Noch klein, aber bald vielleicht ganz groß?

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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Henrik
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Beitrag: # 307228Beitrag Henrik
19.9.2005 - 16:31

Jetzt würde es endlich klar werden. Laut der Erfolgsliste musste es kein schlechter Fahrer sein, ich ging in Gedanken die Namen durch, die schon genannt worden waren. Beloki konnte es nicht sein, der hatte bei der Tour mehr erreicht. Botero auch, Nozal war die Vuelta stark gefahren. Gomez Marchante passte nicht zu dem Profil, doch auch die anderen fielen aus dem Raster. Wer mochte der Mann sein? Jetzt würde Gorospe es aufdecken, verheißungsvoll schaute er in die Runde, belustigt über die Spannung in unseren Gesichtern. Er atmete noch einmal tief durch und vollendete den Satz: „… Oscar Pereiro.“
Damit hatte niemand gerechnet. Ich war auch erst mal nur überrascht. Gorospe strahlte in die Runde, gespannt auf unsere Reaktion.
Nachdem sich die Überraschung etwas gelichtet hatte, hob wieder Gemurmel an. Ich saß stumm da und dachte nach. Pereiro, dass war ein starker Fahrer, der schon bei der Tour 2004 zehnter war und im Jahr davor beim Giro Platz elf erreichte. Hoffentlich würde er auch bei uns solche Top-Ergebnisse abliefern. Mit seiner offensiven Fahrweise hatte Gorospe sicher eine gute Wahl getroffen. Dann redete er weiter.
„Haimar wird uns nach einer schönen Zeit verlassen, er wird sich nachher von der Mannschaft verabschieden und befindet sich im Moment in Verhandlungen. Er hofft, dass er uns nachher schon seinen neuen Arbeitgeber nennen kann.
Hat noch jemand etwas zu TOP1 zu sagen? Nein, gut, dann fahren wir fort. Ich ziehe kurzfristig TOP3 vor, denn das ist eben kurz zu erläutern. Wir werden uns dieses Jahr nicht in Spanien vorbereiten, sondern für zehn Tage nach Monaco fahren. Am 6. Januar reisen wir ab und werden mit einer kurzen lockeren Ausfahrt die Saisonvorbereitung einläuten. Dann werden wir das Programm täglich langsam steigern und schauen, wie weit ihr schon seid. Wenn jemand Probleme bekommt, dann werden wir selbstverständlich die Anforderungen zurückschrauben. Ist damit alles gesagt?“
Keiner hatte noch etwas hinzuzufügen und daher sprach er den nächsten Punkt an.
„Zur Saisonplanung werde ich mich noch nicht für das komplette Jahr hundertprozentig festlegen, manches wird man kurzfristig festlegen müssen. Im Januar werden wir noch keine Einsätze haben, unser Saisonstart in Mallorca sein. Dann fahren wir Vuelta a Andalucia – Ruta Ciclista del Sol, die Trofeo Luis Puig und die Volta a la Comunitat Valenciana, also alle spanischen Rennen. Im März gehen wir nur bei den Pro Tour Rennen und der Katalonischen Woche an den Start, vielleicht noch kurzfristig beim einen oder anderen Eintagesrennen. Weiter haben wir vorläufig noch nicht geplant, das werden wir aber früh genug mitteilen.
Die drei großen Rundfahrten haben wir schon halbwegs durchstrukturiert, bei der Tour werden wir natürlich mit unserem kompletten Top-Aufgebot starten. Die Vuelta werden Alejandro und Oscar als Kapitäne fahren, Aitor soll uns wahrscheinlich beim Giro anführen. Falls er in Italien rangeht, muss man abwarten, ob er die Form zur Tour hat, sonst steht auch er im Vuelta-Aufgebot. Damit hätten wir eigentlich alles geklärt. Noch Nachfragen oder Zusätze?“ Niemand meldete sich zu Wort, und so war das wichtigste geklärt.

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Henrik
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Beitrag: # 307256Beitrag Henrik
19.9.2005 - 17:50

Jetzt neigte sich die Teamsitzung immer mehr ihrem Ende zu. Nur noch weniger wichtige Themen wurden angesprochen, das erwähnenswerteste ist vielleicht, dass Haimar Zubeldia auftauchte und sich von seinen Teamkameraden verabschiedete und bei ihnen für die schöne Euskaltel-Zeit bedankte. Das macht ihn mir sympathisch, auch Gorospe dankte ihm für die Erfolge. Die Verbindung Euskaltel-Zubeldia ging nicht im Streit zu Ende, sondern indem beide Seiten für alle das Beste anstrebten. Ich habe Haimar in der kurzen Zeit als netten Mann kennen gelernt, der sich auch durch seinen Abgang bei uns keine schlechte Meinung zugezogen hat. Hoffentlich komme ich auch mit Oscar Pereiro gut aus.
Dann war die Teamsitzung auch schon vorbei, Gorospe kündigte noch an, dass es vor dem Trainingslager keinen festen Trainingstermin geben wird. Dann verabschiedeten wir uns voneinander und Alejandro und ich fuhren nach Hause.
In den nächsten Tagen trainierten wir noch einmal stark, ich wollte nicht direkt im ersten Trainingslager der schlechteste der ganzen Mannschaft sein. An Weihnachten trennten Alejandro und ich uns für eine Woche, wir fuhren jeweils zu unseren Eltern. Meine Mutter kochte das beste Essen, das ich seit langem gegessen habe (ich lerne noch kochen). Am 2.Januar kehrten wir für drei Nächte noch einmal zurück, dann sollte es ins Trainingslager nach Monaco gehen. Der Wetterbericht sagt für die ersten Tage schönes Wetter vorher, aber zwischendurch könnte es den einen oder anderen Schlechtwettertag geben.

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bastik
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Beitrag: # 307264Beitrag bastik
19.9.2005 - 19:03

Schade das es nich Gomez Machante is, aber ich hab irgendwie noch Hoffnung das er doch noch kommen wird!
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Henrik
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Beitrag: # 307292Beitrag Henrik
19.9.2005 - 21:03

05.01.2005
Heute sind wir nach einer Fahrt quer durch Frankreich in Monaco angekommen. Das Hotel ist echt Klasse, da hat Julian Gorospe einen Glücksgriff getan. Auch Oscar kommt bei uns gut an, nach Aitor, Alejandro und mir schon der vierte Neuzugang, der am Berg etwas bewerkstelligen kann. Bisher verstehen wir uns klasse, Oscar belegt zusammen mit Aitor das Zimmer neben uns (ich bin natürlich mit Alejandro in einem Zimmer). Nachdem wir gut angekommen sind und uns noch kurz erholt haben, mussten wir uns umziehen und sind dann mit der ganzen Mannschaft geschlossen zu einer lockeren Runde durch die Umgebung aufgebrochen. Schöne Gegend, hier in Monaco. Aber zum guten Training muss man aus der Stadt raus, dann findet man schöne Strecken, die jedes Terrain beinhalten. Für flaches und hügeliges Terrain findet man hier perfekte Bedingungen, fürs Hochgebirge muss man ein Stück weit fahren, aber die Fahrt ist auch zu bewältigen. Nach dem nicht allzu anstrengenden Training gab es eine Massage für alle Teammitglieder, die ich persönlich heute noch nicht so nötig hatte, doch in den nächsten Tagen werden wir das Programm täglich etwas steigern. In die Alpen fahren wir aber vermutlich nicht, da haben wir auch zu Hause sehr gute Bedingungen. Als die Massage vorbei war, legten Alejandro und ich uns in unserem Zimmer ein bisschen aufs Ohr, dann gab es ein köstliches Abendessen. Ich freue mich auf morgen, auch wenn das Training nicht mehr ganz so leicht sein wird. Aber ich brenne auf mein erstes Rennen und möchte gut vorbereitet sein.
_______________________________________
@bastik: Lass dich überraschen, aber sein nicht zu enttäuscht, wenn es nicht klappt. Euskaltel hat ja schließlich keine Riesen-Finanzspritze bekommen und Pereiro und Valverde ich stelle mir nicht gerade vor, dass man einen Pereiro oder einen Valverde umsonst bekommt. Außerdem sind ja auch noch als Neuzugänge Gonzales Jiminez und eben Romero dabei.

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Henrik
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Beitrag: # 307433Beitrag Henrik
20.9.2005 - 15:25

11.01.2005
Wir hatten unser Programm in den letzten Tagen regelmäßig leicht gesteigert, das Wetter hielt die ersten Tage und über meine Beine gab es zumindest nichts Schlechtes zu berichten. Ich konnte mich im Feld der Euskaltel-Fahrer halten, zwar sind einige, wie zum Beispiel Etxebarria, schon weiter als ich im Formaufbau, aber am Ende kämpfen muss ich nicht. Roberto Laiseka fühlt sich nicht so gut und hat unsere sportliche Leitung gestern gebeten, einen Gang zurückzuschalten, aber im Gegensatz zu ihm, der sich freundlich gemeldet hat, ist Gorka Verdurgo zu den Presseleuten hinmarschiert und hat sich über das Training beschwert, ohne vorher etwas zu sagen. Die spanischen Boulevardblätter haben sich das natürlich nicht entgehen lassen und auf mehreren Titelseiten konnte man etwas in dieser Richtung lesen: „Rad-Idol hat seinen Sport verlernt – Indurain mit falschen Trainingsmethoden“, oder „Euskaltel schon jetzt mit (Ex-?)Idol unzufrieden“. Dafür hat er eine Abmahnung bekommen, sich demnächst nicht mehr gegenüber der Presse, sondern bei uns intern zu äußern.
Die ersten Tage hatte noch die Sonne geschienen, dann zogen Wolken auf. Heute hat es zum ersten Mal geregnet, und sofort gab es die ersten Schreckmomente. Leider auch für mich: In einer Kurve, die ich eigentlich relativ locker gefahren bin, verlor mein Hinterrad plötzlich den Halt und ich saß auf dem Boden. Einen Moment durchzuckte mich Schmerz, und ich war fest überzeugt, mir mindestens fünf Knochen gebrochen zu haben. Aber dann dachte ich noch einmal nach und erkannte, dass es nur eine Oberschenkelprellung und einige Schürfwunden sind. Ich konnte weiterfahren, zwar anfangs nicht schmerzfrei, aber ich biss mich durch und war im Nachhinein froh darüber. In den nächsten Tagen wollten wir den Umfang noch einmal etwas erhöhen, bis das Trainingslager vorbei ist und wir nach Spanien zurückkehren.

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Henrik
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Beitrag: # 307476Beitrag Henrik
20.9.2005 - 16:37

16.01.2005
Jetzt war unser Trainingslager vorbei. Wir hatten in den letzten Tagen das Pensum noch mal gesteigert, und daher ging es meinen Beinen jetzt auch entsprechend. Ich hatte die Massagen immer dringender nötig gehabt, doch ich will gute Form bekommen um bei meinem ersten Saisonstart topfit ins Rennen zu gehen. Wann das sein wird, konnte ich Gorospe immer noch nicht entlocken, er meint, ich solle einfach abwarten. Dann warf ich noch einen kleinen Blick in die deutsche Radsport-Zeitung TOUR, in der ich nichts wirklich Interessantes fand, nur Berichte über die Australien-Rundfahrt und die Malaysia-Tour. Das übliche, eine Sache für die Sprinter. Dazu noch ein bisschen Spekulation über die Form von Jan Ullrich und die Frage, ob er den siebten Toursieg von Armstrong verhindern können würde. Doch relativ weit unten las ich etwas, dass sich auch für mich interessant anhörte.

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Das hörte sich interessant an, eine Pyrenäen-Rundfahrt. Doch das musste man erst mal abwarten, ob das etwas werden würde. Jose wollte es auf jeden Fall weiterverfolgen.

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Henrik
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Beitrag: # 307489Beitrag Henrik
20.9.2005 - 17:14

30.01.2005
Heute ging das zweite Saisonrennen zu Ende, die Malaysia-Rundfahrt. Aber fangen wir mit dem Saisonauftakt an. Die Australier wollten bei ihrem Heimrennen in den Massensprints triumphieren. Die Sprinterteams leisteten gute Arbeit und sorgten bei sechs Etappen für sechs Massensprints. Allerdings gewann die ersten beiden Teilstücke Jaan Kirsipuu (C.A), bevor dann sein Teamkollege Thor Hushovd Saisonsieg Nummer Drei zusteuerte. Stuart O’Grady (COF) erlöste die Australier auf der vierten Etappe, dann legte sein Landsmann Allan Davis (LSW) zwei Erfolge nach. Im Rennen um den Gesamtsieg holte er damit entscheidend auf und übernahm das Trikot des Führenden bei seinem ersten Spurterfolg. Auf dem letzten Teilstück ließ er es sich nicht mehr nehmen. Robbie McEwen (DVL) ist noch nicht in Top-Form, er muss sich für Tour-Etappensiege noch deutlich steigern.
In Malaysia fehlte die erste Sprintergarde, daher kam auch der eine oder andere Ausreißer durch. Der Kampf um den Gesamtsieg wurde wie erwartet auf der achten Etappe entschieden. Ivan Parra setzte sich bei der Bergankunft durch und sicherte sich damit den Gesamterfolg.
Von der Pyrenäen-Rundfahrt gab es auch etwas Neues: Als ich abends den Fernseher einschaltete, verkündete der Nachrichtensprecher, dass Verbrugghen den T.HC-Status gewährt hat und Leblanc die Rundfahrt am 10. Februar präsentieren will. Ich werde das ganze einmal abwarten, aber auf diese Rundfahrt freue ich mich schon ganz besonders.

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Henrik
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Beitrag: # 307668Beitrag Henrik
21.9.2005 - 15:13

06.02.2005
Den GP d’Overture la Marseille hat Mark Renshaw (FDJ) im Zehner-Sprint gewonnen. Die Gruppe rettete 50 Sekunden auf das heranjagende Feld. Drei Tage später kam er bei der Etoile de Besseges erneut durch. Für den Gesamtsieg reichte das aber nicht, er wurde nur vierter mit 29 Sekunden Rückstand auf Sebastien Chavanel (BTL). In Katar waren wieder die Top-Sprinter am Zug, Siege in drei der fünf Massenspurts reichten Tom Boonen (QST) auch zum Gesamterfolg. Den GP Costa Degli Etruschi gewann sein Mannschaftskamerad Dimitri de Fauw, ebenfalls im Massenspurt. Aber das Beste war: Ich hatte eine Benachrichtigung über meinen ersten Saisonstart bekommen, und ich würde direkt beim zweiten Rennen, der Vuelta a Andalucia – Ruta Ciclista del Sol, mit von der Partie sein. Die erste Etappe der Mallorca-Rundfahrt fand auch noch heute statt, doch zuerst las ich das hier in der Zeitung und daraus habe ich meine Schlüsse gezogen, und ich muss sagen: Das ist toll, bei diesem Rennen muss ich unbedingt dabei sein.

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shadow
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Beitrag: # 307699Beitrag shadow
21.9.2005 - 16:28

Sehr schöne Idee mit der Pyrenäen-Rundfahrt!
gruß shadow

Mein AAR: Fly Like A Bird

Seien wir realistisch, versuchen wir das unmögliche!

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Henrik
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Beitrag: # 307706Beitrag Henrik
21.9.2005 - 16:46

Wenn ich das ganze einmal zwischen den Zeilen las, dann drängte sich mir der Gedanke immer mehr auf. Ich vermutete, dass die fünfte Etappe durch meinen Heimatort führen würde, da dieser jeweils am Fuß des Collado de Sahun und des Tunnel de Bielsa liegt. Das wäre klasse, doch um ganz sicher zu gehen informierte ich mich auf der Homepage der Rundfahrt, auf der man auch schon die Etappenprofile abrufen konnte. Und ich hatte Recht, die fünfte Etappe ging durch Salinas.

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Ich wollte hier unbedingt starten und nahm mir fest vor, demnächst mit Julian Gorospe darüber zu sprechen.
Dann schaute ich mir noch die Ergebnisse von der ersten Etappe in Mallorca an, dem ersten Saisonrennen für meine Mannschaft. Gewonnen hatte Angel Edo (SAD) vor Galvez (IBA) und dem Weltmeister Oscar Freire (RAB). Josu Silloniz hat einen guten achten Platz erreicht, aber einen Rang vor ihm kam Gorka Gonzales an, da er der letzte übrig gebliebene eines Ausreißversuchs gewesen war, der lange das Renngeschehen bestimmt hatte. Erst auf den letzten 500 Metern wurde er eingeholt. Schade, aber er wird es bestimmt bald wieder versuchen. Unser Aufgebot wurde von Alberto Lopez de Munain angeführt, der vielleicht auf der vierten Etappe etwas versuchen sollte.

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Henrik
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Beitrag: # 307764Beitrag Henrik
21.9.2005 - 19:23

Ich habe das Problem, dass ich mit dem Etappeneditor nicht zurechtkomme. Alles, was ich erstelle stürzt beim Laden ab oder alle Fahrer geben direkt am Start auf. Daher konnte ich nur die Profile erstellen. Wenn mir jemand den Streckenverlauf nachstellen könnte, wäre ich sehr dankbar, ansonsten muss ich halt einen falschen Streckenverlauf nehmen. Wäre wirklich froh, aber sonst ist auch nicht so schlimm.
Henrik

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Henrik
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Beitrag: # 307910Beitrag Henrik
22.9.2005 - 12:47

Die zweite Etappe über 165 Kilometer wurde erneut lange durch einen Ausreißversuch bestimmt. Ein Quartett ohne unsere Beteiligung erreichte bis zu acht Minuten Vorsprung. Allerdings verrechneten die Sprinterteams sich nicht und fingen die Angreifer rechtzeitig wieder ein. Den Sprint gewann erneut Angel Edo, der schon gut in Form zu sein scheint. Auch Oscar Freire bestätigte seine Leistung vom Vortag mit einem zweiten Rang, Erik Zabel zeigte sich in diesem Jahr zum ersten Mal auf dem Podest. Josu Silloniz wurde erneut achter.
Das dritte Teilstück konnte eine erste Selektion bringen, vier Hügel standen auf dem Programm. Bei schrecklichem Wetter (9° und heftiger Regen) machten meine Kollegen sich auf die Etappe, auf der auch das Bergtrikot ein erstes Mal vergeben werden sollte. Nach 20 Kilometern sprang eine erste Gruppe weg, in der richtig gute Leute mit dabei waren, zum Beispiel auch Roberto Heras. Auch aus unserem Team war Albizu als Bewacher dabei. Trotz der prominenten Namen ließ das Feld die neun Mann bis auf acht Minuten wegfahren. Die ersten Bergpunkte holte Jiminez von Comunitat. 90 Kilometer vor dem Ziel setzte die wirkliche Verfolgungsarbeit, organisiert von Illes Balears und Saunier Duval, ein. Die zweite Bergwertung passierte dann Albizu als erster, doch der Vorsprung war bereits halbiert. Die dritte Bergwertung gewann dann Dominguez aus Edos Team, doch am Ende der kurzen Abfahrt waren die Ausreißer gestellt. Am letzten Hügel wurde das Finale mit den ersten Attacken schon 10 Kilometer vor der Kuppe eingeläutet, doch lange blieb alles beisammen. Die letzte Attacke setzte eine Gruppe mit Alberto Lopez de Munain. Am Gipfel fuhren Juan Manuel Garate (SAD), Aitor Osa (IBA), Santos Gonzales Capilla (PHO) und Alberto eine halbe Minute vor der großen Verfolgergruppe. Garate hatte einige Meter Vorsprung auf die anderen. Drei Kilometer vor dem Ziel waren die vier wieder zusammen. David Latasa hatte sich auf ihre Verfolgung gemacht, dahinter eine kleine Dreiergruppe mit Ribiero, Rujano und Vicioso. Gonzales war in Führung, Alberto hielt sein Hinterrad. Dann kamen der spanische Meister und Osa. Latasas Rückstand betrug noch 26 Sekunden. Die Gruppe hinter ihm hatte ihn erreicht. Einen Kilometer vor dem Ziel fuhr Gonzales immer noch vorne, die weitere Reihenfolge unverändert. Von hinten kam Vicioso näher. Dann ging Alberto in den Wind, Garate immer noch in seinem Windschatten. Allerdings kam keiner an dem bärenstarken Gonzales vorbei, der heute alles richtig gemacht hatte. Immerhin Platz zwei für Alberto vor Garate. Vicioso sprintete zwar noch an Osas Hinterrad heran, aber zu mehr reichte es nicht. Auch die Gruppe um Rujano wurde noch zeitgleich mit uns gewertet. David Herrero Llorente führte das Feld an, eine beachtliche Leistung, immerhin hat er Oscar Freire geschlagen. Das Führungstrikot wechselte damit in den Besitz von Gonzales, Alberto hatte 8 Sekunden Rückstand. Das Bergtrikot trägt Joseba Albizu dank seines Ausreißversuchs. Eins stand fest: Morgen würde es wieder einen heißen Kampf geben, vielleicht die Entscheidung um den Gesamtsieg.

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Henrik
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Beitrag: # 308220Beitrag Henrik
23.9.2005 - 13:55

Heute konnte ich die Mallorca-Rundfahrt nicht verfolgen, ich saß selber im Sattel um mich auf meinen Saisoneinstand vorzubereiten. Daher bat ich David Herrero Llorente, mir eine e-Mail mit dem Rennbericht zu schicken. Denn ich wollte schließlich wissen, was auf der „Königsetappe“ (wenn man davon reden konnte) passierte.
Nach dem harten Training ging ich erst duschen und informierte mich dann über das Ergebnis der Mittelmeer-Rundfahrt, da David sich noch nicht gemeldet hatte. Paolo Bettini hatte im Massensprint vor Baden Cooke gewonnen. Das wunderte mich etwas, aber dann fand ich heraus, dass der Sprint auf einen Hügel hinauf stattfand. Dann kam die e-Mail von David.
Hi Jose, heute war das Wetter ähnlich schlecht wie gestern, aber das Etappenprofil war noch deutlich schwerer. Joseba wollte sein Trikot verteidigen und ging daher in eine frühe Gruppe. Aber am ersten Anstieg, direkt nach dem Start, verpasste er leider die erste Gruppe und kam nur in eine Verfolgergruppe, die jedoch im Laufe des Rennens aufschließen konnte. Mit dabei war mit Davis auch ein schneller Mann, aber zum Glück kamen die neun trotzdem weg. Wir im Feld unterstützten Alberto, der leider etwas angeschlagen war. Aber er wollte trotzdem alles probieren. Der Abstand wuchs schnell. Bei der zweiten Bergwertung heimste Joseba als zweiter immerhin noch acht Punkte ein und festigte damit sein rotes Trikot. Aber die auf dreißig Mann geschrumpfte Verfolgergruppe machte jetzt langsam etwas Tempo, um die fünf Minuten zu verkleinern. Ich war der einzige noch übrige Helfer für Alberto und der sah schon nicht mehr so gut aus. Alberto versuchte noch einmal, ein paar Punkte mitzunehmen, aber Osa attackierte aus dem Feld und so wurde er nur Zweiter. Dann musste er sich vollkommen erschöpft zurückfallen lassen. Osas Vorsprung wuchs auf zwei Minuten, da wurde es uns zu viel. Alberto griff an, Latasa versuchte, sein Hinterrad zu erwischen. Auch Rujano und Garate versuchten es, aber nur Alberto und Garate konnten die Verfolgung aufnehmen. Die Kuppe überquerte Osa mit anderthalb Minuten auf Alberto und Garate und mit zwei Minuten auf die Favoritengruppe, die nur noch aus neun Mann bestand. Ich klammerte mich mit letzter Kraft an das Ende dieser Gruppe. Jetzt griff auch noch Gonzales an und schob ein paar Meter dazwischen. Er wollte offensichtlich um sein Trikot kämpfen. Das war jetzt auch schwer nötig, denn Osa lag nur 20 Sekunden hinten und Alberto war noch weniger zurück, genau wie Garate. Der klammerte sich nur noch hintendran, und daher trat Alberto einmal kurz und giftig an. Sofort war der spanische Meister im Wind und etwas Rückstand häufte sich an. Meine Gruppe zersplitterte weiter, und vorne kam Alberto nicht wirklich näher. Am Ende reichte es wieder nur zu Platz zwei, 1:09 Rückstand. Aber in der Gesamtwertung ist es auch ein zweiter Platz, und morgen will er noch einmal angreifen. Ich bin übrigens mit 3:17 Zehnter geworden. Diese Platzierung habe ich jetzt auch im Gesamtklassement. Aber das Beste ist: In der U25-Wertung bin ich mit weniger als einer Minute Rückstand Zweiter, ein tolles Ergebnis. Rujano werde ich wohl nicht mehr kriegen, aber nach hinten kann ich das absichern. Bis demnächst,
David

P.S: Hier noch die Ergebnisse:
1 Aitor Osa ILLES BALEARS 3h43'30
2 Alberto Lopez De Munain EUSKALTEL - EUSKADI + 1'09
3 Juan Manuel Gárate SAUNIER DUVAL - PRODIR + 1'33
4 Santos Gonzalez Capilla PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
5 David Latasa COMUNIDAD VALENCIANA + 2'18
6 Allan Davis LIBERTY SEGUROS - WURTH TEAM + 2'54
7 Oscar Freire RABOBANK s.t.
8 Cândido Barbosa L.A. ALUMINIOS - LIBERTY SEGUROS + 3'17
9 José Rujano SELLE ITALIA - COLOMBIA s.t.
10 David Herrero Llorente EUSKALTEL - EUSKADI s.t.

1 Aitor Osa ILLES BALEARS 13h46'07
2 Alberto Lopez De Munain EUSKALTEL - EUSKADI + 1'05
3 Juan Manuel Gárate SAUNIER DUVAL - PRODIR + 1'37
4 Santos Gonzalez Capilla PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
5 David Latasa COMUNIDAD VALENCIANA + 2'38
6 José Rujano SELLE ITALIA - COLOMBIA + 3'37
7 Oscar Freire RABOBANK + 3'42
8 Angel Vicioso LIBERTY SEGUROS - WURTH TEAM + 4'01
9 Nuno Ribeiro L.A. ALUMINIOS - LIBERTY SEGUROS + 4'17
10 David Herrero Llorente EUSKALTEL - EUSKADI + 4'31

1 Angel Edo SAUNIER DUVAL - PRODIR 60
2 Oscar Freire RABOBANK 57
3 Alberto Lopez De Munain EUSKALTEL - EUSKADI 40

1 Joseba Albizu EUSKALTEL - EUSKADI 34
2 Aitor Osa ILLES BALEARS 28
3 Allan Davis LIBERTY SEGUROS - WURTH TEAM 22
Das war ja nicht schlecht, vielleicht würde Alberto morgen noch einmal angreifen können. Er schien ja doch nicht so schlecht draufzusein.

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Beitrag: # 308302Beitrag Henrik
23.9.2005 - 20:46

Das endscheidende Schlussteilstück stand an. Ich schaltete etwa nach 70 der 113 Kilometer zu. Der Kommentator verkündete gerade, dass Paolo Bettini heute bei der Mittelmeer-Rundfahrt seine Führung mit einem zweiten Platz verteidigen konnte. Gewonnen hatte Giuseppe Palumbo im Sprint einer fünf Mann starken Spitzengruppe. Doch dann kam er wieder zum Renngeschehen zurück. Vorne war eine Gruppe, fünf Mann, darunter auch Joseba. Er hatte das Bergtrikot schon jetzt erfolgreich beendet. Seit kurzem befand sich eine dreiköpfige Verfolgergruppe drei Minuten hinter der Spitze und eine Minute vor dem Feld. Dabei waren Wesemann, Contador und Florencio. Im Anstieg letzten Anstieg, 40 Kilometer vor dem Ende der Rundfahrt, zog Contador etwas weg, aber der Abstand schrumpfte bereits wieder. Joseba holte als zweiter noch einmal vier Bergpunkte, aber der Abstand war interessant. Contador kam 2:20 später, dann jeweils 20 Sekunden Abstand zwischen ihm, den beiden Verfolgern und dem Feld. Noch gab es keine Angriffe von Favoriten, und bis zum Ziel gab es auch nur noch einen kleinen Hügel. Dann sah ich ein orangefarbiges Trikot mit einer Panne. Zum Glück war es nicht Alberto, sondern Jose. Für ihn war der Arbeitstag wohl beendet. Der letzte Sprint stand 17 Kilometer vor dem Ziel an. Joseba gewann kampflos, doch der Abstand auf Contador, der inzwischen von Wesemann und Florencio eingeholt worden war, hatte die Anderthalb-Minuten-Marke unterschritten. Auf das Feld waren es auch nicht mehr viel mehr als zwei Minuten. Eine ganz knifflige Angelegenheit, und seine Mitstreiter sahen schon sehr geschwächt aus. Das war auch ihm aufgefallen und so trat er an, um sein Glück alleine zu versuchen. Zwanzig Sekunden schob er dazwischen, doch man sah, dass ihm jeder Tritt schwer fiel. Und ihm stand noch ein kurzer Hügel bevor. Am Fuße dieses Anstieges wurden Wesemann, Contador und Florencio gestellt. Joseba brach vorne ein und wurde wieder gestellt. Mit letzter Kraft hielt er sich am Schwanz der Gruppe, die vier Kilometer vor dem Ziel immer noch vierzig Sekunden vorne lag. Jetzt sah ich wieder orange: David attackierte im Feld und erarbeitete sich eine kleine Lücke. Jetzt wurde es ganz knapp, vorne wollte keiner in den Wind, Joseba war plötzlich vorne. Zweihundert Meter vor dem Ziel überholte Sousa ihn, einer seiner Mitausreißer. Aber von hinten kam David mit wahnsinnigem Tempo näher. Er saugte sich heran, dann kam er vorbei! David gewann knapp vor Sousa, Joseba wurde vierter, da Rast ihn noch überholen konnte. In der Gesamtwertung tat sich nichts mehr. Osa holte den Sieg, Joseba gewann für uns die Bergwertung. Das Teamklassement führten wir zum Abschluss ebenfalls an. Und der zweite Platz von Alberto trägt zu der hohen Messlatte bei, die für uns gelegt wurde, wenn wir im nächsten Rennen starten würden. Ich nahm mir vor, mich auf jeden Fall zu zeigen.

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Beitrag: # 308371Beitrag Henrik
24.9.2005 - 12:30

Ich bekam dann eine e-Mail mit dem Aufgebot zugeschickt.
Hallo Jose, dein erstes Rennen steht unmittelbar bevor. Dafür wünsche ich dir viel Glück, du wirst vielleicht einige Freiheiten bekommen. Kapitän wird Samuel Sanchez Gonzales sein, auch noch dabei sind Josu und Aitor Silloniz, Inaki Isasi, Gorka Verdurgo und Gorka Gonzales. Vielleicht könnt ihr euch auf den ersten beiden Etappen an den Schlussanstiegen zeigen oder euch auf den anderen Teilstücken in Gruppen beteiligen. Ich hoffe auf ein aktiv gestaltetes Renngeschehen, Julian Gorospe
Ich freute mich natürlich über die Wünsche von Gorospe, doch ich wusste, dass das Profi-Geschäft nicht so einfach wie ein U23-Rennen ist. Ich nahm mir einfach vor, mein bestes zu geben, mehr konnte ich nicht tun.
Am nächsten Tag fuhren wir nach Benalmadena, von wo aus die erste Etappe nach Comares starten sollte. Am Ende stand direkt ein kleiner Schlussanstieg, das verhieß wieder schmerzende Beine. Wir bereiteten uns am Startort noch zwei Tage auf die Rundfahrt vor, denn wir wollten schließlich eine gute Figur abgeben.
Ich bekam nur noch am Rande mit, dass Bettini beim Mannschaftszeitfahren der Mittelmeer-Rundfahrt mit Quickstep unterging und mehr als vier Minuten einbüßte. Damit war natürlich auch die Gesamtwertung futsch, Sylvain Chavanel übernahm das Trikot und gab es auch auf dem Schlussteilstück nicht mehr ab.
Am morgen meines ersten Profirennens fühlte ich mich schon irgendwie mulmig, aber vor allem nervös. Hoffentlich würden wir den Erwartungen gerecht werden!

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Beitrag: # 308508Beitrag Henrik
24.9.2005 - 19:27

Mein erstes Profi-Rennen, und direkt solch ein Profil! Eine kleine Bergankunft am Schluss würde wahrscheinlich zu einer ersten Selektion führen, daher sollten wir Samuel Sanchez Gonzales aus dem Wind halten und auf ihn aufpassen. In die Gruppen wollten wir einen Bewacher mitschicken, damit wir im Hauptfeld uns nicht an der Arbeit beteiligen mussten. Einfacher Plan eigentlich, doch ich war tierisch nervös, als es losgehen sollte. Ich versuchte, die letzten Minuten vor dem Start beim Warmmachen mit Musik zu entspannen, aber das ging überhaupt nicht. Dann steckte ich mir den Funk-Empfänger in mein Trikot und steckte den Kopfhörer ins Ohr. Am Start unterhielt ich mich noch etwas mit Axel Merckx, der heute zu den Favoriten gehörte.
Dann kam der Startschuss und das Feld setzte sich in Bewegung. Ich fuhr locker schwatzend im Feld mit, denn ich sollte am Anfang noch nicht attackieren. Das übernahm Josu Silloniz, der sich an die Hinterräder von Ruben Plaza (COM) und Benjamin Noval (DSC) hängte. Wenig später gesellten sich Arroyo (IBA), Canada (SAD) und Piatek (ATI) dazu. Das Feld ließ die Gruppe gewähren, am ersten Hügel setzte sich Plaza etwas ab und holte die 10 Punkte, eine halbe Minute vor den Verfolgern. Das Feld mit mir hatte schon drei Minuten Rückstand. Plaza wurde schnell wieder eingefangen, der Vorsprung wuchs und wuchs. Ich rollte weiter locker mit und unterhielt mich mit dem einen oder anderen Fahrer. Meine Nervosität vom Anfang war ziemlich verschwunden, ich fühlte mich fast wie immer. Die zweite Bergwertung wurde ohne weitere Zwischenfälle passiert, der Abstand betrug jetzt zehn Minuten. Jetzt würde es langsam ernst werden, dass Feld durfte nicht mehr lange mit der Verfolgung warten. Das dachten sich auch Fassa Bortolo und Davitamon-Lotto, die mehrere Fahrer zur Tempoarbeit nach vorne beorderten. Aber entweder schlugen die Ausreißer sich nicht schlecht oder das Feld machte nicht ernst. 70 Kilometer vor dem Schlussanstieg waren es immer noch acht Minuten. Aber ich hielt ersteres für realistischer, denn ich merkte, dass das Tempo beschleunigt wurde. Den zweiten Zwischensprint überstand die Gruppe noch, aber dann hörte ich über Funk, dass die Ausreißer auseinanderbrachen. Das war wohl der Anfang vom Ende. Ungefähr 30 Kilometer vor dem Ziel ging dann eine Vierergruppe weg, dabei Axel Merckx (DVL) und Juan Manuel Garate (SAD). Ein erstaunlich früher Antritt, doch weil Davitamon sich verständlicherweise völlig zurückzog, kamen die vier erst einmal weg. Wir fragten nach, ob einer von uns hinterherspringen sollte, aber wir sollten die Gruppe erst mal weglassen. Merckx kam an die Spitzenreiter heran, die ersten Teile der ehemaligen Spitzengruppe wurden eingeholt. Am Fuß der Schlusssteigung waren alle eingeholt, abgesehen von Merckx, der noch rund eine Minute Vorsprung hatte. Das würde ganz knapp werden. Aber er brach schnell ein und wurde eingefangen. Genau in diesem Moment griff Nick Nuyens (QST) an und schob eine Lücke zwischen sich und das Feld. Drei Kilometer vor dem Ziel war er eine halbe Minute vorne, und im Feld war ich der einzige verbliebene Helfer für Samuel. Meine Beine brannten und schmerzten, aber ich musste möglichst lange dabei sein und ihn in einer guten Position halten. Wie lange würde ich das noch aushalten? Ich biss die Zähne zusammen und kämpfte. Bis zum entscheidenden Angriff wollte ich noch bei ihm bleiben. Drei Kilometer vor dem Ziel traten dann alle Favoriten an. Ich wollte mich schon zurückfallen lassen, doch dann kam von hinten der Befehl: „Bleib dran, wir wollen noch Druckmittel haben!“ Also musste ich weiter beißen. Samuel konnte ich jetzt nicht mehr helfen, aber dem Team konnte ich einen Dienst erweisen, indem ich weiter voll fuhr. Nico Eeckhout (CHJ) führte das Feld an Nuyens heran und kurz vor dem roten Teufelslappen vorbei. Ich kämpfte am Ende der Favoritengruppe verbissen um den Anschluss, von vorne bekam ich nicht mehr viel mit. Ich hörte nur noch die Anfeuerungsrufe aus dem Auto, ich hatte noch einen Kilometer. Ich gab alles was ich konnte, verlor aber schließlich doch knapp vor dem Ziel den Anschluss. Vorne sah ich jemanden jubeln, in einem weiß-roten Trikot. Später erfuhr ich, dass es Eeckhout war, der die letzten zwei Kilometer bärenstark gefahren war. Für Samuel reichte es zu Platz fünf, ich wurde Zehnter. Doch ich wusste nicht, ob ich zufrieden sein sollte. Ein zehnter Platz im ersten Rennen, das war klasse, aber die Lücke ärgerte mich. Doch als ich von allen für die gute Arbeit gelobt wurde, besserte sich meine Laune.
Zu meiner Überraschung wurde die Lücke nicht als Zeitabstand gewertet, daher habe ich nur 20 Sekunden Rückstand in der Gesamtwertung. Eeckhout führt alle Wertungen an, abgesehen vom Nachwuchs-Klassement. Dort bin ich Dritter! Morgen geht es direkt hart weiter, dann möchte ich Samuel zu einer noch besseren Platzierung verhelfen.

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Ueberflieger
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Beitrag: # 308514Beitrag Ueberflieger
24.9.2005 - 19:41

Muss ab und zu auch mal wieder was sagen, nicht damit du denkst, weil keiner mehr schreibt, dass sich niemand mehr für deinen AAR interessiert.
Ich bin weiterhin begeisterter Leser deines AARs. Gefällt mir immernoch sehr gut :D .
Gruß,
Ueberflieger

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Hoffi
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Beitrag: # 308521Beitrag Hoffi
24.9.2005 - 19:47

Deine Schreibweise ist durchaus lesenswert, dennoch muss ich mich wiederholen:
Escartin hat geschrieben:Absätze! Macht es deutlich leichter zu lesen. Denk doch an die älteren User. KuT z.B. :lol:
"There are only 10 types of people in the world: Those who understand binary, and those who don't."

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Henrik
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Beitrag: # 308556Beitrag Henrik
24.9.2005 - 20:59

Danke für das Lob, motiviert einen immer wieder neu. Ich werde das mit den Absätzen in Form von Leerzeilen mal versuchen.
____________________________________________
Nach dem Rennen ging es für mich zuerst zum Umziehen, dann setzte ich mich in den Team-Bus und wir fuhren zum Hotel. Samuel hatte eigentlich vorgehabt, heute noch eine Attacke zu starten, aber er hatte am Schlussanstieg keine Chance mehr gehabt. Im Hotel bekamen wir noch eine Massage, dann ging es auch schon zum Essen und schließlich ins Bett. Wir wollten ja morgen wieder gut drauf sein. Mein Zimmer teilte ich mir übrigens mit Josu Silloniz, der heute den Ausreißversuch gestartet hatte. Daher war er entsprechend müde, und auch ich konnte schnell einschlafen. Mein erster wirklicher Tag als Profi war vorbei. Ich konnte mit dem Rennen zufrieden sein, aber ich wollte morgen mich weiter gut halten.

Dann hörte ich ein klingeln. Was war das? Ich schlug die Augen auf und realisierte, dass es der Wecker war. Ich musste meine Gedanken erst mal sortieren, dann kam es wieder zurück. Ich war gestern die erste Etappe der Andalusien-Rundfahrt gefahren. Deshalb fühlten sich meine Beine auch schwerer an als sonst. Josu war schon wach, er zog sich gerade an.
Nachdem auch ich mich eingekleidet hatte gingen wir gemeinsam hinunter zum Frühstück. Dort wartete schon der Rest der Mannschaft und auch Gorka Gerrikagoitia, der uns hier betreute, war schon anwesend. Wir aßen ein bisschen was und dann fing er mit der Teambesprechung an.
„Gestern war die Leistung in Ordnung, die Jury hat meiner Meinung nach wegen der Zeitabstände etwas merkwürdig entschieden. Aber heute wollen wir uns wieder zeigen. Dieselbe Strategie wie gestern, aber im Schlussanstieg wollen wir vielleicht etwas zeigen. Heute wird noch mal ein harter Tag, aber ab Morgen wird es etwas leichter. Aber gerade deswegen müssen wir uns heute zeigen.“

Nach der Besprechung nahm er mich noch einmal zur Seite. „Jose, wenn heute das Rennen am Ende zu langsam ist, dann sollst du am Schlussanstieg eine Attacke für Samuel vorbereiten. Fahr mit ordentlich Tempo unten rein, und dann so lange du kannst durchziehen. Aber das ist nur eine Möglichkeit von vielen. Viel Glück.“
Ich war erst mal baff. Direkt heute sollte ich das Feld in den Schlussanstieg führen? Naja, ich musste einfach mein bestes geben und hoffen, dass Gorka und die anderen nicht von mir enttäuscht werden würden.

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Ueberflieger
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Beitrag: # 308559Beitrag Ueberflieger
24.9.2005 - 21:03

Schon sehr viel besser und übersichtlicher..danke. :wink:
Gruß,
Ueberflieger

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Gerolsteiner
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Beitrag: # 308648Beitrag Gerolsteiner
25.9.2005 - 9:34

Ueberflieger hat geschrieben:Schon sehr viel besser und übersichtlicher..danke. :wink:
Ja, jetzt kann man das viel besser lesen. Mach weiter so. Toller AAR!

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