Der Werdegang eines Radprofis [10|02|07]

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

eisel92
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Beitrag: # 438731Beitrag eisel92
29.6.2007 - 17:54

Danke für die Blumen - und wenn euch etwas nicht gefällt, einfach sagen!

30. September 2006

Heute ist der letzte September-Tag. Mittlerweile haben wir einen neuen Weltmeister. Paolo Bettini konnte in Salzburg endlich sein letztes großes Ziel verwirkliche. Sensationeller Zweiter wurde Erik Zabel, Alejandro Valverde, der die diesjährige ProTour Wertung für sich entscheiden konnte, wurde Dritter. Ich habe die letzten beiden Tage eher weniger trainiert, der Somport Pass ist mir noch immer in guter Erinnerung. So etwas darf mir nächste Saison bei den Rennen nicht passieren. Aber bis dahin hatte ich ja noch einiges an Zeit zum trainieren. Sowohl vorgestern als auch gestern hab ich mir zwei wellige Hundert-Kilometer-Strecken für das Training ausgesucht. Von den Pyrenäen habe ich fürs Erste wieder genug. Nach einer kurzen Trainingseinheit heute Morgen ging es wieder in die Teamzentrale nach San Sebastian.

Dort erwarteten mich und das Team zum ersten Mal alle drei sportlichen Leiter. Oscar Guerrero ist von Fuerteventura erhalten geblieben, Alfonso Galilea Zurbano konnte von Caisse d`Epargne verpflichtet werden. Den dritten Mann kannte ich bis zum heutigen Tage noch nicht. Von Saunier Duval ist Matteo Algeri zu uns gestoßen. Jetzt kannten sich also alle. Nach er kurzen Vorstellungsrunde kamen wir dann wieder zum Grund unseres Treffens: Dem neuen Kapitän. Wir wurden von Oscar Guerrero auf den neuesten Stand gebracht. Wieder einmal gab es nur schlechte Nachrichten. Damiano Cunego wird definitiv nicht kommen, er hat vor wenigen Stunden seinen Vertrag bei Lampre verlängert. Die Chancen, dass unser Kapitän Denis Menchov heißen wird sind im Moment sehr gering. Er würde sich nur zu einem Wechsel bereit erklären, sollte Rabobank seinen Vertrag nicht verlängern, und dass erscheint mehr als unrealistisch. Man war neben dem Russen nur mehr an zwei Leuten dran, und der Eine wäre die Riesen-Sensation. Carlos Sastre wird von unserem Team seit Wochen umworben, und das nicht ganz ergebnislos. Eine Einigung mit CSC seinerseits konnte auf den 4. Oktober herausgezögert werden. Bis dahin will er persönlich die Frage klären: CSC oder Seat. Er ist sich einfach noch nicht sicher.

Unser zweiter Kandidat ist der Australier Cadel Evans und, endlich einmal eine gute Nachricht, der Australier scheint auch wirklich Interesse an uns zu haben. Bei Predictor-Lotto wäre er natürlich auch nicht schlecht aufgehoben, aber er weiß natürlich, dass wir hier mehr Wert auf Rundfahrer legen. Bei Predictor gibt es noch Robbie McEwen und Leif Hoste die im Team sehr viel zu sagen haben, besonders Evans Landsmann. All das sind Gründe, dass der Ex T-Mobiler bei uns unterschreiben könnte. „Sicher ist noch nichts, aber es sieht sehr gut aus“, meinte Guerrero. Wir alle hoffen natürlich, dass wir in ein paar Tagen endlich einen „Chef“ haben. Wobei mir Carlos Sastre deutlich lieber wäre, er ist wahrscheinlich auch auf sportlicher Ebene die bessere Lösung. Und für die Sponsoren wäre Sastre auch besser. Aber mich sollte das nicht all zu viel interessieren, ich sollte mich lieber mehr auf das Training konzentrieren. Aber derzeit beschäftigt mich unser neuer Kapitän einfach viel mehr als meine Grundausdauer.
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eisel92
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Beitrag: # 439885Beitrag eisel92
3.7.2007 - 13:33

Morgen hol ich mir den Radsportmanager...allerdings wird mit meiner schwachen GraKa in Sachen Screens wahrscheinlich nicht viel gehen. Naja, abwarten. Übrigens: Es lohnt sich, mal in den ersten Post zuschauen, da ist ua eine Übersicht des kompletten Kaders!

5. Oktober 2006

Was war das heute für ein Tag! Das Wichtigste vorweg: Wir haben endlich einen Kapitän! Gestern wartete das ganze Team gespannt auf Nachrichten aus Dänemark. Das Team CSC musste sich gestern mit Carlos Sastre einigen, damit er nicht in unser Lager kam. Bjarne Riis hat sicher keine Freude, dass er es so schwer hatte, Sastre zu halten. Wie ihr vielleicht schon heraushören konntet - der Spanier bleibt bei CSC. Wieso wissen wir nicht genau, wir können nur vermuten, dass er einfach in seinem gewohnten Umfeld bleiben will. Das ist ja irgendwo auch verständlich. Anfangs waren wir natürlich sehr enttäuscht, aber diese Enttäuschung legte sich bald wieder. Am Abend überschlugen sich nämlich die Ereignisse. Bei mir in der Heimat war die Hölle los. Filme wurden unterbrochen, das Bild wechselte vor die Zentrale von Euskaltel, und dann kam die Meldung, die wie eine Bombe einschlug.

„Guten Abend meine Damen und Herren. Wir unterbrechen unser Programm für kurze Zeit, denn vor wenigen Minuten bekamen wir sensationelle Nachrichten vom Traditionsklub Euskaltel. Es soll angeblich einen heftigen Streit zwischen der Teamführung des baskischen Radsport Clubs und dessen wichtigsten Fahrer Samuel Sanchez gegeben haben. Der Grund des Streites ist uns bis dato noch nicht bekannt, allerdings wird von einigen Insidern behauptet, dass Samuel Sanchez seinen Vertrag bei Euskaltel beendet hat. Damit wäre eines der größten Radsport-Talente in Spanien ohne Vertrag. In wenigen Sekunden soll die Teamführung mitsamt dem angesprochenen Profi aus der Zentrale kommen und uns über den Stand der Dinge aufklären – ah, ich sehe, die Tür öffnet sich…“

Was dann folgte, lies unseren gesamten Mitarbeiterstab hoffen. Unsere Führungsetage griff sofort zum Hörer, versuchte sich, mit dem Manager von Sanchez in Verbindung zu bringen. Es war tatsächlich wahr gewesen, was behauptet wurde: Sanchez verließ mit sofortiger Wirkung Euskaltel. War genau vorgefallen war, ist noch immer nicht klar – interessierte mich aber auch nicht. Auf jeden Fall schaffte unser Team tatsächlich die Verbindung zu Samu Sanchez, der binnen zwei Stunden Angebote von insgesamt Acht Teams bekam. Wir hatten aber Glück, da wir das einzig spanische Team waren. Somit stand es Eins zu Null für uns. Heute Vormittag traf sich dann die Teamführung von uns mit Herrn Sanchez und dessen Manager, und es konnte tatsächlich eine Einigung erzielt werden. Über seinen Rennkalender wissen wir noch nicht Bescheid, aber ich denke mal, dass der Hauptaugenmerk auf die Ardennenklassiker und die Tour de France gelegt werden wird. Für die Vuelta haben wir ja schon David Arroyo.

Ich bin auf jeden Fall glücklich, dass wir nun endlich einen Kapitän haben. Cadel Evans war natürlich enttäuscht, dass es doch nicht geklappt hat, aber so kann er immerhin bei Davitamon bleiben, pardon, bei Predictor. Das belgische Team hat seinen Vertrag schon verlängert – damit kann der Australier sicher zufrieden sein. Nun ist auch die Zeit vorbei, in der ich andauernd in die Zentrale kommen musste. Bis zum Ersten November kann ich praktisch machen was ich will. Ich wird mir vielleicht drei, vier Tage frei nehmen, irgendwann in zwei Wochen. Dazwischen wird ich trainieren. Vielleicht fahr ich nochmals in die Pyrenäen und versuche ein zweites Mal, ob ich nicht doch ein wenig Talent für die Berge habe. Ganz aufgegeben hab ich den Gedanken, irgendwann mal die Vuelta zu gewinnen ja immer noch nicht!
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eisel92
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Beitrag: # 451148Beitrag eisel92
23.7.2007 - 22:24

Von einem der seine Versprechen nicht einhält! Der neue Radsportmanager ist installiert, läuft, beste Grafik, großes Spielvergnügen. Neuer PC sage ich nur. Das Spielvergnügen treibt mich derzeit zum Karriere spielen, ich hoffe, ich wechsle auch bald zum AAR. Traurig aber war, mir gefällt der folgende Post nicht, aber ich muss jetzt mal wieder was schreiben...ich hoffe, mich küsst bald die Muse und die Geschichte läuft flüssiger (und mit mehr Qualität) weiter. Selbstmitleid Ende!

19. Oktober 2006

Die letzten zwei Wochen hab ich trotz meines Urlaubes mit hartem Training verbracht. In die Pyrenäen hat es mich nicht noch mal verschlagen, stattdessen fuhr ich heim nach Bilbao und fuhr meine alten Trainingsstrecken ab – die ich im Schnitt um Fünfzig Kilometer verlängerte. Zwei Tage nahm ich mir Zeit für die Familie, ansonsten rackerte ich mich ab. Ich möchte Anfang November beim Treffen mit dem Rest des Teams in guter Verfassung sein. Wahrscheinlich werde ich ein weiteres Monat Pause bekommen, da die letzten Rennen der Saison in diesen Tagen stattfinden. Danach fahren die Profis erstmal in ihren wohlverdienten Urlaub. Für mich verlängert sich dadurch nur die Zeit des Wartens. Morgen werde ich abreisen und mich in Barcelona mit Igor Anton treffen. Wir spielen mit dem Gedanken uns für die erste Saison bei Seat ein gemeinsames Quartier zu suchen. Mal sehen, was dabei rauskommt. Eine Bleibe brauch ich auf jeden Fall dringend, und ein zweiter Mieter würde meinen Portemonnaie nur gut tun. Eigentlich halte ich von Wohngemeinsachten solcher Art relativ wenig, aber was soll´s. Im Moment ist es sicher keine schlechte Lösung.

Wenn ich denke, dass ich erst in drei Monaten mein erstes Rennen bestreiten könnte, und die Betonung liegt auf könnte, bin ich gleich deprimiert. So gerne würde ich schon jetzt bei Rennen mitfahren. Die Vuelta hat ihren Teil dazu beigetragen, dass ich jetzt so heiß auf mein ersten Rennen im Profi-Geschäft bin. Alexandre Vinokourov, Andrey Kashechkin, Alejandro Valverde…werde ich auch mal so gut sein wie einer der Drei? Oder gar wie Miguel Indurain? Nein, dass ist wohl eher nicht mein Talent. Dazu fehlen mit die Eigenschaften auf dem Berg aber vor allem gegen die Uhr. Die Ardennen sind wohl eher mein Platz. Zweifelsohne wäre es genial, die Doyenne zu gewinnen. Alles Träume, aber nach ein, zwei guten Saisonen vielleicht nicht mehr so irreal. Trainieren für meine Ziele, dass hab ich die letzten zwei Wochen getan. Morgen und Übermorgen, in Barcelona mit Igor, da heißt es erstmal regenerieren. Endlich! Möglicherweise ist es keine gute Idee, schon jetzt so versessen zu trainieren. Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Mir fehlt die Erfahrung!

Fakt ist aber, dass ich mich schon sehr auf den ersten November freue. Das hat mehrere Gründe, aber ganz besonders freue ich mich natürlich auf das erste Treffen mit Samu Sanchez. Mit ihm kann ich mich vergleichen, natürlich, ich hab noch nichts erreicht, er schon eine ganze Menge, aber von den Stärken her. In die Abfahren hab ich mich immer schon gerne geworfen, nicht ohne schlechte Erfahrungen, aber immerhin. Naja, auf jeden Fall wird das sicher eine Klasse Sache. Ich werde sicher einige gute Tipps bekommen. Für heute habe ich mir noch eine Stunde Training verordnet. Eine Stunde zuviel, oder gar eine zu wenig?
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Beitrag: # 466349Beitrag eisel92
15.9.2007 - 18:26

2. November 2006

Es ist lange her, seit dem ich mich das letzte Mal bei euch gemeldet habe, deshalb habt ihr auch leider viel verpasst. Vor gut zwei Wochen bin ich gemeinsam mit Igor Anton nach Barcelona gereist, wo wir uns auf die Suche nach einer passenden Bleibe für die nächsten Zwölf Monate begeben haben. Bereits am dritten Tag sind wir fündig geworden. Unser neues Appartement befindet sich nicht weit vom Camp Nou und darüber hinaus müssen wir nicht weit fahren, um die Stadt zu verlassen um auf trainingsfreundlichere Gebiete zu stoßen. Die Wohnung hat 70 m², zwei Schlafzimmer, ein Bad, eine Küche und einen großen Raum – unser neues Wohnzimmer. Wir haben bereits Sachen aus unseren alten Bleiben geholt, mittlerweile sieht es richtig gemütlich bei uns aus. Ich werde euch beim nächsten Mal ein paar Bilder mitbringen. Die Umgebung haben wir auch bereits ausgekundschaftet, wie gesagt sind wir recht schnell aus der Stadt draußen. Mit Anstiegen sieht es eher schlecht aus, klammert man Autobahnauffahrten aus. Das ist der Nachteil wenn man an der Küste wohnt. Ansonsten ist Barcelona eine wunderschöne Stadt, und sollten wir in den nächsten Monaten ein paar Erfolge feiern, sind wir genau am richtigen Ort um dies gebührend zu feiern. Was mir besonders gefällt ist die Tatsache, dass man nach anstrengendem Training noch ein bisschen an den Stand gehen und relaxen kann.

Gestern haben wir zum ersten Mal die ganze Mannschaft getroffen, inklusive Samu Sanchez. Weit weg von der ganzen Journaille konnten wir gemütlich beisammen sein und uns näher kennen lernen. Ich verstehe mich eigentlich mit Allen ganz gut, trotzdem bin ich froh dass ich mit Igor Anton jemanden habe, den ich schon länger kenne. Als Neo-Profi ist man ja oft sehr auf sich alleine gestellt. Mit unserem neuen Kapitän konnte auch ich ein paar Worte wechseln, er drückt mir die Daumen, dass ich vielleicht bereits dieses Jahr bei einen (oder auch mehreren) Ardennenklassikern dabei sein darf. Die Ziele unseres Teams sind vorrangig die bergigen und hügeligen Rundfahrten und Eintagesklassiker der ProTour-Serie und natürlich auch die spanischen Continental Rennen. Bei Letzteren werde ich mich wohl am Meisten aufhalten, denke ich mal. Als neues Team müssen wir uns aber erst unseren Platz im Spitzenfeld sichern, dass wird nicht so einfach. Unsere Teamführung liebäugelt auf jeden Fall damit, dass wir bereits in der ersten Saison zu den besten Zehn Mannschaften der Welt gehören. Das ist machbar, wird aber auf jeden Fall sehr schwer. Nach der Mannschaftssitzung am Nachmittag sind wir am Abend noch alle gemeinsam essen gegangen. Insgesamt war es ein sehr gelungener Tag.

Heute waren ich und Igor wieder gemeinsam trainieren, hundert flache Kilometer haben wir abgespult. Am Nachmittag waren wir dann ein bisschen schwimmen. Vielleicht besuchen wir bald ein Spiel von Barcelona, das planen wir genau genommen schon seit unserer Ankunft in Barcelona. Viel wichtiger war uns aber, dass wir uns endlich einen Überblick über die Topographie unserer Umgebung machen konnten. Das haben wir heute auch endlich erledigt, mit einem großen Straßenplan und einer weiteren Karte mit Anstiegen bewaffnet sind wir vorhin nach Hause gekommen. Nach dem Abendessen werden wir uns über die beiden Karten hermachen, und hoffentlich ein paar potentielle Trainingsstrecken finden. In zwei Wochen ist dann der nächste Teamtreff, wobei für diesen Tag eher eine Foto-Session geplant ist, als eine Besprechung. Ich hoffe, dass wir dann auch unsere Teamausrüstung bekommen. Die Fans dürfen seit gestern die Trikots vorbestellen, daher geh ich davon aus, dass wir uns bald in unserer offiziellen Rennmontur aufs Rad werfen dürfen.
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Beitrag: # 466482Beitrag eisel92
16.9.2007 - 13:24

16. November 2006

Gute Nachrichten! Endlich sind wir ausgerüstet worden, und das nicht zu knapp. Die Trainingskleidung gefällt mir sehr gut, der Eindruck den ich von unseren Trikot-Entwürfen im Internet hatte hat sich auch in Natura bestätigt. Heute bin ich natürlich gleich in unseren Teamfarben trainieren gefahren. Ansonsten war auch das zweite Teamtreffen ein gemütliches Beisammensein welches wir wieder zum näheren Kennen lernen genutzt haben. Unser Kader steht jetzt endgültig, es wird keine Verpflichtungen mehr geben. Von den Namen her würde ich sagen, dass ich mich sowohl am Berg als auch an den Hügeln im zweiten Drittel befinde, was die Stärken meiner Kollegen angeht. Im Zeitfahren bin ich wohl einer der Schwächsten. Es wird auf jeden Fall eine harte Saison. Mittlerweile ist auch klar, dass wir im Januar keine Rennen fahren werden, dass war aber ohnehin schon so gut wie klar. Im Februar werden wir dafür bei den spanischen Rennen doppelt Gas geben. Die Mittelmeer-Rundfahrt wird wohl auch eine Equipe reicher sein. Ich muss mich also noch gute drei Monate gedulden, dann werde ich das erste Mal im Profi-Geschäft auf dem Rad sitzen. Aber derzeit verfliegt die Zeit sowieso wie im Flug.

Wie ich euch letztes Mal erzählt habe, haben ich und Igor nach ein paar Anstiegen in unserer Umgebung gesucht. Und da die Pyrenäen nicht weit sind, haben wir auch Einiges gefunden. Wir werden uns allerdings eher im Vorgebirge aufhalten, was besonders für mich gut ist. Igor hat schon angekündigt, dass er am Wochenende mit dem Auto immer ein Stück fahren will, und dann mit dem Rad weiter richtige Berge hinauf. Vergangene Woche sind wir gleich drei Mal nach Sabadell gefahren, eine Stadt rund achtzig Kilometer nordwestlich von uns. Auf der Strecke absolviert man schon gut 1.500 Höhenmeter, ein ideales Trainingsgebiet für einen Typ wie mich. Es macht aber auch sehr viel Spaß an der Küste entlang zu fahren, zum Beispiel nach Mataró. Das sind zwar nur fünfzig Kilometer aber man muss ja auch wieder zurück, und meistens bläst einem der Mittelmeer-Wind ins Gesicht. So gesehen ist auch diese Strecke ein nettes Training. Wenn ich so weiter mache mit den Trainingsausfahrten wird die Volta Ciclista a Catalunya noch ein echtes Heimrennen für mich – sollte ich im Aufgebot stehen. Zu guter Letzt habe ich euch noch ein Foto von meiner letzten Ausfahrt ins Gebirge mitgebracht. Der Ausblick auf „meine“ Stadt war einfach so traumhaft, dass ich ihn direkt fotografieren musste. Gut, dass ich immer meine Digitalkamera mit dabei habe.

Bild

Kommentare zu meinen "Neustart" sind erwünscht! ;)
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eisel92
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Beitrag: # 467004Beitrag eisel92
19.9.2007 - 18:43

6. Dezember 2006

Langsam aber sicher merkt man auch bei uns, dass der Winter kommt beziehungsweise da ist. Es hat nur mehr um die Zehn Grad, morgens weht dazu meist ein kalter Wind, der die gefühlten Grade noch einmal ordentlich purzeln lässt. Arm- und Beinlinge sind daher Pflicht. Barcelona ist auch im Advent eine schöne Stadt, auch wenn nun weniger der Strand als die gemütlichen Bars und Restaurants in der Innenstadt der Treffpunkt sind. Heute habe ich mal wieder einen Tag blau gemacht, derzeit ist es noch nicht so wichtig, dass ich in guter Form bin. Gut ein Monat ist noch Zeit bis zu den Trainingslagern, den Pressekonferenzen und alles Weitere das ansteht, wenn wir ins nächste Kalenderjahr überschreiten. Und dann beginnt auch bald wieder das Geschäft. Wir, also ich und Igor, haben unsere Lieblingsziele beim Training etwas ausgeweitet. Vor gut einem Monat sind wir noch drei Mal in der Woche an denselben Ort gefahren, mittlerweile fahren wir jeden Tag in der Woche eine andere Strecke…und wir werden sicherlich noch viele Neue entdecken. Igor hat es heute nicht lassen können – er ist in die Pyrenäen gefahren. Samu Sanchez will gemeinsam mit ihm trainieren, unseren Teamkapitän sollte man natürlich so eine Bitte nicht abschlagen, zu Mal es sicherlich eine tolle Sache, mit Samu zu trainieren. Hoffentlich komme ich auch einmal in den Genuss.

Ich bin wie gesagt heute zu Hause geblieben. Im Internet hab ich mir wieder ein paar Informationen über die ProTour geholt, es hat keine weiteren Veränderungen gegeben, Bouygues Telecom wird wie erwartet in der Continental-Tour starten. Ich denke, sie haben gute Chancen bald wieder in der „Königsklasse“ dabei zu sein. Und bei der Dauphiné und der Tour de France haben sie schon mal sicher eine WildCard. Wir sind vorerst für zwei Saisonen in der ProTour fix, dafür sorgt unser Hauptsponsor Seat und der große Co-Sponsor Iberia. Ausrüster Puma hat mit seinen Namen sicherlich auch ein wenig geholfen. Heute konnte ich auch das erste Mal in unserem Team-Forum vorbeischauen. Eine Team-Homepage haben wir ja schon lange, das Forum ist aber noch relativ neu. Da gibt es unter anderem einen Thread für jeden Fahrer. Natürlich war ich sofort hellwach und hab geschaut, was so über mich drinnen steht. Während bei Samuel Sanchez mehr als 300 Beiträge geschrieben wurden, sind es bei mir gerade mal Drei. Ein bisschen enttäuscht war ich schon, aber ich bin ja ein Neo-Profi, was will man erwarten. Und das Geschriebene war auch sehr nett. Das Team hat eine Beschreibung über mich reingestellt, wie ich ins Team gekommen bin und so weiter. Die beiden Fans meinten auf jeden Fall, dass sie meinen Weg sehr originell und interessant finden, und wünschten mir auch Viel Glück. Ich denke, da werde ich jetzt öfters vorbeischauen!
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eisel92
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Beitrag: # 467477Beitrag eisel92
22.9.2007 - 11:21

26. Dezember 2006

Weihnachten ist vorbei. Ich war zu Hause in Bilbao bei Familie und Freunden, bin aber schon heute wieder zurück nach Barcelona. Dennoch war es sehr schön, mal wieder daheim zu sein. In den letzten Tagen vor dem Fest hab ich wieder stärker zu trainieren begonnen, leider hab ich mir aber einen schlechten Zeitpunkt dafür ausgesucht. Das Wetter war in den letzten Tagen immer mies, somit musste ich auf der Rolle trainieren – das ist eigentlich nicht so mein Ding. Nichts desto Trotz hab ich einige Kilometer abgespult, derzeit fühle ich mich eigentlich sehr gut. Ich denke, ich werde im Trainingslager eine gute Figur machen. Die nächsten Tage habe ich noch „Ruhe“, nach dem Jahreswechsel werden dann aber Termine über Termine abgewickelt. Unsere Teampräsentation samt Pressekonferenz findet am Vierzehnten Januar statt, nach einem zehntätigen Trainingslager. Uns Fahrern hat man bis jetzt nur verraten, dass das Trainingslager vom Dritten bis zum Dreizehnten Januar gehen soll. Ich und Igor glauben, dass wir in Spanien bleiben. Mich überrascht es allerdings, dass wir schon jetzt ein Trainingslager abhalten, wo wir doch ohnehin erst im Februar in die Rennsaison starten. Da haben wir dann einen Monat Freiraum dazwischen. Igor, als der Erfahrene von uns Beiden, konnte sich selbst und mir auch nicht erklären, warum wir jetzt schon wegfahren.

Silvester und Neujahr werde ich zum ersten Mal nicht bei meiner Familie verbringen. Ich habe mich dazu entschlossen, in Barcelona zu bleiben. Es gibt wohl kaum eine bessere Stadt um den Jahreswechsel gebührend zu feiern - zumindest nicht in Spanien. Einige vom Team werden auch dabei sein. Natürlich Igor Anton, aber auch Yon Bru Pascal und Carlos Castano haben sich angemeldet. Also sind wir mindestens zu Viert, was sicher schon sehr lustig werden wird. Am 01. Januar treffen wir dann ohnehin alle zusammen, denn es geht darum, wo wir hinfahren. Alles sehr kurzfristig, aber der Teamführung macht es anscheinend Spaß, und Informationen erst in letzter Sekunde zu geben. Etwas, dass mir überhaupt nicht gefällt. Und mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da. Mit Professionalität hat das überhaupt nichts zu tun. Aber was will man machen!? Fahrerwechsel gab es in den letzten Tagen keine mehr, die Teams haben alle ihren Kader für die neue Saison. Bei uns ist dieser Zustand ohnehin seit Langem eingetreten, jetzt haben alle Equipes ihre Transfervorhaben abgeschlossen. Es wird sicherlich eine spannende Saison.

Kritik ist nach wie vor erwünscht!
Zuletzt geändert von eisel92 am 22.9.2007 - 16:07, insgesamt 1-mal geändert.
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eisel92
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Beitrag: # 467651Beitrag eisel92
23.9.2007 - 15:47

Kapitel 3 - Die ersten sechs Monate als Profi

01. Januar 2007

Mann bin ich müde! Von gestern auf heute habe ich vielleicht zwei Stunden geschlafen. Die Silvesternacht hat sich lange hingezogen. Insgesamt waren wir sieben Leute. Igor Anton, Yon Bru Pascal, Iker Camano, Francisco Ventoso, David Bernabeu, Carlos Castana und ich. Zunächst waren wir bei Francisco zu Hause und haben dort gefeiert und gequatscht – vor Allem über die neue Saison. Kurz nach zehn Uhr abends sind wir dann in die Innenstadt in eine große Bar gefahren. Da waren gut und gerne an die 200 Menschen da. Bis kurz vor Mitternacht waren wir in der „Barucha“, wie sich die Bar nennt. Danach sind wir raus auf einen großen Platz und haben dort das Feuerwerk bestaunt. Anschließend ging es noch durch etliche Bars. Um sechs Uhr morgens landeten dann ich und Igor zu Hause. Wir warfen uns natürlich sofort ins Bett, mehr als zwei Stunden Schlaf waren aber wie gesagt nicht drinnen. Wir schauten kurz ins Neujahrskonzert, welches ja auch bei uns übertragen wird. Nach einer Dusche und ausgiebigem Frühstück ging es mit Kopfschmerzen wieder in die Innenstand von Barcelona, diesmal allerdings zur „Arbeit“. Wie ihr ja wisst sollte uns heute unser Trainingslager-Aufenthalt verraten werden. Die Teamführung machte sich wieder einen Spaß daraus uns schmoren zu lassen. Nach zwanzig Minuten unnötigem Geplänkel wussten wir dann endlich unser Ziel: Mallorca! Wir werden uns also doch nicht in Spanien vorbereiten! Naja, geographisch gesehen vielleicht schon. Wir bekamen auch noch eine weitere, sehr interessante Meldung.

Die UCI plant für dieses Jahr eine Neuheit. Zum traditionellen Saisonabschluss mit den Weltmeisterschaften kommt heuer noch etwas ganz Besonders hinzu. Eine Art „Master Series“ soll eingeführt werden. Einige Eckpfeiler stehen schon. Es soll zum normalen Rennkalender weitere drei Rundfahrten geben. Zum Einen eine sehr bergige, damit der beste Kletterer der Saison ermittelt werden kann. Dann eine total Flache, um den besten Sprinter zu küren. Und zu guter Letzt auch eine Zeitfahr-Rundfahrt, die ausschließlich aus Bewerben im Kampf gegen die Uhr besteht. Alle drei Rundfahrten sollen Ende Oktober bis Anfang November stattfinden, vorzugsweiße natürlich in südlichen Ländern, damit die Witterung auch mitspielt. Antreten dürfen jeweils 20 Teams mit sechs Fahrern. Es wird eigens eine neue Wertung eingeführt, die sich „Prestige-Wertung“ nennt. Nun hat man die Möglichkeit, bei allen Rennen an denen man teilnimmt Punkte zu kassieren. Ein Conti-Team könnte sich zum Beispiel bei Paris-Nizza Punkte für die Prestige-Wertung holen. Die 20 besten Teams dieser Wertung dürfen dann eine Equipe zu den Rennen schicken. Um nicht nur ProTour-Mannschaften am Start zu haben, gibt es eine Sonderregelung. Maximal 16 Teams dürfen aus der „A-Klasse“ starten, also sind wenigstens vier Continental-Teams mit von der Partie.

Die Strecken sollen im Laufe der Saison vorgestellt werden, nähere Details sollen schon sehr bald folgen. Es sind unter anderem eigene Führungstrikots für die Sieger der „Masters“ geplant. Bei uns im Team gab es auf jeden Fall positive Resonanz. Für mich ist es ein bisschen schade, dass es keine Masters für Hügelspezialisten wie mich gibt. Wahrscheinlich liegen mir eher die WM-Kurse mehr – aber dazu muss man erst einmal in das Spanische Nationalteam hineinkommen. Ehe ich es vergesse: Morgen fliegen wir nach Mallorca, danach wird fleißig trainiert. Ich denke, ich melde mich wieder wenn ich zu Hause bin. In diesem Sinne: Bis dann!
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Beitrag: # 478703Beitrag eisel92
2.1.2008 - 17:39

Da ich mit dem Radsportmanager Pro 2007 derzeit absolut nichts anfangen kann (macht Null Spaß), hab ich mich entschieden, mit dem alten Pro 2006 meine Karriere fortzusetzen. Macht mir einfach mehr Spaß, und dadurch hab' ich auch Motivation fürs Schreiben.
Dennoch wird die Story wohl weiter gewohnt unregelmäßig fortgesetzt werden - 'tschuldigung dafür! ;)


14. Januar 2007

Seit heute bin ich wieder zurück in Barcelona. Die knapp zwei Wochen Trainingslager haben sich doch erheblich auf meine Grundlagenausdauer ausgewirkt. Ich fühle mich jetzt viel fitter. Man kann durchaus sagen, dass ich zu den vom Trainingsstand her „weiter fortgeschrittenen“ gehöre. Das könnte sich natürlich positiv auf meinen Jahreseinstand im Februar auswirken. Bei der Mallorca-Challenge bekomme ich eventuell meinen ersten Einsatz, in unseren Tagen auf der Insel konnten wir uns auch schon einige Knackpunkte ansehen. Das war doppelt wichtig, da Hauptsponsor Seat einen Etappensieg bei der Challenge sehen will.
Auch weitere Ziele wurden uns bereits mitgeteilt. So sollen wir bei der Deutschland Tour eine Etappe holen – meiner Meinung nach kein all zu schwieriges Unterfangen -, die Vuelta al Pais Vasco unter den ersten Zehn beenden – Samu kann da auch aufs Treppchen fahren -, den GP Llodio auf dem Podest beenden und bei der Vuelta einen Tag lang das Goldene Trikot tragen. Alles in Allem eigentlich alles machbare Ziele, wir waren sehr zufrieden mit den Wünschen unseres Sponsors.

In der Zwischenzeit konnten wir uns auch noch die finanziellen Spritzen von zwei weiteren Co-Sponsoren sichern. Zum einen Autogigant Fiat, der auch in der Automobilbranche auf Kuschelkurs mit Seat ist, und zum anderen Sony Playstation, der Lieblingsfirma aller Jugendlichen und Kinder. Besonders das Sponsoring von Sony hat uns sehr gefreut, weil das für uns alle eine gratis Playstation mit einer gesunden Auswahl von Spielen bedeutete. Ich und Igor werden es uns heute mal ein wenig vor dem Fernseher bequem machen. Finanziell sind wir sehr schön abgedeckt, unser Management hat ganze Arbeit geleistet. Wir sollten mit Reserven durch das Jahr kommen. Vier Trainer leiten nun bei uns die einzelnen Gruppen, ich bin in der Gruppe von Fernando da Concencaio, einem Portugiesen mit außerordentlich gutem Ruf. Ich freue mich, so einen klasse Trainer erwischt zu haben. Wobei wir nur qualifizierte Leute im Team haben. Mit mir in einer Gruppe sind José Adrian Bonilla, Carl Naibo, Carlos Castano, Inaki Isasi und Francisco Ventoso. Qualitativ sind wir wohl die schwächste Gruppe, aber das muss ja nicht unbedingt ein Nachteil sein. Neben den absoluten Top-Stars würde ich wahrscheinlich blass aussehen, ich glaube nicht, dass sich das sonderlich gut auf meinen Status beim Management auswirken würde.

Wir werden die nächsten drei Wochen trainieren, Renneinsätze gibt es noch nicht. Wir lassen den Januar einfach mal weg und legen dafür im Februar doppelt engagiert los. Eines ist mir noch aufgefallen: Wenn man sich nun den kompletten Kader ansieht, merkt man sehr schnell, dass wir sowohl am Berg als auch am Hügelsektor exzellent aufgestellt sind. Am Pflaster wird es keine Überraschungen geben, da zählen spanische Teams einfach nicht zur Elite. Aber was unsere Stärke bei Sprints anbelangt hab ich mich doch deutlich verschätzt. Francisco Ventoso und Inaki Isasi sind da die einzigen Beiden, die unsere Farben hochhalten können. Wir hätten uns bei den Verhandlungen um Heinrich Haussler vielleicht doch mehr anstrengen sollen. Jammern bringt aber auch nichts, jetzt ist es ohnehin nicht mehr zu ändern. Bis bald!
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4.1.2008 - 20:04

22. Januar 2007

Es gibt wieder einige Neuigkeiten in unserem Team Zu Nächst einmal wurde der Termin für unsere offizielle Kadervorstellung mit anschließender Pressekonferenz bekannt geben. Das „Event“ wird am vierten Februar in Barcelona stattfinden. Neben der spanischen Presse haben sich auch bereits einige namhafte Persönlichkeiten aus und rund um Barcelona angekündigt. Ich denke mal, hier werden wir als Team zum ersten Mal im Rampenlicht stehen. Zum Anderen, und das ist vielleicht für uns Fahrer noch wichtiger, wurde der Rennkalender für Februar vorgestellt. Wie erwartet werden wir uns in erster Linie in Spanien zeigen, die Saison beginnen werden wir allerdings in Frankreich. Beim GP d’Ouverture La Marseillaise wollen wir gleich einmal im Konzert der Großen mitspielen. Anschließend folgt noch ein Stopp in Italien, bevor wir zu 3 spanischen Rundfahrten Fahrer aussenden.
Hier der genaue Überblick:
06/02: GP d’Ouverture La Marseillaise
10/02: GP Costa degli Etruschi
11/02 – 15/02: Challenge Volta a Mallorca
18/02 – 22/02: Vuelta a Andalucia – Rute del Sol
27/02 – 03/03: Vuelta a la Comunitat Valenciana
Ich rechne mir Chancen für zwei Rennen aus. Mit viel Glück könnte ich beim Start in die Saison in Frankreich dabei sein. Die Konkurrenz in meinem Spezialgebiet ist natürlich groß, aber das Rennen wäre was für mich. Auf jeden Fall rechne ich aber mit einer Teilnahme bei der Challenge Volta a Mallorca oder der Vuelta a Andalucia. Bei einer der beiden Rundfahrten sollte ich dabei sein, Beide haben einige hügelige Etappen. Der italienische Klassiker ist mehr etwas für Sprinter und die Vuelta um Valencia ist mir zu bergig. Aber ich möchte gar nicht zu wählerisch sein, ich nehme was kommt. Es geht ja in erster Linie um erste Rennerfahrung und Rennkilometer.

Nun aber zur Saison, die ja – obwohl wir noch nichts zu tun hatten – schon voll im Gange ist. So sind die Australischen Meisterschaften mit Titelgewinnen von Michael Ford (ITT) und Peter Dawson (RR) zu Ende gegangen. Beide kommen von dem Team Southaustralia.com, dass durch den Doppelsieg im Heimatland einen perfekten Saisonbeginn hinlegte. Das erste namhafte Rennen der Saison, die Down Under Classic, konnte Gil Suray von Unibet. com gewinnen. Dem Peloton ist dabei allerdings wenig gelungen, sie konnten eine 11-Mann-Gruppe nicht mehr einholen. Auch hier war das australische Team Southaustralia.com auffallend. Gleich drei Mann schafften es in die Gruppe, somit gewann man die Teamwertung. Die Tour Down Under war dieses Jahr besonders spannend, auf den fünf Etappen gab es fünf verschiedene Sieger. O’Grady, Carrara, Nazon, Lapthorne und am Ende doch noch Robbie McEwen. In der Gesamtwertung ab es relativ große Rückstande, Dominique Cornu (Predictor-Lotto) entschied die erste wichtige Rundfahrt mit 51 Sekunden Vorsprung auf Stuart O’Grady (Team CSC) für sich. Matteo Carrara (Unibet.com) wurde Dritter. Nach diesen ersten Rennen führt in der Continental Wertung Jackson Rodriguez von Loteria del Tachira, welches auch bestes Team ist. Mit bereits acht (!) Saisonsiegen kein Wunder. Southaustralia.com konnte ebenfalls schon beachtlich viele Siege feiern, sechs nämlich, was Rang 2 in der Conti-Teamwertung bedeutet!
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eisel92
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Beitrag: # 478988Beitrag eisel92
5.1.2008 - 10:16

04. Februar 2007

Heute war es soweit: Die „große“ Teamvorstellung und Pressekonferenz stand an. Um 17:00 Uhr sollte es losgehen, dass hieß für mich und Igor kein Stress morgens und sogar noch eine kleine Trainingseinheit. Wir standen also um neun Uhr früh auf, frühstückten gemeinsam – natürlich war unser Hauptgesprächsthema die anstehenden Abendstunden. Der Ort des Geschehens war auf jeden Fall schon mal recht nobel, am Messegelände am Montjuic wo schon eine Weltausstellung stattfand werden wir uns den Fragen der Journalisten stellen und unsere Teamtrikots und unseren Kader stolz präsentieren. Bevor der ganze Trubel losgehen würde wollten aber ich und Igor wie gesagt noch eine Runde trainieren gehen, was wir dann auch taten. Wieder zurück ging es unter die Dusche und dann in die Abendgarderobe, die ich sehr gerne sehr schnell wieder ausgezogen hätte. Leider war das am heutigen Tage nicht drinnen, ich hoffe, ich muss nicht all zu oft bei solchen Anlässen dabei sein.

Wie erwartet fanden wir schon eine ansehnliche Menge von Journalisten vor dem Gebäude, sehr zur Freude von uns Fahrern aber auch schon ein paar Fans. Bereitwillig gaben wir ein paar Autogramme – sogar von mir wurden welche gefordert. Schon ein eigenartiges Gefühl…ich bin mir nicht einmal sicher ob die meinen Namen kannten.
Pünktlich um 17:00 Uhr ging es los, zu erst sprach Samuel-Mariá Alvarade ein paar Worte, anschließend auch die Sportlichen Leiter. Wir hörten mehr oder weniger zu, mit den Gedanken waren aber denke ich alle wo anders – zumindest erging es mir so. Gespannt wartete ich, dass mein Name aufgerufen wurde. Nach Antonio Piedra war es dann soweit.

„Ein weiterer Neo-Profi: Marco Pinedo aus Bilbao. Marco hat uns schon in der Saisonvorbereitung immens geholfen, war er doch maßgeblich daran beteiligt, dass wir Ihnen heute einige große Namen vorstellen dürfen. Wir sind davon überzeugt, dass Marco nicht weniger gut Rad fahren kann als Verträge aushandeln. Er soll in seinem ersten Jahr wie jeder junge Profi erst einmal Erfahrung sammeln, besonders bei Eintagesklassikern, denn er ist einer, der in Zukunft bei den Ardennenklassikern und anderen Hügeligen Rennen ganz vorne mitmischen kann. Begrüßen Sie mit uns im Team: Marco Pinedo!“

Kurz aufstehen, freundlich lächeln, und wieder hinsetzen. Weiter ging es mit Riccardo Ricco, und damit war das Interesse an mir auch schon beendet. Ein wenig enttäuscht wartete ich, dass die Lobeshymen über Riccardo aufhörten und dann auch die restlichen Fahrervorstellungen. Nun war es Zeit, für die Pressekonferenz, die, wie es sich bald herausstellte, in erster Linie die Sportlichen Leiter und die wichtigsten Fahrern mit den Journalisten führten. Nur ein einziges Mal richtete ein älterer Herr von einer Lokalen Zeitung eine Frage an mich, die schlichteste aller Fragen: „Was erwarten Sie sich für diese Saison?“ Wahrheitsgemäß antwortete ich, dass ich erste Erfahrung sammeln will, mich viel in den Ausreißergruppen zeigen möchte und eventuell das ein oder andere Rennen möglichst weit vorne abschließen.

Damit war der Spuk für mich vorbei und relativ bald auch für das komplette Team. Alles lief relativ ereignungslos aber auch reibungslos ab, wir konnten zufrieden sein mit dem Abend. Als ich und Igor schon auf dem Weg nach draußen waren nahm mich dann noch überraschend Oscar Guerrero - „der Bulle“, wie wir Fahrer ihn nennen – beiseite. Ich erfuhr, dass ich gemeinsam mit ihm und ein paar anderen Fahrer morgen den Flieger nach Marseille nehmen werde, weil ich tatsächlich beim Saisonauftakt unseres Teams im Kader stehen werde. Ich freute mich riesig, auch wenn „der Bulle“ mich ein wenig bremste, in dem er meinte, dass ich nur Helferdienste erledigen werde. Das ist mir aber ziemlich egal. Nach dieser tollen Nachricht hatten ich und Igor also noch einen Grund mehr einen Trinken zu gehen, gegen 23:00 Uhr waren wir dann wieder zu Hause. Ich fiel ins Bett und träume davon, wie ich die Ouverture gewann…
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eisel92
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Beitrag: # 483344Beitrag eisel92
14.2.2008 - 17:02

06. Februar 2007

Der Morgen meines ersten Profi-Rennens begann für mich überraschend ruhig. Am Abend zuvor war ich noch sehr nervös, besonders während des Fluges nach Marseille. Da wurde mir nämlich so richtig bewusst, dass ich im Profi-Geschäft dabei war. Während wir mit Touristen die schon immer einmal die malerische Hafenstadt sehen sollen im Flieger saßen, konnte ich erst einmal in Erfahrung bringen, wer denn alles im Aufgebot stand. Bis dahin wusste ich nur, dass Carlos Castano der Kapitän für den Europa-Auftakt war. Mit Hruska, Bru Pascal, Flores, Bonilla, Munoz Banon, Piedra und mir stand ihm alleine ein Helferpool von sieben Fahrern zu, wobei einer davon in die Gruppe des Tages gehen sollte. Dies wollten wir uns am Frühstückstisch am Tag des Rennens ausmachen. Wobei „wir wollten uns das ausmachen“ eigentlich falsch formuliert ist, viel mehr würde Oscar verlautbaren, wer der „Glückliche“ sein würde. Ich hätte auf jeden Fall nichts dagegen mich bei meinen ersten Auftritt gleich mal ordentlich zu präsentieren.

Ehe ich mich versah saß ich schon am besagten Frühstückstisch. Erleichtert stellte ich fest, dass ich weder als Erster noch als Letzter gekommen war. Keine Ahnung wieso, aber irgendwie war mir das wichtig. Oscar und der Rest des Teams kam wenig später, und ohne lange zu Zögern kam unser Bär gleich zur Sache. Die Wahl des heutigen Ausreißers fiel dabei auf Yon Bru Pascal. Sollte er es nicht schaffen oder seine Gruppe früh gestellt werden würde mit Jan Hruska ein anderer erfahrener Mann den Sprung in die Gruppe wagen. Der Rest des Teams – abgesehen von Carlos Castano natürlich – sollte sich um unseren Rennleader kümmern. Ziel von uns: möglichst gut für Carlos sorgen und ihn schützen. Ziel für Carlos: Top 15! Beides schien machbar. Nachdem wir unseren Magen mit der empfohlenen Menge an Nahrungsmittel gefühlt haben ging es mit dem Teambus zum Startgelände, welches transfertechnisch sehr gut gelegen war: nur 15 Minuten mit dem Bus entfernt.

Wirklich auf die Kulisse achten konnte ich nicht, denn wir sollten uns nur unser Bianchi schnappen und dann eine Aufwärmrunde drehen. Der Start lag noch in weiter Ferne, 60 Minuten können ziemlich langsam vergehen wenn man sich nach einem bestimmten Zeitpunkt sehnt. Unsere Ausrüstung war noch relativ neu, umso mehr Spaß machte es, damit seine Runden zu drehen – das durfte ich schon im Rennen bemerken. Unser Rahmen kam von Bianchi, das Modell hieß Bianchi Freccia Celeste. Eine sichere Investition für die Ebene aber auch wenn es bergauf geht. Und mit 1800 Gramm auch gut in der Gewichtsklasse. Bei den Laufrädern werden wir von Ritchey ausgestattet, für den heutigen Renntag kam die Klasse WCS Carbon auf das Rad. Je 800 Gramm, ebenfalls universell einsetzbar … natürlich abgesehen von Zeitfahren. Zu Guter Letzt noch ein 200 Gramm schwerer Helm – oh wie ich diese Dinger hasse – von Alpina, ein Toro.

25 Minuten vor Rennstart trafen wir uns dann noch ein letztes Mal beim Teambus, wo noch mal das Material und die erste Versorgung kontrolliert wurde. Natürlich gab es auch letzte taktische Besprechungen und die allgemeine Frage: „Wie geht’s euch.“ Auf Carlos wurde da klarerweise besonders eingegangen, glücklicherweise signalisierte er ein gutes Gefühl. Keine Viertelstunde später waren wir dann endlich im Startgelände, und langsam kroch die Nervosität wieder in mir hoch. Wirklich Zeit für Knie schlottern blieb mir aber nicht, denn schon bald sollte es losgehen…
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eisel92
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Beitrag: # 483406Beitrag eisel92
15.2.2008 - 15:39

Bild

Der Startschuss erfolgte. Als ich über die Linie fuhr sah ich aus den Augenwinkeln einen Mann in Anzug. Bestimmt irgend so ein Lokalpolitik-Heini. Die ersten 2000 Meter waren neutralisiert, die meisten Fahrer plauderten – früh in der Saison stand das noch mehr in Kurs als in den Sommermonaten. Irgendwie fühlte ich mich wie ein Außenseiter. Wie ich da saß, auf meinen Bianchi, mit dem feurigen Seat-Maillot. Alle tratschen, nur einer nicht. Zumindest der eine, den die 3 lokalen Fernsehkameras sahen. Eigentlich nur eine, die aus dem Hubschrauber. Aber sie sahen mich. Total fokussiert, fast schon lächerlich, wo doch das Rennen noch nicht begonnen hatte. Wahrscheinlich dachten zu Hause in Bilbao alle die mich kannten: „Oh Gott, das kann ja heiter werden.“ Jedenfalls würde ich das verstehen. Wie ein Pinguin mitten in seiner Familie, alle flogen locker dahin, nur er musste sich total konzentrieren und anstrengen, um nicht wie ein Stein vom Himmel zu fallen. Aber Moment – Pinguine können doch nicht fliegen, oder doch?

Das Rennen begann nun wirklich, vorbei mit der Neutralisation. Wir gruppierten uns um Oscar, wie die Leibwächter eines Präsidenten. Je ein Mann auf der Seite, zwei vorne, zwei hinten. Ich fuhr hinten, neben mir Iker Flores. Im Funk hörten wir, dass die erste Attacke ging. „Yon Bru’s große Auftritt!“ Über uns hörten wir zunächst den Helikopter, dann sahen wir ihn. Langsam kroch er vorwärts und zeigte uns, dass die Ausreißer auf einen guten Weg waren. Doch war auch unser Mann dabei? „Ok, wir haben einen vorne. Yon Bru ist dabei. Hivert, Buffaz und Lesvenan sind auch dabei. Die Franzosen zeigen sich – wie es nicht anders zu erwarten war. Die nächsten hundert Kilometer sind für euch praktisch Formsache, haltet euch fit und aus Stürzen raus!“ Von einem ruhigen Rennverlauf war trotzdem keine Spur. Immer wieder kleine Tempoverschärfungen, und nach wie vor die Angst, irgendwo im Peloton einen Stern zu reißen.

Zur Gruppe vorne gesellte sich mit Van der Linden bald ein Sprinter, wie uns Oscar verkündete. An den steileren Abschnitten sollte Yon Bru daher immer wieder Tempo machen, damit es dem Belgier nicht zu gut ging, immer in der Voraussetzung, dass die Gruppe durchkommen würde und sich im Sprint den Sieg ausmachte. Nach rund 30 Kilometern im Satteln knisterte es wieder im Ohr und die Mittelung, dass die Ausreißergruppe die Größe von 10 Mann erreicht hatte machte die Runde. Vorne stand nun der erste Anstieg an, und während ich mich auf ein ordentliches Renntempo am Berg gefasst machte, ging unser Spanier vorne nach vorne und testete die Bergfestigkeit seiner Kollegen. Für uns brachte das ein erfreuliches Zwischenresümee.

Bild
Yon Bru Pascal [SIB] selektiert die Ausreißergruppe am ersten Anstieg

Denn nach dem Anstieg waren nur mehr die ursprünglichen Ausreißer, also Hivert, Buffaz und Lesvenan an seiner Seite. Chainel und Van den Linden bekamen wenig später die Chance, wieder aufzuschließen, welche sie auch nutzen. Der Col d’Espigoulier wenig später brachte aber bereits die Chance, diese wieder abzuschütteln. Im Peloton war das Tempo eher niedrig, so das alle – mich mit eingeschlossen – problemlos über den Anstieg kamen. Carlos fühlte sich nach eigenen Angaben sehr gut, was uns zusätzliches Selbstvertrauen gab. Und auch bei mir stellte sich eine gewisse Routine ein, ich war nun nicht mehr mit den Nerven auf einen möglichen Sturz fokussiert, sondern auf unseren Kapitän und die Aufgabe, ihn möglichst gut zu schützen. Im Flachen verlief das Rennen recht ereignislos, außer dass die Ausreißer Zeit verloren und an diesem Tag nicht mit einem Sieg belohnt werden würden. Während diese Tatsache klar wurde näherten wir uns immer mehr dem Ziel, und mein erstes Rennen neigte sich dem Ende zu.

13 Kilometer vor dem Ziel, in der Abfahrt von einem kleinen Col, war es dann soweit. Die Ausreißer, und damit auch Yon Bru, waren wieder gestellt. Unser Spanier hatte allerdings noch ein paar Kraftreserven und schaltete sich mit in die Arbeit für Carlos Castano ein. Wenige hunderte Meter später starteten wir unsere letzte Aufgabe. Unser Kapitän musste in eine gute Ausgangslage für den letzten und wohlmöglich entscheidenden Anstieg gebracht werden. Wir spannten uns also vor und um Carlos und bannten ihm und uns einen Weg durch das Peloton nach vorne, was bei Minus 4 Prozent Steigung nicht unbedingt das Lustigste ist. Besonders nicht wenn solch eine Abfahrt kurvig ist. Letzten Endes machten wir unseren Job aber sehr gut…

So gut, dass 7000 Meter vor dem Ziel eine gute Position für Carlos da war, die er nutzen konnte. Hinter ihm starteten mehrere Fahrer eine Attacke. Während wir zurückblieben kämpfte sich unser Kapitän im Wiegetritt den Berg hoch und den anderen nach. Nun war er auf sich alleine gestellt, und das Rennen für uns praktisch gelaufen. Ich wollte aber noch ein gutes Ergebnis raus fahren, und so hielt ich mich unter einigen Kraftaufwand vorne bei den nachführenden Teams. Die hatten heute aber das Nachsehen. Zu stark war die Gruppe, die sich am „La Gineste“ wegkämpfte. 3000 Meter vor dem Ziel fand sich Carlos vorne wieder – und zwar ganz vorne. Hinter ihm blieben mit Cornu, Calzati und Vanendert nur mehr drei andere Fahrer über. Ich befand mich währenddessen im geschlagenen Feld und hörte via Funk mit, wie Carlos alles gab. „Jetzt…ATTACKE! Komm, 300 Meter nur noch, dass schaffst du. Zieh, zieh, zieh, verdammte Scheiße…zieh! Calzati und Cornu kommen, gib Stoff, dass schaffst du. YEAH!“ Der Rest ging in Jubelschreie unter. Carlos hatte es geschafft. Ich ertappte mich wie ich die Faust ballte und in den Himmel stieß. Feillu neben mir schüttelte in den Kopf und begann dann den Sprint. Der Sprint, genau. Ich warf mein Rad hin und her, und dann war es soweit. Ziel! Mein erstes Profi-Rennen beendet, und wahrscheinlich sogar recht weit vorne.

Bild
Carlos Castano [SIB] fährt jubelnd über die Ziellinie

Ergebnis GP d'Ouverture La Marseillaise

1 Carlos Castaño SEAT-IBERIA 3h26'48
2 Sylvain Calzati AG2R PRÉVOYANCE s.t.
3 Dominique Cornu PREDICTOR - LOTTO s.t.
4 Jelle Vanendert CHOCOLADE JACQUES - TOPSPORT VLAANDEREN s.t.
5 Franck Rénier BOUYGUES TELECOM + 19
6 Jérôme Pineau BOUYGUES TELECOM s.t.
7 Ruggero Marzoli TINKOFF CREDIT SYSTEMS + 33
8 Laurent Mangel AG2R PRÉVOYANCE s.t.
9 Charles Guilbert BRETAGNE ARMOR LUX s.t.
10 René Mandri AG2R PRÉVOYANCE s.t.
18 Marco Pinedo SEAT-IBERIA s.t.


Edit von Moderator RotRigo:
An dieser Stelle und im gesamten bisherigen AAR wurden auf Wunsch des Verfassers einige Postings gelöscht.
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eisel92
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Beitrag: # 6708931Beitrag eisel92
19.6.2008 - 10:47

10. Februar 2007

Noch am Abend meines ersten Saisonrennens flogen wir zurück nach Barcelona, der Flug lag aber kurz nach dem Rennen noch in weiter Ferne. Da wir im ersten Rennen gleich mal einen grandiosen Einstand feierten, verzögerte sich unser Abflug ein wenig. Carlos musste selbstverständlich zur Siegerehrung, danach gab er zwei Interviews, eine Nachbesprechung hielten wir auch ab. Als ich bei dieser lobend hervorgehoben wurde, warf ich mich vielleicht ein klein wenig übertrieben in die Brust. Aber ich war nun mal sehr stolz obgleich der Tatsache, dass ich bei meinem ersten Rennen gleich eine so gute Figur machen konnte. Alle Helferdienste gut erfüllt, danach noch ein starker 18. Platz, nach Carlos der zweitbeste Mann von Seat-Iberia. Gelungener Einstand, doch heute vier Tage nach meinem ersten Profi-Rennen schon abgehackt – muss auch so sein. Gebracht hat mir das Rennen aber Einiges, unter anderem auch einen Kaderplatz für die Challenge Volta a Mallorca, die am morgigen Tag beginnen wird. Ich werde bei allen fünf „Trophys“ am Start stehen, morgen geht’s los mit der „Trofeo Mallorca“, die für mich aber am Uninteressantesten ist, da sehr flach. Für mich wird es erst ab Teilstück Drei, „Trofeo Pollenca“, interessant, denn die letzten drei Trophäen finden auf hügeligem Terrain statt. Ideal für mich also, auch wenn ich mir den ganz großen Wurf nicht vorstellen kann, auch weil ich wieder Helferdienste leisten musste. Eines ist für mich aber schon heute fix: Ich werde deutlich entspannter in dieses Rennen gehen. Nach den fünf Rennen in Mallorca gibt’s dann für mich erstmal eine Rennpause, die den ganzen Februar überdauert. Je nachdem wie gut ich eine Rundfahrt, wenn auch eine Kurze, überstehe, kommen dann weitere Einsätze im März auf mich zu. Eventuell die Schweizer Eintagesklassiker, so meine Überlegung. Bleibt aber bei einer Überlegung, da ich absolut keine Ahnung habe, ob wir da am Start stehen. Die Planung für den dritten Monat des Jahres wird erst Mitte Februar, also so in einer Woche, von Statten gehen. Paris-Nizza, Tirreno-Adriatico, „la primavera“. Tolle Rennen!

Gestern und heute haben wir bereits auf Mallorca trainiert, heute allerdings nur vormittags. Grund war, dass am heutigen Tag auch der GP Costa degli Etruschi statt fand, ein Rennen, dass von acht Seat-Iberia Profis beehrt wurde. Angeführt von unserer Sprintelite Francisco Ventoso und Inaki Isasi rechneten wir uns wieder Chancen auf ein ähnlich starkes Rennen wie an der Côté d’Azure aus, natürlich keinen Sieg, aber eine Platzierung unter den besten Zehn auf jeden Fall. Das Rennen verlief eigentlich optimal, die letzten zwanzig Kilometer, welche auch übertragen wurden, liefen total auf Massensprint aus, das was wir uns auch gewünscht haben. Das Tempo hoch, keine Fahrer mehr vorne, hinten mussten sogar einige reißen lassen. Es kam auch so wie es kommen sollte, aber dann doch nicht. Ja, es gab einen Sprint Royale, aber: Nein, wir konnten nicht vorne mitmischen. Francisco Ventoso musste schon davor Federn lassen, Inaki Isasi fuhr zwar beherzt, wurde allerdings am Ende nur 17. Ein Ergebnis, das die Teamführung doch ein wenig geschockt hatte. Jetzt haben wir’s Schwarz auf Weiß, wir sind alles andere als ein Sprinterteam. Man wird sich jetzt denken: „Welch Überraschung“. Berechtigt, aber besonders von Ventoso hatte man sich bei uns Einiges erwartet. Aber sei’s drum, in den Bergen holen wir die Kohle schon aus dem Feuer. Wir durften aber trotzdem einen tollen Sprint sehen, Robbie McEwen war am Ende der Schnellste, sein Motor war stärker als der von Ferrari von Tenax, welcher Zweiter wurde. Wir fuhren nach dem Rennen noch eine kleine Runde, danach ging’s zum Abendessen und recht früh ins Bett. Morgen geht meine erste Rundfahrt los, da will ich fit und ausgeruht sein.

Ergebnis GP Costa degli Etruschi
1 Robbie McEwen PREDICTOR - LOTTO 4h18'58
2 Roberto Ferrari TENAX s.t.
3 Daniele Bennati LAMPRE - FONDITAL s.t.
4 Kevin Hulsmans QUICK STEP - INNERGETIC s.t.
5 Daniele Di Nucci TEAM UNIVERSAL CAFFE' - ECOPETROL s.t.
6 Tom Steels PREDICTOR - LOTTO s.t.
7 Adam Wadecki CERAMICA FLAMINIA s.t.
8 Francesco Gavazzi LAMPRE - FONDITAL s.t.
9 Mauro Facci QUICK STEP - INNERGETIC s.t.
10 Danilo Napolitano LAMPRE - FONDITAL s.t.
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