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Nr. 55 | Samstag/Sonntag, 6./7. März 2004
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Alexandre Vinokourov, famoser Triumphator des „Rennen zur Sonne“ in den beiden Vorjahren, möchte bei der 62. Ausgabe von Paris-Nizza das Triple feiern. Foto: Watson
T-Mobile in der Favoritenrolle
Die Bonner um Alexandre Vinokourov, Sieger 2002 und 2003, werden
bei Paris-Nizza vordergründig von Youngstern gejagt – und von Jens Voigt
aho Paris – In den vergangenen beiden Jahren war er jeweils in Nizza erfolgreich, stand zu Ende der Rundfahrt im Gelben Trikot auf dem obersten Treppchen des Stockerls, mal flankiert von Davide Rebellin und Mikel Zarrabeitia (2003), mal von Sandy Casar und dem legendären Laurent Jalabert (2002). Doch im Gegensatz zu ihm, Alexandre Vinokourov, ziehen seine vier größten Konkurrenten aus den letzten beiden Jahren nicht mehr ins Gefecht um die Siege in den Mittelgebirgen und am Mittelmeer – was nicht heißt, dass der Kasache in diesem Jahr konkurrenzlos ist. „Jens Voigt und Alejandro Valverde hatten in diesem Jahr bereits starke Auftritte und sind meine ärgsten Konkurrenten“, glaubt Vinokourov.
Die beiden haben in öffentlichen Aussagen bereits angekündigt, das 1305 Kilometer lange Tagesrennen über acht Etappen gewinnen zu wollen – wenngleich Voigt mit der Deutschland-Tour und Valverde mit der Vuelta a España andere Saison-Hauptziele haben. „Zusammen mit dem Critérium International habe ich mir den Gewinn von Paris-Nizza vor der Saison als ein weiteres Ziel gesetzt“, sagt der 32-jährige Berliner. Valverde räumte dagegen ein, „dass die Vuelta eindeutige Priorität hat“ und auch die weiteren spanischen Rundfahrten für ihn einen höheren Status hätten als das „Rennen zur Sonne“, das jedoch bei einem Erfolg die Saison zusätzlich garnieren könne. Eigentlich doch ein Paradox, Valverde unter den Umständen dieser Aussagen zu den Favoriten zu zählen? „Nein“, verdeutlicht dessen Teamchef Vicente Belda, „er hat eine exzellente Form und fährt bei Paris-Nizza voll auf Sieg – wenn er auch andere Hauptziele hat.“
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Die Strecke
1. Etappe: Zum Auftakt von Paris-Nizza stehen gleich einmal die ersten und einzigen Zeitfahrkilometer der gesamten Rundfahrt an. Im Kampf gegen die Uhr geht es über 13 leicht hügelige Kilometer von Chaville nach Issy-les-Moulineaux.
2. Etappe: Der zweite Tagesabschnitt – wohl der einzige, der keine entscheidende Rolle im Kampf um den Gesamtssieg annimmt. Zwischen Chaville und Montargis stehen 166,5 Kilometer über ein komplett flaches Terrain an.
3. Etappe: Die längste der insgesamt acht Etappe führt über 229 Kilometer von La Chapelle-Saint-Ursin nach Roanne. 30 Kilometer vor dem Ziel muss allerdings ein vergleichsweise langer, jedoch relativ flacher anstieg überfahren werden – ein Kampf zwischen den Sprintern und Gesamt-Favoriten.
4. Etappe: Auch auf den 179 Kilometern zwischen Roanne und Le Puy-en-Velay ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich ein ähnlicher Interessenkampf entwickelt. Zu Rennmitte stehen vier Bergwertungen auf dem Programm, doch danach zeigt das Profil keine Wellen mehr an.
5. Etappe: Die kleinste der insgesamt vier Bergwertungen könnte auf den 215 Kilometern von Le Puy-en-Velay die Entscheidung bringen. Sie steht 10 000 Meter vor dem Ziel an.
6. Etappe: Die Königsetappe. Auf den 173,5 Kilometern von Rasteau nach Gap müssen eine Bergwertung der Zweiten und drei der Ersten Kategorie überfahren werden. Von letzterer stehen mit dem Col de la Sentinelle und dem Col de Manse zwei Anstiege kurz vor dem Ziel an.
7. Etappe: Eine Berg- und Talfahrt sind die 185,5 Kilometer zwischen Digne-les-Bains und Cannes. Unter den sieben Bergwertungen sind auch zwei der Zweiten Kategorie.
8. Etappe: Zum Abschluss des „Rennen zur Sonne“ steht die traditionelle Abschlussetappe in einer eineinhalb Mal zu durchfahrenden Runde mit insgesamt 144 Kilometern um Nizza auf dem Programm. Der Col de Châteauneuf (Zweite Kategorie) muss dabei zwei Mal und der Col d'Eze (Erste Kategorie) drei Mal überwunden werden – hier fällt die endgültige Entscheidung um den Gesamtsieg.
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Neben dem routinierten Deutschen und dem 23-jährigen Spanier stehen vordergründig weitere Youngster auf der Liste der Favoriten: Vinokourovs T-Mobile-Teamkollege Matthias Kessler und José Ivan Gutierrez Palacios (Illes Balears), ein starker Mann im Kampf gegen die Uhr, der vor allem auf der „ersten Zeitfahr-Etappe gefährlich werden wird“ (Vinokourov), aber auch Ivan Basso ist ein Kandidat dafür, das Kasachen Vorhaben – „ich möchte in Nizza das Triple feiern“ – zunichte zu machen. Doch muss man die Favoritenstellung von Kessler relativieren. „Ich werde mich vorerst Alexandre Vinokourov unterordnen“, bewilligt der 24-Jährige, „aber wir werden sehen was passiert – und auch dementsprechend handeln.“
T-Mobile-Sportdirektor Mario Kummer spricht angesichts dieser Doppelspitze, Vinokourov in Front, leicht dahinter versetzt Kessler, von „favorisierten Magenta-Fahrern, zumal sich beide in Top-Form befinden“. Dennoch: „Ich erwarte ein hartes Rennen, vor allem von den spanischen Mannschaften um das Team GBC.“ Dieses bietet neben Voigt auch José Azevedo und Juan Antonio Flecha auf, „zwei, die derartige Strecken liegen“.
Kummer hat zudem noch einen weiteres Team auf der Rechnung. „Die Saeco-Equipe ist aufgrund von Damiano Cunego und Gilberto Simoni schwer einzuschätzen“, glaubt er. Cunego präsentierte sich in dieser Saison bereits stark bei den kleineren italienischen Rundfahrten, Simoni plant den Angaben italienischer Sportzeitschriften zufolge unterdessen, sich auf den Giro d'Italia vorzubereiten und nicht in die Entscheidung um den Gesamtsieg einzugreifen. „Vielleicht werde ich auf einer Etappe meine Form testen, ansonsten jedoch nur mitradeln“, soll der zweimalige Giro-Sieger der Corriere dello Sport gesagt haben. Vor allem aufgrund der nur 13 Zeitfahr-Kilometer, in den Vorjahren waren es stets mehr, scheint von den italienischen Kletterspezialisten besondere Gefahr auszugehen – ebenso von der bedeckten Haltung, die Sportdirektor Guiseppe Martinelli annimmt: „Unsere Taktik steht noch nicht, wir werden sehen, was kommt.“
RADSPORT KURZ NOTIERT
(WZ) Murcia-Rundfahrt (2.3): Die Ausreißer haben auch auf der dritten Etappe der Murcia-Rundfahrt gegenüber den Sprintern und Favoriten auf das Gesamtklassement in der Entscheidung um den Tagessieg die Oberhand behalten. Bereits nach wenigen Kilometern hatte sich eine 15-köpfige Spitzengruppe formiert, die an den zwei größeren Anstiegen auf neun Fahrer selektiert wurde – diese aber retteten auf den 166 Kilometern rund um Stadt Yecla 57 Sekunden vor dem stark verringerten, zirka 90 Fahrer umfassenden, Peloton. Als Etappensieger durfte Cristian Moreni von Alessio gefeiert werden – der Italiener war im Sprint der Spitzengruppe eindeutig der schnellste und distanzierte seine Konkurrenten, allen voran David Lopez Garcia (Cafés Baqué) und Gianpaolo Caruso (Liberty Seguros). Die Gesamtführung verteidigte US-Postal-Mann Floyd Landis vor dem Illes-Balears-Spanier Antonio Tauler. Am heutigen Tage steht nun der vierte Tagesabschnitt an – der schwerste der gesamten Rundfahrt, und somit auch der entscheidende. Nach Rennmitte der 216 Kilometer steigt das Terrain stets an, ehe auf den letzten 14 Kilometern mehr als zehn Prozent Steigung zu überwinden sind.
Ergebnisse
3. Etappe
1 Cristian Moreni (Alessio) 3.18.46
2 David Lopez Garcia (Cafés Baqué) gl. Zeit
3 Gianpaolo Caruso (Liberty Seguros) gl. Zeit
4 Aitor Silloniz (Euskaltel) gl. Zeit
5 David Canada (Saunier Duval) gl. Zeit
Gesamtwertung
1 Floyd Landis (US Postal) 7.01.13
2 Antonio Tauler (Illes Balears) + 0.06
3 Bert Grabsch (Phonak) gl. Zeit
4 Juan Gomis (Saunier Duval) + 0.09
5 Manuel Quinziato (Lampre) + 0.10
Sprintwertung: Constantino Zaballa (GBC)
Bergwertung: David Lopez Garcia (Cafés Baqué)
Nachwuchswertung (U25): Manuel Quinziato (Lampre)
Teamwertung: Team GBC (Spanien)