immer weniger Fahrer dem Tempo folgen, oder wurden wie einer der Topfavoriten, Rolf Sörensen, durch Stürze aussichtslos zurückgeworfen. Die Spitzengruppe zerbrach auch und die ehemaligen Mitglieder wurden von den Verfolgern ein- und überholt. Nun verblieben noch 18 Fahrer in der Spitzengruppe.

Das Rennen beruhigte sich wieder ein bisschen und die Gruppe füllte sich mit weiteren Fahrern, die den Anschluss wieder schafften, auf. Die schwierigsten Abschnitte des Tages waren gemeistert und bis auf Rolf Sörensen waren alle Favoriten noch in der Spitzengruppe vertreten. Die Fahrer von Mapei machten weiter das Tempo, die Kapitäne schienen aber auf die letzten beiden Kopfsteinpflasterstücke zu warten, um dort die entscheidende Attacke zu setzen. Auch als Jo Planckaert, der Edelhelfer Tchmils, schon kurz vorher angriff, blieben sie ruhig und führten die Verfolger mit einem geringen Rückstand auf den Belgier in die letzten Stücke auf Kopfsteinpflaster. Doch bereits nach wenigen Metern war es vorbei mit der Ruhe. An der Spitze der Gruppe forcierte Andrea Tafi erneut das Tempo und brachte die Gruppe auf wenige Meter an Planckaert heran. Während dieser sich schon nach der Gruppe umdrehte, griff sein Kapitän an. Andrei Tchmil beschleunigte an Tafi vorbei und erreichte binnen weniger Sekunden den Windschatten seines Helfers. Zunächst schien Mapei den Angriff direkt kontern zu wollen, dann zögerten sie. Der Grund, warum sie warteten, wurde bei den nächsten Bildern des Endes der Gruppe deutlich. Johan Museeuw hatte genau zum falschen Zeitpunkt eine Reifenpanne.

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Tchmil konterte die Mapeiattacke und setzte zum entscheidenden Angriff an.

Mit Hilfe seiner Teamkameraden schaffte es der Weltmeister zwar schnell wieder, den Anschluss an die Gruppe zu finden, doch es war zu spät. Mit Tchmil und Planckaert waren Magnus Backstedt, Frederic Moncassin, Frederic Guesdon und Leon van Bon davon gefahren. Die Mapeifahrer hatten gezögert und erst als auch noch Gianluca Bortolami angegriffen hatte, war mit Peeters ein Fahrer mitgegangen. Nun lagen die sechs Spitzenreiter etwa eine halbe Minute vor den beiden Verfolgern und eine Minute vor der Gruppe um Johan Museeuw. Auf den folgenden Kilometern wuchs der Vorsprung vor allem wegen der hervorragenden Arbeit von Planckaert immer weiter an, während die Mannen von Museeuw resignierten. Das Loch war zu groß, um es auf den wenigen Kilometern noch zu schließen. Das Rennen war für die Verfolgergruppe verloren. Nachdem Planckaert wegen Erschöpfung und Guesdon wegen einer Panne zurückfielen blieben noch vier Fahrer, die das Rennen gewinnen konnten. Dabei war der Ausgang des möglichen Sprints vollkommen offen. Alle vier waren schnelle Männer. In einem Massensprint nach einer Flachetappe einer Rundfahrt wäre Moncassin leicht im Vorteil gewesen, doch heute zählten alleine die Kraftreserven.

Trotzdem konnte Moncassin seinem Favoritenstatus nicht entgehen. Auf den letzten Metern hängten sich seine drei Begleiter an das Hinterrad des Franzosen und schoben ihm den schwarzen Peter zu, den Sprint von vorne zu fahren. Moncassin wartete lange und drosselte das Tempo, um womöglich doch noch einen Gegner in die Führung zu zwingen. Van Bon verlor als erstes die Nerven und zog den Sprint an. Moncassin sprang sofort an sein Hinterrad und beschleunigte schnell an ihm vorbei. Für einen kurzen Augenblick schien es so, als könne er das Rennen wirklich gewinnen, doch kurz vor der Ziellinie gingen ihm die Kräfte aus. Tchmil zog aus seinem Windschatten nach vorne und schaffte es den französischen Sprinter zu überholen. Backstedt kam ebenfalls noch vorbei und versucht mit einem Tigersprung auch noch an Tchmil heranzukommen, was ihm nicht mehr ganz gelang Trotz seiner hohen Endgeschwindigkeit blieb dem Schweden am Ende nur Platz 2. Andrei Tchmil war der Sieger des Omloop Het Volk, des Auftaktrennens in die Zeit der Nordklassiker. Für Mapei endete das Rennen dagegen katastrophal. Wilfried Peeters erreichte als bester Fahrer seines Teams den sechsten Platz, die Kapitäne Museeuw und Ballerini schafften es dafür nicht einmal mehr in die Top Ten.

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Die vierköpfige Spitzengruppe, aus der Andrei Tchmil gewann.


Ergebnis:
1.Andrei Tchmil Lotto 4h52:16
2.Magnus Backstedt Palmans s.t
3.Frederic Moncassin GAN s.t.
4.Leon van Bon Rabobank 0:06
5.Gianluca Bortolami Festina 1:14
6.Wilfried Peeters Mapei s.t.
7.Frederic Guesdon FdJeux 1:46
8.Peter van Petegem TVM s.t.
9.Andrea Tafi Mapei 3:05
10.Steffen Wesemann Team Deutsche Telekom s.t.


PS: Danke für die Kommentare. Und ja, Pevenage wird im Verlauf der Saison verstärkt vorkommen. Immerhin ist er der Taktikfuchs von Telekom. :D

Valverde3007
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Beitrag: # 6764287Beitrag Valverde3007
28.4.2009 - 19:56

Monatsbilanz:


Top5:

1.Michele Bartoli (MGT): Der italienische Klassikerspezialist bewies im Februar bereits eine beeindruckende Frühform. Er gewann am Mont Faron bei der Mittelmeerrundfahrt, womit er den Grundstein für seinen Gesamtsieg bei der fünftägigen Rundfahrt legte. Anschließend zeigte er sich auch beim ersten Zusammentreffen der Spezialisten für hügelige Klassiker an der Spitze und beendete die Tour du Haut Var im Sprint als zweiter, knapp geschlagen von keinem geringeren als Laurent Jalabert. Wenn er seine gute Form, die ihm den sechsten Platz in der Weltrangliste einbrachte, konservieren kann, ist er einer der Topfavoriten für die Klassiker im April.
2.Andrei Tchmil (LOT): Der russisch-belgische Kapitän des Lottoteams begann seine Saison mit einem dicken Ausrufezeichen, als er in seinem ersten Rennen, der Classic Haribo, kurz vor dem Ziel ausriss und erst auf den letzten Metern eingeholt wurde. Ende des Monats feierte er dann seinen ersten Sieg, als er Het Volk aus einer kleinen Gruppe im Sprint gewinnen konnte. Er scheint bestens für die kommenden ersten Weltcuprennen gerüstet zu sein.
3.Endrio Leoni (AKI): Endrio Leoni ist der überragende Sprinter der bisherigen Saison. Nachdem er bei der Mallorca Challenge zweimal aufs Podest fuhr, dominierte er die Ruta del Sol. Von den fünf Etappen konnte er vier gewinnen und sicherte sich damit das Trikot des Gesamtbesten, das er von Beginn der Rundfahrt tragen durfte. In der zweiten hälfte des Februars schwang er sich so zum Führenden in der Weltrangliste auf.
4.Niki Aebersold (POS): Der Schweizer überzeugte mit konstanten Leistungen bei der Mallorca Challenge, wo er die fünf Eintagesrennen mit den Plätzen 18,14,5,4 und 2 abschließen konnte und schließlich auch in der Gesamtwertung hinter dem Italiener Faresin auf Platz zwei kam. Nur eine Woche später holte er sich mit zwei Etappensiegen den Gesamterfolg bei der Algarverundfahrt.
5.Bart Voskamp (TVM): Mit sechs Erfolgen war er der bisher siegreichste Fahrer der Saison, was sich in seinem zweiten Weltranglistenplatz widerspiegelt. Neben drei Etappensiegen bei der Tour de Langkawi und zwei Siegen beim Etoile de Besseges gewann er beim Etoile die Gesamtwertung. Diese Erfolge brachten ihm eine zweiwöchige Führung in der Weltrangliste ein, bevor Leoni ihn ablöste.

Flop3:

1.Rolf Sörensen (RAB) / Johan Museeuw (MAP) / Franco Ballerini (MAP): Diesen unliebsamen Titel teilen sich in diesem Monat drei Fahrer, die man eigentlich schon ganz vorne erwartet hatte. Doch es kam anders. Keiner der drei Fahrer konnte in einem Rennen einen Platz unter den besten zehn herausfahren. Gebeutelt von Reifenpannen, Stürzen oder gesundheitlichen Schwächen, sowie eingeengt von taktischen Zwängen, missrieten die ersten Auftritte der drei Stars im Februar. Sie können nur hoffen schnell ihre Form zu finden, sonst wird bei den Nordklassikern nicht mit ihnen zu rechnen sein.


Weltrangliste:


Einzel:


1.Endrio Leoni AKI 260
2.Bart Voskamp TVM 250
3.Niki Aebersold POS 229
4.Gianni Bugno MAP 200
5.Marco Apollonio SCR 186
6.Michele Bartoli MGT 184
7.Peter Meinert Nielsen USP 171
8.Andrei Tchmil LOT 169
9.Dennis Zanette AKI 155
10.Gianni Faresin MAP 148
11.Robbie McEwen RAB 147
12.Gianluca Bortolami FES 136
13.Didier Rous FES 136
14.Erik Zabel TEL 135
15.Davide Bramati MAP 131
16.Marcel Wüst FES 131
17.Roger Beuchat POS 127
18.Giorgio Furlan SAE 120
19.Stefano Giraldi KRO 120
20.Frederic Moncassin GAN 111
21.Stefano Faustini AKI 110
22.Mirko Rossato SCR 102
23.Laurent Jalabert ONC 99
24.Leon van Bon RAB 98
25.Andre Korff FES 97

Teams:


1.Mapei 879
2.Aki 762
3.Festina 603
4.TVM 577
5.Rabobank 567
6.Estepona 463
7.Post Swiss 442
8.Saeco 428
9.Lotto 423
10.US Postal 406
11.Telekom 363


Still to come:

Der März wird mehrere Schwerpunkte mit sich bringen. Zuerst werden Paris-Nizza und Tirreno-Adriatico den Auftakt für die schwereren Etappenrennen bieten. Zum ersten mal können sich die Rennfahrer, die über mehrere Tage auf einem hohen Niveau fahren wollen, miteinander messen. Dazu wird es zu einem Aufeinandertreffen der besten Sprinter kommen, die sich auf das zweite große Highlight der Saison vorbereiten, Mailand-San Remo. Dort werden die Spezialisten für hügelige Klassiker mit den Sprintern um die ersten Weltcuppunkte kämpfen. Nach dem ersten Weltcuprennen stehen dann die Vorbereitungsrennen auf die nächsten Frühjahrsklassiker an. In Harelbeke und de Panne werden die Kopfsteinpflasterspezialisten am Feinschliff arbeiten, um in Flandern und der Hölle des Nordens bestehen zu können.

Valverde3007
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Beitrag: # 6765070Beitrag Valverde3007
4.5.2009 - 17:03

Vuelta a Murcia 4.Etappe – Die falsche Taktik?

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„Wir werden versuchen, das Feld zu kontrollieren und mit einer großen Gruppe zum Schlussanstieg zu kommen. Heppe kann versuchen, sein Bergtrikot zu verteidigen und ist unser Mann für die Ausreißergruppen. Im Schlussanstieg schauen wir dann, ob Bjarne oder Jan die besseren Beine haben. Wer sich besser fühlt, soll für den anderen fahren.“
Der kleine Belgier machte eine kurze Pause und sah seine beiden Kapitäne eindringlich an. Ulle schaute unsicher zu Bjarne herüber, der ihn entschlossen ansah.
„Ich werde auf jeden Fall auf Sieg fahren. Es sind immerhin nur sieben Sekunden auf Olano. Wie sieht es mit dir aus Jan? Wie fühlst du dich?“
Ulle schwieg und zuckte mit den Schultern. Er war zwar schon erheblich besser in Form als bei seinem ersten Rennen, doch gegen Bjarne hatte er im Moment keine Chance. Nach der Teambesprechung blieb er im Teambus sitzen, bis alle außer seinem sportlichen Leiter gegangen waren. Mit einem fragenden Blick wandte er sich an ihn.
„Ähm, Rudy, vielleicht wäre es besser, wenn wir für Bjarne fahren. Er ist wahrscheinlich stärker als ich. Und außerdem hat er ja schon eine Minute Vorsprung durch das Zeitfahren. Er soll heute der Kapitän sein.“
Rudy Pevenage schüttelte energisch den Kopf.
„Der Sponsor hält nichts davon, wenn du als Helfer arbeiten musst. Du bist das neue Radsportidol in deinem Land. Und ich finde es auch nicht gut. Du brauchst Resultate und darfst deine Form nicht durch unnötige Arbeit in Gefahr bringen. Schließlich willst du die Tour gewinnen, oder?“
Ulle nickte und schlurfte mit hängenden Schultern aus dem Teambus.

48 Kilometer bergauf mit durchschnittlichen Steigungsprozenten von 5%. Insgesamt hatte die heutige Etappe mehr als 2500 Höhenmeter. Somit bot der vierte Tagesabschnitt der Vuelta a Murcia eine gute Gelegenheit, Rennhärte im Hochgebirge zu sammeln. Vier kleinere Berge waren zu bewältigen, bevor es die letzten 18 Kilometer hinauf zu einer Bergankunft führen würden. Bis dorthin würde das derzeitige Spitzenduo um seinen Teamkollegen Jens Heppner, der die erste Etappe der Rundfahrt bereits aus einer Spitzengruppe gewonnen hatte und später das Bergtrikot erobert hatte, und Pascal Chanteur von Casino eingeholt haben. Am Schlussanstieg würde es dann zum Schlagabtausch der Favoriten kommen.
194 schwere Kilometer lagen vor ihm, die ein erstklassiger Indikator für seine Form wären. Auf diesen Gedanken waren auch andere Spitzenfahrer gekommen. Außer den beiden Kapitänen von Telekom testeten Weltklasseleute wie Alex Zülle, Abraham Olano und Marco Pantani ihre derzeitige Leistungsstärke. Olano und Zülle hatten im Zeitfahren schon eine bemerkenswerte Leistung abgeliefert, für die Zülle mit dem vierten Platz und Olano mit dem Tagessieg und dem Führungstrikot belohnt worden war. Pantani hatte zwar im Zeitfahren versagt, das war jedoch so zu erwarten gewesen und nach den gesundheitlichen Schwierigkeiten des letzten Jahres keine Überraschung gewesen. Ulle hatte in jenem Zeitfahren den achten Rang belegt, was zwar Resultat war, das ihn zum Jubeln gebracht hätte, es war aber auch keine Katastrophe und zeigte ihm, dass er in Schlagdistanz zu den besten Rund- und Zeitfahrern war. In wenigen Stunden würde er wissen, wie es im Verhältnis zu den Bergfahrern aussah.

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Die Ausreißergruppen des Tages.


Einige Meter vor sich sah Ulle den verzweifelt kämpfenden Peter Luttenberger zurückfallen. An der vorletzten Bergwertung war er mit den Spaniern Laiseka und Otxoa ausgerissen und war zu dem Duo Heppner/Chanteur aufgefahren. Doch unter dem Tempodiktat des Feldes unter der Führung von Banesto und Telekom war der Vorsprung nie über ein paar Sekunden hinausgewachsen. Zu Beginn der Schlusssteigung versuchte Luttenberger es mit einem weiteren Angriff, dem Feld zu entfliehen und als Solist davonzufahren, doch jetzt war er gestellt. Jens Heppner fuhr mittlerweile auch wieder im Feld an der Seite von Ulle und unterstützte ihn mit seinen verbliebenen Kräften so gut er konnte. Mercatone Uno hatte am Fuß der Bergankunft die Tempoarbeit übernommen und sorgte nun dafür, dass die Geschwindigkeit hoch blieb und mehr und mehr Fahrer abfallen mussten. Ulle fuhr an etwa 20. Position im Feld und konnte noch locker mit der Spitze mithalten. Er fuhr Seite an Seite mit Marco Pantani, an dem er sich vorerst orientieren wollte. Bald merkte er jedoch, dass Mercatone keineswegs für Pantani fuhr, sondern andere Pläne haben musste. Der Pirat verlor Position um Position und einige Meter auf Ulle. Stattdessen gab es an der Spitze eine Tempoverschärfung von Siboni, den Ulle bestenfalls als Edelhelfer von Pantani erwartet hätte. Dementsprechend machte er sich nicht die Mühe, selbst das Tempo zu erhöhen, sondern betrachtete aus sicherer Entfernung, wie Udo Bölts mit Bjarne am Hinterrad zum Italiener auffuhr. Erst als sechs weitere Fahrer um Alex Zülle und Abraham Olano sich dazu gesellten und hinter ihnen ein Loch riss, wurde Ulle langsam nervös. Er konnte nicht glauben, dass die neun Fahrer vorhatten, die letzten vierzehn Kilometer mit vollem Tempo durchzuziehen. Er funkte kurz Rudy an und wurde sofort beruhigt.
„Die kommen schon noch zurück. Michel, Jens, lasst euch zurückfallen und helft Jan. Wenn ihr ein gutes Tempo fahrt, seid ihr bald wieder vorne.“

Der Satz von Rudy war zwar zwischenzeitlich aufmunternd gewesen, doch als das Begleitmotorrad das nächste mal an seiner Gruppe vorbeifuhr, musste er feststellen, dass die Aussage nicht gestimmt hatte. Die Gruppe wurde nicht wieder langsamer, sondern hatte den Abstand bis hierhin, sechs Kilometer vor dem Ziel auf zwei Minuten ausgebaut. Zwischendurch waren sogar einige weitere Fahrer aus seiner Gruppe ausgerissen, um womöglich doch noch die Spitzengruppe zu erreichen. Über den Teamfunk konnte er von Bjarne hören, dass das Tempo vorne keineswegs langsamer wurde, sondern konstant hoch blieb. Inzwischen hatte Abraham Olano, der am aussichtsreichsten in der Gesamtwertung lag, Schwierigkeiten, was wenigstens das Terrain für Bjarnes Gesamtsieg ebnen könnte. Damit würde sich der Däne vorerst die Kapitänsrolle sichern. Vielleicht wären damit die Erwartungen an ihn gesenkt. Wenn Bjarne so überzeugend fuhr, würde die heimische Boulevardpresse Ulle in Ruhe lassen und seine Rolle als Helfer akzeptieren. Ohne diesen Druck könnte er noch besser fahren, seinem Team noch besser helfen. Dennoch durfte die Lücke zwischen ihm und Bjarne nicht zu groß werden. Weder im heutigen Rennen noch in der Hierarchie des Teams. Er versuchte Jens zu einem höheren Tempo zu motivieren, musste jedoch erkennen, dass dieser nach der langen Flucht nicht mehr in der Lage war, das Tempo zu forcieren. Stattdessen ging Ulle an ihm vorbei und diktierte seiner Gruppe sein Tempo auf.

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Jens Heppner und Jan Ullrich am Schlussanstieg.


Mit Vergnügen hatte Ulle die Nachricht entgegengenommen, dass Marco Pantani seinem Tempo nicht folgen konnte und zurückfiel. Je länger der Anstieg gedauert hatte, desto mehr Freude hatte Ulle an dem Rennen. Seit er die hohe Erwartungshaltung von Rudy ausblenden konnte, fuhr er wie befreit. Im Laufe der letzten Kilometer hatte er einige Fahrer wieder eingeholt und war in etwa auf den fünfzehnten Platz vorgefahren. An seiner Seite fuhr noch Michel Lafis, der wiederholt die Führungsarbeit übernehmen wollte, doch Ulle wies ihn zurück. Er fuhr genau sein Tempo, das sich in einem Bereich bewegte, in dem er nicht auf Helfer angewiesen war. Er war sogar noch in der Lage, das Rennen an der Spitze teilweise über den Funk mitzubekommen. Olano war offenbar in die Gruppe zurückgekehrt und hatte angefangen abwechselnd mit seinem Kollegen Santi Blanco zu attackieren. Obwohl einer dieser Versuche Erfolg hatte und Bjarne distanziert wurde, hörte er den Kommentar von Rudy, dass Bjarne vorerst bei Alex Zülle am Hinterrad bleiben solle. An der letzten Rampe könne er dann wieder attackieren. Kurze Zeit später meldete sich der schwer schnaufende Udo Bölts, der Anschluss an das Duo Zülle/Riis gefunden hatte und sich vor die beiden spannte. Dann Bjarne der meinte, dass er Zülle nicht abhängen könne. Außerdem war Olano nun viel zu weit weg. Nach einem Fluch von Rudy klinkte Ulle sich aus dem Funk aus. Die Taktik des Teams war offenbar nicht wie geplant aufgegangen. Vor der Etappe hatten sie mit Bjarne und ihm zwei Fahrer gehabt, die um den Tages- und Gesamtsieg mitfahren konnten, nun machten zwei Banestofahrer den Sieg unter sich aus. Ulle erreichte die letzte, steile Rampe kurz vor dem Ziel und schaltete herunter. Am Straßenrand sah er die Einheimischen jubeln, ob der Jubel ihm galt, oder den Landsleuten, die soeben gewonnen hatten, konnte er nicht beurteilen.

Auf den letzten Metern zog Michel Lafis, der Ulles Hinterrad halten konnte aus seinem Windschatten und führte seinen Kapitän ins Ziel. Ulle warf einen Blick über die Schulter nach hinten und erkannte, dass es beinahe vier Minuten Rückstand geworden waren. Obwohl er enttäuscht war, sah er dennoch den praktischen Nutzen dieses Tages. Es hatte Spaß gemacht, den Berg hinaufzuhetzen und starke Bergfahrer wie Marco Pantani in die Schranken zu weisen. Dass er Olano, Zülle und Riis jetzt noch nicht gefährden konnte, war kein Problem. Er war kein Ganzjahresfahrer, sondern würde am ersten Tag der Tour de France seine Saison von neuem beginnen. Ab dann zählten Resultate, vorher konnte er sich alleine auf seinen Formaufbau beschränken. Und der war absolut im richtigen Bereich. Bjarne, der ein Auge auf den Rundfahrtsieg geworfen hatte war dagegen stinkesauer. Wütend hatte er sich vor Rudy aufgebaut und las ihm wegen dessen Anweisungen die Leviten. Jan hörte einige dänische Flüche, doch alleine die Gesichtsfarbe seines Teamkollegen hatte gereicht, um deutlich zu machen, was Bjarne von seinem sportlichen Leiter hielt. Ulle näherte sich den beiden. Bjarne war immer noch außer sich und schnappte nach Luft.
„Wir müssen uns besser absprechen. Es kann nicht sein, dass jeder sein eigenes Ding fährt. Wenn wir gewinnen wollen, müssen wir zusammenarbeiten. Wenn du besser sein solltest, werde ich das akzeptieren und für dich kämpfen, aber umgekehrt muss es genau so sein.“
Obwohl Rudy sich kopfschüttelnd abwandte, nickte Ulle. Wenn er für Bjarne gearbeitet und alles gegeben hätte, wären sie stärker als die Banestofahrer gewesen.
„Beim nächsten Rennen wird es anders sein. Dann wird uns keiner schlagen.“


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Olano und Zülle bewiesen eine starke Form, letztendlich ging der Tagessieg aber an Santi Blanco.


Ergebnis:

Tageswertung:
1. Santiago Blanco Banesto 5h21:11
2. Abraham Olano Banesto 0:16
3. Ivon Ajuria Euskaltel s.t.
4. Marcello Siboni Mercatone Uno s.t.
5. Alex Zülle ONCE 0:34
6. Patrick Jonker Rabobank s.t.
7. Bjarne Riis Team Deutsche Telekom s.t.
8. Udo Bölts Team Deutsche Telekom s.t.
9. Miguel Arroyo Big Mat 1:08
10. Michel Lafis Team Deutsche Telekom 3:51
12. Jan Ullrich Team Deutsche Telekom s.t.

Gesamtwertung:
1. Abraham Olano 14h41:12
2. Bjarne Riis Team Deutsche Telekom 0:37
3. Alex Zülle ONCE 0:56
4. Marcello Siboni Mercatone Uno 1:15
5. Patrick Jonker Rabobank 1:54
6. Santiago Blanco Banesto 1:59
7. Dimitri Sedun Roslotto 3:24
8. Ivon Ajuria Euskaltel 4:34
9. Lorenzo di Silvestre Cantina Tollo 4:43
10. Davide Sacchetti Mobilvetta 4:44
11. Jan Ullrich Team Deutsche Telekom 4:49

Valverde3007
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Beitrag: # 6765083Beitrag Valverde3007
4.5.2009 - 18:31

Um es mit Flame of Za-i-bas Worten zu schreiben: "Vorsicht, letzter Beitrag erst von vorhin."

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So, gerade wurde Paris-Nizza durchgespielt und ein bisschen an der guten alten Equipe experimentiert. Die Hinaulttipps würden sich vielleicht immer noch für ein kleines Tippspiel anbieten, das sich über die Saison fortsetzen würde. Paris-Nizza würde dabei als Test dienen. Falls Interesse besteht, darf gerne im *****-System bis Mittwoch, 18:00 Uhr gegen Hinault, also mich, getippt werden. Unter den fünfzehn Fahrern, die er getippt hat, befinden sich auf jeden Fall die drei Fahrer auf dem Podium. Bei entsprechendem Interesse kann das fortgesetzt werden (inklusive Regeln, Rangliste und Startlisten), wenn nicht, dann eben nicht.

EDIT:Upps, peinlich. Natürlich sind wir noch im Jahre 1997.
Zuletzt geändert von Valverde3007 am 4.5.2009 - 20:08, insgesamt 1-mal geändert.

Andy92
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Beitrag: # 6765096Beitrag Andy92
4.5.2009 - 20:00

Paris-Nizza 2008?
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Mor!tz
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Beitrag: # 6765110Beitrag Mor!tz
4.5.2009 - 21:59

Die gelbe Schrift lässt sich etwas schwer lesen...

Valverde3007
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Beitrag: # 6765179Beitrag Valverde3007
5.5.2009 - 17:27

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Die Schrift ist nun etwas dunkler, viel mehr will ich bei dem Layout aber nicht an der Schrift verändern.

Gerrit
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Beitrag: # 6765254Beitrag Gerrit
6.5.2009 - 14:42

besser ;)

Valverde3007
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Beitrag: # 6765731Beitrag Valverde3007
8.5.2009 - 17:46

Paris-Nizza 3.Etappe – Demonstration der Stärke

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Karsten schaute mit einem zufriedenen Grinsen auf den Monitor vor sich. Er saß in einem kleinen Aufnahmestudio und wartete die letzten Sekunden ab, bevor er mit der Moderation der 3. Etappe von Paris-Nizza beginnen konnte. In den vergangenen Wochen hatte die Radsportbegeisterung in Deutschland auch durch Erik Zabels Erfolge einen weiteren Schub erhalten hatte. Deswegen und weil die Besuche des Radsportbereichs der Internetseite des Senders, auch wegen Karstens interessanter und gut recherchierter Beiträge über die Topstars der Szene und die ersten Rennen des Jahres, geradezu explodiert waren, hatte der Sender kurzfristig umdisponiert und mehrere Radrennen in sein Programm aufgenommen. Als ein geeigneter Kommentator dafür gesucht wurde, kam die Rede schnell auf Karsten. Also hatte er eilig einige Vorbereitungen getroffen, um für die halbstündigen Liveübertragungen der Etappen der Fernfahrt durch Frankreich gut präpariert zu sein. Die ersten drei Tage waren die Einschaltquoten akzeptabel gewesen und Karsten wusste, dass er heute, bei der ersten schweren Etappe, sein bisher größtes Publikum vor den Bildschirmen erwarten konnte. Der Aufnahmeleiter gab ihm ein Zeichen, dann kam ein kurzer Einleitungsspot, der das Rennen ankündigte und dann war Karsten auf Sendung.

Zunächst kam eine rasche Folge von Bildern, die den bisherigen Film des Rennens wiedergaben. Als erstes sah man einige Sekunden die achtköpfige Spitzengruppe mit Cedric Vasseur und Inigo Cuesta, die sich nach 25 Kilometern abgesetzt hatte. Karsten nutzte die Zeit dazu, mit einer kurzen Anmoderation zu beginnen und die Mitglieder der Ausreißergruppe zu erwähnen. Anschließend blendeten seine Kollegen mit Laurent Brochard, Davide Rebellin und Giorgio Furlan die Favoriten der Etappe ein, deren bisherigen Saisonverlauf und deren Chancen Karsten kurz erklärte, dann folgten einige Bilder einer Konterattacke von Luc Leblanc, infolge deren der Franzose binnen weniger Minuten zu der Spitzengruppe auffahren konnte, bis schließlich der erste längere Abschnitt der Zusammenfassung folgen sollte. Die Übertragung setzte knapp 22 Kilometer vor dem Ziel der Etappe an der vorletzten Bergwertung ein, wo die erste wichtige Vorentscheidung der Etappe getroffen werden sollte. Das bedeutete nicht nur für die Fahrer, sondern auch für Karsten eine hohe Anstrengung und forderte ein hohes Maß an Konzentration.

Karsten wunderte sich kaum, dass das Festinateam mit vier Männern an der Spitze des Verfolgerfeldes fuhr und das Tempo extrem hoch hielt. Ein wenig wunderte es ihn nur, als knapp einen Kilometer vor der Bergwertung mit Cedric Herve ein weiterer bergfester Helfer aus der Führung ging und zurückfiel. Damit blieben nur zwei Helfer für über zwanzig Kilometer. Während er noch darüber philosophierte, welche Taktik die Mannschaft verfolgen könnte, gab Brochard ihm im Rennen eine Antwort. Mit einem kurzen, knackigen Antritt verschärfte er das Tempo und versuchte sich von der Gruppe abzusetzen. Sofort versuchten einige Fahrer nachzusetzen. Karsten glaubte den Franzosen Laurent Roux, einen Fahrer von US Postal, sowie Furlan zu erkennen. Die drei fuhren gemeinsam mit Brochard noch vor der Bergwertung an der bisherigen Spitzengruppe vorbei, aus der ihnen nur Luc Leblanc folgen konnte. Das Quintett an der Spitze schien nun durchzuziehen und öffnete eine immer größere Lücke zwischen sich und dem Feld. Seine Kollegen in Paris blendeten nun eine Grafik ein, die die Zusammensetzung der Spitzengruppe zeigte. Beruhigt stellte er fest, dass er Roux, Leblanc und Brochard richtig erkannt hatte, beim Saecofahrer musste er sich allerdings korrigieren. Furlan saß offenbar noch mit Rebellin im Feld fest und hatte den entscheidenden Angriff verpasst. Dafür war Francesco Casagrande mit in die Gruppe gegangen und verteidigte dort als einziger Italiener die Ehre seines Landes gegen die vier Franzosen, die vom Postalfahrer Jean-Cyril Robin ergänzt wurden. Die Tatsache, dass sich ein Großteil der Gruppe miteinander verständigen konnte, trug auch dazu bei, dass die Gruppe harmonisch zusammenarbeitete und den Abstand schnell auf eine halbe Minute erhöhte. Karsten war sich nun sicher, dass einer der fünf die Etappe gewinnen würde. Wer genau, dass würden er und die Zuschauer an den Fernsehern am letzten Hügel oder gar erst auf der Zielgeraden erfahren. Bis dahin war aber noch ein bisschen Zeit und Karsten bekam erst einmal die Chance, während einer kurzen Werbepause zu verschnaufen.

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Nachdem Leblanc als Solist die Spitzengruppe erreicht hatte, wurde er bald von Brochard, Roux, Casagrande und Robin eingeholt.


Die Gruppe steckte nun mitten im Anstieg. Jean-Cyril Robin war nun seit einiger Zeit an der ersten Position der Gruppe und fuhr konzentriert ein hohes Tempo. Leblanc schien darunter bereits stark zu leiden, die anderen drei sahen immer noch sehr stark aus. Der erste, der es mit einem Antritt versuchte, war Laurent Roux. Er beschleunigte an Robin vorbei, konnte Casagrande und Brochard aber nicht abschütteln. Dafür zahlten Robin und Leblanc dem hohen Tempo Tribut und verloren den Anschluss. Brochard bemerkte die Schwäche seiner Kontrahenten und wollte nun auch seine verbliebenen zwei Verfolger abschütteln. Als Roux wieder etwas das Tempo herausnahm, setzte er zu einer Konterattacke an, der niemand mehr folgen konnte. Casagrande und Roux platzten von seinem Hinterrad und verloren schnell einige Meter. Sie versuchten nun ihren Rhythmus zu finden und den Abstand zum wie entfesselt fahrenden Brochard so gering wie möglich zu halten, um die Chance zu wahren, auf der nächsten Abfahrt und dem anschließenden Flachstück wieder aufzuschließen. An der Bergwertung neun Kilometer vor dem Ziel hatten sie zwanzig Sekunden Rückstand auf den Solisten an der Spitze und einen Vorsprung von fünfzig Sekunden auf das Feld. Noch besaßen sie also alle Chancen, den Führenden abzufangen.

Acht Kilometer später sah die Situation anders aus. Brochard hatte nun den Zielort, Clermont-Ferrand, erreicht und seinen Vorsprung auf über 45 Sekunden ausgebaut. Hinter ihm hatten sich seine ehemaligen vier Gefährten wieder vereinigt und jagten trotz der aussichtslosen Lage weiter hinter Brochard her. Immerhin hielten sie sich noch vor der stark zusammengeschmolzenen, fünfzig Fahrer umfassenden Verfolgergruppe, aus der einige Fahrer attackierten. Abwechselnd versuchten es Gianetti und Rebellin, die stärksten Fahrer von FdJeux, begleitet wurden sie von Savoldelli, Furlan und Moncassin. Letztendlich schafften sie es aber nicht, sich abzusetzen und Zeit zu gewinnen, sondern sie verloren durch das unregelmäßige Tempo wohl noch mehr Zeit. Brochard bog nun auf die Zielgerade ein. Unter Karstens Lobeshymnen und dem tosenden Applaus der französischen Fans fuhr er jubelnd über die Ziellinie. Nun hieß es warten, wie lange die vier Verfolger brauchen würden. Angeführt von Casagrande erreichten sie erst dreißig Sekunden nach Brochard die letzte Kurve. Leblanc schaffte es noch, sich im Zielspurt an Casagrande vorbeizuschieben, doch sein Rückstand auf Brochard betrug bereits 46 Sekunden. Das Feld brauchte sogar noch weitere 45 Sekunden, bis es angeführt von Moncassin und Rebellin über die Ziellinie rollte. Damit war Brochard nun auch ins gelbe Trikot gefahren, das er mit einem Vorsprung von 57 Sekunden gegenüber Roux tragen durfte. Karsten kommentierte die eingeblendeten Ergebnisse des Tages und der Gesamtwertung und sprach gerade den Wunsch aus, noch bis zur Siegerehrung auf Sendung zu bleiben. Doch in diesem Moment kam das Signal, dass er die Übertragung zu einem raschen Ende bringen sollte. Etwas enttäuscht verabschiedete er sich von den Fans und gratulierte sich zu einer gelungenen Übertragung.

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Laurent Brochard setzte an der letzten Bergwertung den alles entscheidenden Angriff, durch den er das Rennen gewann.



Tageswertung:
1. Laurent Brochard Festina 3h46:18
2. Luc Leblanc Polti 0:46
3. Francesco Casagrande Saeco s.t.
4. Laurent Roux TVM s.t.
5. Jean-Cyril Robin US Postal s.t.
6. Frederic Moncassin GAN 1:27
7. Davide Rebellin FdJeux s.t.
8. Giorgio Furlan Saeco s.t.
9. Leon van Bon Rabobank s.t.
10. David Etxebarria ONCE s.t.

Gesamtwertung:
1. Laurent Brochard Festina 11h18:36
2. Laurent Roux TVM 0:57
3. Francesco Casagrande Saeco 0:59
4. Jean-Cyril Robin US Postal 1:02
5. Luc Leblanc Polti 1:06
6. Christophe Moreau Festina 1:31
7. Gianpaolo Mondini Amore&Vita 1:32
8. Vjatcheslav Ekimov US Postal s.t.
9. Johan Bruyneel Rabobank 1:36
10. David Etxebarria ONCE 1:37

Sprintwertung:
1.Andrei Tchmil Lotto 37
2.Marcel Wüst Festina 34
3.Gianpaolo Mondini Amore&Vita 28

Bergwertung:
1.Jean-Jacques Henry BigMat 6
2.Laurent Brochard Festina 6
3.Francesco Casagrande Saeco 4

Valverde3007
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