Doping im Radsport

[matt29]

Kann wirklich sein, dass ich Dich irgendwie nicht verstehe, Arkon...
Aber allein das ARD-D-Tour-Beispiel zeigt, dass es offenbar NICHT immer so weiter geht. Übrigens wäre die Firma Liberty ein weiterer Fisch der gegen den Strom schwimmt!

[arkon]

aber das beispiel liberty/würth zeigt ja wohl am krassesten, was es bringt: garnichts! und das sind jetzt erst die russen, die einsteigen (tinkoff/astana). wartet mal, bis die araber kommen. geld wird es immer geben, gerade für so einen faszinierenden, traditionsreichen, europäischen sport.

[Exelero]

Das an den Akten wohl ziemlich viel wahr ist stimmt wohl auch, nur man weiß es nicht. Man sollte sie wenn endlich mal ein Urteil beschlossen wurde oder nichts passiert sie öffnen, dann werden wir ja sehen was wer genommen aht.

Gute Idee, öffnen, klingt gut!

Das Problem ist: "Nach Informationen der "Bild"-Zeitung soll ein Schreiben von Weltverbands-Präsident Pat McQuaid dem Schweizer Verband verbieten, die Ermittlungsakten der Guardia Civil aus dem spanischen Doping-Skandal um den Madrider Arzt Eufemiano Fuentes für sportgerichtliche oder andere Verfahren zu verwenden."

Ab unter den Teppich, wa? Dreist, blöd, kriminell!

Wow das wusste ich noch nicht, dass klingt schon sehr nach Vertuschung.

[Mangahn]

und den Preis des Tages für das fehlerhaftestes Argument erhält... Mangahn!

Sorry, so gefährlich ist halbwissen. Ich hatte halt nichts mehr von der Mafia gehört und somit angenommen, daß Problem ist geregelt.

[Exelero]

Kein Problem wusste es auch nur, weil ich es letztens im Spiegel gelesen hab.

[jonas]

Die Sache ist an sich klar, es ist ein Verfahren, das in Spanien noch lauft, also noch nicht abgeschlossen ist. Daher dürfen die Akten noch nicht verwendet werden. Das wäre wohl auch in Deutschland oder der Schweiz nicht anders.

[wassertraeger29]

Da lässt man die Meute lieber noch 2-3 Jahre fahren, was solls...?!?

[Stephen Roche]

Die Sache ist an sich klar, es ist ein Verfahren, das in Spanien noch lauft, also noch nicht abgeschlossen ist. Daher dürfen die Akten noch nicht verwendet werden. Das wäre wohl auch in Deutschland oder der Schweiz nicht anders.

Bin ich mir nicht so sicher. In Spanien geht es um ein Strafverfahren gegen Dritte, d.h. gerade nicht gegen die Fahrer selbst. Wieso sollten die Akten in einem Sportgerichtsverfahren gegen die Fahrer nicht verwendbar sein? Das führt augenscheinlich zu dem paradoxen Ergebnis, dass ein kriminelles Verhalten der Dritten, den Fahrern zugute kommt und etwaige Verstöße gegen die verbandsrechtlichen Vorgaben (Doping) nicht geahndet werden können. Es ist doch bei der Beantwortung der Frage, ob eine Dopingverstoß vorlag, völlig irrelevant, ob sich die Dritten (Fuentes und Co.) strafbar gemacht haben.

Mag sein, dass das spanische Recht eine entsprechende Vorschrift kennt, die besagt, dass alle Akten, die in einem Strafverfahren als Beweismittel dienen, nicht in anderen Verfahren verwendet werden dürfen. Nur: Wäre eine solche Regelung "gutes Recht"? Nein. Wahrscheinlicher ist es, dass das Gericht eine solche Anordnung treffen darf - dies ist vorliegend offenbar geschehen. Und das kommt den Sportverbänden ganz Recht.

Im Übrigen: Da die Sportgerichtsbarkeit keine staatliche Gerichtsbarkeit ist, verstehe ich nicht, warum man ein Weitergabe-/Verwendungsverbot verhängt hat.

[Klaus und Tony]

Im Übrigen: Da die Sportgerichtsbarkeit keine staatliche Gerichtsbarkeit ist, verstehe ich nicht, warum man ein Weitergabe-/Verwendungsverbot verhängt hat.

Weil sonst jeder Arbeitgeber, der einem Angestellten kündigen will, Akten von Polizeiermittlungen anfordern könnte, laut denen der Angestellte als Zeuge eines Mordes zugibt, am betreffenden Tag blau gemacht zu haben.

Der Tag sei fern.

[Stephen Roche]

Konsequenz daraus wäre: Die Akten dürfen auch später nicht an die Verbände gegeben werden.

Es besteht durchaus ein Unterschied zwischen einem Herausgabeverlangen der Olaf Ludwig Cycling GmbH (hieß die so?) und einem Herausgabeverlangen des BDR.

[Uflacker]

Habt auch Ihr genug von der Hetzkampagne gegen Jan Ullrich?
Versteht auch Ihr nicht warum er der einzige ist, der noch verfolgt wird?
Dann klickt bitte den Link in der Signatur!
Dort sind die "wirklichen" Fakten zusammengefasst!
Nicht jene, die in den Medien hin- und herkopiert werden.
mfG

[Mangahn]

Das ist nicht einmal mehr zum lachen. Verschwinde. XXX (gestrichenes Schimpfwort)

[Uflacker]

Ich habe einfach etwas gegen diese Vorverurteilung.
Da werden Menschenrechte mit Füssen getreten, das kann ich nicht akzeptieren.
Warum sollte Jan Ullrich anders behandelt werden als alle anderen?
mfG

[matt29]

@mangahn:
Also ich hab mir die Seite angesehn und mußte doch irgendwie lachen

Aber um meinen Eindruck dieser Aktionsseite mal möglichst wertneutral auszudrücken: sie ist nicht weniger spekulativ, nicht mehr auf Fakten aufgebaut und genauso hin- und herkopiert wie vieles von dem Medienzeugs.
Und unlogisch argumentiert wird dort obendrein- einen genaueren Kommentar kann ich leider aus Zeitmangel nicht geben.

@Uflacker:
Wenn Du Lust hast, mir zu erklären wieso Ullrichs Menschenrechte mit Füßen getreten werden, hier ein hilfreicher Link:
Europäische Menschenrechtskonvention

[Uflacker]

Artikel 6 (2).
"Bis zum gesetzlichen Nachweis seiner Schuld wird vermutet, daß der wegen einer strafbaren Handlung Angeklagte unschuldig ist."

Dies ist leider in den Medien nicht immer der Fall.
mfG

[wassertraeger29]

Wie wäre es denn, wenn "Ulle" mal den Nachweis seiner Unschuld bringt. Hmm...?

[Flash]

Amen.

Sehe das haargenau so wie arkon und KuT. Mal ehrlich:
Die Tour 06 ohne Ullrich und Basso war einfach nicht dasselbe wie 2005.
Das ist, als ob Italien und Deutschland bei der Fussball-WM fehlen würden.

Wie arkon schon sagte, so ist die Welt nunmal.

Nein, das ist so, als ob Italien und Deutschland wegen Sportbetrug fehlen würden. Im Gegensatz zum Radsport (und dem italienischen Fußball) wird das im internationalen Fußball durchaus nicht toleriert.

Doping ist nicht nur ein Problem des Spitzensports. Wenn man den Kampf dagegen aufgibt wird es nicht mehr allzu lange dauern, bis aus Kindern mit Hilfe von Gentechnik irgendwelche Frankenstein-ähnlichen Supersportler gezüchtet werden.

Ähnlich logisch wie Doping zu legalisieren, wäre es, die Polizei und das Rechtssystem abzuschaffen, da ja sowieso überall Verbrechen begangen werden und es irgendwie auch nich besser wird. Ist das die Logik?

[arkon]

nein, aber du scheinst dir hier irgendwie nur den kürzesten post durchgelesen zu haben: ich habe meine meinung, wie mir scheint, relativ ausführlich dargelegt. dabei geht es mir nicht um die legalisierung von doping oder überhaupt irgendeinem vorschlag, wie man hier weiter verfahren könnte. ich wollte nur zum ausdruck bringen, das mir persönlich die isolierte tatsache, das die fahrer alle dopen, so etwas von scheissegal ist und ich mich von daher um eine mögliche, spannende tour betrogen fühle. das hat etwas von der nix sehen, nix hören, nix sagen mentalität, aber es ist meine meinung. und den kampf gegen doping mit dem gegen verbrechen zu vergleichen ist doch etwas weit hergeholt: über das eine gibt es überall statistiken, die leute werden (fast) alle (relativ) gerecht bestraft: das vorgehen als solches ist unstrittig. beim anderen weiß eigentlich keiner so recht, aber alle vermuten. der kampf ist eher stochern im blinden und eigentlich wird niemand so richtig bestraft. und zugeben tun es auch nur die ex-profis.

[Uflacker]

Wie wäre es denn, wenn "Ulle" mal den Nachweis seiner Unschuld bringt. Hmm...?

Das wäre ja dann eine Umkehrung der Beweislast. Glücklicherweise ist es in der Demokratie so, dass die Schuld bewiesen werden muss. Und nicht anders herum.
Sonst könnte ich z.B. sagen, du hättest mich bestohlen. Dann müsstest Du deine Unschuld beweisen, obwohl Du nichts getan hast !

Das darf nicht sein!!!

[arkon]

der entscheidende punkt ist: steht ullrich unter anklage? bisher noch nicht. also ist das alles schöne, graue theorie. t-mob hat ihn disqualifiziert und dabei explizit eben diese umkehrung der beweislast gefordert. ein dna-test hätte gereicht. ullrich hat diesen verweigert. punkt.
das hüpfende komma: t-mobile hat ein berechtigtes interesse daran, ohne unter starkem verdacht stehende doper die tour zu bestreiten. und ullrich hat kein recht darauf, unter allen umständen an der tour teilzunehmen. insofern: richtige entscheidung.
was dagegen nicht so elegant ist, ist die tatsache, die mögliche eröffnung eines verfahrens gegen ullrich bis in das jahr 2007 hinaus zu schieben. damit nimmt man ihm die möglichkeit, dort auch radsportlich aktiv zu werden. möglicherweise zu unrecht.

[Flash]

ich verstehe dein argument, dass das spektakel radsport unter dem herausnehmen der stars leidet. es ist natürlich auch immer sehr scheinheilig, wenn die ganze branche eines dopingsverseuchten sports bei skandalen wie dem fuentes-skandal aufschreit und von selbstreinigung redet.

wenn man sieht, wie ereignislos selbst die fuentes affäre mittlerweile abgelaufen ist, kommt man über eine gewisse ohnmacht in der thematik im kampf gegen doping nicht herum.

aber falsch wäre für mich, an dieser stelle aufzustecken.

die profis sind mir was doping angeht mittlerweile ehrlich gesagt ziemlich egal. da ist man durch die vielen nachrichten mittlerweile schon fast desensibilisiert. ich befürchte nur, dass wenn eine mentalität einkehrt, die doping als gegeben und notwendig im leistungssport hinnimmt, dies ganz schnell zu anderen dimensionen führen kann und eine eigendynamik entwickelt.


beispiele gibt es hier ja jetzt bereits genug. ich halte es jedenfalls für eine horrorvision, wenn es dann irgendwann im jugendbereich nach anfänglichen moralischen bedenken auch akzeptiert wird, dass talente und vielleicht auch hobbysportler dopen.
dass dies so kommen würde, steht für mich fest.

es wird auch sicher nicht nur die verbreitung des dopings durch dessen legalisierung zunehmen, sondern sicherlich auch die härte der mittel. und über argumente wie, dass man das legalisierte doping ja einschränken könne, um zu verhindern, dass es überhand nimmt, kann ich nur müde lächeln.
die heutigen regeln werden ja auch überall gebrochen, warum sollte das mit neuen anders sein.


im übrigen denke ich, dass doping durchaus ohne abstriche kriminell zu nennen ist. zum einen werden sich millionen von preisgeldern und gehältern auf diese weise erschlichen, zum anderen ist es nichts weiter als die systematische zerstörung der gesundheit der athleten, was bei jüngeren athleten oder gar kindern noch inakzeptabler wird. doping ist sicherlich kein kavaliersdelikt, sondern eher eine mischung aus gewerbsmäßigem bandenbetrug und schwerer körperverletzung.

ich hoffe trotz der länge meines beitrags hält sich die konfusion in grenzen, ich jedenfalls bin schon vom schreiben verwirrt.