Giro d'Italia 2008

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jonas
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Beitrag: # 6705879Beitrag jonas
1.6.2008 - 20:42

Gemütlich war es gestern für keinen. Windbeeinflussung halte ich für sehr wahrscheinlich.
--
Jonas

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MichaelBoogerd
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Beitrag: # 6705881Beitrag MichaelBoogerd
1.6.2008 - 20:43

ein giro, der so langweilig und gleichzeitig spannend war wie keiner zuvor. wenn ich mir das endergebnis angucke muss ich ehrlich sagen, ich weiß nicht wo die abstände herkommen. mal ist contador abgehäängt worden, mal menchov, mal diluca. nur bei ricco kann ich mich nicht erinnern, wo er zeit gelassen hat (außer im zeitfahren).
die favoriten waren dieses jahr so eng beisammen, wie es lange nicht mehr war. für mich hat sich bewahrheitet, dass es diesen giro keinen topfavoriten geben würde.
ich will auch garnicht behaupten, contador wäre der stärkste gewesen. er war der glücklöichste und taktisch klügste.
ohne klöden und selle und wer noch alles ricco und diluca nachgefahren ist hätte er rosa wohl verloren.
irgendwie ist kein fahrer, nichtmal contador, ohne schwachen tag durch den giro gekommen. das gefällt mir irgendwie :)
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Valva2999
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Beitrag: # 6705882Beitrag Valva2999
1.6.2008 - 20:46

Saunier Duval muss jetzt etwas tun für Ricco. Ohne Piepoli war er völlig allein in den Bergen, auch da hatte COntador Vorteile. Entweder Saunier schafft es einen guten zweiten Helfer zu engagieren (Pozzovivo) oder Ricco wird auch mal über einen Wechsel nachdenken. Vielleicht sogar zu Diqui, wo er Simonis Nachfolger werden kann, die beiden hängen ja irgedwie zusammen. Und dort wären Serpa und Co für ihn da.
Aber dass Saunier ein paar Helfer holt ist wahrscheinlicher. So einen wie Ricco lässt man nicht gehen.
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BlackHackz
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Beitrag: # 6705888Beitrag BlackHackz
1.6.2008 - 21:42

GRATULATION an den verdienten Sieger, Alberto Contador! Es war knapp, aber er hat nie aufgegeben. Wer auch immer nach 3 Wochen so bei so einer schweren Rundfahrt erster ist, hat es wirklich verdient. Contador war einfach der kompletteste Fahrer und sein Team hat sich auch am geschicktesten angestellt. In den Bergen konnte er seinen Rückstand stets begrenzen, profitierte von taktischen Schwächen der anderen Teams und behielt stets die Nerven. Im Zeitfahren konnte er dann seine große Überlegenheit ausspielen. Das klingt für mich ganz stark nach Miguel Indurain und Jan Ullrich. Es gibt nicht viele, die ihm das Wasser reichen können. Ricco fehlte dafür einfach die Zeitfahrstärke und die Abgebrühtheit. Er scheint mehr mit Aggressionen und Emotionen den Giro gefahren zu sein, als Contador. Das ist meistens nicht so gut, besonders wenn es eng wird. Er konnte zwar durch seine Angriffslust überzeugen, aber entscheidend konnte er Contador nicht in Bedrängnis bringen. Vielleicht hätte es sich gelohnt hinter DiLuca herzufahren. Aber das ist Vergangenheit. Ricco mag kein so guter Rundfahrer zu sein, wie Contador im Augenblick, aber auch er hat großes Potenzial. Wenn er es ähnlich angeht wie Basso, die Dinge etwas gelassener sieht und sich auf seine Stärken konzentriert, dann kann er den Giro vielleicht auch bald mal gewinnen. Von der Sympathie her, sind beide, Contador und Ricco auf einem Level. Glückwunsch natürlich auch an Bruseghin für den hart erkämpften 3. Platz. Das war nicht zu erwarten, dass Bruseghin sich die steilen Anstiege so souverän hochschleppt. Naja, souverän ist vielleicht übertrieben, aber er hat seine Chance auf das Podium nie aus den Augen verloren. Sie sympathischste Szene des Giro, der Prosecco-Triumph nach dem Zeitfahr-Erfolg, gehört ihm. Schade für Pellizottel, der die letzten Jahre stets konstant sehr stark im Hochgebirge war, aber eben nie überragend. Man wird sehen müssen, ob er sich Basso unterordnen wird oder eher nicht. Fest steht, dass er ein saustarker Helfer für ihn wäre. Kopf hoch, Zottel!

Ich fand den Giro bei weitem besser, als letztes Jahr. Diesmal war mehr Kampf zu sehen, die Monte-Pora Etappe war wahrscheinlich eine der besten des Jahres. Vor allem auf Grund dessen, was nach dieser Etappe kam: Der Einbruch des Champions vom letzten Jahr. Bezeichnend für den Giro: Ganz nah dran am großen Erfolg und dann doch knapp gescheitert. Genau dasselbe wiederfuhr ja auch Ricco an diesem Tag.
Die Sprints waren auch sehr abwechslungsreich. Bennati sah wie der sichere Dominator der wenigen Sprintetapen aus, bis einer gewisser Herr Cavendish kam und mit seiner schier unbegrenzten Endgeschwindigkeit überraschte. Zabel war ein paar Mal nah dran, aber das ist er die letzten Jahre irgendwie immer. Aber vielleicht wird es ja bei der Tour etwas, wer weiß.
Der kämpferischste Fahrer ist wohl ohne Zweifel Sella. Obwohl Fortunato Baliani unberechtigterweise in seinem Schatten steht. Baliani würde ich genauso kämpferisch einschätzen, wie Sella. Der war irgendwie immer da. Entweder mit dem enttäuschenden Perez Cuapio ausgebüchst, mehrmals mit Sella oder eben alleine. Nur ein Etappensieg blieb ihm leider verwehrt. Da Sella mit dem Bergtrikot schon genug Ehren bekommen hat, denke ich, dass man Baliani auch besonders hervorheben sollte. Ganz starke Leistung!

Kurzum: Ein wunderschönes Rennen, mit einem sehr verdienten Sieger und einem spannenden Kampf um die Platzierungen in den Top10!
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Klaus und Tony
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Beitrag: # 6705890Beitrag Klaus und Tony
1.6.2008 - 21:50

Wenn ich an die gestern geleistete Arbeit am Mortirolo denke, bin ich hochzufrieden, dass Pellizotti an Platz 3 gescheitert ist. Ohne Bru wäre er im Gesamtklassement wahrscheinlich knapp hinter di Luca.

Dieses unbeirrte gleichmäßige Raufstampfen von Bruseghin gehört, obwohl auch vom mittelmäßigen Tempo der Spitzenreiter in Anstieg und Abfahrt profitierend, zu den besten persönlichen Leistungen des Giro 08.

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tobikaka
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Beitrag: # 6705906Beitrag tobikaka
1.6.2008 - 22:52

Valva2999 hat geschrieben:Contador gewinnt - wie eine Maschine ohne Schwächen.

und trotzdem hat er in den Bergen auch Schwierigkeiten gehabt? Konnte nicht immer den Anschluss halten? Contador fuhr eindeutig nicht wie eine Maschiene, er fuhr am kleversten von allen und nutzte die Schwächen der anderen Gnadenlos aus. Aber eine Maschiene sieht für mich anders aus. Ob er jetzt eine Woche vor dem Giro noch in den Ferien war oder nicht, das sei dahin gestellt. Contador war auf jeden Fall nicht in Topform, aber auch nicht gerade in Ferien - Laune.

Neben wir das Klassement ab Platz 2 und es war ein sehr schöner, emotionaler Giro mit Leuten die kämpften, einbrachen, wirklich krank wurden und alles für rosa gaben.
Visconti und auch Bosisio haben sich in die Herzen der ITaliener gefahren, auf ein Neues 2009!

Wo ist dein Problem mit Contador? Wieso das Klassement erst ab Platz 2? Contador litt in auf jeder Bergetappe. Er kämpfte genauso wie die anderen für rosa und hat am Ende verdient gewonnen. Ein bisschen mehr objektivität wäre wünschenswert!
Was mich an Ricco am meisten stört, ist dass er sein Mund viel zu gross genommen hatte. Wieso grosse Töne spucken und am Ende, als er merkte, dass es nicht reicht zum Giro - Sieg, sogar noch sein eigenes Team angreifen...? Finde ich sehr schwach! Aber ich fand es - einmal mehr - einen sehr attraktiven und spannenden Giro. Contador fehlt jetzt nur noch der Vuelta - Erfolg... Kommt der schon 2008?
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Valva2999
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Beitrag: # 6705926Beitrag Valva2999
2.6.2008 - 7:18

Contador ist ein Faher, bei dem man 1 und 1 ein zusammenrechnet und mit hundertprozentiger Sicherheit 2 herauskommt. Er hat natürlich nur positive Emotionen und zeigt natürlich nur starke Leistungen. Riccos Leistungs und Wortausetzer sind doch menschlich, wenn auch manchmal etwas übertrieben (die Wortausetzer).
Und es ist auch völlig klar, dass Contador die Vuelta gewinnt, wer sollte ihn den aufhalten, außer ihm gibt es doch nur Menschen, alle anderen Maschinen dürfen nicht mehr fahren.

Vielleicht versteht mich jemand...
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BlackHackz
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Beitrag: # 6705927Beitrag BlackHackz
2.6.2008 - 8:03

Ich hoffe nicht, denn das ist nur kindische Gerede. Ich habe beim Giro Contador weitaus mehr leiden sehen, als Ricco. Und ich sage es nochmal, auch wenn ich mich wiederhole: Gegen Ricco liegen handfeste Doping-Beweise vor, die er niemals abgestritten hat. 2006 wurde er wegen auffälliger Blutwerte nicht zum Giro zugelassen von seinem eigenen Team (Quick Step). Außerdem soll er beim Kauf von Dopingprodukten zusammen mit Guidi Trentin abgehört worden seien. Des Weiteren fährt Ricco mit einer Sondergenehmigung, weil er angeblich einen natürlich überhöhten Hämatokritwert hat. Gegen Contador spricht die angebliche Verstrickung in den Fall Fuentes, die trotz nun fast 2-jähriger Akteneinsicht und verschiedener Verfahren immernoch nicht nachgewiesen werden kann. Sicherlich spricht einiges für eine Verstrickung, aber gegen Ricco liegt in Sachen Doping etwas Handfestes vor.
Mir geht es nicht darum zu sagen, dass Ricco mehr dopt als Contador oder welchen Quatsch auch immer. Aber meine Gerechtigkeitsempfinden leidet ganz stark darunter, wenn hier einige dem Sieger des Giro d'Italia sämtliche Qualitäten absprechen, ihn als den größten Doper hintstellen und gleichzeitig Riccardo Ricco Sympathien aussprechen. Das ist sowas von doppelmoralisch. Dass Contador die Vuelta gewinnt ist nicht gesagt. Als Astana zum Giro eingeladen wurde, sagten auch alle, dass Leipheimer, Klöden und Contador den Sieg unter sich ausmachen. War dem so? Radsport lässt sich nicht berechnen.
Wie man darauf kommt, Contador wäre eine Maschine, kann ich mir nicht erklären, weil ich den Giro geschaut habe. Wann hat Contador denn mal Zeit gewonnen? Doch nur in den Zeitfahren. Hier ist er eben besser als Ricco. In den Bergen hat er immer Zeit verloren. Nach Pampeago sogar relativ viel. Das sieht nicht nach einer Maschine aus. Er konnte oft Tempoverschärfungen nicht mitgehen. Ricco war da viel eher eine Maschine.

Ein letztes Wort noch zu Riccos großem Mundwerk, dann habe ich fertisch.
Anfangs fand ich das recht nett, wenn auch etwas zu dick aufgetragen. Die Angriffe gegen Contador, vor allem der Dopingverdacht war dann natürlich maßlos. Vor allem, wenn man seine eigene Dopingvergangenheit bedenkt.
Aber was er zum Schluss rausgehauen hat, wie er sein Team fertig gemacht hat, wie er den armen Piepoli, der ihn nach Pecocostanzo hochgezogen hat, niedergemacht hat, das ist alles unter aller Sau. Bei aller Liebe zu Ricco, aber so darf man sich als Sportler einfach nicht verhalten. Als 2. sein Team dermaßen schlecht zu reden, auch wenn sie nicht besonders stark waren, gehört sich nicht und zeugt von ungeheurer Arroganz. Genauso wie er Sella attackiert hat und ihm vorwarf für Contador zu arbeiten. Das ist genauso mies und unverständlich. Der scheint jeden Realitätsinn verloren zu haben und ist völlig abgehoben.
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Beitrag: # 6705928Beitrag Valva2999
2.6.2008 - 8:17

Und weil er nicht so ist, wie man nach der "allgemeinen Meinung" sein sollte, ist er gleich verdammenswert und unsympathisch?
Er leugnet seine Dopingvergangeheit nicht, und wenn er Drogen genommen hätte, würde er auch dafür gerade stehen. Es ist Riccardo, der Scheiße baut, und sich auch nicht für die erlesen Welt des Profiradsports krumbiegt. Er ist so wie er ist.

Erfrischend im Gegensatz zu anderen jungen Profis, die ihre Vergangenheit leugnen, obwohl sie genau wie Ricco bei völlig dopingverseuchten Teams fuhren und heute auf Gentleman und sauber machen. Das ist Doppelmoral!

Zu Piepoli: Wenn er wirklich was gegen ihn gesagt haben sollte, ist das wirklich nicht ok. Er sollte sich bei ihm entschuldigen. Mit der Kritik am Rest des Teams hat er im Grunde Recht, es ist nur nicht fair, da die anderen Fahrer mit ihren begrenzten Möglichkeiten ihm sicher auch helfen wollten.
_________

Wo sind alle die, die Ricco groß als Avatar haben? Wieso seid ihr seine Fans? Schreibt auch mal was.
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Beitrag: # 6705929Beitrag BlackHackz
2.6.2008 - 8:49

Verdammenswert nicht. Unsympathisch bei mir ja. Das liegt aber auch daran, dass ich es nicht so werden lassen will wie im Fußball. Der Radsport war bisher ein professionelles Geschäft und nicht so ein Kindergarten, wie es der Fußball mittlerweile ist, beziehungsweise wie er durch Beckham oder Cristiano Ronaldo geworden ist. Wenn jetzt im Radsport auch selbstverliebte arrogante Einzelakteure Einzug halten, dann beginne ich unweigerlich die Fahrer wieder mehr als Menschen zu betrachten. Unter diesem Gesichtspunkt steht dann Doping wieder in einem anderen Licht in meiner persönlichen Auffassung und das möchte ich nicht. Die Fahrer sollen Fahrer sein. Auf Selbstprofilierung durch Worte habe ich keine Lust. Durch Taten sollen sie sich in die Öffentlichkeit drängen. Wer es nötig hat nur zu lästern und dann auch noch über sein eigenes Team, der hat den Sport noch nicht so ganz verstanden.
Achso und du hast mich falsch verstanden. Ich habe nichts gegen Leute, die etwas gegen die "allgemeine Meinung" haben. Ganz im Gegenteil, da bin ich auch einer von. Aber erstens hatte Ricco nichts gegen die allgemeine Meinung, er wollte die allgemeine Meinung, nämlich dass Contador gedopt ist bis in die Haarspitzen, noch schüren und Hass aufbauen. Zweitens ist es immer eine Frage, wie ich meine gegenteilige Meinung vorbringen will, damit ich ernst genommen werde. Und Sella öffentlich so mit Dreck zu bewerfen zeugt ebenfalls nicht von viel Sportsgeist. Ärgern kann man sich immer, aber man muss das nicht so rausposaunen. Zumal er nach seinen heftigen Attacken gegen Sella gefragt wurde, ob er die Worte später korrigieren möchte. Da meinte er nur, ja, vielleicht werde er sie schlimmer machen. Wenn er nicht verlieren kann, dann muss er seine sozialen Kompetenzen mehr schulen.
Der Radsport braucht keine Schlammschlachten und keine Diven.
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Valva2999
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Beitrag: # 6705930Beitrag Valva2999
2.6.2008 - 8:56

Lass die kleinen Kinder, die Fußballer (außer Zidane, er steht über allem), aus dem Spiel.
Würde sagen, dass weder Ricco noch irgendein Radsportler Beckham ähnelt. Zum Glück!
Aber meine Sympathien für die offenen, leicht übertriebene, emotianle Art von Ricco bleiben, mag Contador auch der bessere gewesen sein.
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Escartin
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Beitrag: # 6705931Beitrag Escartin
2.6.2008 - 9:56

Tja, ich bin mir noch unschlüssig. Wer war nun der Taktiktrottel des Giro? Menchov oder Ricco? Ich war einigermaßen fassungslos, als ich gestern die Aufzeichnung vom Mortirolo sah. Menchov MUSSTE doch eigentlich Tempo fahren, er hatte die Chance, neben Di Luca auch Bruseghin und Pellizotti abhängen und damit noch aufs Podium steigen zu können. Wieviel Strecke hat er im Anstieg geführt? 150m? Ich hab es nicht verstanden...
Und Ricco: Jeden Antritt direkt zu kontern, sogar Attacken von Simoni...damit hat er ja seine potentiellen Verbündeten eliminiert. Sinnvoll wäre gewesen, dem Simoni erstmal 30 Sekunden Vorsprung zu geben und dann zu versuchen, mit einem Solo zu ihm zu kommen. Nur so hätte es ihm überhaupt etwas gebracht, Contador loszuwerden, weil er dann einen Partner gehabt hätte, mit dem er Etappensieg gegen Hilfe hätte tauschen können. Ob er letztlich einfach nicht in der Lage war, Contador abzuhängen, hat man so richtig ja nicht sehen können, weil seinen Attacken jede Konsequenz fehlte.
Der Titel geht dennoch an Menchov, weil der sicher schneller konnte, seine Kraft aber lieber in eine sinnlose Attacke investiert hat - völlig kontraproduktiv, er hatte ja gar kein Intersse, Mitstreiter wie Sella loszuwerden. Sein Giro war trotzdem schön.
"Wittgenstein pondered what time it could be on the sun (it was a nonsensical question, he concluded)." - The Economist

RotRigo
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Beitrag: # 6705945Beitrag RotRigo
2.6.2008 - 11:35

Ich bin im großen und ganzen sehr zufrieden mit diesem Giro.
Klar hätte die Streckenführung ein größeres Spektakel erlaubt, aber erstens waren dazu die Unterschiede zwischen den Favoriten zu gering und zweitens ist Leonardo Piepoli einfach zu früh ausgefallen.
Wenn er am Monte Pora und am Mortirolo noch an Ricco's Seite gewesen wäre, dann hätten wir einen anderen Giro erlebt.

Ich kann nicht sagen ob Ricco Contador dann geschlagen hätte, aber mit Sicherheit wäre der Abstand zu den Verfolgern größer geworden - wie Esi schon richtig erwähnt: Menchov könnte dann beispielsweise jetzt auf dem Podium stehen.

Mit etwas Glück hätten wir dann sogar ein Einzelzeitfahren am Mortirolo oder zumindest hinauf nach Aprica erlebt - einen echten Kampf um Sekunden, Mann gegen Mann.

Hätte, wäre, wenn und aber! Fakt ist, dass mit Contador der absolute Top-Favorit gewonnen hat und einzig Riccardo Ricco ihn ernsthaft in Gefahr bringen konnte. Wenn man wie Valva von Maschinen reden möchte, dann ist letzterer sicherlich die Größte bei diesem Giro gewesen - leider eine Maschine ohne den nötigen Chip für clevere Aktionen.

Simoni fehlt, nicht erst seit diesem Jahr, die Spritzigkeit um ganz vorn zu landen. Er hat die Ausdauer und die Kletterfähigkeiten vorn dabei zu sein, aber um zu gewinnen muss man entweder Zeit im Zeitfahren gut machen, oder gefährliche Attacken am Berg setzen können - ersteres konnte er nie, letzteres nicht mehr.

Di Luca war nach dem Monte Pora dicht dran, musste dann aber tagsdrauf dafür bezahlen, dass er über die Grenzen gegangen war. Das war der Einbruch, auf den ich letztes Jahr drei Wochen lang gewartet habe - er kam spät, aber er kam. Seine Leistung in diesem Jahr ist für mich so etwas wie die späte Bestätigung für verjährte Aussagen, dass Di Luca kein 3-Wochen-Rundfahrer ist - trotz des Giro-Sieges 2007, den er ja ohnehin nur geholt hat, weil keine Konkurrenz da war (Mazzoleni auf drei, ich bitte euch! ;) ).

Pellizotti tut mir ehrlich gesagt ein wenig leid: In diesem Jahr hat er es endlich geschafft, sich endgültig bei den ganz großen Fischen einzureihen und im nächsten Jahr muss er sich scheinbar wieder unterordnen. Ich drücke ihm die Daumen, dass Basso entweder eingeht, oder dermaßen überlegen agiert, dass er auf jegliche Hilfe verzichten kann und Zottel trotz des Nummer-2-Status auf eigene Faust fahren darf.

Bruseghin: Unglaublich! Ich war letztes Jahr schon schwer beeindruckt, als er das Bergzeitfahren gewann. Für mich war das eine Eintagsfliege oder von mir aus eine Zweitagsfliege, aber definitiv kein Mann für ein GT-Podium. Vor diesem Giro hätte ich keinen Cent darauf gewettet, dass Bruseghin unter die Top 5 fahren würde. Er ist meine große Überraschung dieser Rundfahrt! Chapeau!

Über die CSF-Truppe brauche ich eigentlich kein Wort zu verlieren - das sind keine Überraschungen mehr, diese Jungs gibt es bei jedem Giro (Cuapio, Rujano, Sella, Baliani...)! Da kommt nächstes Jahr sicher wieder ein neuer Name hinzu. Außerdem ist auch Sella persönlich in meinen Augen wirklich keine so große Überraschung mehr. Er war schon 2005 Giro-Zehnter und hat eine Etappe gewonnen - mit 24 Jahren. Jetzt ist er Giro-Sechster, dreifacher Etappensieger und Bergtrikot-Gewinner - mit 27 Jahren. Sicher ist das eine tolle Leistung, aber irgendwie keine ganz unabsehbare, oder?

Das größte Rätsel oder die größte Hoffnung?
Vicenzo Nibali! Seit Jahren spricht man davon, dass er noch ein Jahr braucht um ganz vorn dabei zu sein. Jedes mal schafft er es wieder nicht. Doch er kämpft und er rackert und er gilt als großes Talent. Ist er vielleicht tatsächlich so etwas wie unsere große Hoffnung für die Zukunft? Die Hoffnung, die Alberto Contador und Riccardo Ricco sicher nicht sein können?
Nibali hat am Anfang des Giro's gezeigt, dass er zu beachten ist und wurde dann mit der Länge der Anstiege und der Länge des Rennens zunehmends schwächer... Mir hat gefallen, was er gezeigt hat. Vielleicht ist das die beste Antwort, die ein Italiener auf den ständig provozierenden und stichelnden Ricco geben kann!
"Ja Riccardo, du hast recht: Ich habe noch nie etwas ganz großes gezeigt! Aber wie soll ich das mit meinen Mitteln auch schaffen, wenn du so stark bist?"

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Beitrag: # 6705951Beitrag BlackHackz
2.6.2008 - 11:54

Schöne Einschätzung, aber Bruseghin war keine echte Überraschung für mich. Gut, Top3 hätte ich natürlich nicht gewettet, aber Top10 auf jeden Fall. Ohne Helferdienste mit seinen Zeitfahrqualitäten, bei 3 Zeitfahren war einiges drin. Und wenn man ihn schon zu Fassa Bortolo Zeiten immer sehr gut beim Giro in Erinnerung hatte, dann ist die Überraschung gleich noch geringer. Pozzovivo war für mich eine kleine Überraschung. Letztes Jahr hätte ich diese Leisung bei ihm erwartet, weil er in Trentino sehr gut gefahren ist. Aber dieses Jahr hatte ich nicht damit gerechnet, dass er sich so stark präsentiert.
Nibali ist mir auch so ein Rätsel. Nach dem Sieg bei Trentino war ich auch froher Dinge, dass er vielleicht dieses Jahr zumindest so stark fährt, wie vdB es getan hat. So war es dann leider doch nicht. Wenn Basso ins Team kommt, wird er wohl noch eine Weile ein Helfer bleiben. Vielleicht ein Spätzünder, wer weiß. Auf Kreuziger bin ich mal sehr gespannt in Zukunft!

Die "Enttäuschung" bei den jugen Leuten war für mich CA Sörensen. Gut, was will man von einem 23-jährigen erwarten? Ich hatte zuviele Erwartungen. Ich hätte wirklich vermutet, dass er ohne Helferdienste leisten zu müssen, ein 2. Andy Schleck werden könnte. Aber letztlich braucht er nicht enttäuscht sein. Am Anfang der Rundfahrt war er recht stark. Und vllt bewahrheitet sich das, was hier im Forum schon jemand geschrieben hat: vielleicht hat er noch nicht genügend Ausdauer, eine 3-wöchige Rundfahrt auf ganz hohem Niveau abzuschließen. Potenzial ist da.
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Beitrag: # 6705993Beitrag ETXE
2.6.2008 - 14:46

Ja, die jungen Leute. Chris Anker Sørensen hatte in dieser Saison schon ein paar Rennen auf höherem Niveau gefahren. Dazu war CSC nicht wirklich stark besetzt und hat sich sehr schnell selbst dezimiert. Ich denke, wenn er denn eine Enttäuschung war, dann eine kleine. Ach ja, Nibali ist übrigens noch etwas jünger als Sørensen und nur, weil er schon etwas länger gelegentlich tolle Leistungen gezeigt hat, ist er noch lange kein fertiger Rundfahrer.

Okay, die Zeiten ändern sich, aber vor etwa 20 Jahren noch galt ein 23-jähriger Fahrer noch lange nicht als "fertiger Fahrer", nur die Ausnahmefahrer wie Anquetil, Merckx und Hinault (ja, Ullrich kann man auch nennen) waren mit 23 schon ganz groß im Geschäft. Aber, die Bezeichnung sagt es, Ausnahmefahrer sind eben Ausnahmen.
Ich finde es bedenklich, daß in den letzten Jahren junge bis sehr junge Fahrer immer schneller zu Spitzenleistungen kommen oder getrieben werden. Da finde ich es doch etwas erleichternd, daß dieser Giro eben nicht der Jugendstil-Giro war, auch Riccò ist halt noch unfertig. Contador passt schon wieder in die Reihe der Ausnahmefahrer, aber auch bei ihm hat es lange genug gedauert, bis er so weit war (wenn ich überlege, wie lange er in Spanien schon hochgelobt wird). Ende des Jahres wird er 26 Jahre alt und erreicht damit das "beste Radsportler-Alter".

So gesehen, sind Entwicklungen wie bei Sella, Bruseghin und Pellizotti dann auch vollkommen normal. Bru und Zottel durften zudem endlich als Kapitäne antreten. Sella, wie eigentlich nicht anders zu erwarten, war in seinem Bergziegenteam, der Primus inter pares. Keineswegs ungewöhnlich, wenn man sich an frühere Auftritte des Teams beim Giro erinnert, von daher finde ich sowohl Angriffe von Sattlerei-Usern als auch von Eurosport-Moderatoren doch etwas willkürlich. Um das klarzustellen, aus der Luft gegriffen sind sie nicht, aber mich freut es einfach, daß es Teams wie Navigare beim Giro gibt.

Zuletzt möchte ich auch noch Escartin zustimmen. Menchov wollte offenbar den Giro nicht gewinnen und hat sich eventuell deswegen so "passiv" verhalten, man könnte auch "taktisch unclever" sagen. Riccò fährt tatsächlich noch sehr jugendlich, von daher unclever. Es ist doch schon ein Erfolg, mit dieser Undosiertheit dennoch Zweiter eines solch schwierigen Rennens zu werden. Ob das nun eine große Klappe rechtfertigt oder nicht, ist für mich irrelevant.
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Beitrag: # 6706014Beitrag MichaelBoogerd
2.6.2008 - 17:31

wann hat eigentlich das letzte mal ein fahrer eine gt ohne etappensieg gewonnen? mir fällt grad so auf, contador hat keine gewonnen oder?
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Beitrag: # 6706017Beitrag Grabba
2.6.2008 - 17:37

Savoldelli bei seinem letzten Giro-Sieg. Pereiro bei seinem Toursieg. Und vielleicht schafft Evans dieses Künststück dieses Jahr auch?

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Beitrag: # 6706019Beitrag BlackHackz
2.6.2008 - 17:40

Einspruch: Savoldelli hat die erste Bergetappe vor Basso gewonnen.
Das mit Pereiro stimmt...auch wenn das sowieso natürlich eine komisch Tour war ;) Aber ansonsten eine gute Frage. Bei der TdF ist das glaub ich in den frühen 80ern mal passiert. Armstrong hat 2003 ja auch nur eine Etappe gewonnen...
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Beitrag: # 6706022Beitrag Grabba
2.6.2008 - 17:48

Einspruch stattgegeben, Euer Ehren. Dafür gewann er 2002 den Giro ohne Etappensieg. :)

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Beitrag: # 6706060Beitrag ETXE
2.6.2008 - 21:20

Roger Walkowiak bei der Tour 1956. :D
Es kommt zwar nicht oft vor, aber es passiert halt. Es geht halt um konstante Leistungen. Nicht jeder Fahrer ist so unersättlich wie "der Kannibale" oder "der Dachs" es waren. Indurain hat auch nur die Zeitfahren gewonnen. Seinen einzigen echten Tour-Etappensieg holte er nicht bei einem seiner 5 Toursiege.
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Beitrag: # 6706112Beitrag T5
2.6.2008 - 23:47

BlackHackz hat geschrieben:Gegen Ricco liegen handfeste Doping-Beweise vor, die er niemals abgestritten hat. 2006 wurde er wegen auffälliger Blutwerte nicht zum Giro zugelassen von seinem eigenen Team (Quick Step).
Off topic: Quick Step?
War er nicht ab 2006 bei Saunier, vorher bei Ceramica Panaria (2005 war das mit dem Wert).
"We zijn niet akkoord met deze shit."

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