Doping im Radsport

Alles, was mit reellem Radsport zu tun hat

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Time2Play
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Beitrag: # 6739054Beitrag Time2Play
6.10.2008 - 20:13

War aber schon vorher klar @Helferlein, also das mit dem Sponsor.

Fus87
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Beitrag: # 6739055Beitrag Fus87
6.10.2008 - 20:24

@arkon: Fein, dich stört Doping nicht.

Aber Wettkämpfe und Doping gehören für mich - ideellerweise - nicht zusammen. Dass sie in der gesamten Geschichte des Radsports miteinander verbunden waren, tut da nichts zur Sache. Ein Wettkampf ist ein Vergleich unter halbwegs gleichen Bedingungen. Dass manche Fahrer wg. Sponsoren besseres Material, mehr Zeit zum Trainieren usw. haben, akzeptiere ich. Das war schon immer so. Aber Dopingmittel haben dort meiner Meinung nach nichts zu suchen.

Man mag argumentieren, dass größere Sponsoren auch bessere Dopingmittel bedeuten und daher einen ähnlichen Vorteil wie mehr Trainingszeit oder besseres Material. Der Ansicht bin ich, anders als offenbar arkon, nicht. Das kann man naiv nennen; nennt es meinetwegen so.

Aber wenn ich nicht daran glauben kann, dass zumindest ein Teil der Sportler (relativ) ungedopt unterwegs ist und dass es (leider wahrscheinlich nur theoretisch) möglich ist, Doping effektiv zu bekämpfen - bzw. dies wenigstens versucht wird - habe ich weniger Grund, Leistungssport zu verfolgen.

Ich gebe zu, dass es mir beim Verfolgen eines Radrennens nicht so wichtig ist, ob ein Fahrer nun gedopt hat oder nicht. Vinokourov war gedopt, aber seine Fahrweise war grandios. Riccò war auch gedopt, er ist ein arroganter Kerl (oder kommt so rüber), aber seine Art, auf dem Rad und daneben, hat das gewisse Etwas.

Es ist nicht allein die Schuld des Einzelnen, wenn er dopt. Es ist falsch (man setze alternativ ein anderes negativ behaftetes Wort ein), aber ich kann den Doper dafür nicht verdammen; er wäre nur ein Bauernopfer.

Ja, im Radsport (und generell im Leistungssport) wird von vielen gedopt.
Ja, ich nehme das zur Kenntnis und kann mich trotzdem an einem spannenden Rennen erfreuen.
Aber nein, ich muss nicht aufgeben und das System so lassen. Ich kann versuchen, etwas dagegen zu tun.
Denn Rene75 hat geschrieben:aufgegeben wird nur ein Brief, also kämpft !

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Time2Play
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Beitrag: # 6739056Beitrag Time2Play
6.10.2008 - 20:34

Erklär mir mal den Unterschied zwischen besserem Material und Doping.

Beides kostet Geld, umso besser, desto mehr.

Beides wirkt sich posituv auf die Leistung des Sportlers aus.

Auch Doping schadet der Gesundheit nicht (mehr), die Zeiten sind mMn vorbei, in denen man sich mit Anabolika und ähnlichen Stoffen vollgepumpt hat, von Epo wirste später nix merken, da es ja ein körpereigenes Hormon ist, vorausgesetzt natürlich, dass man es unter ärztlicher Aufsicht zu sich nimmt.

Eigentlich müsste man also auch alles Teams mit dem gleichen Material fahren lassen, können ihre Sponsoren Schilder ja drauf kleben, aber bitte keine Vorteile für Zahlungsstärkere ;)

Klingt jetzt vielleicht etwas blöd, aber soweit liegt das alles gar nicht auseinander, in unsereren Köpfen vielleicht.

Tobinho
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Beitrag: # 6739057Beitrag Tobinho
6.10.2008 - 20:42

Man Schumi war einer meiner Lieblingsfahrer :? Echt schade.
Sollen sie ruhig dopen,solange sie sich nicht erwischen lassen!Ich warte nur drauf das Ciolek,Klöden und Gerdemann positiv getestet werden und ich tret mein Rad kaputt^^Ne so schlimm ists nicht...
Zu den ÖR:Es gucken nichtmehr so viele Leute die TDF weil kein deutscher mehr um den Sieg mitfährt,nicht wegen den Dopingskandalen.Und Leute seit dochmal ehrlich,ihr findet es doch auch toll wenn ein Rasmussen gg.einen Contador einen 10KM Bergaufsprint machen,oder nicht?Das ist doch was die Zuschauer sehen wollen.Dann sollen die Doping halt erlauben,nützt halt leider nix.

Fus87
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Beitrag: # 6739058Beitrag Fus87
6.10.2008 - 20:48

Wie gesagt, eigentlich ist es das gleiche.
Der Unterschied liegt für mich darin, dass das Fahrrad nicht zum Körper gehört, Doping aber dem Körper zugeführt wird.

Ich stimme zu, diese Argumentation ist nicht hieb- und stichfest, wie mir in den letzten Tagen immer wieder bewiesen wurde. Aber es ist nun mal meine Meinung; ich halte es für besser, wenn die Sportler so gegeneinander konkurrieren, "wie Gott sie schuf" (mehr oder weniger).

Dass der eine bessere physische Voraussetzungen hat als der andere, war immer schon so. Früher ging es nicht darum, wer schneller Radfahren kann, sondern darum, wer besser in einer teilweise überlebensfeindlichen Umgebung zurechtkommt.
Nichts anderes ist Leistungssport doch: Die Fortführung der Evolution in der Moderne. Und ein Eingreifen in die natürlichen Voraussetzungen ist dort für mich schwerwiegender als ein Unterschied im Material, das die Konkurrenten zur Verfügung haben.

Früher konnte ein Mensch, der nicht so stark war wie ein anderer, aber dafür bessere Werkzeuge herstellen konnte, bessere Chancen haben. Wenn man den "intelligenten Schwächling" jetzt auch noch dopen würde, so dass er physisch genauso stark wäre wie der "dumme Starke", hätte dieser gar keine Chance mehr.

Immerhin ist dieses Beispiel nicht so bescheuert wie das Naivitätsbeispiel von vor ein paar Tagen!

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Hijo Rudicio
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Beitrag: # 6739059Beitrag Hijo Rudicio
6.10.2008 - 20:52

Da liest man irgendwo, dass Schumacher und Kohl stark verdächtigt werden, mit EPO gedopt zu haben, guckt mal wieder in die gute alte Sattlerei und was liest man zuerst:
Fus87 hat geschrieben:@arkon: Fein, dich stört Doping nicht.
Haha, immer noch nicht?

Exelero
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Beitrag: # 6739060Beitrag Exelero
6.10.2008 - 20:55

für mich ist die aussage vom herrn holczer absolut lächerlich...denn wenn er der große dopingbekämpfer wäre, für den er immer gehalten wird und so skizziert er sich auch selber ja, dann wäre der herr schumacher dieses jahr gar nicht mehr im zianblauen trikot unterwegs gewesen, also für mich ist er selber schuld ganz einfach, also soll er sein geld sparen, den mund halten und wieder an seine schule zurückkehren, ab und zu noch als großer dopingexperte auftauchen und gut ist.

edit: @ Fus87

naja der "dumme starke" hat heut zu tage intelligente berater die kompensieren seine schwäche...und du sagst es ja selber in der evolution haben die menschen immer mittel und wege gesucht und auch gefunden schwächen auszugleichen, nichts anderes ist nach dieser auffassung dann auch doping und das gendoping würde es nach dieser auffassung eigentlich nur pefektionieren und wäre der nächste schritt in der evolution um den menschen besser in seinen aufgaben zu machen...

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Time2Play
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Beitrag: # 6739062Beitrag Time2Play
6.10.2008 - 21:02

@Fus87
Klingt zwar ganz schön, aber leider ist nicht die Intelligenz des Fahrers dafür verantwortlich wie gut sein Rad ist, sondern einfach nur sein Geldbeutel und der seines Sponsors ;)

So kriegt also der starke Fahrer (der natürlich auch mehr Sponsoren haben wird) auch noch besseres Material, als der ohnehin schon schlechtere, auch n bisschen Formel 1 Prinzip oder?

Es ist ja nich so, dass man mit einem Verbot, alles Doping außer Welt schafft, egal ob man es nun erlaubt oder nicht, es wird weiter gedopt, deshalb frage ich mich ob dieses ganze Geld, dass in den Doping Kampf gesteckt wird, nicht eigentlich weggeschmissen ist.

Was bringt es uns einen Doper zu entlarven, wo wir doch wissen, dass fast jeder dopt?

Ich persönlich fühle mich nicht "betrogen" wenn ich die Tdf sehe, nur verarscht wenn die Medien mal wieder austicken wegen eines neuen "Skandals im Radsport".

RotRigo
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Beitrag: # 6739063Beitrag RotRigo
6.10.2008 - 21:08

Doping völlig ungefährlich? Ein Vergleich mit der Materialschlacht angebracht? Ich traue meinen Augen nicht. Fremdscharm überkommt mich. Ich gehe.

Tobinho
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Beitrag: # 6739064Beitrag Tobinho
6.10.2008 - 21:13

Time2Play hat geschrieben: Ich persönlich fühle mich nicht "betrogen" wenn ich die Tdf sehe, nur verarscht wenn die Medien mal wieder austicken wegen eines neuen "Skandals im Radsport".
genau meine Meinung!

sciby
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Beitrag: # 6739066Beitrag sciby
6.10.2008 - 21:13

Gehen ist derzeit auch das einzige, was einen davon abhält, Fehler zu begehen.
Ex-Profi Cédric Vasseur via Twitter: "Der Radsport wurde wieder einmal vor der ganzen Welt lächerlich gemacht...Bravo!!!"

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wassertraeger29
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Beitrag: # 6739067Beitrag wassertraeger29
6.10.2008 - 21:17

Kann mir eigentlich jemand erklären, warum Ricco noch während der Tour, Schumacher (und Piepoli) aber erst Anfang Oktober überführt wurde? Und das bei gleichem Vergehen.

Fus87
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Beitrag: # 6739068Beitrag Fus87
6.10.2008 - 21:24

Tobinho hat geschrieben:Leute seit dochmal ehrlich,ihr findet es doch auch toll wenn ein Rasmussen gg.einen Contador einen 10KM Bergaufsprint machen,oder nicht?
Nein.
Ich fand es nicht schön, was Rasmussen und Contador letztes Jahr veranstaltet haben.

Mein größtes Radsport-Erlebnis (am Fernseher) ist immer noch der Etappensieg von Javier Otxoa in Lourdes-Hautacam 2000. Sicher, er war Kelme-Fahrer, und er war höchstwahrscheinlich auch gedopt, aber seine Leistung war beeindruckend: Auf einer 205 km langen Pyrenäenetappe den ganzen Tag in einer Ausreißergruppe, am Schlussanstieg fast fertig, Armstrong im Nacken, und trotzdem weitergekämpft - und gewonnen!

Wenn ein Radrennen solche Geschichten liefert - Ausreißer gegen Favoriten, ob auf einer Berg- oder einer Flachetappe, oder, noch besser, wenn auch leider so selten von Erfolg gekrönt, bei einem Klassiker (Voigt und Vinokourov 2005; wäre wahrscheinlich mein größtes Erlebnis, wenn ich es live gesehen hätte) - fasziniert mich der Radsport. Auch die Klassiker, mit dem gegenseitigen Belauern und Abtasten der Favoriten, das dann in einer großen Angriffsexplosion kulminiert, oder aber in einer taktischenMeisterleistung zum Sieg eines Außenseiters aus dem Team des Topfavoriten (Devolder in Flandern; Ballan bei der WM) führt, kann ich mich damit abfinden, dass viele der Protagonisten gedopt sind.
Ich kann aber dennoch versuchen, es zu ändern.


@Exelero: Ich sehe durchaus ein, dass meine Argumentation nicht die beste ist.
Aber ich ziehe nunmal beim Doping - bewusstem Eingriff in die Funktionen des eigenen Körpers - die Grenze. Andere mögen die Grenze anderswo legen und tun es auch. Meine Ansicht mag konservativ sein, ähnlich wie die Beschränkungen der UCI, was Form und Gewicht der Räder angeht (im Detail finde ich sie kleinlich - warum soll man bei Stundenweltrekordversuchen keine Zeitfahrräder, Triathlonlenker usw. verwenden dürfen? - aber im Prinzip halte ich sie für richtig: Ein Rennrad, egal wie hochentwickelt, sollte noch als Fahrrad erkennbar sein), aber ich halte es nun mal so.
Exelero hat geschrieben:naja der "dumme starke" hat heut zu tage intelligente berater die kompensieren seine schwäche...und du sagst es ja selber in der evolution haben die menschen immer mittel und wege gesucht und auch gefunden schwächen auszugleichen, nichts anderes ist nach dieser auffassung dann auch doping und das gendoping würde es nach dieser auffassung eigentlich nur pefektionieren und wäre der nächste schritt in der evolution um den menschen besser in seinen aufgaben zu machen...
Den Menschen besser in seinen Aufgaben machen? Ist es überlebenswichtig für Menschen, Bergpässe auf einem Fahrrad hochzufahren?
Ich - und hoffentlich viele Radprofis auch - betreibe Radsport, weil es mir (meistens) Spaß macht. Aber es ist kaum das, wofür ich "perfektioniert" werden muss. Geht es um die Bekämpfung von Krankheiten, ist Medizin notwendig. Soll aber bei Gesunden nur die eigene Leistungsfähigkeit optimiert werden, um bei einem Zeitvertreib besser abschneiden zu können, soll man den harten Weg gehen müssen: Training, Training, Training!

Es gibt Sportler - auch Radprofis -, die so viel trainieren wie sie können und trotzdem nicht mithalten, weil die anderen Dopingmittel nehmen. Wenn die Gedopten ohne Doping schlechter wären, ist die Frustration nur zu verständlich. Wenn man aber am Abend in den Spiegel blicken und sich selbst sagen kann: "Ich habe getan, was ich konnte", so kann man damit hochzufrieden sein.
Das Problem ist, dass die Öffentlichkeit sich damit meist (ob in Deutschland oder Dänemark ;) ) nicht zufriedengibt. Hat jemand erstmal ein Talent gezeigt oder gar ein Rennen gewonnen, so wird erwartet, dass er/sie diese Leistung wiederholt - fast beliebig oft. Tom Boonen hat je zweimal die Ronde van Vlaanderen und Paris-Roubaix, eine WM und Dutzende andere Klassiker gewonnen. Wenn er jetzt ein solches Rennen nicht gewinnt, ist dies für die Öffentlichkeit eine Enttäuschung - egal, wie gut er sich vorbereitet hat und wie gut er im Rennen wirklich fuhr. Dass der Mann dann depressiv wird und zu Drogen greift, ist nachvollziehbar. Andere greifen in dieser Situation zu Doping, um die Enttäuschung nicht nochmal erleben zu müssen.
Schrauben wir also unsere Ansprüche herunter: Auch die Leistung von Wim Vansevenant (in den letzten fünf Jahren immer unter den letzten 10 der Tour) ist aller Ehren wert!

EDIT: RotRigo hat Recht. Dass Doping eben nicht - auch nicht unter ärztlicher Aufsicht - ungefährlich ist, ist eine Tatsache. Wollte ich eigentlich auch noch einbinden.
Fremdscham? So schlimm ist es bei mir nicht (ich habe ja auch nicht Sport studiert). Aber Empörung durchaus.
Wenn noch jemand Doping verharmlost, gehe ich auch.

Das werden manche vielleicht eher als Erleichterung empfinden, und ich werde es kaum lange durchhalten, aber womit soll ich sonst drohen=
Zuletzt geändert von Fus87 am 6.10.2008 - 21:28, insgesamt 1-mal geändert.

sciby
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Beitrag: # 6739069Beitrag sciby
6.10.2008 - 21:24

Sind das nicht auch Beamten?
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Time2Play
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Beitrag: # 6739070Beitrag Time2Play
6.10.2008 - 21:26

RotRigo hat geschrieben:Doping völlig ungefährlich? Ein Vergleich mit der Materialschlacht angebracht? Ich traue meinen Augen nicht. Fremdscharm überkommt mich. Ich gehe.
Epo ist gefährlich RotRigo? Wohl dosiert mit Sicherheit nicht... es sind rote Blutkörperchen mehr nicht, solange du nicht übertreibst ist es völlig ungefährlich, also was ist es anderes als genug Geld für einen Arzt und die entsprechenden Mittel zu haben?

@Fus87:
Das kannst du so einfach sagen, aber was machst du, wenn du in den Spiegel guckst, zwar alles gegeben hast, aber mal wieder kein Ergebnis eingefahren hast und dein Vertrag zum Jahresende ausläuft?

Ich glaub nicht, dass da alle unbedingt alle daran denken, wie schön es doch ist sauber zu sein.

buffy
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Beitrag: # 6739072Beitrag buffy
6.10.2008 - 21:38

ich werde wohl bereuen dies zu schreiben, aber:

@time2play

Doping ist vorallem dann gefährlich, wenn es keine Grenzen gibt. Du sagst, die richtige Dosierung wird vorausgesetzt, aber wer sagt denn, dass Sportler X das alles ruhig angehen lässt, wenn er nunmal gewinnen will/soll. Je mehr gedopt wird, desto mehr braucht auch jeder einzelne, um wieder einen Vorsprung zu haben und die einzige Lösung für solch einen Teufelskreis wäre eine legale Grenze der entscheidenden Werte, an die sich jeder "herandopen" darf.
Aber kennt jemand die Langzeitwirkungen von Hormonen, die in unnatürlichem Übermaß zugeführt werden? Meinst du massig Testosteron und Wachstumshormone und alle anderen Steoride haben auf Dauer positive Einflüsse auf den körpereigenen Hormonhaushalt? Sicherlich nicht.
Schau dir mal "Bigger Stronger Faster" an, eine Dokumentation über Steroide in Amerika. Ist keine Abschreckung sondern sehr objektiv...

Fus87
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Beitrag: # 6739073Beitrag Fus87
6.10.2008 - 21:46

@ wassertraeger:
Ich denke, es war drängender, die Proben der Etappensieger zu untersuchen. Dass man danach nicht die von Piepoli genommen hat, der praktisch schon gestanden hatte, verstehe ich auch nicht.
Andererseits: Schumacher war auch Etappensieger (Piepoli auch, fällt mir grad ein), müsste also auch schon länger überführt sein. Vielleicht hatte man konkrete Hinweise auf Riccòs CERA-Doping, die man bei Piepoli und Schumacher nicht hatte.
Vielleicht liegt es wirklich daran, dass es Beamte sind, wie sciby sagt... Wenn es denn Beamte sind. Das Labor gehört offenbar zur pharmazeutischen Fakultät einer Pariser Uni, also sind es zumindest Staatsangestellte.

@ Time2Play:
Da wird er dir jetzt kaum noch drauf antworten, wo er gegangen ist.
Ich erinnere an viele Todesfälle unter jungen, gesunden Belgiern in den Neunzigern. Alle waren talentierte Radsportler.

EPO ist ein Arzneimittel gegen Blutverdünnung (wenn ich mich jetzt total verrenne, berichtigt mich), für ernsthaft Kranke mit zu wenig roten Blutkörperchen und (wegen Körperfunktionsstörungen) ohne Möglichkeit, das Hormon selbst zu produzieren.
Gesunde produzieren durchaus genug EPO-Hormone, um damit sportliche Höchstleistungen zu erreichen. Immerhin ging es im Radsport auch 100 Jahre ohne EPO (wenn auch unter Zuhilfenahme anderer Dinge).

Ein Arzneimittel für einen anderen Zweck zu verwenden als den ursprünglich bedachten, ist Missbrauch. Und das ist immer gefährlich für die Gesundheit.
Denn EPO wird, auch heute, mit Augenmerk auf die bessere Behandlung Kranker erforscht (zumindest hoffe ich das). Dass Pharmakonzerne Geld aufbringen, die Auswirkungen auf gesunde Sportler zu untersuchen und die Gefahren eines solchen Missbrauchs zu minimieren, könnt ihr mir nicht weismachen. Die Sportler kaufen das Produkt auch so, wie man in den letzten 20 Jahren sehen konnte. Warum also Geld investieren, dass keine unmittelbare Rendite abwirft? Wir leben im Kapitalismus.

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Beitrag: # 6739079Beitrag Time2Play
6.10.2008 - 22:00

Richtig, in den 90er Jahren sind haufenweise Athleten im Schlaf verreckt, weil sie einfach zuviel Epo genommen haben und so ihr Blut verklumpte.

Jeder hat da seine eigene Meinung, ich halte es jedenfalls nicht für sinnvoll umsummen an Geld zu bezahlen, um dem Radsport letzendlich noch mehr zu schaden. In allen Sportarten wird gedopt, im Radsport aber immer wieder an einzelnen Fällen aufgedeckt und rückt ihn dadurch in ein schlechtes Licht, gedopt wird trotzdem weiter, wie man ja bestens an Schumacher sehen kann.

Ps. Ich hab n tollen Artikel über die Wirkung von Epo gefunden:
Doping im Selbstversuch (ein Artikel aus "der Zeit")
http://www.zeit.de/2007/28/M-Epo?page=1

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Escartin
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Beitrag: # 6739082Beitrag Escartin
6.10.2008 - 22:13

RotRigo hat geschrieben:Doping völlig ungefährlich? Ein Vergleich mit der Materialschlacht angebracht? Ich traue meinen Augen nicht. Fremdscharm überkommt mich. Ich gehe.
Es kommt auf den Vergleichsmaßstab an: Gemessen an einer Idealwelt mit sauberen Radrennen über 120km und maximal zwei Alpenpässe ist ein Radsport mit Dopingfreigabe sicherlich gesundheitsgefährdend. Gemessen an der Realität der letzten (und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nächsten) 30 Jahre, in der Sportler an den Kontrolleuren und inzwischen möglicherweise auch an den eigenen Teamärzten vobeidopen müssen, dürfte eine intelligent organisierte Freigabe sogar in Bezug auf die Gesundheit der Sportler von Vorteil sein.
"Wittgenstein pondered what time it could be on the sun (it was a nonsensical question, he concluded)." - The Economist

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arkon
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Beitrag: # 6739088Beitrag arkon
6.10.2008 - 22:33

also, das epo nicht gesundheitsgefährlich ist wenn es richtig dosiert wird ist schwachsinn. jedenfalls weiß weder ich noch irgendjemand anders es. haschisch wird hin und wieder auch gerne als ungefährlich hingestellt, aus dem gleichen grund: es gibt keine langzeitstudien. der unterschied ist ziemlich einfach: kranke bekommen epo über maximal ein paar monate, radsportler in zt wesentlich höheren dosierungen über jahre. und es gibt keinen mediziner, der das überwacht. es gibt einen grenzwert, mit dem verglichen wird. einen. über jahre. harte medikamente.
und: nur epo nimmt keiner. schau dir mal die liste der sachen an, die immer noch gefunden wird. obwohl die kontrollen mehr als bekannt sind etc. testosteron dürfte zum beispiel standard sein. epo ist nur die spitze des eisbergs, doping ist viel mehr.
und trotzdem stört mich mehr als das doping mehr das erwischt werden. warum? radsportler als opfer einer großen, gemeinen bösen weltverschwörung hinzustellen ist dumm und naiv. sie haben die wahl in den sport zu wechseln oder nicht. manche tun es, manche nicht. radsport ist nicht wie fußball in brasilien oder afrika die hoffnung für die ganze sippschaft, nicht wie bodenturnen in china die verpflichtung gegenüber staat und weiß ich noch wem. radsport ist hier in europa einfach ein hobby, was man zum beruf machen kann. wer keine andere möglichkeit zum geldverdienen hat... hat wohl eine reihe falscher entscheidungen getroffen ;). im ernst: in mitteleuropa kann keiner mit sozialer härte argumentieren. radsportler rennen sehenden auges ins unglück. und wer sich erwischen lässt ist schlicht dumm. es gibt genug beispiele für sportler die das weite gesucht haben als es ihnen zu bunt wurde. die, die bleiben, haben ihre gründe. aber sicherlich kein mitleid verdient.
wer keine ahnung hat - einfach mal die fresse halten

Fus87
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Beitrag: # 6739089Beitrag Fus87
6.10.2008 - 22:42

Escartin, du hast mal wieder einen guten Punkt gefunden.
Aber: Gemessen an der Realität wäre eine Dopingfreigabe mit ärztlicher Kontrolle gesundheitlich vorteilhafter. Noch besser für die Gesundheit wäre es aber, würde überhaupt kein Doping genommen (wie in deiner Idealwelt angenommen).

Erste Schritte hin zur Idealwelt wurden ja bereits von einigen Organisatoren gemacht (kürzere Etappen, nicht so viele Pässe, etc.). Andere Organisatoren führen diese Bemühungen dann zwar ad absurdum (die geplante Giro-Etappe nach Peschici über 265 km fällt besonders ins Auge). Aber man ist sich (irgendwo tief unten im Bewusstsein) klar darüber, dass Radrennen in der jetzigen Form ohne Doping kaum zu bewältigen wären (Einschub: Warum ist Jens Voigt eigentlich meist auf kurzen Etappen unter 150 km erfolgreich, und nicht auf den langen über 200 km? Nur mal zum drüber Nachdenken für alle, die davon ausgehen, er würde noch schlimmer dopen als andere).

Entweder verkürzt man die Rennen auf 100-150 km, oder man senkt die Geschwindigkeit. Wie letzteres gehen sollte, weiß ich zwar auch nicht, aber ich habe eine Idee: Warum nicht die ersten 100 km eines 250 km langen Klassikers mit "Schrittmachern" absolvieren? Diese fahren dann mit, sagen wir, 35 km/h, gäben aber keinen Windschatten. Will jemand bereits am Anfang angreifen, so wird die Geschwindigkeit auf 40 km/h erhöht. 150 km vor dem Ziel wird die Geschwindigkeit dann freigegeben. Allerdings würden durch eine solche Regelung einige taktische Möglichkeiten eliminiert (z.B. Windkanten am Anfang, wie bei Milano - San Remo irgendwann in den 80'ern oder 90'ern), daher scheint eine Verkürzung realistischer.

@Time2Play:
Wie du sicherlich im Artikel gelesen hast, kommt der Autor zu diesem Schluss: "Ich habe erfahren, wie pervers einfach Doping sein kann, und wie groß die Verlockung in einem System sein muss, in dem es fast alle tun. Eine Zeitlang lebt es sich ganz gut mit übernatürlichen Kräften. Lieber aber bin ich wieder ganz ich selbst."

Es mag sein, dass immer neue Dopingfälle dem Radsport scheinbar - in den Augen der Öffentlichkeit - schaden. Dies aber nur deshalb, weil die meisten immer noch der Vorstellung anhängen, alle Sportler wären sauber und alle Doper würden erwischt. In der Realität ist es aber leider fast genau andersherum. Man müsste die Öffentlichkeit - also zuvorderst die Medien, die diese Meinung entscheidend mitprägen - zu der Erkenntnis bringen, dass Leistungssport generell mit Doping zu tun hat und jeder aufgedeckte Fall ein Beispiel für bessere Kontrollen und also ein Schritt, wenn auch nur ein sehr kleiner, in die richtige Richtung ist.

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