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FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

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Hoffi
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25.10.2004 - 11:58

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Nr. 55 | Samstag/Sonntag, 6./7. März 2004

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Alexandre Vinokourov, famoser Triumphator des „Rennen zur Sonne“ in den beiden Vorjahren, möchte bei der 62. Ausgabe von Paris-Nizza das Triple feiern. Foto: Watson

T-Mobile in der Favoritenrolle

Die Bonner um Alexandre Vinokourov, Sieger 2002 und 2003, werden
bei Paris-Nizza vordergründig von Youngstern gejagt – und von Jens Voigt


aho Paris – In den vergangenen beiden Jahren war er jeweils in Nizza erfolgreich, stand zu Ende der Rundfahrt im Gelben Trikot auf dem obersten Treppchen des Stockerls, mal flankiert von Davide Rebellin und Mikel Zarrabeitia (2003), mal von Sandy Casar und dem legendären Laurent Jalabert (2002). Doch im Gegensatz zu ihm, Alexandre Vinokourov, ziehen seine vier größten Konkurrenten aus den letzten beiden Jahren nicht mehr ins Gefecht um die Siege in den Mittelgebirgen und am Mittelmeer – was nicht heißt, dass der Kasache in diesem Jahr konkurrenzlos ist. „Jens Voigt und Alejandro Valverde hatten in diesem Jahr bereits starke Auftritte und sind meine ärgsten Konkurrenten“, glaubt Vinokourov.

Die beiden haben in öffentlichen Aussagen bereits angekündigt, das 1305 Kilometer lange Tagesrennen über acht Etappen gewinnen zu wollen – wenngleich Voigt mit der Deutschland-Tour und Valverde mit der Vuelta a España andere Saison-Hauptziele haben. „Zusammen mit dem Critérium International habe ich mir den Gewinn von Paris-Nizza vor der Saison als ein weiteres Ziel gesetzt“, sagt der 32-jährige Berliner. Valverde räumte dagegen ein, „dass die Vuelta eindeutige Priorität hat“ und auch die weiteren spanischen Rundfahrten für ihn einen höheren Status hätten als das „Rennen zur Sonne“, das jedoch bei einem Erfolg die Saison zusätzlich garnieren könne. Eigentlich doch ein Paradox, Valverde unter den Umständen dieser Aussagen zu den Favoriten zu zählen? „Nein“, verdeutlicht dessen Teamchef Vicente Belda, „er hat eine exzellente Form und fährt bei Paris-Nizza voll auf Sieg – wenn er auch andere Hauptziele hat.“

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Die Strecke
1. Etappe: Zum Auftakt von Paris-Nizza stehen gleich einmal die ersten und einzigen Zeitfahrkilometer der gesamten Rundfahrt an. Im Kampf gegen die Uhr geht es über 13 leicht hügelige Kilometer von Chaville nach Issy-les-Moulineaux.
2. Etappe: Der zweite Tagesabschnitt – wohl der einzige, der keine entscheidende Rolle im Kampf um den Gesamtssieg annimmt. Zwischen Chaville und Montargis stehen 166,5 Kilometer über ein komplett flaches Terrain an.
3. Etappe: Die längste der insgesamt acht Etappe führt über 229 Kilometer von La Chapelle-Saint-Ursin nach Roanne. 30 Kilometer vor dem Ziel muss allerdings ein vergleichsweise langer, jedoch relativ flacher anstieg überfahren werden – ein Kampf zwischen den Sprintern und Gesamt-Favoriten.
4. Etappe: Auch auf den 179 Kilometern zwischen Roanne und Le Puy-en-Velay ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich ein ähnlicher Interessenkampf entwickelt. Zu Rennmitte stehen vier Bergwertungen auf dem Programm, doch danach zeigt das Profil keine Wellen mehr an.
5. Etappe: Die kleinste der insgesamt vier Bergwertungen könnte auf den 215 Kilometern von Le Puy-en-Velay die Entscheidung bringen. Sie steht 10 000 Meter vor dem Ziel an.
6. Etappe: Die Königsetappe. Auf den 173,5 Kilometern von Rasteau nach Gap müssen eine Bergwertung der Zweiten und drei der Ersten Kategorie überfahren werden. Von letzterer stehen mit dem Col de la Sentinelle und dem Col de Manse zwei Anstiege kurz vor dem Ziel an.
7. Etappe: Eine Berg- und Talfahrt sind die 185,5 Kilometer zwischen Digne-les-Bains und Cannes. Unter den sieben Bergwertungen sind auch zwei der Zweiten Kategorie.
8. Etappe: Zum Abschluss des „Rennen zur Sonne“ steht die traditionelle Abschlussetappe in einer eineinhalb Mal zu durchfahrenden Runde mit insgesamt 144 Kilometern um Nizza auf dem Programm. Der Col de Châteauneuf (Zweite Kategorie) muss dabei zwei Mal und der Col d'Eze (Erste Kategorie) drei Mal überwunden werden – hier fällt die endgültige Entscheidung um den Gesamtsieg.

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Neben dem routinierten Deutschen und dem 23-jährigen Spanier stehen vordergründig weitere Youngster auf der Liste der Favoriten: Vinokourovs T-Mobile-Teamkollege Matthias Kessler und José Ivan Gutierrez Palacios (Illes Balears), ein starker Mann im Kampf gegen die Uhr, der vor allem auf der „ersten Zeitfahr-Etappe gefährlich werden wird“ (Vinokourov), aber auch Ivan Basso ist ein Kandidat dafür, das Kasachen Vorhaben – „ich möchte in Nizza das Triple feiern“ – zunichte zu machen. Doch muss man die Favoritenstellung von Kessler relativieren. „Ich werde mich vorerst Alexandre Vinokourov unterordnen“, bewilligt der 24-Jährige, „aber wir werden sehen was passiert – und auch dementsprechend handeln.“

T-Mobile-Sportdirektor Mario Kummer spricht angesichts dieser Doppelspitze, Vinokourov in Front, leicht dahinter versetzt Kessler, von „favorisierten Magenta-Fahrern, zumal sich beide in Top-Form befinden“. Dennoch: „Ich erwarte ein hartes Rennen, vor allem von den spanischen Mannschaften um das Team GBC.“ Dieses bietet neben Voigt auch José Azevedo und Juan Antonio Flecha auf, „zwei, die derartige Strecken liegen“.

Kummer hat zudem noch einen weiteres Team auf der Rechnung. „Die Saeco-Equipe ist aufgrund von Damiano Cunego und Gilberto Simoni schwer einzuschätzen“, glaubt er. Cunego präsentierte sich in dieser Saison bereits stark bei den kleineren italienischen Rundfahrten, Simoni plant den Angaben italienischer Sportzeitschriften zufolge unterdessen, sich auf den Giro d'Italia vorzubereiten und nicht in die Entscheidung um den Gesamtsieg einzugreifen. „Vielleicht werde ich auf einer Etappe meine Form testen, ansonsten jedoch nur mitradeln“, soll der zweimalige Giro-Sieger der Corriere dello Sport gesagt haben. Vor allem aufgrund der nur 13 Zeitfahr-Kilometer, in den Vorjahren waren es stets mehr, scheint von den italienischen Kletterspezialisten besondere Gefahr auszugehen – ebenso von der bedeckten Haltung, die Sportdirektor Guiseppe Martinelli annimmt: „Unsere Taktik steht noch nicht, wir werden sehen, was kommt.“


RADSPORT KURZ NOTIERT
(WZ) Murcia-Rundfahrt (2.3): Die Ausreißer haben auch auf der dritten Etappe der Murcia-Rundfahrt gegenüber den Sprintern und Favoriten auf das Gesamtklassement in der Entscheidung um den Tagessieg die Oberhand behalten. Bereits nach wenigen Kilometern hatte sich eine 15-köpfige Spitzengruppe formiert, die an den zwei größeren Anstiegen auf neun Fahrer selektiert wurde – diese aber retteten auf den 166 Kilometern rund um Stadt Yecla 57 Sekunden vor dem stark verringerten, zirka 90 Fahrer umfassenden, Peloton. Als Etappensieger durfte Cristian Moreni von Alessio gefeiert werden – der Italiener war im Sprint der Spitzengruppe eindeutig der schnellste und distanzierte seine Konkurrenten, allen voran David Lopez Garcia (Cafés Baqué) und Gianpaolo Caruso (Liberty Seguros). Die Gesamtführung verteidigte US-Postal-Mann Floyd Landis vor dem Illes-Balears-Spanier Antonio Tauler. Am heutigen Tage steht nun der vierte Tagesabschnitt an – der schwerste der gesamten Rundfahrt, und somit auch der entscheidende. Nach Rennmitte der 216 Kilometer steigt das Terrain stets an, ehe auf den letzten 14 Kilometern mehr als zehn Prozent Steigung zu überwinden sind.
Ergebnisse
3. Etappe
1 Cristian Moreni (Alessio) 3.18.46
2 David Lopez Garcia (Cafés Baqué) gl. Zeit
3 Gianpaolo Caruso (Liberty Seguros) gl. Zeit
4 Aitor Silloniz (Euskaltel) gl. Zeit
5 David Canada (Saunier Duval) gl. Zeit
Gesamtwertung
1 Floyd Landis (US Postal) 7.01.13
2 Antonio Tauler (Illes Balears) + 0.06
3 Bert Grabsch (Phonak) gl. Zeit
4 Juan Gomis (Saunier Duval) + 0.09
5 Manuel Quinziato (Lampre) + 0.10
Sprintwertung: Constantino Zaballa (GBC)
Bergwertung: David Lopez Garcia (Cafés Baqué)
Nachwuchswertung (U25): Manuel Quinziato (Lampre)
Teamwertung: Team GBC (Spanien)
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Hoffi
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28.10.2004 - 14:43

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Nr. 56| Montag, 8. März 2004

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Nach einer Zeitfahrdistanz von 13 Kilometern war der Ungar Laszlo Bodrogi um zwei Sekunden schneller als Raivis Belohvosciks. Foto: Henry

Favoriten geben sich keine Blöße

Bodrogi gewinnt erste Etappe von Paris-Nizza knapp vor Belohvosciks / Voigt:
„Sind eher Favoriten dazu gekommen, als dass man nun welche streichen könnte“


aho Paris – Zwei Sekunden sind im Radsport ein Nichts. Bezogen auf eine 13 Kilometer lange Zeitfahrstrecke bei einer Zeit von 15 Minuten und sechs Sekunden bedeutet dies eine Geschwindigkeit von 51,65 Stundenkilometer. Ein um zwei Sekunden langsamerer Fahrer wäre im Durchschnitt 51,54 schnell, also um 0,11 Stundenkilometer langsamer. Ins Räumliche berechnet würde der schnellere 100 Meter in 6,96 Sekunden zurücklegen, der langsamere in 6,98. Verliert man einen Etappensieg um einen derart knappen Zeitabstand, müsste die Enttäuschung eigentlich riesig sein.

Doch bei Raivis Belohvosciks war sie es nicht. „Ich habe mehr erreicht als ich mir vorher erdacht hatte“, konstatierte der Lette, nachdem er die erste Etappe der Fernfahrt Paris-Nizza mit eben jenem Rückstand auf den siegenden Ungar Laszlo Bodrogi als Zweiter beendet hatte. Keine Spur von Designiertheit oder einem niedergeschmettert dreinblickenden Belohvosciks. „Ich habe mir im vorhinein keine Ziele gesetzt und ich hatte auch keinen Druck – weder von außen noch von mir selbst. Ich bin hier her gekommen, um meine Leistung abzurufen, und wenn sie dann mit einem zweiten Platz endet, gibt es nichts zu mäkeln. Auch wenn der Zeitabstand eng war“, erläuterte der 28-Jährige – im Gegenteil, der Chocolade-Jacques-Mann zog vordergründig positive Akzente aus dem Zwei-Sekunden-Rückstand. „Von einem Weltklasse-Zeitfahrer wie Laszlo Bodrogi nur so knapp geschlagen worden zu sein, beweist mir, dass die Weltspitze nicht fern ist.“

In dieser ist der Ungar längst angelangt, zumindest in der des Zeitfahrens. Mit dem Sieg hat der 27-Jährige sein einziges Ziel erreicht. „Ich wollte einzig diese Etappe gewinnen, das habe ich geschafft“, sagte Bodrogi, und merkte an: „Vielleicht wird es in diesem Jahr auch die letzte Etappe von mit bei Paris-Nizza gewesen sein.“ Dies hört sein Teamchef Patrik Lefevere zwar nicht gerne, doch dominiere bei diesem derzeit noch die Zufriedenheit angesichts des „erreichten Hauptzieles, einen Etappensieg zu holen“, wie der Belgier betont.

Zufriedenheit verspürte Michael Rich hingegen nicht, als er als Vorletzter das Ziel in Vanves nach 13 Kilometern von Chaville aus erreichte, und auf der Anzeige der sechste Platz aufleuchtete. Da er sich fest den Sieg vorgenommen habe, sei er nach einem Rang sechs dementsprechend „total enttäuscht“, urteilte der deutsche Zeitfahrspezialist vom Gerolsteiner-Team.

Richs Landsmann Jens Voigt aus der spanischen GBC-Mannschaft war nach seinem vierten Platz hinter Bodrogi, Belohvosciks und Cyril Dessel (Phonak) verständlicherweise anderer Ansicht. „Für mich war es ein guter Beginn“, resümierte der 32-jährige Berliner, der einen sechssekündigen Rückstand zu verbuchen hatte, von den Top-Favoriten auf das Gesamtklassement jedoch der bestplatzierte war. „Doch die gesamte Konkurrenz war stark, und es hat sich gezeigt, dass eher Favoriten dazu gekommen sind, als dass welche herausfielen.“ Vor allem den Franzosen Cyril Dessel, der wenige Hundertstel schneller als Voigt war, und daher Dritter wurde, schätzt der ehemalige Crédit-Agricole-Mann nun besonders hoch ein. „Er ist eigentlich eher ein Kletterer, diese Leistung zeigt, dass er in Form ist. Man sollte Obacht geben.“

Dessel selbst äußerte sich jedoch etwas verhaltener und sprach von „latenten Kräften“: „Dass ich in Form bin, wusste ich, aber ich hätte nicht gedacht, dass daraus so etwas resultiert.“ Der Sieger der beiden Vorjahre, Alexandre Vinokourov, Siebter mit elf Sekunden Rückstand, merkte man vor allem aufgrund seiner prägnanten Aussage die leichte Angefressenheit an. „Rang sechs ist okay“, sagte der Kasache lakonisch und verschwand sichtlich unzufrieden in den Katakomben.

Einem anderen vorher hoch gehandelten Favoriten erging es hingegen noch schlechter. José Ivan Gutierrez Palacios (Illes Balears) wurde „nur“ Neunter, auch Ivan Basso (CSC) musste als 20. bereits einen derben 37-Sekunden-Rückstand hinnehmen. Durch vergleichsweise starke Leistungen konnte sich jedoch Bassos italienischer Landsmann und Teamkollege Michele Bartoli (Elfter mit 22 Sekunden Rückstand) und der Spanier Javier Pascual Rodriguez (Kelme), der einen Platz hinter Bartoli mit weiteren zwei Sekunden zurück im Ziel ankam, in den Kreis der Favoriten fahren – beide gelten nicht als Zeitfahrspezialisten, wohl aber als starke Bergfahrer.

Daher müssen sie sich auf der heutigen zweiten Etappe vorerst gedulden. Auf den 166,5 Kilometern von Chaville nach Montargis stehen nur zu Beginn kleinere Bergwertungen an, ansonsten geht es hauptsächlich flach zu – die wohl einzige reelle Chance der Sprinter um die Ag2r-Profis Jaan Kirsipuu und Jean-Patrick Nazon also, eine Etappe zu gewinnen.
Ergebnisse
1. Etappe
1 Laszlo Bodrogi (Quick.Step) 15.06
2 Raivis Belohvosciks (Chocolade Jacques) + 0.02
3 Cyril Dessel (Phonak) + 0.06
4 Jens Voigt (GBC) gl. Zeit
5 Jan Hruska (Liberty Seguros) + 0.10
6 Michael Rich (Gerolsteiner) + 0.11
7 Alexandre Vinokourov (T-Mobile) gl. Zeit
8 José Ivan Gutierrez Palacios (Illes Balears) + 0.15
9 Bart Voskamp (Chocolade Jacques) + 0.18
10 Daniel Schnider (Phonak) + 0.20
11 Michele Bartoli (CSC) + 0.22
12 Javier Pascual Rodriguez (Kelme) + 0.24
13 Juri Krivtsov (Ag2r) gl. Zeit
14 Rik Verbrugghe (Lotto-Domo) + 0.27
15 Didier Rous (Brioches La Boulangére) gl. Zeit
Gesamtwertung
Da noch keine Zeitgutschriften vergeben wurden,
ist die Gesamtwertung gleich mit der Tageswertung.
Sprintwertung:
1 Laszlo Bodrogi (Quick.Step) 25
2 Raivis Belohvosciks (Chocolade Jacques) 22
3 Cyril Dessel (Phonak) 20
Bergwertung: -
Nachwuchswertung (U25):
1 Juri Krivtsov (Ag2r) 15.30
2 Alejandro Valverde (Kelme) +0.06
3 Filippo Pozzato (Fassa Bortolo) +0.18
Teamwertung:
1 Liberty Seguros (Spanien) 32.45
2 Team GBC (Spanien) + 0.23
3 Lotto-Domo (Belgien) + 0.34


Zu früh in Top-Form?
aho Murcia – Iban Mayo vom Team GBC hat nach seinem Triumph auf der Königsetappe der Murcia–Rundfahrt einen Tag später auch den Gesamtsieg feiern können. Auf der vierten Etappe setzte er sich nach 216 Kilometern und einer 14 Kilometer langen selektiven Schlusssteigung, die durchschnittlich knapp zehn Prozent steil war, im Sprint einer fünfköpfigen Spitzengruppe gegen Paolo Savoldelli (T–Mobile), Gianpaolo Caruso, Roberto Heras (beide Liberty Seguros) und Oscar Sevilla (Phonak) durch. Infolge dessen übernahm der Baske die Leaderposition in der Gesamtwertung, an der er einen Tag später bei der Schlussetappe nichts mehr anbrennen ließ. Auf den 165 Kilometern rund um die Stadt Murcia kam es zu einem Massensprint eines aufgrund von drei Bergwertungen zu Rennmitte dezimierten Hauptfeldes. Andrej Hauptmann (Lampre) konnte dabei vor Steven de Jongh (Rabobank), Gewinner des Sprinttrikots) und Daniele Bennati (GBC) siegen. In der Gesamtwertung hatte Mayo seinen Vorsprung gar noch ausgebaut, da „aus Angst vor potenziellen Angriffen“ eine Sprintwertung für sich entschieden hatte. Auf Rang zwei landete David Canada (Saunier Duval), Dritter wurde José Luis Rubiera (US Postal). „Ich hatte nicht gedacht, dass meine Form schon derart gut ist“, sagte Mayo nach dem Rennen in Murcia. „Nun muss ich aufpassen, dass ich mit Blick auf die Vuelta a Pais Vasco und die Tour de France nicht schon zu früh meinen Form–Höchststand erreiche.“
Ergebnisse
4. Etappe
1 Iban Mayo (GBC) 4.51.30
2 Paolo Savoldelli (T-Mobile) gl. Zeit
3 Gianpaolo Caruso (Liberty Seguros) gl. Zeit
4 Roberto Heras (Liberty Seguros) gl. Zeit
5 Oscar Sevilla (Phonak) gl. Zeit
5. Etappe
1 Andrej Hauptman (Lampre) 3.34.57
2 Steven de Jongh (Rabobank) gl. Zeit
3 Daniele Bennati (GBC) gl. Zeit
4 Peter Wrolich (Gerolsteiner) gl. Zeit
5 Fabio Baldato (Alessio) gl. Zeit
Gesamtwertung
1 Iban Mayo (GBC) 15.27.42
2 David Canada (Saunier Duval) + 0.08
3 José Luis Rubiera (US Postal) gl. Zeit
4 Paolo Savoldelli (T-Mobile) + 0.22
5 Santiago Blanco (Relax-Bodysol) gl. Zeit
Sprintwertung: Steven de Jongh (Rabobank)
Bergwertung: Gianpaolo Caruso (Liberty Seguros)
Nachwuchswertung (U25): Gianpaolo Caruso (Liberty Seguros)
Teamwertung: Liberty Seguros (Spanien)
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Hoffi
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29.10.2004 - 22:10

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Nr. 57 | Dienstag, 9. März 2004

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Hans de Clercq (l.) konnte sich zusammen mit Fabian Wegmann (m.) und Teamkollege Glenn d'Hollander (2.v.l.) ins Ziel retten. Den Top-Favoriten Alejandro Valverde (r.) und Jens Voigt (2.v.r.) fehlten nur wenige Meter. Foto: WZ

Favoriten scheitern knapp

Die Überbleibsel einer Ausreißergruppe retten sich auf der zweiten Etappe von
Paris-Nizza knapp vor Valverde und Co. ins Ziel – Lotto-Mannen feiern Doppelsieg


aho Montargis – Frust und Ärger standen Jean-Patrick Nazon bei der Zieldurchfahrt der zweiten Etappe von Paris-Nizza förmlich ins Gesicht geschrieben, zusätzlich demonstriert durch einen starken Faustschlag auf den Lenker und ein ärgerliches Kopfschütteln. Zuvor war der französische Sprinter als 18. über die Ziellinie gefahren – auf einer Etappe, die zuvor die aufgrund es flachen Terrains die wohl einzige reelle Chance für Sprinter auf einen Etappensieg beim „Rennen zur Sonne“ darstellen sollte. „Heute lief alles schief“, sagte Nazon, und prangerte sowohl seine als auch die Leistung der gesamten Mannschaft an. „Wir wollten mögliche Ausreißer stellen, da Jaan Kirsipuu und ich im Massensprint sehr gute Chancen gehabt hätten. Aber weder die Ausreißer wurden komplett eingefangen, noch konnten wir im Sprint unsere Leistung abrufen.“

Triumphieren konnte nach 166 Kilometern von Chaville nach Montargis nur die belgische Lotto-Mannschaft. Mit Hans de Clercq und Glenn d'Hollander feierte die von Marc Sergeant geführte Equipe einen Doppelsieg, resultierend aus einer Ausreißergruppe. Diese bildete sich bereits nach wenigen Kilometern, mit dabei jeweils ein Duo von Lotto, Gerolsteiner, Milaneza und Cofidis, darunter Daniel Atienza, Fabian Wegmann und Sven Montgomery. Einen teils über sieben Minuten großen Vorsprung konnte das Team GBC und eben jene Ag2r-Mannschaft nicht mehr wett machen, so dass bereits früh feststand, dass die Acht den Sieg unter sich ausmachen würden.

„Diese Gewissheit nutzten wir zum Taktieren aus“, sagte de Clercq, „wobei wir, wie man schlussendlich einräumen muss, zehn Kilometer vor dem Ziel ein wenig übertrieben haben.“ Zu diesem Zeitpunkt war das Feld nur noch 50 Sekunden zurück, und beinahe wäre das Unternehmen ganz gefallen, da die Gruppe ein stagnierendes Tempo anschlug. Doch die Lotto-Mannen ergriffen die Initiative – und wurden belohnt. Einer beherzten Attacke der beiden Belgier konnte nur Fabian Wegmann folgen, der jedoch im – diesmal alles andere als taktischen – Sprint gegen das Duo chancenlos war. „Angesichts dieser Knappheit behagt mich der Sieg nun noch mehr als ein banaler“, freute sich Sportdirektor Sergeant.

Auf der Zielgeraden kämpften wenige Meter weiter zurück die Favoriten auf den Gesamtsieg um die Plätze. Wie erwartet war Alejandro Valverde von Kelme vor Jens Voigt (GBC) der schnellere. „Da wir beide keine Zeit gutgeschrieben bekommen haben, ist es letztendlich gleichgültig, ob man nun Vierter oder Fünfter wird“, sagte der 32-jährige Voigt. „Ich konzentriere mich nun auf die nächsten, deutlich schwereren Etappen.“ Valverde sei zwar ein wenig enttäuscht, wie der junge Spanier zugab, „doch wittere ich auf die nächsten Tage, wenn meine Chancen auf einen Sieg drastisch steigen“. Diese Etappe habe ihm bewiesen, „dass die Form stimmt und ich meine Ziele erreichen kann“.

Auch die weiteren Favoriten verloren beziehungsweise gewannen keine Zeit. Sowohl Alexandre Vinokourov (T-Mobile), Damiano Cunego (Saeco) und Filippo Pozzato (Fassa Bortolo) beendeten die Etappe im vorderen Drittel des Pelotons und fokussieren sich nun „auf die kommenden Tagesabschnitte“, wie T-Mobile-Sportdirektor Mario Kummer der Westfälischen Zeitung sagte. Zwar sei die Etappe von den Zeitabständen und den Resultaten her noch nicht richtungsweisend gewesen, doch „kann man eindeutig erkennen, dass zahlreiche Fahrer gewillt sind, Paris-Nizza zu gewinnen“, so Kummer.

Der erste Teil der Entscheidung darüber steht bereits auf der morgigen dritten Etappe an. Zwar führen die letzten 40 Kilometer über flaches Terrain, doch stehen zu Rennmitte vier Bergwertungen an, die das Feld wohl dezimieren werden. Für den sportlichen Chef der Magentafahrer sind die Favoritenrollen daher klar definiert. „Von Valverde und Voigt weiß man, dass sie über eine hohe Endgeschwindigkeit verfügen, aber auch Cunego hat bereits bewiesen, dass er ein schneller Mann ist.“ Aus Voigts Sicht wird es zwar kein Rennen „um große Abstände, wohl aber ein Kampf um jede Sekunde der Zeitgutschriften“, wie der Berliner prophezeit.
Ergebnisse
2. Etappe
1 Hans de Clercq (Lotto-Domo) 3.22.37
2 Glenn d'Hollander (Lotto-Domo) gl. Zeit
3 Fabian Wegmann (Gerolsteiner) gl. Zeit
4 Alejandro Valverde (Kelme) gl. Zeit
5 Jens Voigt (GBC) gl. Zeit
6 Lizuarte Martins (Milaneza) gl. Zeit
7 Jimmy Engoulvent (Cofidis) gl. Zeit
8 Alberto Ongarato (Fassa Bortolo) gl. Zeit
9 Damiano Cunego (Saeco) gl. Zeit
10 Serge Baguet (Lotto-Domo) gl. Zeit
Gesamtwertung
1 Laszlo Bodrogi (Quick.Step) 3.37.42
2 Raivis Belohvosciks (Chocolade Jacques) + 0.02
3 Cyril Dessel (Phonak) + 0.06
4 Jens Voigt (GBC) gl. Zeit
5 Jan Hruska (Liberty Seguros) + 0.11
6 Michael Rich (Gerolsteiner) + 0.12
7 Alexandre Vinokourov (T-Mobile) gl. Zeit
8 José Ivan Gutierrez Palacios (Illes Balears) + 0.15
9 Bart Voskamp (Chocolade Jacques) + 0.18
10 Daniel Schnider (Phonak) + 0.21
Sprintwertung:
1 Jens Voigt (GBC) 34
2 Hans de Clercq (Lotto-Domo) 27
3 Laszlo Bodrogi (Quick.Step) 25
Bergwertung:
1 Jimmy Engoulvent (Cofidis) 4
1 Daniel Atienza (Cofidis) 4
1 Laurent Dufauy /Quick.Step) 4
Nachwuchswertung (U25):
1 Juri Krivtsov 3.38.07
2 Alejandro Valverde (Kelme) + 0.05
3 Filippo Pozzato (Fassa Bortolo) + 0.18
Teamwertung:
1 Communidad Valenciana-Kelme (Spanien) 10.56.05
2 Lotto-Domo (Belgien) + 0.14
3 Team GBC (Spanien) gl. Zeit


RADSPORT KURZ NOTIERT
(WZ) Vorschau – Trofeo dell'Etna (1.3): Sprintstar Mario Cipollini hat das sizilianische Eintagesrennen als einen ersten ernsthaften Form-Test für das am kommenden Samstag anstehende Mailand-San Remo auserkoren – wenngleich die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Massensprint kommen wird, nicht einmal sonderlich hoch ist. Bei dem 183 Kilometer langen Rennen um den 3350 Meter hohen Vulkan Ätna müssen drei diffizile Anstiege überfahren werden, der letzte davon 30 Kilometer vor dem Ziel. Dies ruft die Hügelfahrer auf den Plan; Giuliano Figueras (Panaria) und Massimo Codol (Fassa Bortolo) gelten als ärgste Anwärter eine Vernichtung der Cipollini-Pläne. Doch müssten potenzielle Ausreißer in diesem Fall gegen die gesamte Domina-Vacanze-Mannschaft fahren. „Das Team wird ‚Cipo’ beschützen und ihn spätestens auf dem letzten Flachstück wieder an die Spitze heranfahren“, hieß es in internen Kreisen. Bei einer Massenankunft stellen der Amerikaner Fred Rodriguez (Acqua e Sapone) und Jan Svorada (Lampre) die größte Konkurrenz für den kletterschwachen 37-Jährigen dar.
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Steini
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Beitrag: # 191745Beitrag Steini
29.10.2004 - 22:16

Auch weiterhin sind die Berichte der Westfälischen Zeitung sehr gelungen. :)

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Hoffi
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Beitrag: # 193994Beitrag Hoffi
6.11.2004 - 18:33

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Nr. 58 | Mittwoch, 10. März 2004

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Im vergangenen Jahr konnte Paolo Bettini erst bei Mailand-San Remo jubeln. Wenige Tage zuvor blieb ihm der Gesamtsieg bei der Tirreno-Adriatico nach einem Sturz verwehrt.

Ernsthaftes Weltcup-Einradeln

Bei der Tirreno-Adriatico startet ein Großteil der Favoriten auf den Sieg beim „Primavera“

Sabaudia – Offiziell fällt der Startschuss zur letzten UCI-Weltcupserie in der Radsport-Geschichte erst in zehn Tagen, wenn der Sieger des italienischen Traditionsrennens Mailand-San Remo ermittelt wird. Doch es scheint, als hätte sich die Weltcup-Elite bereits vom heutigen Mittwoch an bei der Tirreno-Adriatico versammelt. Ein Großteil der Fahrer, die Ambitionen auf den Weltcup-Gesamtsieg im Oktober haben, somit auch beim „Primavera“ starten, als auch ein Sprinter-Anteil, der bei Mailand-San Remo favorisiert ist, sind bei dem siebentägigen 2.HC-Rennen in Mittelitalien am Start.

Vordergründig haben sich freilich die zahlreichen italienischen Klassikerspezialisten die Rundfahrt zwischen dem tyrrhenischen und adriatischen Meer als epochale Vorbereitung auf Mailand-San Remo auserkoren. „Für einen Italiener, der Mailand-San Remo gewinnen möchte, ist die Tirreno-Rundfahrt ein wichtiger Meilenstein; ein Sieg dort kann den ‚Primavera‘ zwar nicht ersetzen, aber signifikant garnieren“, umschreibt der Weltcupsieger der vergangenen beiden Saisons, Paolo Bettini, die Tirreno-Adriatico.

Auch in diesem Jahr gilt der Quick.Step-Italiener zu den Top-Favoriten. Bei der 2003er-Austragung des Mittelgebirgs-Rennen durch die Abruzzen musste sich Bettini aufgrund eines Sturzes, der ihm entscheidende 20 Sekunden kostete, noch seinem jungen Landsmann Filippo Pozzato geschlagen und sich mit dem fünften Platz zufrieden geben. Doch deutet heuer alles auf einen Sieg des 29-Jährigen hin. Denn ebenso wie Pozzato (bei Paris-Nizza) fehlt auch der Zweitplatzierte und hinter Bettini wohl beste italienische Eintagesfahrer, Danilo di Luca (Saeco), und ein weiterer Klassikerspezialist, Davide Rebellin (Gerolsteiner), der abermals einen anderen Vorbereitungsweg gewählt hat. Doch Bettini betont: „Das sind die Ausnahmen, von italienischer Seite sind ansonsten alle am Start, außerdem sind die Rabobankler enorm stark.“

Bettini spricht damit Michael Boogerd, im Vorjahr Gesamtvierter, und Erik Dekker, Gesamtsieger 2002, an, die sich beide „honorig aus der Affäre ziehen“ wollen. Sowohl Boogerd als auch Dekker haben maßgeblichen Anteil an der bisher famosen Saison der Rabobank-Equipe, Dekker gewann beispielsweise bereits den Omloop Het Volk, Boogerd die Ruta del Sol. Und aufgrund ihrer Erfahrung und den bereits gezeigten Leistungen zählen die beiden Weltcup-Veteranen heuer enger denn je zum Kreis der Favoriten auf den Gesamtsieg – bei der Tirreno-Adriatico ebenso wie im Weltcup.

Doch sind die beiden Niederländer die einzigen Nicht-Italiener, die Bettini gefährlich werden könnten. Ungewissheit gehe von Fassa Bortolo (Frigo und Vandenbroucke) sowie Saeco (Commesso), denn deren Kapitäne haben sich bisher kaum präsentiert – abgesehen von Vandenbrouckes Sieg bei der Tour de Méditerranéen. „Ferner habe ich auch Michele Scarponi auf der Rechnung“, bestätigt Bettini. Der junge 23-Jährige war vor der Saison zum spanischen Team GBC gewechselt – unter der Bedingung, dass er sein Ziel einer ordentlichen GT-Platzierung hinter anstelle und auf Weltcup fährt. Für Scarponi sei die Tirreno „zwar ein wichtiges Rennen“, aber auch „Vorbereitung auf Mailand-San Remo“, stellt der Ex-Cipollini-Teamkollege klar.

Dessen Rolle ist heuer massiv in den Hintergrund gerückt. Während sich der 37-jährige im Vorjahr noch mit zwei großen Konkurrenten (Freire und Zabel) duellieren konnte, fehlt bei der diesjährigen Ausgabe „eine richtige Granate“, wie sich Cipollini trotz Jan Svorada (Lampre) und Fred Rodriguez (Acqua & Sapone) artikuliert. Zwar konnte „Cipo“ mit seinem Sieg bei der Trofeo dell'Etna (siehe Artikel unten) klarstellen, dass mit ihm zu rechnen ist, dennoch sehen auch die italienischen Medien die drei flachen Etappen als entschieden an. So schreibt die La Gazzetta dello Sport: „Cipollini allein reicht nicht mehr, es fehlen seine beiden größten Konkurrenten, Zabel respektive Petacchi, damit es ein Sprint-Showdown wird – so ist bereits alles entschieden.“ Jedoch höchstens im Sprint.



„Bisher konnte man nicht gewinnen, nur verlieren“

Die Entscheidung bei Paris-Nizza steht erst jetzt an – doch Jens Voigt trägt bereits Gelb

Roanne – Jens Voigt hatte allen Grund, am Ende des dritten Tages bei der Fernfahrt Paris-Nizza über beide Backen zu strahlen. Als der GBC-Kapitän, auf dem Podium stehend, das gelbe Trikot übergestreift bekam, blickte er der Masse freudig entgegen. „Der erste Schritt, die gesamte Rundfahrt zu gewinnen, ist getan“, sagte Voigt den Journalisten. „Auch wenn ich natürlich noch ein bisschen enttäuscht bin, da ich den Etappensieg knapp verpasst habe.“

Nach 229 Kilometern von La Chapelle-St. Ursin nach Roanne hatte am Ende im Sprint einer 60 Fahrer starken Spitzengruppe der spanische Mitfavorit Alejandro Valverde aus dem Kelme-Team den Sieg errungen und Voigt um ein paar Zentimeter auf den zweiten Platz verwiesen. „Der Triumph war ein erster schöner Sieg“, freute sich der 23-jährige Vuelta-Dritte von 2003, „doch hoffe ich, dass dies nur ein Anfang war, weitere Tagessiege sollen folgen.“ Und die Gesamtwertung, in der Valverde nun auf dem sechsten Platz mit gerade einmal 20 Sekunden Rückstand rangiert? „Das“, so sagt er, „ergibt sich ganz von selbst, wenn man bei jeder Etappe auf Tagessieg fährt.“

Doch auch weitere Favoriten haben sich nun in Position gebracht. Alexandre Vinokourov (T-Mobile) ist nun Dritter, Michele Bartoli (CSC) Siebter, Ivan Basso (CSC) 14. und Damiano Cunego (Saeco) 19. – alle noch mit einem unter einer Minute großen Rückstand. „Bisher konnte man keine entscheidende Zeit gewinnen, wohl aber verlieren“, resümiert Vinokourov die ersten drei Tagesabschnitte. „Die Entscheidung fällt nun in den Bergen.“

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Der spanische Jungstar Alejandro Valverde (r.) feierte seinen ersten Etappensieg.

Die beiden nach dem Prolog in der Gesamtwertung noch bestplatzierten Fahrer, Laszlo Bodrogi (Quick.Step) und Raivis Belohvosciks (Chocolade Jacques), haben sich am gestrigen Tage wie erwartet von den Spitzenpositionen verabschiedet. Einer drastischen Tempoverschärfung, die das Feld auf teilweise nur 30 Fahrer dezimierte, von Jens Voigt und Juan Antonio Flecha an zwei Bergwertungen zwischen 50 und 30 Kilometer vor dem Ziel konnten die beiden Zeitfahrspezialisten nicht mehr folgen.

Cyril Dessel hingegen konnte es noch – „freilich“, wie sein Phonak-Teamchef Urs Freuler selbstverständlich anmerkt. Der Franzose, im Prolog überraschend auf Rang drei gefahren, gilt als guter Kletterer und liegt in der Gesamtwertung nun mit sechs Sekunden hinter Voigt auf dem zweiten Platz. „Still und heimlich“ hat sich auch dessen Landsmann Didier Rous (nun Neunter mit 26 Sekunden) nach vorne gearbeitet; ein geringe Anzahl erlesener Experten hatte den 33-jährigen zwar auf der Rechnung, monieren jedoch, man solle das Ergebnis nach drei relativ unentscheidenden Etappen nicht glorifizieren.

Ob sie Recht behalten, wird sich erst in den nächsten Tagen herausstellen, auf der heutigen vierten Etappe scheint ein ähnlicher Ausgang am naheliegendsten wie bereits heute. Aufgrund von vier Bergwertungen zu Rennmitte, ansonsten jedoch flachem Terrain, könnte das Rennen abermals in einer mittelgroßen Favoritengruppe entschieden werden, in deren Sprint Voigt und Valverde erneut die Top-Favoriten wären.
[Ergebnisse
3. Etappe
1 Alejandro Valverde (Kelme) 4.40.45
2 Jens Voigt (GBC) gl. Zeit
3 Angel Vicioso (Liberty Seguros) gl. Zeit
4 Filippo Pozzato (Fassa Bortolo) gl. Zeit
5 Damiano Cunego (Saeco) gl. Zeit
6 Didier Rous (Brioches La Boulangére) gl. Zeit
7 Alberto Ongarato (Fassa Bortolo) gl. Zeit
8 Alexandre Vinokourov (T-Mobile) gl. Zeit
9 Serge Baguet (Lotto-Domo) gl. Zeit
10 Michele Bartoli (CSC) gl. Zeit
Gesamtwertung
1 Jens Voigt (GBC) 8.18.28
2 Cyril Dessel (Phonak) + 0.06
3 Alexandre Vinokourov (T-Mobile) + 0.12
4 José Ivan Gutierrez Palacios (Illes Balears) + 0.15
5 Bart Voskamp (Chocolade Jacques) + 0.18
6 Alejandro Valverde (Kelme) + 0.20
7 Michele Bartoli (CSC) + 0.21
8 Javier Pascual Rodriguez (Kelme) + 0.24
9 Didier Rous (Brioches La Boulangére) + 0.27
10 Rik Verbrugghe (Lotto-Domo) gl. Zeit
Sprintwertung:
1 Jens Voigt (GBC) 56
2 Alejandro Valverde (Kelme) 47
3 Hans de Clerq (Lotto-Domo) 33
Bergwertung:
1 Markus Zberg (Gerolsteiner) 5
2 Daniel Atienza (Cofidis) 4
2 Laurent Dufaux (Quick.Step) 4
Nachwuchswertung:
1 Alejandro Valverde (Kelme) 8.18.47
2 Filippo Pozzato (Fassa Bortolo) + 0.22
3 Damiano Cunego (Saeco) + 0.20
Teamwertung:
1 Comunidad Valenciana-Kelme (Spanien) 24.59.16
2 Team GBC (Spanien) + 0.23
3 T-Mobile Team (Deutschland) + 0.36



Trofeo dell'Etna (1.3): Dem italienischen Sprintstar Mario Cipollini ist der erste Saisontest eindrucksvoll gelungen. Der 37-Jährige setzte sich bei der Trofeo dell'Etna im Massensprint vor dem Amerikaner Fred Rodriguez (Acqua & Sapone) und Landsmann Paolo Bossoni von Lampre durch. Auf den 183 Kilometern, die nahe des legendären sizilianischen Vulkans Ätna ausgetragen wurden, musste der Domina-Vacanze-Sprinter am letzten der insgesamt drei großen Anstiege kurzfristig abreißen lassen, wurde auf dem folgenden Flachstück von seiner Mannschaft wie angekündigt wieder an die Spitze herangefahren. Die Form für Mailand – San Remo stimme, verlautete aus Teamkreisen.
[Ergebnisse
Trofeo dell'Etna
1 Mario Cipollini (Domina Vacanze) 4.06.40
2 Fred Rodriguez (Acqua & Sapone) gl. Zeit
3 Paolo Bossoni (Lampre) gl. Zeit
4 Martin Hvastija (Alessio gl. Zeit
5 David Loosli (Saeco) gl. Zeit
6 Carsten Podlesch (Wiesenhof) gl. Zeit
7 Martin Derganc (Domina Vacanze) gl. Zeit
8 Piotr Chmielewski (Action-ATI) gl. Zeit
9 Thomas Bruun Eriksen (CSC) gl. Zeit
10 Dario Andriotto (Vini Caldirola) gl. Zeit
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Zenical
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Beitrag: # 194068Beitrag Zenical
6.11.2004 - 21:52

das bild von valverde klappt bei mir zwar nich aber freut mich, dass es (wie immer super) weitergeht!

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Hoffi
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Beitrag: # 194206Beitrag Hoffi
7.11.2004 - 17:09

So, ich werde jetzt erst einmal eine kleine Auszeit nehmen, die hoffentlich nicht länger dauern wird, als die bisher eh schon aufgetretenen, jedoch zeitlich bedingten.

Danach werde ich den AAR neustrukturiert fortführen - zum einen, da mir selbst die aktuelle Konzeption nicht mehr gefällt und mir das Schreiben auf diese Art und Weise kaum noch Spaß bereitet; und zum anderen, da der Anklang des AARs bei der Leserschaft immer mehr schwindet, und es sinnlos ist, einen AAR zu schreiben, für den sich niemand interessiert. Ich hoffe, durch neue Strukturen, dem AAR die Monotonie zu nehmen und ihn nach langer Zeit ein wenig interessanter zu gestalten.

Leider ist es mir nicht gelungen, einen Partner für den AAR zu motivieren, der dann mit mir zusammen das Ganze hier weiterführt, also werde ich den AAR wohl weiterhin alleine gestalten. Schade.
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HansFuchs
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Beitrag: # 194208Beitrag HansFuchs
7.11.2004 - 17:12

Hoffi, nichts schreiben, heißt aber doch nicht interessieren, oder? :wink: :D
#fragschusti

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Hoffi
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Beitrag: # 194210Beitrag Hoffi
7.11.2004 - 17:24

In diesem Fall heißt "nichts schreiben": Luft holen, Konzeption überdenken, weiter machen. :D
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Artifex
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Beitrag: # 194218Beitrag Artifex
7.11.2004 - 17:34

Mir hat der AAR bisher wirklich gefallen. Die Zeitungsberichte waren einsame Spitze und außerdem eine Alternative zu den sonst eher beliebten Fernsehberichten.

Schade, dass du keinen Mitschreiber finden konntest. Ich hätte mich gerne angeboten, wenn ich nicht schon an einem AAR sitzen würde und in diesem eigentlich schon genug zu tun (und auch viel Spaß dabei) hab. Das mal nur so am Rande.

Ich kann nur hoffen, dass du nach deiner "Auszeit" wieder Spaß am Schreiben findest, denn das ist immernoch das Wichtigste! :)

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Kim Kirchen
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Beitrag: # 194221Beitrag Kim Kirchen
7.11.2004 - 17:43

Mir hat der AAR super gefallen! Daran gibts nicht zu rütteln. Schade dass du keinen Mitschreiber gefunden hast, aber auch so waren deine Bericht - für mich- das beste was man im Forum zu lesen bekommt. Irgendwie kann ich hier nur Lob schreiben und genau das selbe, was HF und Arti vor mir geschrieben haben. Schöne Auszeit noch ;)

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Hoffi
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Beitrag: # 197729Beitrag Hoffi
23.11.2004 - 19:06

Die Pause tat gut nach nun bereits mehr als sieben Monaten „Brutales Geschäft“. :D

Und bevor es wieder weiter geht, gibt es noch eine sehr freudige Nachricht zu vermelden: In JeremyAndrews habe ich nun doch noch einen Mitschreiber finden können. Er wird ab sofort mit in den AAR einsteigen und aus der Sicht des Protagonisten schreiben.

Aufgrund der veränderten Konzeption, die hoffentlich am unteren Bericht erkennbar, und dem Wille, nicht wie bereits zuvor zu berichten, informieren wir über die fünfte und sechste Etappe von Paris-Nizza sowie über die zweite Etappe der Tirreno-Adriatico einzig mit Ergebnissen und ein paar Zeilen, die das Geschehen beinhalten. Wir hoffen, mit einem Blick auf die „neue“ Berichterstattung sind die Gründe deutlich hinauszufiltern (@ Hans: Und sie lauten definitiv nicht Desinteresse ;)).

Paris-Nizza
5. Etappe
Sieben Ausreißer setzten sich gegenüber den Favoriten durch, von denen Jens Voigt an einem kurzen Zwei-Kilometer-Anstieg 13 Kilometer vor Schluss attackierte und einzig die mit ihm im Ziel zeitgleichen folgen konnten – frappierend: Valverde verlor im Gegensatz zu diesen sechs Fahrern 40 Sekunden.
1 Alberto Ongarato (Fassa Bortolo) 4h28.17
2 Fabian Wegmann (Gerolsteiner) gl. Zeit
3 Pedro Miranda (Milaneza) gl. Zeit
4 Inigo Cuesta (Cofidis) gl. Zeit
5 Alexandre Botcharov (Crédit Agricole) gl. Zeit
6 Gonzalo Bayarri (Phonak) gl. Zeit
7 José Antonio Garrido (Quick.Step) gl. Zeit
8 Sandy Casar (FDJeux.com) + 2.02
9 Jens Voigt (GBC) gl. Zeit
10 Damiano Cunego (Saeco) gl. Zeit
11 Cyril Dessel (Phonak) gl. Zeit
12 Didier Rous (Brioches La Boulangére) gl. Zeit
13 Ivan Basso (CSC) gl. Zeit
14 Mikel Artetxe (Euskaltel) + 2.43
15 Alejandro Valverde (Kelme) gl. Zeit

6. Etappe
Auf der Königsetappe mit zwei Bergen der Ersten Kategorie lag Vinokourov lange Zeit mit fast einer Minute vor einer Gruppe, die im Ziel die Ränge zwei bis acht belegte, sein Verfolger war Basso. Doch die Favoritengruppe, angetrieben von Jens Voigt, stellte erst Basso und auf der Zielgeraden fast auch noch Vinokourov, der zwar gewann, allerdings keinen Zeitgewinn verbuchen konnte.
1 Alexandre Vinokourov (T-Mobile) 3.45.17
2 Alejandro Valverde (Kelme) gl. Zeit
3 Jens Voigt (GBC) gl. Zeit
4 Damiano Cunego (Saeco) gl. Zeit
5 Didier Rous (Brioches La Boulangére) + 22
6 Ivan Basso (CSC) gl. Zeit
7 Rik Verbrugghe (Lotto-Domo) gl. Zeit
8 José Ivan Gutierrez Palacios (Illes Balears) + 2.08
9 Filippo Pozzato (Fassa Bortolo) + 2.48
10 David Etxebarria (Euskaltel) gl. Zeit
11 Beat Zberg (Gerolsteiner) gl. Zeit
12 Cyril Dessel (Phonak) gl. Zeit
13 Nicolas Vogondy (FDJeux.com) gl. Zeit
14 Eddy Mazzoleni (Saeco) gl. Zeit
15 Markus Zberg (Gerolsteiner) gl. Zeit

Gesamtwertung nach sechs Tagen
1 Jens Voigt (GBC) 20.30.38
2 Damiano Cunego (Saeco) + 0.54
3 Alexandre Vinokourov (T-Mobile) + 0.57
4 Didier Rous (Brioches La Boulangére) + 0.59
5 Alejandro Valverde (Kelme) + 1.09
6 Ivan Basso (CSC) + 1.13
7 Rik Verbrugghe (Lotto-Domo) + 1.45
8 Cyril Dessel (Phonak) + 3.08
9 José Ivan Gutierrez Palacios (Illes Balears) + 3.19
10 Bart Voskamp (Chocolade Jacques) + 4.02
11 Michele Bartoli (CSC) + 4.06
12 Javier Pascual Rodriguez (Kelme) + 4.08
13 Angel Vicioso (Liberty Seguros) + 4.13
14 Javier Pascual Llorente (Kelme) gl. Zeit
15 Inigo Chaurreau (Ag2r) + 4.19


Tirreno-Adriatico
2. Etappe
Erwartungsgemäß kam es nach einer Fahrt über komplett flaches Terrain zum Massensprint, bei dem ebenso erwartungsgemäß Mario Cipollini triumphieren konnte und sich somit nach seiner „Niederlage“ (Platz zwei) vom Vortag gegen Daniele Bennati revanchierte. Zusätzlich übernahm er die Gesamtwertung, in der nach zwei Massenspurts allerdings noch keine großen Zeitunterschiede auftraten.
1 Mario Cipollini (Domina Vacanze) 3.24.03
2 Jan Svorada (Lampre) gl. Zeit
3 Daniele Bennati (GBC) gl. Zeit
4 Stefano Zanini (Quick.Step) gl. Zeit
5 Fred Rodriguez (Acqua & Sapone) gl. Zeit
6 Antonio Bucciero (GBC) gl. Zeit
7 Paolo Bettini (Quick.Step) gl. Zeit
8 Steven de Jongh (Rabobank) gl. Zeit
9 Graeme Brown (Panaria) gl. Zeit
10 Francisco Ventoso (Saunier Duval) gl. Zeit











Freitag, 12. März 2004
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39. Tirreno-Adriatico (2.HC)
Boogerd zeigt Italienern die Grenzen auf

Der Niederländer präsentierte sich auf der dritten Etappe in ausgezeichneter Form

Isernia – Paolo Bettini hatte es bereits vor dem Start der Rundfahrt Tirreno-Adriatico befürchtet. „Das Rabobank-Team mit Boogerd und Dekker wird die stärkste Nicht-Italienische Konkurrenz sein“, hatte der Weltcupsieger der vergangenen beiden Jahre in der Westfälischen Zeitung prophezeit. Zumindest Michael Boogerd verifizierte Bettinis Vorhersage bereits auf der dritten, nach zwei flachen Tagesabschnitten zugleich die für das Gesamtklassement erste relevante Etappe der italienischen Rundfahrt mit einem eindrucksvollen Sieg in Isernia nach einem zwei Kilometer langen Schlussanstieg. Bettini blieb im Sprint einer siebenköpfigen Spitzengruppe hinter Alessio-Mann Denis Lunghi gar nur Rang drei.

„Ich habe mich sehr gut gefühlt, auch noch zu Rennende“, sagte Boogerd. „Meine Form ist sehr gut und definitiv besser als noch vor drei, vier Wochen, als ich die Ruta del Sol gewann.“ Bettini sprach hingegen von einem „bärenstarken Antritt Boogerds“, dem momentan im Weltradsport niemand etwas entgegen zu setzen habe. Denis Lunghi war vordergründig überrascht von sich selbst: „Ich dachte, die Favoriten fahren zunächst sondierter, worin ich meine Chance mit früheren Attacke sah. Doch weit gefehlt: am Ende hagelte es geradezu Angriffe – und trotzdem konnte ich mich vorne etablieren.“

Durch den Tagessieg übernahm der 33-jährige Niederländer zugleich auch die Gesamtführung von Mario Cipollini, der erwartungsgemäß zurückfiel, sich jedoch gar als Zwölfter – er musste nur fünf Fahrern aus dem Peloton den Vorzug überlassen – auch nach einer kleinen, dafür aber mit einer Steilheit von teils über zehn Prozent, Bergankunft behaupten. Hinter Boogerd nehmen die folgenden sieben Erstplatzierten des Tages auch dieselben Plätze in der Gesamtwertung ein – doch Abstände sind noch sehr gering.

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Der dritte Tagesabschnitt führt das Peloton von Maddaloni, nahe Neapel gelegen, weiter in den Norden nach Isernia. Die 168 Kilometer starten zunächst etwas verhaltener mit kleinen Anstiegen, ehe die letzten 60 Kilometer die Schwierigkeit der Etappe deutlich erhöhen. Innerhalb von 30 Kilometer folgen drei mittelschwere Anstiege, wovon der zuletzt zu überfahrene, der Acquaviva d'Isernia, aufgrund seiner Steilheit wohl die größte Selektion darstellen wird. Nach einer Abfahrt und einem Flachstück fällt die endgültige Entscheidung jedoch erst am zwei Kilometer langen Schlussanstieg hinauf nach Isernia.

Der Rennverlauf

Die ersten zehn Kilometer wurden standesgemäß ruhig gefahren, dann eröffnete der Tscheche Ondrej Sosenka (Acqua & Sapone) mit einem Angriff den Reigen der Attacken, die die spätere Fluchtgruppe formen sollten. Nur wenige Meter später, Sosenka war bereits fast der Sichtweite des Feldes entronnen, initiierte das französische Cofidis-Duo Arnaud Coyot und Nicolas Bessy mit einer weiteren Attacken die Verfolgung. Es folgten Massimiliano Gentili (Domina Vacanze), die beiden Bankgiroloterij-Niederländer Addy Engels und Alain van Katwijk sowie in Lorenzo Cardellini ein weiterer Italiener und Teamkollege Sosenkas. Nach wenigen Minuten hatte das Sextett den Führenden eingeholt.

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Sosenka erhält sechs Begleiter.

Der Vorsprung der sieben Spitzenreiter stieg rasch an: Nach 30 Kilometern lag er bei vier Minuten, nach 45 bereits bei sechs; in dieser Region hielt sich die Zeitdifferenz vorerst. Als es nach 53 Kilometer aufgrund von Anstiegen deutlich diffiziler wurde, verkleinerte sich die Ausreißergruppe um zwei Fahrer: Engels und Coyot konnten dem hauptsächlich von Gentili, Sosenka und Cardellini angeschlagenem Tempo an den Steigungen nicht mehr folgen und fielen zurück. Nach einer Zeit der Stagnation stieg der Vorsprung dadurch nach 80 Kilometern auf 7.30 Minuten – was das Feld noch immer nicht dazu veranlasste, der Gruppe nachzugehen. Die Domina-Vacanze-Mannschaft, selbst mit einem Fahrer vorne vertreten, führte das Peloton in einem lockeren Tempo an.

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Mario Cipollinis Mannschaft kontrollierte das Feld nach knapp 80 Kilometern.

Erst nach 100 Kilometern, als der Vorsprung bereits auf mehr als acht Minuten hochgesprossen war, schaltete sich die belgische Quick.Step-Equipe um Paolo Bettini mit in die Nachführarbeit ein. Lange Zeit waren Cretskens, Amorison und Rogers aus dem Team an der Spitze zu sehen, zeitweise unterstützt von Agnoli und Ignacio Gutierrez Cataluña aus dem Hause GBC. Dadurch wurde der Vorsprung der noch fünf in Front liegenden progressiv verkürzt: nach 120 Kilometern war er noch 4.30 Minuten groß.

Doch dann begann es auch im Feld hektisch zu werden: An den drei Anstiegen wurde schnell gefahren, das Feld zersplitterte, und am letzten der drei, dem Acquaviva d'Isernia folgte eine Attacke von Michael Boogerd, ihm stiegen Dario Frigo und Oscar Mason nach. Auch Engels und Coyot wurden im Laufe dieser Attacken wieder eingefangen.

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Eine Attacke von Michael Boogerd 30 Kilometer vor dem Ziel eröffnete das Finale.

Auf der Abfahrt sammelte sich das ganze auseinander geflogene wieder: Auf der Verfolgung der nun noch mit zwei Minuten in Front liegenden Spitzenreiter befand sich eine siebenköpfige Gruppe: Bettini, Boogerd, Lunghi, Mason, Frigo, Commesso und Dominguez; in deren Schlepptau versuchte Michele Scarponi vergebens, sich an die Verfolger heranzukämpfen – bereits dahinter waren die vordersten Teile des Pelotons zu sehen, das bis zum Ziel größtenteils noch wieder zusammen finden sollte.

Bis 2,5 Kilometer vor dem Ziel verfolgte die Favoritengruppe die Spitzenreiter, erst dann war es um die 155 Kilometer an der Spitze des Rennens gefahrenen fünf Pedaleure geschehen – sie wurden, imaginär gesehen, von ihren Verfolgern überrannt und nach hinten zu Michele Scarponi durchgereicht.

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Wenige Meter vor dem Ziel war es aus mit dem Traum vom Etappensieg für die Ausreißer (im Hintergrund, vorne Lunghi).

Kurz danach begann der zwei Kilometer lange Schlussanstieg mit seiner im Durchschnitt fast zehn Prozent steilen und maximal gar 13 Prozent steilen Steigung.

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Auf den letzten zwei Kilometern bäumte sich eine Wand vor den Fahrern auf.

Viele Experten vermuteten, dass nun das große Taktieren beginnen würde – doch weit gefehlt. Boogerd nahm das Heft in die Hand und versuchte es – wie schon so oft, bisher jedoch stets erfolglos – mit der Brechstange und mit dem Kopf durch die Wand. Doch durch seine Tempoverschärfung fiel die Gruppe auseinander: erst musste Mason, dann Dominguez, dann Commesso, dann Frigo, und 500 Meter vor dem Ziel auch Bettini abreißen lassen – einzig Lunghi fightete sich am Hinterrad des Niederländers den Berg hoch. Im Sprint jedoch war er gegen den unwiderstehlichen Antritt Boogerds machtlos und musste sich mit Rang zwei begnügen. Bettini trudelte als Dritter mit 13 Sekunden Rückstand über die Linie.

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Michael Boogerd gewann die dritte Etappe der Tirreno-Adriatico.

Zur Überraschung Vieler erreichte Mario Cipollini in Isernia noch den zwölften Platz: seine Mannschaft hatte das demoralisierte Feld den Berg hochgeführt und seinem Kapitän so noch hinter vereinzelten Fahrern der früheren Spitzengruppe diesen Rang „geschenkt“.

Resultate
3. Etappe
1 Michael Boogerd (Rabobank) 3.35.55
2 Denis Lunghi (Alessio) gl. Zeit
3 Paolo Bettini (Quick.Step) + 0.13
4 Dario Frigo (Fassa Bortolo) gl. Zeit
5 Salvatore Commesso (Saeco) + 0.37
6 Juan Carlos Dominguez (Saunier Duval) gl. Zeit
7 Oscar Mason (Vini Caldirola) + 0.47
8 Michele Scarponi (GBC) + 0.58
9 Addy Engels (Bankgiroloterij) + 1.09
10 Massimiliano Gentili (Domina Vacanze) gl. Zeit
11 Frédéric Bessy (Cofidis) gl. Zeit
12 Mario Cipollini (Domina Vacanze) gl. Zeit
13 Ruggero Marzoli (Acqua & Sapone) gl. Zeit
14 Jan Svorada (Lampre) gl. Zeit
15 Jörg Jaksche (CSC) gl. Zeit

Gesamtwertung
1 Michael Boogerd (Rabobank) 10.32.19
2 Denis Lunghi (Alessio) + 0.02
3 Paolo Bettini (Quick.Step) + 0.17
4 Dario Frigo (Fassa Bortolo) + 0.18
5 Salvatore Commesso (Saeco) + 0.42
6 Juan Carlos Dominguez (Saunier Duval) gl. Zeit
7 Oscar Mason (Vini Caldirola) + 0.53
8 Michele Scarponi (GBC) + 1.03
9 Mario Cipollini (Domina Vacanze) + 1.06
10 Jan Svorada (Lampre) + 1.11
11 Ondrej Sosenka (Acqua & Sapone) + 1.12
12 Massimiliano Gentili (Domina Vacanze) gl. Zeit
13 Stefano Zanini (Quick.Step) gl. Zeit
14 Gerrit Glomser (Saeco) gl. Zeit
15 Frédéric Bessy (Cofidis) gl. Zeit

Sprintwertung:
1 Mario Cipollini (Domina Vacanze) 22
2 Daniele Bennati (GBC) 20
3 Paolo Bettini (Quick.Step) 15

Bergwertung:
1 David Navas (Illes Balears) 8
2 Frédéric Bessy (Cofidis) 5
3 Mikel Pradera (Illes Balears) 5

Nachwuchswertung (U25):
1 Michele Scarponi (GBC) 10.33.22
2 Patrick Sinkewitz (Qucik.Step) + 0.11
3 David Loosli (Saeco) + 0.11

Teamwertung:
1 Quick.Step-Davitamon (Belgien) 31.41.45
2 Rabobank (Niederlande) + 1.11
3 Saeco (Italien) + 2.04

Entschuldigt für die überaus schlechte Qualität der Bilder; ich hatte vergessen, die Grafikqualität zu erhöhen. :?
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Artifex
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Beitrag: # 197756Beitrag Artifex
23.11.2004 - 20:18

Ich muss ja sagen, sehr farbenfrohe Zuschauer beim Tirreno-Adriatico. Die Straßen sind ja mit richtig schönen, bunten Farben bemalt.

Im Ernst: Schön, dass es weiter geht. Mit J.A. hast du dir ja einen guten Schreiber ins Boot geholt. Viel Glück euch weiterhin :)

EDIT: Oops, ich les jetzt erst den letzten Satz. Sorry, für die blöde Bemerkung. :roll:

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Dani
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Beitrag: # 198022Beitrag Dani
25.11.2004 - 16:33

Gute Entscheidung Jeremy ins Team zu holen denn mit seinem AAR hat er bewiesen das er einer der besten Schreiber ist.
R.I.P. Andi Matzbacher

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Beitrag: # 198069Beitrag Hoffi
25.11.2004 - 20:54

Obwohl noch hinzuzufügen ist, dass Jeremy die Initiative ergriffen und mir eine PN geschrieben hat, was mich, sicher denkend, alleine weiter schreiben zu müssen, freilich umso mehr erfreute.


Samstag, 13. März
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62. Paris-Nizza (2.HC)
Voigt distanziert initiativlose Konkurrenz

Der Berliner scheint den Gesamtsieg bei Paris-Nizza nun sicher zu haben

Cannes – Auch nach der wohl schwersten Etappe von Paris-Nizza trägt der Deutsche Jens Voigt vom Team GBC weiter das gelbe Trikot des Gesamtführenden. Auf dem siebten Tagesabschnitt mit insgesamt sieben Bergwertungen konnte der 32-jährige Berliner seinen Vorsprung auf den jungen Italiener Damiano Cunego (Saeco) gar noch ausbauen. „Im Moment funktioniert alles, was er angeht, auf Anhieb so wie es geplant war“, umschreibt GBC-Sportdirektor Fabian Rolff die Situation.

Der Tagessieg blieb Voigt zwar verwehrt, doch konnte er auf die größten Konkurrenten in der Gesamtwertung aufgrund eines beherzten Antritts 60 Kilometer vor dem Ziel weitere 45 Sekunden herausfahren und den Vorsprung im Gesamtklassement auf 1.40 Minuten ausbauen. „Ich war überrascht, dass nach der Attacke niemand hinterher gegangen ist“, wunderte sich der GBC-Kapitän. Zahlreiche Experten hatten vermutet, dass heute eine Großoffensive auf das Leaderjersey von Voigt gestartet wird – doch eben jenes Gegenteil trat ein. „Als er antrat, haben wir uns angeguckt, und da niemand die Initiative ergriffen hat, müssen wir nun mit diesen fatalen Konsequenzen leben“, sagte Cunego, der ebenso wie die zuvor noch ambitionierten Valverde und Vinokourov den „Gesamtsieg endgültig abschreiben“ könne.

Grund zur Freude hatte hingegen der Schweizer Niki Aebersold. Aus einer Fluchtgruppe heraus setzte sich der Phonak-Mann am letzten Anstieg, dem Col de Tanneron, zwölf Kilometer vor dem Ziel, von seinen Begleitern ab und feierte in Cannes den Tagessieg vor Serge Baguet (Lotto) und Roberto Laiseka (Euskaltel) – als Vierter folgte dann Jens Voigt. „Ich hatte nicht mit diesem Sieg gerechnet“, so Aebersold, „um so schöner ist es, wenn man dann tatsächlich triumphiert.“

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Der siebte Tag stellt eine regelrechte Berg- und Talfahrt dar. Insgesamt sieben Bergwertungen – davon zwei der ersten, eine der zweiten und vier der dritten Kategorie – gilt es auf den 185,5 Kilometern von Digne-les-Bains nach Cannes zu überwinden. Die Entscheidung wird wohl an den letzten beiden Bergen fallen: dem Col de la Sentinelle (Kategorie 1) nach 130,5 Kilometern und dem Col de Tanneron (Kategorie 2) zwölf Kilometer vor dem Ziel, nach dem noch einzig die Abfahrt auf fast den geographischen Nullpunkt in die Küstenstadt Cannes folgt.

Der Rennverlauf

Bereits nach sieben Kilometern formierte sich eine elf Mann starke Spitzengruppe mit den Euskaltel-Fahrern Laiseka und Artetxe, Aebersold (Phonak), Sanchez Pimienta (Fassa Bortolo), Reinerink und Belohvosciks von Chocolade Jacques, Baguet (Lotto-Domo), Hérve (Crédit Agricole), Ziegler (Gerolsteiner) und Miranda von Milaneza. Nach anfänglich guter Kooperation zwischen den einzelnen Teams, fiel die Gruppe bereits an den ersten beiden Bergwertungen der dritten Kategorie nach 56 Kilometern leicht auseinander.

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Das friedliche Miteinander herrschte in der Spitzengruppe nicht sonderlich lange.

Doch auch im Peloton war man sich nicht einig. Verschiedene Teams sorgten für ein stets variierendes Tempo – die Polemik entwickelte sich gar so weit, dass sich Fahrern in Wortgefechten polemisierten. Das Resultat war ein früh dezimiertes Feld, da eine Vielzahl der Fahrer mit den ständigen Tempowechseln an den Anstiegen nicht zurecht kamen.

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Im Peloton ist man sich uneins: Wer soll nachführen?

Nach 90 Kilometern betrug der Vorsprung der Spitzenreiter dann bereits 8.45 Minuten – Aebersold, in der Gesamtwertung mit einem Rückstand von 6.52 Minuten klassiert – fuhr so zwischenzeitlich im virtuellen gelben Trikot. Und die Konsequenzen ließen nicht lange auf sich warten: 30 Kilometer später war der Rückstand prompt auf um die sechs Minuten geschrumpft. Dann setzte die Euskaltel-Mannschaft ihre am heutigen Tage extrem offensive Fahrweise fort und attackierte aus dem Feld heraus mit Alberto Lopez de Munain. Ihm folgten Nicolas Jalabert (Phonak) und José Antonio Garrido (Quick.Step).

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Das Trio Lopez de Munain/Jalabert/Garrido machte sich auf die Verfolgung der Spitzengruppe.

Nur wenige Kilometer später sollte sich das Trio zu einem Quartett erweitern: Am schwersten Berg des Tages, dem Col de la Sentinelle, als Bergwertung der ersten Kategorie deklariert, nach 130,5 Kilometern, attackierte dann Jens Voigt vom Team GBC – und überraschenderweise wurde der Deutsche von keinem Kontrahenten verfolgt.

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Nach 130 Kilometern initiierte Voigt eine Attacke, die niemand kontern konnte.

Selbst bei der Nachführarbeit wirkten die Teams der Favoriten – Kelme um Valverde, T-Mobile um Vinokourov und Saeco um Cunego – zunächst hilflos. Während im noch 75 Fahrer umfassenden Peloton gezaudert und lamentiert wurde, schloss Voigt zu dem Verfolgertrio auf, das sich knapp 30 Kilometer (ebenso viele waren auch noch zurückzulegen) nach der Attacke des Berliners einen 1.30 Minuten großen Vorsprung erarbeitet hatte.

Ganz vorne hingegen setzte sich die große Selektion fort: In der Zwischenzeit hatten Aebersold, Baguet und Laiseka ihre Begleiter abgeschüttelt und gingen nun zu dritt den letzten Anstieg, den Col de Tanneron, nach dem noch zwölf Kilometer zurückzulegen waren, an – ihnen war ein Vorsprung von 3.30 Minuten geblieben.

Doch dieser schrumpfte im Laufe des letzten Anstieges drastisch, ehe wenige Meter vor dem Gipfel Aebersold die entscheidende Attacke fuhr – weder Laiseka noch Baguet waren imstande zu kontern. Und so sicherte sich der Schweizer nach einem 15 Kilometer langen Soloritt in Cannes den Etappensieg.

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Aebersold gewann die Etappe mit einem am Ende deutlichen Vorsprung.

Zweiter wurde Baguet, der seinen spanischen Begleiter Laiseka im Sprint nach einem harten Gefecht besiegen konnte.

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Im Sprint um Rang zwei behielt Baguet die Überhand.

Am Tanneron konnte sich auch noch Jens Voigt von seinen Begleitern, die auf der Abfahrt vom Feld gestellt wurden, lösen und sicherte sich Rang vier mit einem Rückstand von 2.30 Minuten – 46 Sekunden vor dem Feld, das Alejandro Valverde und David Etxebarria über die Ziellinie führten.

Resultate
7. Etappe
1 Niki Aebersold (Phonak) 3.54.49
2 Serge Baguet (Lotto-Domo) + 1.47
3 Roberto Laiseka (Euskaltel) gl. Zeit
4 Jens Voigt (GBC) + 2.30
5 Alejandro Valverde (Kelme) + 3.16
6 David Etxebarria (Euskaltel) gl. Zeit
7 Didier Rous (Brioches La Boulangére) gl. Zeit
8 Filippo Pozzato (Fassa Bortolo) gl. Zeit
9 Nicolas Vogondy (FDJeux.com) gl. Zeit
10 Javier Pascual Rodriguez (Kelme) gl. Zeit
11 Richard Virenque (Quick.Step) gl. Zeit
12 Cyril Dessel (Phonak) gl. Zeit
13 Marcos Serrano (Liberty Seguros) gl. Zeit
14 Alexandre Vinokourov (T-Mobile) gl. Zeit
15 Beat Zberg (Gerolsteiner) gl. Zeit

Gesamtwertung
1 Jens Voigt (GBC) 24.27.57
2 Damiano Cunego (Saeco) + 1.40
3 Alexandre Vinokourov (T-Mobile) + 1.43
4 Didier Rous (Brioches La Boulangére) + 1.45
5 Alejandro Valverde (Kelme) + 1.55
6 Ivan Basso (CSC) + 1.59
7 Rik Verbrugghe (Lotto-Domo) + 2.31
8 Cyril Dessel (Phonak) + 3.54
9 José Ivan Gutierrez Palacios (Illes Balears) + 4.05
10 Niki Aebersold (Phonak) + 4.29
11 Bart Voskamp (Chocolade Jacques) + 4.48
12 Michele Bartoli (CSC) + 4.52
13 Javier Pascual Rodriguez (Kelme) + 4.54
14 Angel Vicioso (Liberty Seguros) + 4.59
15 Javier Pascual Llorente (Kelme) gl. Zeit

Sprintwertung:
1 Jens Voigt (GBC) 131
2 Alejandro Valverde (Kelme) 104
3 Didier Rous (Brioches La Boulangére) 88

Bergwertung:
1 Serge Baguet (Lotto-Domo) 31
2 Stéphane Goubert (Ag2r) 27
3 Niki Aebersold (Phonak) 22

Nachwuchswertung (U25):
1 Damiano Cunego (Saeco) 29.29.37
2 Alejandro Valverde (Kelme) + 0.15
3 Filippo Pozzato (Fassa Bortolo) + 3.32

Teamwertung:
1 Phonak Hearing Systems (Schweiz) 73.42.28
2 Comunidad Valenciana-Kelme (Spanien) + 1.28
3 Saeco (Italien) + 2.50

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26.11.2004 - 15:45

Fortsetzung für Samstag, 13. März

39. Tirreno-Adriatico (2.HC)
„Il grillo“ bereitet Boogerd Angst

Paolo Bettini konnte sich auf der vierten Etappe näher an den Niederländer heranschieben

Paglieta – Auch wenn Paolo Bettini an diesem Tag der unverkennbar stärkste Pedaleur war – ein zu großer Vorsprung einer Ausreißergruppe und ein brüsk kämpfender Niederländer, bei dem tagtäglich latente, zuvor zum gegenwärtigen Zeitpunkt „selbst nicht geahnte Kräfte frei werden“, verwehrten dem Italiener zunächst den Tagessieg, und dann auch noch die Gesamtführung.

Massimo Iannetti hatte sich zusammen mit fünf weiteren Fahrern im Laufe der vierten Etappe der Tirreno-Adriatico einen Vorsprung erarbeitet, den Bettini zum Schluss nur auf 25 Sekunden schmolzen lassen konnte und dem Domina-Vacanze-Mann somit vor Rafael Casero den Tagessieg bescherte. „Meine Hoffnung war, dass unser Vorsprung groß genug sein würde, um ihn über die Distanz zu retten – das ist uns gelungen“, so Iannetti nach dem Rennen, „und dass ich in diesem Fall Chancen auf den Etappensieg haben würde, war mir bewusst.“

Unterdessen darf Michael Boogerd im rot-gelben Trikot des Gesamtführenden die morgige fünfte Etappe angehen. Mit vier Sekunden Vorsprung auf Bettini verteidigte der 32-jährige Niederländer die Gesamtführung und befürchtet daher, „dass mir noch drei arg harte Tage bevorstehen – vorrangig freilich wegen Paolo Bettini“. Denn „il grillos“ Blick ist eindeutig auf die Gesamtwertung justiert, wenngleich er einstweilen noch auf das Leaderjersey verzichten muss. „Die schwersten Tage liegen noch vor uns und die heutige Etappe hat deutlich gezeigt, dass das Rennen aufgrund geringer Zeitdifferenzen offen ist.“

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Die 179 Kilometer von Isernia nach Paglieta stellen sich zunächst als relativ schwer dar. Auf einer stetig ansteigenden Straße bäumen sich häufig kleinere, steile Anstiege vor dem Peloton auf, ehe nach dem Valico di Rionero Sannitico, einer Bergwertung bei Kilometer 61, eine lange Zeit abfallende Straße folgt. Das Finale – und demzufolge auch die Entscheidung – läutet dann eine Schlussrunde, die zweieinhalb Mal durchfahren werden muss, ein. Ein 3,5 Kilometer langer Anstieg wird das Feld wohl deutlich unterteilen; dieser wird zunächst zweimal und zuletzt noch als Schlussanstieg überwunden.

Der Rennverlauf

Erst nach 25 Kilometer tat sich etwas im großen Peloton: Infolge eines Angriffes von Andriotto aus dem Vini-Caldirola-Rennstall formierte sich eine sechsköpfige Spitzengruppe, der ferner noch Casero (Saunier Duval), de Waele (Landbouwkrediet), Ianetti (Domina Vacanze), Pinotti (Lampre) und Pospejev (Acqua & Sapone) angehörten.

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Die sechsköpfige Spitzengruppe nach 25 Kilometern.

Innerhalb von wenigen Kilometern war der Vorsprung bereits auf mehr als 1.30 Minuten angewachsen, dann versuchten neun Fahrer zu den sechs Spitzenreitern aufzuschließen: Commeyne (Mr. Bookmaker), Gilioli, Borrajo (beide Panaria), Smink, Bak (Bankgiroloterij), Kaiser (Action-ATI), Jones (Domina Vacanze), Sgambelluri (Vini Caldirola) und Coyot (Cofidis). Trotz enorm hohen Tempos, waren die Neun nicht dazu imstande, den eineinhalb Minuten großen Vorsprung der Spitzenreiter wett zu machen – daher mussten sie sich vorerst mit der Bezeichnung „Verfolgergruppe“ zufrieden geben; einzig Jones versucht durch eine unrentable Solo-Verfolgung, zur Spitzengruppe aufzuschließen.

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Solo-Verfolger Jones oben, darunter die nächstfolgende Gruppe um acht Fahrer.

Kilometer um Kilometer sprossen fortan die Abstände zwischen den einzelnen Gruppierungen und dem Peloton weiter an. Nach 90, hauptsächlich von einer konstant leicht ansteigenden Straße und vielen kleinen Steigungen geprägten Kilometern, lag das Peloton bereits 6.10 Minuten hinter den sechs Spitzenreiter, dazwischen fuhren noch Jones mit einem Rückstand von 20 Sekunden und die acht Verfolger (+ 2.40).

Erst nach 118 Kilometern, als auch noch Glomser (Saeco) sowie Piccoli (Lampre) an einem Anstieg attackierten und relativ schnell zu der achtköpfigen Gruppe aufschließen konnten, reagierte das Feld, Quick.Step und Rabobank erhöhten das Tempo – mit zunächst kaum wirksamen Konsequenzen. Der Vorsprung der Spitzenreiter war lediglich nach einer massiven Wachstumsphase erneut auf knapp über sechs Minuten gefallen, einzig die Verfolgergruppe und Jones waren nun nicht mehr all zu weit vom Hauptfeld entfernt.

Doch dann, 37 Kilometer vor dem Ziel, folgten auch erste für das Gesamtklassement relevante Angriffe: Alessio-Mann Denis Lunghi, der sich auf den ersten drei Tagesabschnitten stets stark präsentiert hatte, konnte sich – mit Mason (Vini Caldirola) im Schlepptau – von der großen Masse an Fahrer lösen. Der Angriff Lunghis auf die Gesamtwertung verpuffte jedoch bereits wenige Kilometer später im Nichts, als das Duo am Anstieg auf der Schlussrunde – im offiziellen Streckenbuch einzig Paglieta, dem Zielort also, genannt – von Scarponi (GBC), Boogerd (Rabobank) und Bettini (Alessio) Begleitung erhielten.

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Bettini (l.), Scarponi (2.v.r.) und Boogerd (r.) schließen zum Duo Mason/Lunghi auf.

Doch diese Begleitung sollte nicht lange Bestand haben; denn als der Paglieta das zweite Mal überquert wurde, befanden sich Scarponi, Bettini und Boogerd allein auf der Verfolgung der Spitzenreiter – das Tempo war zu drastisch gewesen. Doch bereits zu diesem Zeitpunkt stand fest: Auch für die drei Verfolger ging es nicht mehr um den Etappensieg. Die Spitzenreiter, von denen seit der zweimaligen Paglieta-Überquerung aufgrund distinkter Potenziale nur noch vier existierten – Andriotto, Casero, Ianetti und de Waele –, hatten einen zu großen Vorsprung bewahrt und fuhren um den Tagessieg, der erst am Schlussanstieg entschieden werden sollte.

2,2 der insgesamt 3,5 Kilometer Anstieg fuhr das Quartett gemeinsam Richtung Ziel – dann attackierte Casero aus letzter Position und sprengte die Gruppe. Iannetti konnte das Hinterrad des Spaniers halten, ihre beiden Begleiter fielen zurück. Einem taktischen Fehler von Casero hatte es Iannetti schlussendlich zu verdanken, dass er oben im Ziel feiern durfte: Während der Italiener rational blieb und klug das Hinterrad des Spaniers hielt, fuhr Casero – meist im Schaukelsitz – unüberlegt an der Spitze des Duos dem Ziel entgegen, ehe er auf den letzten 100 Metern im Sprint von Iannetti überrumpelt wurde und den Sieg aus der Hand gab.

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Iannetti verhielt sich taktisch klüger und gewann so die vierte Etappe.

Während in der Spitzengruppe die Entscheidung über den Tagessieg entbrannte, kämpften mittlerweile nur wenige Sekunden weiter zurück an vorderster Front Bettini, Boogerd und Scarponi um wertvolle Sekunden für das Gesamtklassement – und auch hier wurden die Leistungsunterschiede deutlich. Bettini kam am Ende als Sechster ins Ziel, 14 Sekunden vor Boogerd, weitere 16 zurück überquerte Scarponi den Zielstrich; Lunghi verlor auf Bettini 1.25 Minuten und wurde Neunter.

Resultate
4. Etappe
1 Massimo Iannetti (Domina Vacanze) 3.44.11
2 Rafael Casero (Saunier Duval) gl. Zeit
3 Bert de Waele (Landbouwkrediet) + 0.15
4 Dario Andriotto (Vini Caldirola) gl. Zeit
5 Marco Pinotti (Lampre) + 0.25
6 Paolo Bettini (Quick.Step) gl. Zeit
7 Michael Boogerd (Rabobank) + 0.39
8 Michele Scarponi (GBC) + 0.55
9 Denis Lunghi (Alessio) + 1.45
10 Frank Vandenbroucke (Fassa Bortolo) + 2.04
11 Jörg Jaksche (CSC) gl. Zeit
12 Juan Carlos Dominguez (Saunier Duval) + 2.15
13 Oscar Mason (Vini Caldirola) + 2.23
14 Ruggero Marzoli (Acqua & Sapone) + 2.52
15 Dario Frigo (Fassa Bortolo) gl. Zeit

Gesamtwertung
1 Michael Boogerd (Rabobank) 14.17.09
2 Paolo Bettini (Quick.Step) + 0.04
3 Denis Lunghi (Alessio) + 1.09
4 Massimo Iannetti (Domina Vacanze) + 1.11
5 Michele Scarponi (GBC) + 1.19
6 Bert de Waele (Landbouwkrediet) + 1.31
7 Dario Andriotto (Vini Caldirola) + 1.34
8 Marco Pinotti (Lampre) + 1.42
9 Juan Carlos Dominguez (Saunier Duval) + 2.18
10 Oscar Mason (Vini Caldirola) + 2.37
11 Frank Vandenbroucke (Fassa Bortolo) + 2.39
12 Jörg Jaksche (CSC) gl. Zeit
13 Dario Frigo (Fassa Bortolo) gl. Zeit
14 Ruggero Marzoli (Acqua & Sapone) + 3.27
15 Gianpaolo Caruso (Liberty Seguros) + 3.36

Sprintwertung:
1 Mario Cipollini (Domina Vacanze) 22
2 Paolo Bettini (Quick.Step) 20
3 Daniele Bennati (GBC) 20

Bergwertung:
1 David Navas (Illes Balears) 8
2 Massimo Iannetti (Domina Vacanze) 7
3 Dario Andriotto (Vini Caldirola) 6

Nachwuchswertung (U25):
1 Massimo Iannetti (Domina Vacanze) 14.18.22
2 Michele Scarponi (GBC) + 0.06
3 Gianpaolo Caruso (Liberty Seguros) + 2.22

Teamwertung:
1 Quick.Step-Davitamon (Belgien) 43.03.03
2 Rabobank (Niederlande) + 0.34
3 Lampre (Italien) + 0.53
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27.11.2004 - 14:57

Sonntag, 14. März 2004
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62. Paris-Nizza (2.HC)
Machtlose und konsternierte Konkurrenz

Jens Voigt feiert nach einem souveränen Schlusstag den Gesamtsieg

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Feierte auch bei Paris-Nizza: Jens Voigt sicherte sich den Gesamt- sowie einen Tagessieg beim „Rennen zur Sonne“.

Nizza – Ein in höchstem Maße selbstzufriedener, jedoch keinesfalls süffisanter Jens Voigt und eine konsternierte Konkurrenz von Weltklasse-Format – das sind die Resultate der 62. Auflage von Paris-Nizza. Voigt, seit der dritten Etappe im gelben Trikot des Gesamtbesten fahrend, verteidigte sein Jersey auch auf der Schlussetappe souverän und sicherte sich somit den Sieg beim „Rennen zur Sonne“, und zwar „hochverdient“, wie Damiano Cunego, Gesamtzweiter, anerkennen musste. Als Mitfavoriten definierten die Buchmacher die Stellung des 32-jährigen GBC-Kapitäns vor dem Start von Paris-Nizza, doch im Laufe des Rennens wurden sie aufgrund teils überraschender Leistungen stets dazu veranlasst, ihre Vermutungen zu relativieren.

Spätestens als Voigt auf der vierten Etappe, das Leaderjersey hatte er sich bereits einen Tag zuvor gesichert, seinen ersten Sieg einfuhr, wurde deutlich: Mit dem Berliner ist mehr zu rechnen, als zuvor zu erwarten war. Seither baute er seinen Vorsprung auf 1.40 Minuten aus – „für Paris-Nizza ist eine solche Zeitdifferenz bereits eine halbe Welt“, konstatiert Alexandre Vinokourov, der nach seinem fünften Rang über „nicht erreichte Ziele“ lamentiert; zum Vergleich: Im Vorjahr beim Sieg des Kasachen rangierten die ersten acht Fahrer am Ende innerhalb dieses Zeitraums.

„Ich habe mich blendend gefühlt, meine Form verbesserte sich tagtäglich, und so musste ich einzig meine Fähigkeiten ausspielen“, zieht der Gesamtsieger Bilanz. Des durchaus nicht zu erwartenden Sieges zum Trotz, ist Voigt nicht die größte Überraschung des Rennens: „Ein Parvenü wie er im Buche steht“, titulierte die Corriere dello Sport den neuen italienischen Jungstar Damiano Cunego, nachdem feststand, dass er das „Rennen zur Sonne“ auf Rang zwei beenden würde. „Aufgrund vorangegangener Rennen war ich mir meiner Form durchaus bewusst, das Ergebnis kommt daher nicht überraschend“, so Cunego. „Ich bin hochzufrieden.“

Doch ein Etappensieg blieb dem 21-jährigen Saeco-Mann verwehrt, auch am Schlusstag. Diesen sicherte sich der Franzose Stéphane Goubert (Ag2r) als letzter Verbliebener einer zu Beginn größeren, im Laufe des Rennes jedoch stark zerfallenden Ausreißergruppe. Bereits 37 Sekunden später überquerte die Gruppe der Favoriten, angeführt von Didier Rous, den Zielstrich. „Am Ende konnte ich froh sein, den Vorsprung noch ins Ziel gerettet zu haben“, so Goubert. Bei Jens Voigt bestand in diesem Fall nie Gefahr.

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Wie jedes Jahr wird die Abschlussetappe des „Rennen zur Sonne“ rund um Nizza ausgetragen. Auf 144 Kilometer stehen zweimal der Col de Châteauneuf, ein Anstieg der zweiten Kategorie, und gar dreimal der Col d'Eze (erste Kategorie) auf dem Programm. Die Bergwertungen müssen jeweils abwechselnd überwunden werden.

Der Rennverlauf

Bereits kurz nach dem Start stand zum ersten Mal der Col d'Eze auf dem Programm, der zu Beginn noch sehr moderat gefahren wurde; dies hatte jedoch ein Ende, als erste Angriffe das Peloton heimsuchten. Nach einem heillosen Durcheinander am Rest des Anstieges und einem Sortieren und Sammeln auf der Abfahrt sowie auf dem folgenden Flachstück, flog am folgenden Col de Châteauneuf erneut alles auseinander. Auf dessen Gipfel ließ sich folgendes feststellen:

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Links Spitzenreiter und Solist Dufaux, rechts seine beiden Verfolger Fritsch und Goubert.

Dufaux (Quick.Step) hatte sich an die Spitze geschoben und versuchte sich bereits früh als Solist, seine ärgsten Verfolger waren zu diesem Zeitpunkt Goubert (Ag2r) und Fritsch (Fdjeux.com) mit einem Rückstand von 35 Sekunden. Zwischen dem Peloton, das bereits 7.50 Minuten zurück lag und dem Verfolger-Duo tummelten sich allerdings noch zwei Gruppen: Garrido (Quick.Step) und Atienza (Cofidis) lagen 2.25 Minuten hinter Dufaux, ferner folgte eine dreiköpfige Gruppe mit Krivtsov (Ag2r), Martinez (Liberty Seguros) und Garcia Acosta (Illes Balears).

Im Feld kontrollierte das T-Mobile Team das Tempo, wohlwissend, dass von den Ausreißern faktisch keine Gefahr für die Gesamtwertung ausging – sie alle lagen bereits mehr als 14 Minuten hinter dem Gesamtführenden Jens Voigt. Die Folge waren konstant bleibende Abstände, selbst nach Rennhalbzeit, als der Col d'Eze zum zweiten Mal passiert worden war und sich nun einzig noch je einmal der Eze und der Châteauneuf vor den Fahrern aufbäumten, waren keine Veränderungen zu verzeichnen.

Diese traten erst auf, als das Feld von seiner „Kaffeefahrt“ unterbrochen wurde – von Jens Voigt. Der Gesamtführende attackierte am Châteauneuf, und wieder mal zeigten die direkten Konkurrenten keine sofortige Reaktion, einzig Danielson (Fassa Bortolo) und Jalabert (Phonak) hängten sich an das Hinterrad des Deutschen.

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Unermüdlich: Auch am Schlusstag attackierte Jens Voigt noch einmal, im Schlepptau hatte er diesmal Jalabert und Danielson.

Von dort an war es interessant und ebenso bestaunend zu beobachten, wie das Trio am Rest des Anstieges, auf der Abfahrt und dem kleinen Flachstück die vorne fahrenden Gruppen auffuhr und an ihnen vorbeizog – „wir wurden verschlungen“, formulierte es Juri Krivtsov am Ende. Einzig Goubert und Dufaux fuhren von dort an noch allein an der Spitze, doch auch sie sollten noch in arge Probleme geraten.

Am letzten Anstieg, dem Col d'Eze, reagierten dann auch Vinokourov (T-Mobile), Cunego (Saeco), Basso (CSC) und Rous (Brioches La Boulangére) – mit einer Attacke. Kelme-Kapitän Valverde verpasste erneut den entscheidenden Moment und beorderte seine Mannschaft so an die Spitze des Pelotons – vergebens. Einzig konnte er den Rückstand einigermaßen in Grenzen halten und das Feld bis zum Ziel auf unter 40 Fahrer dezimieren.

Schnell konnten die Vier zu dem Trio um Voigt aufschließen, und es schien für einen Moment so, als könnte der Deutsche – seine beiden Begleiter waren abgehangen – nicht mehr mithalten, ehe er sich wieder auf ein Hinterrad fixierte und dieses bis zum Gipfel hielt. Auch Dufaux hatten die Fünf eingeholt und stehen gelassen, ehe sie die Bergwertung passierten, so befanden sie sich nun einzig noch auf der Verfolgung Gouberts – doch die Distanz war zu kurz. Auf 37 Sekunden konnte das Quintett den Rückstand noch verkürzen, den Etappensieg in Nizza feierte somit der Franzose.

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Goubert holte sich auf der Schlussetappe den Solosieg in Nizza.

Den zweiten Rang sicherte sich Rous im Sprint der Verfolger vor Cunego und Voigt. Das Hauptfeld um Valverde verlor schlussendlich noch mehr als eine Minute auf die Verfolgergruppe, und der spanische Jungstar somit alle Chancen auf eine bessere Platzierung sowie seinen fünften Rang an Basso.

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Die Plätze zwei bis vier: Rous (r.) vor Cunego (l.) und Voigt (Mitte).

Resultate
Tageswertung
1 Stéphane Goubert (Ag2r) 3.13.16
2 Didier Rous (Brioches La Boulangére) + 0.37
3 Damiano Cunego (Saeco) gl. Zeit
4 Jens Voigt (GBC) gl. Zeit
5 Alexandre Vinokourov (T-Mobile) gl. Zeit
6 Laurent Dufaux (Quick.Step) gl. Zeit
7 Ivan Basso (CSC) gl. Zeit
8 Alejandro Valverde (Kelme) + 1.41
9 David Etxebarria (Euskaltel) + 1.49
10 Nicolas Vogondy (FDJeux.com) gl. Zeit
11 Beat Zberg (Gerolsteiner) gl. Zeit
12 Cyril Dessel (Phonak) gl. Zeit
13 Eddy Mazzoleni (Saeco) gl. Zeit
14 Filippo Pozzato (Fassa Bortolo) gl. Zeit
15 Richard Virenque (Quick.Step) gl. Zeit

Gesamtwertung
1 Jens Voigt (GBC) 27.41.50
2 Damiano Cunego (Saeco) + 1.36
3 Didier Rous (Brioches La Boulangére) + 1.39
4 Alexandre Vinokourov (T-Mobile) + 1.43
5 Ivan Basso (CSC) + 1.59
6 Alejandro Valverde (Kelme) gl. Zeit
7 Rik Verbrugghe (Lotto-Domo) + 3.43
8 Cyril Dessel (Phonak) + 5.06
9 José Ivan Gutierrez Palacios (Illes Balears) + 5.18
10 Bart Voskamp (Chocolade Jacques) gl. Zeit
11 Filippo Pozzato (Fassa Bortolo) + 6.24
12 Daniele Nardello (T-Mobile) + 6.26
13 Marcos Serrano (Liberty Seguros) + 6.27
14 Javier Pascual Rodriguez (Kelme) + 6.33
15 Niki Aebersold (Phonak) + 6.35

Sprintwertung:
1 Jens Voigt (GBC) 149
2 Alejandro Valverde (Kelme) 117
3 Didier Rous (Brioches La Boulangére) 110

Bergwertung:
1 Stéphane Goubert (Ag2r) 56
2 Laurent Dufaux (Quick.Step) 44
3 Serge Baguet (Lotto-Domo) 31

Nachwuchswertung (U25):
1 Damiano Cunego (Saeco) 27.43.26
2 Alejandro Valverde (Kelme) + 1.24
3 Filippo Pozzato (Fassa Bortolo) + 4.48

Teamwertung:
1 Phonak Hearing Systems (Schweiz) 83.29.58
2 Saeco (Italien) + 0.03
3 T-Mobile Team (Deutschland) + 0.07

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29.11.2004 - 21:46

Fortsetzung von Sonntag, 14. März

39. Tirreno-Adriatico (2.HC)
„Fälliger“ Trikottausch

Paolo Bettini ist neuer Führender und hat bereits einen „uneinholbaren“ Vorsprung

Torricella Sicura – Angekündigt hatte es sich schon am Vortag, doch damals konnte sich Michael Boogerd noch wehren und sein rot-gelbes Trikot des Gesamtführenden um vier Sekunden verteidigen, „doch nun war er fällig“, wie Paolo Bettini, neuer Träger des Leaderjersey, den Trikottausch ein wenig hämisch formuliert. Nach seinem überragenden Etappensieg auf dem heutigen fünften Tagesabschnitt der Tirreno-Adriatico führt Bettini in der Gesamtwertung bereits mit 42 Sekunden vor Boogerd – „uneinholbar“, wie es Denis Lunghi, Gesamtdritter, aufgrund des Streckenprofils der Tirreno-Adriatico lapidar bezeichnet.

Der Italiener vom Alessio-Team war am heutigen Tag der einzige Pedaleur, der Bettini am Schlussanstieg noch folgen konnte – der Rest der Konkurrenz wurde zu chancenlosen Mitfahrern degradiert. 42 Sekunden nahmen die beiden Italiener der nächstfolgenden Gruppe um Scarponi und Boogerd ab. Der Niederländer gab letztendlich zu: „Die Kräfteverhältnisse wurden heute noch eindeutiger als gestern definiert, Bettini ist unanfechtbar der Stärkste in diesen Tagen.“

Doch obschon Konkurrenz und Umfeld Bettini tagtäglich eben jene, auch von Boogerd erwähnten Worte eintrichtern, appelliert der 30-jährige Quick.Step-Kapitän an sich selbst: „Fortan bin ich in der Position des Gejagten, zuvor war ich selbst ein Jäger, nur einer unter vielen, jetzt fixiert sich die gesamte Konkurrenz auf mich. Und angesichts der noch ausstehenden morgigen schweren Etappe sehe ich diese Aufgabe in keinem Fall als Selbstläufer an, wozu sie von manchen gemacht wird.“

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Einen 120 Kilometer langen, flachen Anlauf nimmt die fünfte Etappe von Paglieta nach Torricella Sicura, ehe der Parcours diffizil wird. Nach dem 14 Kilometer langen Crognaleto und dessen Abfahrt muss eine Schlussrunde knapp dreimal durchfahren werden. Auf dieser warten erneut drei kleine, steile Steigungen, auf deren höchsten Punkt das Rennen dann nach 215 Kilometern endet.

Der Rennverlauf

Satte 25 Kilometer waren bereits zurückgelegt, da tat sich erstmals etwas im Feld: Saeco-Mann Fuentes attackierte, ihm stiegen Kaiser, Chmielewski (beide Action-ATI), Bak (Bankgiroloterij), Borrajo (Panaria) und nach kurzem Zaudern auch Teamkollege Szmyd nach. 15 Kilometer später war der Vorsprung auf eine sicheres Polster von drei Minuten gesprossen, doch begründet in einem skurrilen Tempo des Pelotons wuchs der Abstand proportional weiter: Bei Kilometer 80 betrug er sechs Minuten, nach 100 Kilometern 8.30 Minuten; auf den nächsten 20 Kilometern hielt sich der Abstand dann relativ konstant.

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Die sechsköpfige Spitzengruppe war dem Peloton nach 100 Kilometern um 8.30 Minuten voraus.

Doch von da an änderte sich das bis dato langweilige, da stets monoton verlaufende Renngeschehen über eine flache Ebene massiv – die Ursache: Das Peloton erreichte den 14 Kilometer langen Crognaleto, der die erste Selektion des Tages darstellte. Bereits am Fuß des Berges attackierten Spezialetti (Saeco), Julich (CSC) sowie Piccoli (Lampre). Wenige Minuten später reagierten auch Dierckxsens (Landbouwkrediet) und Garate (Lampre), die jedoch keine Chance mehr hatten, mit den drei vorangegangenen Angreifern ein Verfolger-Quintett zu bilden – die Fünf fuhren vorerst getrennt.

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Erste Bewegungen im Feld: Das Trio Julich/Spezialetti/Piccoli machte sich auf die Verfolgung der Spitzenreiter, ihnen auf den Fersen waren Garate und Dierckxsens (im Bild oben rechts schwach zu erkennen).

Die Auswirkungen der Angriffe auf den Vorsprung der Spitzengruppe waren drastisch: Nach der langen Abfahrt und vor nur noch 35 zurückzulegenden Kilometern waren sechs Minuten des Vorsprungs von vor dem Crognaleto zunichte, das Peloton befand sich nur noch 2.30 Minuten hinter den fünf Spitzenreitern. Mit einem 1.30 Minuten großen Rückstand wurden Julich, Piccoli und Spezialetti angegeben, weitere 30 Sekunden zurück fuhren Dierckxsens und Garate.

Doch der Kampf um die Gesamtwertung entbrannte erst, als das Peloton zum ersten Mal den als Torricella Sicura bezeichneten Anstieg erreichte – eine Steigung auf einer Schlussrunde, auf dessen Gipfel das Rennen nach zuvor bereits zweimaligen Überquerens endet. Einem Angriff auf das Leaderjersey von Bettini (Quick.Step) konnte einzig Lunghi (Alessio) folgen. Boogerd im rot-gelben Trikot des Gesamtbesten musste einstweilen mit einem Platz in einer Verfolgergruppe vorlieb nehmen. Ihn begleiteten Jaksche (CSC), Mason (Vini Caldirola), Loosli (Saeco) und Vandenbroucke (Fassa Bortolo), dann folgte eine weitere Gruppe mit Dominguez (Saunier Duval), Scarponi (GBC), Spezialetti (Saeco), Gabriel (Mr. Bookmaker), Frigo (Fassa Bortolo) und Sinkewitz (Quick.Step).

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Paolo Bettini sprengte mit einer Attacke das Feld und zwang seine Kontrahenten so, zu reagieren.

Zumindest die beiden Verfolgergruppen wurden sofort eingeholt von den Favoriten-Gruppierungen, das Spitzen-Quintett hielt sich noch bis zur zweiten Überquerung des Anstiegs vorne, ehe auch sie von ihren Verfolgern sukzessive passiert wurden. Unterdessen hatten sich Bettini und Lunghi ein 30-Sekunden-Polster herausgefahren, das an den Steigungen größer wurde und sich auf flachem Terrain konstant hielt. Aufgrund eines passiven Verhaltens in der ärgsten Verfolgergruppe wurde diese gar noch von dem Sextett um Scarponi und Frigo aufgefahren – doch dem Ausbau des Vorsprungs des Spitzenduos tat diesem keinen Abbruch.

Mit jener halben Minute Vorsprung auf elf Verfolger gingen Bettini und Lunghi den Schlussanstieg an – im Ziel betrug er 42 Sekunden. „Il grillo“ flog geradezu die Steigung hinauf, an seinem Hinterrad kämpfte ein durch die Tatsache, dass auch Bettini nichts mehr zuzusetzen hatte, beflügelter Lunghi den Anstieg hinauf. Zwar verbuchte der Alessio-Mann im Ziel selbige Zeit wie sein Begleiter, den Tagessieg musste Lunghi Bettini jedoch fast kampflos überlassen.

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Paolo Bettini gewann die fünfte Etappe vor Denis Lunghi und eroberte so das Leaderjersey.

Leichte Ähnlichkeiten waren auch in der Verfolgergruppe zu erkennen. Zwar war Boogerd der stärkste und führte die Gruppe den Anstieg hinauf, doch war der Niederländer nicht dazu imstande, seine zehn Begleiter abzuschütteln. So erreichten die Elf gemeinsam das Ziel, wobei Boogerd am Ende im Kampf um Rang drei noch einmal in Bedrängnis geriert, ihn jedoch verteidigen konnte.

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Boogerd sicherte sich Rang drei vor Vandenbroucke und Loosli, muss allerdings dennoch sein gelb-rotes Trikot des Gesamtbesten abgeben.

Resultate
Tageswertung
1 Paolo Bettini (Quick.Step) 4.26.11
2 Denis Lunghi (Alessio) gl. Zeit
3 Michael Boogerd (Rabobank) + 0.42
4 Frank Vandenbroucke (Fassa Bortolo) gl. Zeit
5 David Loosli (Saeco) gl. Zeit
6 Oscar Mason (Vini Caldirola) gl. Zeit
7 Jörg Jaksche (CSC) gl. Zeit
8 Juan Carlos Dominguez (Saunier Duval) gl. Zeit
9 Patrik Sinkewitz (Quick.Step) gl. Zeit
10 Dario Frigo (Fassa Bortolo) gl. Zeit
11 Alessandro Spezialetti (Saeco) gl. Zeit
12 Frederic Gabriel (Mr. Bookmaker) gl. Zeit
13 Michele Scarponi (GBC) gl. Zeit
14 Ruggero Marzoli (Acqua & Sapone) + 0.53
15 Juan Fuentes (Saeco) gl. Zeit

Gesamtwertung
1 Paolo Bettini (Quick.Step) 18.43.18
2 Michael Boogerd (Rabobank) + 0.42
3 Denis Lunghi (Alessio) + 1.07
4 Michele Scarponi (GBC) + 2.02
5 Bert de Waele (Landbouwkrediet) + 2.15
6 Juan Carlos Dominguez (Saunier Duval) + 3.01
7 Oscar Mason (Vini Caldirola) + 3.20
8 Frank Vandenbroucke (Fassa Bortolo) + 3.22
9 Jörg Jaksche (CSC) gl. Zeit
10 Dario Frigo (Fassa Bortolo) gl. Zeit
11 Ruggero Marzoli (Acqua & Sapone) + 4.10
12 Gianpaolo Caruso (Liberty Seguros) + 4.19
13 Wladimir Belli (Lampre) + 4.30
14 Cédric Vasseur (Cofidis) + 4.40
15 Joan Horrach (Illes Balears) gl. Zeit

Sprintwertung:
1 Paolo Bettini (Quick.Step) 34
2 Michael Boogerd (Rabobank) 24
3 Denis Lunghi (Alessio) 23

Bergwertung:
1 David Navas (Illes Balears) 8
2 Massimo Iannetti (Domina Vacanze) 7
3 Dario Andriotto (Vini Caldirola) 6

Nachwuchswertung (U25):
1 Michele Scarponi (GBC) 18.45.21
2 Gianpaolo Caruso (Liberty Seguros) + 2.16
3 David Loosli (Saeco) + 2.56

Teamwertung:
1 Quick.Step-Davitamon (Belgien) 56.24.43
2 Rabobank (Niederlande) + 2.31
3 Fassa Bortolo (Italien) + 3.11
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RotRigo
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29.11.2004 - 22:40

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Beitrag: # 198978Beitrag Hoffi
30.11.2004 - 21:27

Montag, 15. März 2004
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Didier Rous (33, Brioches La Boulangére)
„Es gab Chancen, noch besser abzuschneiden“
WZ: Herr Rous, die Namen Vinokourov, Valverde und Basso stehen in den letzten Jahren und Monaten für erfolgreichen Radsport; alle Drei hatten sich den Sieg bei Paris-Nizza vorgenommen – doch sie kamen nicht einmal auf das Podium, unter anderem aufgrund eines starken Didier Rous.
Didier Rous: Dass es nicht einfach wird, beim „Rennen zur Sonne“ am Ende vorne platziert zu sein, war ich mir bereits vor dem Rennen bewusst, um so mehr erfreut mich momentan der dritte Rang, der schlussendlich für mich herausgesprungen war – obschon ich einräumen muss, kurz nach dem Rennen, als ich das Geschehene noch einmal habe Revue passieren lassen, ein wenig verärgert war ob ein paar vertaner Chancen, noch besser abzuschneiden. Doch mit etwas Abstand betrachtet und angesichts der Tatsache, dass die Podiumsplätze lange vakant gewesen waren, blicke ich auf ein erfolgreiches Rennen zurück.

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Didier Rous

WZ: Also ist ein Didier Rous nicht zwangsläufig zufrieden, wenn er Fahrer vom Formate eines Vinokourov in adäquater Form besiegt?
Rous: Grundsätzlich gilt dies für jeden Fahrer, ein paar Ausnahmen gibt es natürlich. Aber wenn ich aus meiner Sicht die Form habe, einen Vinokourov zu schlagen, dies dann allerdings verpasse, kann ich nicht zufrieden sein, obgleich die Zufriedenheit in diesem speziellen Fall generell nicht gering sein kann.

WZ: Einige Experten formulierten in Folge des Voigt-Gesamtsieges bei Paris-Nizza Thesen, in denen sie behaupteten, nicht der stärkste Fahrer hätte gewonnen, sondern derjenige, der man meisten Glück auf seiner Seite hatte.
Rous: Für mich dubios und einzig lapidar durchdacht. Ich definiere Stärke im Radsport nicht nur über die körperliche Form und Fitness, sondern auch über das taktische Verhalten und mit dem Umgang seiner Kräfte. Denn wer fadenscheinig fährt und attackiert, wird nie ein Rennen gewinnen, sei er noch so stark. In der Summe war Jens Voigt definitiv der Stärkste, andernfalls hätte er das Rennen nicht gewonnen. Unterm Strich zählen im Radsport nur die nackten Zahlen, und ohne exogene Beeinflussung – die freilich selten eintritt – steht am Ende der Beste ganz oben.


Radsport-Weltrangliste
Stand: Sonntag, 14. März 2004

Einzel
1 Paolo Bettini (Quick.Step) 1938
2 Erik Zabel (T-Mobile) 1686
3 Alessandro Petacchi (Fassa Bortolo) 1643
4 Alejandro Valverde (Kelme) 1531
5 Alexandre Vinokourov (T-Mobile) 1497
6 Gilberto Simoni (Saeco) 1392
7 Davide Rebellin (Gerolsteiner) 1368
8 Michael Boogerd (Rabobank) 1355
9 Iban Mayo (Team GBC) 1272
10 Lance Armstrong (US Postal) 1224

Team
1 Rabobank (Niederlande) 896
2 Saeco (Italien) 891
3 Team GBC (Spanien) 860
4 Cofidis (Frankreich) 684
5 Quick.Step-Davitamon (Belgien) 669
6 Fassa Bortolo (Italien) 626
7 Alessio-Bianchi (Italien) 515
8 US Postal Service (USA) 513
9 Comunidad Valenciana-Kelme (Spanien) 466
10 T-Mobile Team (Deutschland) 425

Weitere Berichte für diesen Tag folgen.
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Hoffi
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Beitrag: # 199300Beitrag Hoffi
2.12.2004 - 21:44

Fortsetzung von Montag, 15. März

39. Tirreno-Adriatico (2.HC)
Dominierend in der Vorbereitung

Zwei Tagessiege und eine famose Form: Paolo Bettini brilliert zwischen den Meeren

Torre San Patrizio – „Meine Form ist derzeit famos“ – Paolo Bettini brachte den entscheidenden Faktor für ein immer fadenscheinigeres Rennen auf den Punkt. Nach seinem Tagessieg und der Übernahme des rot-gelben Führungstrikots sicherte sich der Italiener vom Quick.Step-Team auch den Etappenerfolg auf dem sechsten Tagesabschnitt der Tirreno-Adriatico, erneut vor seinem ärgsten Konkurrenten Michael Boogerd.

Doch vollkommene Zufriedenheit will bei dem zweimaligen Weltcupsieger nicht aufkommen: „Zwar sehe ich die Tirreno als ein wichtiges Rennen an, doch meine Kernziele, auf die ich dieser Tage akkurater denn je hinarbeite, sind Mailand-San Remo und die darauffolgenden weiteren Weltcuprennen, daher resultiert wahrscheinlich auch die gute Form. Doch erst nach diesen Rennen sollte man ein Urteil fällen“ – eine Parallele zu einem weiteren Italiener; denn ähnlich äußerte sich auch Michele Scarponi über seine adäquate Form. Der GBC-Kapitän erreichte auf der heutigen Etappe wie auch nun im Gesamtklassement den dritten Platz; er verdrängte Denis Lunghi, dessen Substanz nach vorigen starken Tagen endgültig aufgebraucht war, obschon er Achter wurde – allerdings mit mehr als einer Minute Rückstand auf die Spitzengruppe um Bettini.

Auch Michael Boogerd hat im Grundsatz selbige Einschätzung zu seiner Fitness wie seine beiden italienischen Kollegen – mit dem Unterschied, dass die Vorzeichen beim Niederländer leicht differenziert waren. „Ich habe nicht den Druck verspürt wie ein Bettini oder Scarponi, da es für mich kein Heimrennen ist“, so Boogerd, „daher war auch ein Getöse – wie bei den Italiener – nicht nötig, das Echo aus den Medien hätte gefehlt.“ Doch eines steht fest: Zumindest drei potentielle Weltcupsieger befinden sich in guter Verfassung.

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185 Kilometer auf höchstem Niveau – so lässt sich die sechste Etappe von Monte San Pietrangeli nach Torre San Patrizio lapidar zusammenfassen. Eine 42,2 Kilometer lange Runde muss insgesamt viereinhalb Mal durchfahren werden. Auf dieser warten zahlreiche kleinere Steigungen und zwei vergleichsweise große Anstiege (Montegranaro, der als Bergwertung deklariert ist, und der Monte San Giusto) auf den Fahrerpulk.

Der Rennverlauf

Emanuele Sella (GBC) und Alexandre Kolobnev (Domina Vacanze) waren bis dato die jüngsten, nach Einschätzung vieler wohl aber auch gefährlichsten Spitzenreiter der Tirreno-Adriatico. Nach 20 Kilometern formierte sich das Duo, nur wenig später sollten die beiden in Gerosa, Sgambelluri (beide Vini Caldirola) und Roulston (Cofidis) drei Verfolger erhalten.

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Das Duo Sella/Kolobnev (oben) führte nach 20 Kilometern die Pedaleure an, Roulston, Gerosa und Sgambelluri verfolgten die beiden Youngster.

Doch dem Peloton war die von dem Youngster-Paar massiv ausgehende Gefahr anzumerken; Quick.Step und Rabobank, teilweise auch Alessio, sorgten sich vorsorglich um einen Abstand in einem erträglichen Rahmen. Nach 45 gefahrenen Kilometern waren die beiden um zwei Minuten in Front, nur 30 Sekunden vor dem Peloton fuhren die Verfolger – mit einem stets steigenden Vorsprung. Daher stellte es sich für Garate (Lampre) und Contador (Liberty Seguros) auch nicht als all zu große Hürde dar, die drei Verfolgern nach einem Antritt nur kurze Zeit später einzuholen.

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Das Verfolger-Trio erweiterte sich, nachdem Contador und Garate aufgeschlossen hatten, zu einem Quintett.

Auch Smink (Bankgiroloterij) und Gusev (CSC) hielt es nach 55 Kilometern nicht mehr im Feld, das Duo versuchte jedoch vergebens, zu den Verfolgern aufzuschließen. Fortan wuchsen die Abstände permanent weiter an, als logische Konsequenz überschritt der Rückstand des Pelotons auf die beiden Spitzenreiter nach 78 Kilometern erstmals die Acht-Minuten-Grenze. Ihre fünf Verfolger wurden mit einem Rückstand von 2.30 Minuten angegeben, Gusev und Smink lagen weitere 180 Sekunden zurück.

Doch den hohen Abstände zum Trotz, wurde es neun Kilometer später faktisch erst richtig spannend: Spezialetti (Saeco), Baranowski (Liberty Seguros) und Piccoli (Lampre) attackierten und veranlassten die belgische Quick.Step-Mannschaft um Bettini zu noch massiverer Verfolgungsarbeit. Nach einem 40 Kilometer langen Anlauf, exzellierte das Trio mit einem beispiellosen Lauf durch alle Reigen entkommener Fahrer. 40 Kilometer vor dem Ziel schlossen Spezialetti, Piccoli und Baranowski zu Smink und Gusev auf, und innerhalb von 20 Kilometer lagen die drei plötzlich an der Spitze des Rennens – hauptsächlich begründet in inzwischen drastisch gesunkenen Abständen.

Nach und nach hatte auch das Peloton, weiterhin angeführt von der Bettini-Equipe, die zahlreichen Ausreißer gestellt. Während in Garate auch der letzte verbliebene Verfolger eingeholt wurde, attackierten an der Spitze des Rennens Spezialetti und Sella, die mit ihren Begleitern noch einen 1.30 Minuten großen Vorsprung auf den großen Fahrerpulk hatten.

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Sella und Spezialetti trennten sich in Folge einer Attacke von ihren Gefährten.

Doch wie schnell eineinhalb Minuten Rückstand wett gemacht sein können, bewiesen Scarponi, Boogerd und Bettini, nachdem sie sich nach einer von Scarponi initiierten Attacke auf die Verfolgung des Duos machte, dabei folglich auch deren ehemalige Begleiter einfingen und durchreichten. Ganze drei Kilometer dauerte es, da lag an der Spitze des Rennens eine fünfköpfige Gruppe – neben Scarponi, Bettini und Boogerd hatte sich auch Dominguez (Saunier Duval) an Sella herangekämpft; Spezialetti fiel nur wenige Minuten nach dem Zusammenschluss von der Gruppe ab.

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Eine fünf Mann starke Gruppe, zusammengesetzt aus Überbleibseln ehemaliger Ausreißer und den Favoriten auf die Gesamtwertung, führte das Rennen zehn Kilometer vor Schluss an.

Überraschend geradlinig und geschlossen näherten sich die Spitzenreiter von dort an dem Ziel – es sollte nicht mehr eine einzige Attacke folgen. Und im Sprint dieser Gruppe um den Tagessieg ereignete sich das allgemein prophezeite: Bettini siegte in einem Sprint, der symbolisch für die komplette Rundfahrt dargelegt werden kann, und das trotz eines quantitativ, da nominell, überlegenen Team GBC. Auf den Plätzen landeten Boogerd und Scarponi.

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Paolo Bettini stellte seine Überlegenheit eindrucksvoll zur Schau bei seinem zweiten Etappensieg.

Der Verlierer des Tages überquerte die Ziellinie als Achter, mit einem Rückstand von 1.13 Minuten: Lunghi (Alessio) muss seinen bis zum heutigen Tag innehabenden dritten Gesamtrang an Scarponi abtreten.

Resultate
Tageswertung
1 Paolo Bettini (Quick.Step) 4.04.37
2 Michael Boogerd (Rabobank) gl. Zeit
3 Michele Scarponi (GBC) gl. Zeit
4 Juan Carlos Dominguez (Saunier Duval) gl. Zeit
5 Emanuele Sella (GBC) gl. Zeit
6 Jörg Jaksche (CSC) + 1.13
7 Ruggero Marzoli (Acqua & Sapone) gl. Zeit
8 Denis Lunghi (Alessio) gl. Zeit
9 Dario Frigo (Fassa Bortolo) gl. Zeit
10 Erik Dekker (Rabobank) gl. Zeit
11 Wladimir Belli (Lampre) gl. Zeit
12 Oscar Mason (Vini Caldirola) gl. Zeit
13 Frank Vandenbroucke (Fassa Bortolo) gl. Zeit
14 Gianpaolo Caruso (Liberty Seguros) gl. Zeit
15 Patrik Sinkewitz (Quick.Step) gl. Zeit

Gesamtwertung
1 Paolo Bettini (Quick.Step) 22.47.51
2 Michael Boogerd (Rabobank) + 0.44
3 Michele Scarponi (GBC) + 2.06
4 Denis Lunghi (Alessio) + 2.25
5 Juan Carlos Dominguez (Saunier Duval) + 3.06
6 Bert de Waele (Landbouwkrediet) + 3.33
7 Oscar Mason (Vini Caldirola) + 4.38
8 Frank Vandenbroucke (Fassa Bortolo) + 4.40
9 Jörg Jaksche (CSC) gl. Zeit
10 Dario Frigo (Fassa Bortolo) gl. Zeit
11 Ruggero Marzoli (Acqua & Sapone) + 5.28
12 Gianpaolo Caruso (Liberty Seguros) + 5.36
13 Emanuele Sella (GBC) + 5.45
14 Wladimir Belli (Lampre) + 5.48
15 Cédric Vasseur (Cofidis) + 5.58

Sprintwertung:
1 Paolo Bettini (Quick.Step) 46
2 Michael Boogerd (Rabobank) 34
3 Denis Lunghi (Alessio) 26

Bergwertung:
1 David Navas (Illes Balears) 8
2 Massimo Iannetti (Domina Vacanze) 7
3 Dario Andriotto (Vini Caldirola) 6

Nachwuchswertung (U25):
1 Michele Scarponi (GBC) 22.49.57
2 Gianpaolo Caruso (Liberty Seguros) + 3.30
3 Emanuele Sella (GBC) + 3.40

Teamwertung:
1 Quick.Step-Davitamon (Italien) 68.42.26
2 Rabobank (Niederlande) + 2.36
3 Fassa Bortolo (Italien) + 4.35
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