Giro d'Italia 2008

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jonas
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Beitrag: # 6706114Beitrag jonas
3.6.2008 - 0:04

Ricco ist Profi seit 2006 und dies ausschliesslich bei Saunier. Das mit den auffälligen Werten war tatsächlich 2006 nachdem er als Neo-Profi eingeschlagen hatte wie eine Bombe, da bekam Mauro Gianetti wohl Muffensausen.

Es gab aber noch irgendeine andere Geschichte mit Ricco, die will mir jetzt aber gerade nicht einfallen.
--
Jonas

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BlackHackz
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Beitrag: # 6706130Beitrag BlackHackz
3.6.2008 - 10:06

T5 hat geschrieben:
BlackHackz hat geschrieben:Gegen Ricco liegen handfeste Doping-Beweise vor, die er niemals abgestritten hat. 2006 wurde er wegen auffälliger Blutwerte nicht zum Giro zugelassen von seinem eigenen Team (Quick Step).
Off topic: Quick Step?
War er nicht ab 2006 bei Saunier, vorher bei Ceramica Panaria (2005 war das mit dem Wert).
Quik Step? Warum in aller Welt komme ich auf Quik-Step? Vor 2006 war er glaube ich bei Grassi Rossini oder so ähnlich. Aber mit Quick-Step hat er definitiv nix am Hut gehabt. Aber wie gesagt, er wurde beim Dopingmittelkaufen mit Guidi Trentin abgehört, in seiner Jugendzeit ist er öfters mit auffälligen Bluttests durch die Gegend gefahren, das schob er dann später auf den natürlich erhöhten Hämatokritwert. Naja.
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tobikaka
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Beitrag: # 6706198Beitrag tobikaka
3.6.2008 - 16:42

Riccardo Ricco (Saunier Duval/2.): "Das Glück war nicht auf meiner Seite und am Ende war ich völlig erschöpft, nicht nur körperlich. Aber ich bin heiß auf den nächsten Giro, mit einem Jahr mehr an Erfahrung, werde ich fast unschlagbar sein. Ich mache jetzt zwei Wochen Urlaub und dann blicke ich auf meine weiteren Ziele, etwa die WM. Ich hoffe, mein Temperament zügeln zu lernen, denn ich weiß, dass meine teilweise vorschnellen Äußerungen manchmal ziemlich problematisch sein können."
Habe ich gerade auf Eurosport gelesen. Hmm, der Junge hat auf jeden Fall ein sehr hohes Selbstvertrauen. Muss nur aufpassen, dass er nicht runter fällt von seinem hohen Pferd...
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Exelero
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Beitrag: # 6706208Beitrag Exelero
3.6.2008 - 17:31

Naja der Junge besitzt aber auch ein hohes Maß an Selbsteinschätzung, denn das seine vorlaute, große Klappe ihn eigentlich nur in Probleme bringt, ist wohl klar, vor allem wenn man die Großangekündigten Ziele dann nicht erreicht, ich bin auf jeden Fall schon auf den nächsten Giro gespannt, denn aus Italien kann ihn bestimmt zur Zeit keiner schlagen und nächstes Jahr wird für Contador wohl die Tour wieder im Vordergrund stehen, also ich bin gespannt.

RotRigo
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Beitrag: # 6706214Beitrag RotRigo
3.6.2008 - 18:03

Ich wüsste da einen Italiener, der ihm unter Umständen nächstes Jahr in die Quere kommen könnte - Basso?
Zur Tour wird man ihn konsequenterweise nicht einladen, denke ich. Also fährt er bestimmt den Giro auf Sieg. Klar ist das Spekulation, weil man nie weiß, wie ein zwei Jahre gesperrter Fahrer zurück kommt, aber bei Basso habe ich da eigentlich ein gutes Gefühl...

Exelero
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Beitrag: # 6706254Beitrag Exelero
3.6.2008 - 19:56

Gut den hab ich jetzt total vergessen, aber da hast du natürlich Recht Rot...ohne Zweifel wird Basso dann bestimmt wieder ein Wörtchen mit reden können um den Sieg, wie er zurück kommen wird, das werden wir ja dann sehen.

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tobikaka
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Beitrag: # 6706280Beitrag tobikaka
3.6.2008 - 20:42

und meine Leute... vergesst Cunego nicht... Er hat bei seiner Abmeldung für den Giro 08 schon angekündigt, dass er zurückkommen wird und den Giro noch einmal gewinnen will. Mit ihm dürfte sicher auch wieder zu rechnen sein, wenn er es schafft, sich in Form zu bringen...
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Grabba
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Beitrag: # 6707759Beitrag Grabba
12.6.2008 - 21:33

Ächz und verdammt. Das Folgende lag jetzt schon seit ca. zehn Tagen auf meiner Platte, aber ich habe es einfach nie fertiggebracht, das alles nochmal gegenzulesen. Deshalb jetzt, mit etwas Vespätung, mein persönlicher Giro-Rückblick... Man mag einige kleinere sprachliche Missgeschicke verzeihen; ich wollte das jetzt endlich mal posten. Also, enjoy. :D





Giro 2008 - Rückblick

Drei Wochen Giro liegen hinter uns. Spannende drei Wochen? Allemal! Schön anzusehende drei Wochen? Bis auf das oftmals miese Wetter in Italien auf jeden Fall. Es war sicherlich nicht der beste Giro aller Zeiten, aber auf jeden Fall ein sehr guter, vielleicht auch die beste Rundfahrt des Jahres. Doch das wird man erst nach der Vuelta mit Gewissheit sagen können.
Mit der Einladung Astanas befürchteten viele eine totale Dominanz dieses Teams, in Form von Klöden, Leipheimer und Contador. Dass dies nicht eingetreten ist und nur ein Fahrer des Teams um den Sieg kämpfen konnte bezeugt, dass der Giro offen war wie schon lange nicht mehr. Auch die Abstände zwischen den ersten sechs Fahrern am Ende der Rundfahrt (mehr noch vor dem letzten Zeitfahren) sprechen eine überaus deutliche Sprache. Es gab keinen Dominator, so wie Basso 2006. Unerwartete Wendungen waren keine Seltenheit. Simonis Einbruch, Di Lucas große Aufholjagd und der noch größere Einbruch tags darauf, Menchovs Einbruch im Bergzeitfahren, Contadors zeitweise Schwächen am Berg, um nur einige wenige zu nennen.
Das Profil des Giros war sicherlich an Schwierigkeit und Härte nur schwer zu überbieten. Eine knallharte erste Woche mit vielen klassikerähnlichen Etappen, lange Transfers und vor allem eine Hochgebirgs-Schlusswoche, wie sie wohl härter nicht hätte geschaffen werden können. Dass nicht jede Etappe das hielt, was sie vorher versprochen hatte, ist zwar für die Attraktivität nicht optimal gewesen, hat aber auch, vor allem in Hinsicht auf die omnipräsente Dopingthematik, durchaus seine guten Seiten.
Doch ganz gleich was man von einzelnen Etappen, Fahrern und Renntaktiken halten mag, so wird sich doch kaum jemand hinreißen lassen, diesen Giro als langweilig, aktionslos oder gar voraussehbar zu bezeichnen. Denn eine sehr schöne Rundfahrt war es ohne jeden Zweifel.


Generationswechsel? Jain!
Vor Astanas Einladung war die Favoritenrolle des Giros vakant wie lange nicht mehr. Zwar gab es viele Fahrer, denen der Sieg zuzutrauen gewesen wäre, aber keiner von ihnen konnte wirklich zum Topfavoriten ernannt werden. Der Vorjahreszweite Schleck fehlte, der in den Ardennen so starke Cunego fehlte ebenfalls, Vorjahressieger Di Luca hatte in diesem Jahr bis dato sehr wenig gezeigt, und ob er zwei starke Jahre in Folge würde abliefern können war mehr als fraglich. Auch war er noch immer, trotz seines Sieges im letzten Jahr, mehr Klassiker- als Rundfahrer. Riccardo Ricco, vom Profil der Rundfahrt durchaus bevorteilt, hatte bis dato eine katastrophale Saison gezeigt. Gilberto Simoni wäre wohl langsam aber sicher wirklich zu alt, den Giro zu gewinnen, was man auch von Piepoli, der wohl auch sonst nicht mehr als Riccos Edelhelfer gewesen wäre, und Savoldelli, ebenfalls wohl nur Edelhelfer für Di Luca, sagen konnte. Von Menchov war anzunehmen, dass der Giro nur zur Tourvorbereitung dienen würde. Fahrer wie Pellizotti oder Bruseghin, die in den letzten Jahren immer gut dabei waren, würden wohl kaum die Fähigkeiten haben, ganz vorne mitzufahren.
Mit Astanas Einladung wurde die Favoritenfrage auch nicht weiter geklärt. Zwar hatte Klöden bei der Romandie-Rundfahrt gute Form unter Beweis gestellt, aber dass Pinotti dort Gesamtdritter wurde zeigte schon, dass der Fokus klar auf dem Zeitfahren lag. Ob Klöden die Form am Berg hatte würde sich erst zeigen müssen. Trotzdem wurde er von den meisten als der Topfavorit gehandelt. Toursieger Alberto Contador, von den reinen Fähigkeiten her wohl der stärkste Rundfahrer im Peloton des Giros, kam nach Teamberichten frisch aus dem Urlaub, weshalb seine Form mehr als fraglich war. Und ob Levi Leipheimer die Form und Fähigkeiten für die Anstiege in den Dolomiten mitbringen würde war wohl niemandem klar.
Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch viele junge Namen genannt wurden, allen Vincenzo Nibali und Chris Anker Sörensen (bei dem man Schlecks Rolle aus dem letzten Jahr beinahe für selbstverständlich hielt), doch auch Siutsou, Pfannberger, Possoni oder gar Ignatiev wurden genannt. Doch ganz unabhängig von den Namen rechneten viele mit einem Generationswechsel vor dem Giro.
Hat sich das nun bewahrheitet? Durchaus, aber auch nicht ganz. Zwar waren die „alten Herren“ der Italienrundfahrt, nämlich Simoni, Piepoli und Savoldelli, während dieses Giros chancenlos. Und auch jüngere Fahrer wie Ricco und Sella im Hochgebirge oder Bennati und Cavendish in den Sprints sorgten durchaus für Furore. Schaut man sich aber das Endergebnis an, so findet man unter den ersten Fünf nur bekannte Namen. Contador ist als amtierender Toursieger durchaus bereits zu den Arrivierten zu zählen, Bruseghin in seinem fortgeschrittenen Alter sowieso, auch Pellizotti ist bereits 30 und kein unbeschriebenes Blatt mehr, und Menchov als zweifacher Vueltasieger sowieso nicht. Einzig und allein Ricco ist hier ein jüngerer, neuerer Fahrer, doch auch er hat nur die Tendenz des Vorjahres fortgeführt. Von den jungen Fahrern, denen man die große Überraschung zugetraut hatte, war am Ende niemand zu sehen. Einzig mit van den Broeck zeigte sich ein ganz frisches Gesicht erstmals unter der Rundfahrerelite.
Beeindruckend am Berg war sicherlich Sella. Er hat in diesem Jahr genau das gemacht, was Piepoli in den letzten beiden Jahren gezeigt hat: Er war am Berg vielleicht der Stärkste überhaupt, holte sich mit Ausreißversuchen das Bergtrikot, gewann Etappen und kam so nebenbei noch auf den sechsten Gesamtrang. Hier hat sich sicherlich ein Generationswechsel vollzogen zwischen Piepoli und Sella, und sollte letzterer sich nicht der irrigen Annahme hingeben, er wäre ab jetzt ein richtiger Rundfahrer, dann wird er auf diese Art und Weise sicherlich in den nächsten Jahren noch einige grüne Trikots und mindestens ebenso viele Etappen mit nach Hause nehmen dürfen.
In den Sprints fehlte Petacchi, und so war die Bahn frei für die beiden aufstrebenden Männer Bennati und Cavendish. Wenngleich aufstrebend wohl der falsche Begriff ist. Bennati schaffte spätestens letztes Jahr in der zweiten Tourhälfte mit zwei beeindruckenden Tagessiegen den endgültigen Durchbruch, was er bei der Vuelta mit den Etappensiegen gegen Freire und dem Gewinn des Punktetrikots nur bestätigen konnte. Ihm ist es durchaus zuzutrauen, dass er bei der Tour grün gewinnt und damit nacheinander bei allen drei GTs die Punktewertung gewonnen hat. Beeindruckend war vor allem seine Konstanz in den Sprints, und mehr noch wieder einmal seine Fähigkeiten am Berg. Cavendishs Endgeschwindigkeit bleibt ganz sicher unerreicht. Mindestens genauso beeindruckend war wohl auch, dass er sich durch die Dolomiten nach Mailand gebissen hat. Es ist wohl keine verwegene Prognose, zu behaupten, dass diese beiden Männer die beiden größten Sprinter der nächsten Jahre sein werden. Hingegen scheinen die Zeiten von Zabel, Hondo und auch McEwen sich langsam aber sicher ihrem Ende zu nähern. Auch hier hat sich der Generationswechsel, der im letzten Jahr schon begonnen hatte, nur vollendet.
Zwar blieb die ganz große Überraschung des diesjährigen Giros zweifelsohne aus, doch vielen jüngeren Fahrern, die letztes Jahr ihr Potential zumindest schon deutlich gezeigt haben, ist spätestens hier der Durchbruch gelungen, und manch Arrivierter musste wohl endgültig einsehen, dass seine Zeit im Profiradsport abgelaufen ist.


Anarchie im Feld? Anscheinend!
Bei 17 im Massenstart ausgefahrenen Etappen gab es acht Ausreißersiege (also fast 50%), zwei davon sogar schon in der ersten Woche. Auch sonst gab es zu keiner Zeit ein Team, dass das Feld so kontrolliert hätte, wie man es von der Tour, vor allem aus Lance Armstrongs Zeiten, kennt. Zwar versuchte LPR gerade in der ersten Woche, Ruhe und Ordnung ins Feld zu bringen, und auch Astana kontrollierte in gewissem Maße das Rennen für Contador. Aber weder war irgendeine Mannschaft stark genug, das Feld zusammenzuhalten, noch gab es einen überlegenen Fahrer, dessen Mannschaft seine Überlegenheit stützen musste.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass Sella zu seinen beiden Erfolgen aus Ausreißergruppen heraus kommen konnte. Es hat ja auch niemand versucht, ihn zurückzuhalten. So konnte auch Di Luca seine große Attacke auf der Monte Pora Etappe fahren, denn weder Klöden noch Colom hatten die Klasse, ihn und Savoldelli zurückzuholen.
Auch lässt sich die Taktik einiger Fahrer und Mannschaften nicht ganz nachvollziehen. Die erste Woche war für Di Luca und Ricco gemacht, und Contador war ganz augenscheinlich noch nicht in Bestform. Dass diese beiden auf den Etappen fünf und sechs gleich zwei Möglichkeiten auf Etappensiege, Zeitgutschriften und sogar richtige Abstände zur Konkurrenz ausgelassen haben ist bis heute schleierhaft. Die Kraft, die sie hätten aufbringen müssen, hätte jeder andere Favorit genauso investieren müssen. Letztlich profitierten davon vor allem Contador und Bennati, denn so konnte Ricco natürlich nicht nebenbei genügend Punkte für das Ciclamino sammeln. Auf der siebten Etappe gewann zwar immerhin Di Lucas Teamkamerad Bosisio, doch auch hier verschenkten er und Ricco erneut wichtige Zeitbonifikationen auf die Konkurrenz.
Vor allem aber ließ die letzte Bergetappe über Gavia und Mortirolo viele Fragen zur Taktik unbeantwortet. Am Gavia verschenkten es alle Favoriten, die Initiative zu ergreifen. Simoni hatte am Tag davor so viel verloren, dass er eigentlich fahren musste, Ricco hätte bereits hier versuchen müssen, Contador in Bedrängnis zu bringen, und Di Luca hätte mit Savoldelli ganz sicher den Mann an seiner Seite gehabt, der in der Abfahrt vom Gavia Zeit auf den Rest herausfährt. Das war vor allem der Spannung abträglich, aber aufgrund des allgemeinen Respekts vor dem Mortirolo zumindest noch immer verständlich. Ganz unverständlich wurde es jedoch am Mortirolo selbst. Ricco konterte zwar jede Attacke mit einem starken Antritt, doch versuchte er nicht ein einziges Mal, Contador in Bedrängnis zu bringen. Er wusste doch, dass er im Zeitfahren schwächer wäre. Dass er es nicht versuchte war einfach unverständlich. Auch Menchov schien seine Möglichkeiten, aufs Podium fahren zu können, nicht wahrzunehmen, denn er versuchte nicht, den Abstand zwischen sich und Bruseghin und Pellizotti zu vergrößern. So wurde diese Etappe, die sicherlich zur spannendsten der ganzen Rundfahrt hätte werden können, mehr ein Trauerspiel, das letztlich bis auf Di Lucas Einbruch und Sellas neuerlichen Etappensieg bedeutungslos blieb und vor allem taktisches Gefühl bei einigen Fahrern und sportlichen Leitern vermissen ließ.


Doping? Es war jedenfalls schon schlimmer!
Natürlich muss gerade bei einer dreiwöchigen Landesrundfahrt auch dieses nervige Thema angesprochen werden. Wenngleich es bei dieser Rundfahrt eher ein zufriedener Rückblick werden dürfte.
Man erinnere sich nur an die Bergsprints, die Rasmussen und Contador sich bei der letztjährigen Tour lieferten. Ich kann mich nicht erinnern, bei diesem Giro auch nur eine einzige vergleichbare Aktion gesehen zu haben. Contador war bei weitem nicht so überlegen wie damals, ja er hatte sogar echt schwache Tage am Berg (Monte Pora Etappe). Und tatsächlich hatte jeder Favorit zumindest seinen schlechten Tag, oftmals sogar einen richtigen Einbruch. Simoni und Di Luca im großen Stile, doch auch Menchov, Pellizotti und Ricco (letztes Zeitfahren) hatten alle schlechte, um nicht zu sagen schwarze, Tage. Und gerade die Tatsache, dass ausnahmslos alle Favoriten beim letzten Zeitfahren schwächelten (sicherlich auch durch den Gegenwind bedingt) zeigt schon, dass die Regeneration während einer Rundfahrt nicht mehr das ist, was sie einmal war.
Und das ist erfreulich. Denn wenn man daraus etwas ablesen kann, dann sicherlich zumindest, dass den Fahrern das Dopen nicht mehr so einfach gemacht wird wie früher, dass es bei einigen vielleicht gar nicht mehr und bei den anderen zumindest in einem deutlich geringeren Maße stattfindet. Setzt sich dieser Trend im weiteren Saisonverlauf fort, so ist die Zukunft des Radsports bei weitem nicht so düster, wie von vielen prognostiziert.
Auch für das Team CSF sollte an dieser Stelle eine Lanze gebrochen werden. Zwar waren die Leistungen wirklich überaus stark und überraschend. Doch man muss natürlich zuallererst beachten, dass der Giro für diese Mannschaft den absoluten Saisonhöhepunkt darstellt. Eigentlich können Sella, Pozzovivo und Baliani jetzt erstmal einige Monate Urlaub machen, um sich dann auf den nächstjährigen Giro vorzubereiten. Für viele andere stehen in diesem Jahr noch die Tour, die Olympischen Spiele, die Vuelta und die WM an – nicht so für CSF. Auch muss man sich Sella und Pozzovivo nur einmal anschauen. Bei dem Gewicht fallen die Leistungen am Berg natürlich einfacher als beispielsweise einem Bruseghin. Auch waren weder Sella noch Pozzovivo unbeschriebene Blätter. Die Mannschaftswertung und die vielen Erfolge erkämpfte man vor allem dadurch, dass man immer mit mehreren Leuten in den Fluchtgruppen vertreten war. Kein Team war auch nur annähernd so aktiv und als Mannschaft in der Breite auch nur annähernd so stark. Der Fall Richeze deutet auch keinesfalls auf teamgesteuertes Doping hin. Einen etwas faden Beigeschmack hinterlässt aber sicherlich das völlige Ignorieren der Ehrenerklärung seitens dieses Teams. Zwar sind die Verdachtsmomente bei diesen Leistungen durchaus berechtigt und vielleicht auch angebracht, doch die Mannschaft und einzelne Fahrer von vorneherein verurteilen sollte und darf man nicht. Und zugegeben, ohne diese Mannschaft wäre der Giro wohl nicht halb so unterhaltsam gewesen.


Ein Großer tritt ab – ist sein Nachfolger schon gefunden?
Im letzten Jahrzehnt konnte kein Fahrer den Giro so prägen wie Gilberto Simoni. Dieser Giro wird wohl sein letzter gewesen sein. Doch wer wird seine Position einnehmen können, die Lücke füllen, die er zweifelsohne bei der Italienrundfahrt hinterlässt?
Am ehesten kommt wohl Riccardo Ricco in Betracht – Italiener mit Fokus auf den Giro, stark am Berg, schwächer im Zeitfahren, und vor allem immer große Worte auf der Zunge. Er hat in diesem Jahr bereits gezeigt, dass er den Giro allemal gewinnen kann. Probleme könnte er nur bekommen, wenn Contador Gefallen am Giro gefunden hat, wenn Basso mit der Form von 2006 zurückkehrt oder wenn Cunego die Leistungen, die er in diesem Jahr in den Ardennen gezeigt hat, ab 2009 auch im Giro bestätigen kann. Denn diese Fahrer haben alle eins gemein: Sie sind im Zeitfahren deutlich stärker als Ricco. Trotz allem ist es durchaus denkbar, dass Ricco in den nächsten zehn Jahren (fast) jährlich zumindest ums Giropodium mitfährt.
Eines muss er aber sicherlich noch, damit man ihn eines Tages mit Simoni auf eine Stufe stellen kann: Innerlich reifen. Zwar war auch Simoni nie der friedfertigste aller Fahrer, und durchaus für große Sprüche („Armstrong wurde in den Bergen noch nie gefordert; in diesem Jahr gewinne ich die Tour.“) bekannt, aber weder hat er Konkurrenten wild des Dopings beschuldigt, noch war er im Peloton unbeliebt oder gar verhasst, und vor allem hatte er die Größe, nicht sein Team sondern stets nur sich selbst für Misserfolge verantwortlich zu machen. Sollte Ricco hier an sich arbeiten, dann kann auch er eines Tages ein ganz Großer werden.
Simoni ist nun seine letzte Italienrundfahrt gefahren, mit mittelmäßigem Erfolg. Bei der letzten Bergetappe nach Tirano kam in mir schon ein gewisses Maß an Wehmut auf, als Simoni die Ziellinie überquerte, und klar wurde, dass dies wohl seine letzte Bergetappe in Italien gewesen wäre. Niemand hätte den Etappensieg in Tirano mehr verdient gehabt als er, und dieser Tagessieg wäre der einzig würdige Abschluss einer großartigen Girokarriere gewesen.

Fus87
Beiträge: 589
Registriert: 15.5.2008 - 21:52

Beitrag: # 6707794Beitrag Fus87
12.6.2008 - 23:11

I enjoyed. 8)

Sehr schöne Zusammenfassung, wirklich lesenswert.
Du solltest Journalist werden... So muss ein Giro-Artikel aussehen!

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