Doping im Radsport

Alles, was mit reellem Radsport zu tun hat

Moderatoren: RobRoe, Routinier, Escartin

Benutzeravatar
montyeisbaer
Beiträge: 214
Registriert: 18.11.2006 - 13:26
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6745703Beitrag montyeisbaer
16.11.2008 - 21:03

BlackHackz hat geschrieben:
Wenn es laufende Ermittlungen gibt,kann man sich unter Umständen,mit getätigten Aussagen,auch selbst belasten.Aber egal!
Das hast du aus amerikanischen Filmen geklaut. Sowas gibt es bei uns nicht. Eine Lüge ist nicht strafbar und selbst belasten muss man sich schon gar nicht.
Hätte ich jetzt echt geglaubt,das man sich mit gemachten Aussagen belasten kann. :D
Habe Gott sei Dank mit Gerichten und Gesetzen nicht so viel zu tun,jedenfalls was Gerichtsverhandlungen, an meiner Person,betrifft.

Danke Black für den Austausch an Information! :D

Ich hoffe auch das die Geschichte um Ullrich ein Ende findet und er seinen Frieden bekommt.Wobei ich mir auch einen anderen Weg gewünscht hätte,als der den er gewählt hat.
"Nehmen Sie Menschen,wie Sie sind,andere gibt es nicht."

K.Adenauer

http://katsuro.de/woo.php?id=18511

Benutzeravatar
Hermi
Beiträge: 7233
Registriert: 9.1.2008 - 16:46

Beitrag: # 6745930Beitrag Hermi
19.11.2008 - 17:08

Wegen EPO-Doping
Zwei Jahre Sperre für Carini beantragt

19.11.2008 - Rom (dpa) - Der des EPO-Dopings überführte Italiener Giovanni Carini muss mit einer Sperre von zwei Jahren rechnen. Dieses Strafmaß beantragte in Rom der Ankläger des Nationalen Olympischen Komitee Italiens (CONI). Der 25-jährige Carini war Ende Juni bei den italienischen U23-Meisterschaften positiv auf EPO getestet worden. Nun wird das Dopinggericht des CONI entscheiden.
Da stimmt doch schon irgendwas nicht: Wie kann ein jetzt 25-jähriger in diesem Juni bei den U23-Meisterschaften erwischt werden? Der dürfte doch da gar nicht mitfahren, oder habe ich die Bedeutung von U23 falsch verstanden?
Alejandro Herminez - RTT
Gesamtsieg Vuelta 2013
Bergtrikot Tour 2016
Punktewertung Giro 2021
21 Etappensiege (5x Tour, 11x Giro, 5x Vuelta)

Benutzeravatar
ThunderBlaze
Beiträge: 3281
Registriert: 2.8.2004 - 0:32
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6745931Beitrag ThunderBlaze
19.11.2008 - 17:22

Bei der Teilnahme war 24 Jahre alt. Ich guck mal ins Regelwerk.

EDIT Da stehts nix. :roll:
www.rsm-news.com - Von Fans für Fans -

Benutzeravatar
cunego111
Beiträge: 1712
Registriert: 29.8.2006 - 15:22
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6745937Beitrag cunego111
19.11.2008 - 17:40

Vielleicht ist er außer Konkurrenz mitgefahren?!
Dann wäre es aber doppelt blöd, wenn er erwischt wird.

Dieses Jahr sind bei den Neuseeländisches Meisterschaften auch nicht Neuseeländer außer Konkurrenz mitgefahren.
[mcol color=#5358DF][color=pink]Cunego*[/color][mcol color=#5358DF][color=pink]172[/color][mcol][color=white]Dixon[/color][mcol][color=white]Fenninger[/color][mcol][color=white]Larsson[/color][mcol][color=white]Randall[/color][mcol][color=white]Hajek[/color][mcol][color=white]Slowiok[/color][mcol][color=white]Eberhard[/color][mcol][color=white]Macabies[/color]

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6745940Beitrag RotRigo
19.11.2008 - 17:53

Doppelt blöd wäre es nicht. Oder weißt du ob das Rennen nicht vielleicht in seine Vorbereitung für andere Rennen gepasst hat? Er hat sicher nicht auf dieses Rennen hin gedopt, wenn er außer Konkurrenz gefahren ist - aber ein Sportler dopt halt meistens auch nicht bei einem speziellen Event, sondern über längere Zeiträume...

Toxico
Beiträge: 418
Registriert: 30.6.2005 - 13:46
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6745950Beitrag Toxico
19.11.2008 - 18:46

lol, die Aussage von Sinkewitz dass er mit seiner Geschichte eine Vorbildsfunktion in seinem neuen Team einnimmt, halte ich doch für etwas gewagt.^^

Fus87
Beiträge: 589
Registriert: 15.5.2008 - 21:52

Beitrag: # 6745952Beitrag Fus87
19.11.2008 - 18:48

Das ist schlicht und einfach ein Übersetzungsfehler. Giovanni Carini fährt in der Kategorie Elite/U23 (früher Amateur) und fuhr bei der italienischen Meisterschaft für Elite senza contratto (also Amateure über 23) mit - ich meine, er hat sogar gewonnen.
Also durchaus plausibel, dass er unter anderem auf dieses Rennen hingedopt hat.

Benutzeravatar
ThunderBlaze
Beiträge: 3281
Registriert: 2.8.2004 - 0:32
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6745957Beitrag ThunderBlaze
19.11.2008 - 19:08

cunego111 hat geschrieben:Vielleicht ist er außer Konkurrenz mitgefahren?!
Dann wäre es aber doppelt blöd, wenn er erwischt wird.

Dieses Jahr sind bei den Neuseeländisches Meisterschaften auch nicht Neuseeländer außer Konkurrenz mitgefahren.
1. Wäre aber blöd, weil sowas eigentlich nur bei Hobbyrennen der Fall ist bzw. sein sollte. Wasn das für ne WM? :?

2. Ja, es gab auch bei den australischen Meisterschaften eine Zeit lang das U23 und Männer Elite zusammengefahren sind. Was aber genauso bekloppt war und mittlerweile geändert wurde. Es gibt tatsächlich noch einige andere nationale Meisterschaften die international besetzt sind da sonst halt nur ne Handvoll antreten würden->> Medieninteresse, Zuscherzahlen usw. dann nicht förderlich. Irgendwo verständlich. Aber nun ja.
Toxico hat geschrieben:lol, die Aussage von Sinkewitz dass er mit seiner Geschichte eine Vorbildsfunktion in seinem neuen Team einnimmt, halte ich doch für etwas gewagt.^^
Wieso? Wenn er das umsetzt was er sagt dann wäre es durchaus möglich. Mir wäre es lieber als Nachwuchsfahrer von einem erfahrenen der in der Szene gelebt hat was sagen zu lassen als irgendeiner der von nichts ner Ahnung hat.
www.rsm-news.com - Von Fans für Fans -

Benutzeravatar
BlackHackz
Beiträge: 3176
Registriert: 17.4.2005 - 17:39
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6746406Beitrag BlackHackz
24.11.2008 - 22:05

Kohl ist jetzt offiziell für 2 Jahre gesperrt worden von der NADA in Österreich. Er zeigte sich mit dem Urteil unzufrieden, weil er seiner Auffassung und der seines Anwalts nach geständig war. Er soll aber keine Hintermänner genannt haben, sondern lediglich den positiven Doping-Test zugegeben haben.
Tja, ich weiß nicht, was ich davon halten soll.
Es kommt natürlich überhaupt nicht zur Geltung, dass er gestanden hat. Er könnte das Urteil bis heute anzweifeln und hätte trotzdem die gleiche Sperre bekommen. Insofern verstehe ich ihn und seinen Anwalt schon irgendwie. Immerhin hat er reinen Tisch gemacht und somit auch die Öffentlichkeit nicht mehr im Unklaren gelassen.
Auf der anderen Seite wäre es natürlich schwachsinnig, Fahrern die Strafe um die Hälfte zu reduzieren, wenn sie bloß zugeben, was durch einen Test sowieso einwandfrei bewiesen wurde. Einem Mörder gewährt man ja auch keine großartige Strafkürzung, wenn man ihn noch mit der rauchenden Waffe zu fassen bekommt und er dann den Mord gesteht, den eh 1000 Zeugen mitverfolgt haben. (Und nein, ich vergleich Mord nicht mit Doping, bevor wieder solche Kommentare kommen). Es ist schwer, hier wirklich eine Meinung zu entwickeln, weil man die Urteile mittlerweile auch leider nicht mehr nachvollziehen kann. Sella bekommt ein Jahr Sperre, weil er angeblich sehr geständig gewesen sei. Von seinen Hintermännern hat man bis heute nichts gehört, auch keinen Bericht, dass die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen in dem Fall übertragen wurde, weil eine Handel mit illegalen Substanzen vermutet wird.
Riccos Sperre wird aufgrund seines Geständnisses, mit dem Arzt Santuccione (?) zusammengearbeitet zu haben um 6 Monate reduziert und dann wieder um 6 Monate erhöht, weil er Kontakt zu einer aus dem Radsport verbannten Person, eben jenem Santicionne gehabt hat. Völlig paradox.
Dazu kommt dann das fragwürdige Urteil der Kasachen, die Vino zu einem Jahr Sperre verurteiln. Die UCI interessiert das nicht mehr die Bohne, weil Vino ja eh nicht mehr fahren will. Dann kündigt der kurzerhand sein Comeback an und schwupps steht das UCI auf der Matte und versichert, dass man alles tun werde, Vino erst nach 2 Jahren wieder starten zu lassen. Ohne Rücksicht auf die Autonomie der nat. Verbände, ohne Rücksicht auf Fristen für die Anfechtung des Urteils und ohne Rücksicht auch auf den Fahrer, der ja auch mal irgendwie wissen muss, wann er wieder fahren kann, schließlich ensteht ihm ja ein Schaden, wenn er jetzt schon anfängt wie wild zu trainieren und dann doch erst nächstes Jahr wieder fahren darf.

Dazu kommt nun also das Kohl-Urteil. Sicher, großartig aufgedeckt scheint er nicht zu haben, aber interessiert das jemanden? Ist man nicht eher froh, dass Kohl eben nicht mehr aufgedeckt hat? Wer weiß, was Kohl losgetreten hätte, schließlich hat man ja erst vor ein paar Tagen in einer Zeitung lesen dürfen, dass die Frau von Fuentes in einem Interview behauptet hat, dass sie den gesamten spanischen Sport am Boden zerstören könne. Und waren die Spanier in den letzten Jahren nicht außergewöhnlich erfolgreich?

Aber zurück zu Kohl. Er hat gestanden gedopt zu haben, nicht mehr und nicht weniger. Am wichtigsten war es für ihn selbst, denn ich denke mir, es ist einfacher mit der Wahrheit zu leben, als mit einer ungewissen Lüge. Aber was ist mit dem Urteil? Zu hart? Oder zu milde, lieber 4 Jahre?
Das klingt jetzt doof, aber letztendlich ist es reine Geschmackssache.

Kohl und andere Doper werden ja nicht nach einem bestimmten traditionellen Strafkodex verurteilt. Im Prinzip geht es hier ja auch nicht um die Verteidigung eines Rechtsgutes oder eine gesellschaftlichen Ordnung. Es geht ja auch kaum um Gerechtigkeit und Sühne. 4 Jahre soll er dafür büßen, was er wem auch immer angetan hat. Völlig absurd. Wie lange dauert das die durschnittliche Berufsausübungszeit eines Radsportlers? Doch nicht viel mehr als 12 Jahre. 1/3 davon + den gewaltigen Image-Schaden. Sicherlich ist das alles die eigene Schuld des Dopers, aber man muss auch mal die Verhältnisse beachten. Warum nicht eine Regelung wie: 1 Mal Dopen -> 1-2 Jahre. 2 Mal Dopen -> Entziehung aller Profi-Lizenzen auf Lebenszeit. Kohl ist 26, ein 4 jähriges Berufsverbot würde schon jetzt einem Karriereende gleichkommen. Entweder er hat finanzielle Reserven und kann normal trainieren oder er muss anderweitig arbeiten und entwöhnt seinen Körper vom Hochleistungssport, was einem lebenslangen Berufsverbot gleichkommen würde.

Ist das Urteil also zu hart? Kohl meint, "ja". Sein Anwalt beruft sich auf das Geständnis und bezieht es auf eine Leichtathletin, der Doping nachgewiesen wurde, die aber bis heute nichts gestanden hat und auch 2 Jahre bekommen hat. Ist Kohl strafrechtlich tatsächlich besserzustellen? Die NADA in Österreich sagt ganz pragmatisch "Nein", denn Kohl habe schließlich nicht mehr erzählt, als sowieso bewiesen war. Erst als ihm sozusagen die Pistole auf die Brust drückte, kam er mit der Wahrheit heraus, unter Tränen.
2 Dinge sind hierbei anzumerken:

1. Wer einmal unter Tränen gesteht wird höchstwahrscheinlich sich selbst nie wieder in diese missliche, peinliche und selbstzerstörerische Lage bringen wollen. Das Bedauern war echt, der Schmerz und das Unverständnis über die eigenen Taten war riesig. Kohl dopt nie wieder, da bin ich felsenfest von überzeugt.

2. Welchen Sinn hat ein Geständnis? Soll es denn tatsächlich bei der weiteren Tataufklärung helfen? Soll es die Strafverfolgung einfacher machen?
Hier begeht die NADA einen, wie ich finde, gewaltigen Fehler. Man verwechselt den Geständigen und den Kronzeugen.
Ein Kronzeuge erfüllt genau das, was die UCI sich von überführten Dopern erhofft. Er nennt kühl und pragmatisch viele Namen, deckt Kreise auf, hilft bei Zurordnungen und so weiter. Der Kronzeuge bekommt Strafnachlass von immerhin 50%.
Ein Geständiger ist jemand, der in einer unheimlich intimen und erniedrigenden Szene erklärt, er habe betrogen, er schämt sich für sich selbst und ihm kommen die letzten Jahre, das Leben in Lüge, wie verschenkte Zeit vor. Was will man denn mehr? Für die Strafverfolgung ist das kaum relevant, aber ein Geständiger büßt mehr, als jeder Kronzeuge. Es ist mehr Gerechtigkeit für die Fahrer, die sich zurecht betrogen fühlen, als wenn irgendein italienischer Arzt mit seiner Frau verhaftet wird. Für den Fan steckt in diesem Geständnis mehr Ehrlichkeit, mehr Menschlichkeit und mehr Gefühl für den Sport, als in einer Aussage vor Gericht. Es gibt den Fans etwas zurück, was sie verloren haben, wenn sie von den Doping-Tests im Fernsehen gesehen haben: Ehrlichkeit und Glaube an Menschlichkeit.
Das ist für die UCI oder die NADA nichts wert. Schade, denn damit haben sie das System des Strafrechts, die Straftheorie und den weiterführenden Sinn des Sports nicht verstanden.

Hand aufs Herz. Kohl wurde 2 Jahre verbannt, weil man denkt, dass er vielen Menschen geschadet hätte. Wirklich geschadet hat er aber in Wirklichkeit nur sich selbst und einen ersten Schritt in Richtung Wiedergutmachung hat er mit der erniedrigenden Pressekonferenz getan. Ein weitaus mutigerer Schritt, als im stillen Kämmerlein Hintergrundwissen auszupacken, um möglichst schnell wieder vorne mitzufahren.

Die UCI/NADA hat es verpasst, Geständnissen einen zählbaren Wert beikommen zu lassen. Ich mochte Kohl nie besonders, aber es hätte keinem österreichischen Funktionär einen Zacken aus der Krone gebrochen, wenn man ihm wenigstens 6 Monate erlassen hätte. Was spielt denn das auch noch für eine Rolle?
Segui il tuo corso, e lascia dir le genti!

"Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, will nicht, dass sie bleibt." (E. Fried)

www.bildblog.de

sciby
Beiträge: 4619
Registriert: 26.9.2005 - 15:55
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6746410Beitrag sciby
24.11.2008 - 22:32

Sind die Richter eigentlich auf Doping etc spezialiserte?
Ex-Profi Cédric Vasseur via Twitter: "Der Radsport wurde wieder einmal vor der ganzen Welt lächerlich gemacht...Bravo!!!"

Benutzeravatar
BlackHackz
Beiträge: 3176
Registriert: 17.4.2005 - 17:39
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6746422Beitrag BlackHackz
25.11.2008 - 0:24

Gibt es bei solchen "Verfahren" überhaupt Richter? Ich glaube, die Leute, die dort urteilen haben kaum ein juristisches Studium absolviert. Anders könnte ich mir den völlig fehlenden Einfluss des Geständnisses nicht erklären. Es sei denn, diese "Urteile" sind rein politisch.

Ich glaube eher, es ist der Vorstand des Nationalen Radsportverbandes in Verbindung mit der Doping-Organisation des Landes, die dann ein Urteil fällen. Einen Prozess gibt es ja nicht, weil es keine Grundlage für Strafrechts-Verhandlungen. Im Prinzip drücken dort nur die Nationalen Verbände ihre Souveränität durch, die sie von der UCI verliehen bekommen haben und stützen diese auf das Reglement der UCI.
Weit her ist es mit dieser Souveränität aber nicht, denn wenn das Urteil der UCI nicht passt, marschieren die dazwischen.

Und auf Doping spezialisierte Richter kannst du lange suchen ;) Richter müssen so ziemlich alles können. Obwohl es natürlich einen Unterschied macht, ob du im Strafgericht, Bundesgerichtshof, Landgericht, Amtsgericht oder Bu-Verf-Gericht sitzt. Aber da Doping in Deutschland keine Straftat ist, braucht sich hier auch kein Richter damit auszukennen.
Segui il tuo corso, e lascia dir le genti!

"Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, will nicht, dass sie bleibt." (E. Fried)

www.bildblog.de

Fus87
Beiträge: 589
Registriert: 15.5.2008 - 21:52

Beitrag: # 6746423Beitrag Fus87
25.11.2008 - 0:28

BlackHackz hat geschrieben:2. Welchen Sinn hat ein Geständnis? Soll es denn tatsächlich bei der weiteren Tataufklärung helfen? Soll es die Strafverfolgung einfacher machen?
Hier begeht die NADA einen, wie ich finde, gewaltigen Fehler. Man verwechselt den Geständigen und den Kronzeugen.
Ein Kronzeuge erfüllt genau das, was die UCI sich von überführten Dopern erhofft. Er nennt kühl und pragmatisch viele Namen, deckt Kreise auf, hilft bei Zurordnungen und so weiter. Der Kronzeuge bekommt Strafnachlass von immerhin 50%.
Ein Geständiger ist jemand, der in einer unheimlich intimen und erniedrigenden Szene erklärt, er habe betrogen, er schämt sich für sich selbst und ihm kommen die letzten Jahre, das Leben in Lüge, wie verschenkte Zeit vor. Was will man denn mehr? Für die Strafverfolgung ist das kaum relevant, aber ein Geständiger büßt mehr, als jeder Kronzeuge. Es ist mehr Gerechtigkeit für die Fahrer, die sich zurecht betrogen fühlen, als wenn irgendein italienischer Arzt mit seiner Frau verhaftet wird. Für den Fan steckt in diesem Geständnis mehr Ehrlichkeit, mehr Menschlichkeit und mehr Gefühl für den Sport, als in einer Aussage vor Gericht. Es gibt den Fans etwas zurück, was sie verloren haben, wenn sie von den Doping-Tests im Fernsehen gesehen haben: Ehrlichkeit und Glaube an Menschlichkeit.
Das ist für die UCI oder die NADA nichts wert. Schade, denn damit haben sie das System des Strafrechts, die Straftheorie und den weiterführenden Sinn des Sports nicht verstanden.
Ich stimme zu. Der unter Tränen Gestehende ist dem Zuschauer (also uns) sympathischer als der Kronzeuge, der kaltblütig und unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein paar Namen nennt.
Der Kronzeuge sollte auf jeden Fall einen Strafnachlass bekommen, wenn er helfen kann, neue Umstände aufzudecken - schon als Anreiz. Ob es gleich 50% sein müssen, sei dahingestellt. Auch sollte nicht jeder überführte Doper darauf bestehen dürfen, dass er Anspruch auf eine Kronzeugenregelung hat (Sinkewitz, Jaksche) - der Doper deckt die Hintergründe auf, und die NADA kann dann (eventuell auch erst nach einiger Zeit, die Platz für Folgeermittlungen lässt) entscheiden, ob ein Nachlass gewährt wird, und wie groß er sein soll.
Ein Geständnis sollte sich aber genauso strafmildernd auswirken. Wie BlackHackz sagte, ein tränenreiches Geständnis ist für die weitere Dopingbekämpfung wenig hilfreich, aber es gibt einem den Glauben an verloren geglaubte Werte zurück. Erik Zabel wurde kurze Zeit nach seinem Geständnis bereits wieder bejubelt (war auch eine gute Show) - wie er von seinen Fahrerkollegen beurteilt wird, kann ich nicht wissen.
Ich habe - oder hatte, sollte er sein Geständnis wieder zurückgezogen haben - großen Respekt vor Leonardo Piepoli, der aus eigenem Antrieb zugab, ebenso gedopt zu haben wie Riccò - bisher war keiner seiner Dopingtests positiv.

Ein Gedanke schoss mir allerdings durch den Kopf, als ich von Kohls "Nicht-Auspacken" erfuhr: Warum kündigt er das zunächst an, um seine Ankündigung dann nicht wahrzumachen? Was ist zwischen Freitag und Montag passiert?
Ich möchte Kohl nichts unterstellen. Aber könnte es nicht sein, dass überführte Doper ihre Hintermänner regelrecht erpressen: Bezahl mir soundsoviel Geld, oder ich verpfeif dich?

Benutzeravatar
Time2Play
Beiträge: 1449
Registriert: 22.7.2008 - 22:02
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6746432Beitrag Time2Play
25.11.2008 - 8:20

Fus87 hat geschrieben:Großen Respekt vor Leonardo Piepoli, der aus eigenem Antrieb zugab, ebenso gedopt zu haben wie Riccò - bisher war keiner seiner Dopingtests positiv.
Sorry, wenn ich dein Weltbild zerstöre, aber:
Leonardo Piepoli hat bei der französischen Anti-Doping-Agentur AFLD die Öffnung seiner B-Probe beantragt. Piepoli war in den nachträglich durchgeführten Analysen der Blutproben der Tour de France 2008 zweimal positiv auf das EPO-Nachfolgepräparat CERA getestet worden. Dem 37 Jahre alten Italiener droht bei einer positiven B-Probe eine zweijährige Sperre und damit wohl das Ende seiner Karriere. Im Oktober war Piepoli nicht zu einer Anhörung vor dem Nationalen Olympischen Komitee Italiens CONI erschienen.
http://www.radsport-news.com/sport/sportnews_53587.htm
Auch die B-Probe des bei Nachuntersuchungen zur Tour de France positiv auf das EPO-Präparat CERA getesteten Italieners Leonardo Piepoli ist positiv.
http://www.radsport-news.com/sport/sportnews_53828.htm
@BlackHackz
Meiner Meinung nach ist ein Geständnis nichts wert, wenn bewusst Informationen zurückgehalten werden.
Wenn er zuerst sagt, dass er auspacken und Namen nennen will und plötzlich dann Gewissensbisse bekommt und doch nix sagt, dann ist das sehr unglaubwürdig und darf nicht noch mit einer Kürzung des Strafmaßes gutgeheißen werden.
<b>Sattlerei Ski-Challenge Gesamtweltcupsieger und Weltmeister 2008/2009</b>

Fus87
Beiträge: 589
Registriert: 15.5.2008 - 21:52

Beitrag: # 6746438Beitrag Fus87
25.11.2008 - 13:35

Die späteren positiven Tests ändern aber nichts an der Tatsache, dass Piepoli sich sozusagen selbst gestellt hat. Dass er jetzt die Öffnung der B-Probe beantragt, gibt seinem Image natürlich einen Knacks, aber wer würde nicht versuchen, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen?
Die erste Reaktion war, nach allem was ich weiß, spontan und daher vermutlich ehrlich.
Daher auch: Hut ab vor denen, die nach einer positiven A-Probe gestehen, wie Kohl.
Time2Play hat geschrieben:Wenn er zuerst sagt, dass er auspacken und Namen nennen will und plötzlich dann Gewissensbisse bekommt und doch nix sagt, dann ist das sehr unglaubwürdig und darf nicht noch mit einer Kürzung des Strafmaßes gutgeheißen werden.
Vielleicht haben sie ja sein Geständnis strafmildernd gewertet und seine Nichtkooperation trotz vorheriger Ankündigung strafverschärfend. So hätten wir z.b. 2 Jahre - 6 Monate + 6 Monate = 2 Jahre. Ob sich dort aber solche Gedanken gemacht wurden, wage ich zu bezweifeln.

Benutzeravatar
Time2Play
Beiträge: 1449
Registriert: 22.7.2008 - 22:02
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6746456Beitrag Time2Play
25.11.2008 - 16:37

Ich frage dich einfach mal:

Würdest du die Öffnung der B-Probe beantragen, wenn du Doping gestanden hättest und sowieso wüsszes, dass die Probe positiv sein wird?
<b>Sattlerei Ski-Challenge Gesamtweltcupsieger und Weltmeister 2008/2009</b>

Fus87
Beiträge: 589
Registriert: 15.5.2008 - 21:52

Beitrag: # 6746461Beitrag Fus87
25.11.2008 - 16:47

Da die Tests von Piepoli ja zunächst nicht positiv waren (und auch jetzt nur zwei positiv sind, ebenso wie die von Riccò, obwohl dieser weitaus öfter getestet wurde), ist die Testmethode noch nicht so gut wie sie sein sollte. Daher wird Piepoli darauf hoffen, dass die B-Probe als negativ analysiert wird- durch Mängel in der Testmethode, nicht, weil sie negativ wäre.

Benutzeravatar
jonas
Edelhelfer
Beiträge: 11697
Registriert: 27.5.2002 - 14:39
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6746468Beitrag jonas
25.11.2008 - 17:22

Wobei Ricco per Urinanalyse überführt wurde während Piepoli mit der weitaus zuverlässigeren Blutanalyse erwischt wurde.
--
Jonas

TIppspielhandballweltmeister 2019 :)

Benutzeravatar
Time2Play
Beiträge: 1449
Registriert: 22.7.2008 - 22:02
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6746471Beitrag Time2Play
25.11.2008 - 17:50

Zusätzlich ist es doch bescheuert Doping zuzugeben, wenn man darauf hofft, dass die Probe negativ ausfällt oder nicht?

Entweder man gibt es zu, weil man gedopt hat und nimmt eine Sperre auf sich oder man leugnet es und wartet die Proben ab, aber son halbes Zeuch ist auch Mist!
<b>Sattlerei Ski-Challenge Gesamtweltcupsieger und Weltmeister 2008/2009</b>

Fus87
Beiträge: 589
Registriert: 15.5.2008 - 21:52

Beitrag: # 6746476Beitrag Fus87
25.11.2008 - 18:36

Piepoli hat zunächst Doping zugegeben, ohne vorher positiv getestet geworden zu sein (wie Kohl), und ohne dass erdrückende Beweise über seinem Haupt schweben (wie Aldag, Holm, Zabel usw.). Dafür verdient er Respekt.

Dass er jetzt sein Geständnis zurückgezogen hat (meine ich, irgendwo gelesen zu haben) und die Öffnung der B-Probe beantragt, trägt zu diesem Bild des Ehrenmannes Piepoli (das meiner Meinung nach gut zu ihm passt) nicht bei, im Gegenteil. Er, aber auch seine Berater/Anwälte/wer auch immer, werden herausgefunden haben, dass seine Chancen auf ein Comeback größer sind, wenn er das Geständnis zurückzieht und die positive A-Probe anzweifelt sowie auf eine negative B-Probe hofft.
Dann könnte er wohl kaum verurteilt werden und nächstes Jahr wieder fahren - wohl nicht bei einem ProTour-Team, aber italienische ProConti-Teams haben keine Skrupel, Fahrer mit solchen Vorgeschichten unter Vertrag zu nehmen. Acqua & Sapone (Scarponi), LPR (Petacchi) oder Diquigiovanni (Scarponi) haben es bereits getan.

Für den Radsportfan wäre ein Geständnis, eine folgende Sperre (mit Strafminderung, also meinetwegen 18 Monate ab Juli 2008 bis Ende 2009) und ein eventuelles Comeback besser gewesen.
Piepoli wird mit seiner Methode vielleicht durchkommen - ich wünsche ihm das nicht, sondern hoffe auf eine positive B-Probe und eine 2-Jahre-Sperre.
Das Geständnis zum Anfang, das spontan und daher vermutlich ehrlich war, verdient Respekt. Das Piepoli nicht das Rückgrat hat, zu seinem Geständnis zu stehen, sondern stattdessen versucht, sich herauszuwinden, ist traurig, aber verständlich.

Benutzeravatar
BlackHackz
Beiträge: 3176
Registriert: 17.4.2005 - 17:39
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6746478Beitrag BlackHackz
25.11.2008 - 18:48

Ich habe gerade gelesen, dass sich die NADA in Österreich nach der Anhörung ganze 30 Minuten Zeit genommen hat, das Urteil zu fällen.
Bei aller Liebe, aber wenn man das berücksichtigt, brauchen wir gar nicht mehr darüber schreiben, was die sich gedacht haben oder nicht. Wer in 30 Minuten ein Urteil fällt wusste schon vorher, wie die Sache ausgeht. Ich bin wirklich kein Kohl-Fan, aber auch er verdient mehr als 30 Minuten darüber nachdenken.

Der Fall Piepoli ist doch ein Ausdruck dessen, was passiert, wenn man Geständnisse überhaupt nicht berücksichtigt bei der Strafzumessung.
Es wird kein Anreiz für Geständnisse geliefert und anstatt für klare Verhältnisse zu sorgen, bestreiten die Fahrer erstmal alles und schöpfen alle juristischen Mittel aus. Würde ich doch auch machen, wenn mein Geständnis einen Dreck wert ist. Durch diese langen gerichtlichen Auseinandersetzungen wird aber der Sport in den Schmutz gezogen. Schade, dass die UCI das nicht einsieht.

Und auch die tollen Kronzeugen können ihre weitere Karriere vergessen, schließlich gelten sie als Verräter, wenn sie ausgepackt haben. Die Haltung der UCI gegenüber Dopern wird dadurch deutlich: faktisch wollen sie nie wieder einen sehen. Gestehe ich, kriege ich die Höchststrafe, vllt sogar bald unsinnige 4 Jahre. Arbeite ich mit der UCI/NADA zusammen, kriege ich nie wieder einen Vertrag bei einem Team.

Ob man das nun gut findet oder nicht hängt von jedem selbst ab. Wenn man den Radsportler selbst als Wurzel allen Übels sieht, ist das wohl die idealste Lösung.
Segui il tuo corso, e lascia dir le genti!

"Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, will nicht, dass sie bleibt." (E. Fried)

www.bildblog.de

Benutzeravatar
Time2Play
Beiträge: 1449
Registriert: 22.7.2008 - 22:02
Kontaktdaten:

Beitrag: # 6746487Beitrag Time2Play
25.11.2008 - 20:16

BlackHackz hat geschrieben: Und auch die tollen Kronzeugen können ihre weitere Karriere vergessen, schließlich gelten sie als Verräter, wenn sie ausgepackt haben. Die Haltung der UCI gegenüber Dopern wird dadurch deutlich: faktisch wollen sie nie wieder einen sehen. Gestehe ich, kriege ich die Höchststrafe, vllt sogar bald unsinnige 4 Jahre. Arbeite ich mit der UCI/NADA zusammen, kriege ich nie wieder einen Vertrag bei einem Team.
Ohja, voll gemein, dass man ihnen nicht die Chance gibt am besten gleich im nächsten Jahr wieder zu fahren.
Man sollte Kriminelle allgemein spätestens nach einem Jahr wieder freilassen, die werdens auch bestimmt nie wieder tun und jeder hat ja eine zweite Chance verdient ;)

Einfacher Vorschlag: Nicht Dopen!

Wer dopt ist selbst schuld, jeder weiß welche Strafen zu erwarten sind und auch wenn es vielleicht unfair erscheint, dass Geständnisse nicht berücksichtig werden... es ist jedem klar.

Jeder weiß worauf er sich beim Dopen einlässt, das sind keine Kinder mehr, sondern erwachsene Menschen, wenn diese die Entscheidung treffen (unter welchem Druck auch immer) zu dopen, dann wissen sie, dass sie ein Risiko eingehen, wenn sie erwischt sind ist es eben Pech.

Eine Strafmilderung durch Geständnisse würde doch nur dazu führen, dass plötzlich alle gestehen und Reue zeigen, wobei man nacher auch nicht mehr weiß, was nun echt und was gespielt ist.

So schaffen wir das Doping mit Sicherheit nicht aus der Welt, denn wenn ich wüsste, dass ich, falls ich erwischt werde, durch ein Geständnis (ich gesteh ja eh nur was bereits bewiesen ist) vielleicht nur ein Jahr kriege und die Chance erwischt zu werden sowieso sehr gering ist, dann würde es mich warscheinlich noch mehr reizen einmal Doping auszuprobieren, solange halt bis ich mal erwischt werden.
<b>Sattlerei Ski-Challenge Gesamtweltcupsieger und Weltmeister 2008/2009</b>

Antworten