So, heute beginnt die Tour de Romandie, und mich als mittlerweile "halben Romand" interessiert die natürlich besonders - erst Recht, wenn der Prolog fast vor meiner Haustür stattfindet
Deshalb versuche ich mich nun auch hier an einer Vorschau.
Prolog: Ouchy - Ouchy, 3.1km (28.04.2009)
Für meinen Geschmack ist dieser Prolog etwas zu kurz, und man macht gar nichts aus der Lausanner Topographie; man hätte auf nur 8km eine ziemlich grosse Höhendifferenz einbauen können. So sind nur die ersten 1.2 Kilometer auf der Avenue d'Ouchy leicht ansteigend, danach geht's wieder runter an den See, und der letzte Kilometer wird dann dem See entlang gefahren.
Auf den ersten Blick müsste Fabian Cancellara der klare Favorit sein. Auch Leute wie Pozzato oder Cavendish haben sicher ihre Chance. Aber: In Lausanne weht besonders am See oft ein kräftiger Wind, der meist böig ist und damit einen grossen Einfluss auf den Rennausgang haben könnte. Nun, wir werden sehen; wenn Cancellara in Form ist, dann dürfte ihm der Sieg kaum zu nehmen sein.
1. Etappe: Montreux - Fribourg, 176.2km (29.04.2009)
Nach einem für die meisten wohl eher "gemütlichen" Auftakt geht es mit der 1. Etappe gleich richtig los. Zwei Bergpreise der 1. Kategorie (wobei der zweite etwas unverständlich ist, auch wenn es auf 900 Metern mit 10% bergan geht), ein welliges Finale - diese Etappe lässt verschiedene Ausgänge offen. Der letzte Bergpreis kommt etwas früh, aber rund 15 Kilometer vor dem Ziel ist noch einmal ein 2.8 Kilometer langer, durchschnittlich etwa 5% steiler Anstieg zu bewältigen; von da an geht's fast nur noch abwärts. Ich denke, die meisten Sprinter dürften da noch mitkommen - sofern sie nach dem Jaunpass (8.2km mit 9%) noch dabei sind oder wieder rankommen. Vielleicht versucht ein starker Abfahrer zum Ende hin sein Glück. Ich gehe aber von einem Sprint mit evtl. leicht reduzierter Beteiligung aus. Ein Finale für Oscar Freire, oder auch Valverde. Cavendish hat auch gezeigt, dass er kleinere Hügel durchaus fahren kann. Mal schauen, wird sicher interessant.
2. Etappe: La Tchaux - La Tchaux, 161.5km (30.04.2009)
Als Hinweis: La Tchaux wird eigentlich La Chaux-de-Fonds geschrieben
Wie bei Etappe 1 ist es auch hier schwierig, eine Prognose zu stellen. Der Bergpreis der 1. Kategorie 26 Kilometer vor dem Ziel kommt wohl zu früh für eine entscheidende Attacke, ausserdem ist er "nur" 3.6 Kilometer lang und etwa 8% steil. Danach eine Ebene, bis 11 Kilometer vor dem Ziel noch ein "Berg" folgt, der 1.6 Kilometer lang und im Schnitt ebenfalls etwa 8% steil ist. Ein hügelfester Finisseur könnte hier reüssieren; zu nennen ist etwa Oscar Freire, aber auch Jens Voigt könnte hier einen Erfolg feiern. Philippe Gilbert ist selbstverständlich auch nicht zu vergessen - aber ihr könnt eure Favoriten ja selbst bestimmen
3. Etappe: Yverdon les Bains - Yverdon les Bains (MZF), 14.8km (01.05.2009)
Am "Tag der Arbeit" gibt es eine Neuerung in der TdR: Zum ersten Mal in der Geschichte der Rundfahrt wird ein Mannschaftszeitfahren ausgetragen. Dies führt über knapp 15 Kilometer und besteht im Wesentlichen aus 6 Kilometern Anstieg (mit etwa 3% im Schnitt) und 9 Kilometern Abfahrt. Der Start wird in Gruppen erfolgen, so dass die Zuschauer sich Start UND Zieleinfahrt anschauen können. Allzu viel Zeit dürfte man hier nicht verlieren, auch wenn der Wind wieder eine wichtige Rolle spielen könnte.
Als Favoriten sehe ich hier die Mannen von Silence-Lotto, die mit Evans, Dekker, Lang, van den Broeck und Wegelius über sehr gute und hervorragende Zeitfahrer verfügen. Auch Columbia und natürlich Saxo Bank habe ich auf der Rechnung. Überraschungen kann's bekanntlich immer geben...
4. Etappe: Estavayer-le-Lac - Sainte-Croix, 157.5km (02.05.2009)
Wer nach dem MZF hinten liegt, hat auf der 4. Etappe eigentlich die einzige Chance, das Blatt noch zu wenden. Der letzte Bergpreis liegt allerdings ganze 11 Kilometer vor dem Ziel, bietet allerdings auf 5.4 Kilometern mit einer durchschnittlichen Steigung von etwa 8% genügend Zeit für einen entscheidenden Angriff. Dadurch, dass nach dem Bergpreis noch mehr als 10 Kilometer zu fahren sind (darunter auch einige flache), ist wohl mit der Ankunft einer kleineren Gruppe zu rechnen. Wer die Tour gewinnen will und dies nicht mit dem MZF kann, muss es hier versuchen. Hier wird wohl der Formstand entscheiden, wer die Etappe gewinnt; wer den Giro erfolgreich bestreiten will, sollte hier möglichst vorne dabei sein. Auf einer leicht ansteigenden Zielgeraden sollte eigentlich Valverde zu favorisieren sein, sofern er vorne mit dabei ist.
5. Etappe: Aubonne - Genève, 150.5km (03.05.2009)
Wenn man hinten liegt, kann man's hier zumindest noch mit einer Attacke versuchen. Allerdings liegt der Berg viel zu weit vor dem Ziel, so dass im Gesamtklassement wohl nichts Entscheidendes mehr passieren dürfte. Vielmehr ist es sehr gut möglich, dass die Sprinter versuchen werden, diese Etappe noch unter sich auszumachen; nach dem Berg bleibt ja genügend Zeit (über 60 Kilometer), um wieder ins Feld zu kommen, sofern man abgehängt wurde.
So, das war's von meiner Seite. Ich werde heute selbstverständlich den Prolog anschauen gehen und hoffentlich ein paar gute Fotos machen. Dazu werde ich am Freitag mit grosser Wahrscheinlichkeit auch ans MZF nach Yverdon fahren. Ich hoffe, ich werde euch danach ein paar Bilder anbieten können.
Zu den Favoriten des Rennens: Durch das MZF würde ich persönlich einen Lotto-Mann favorisieren, d.h. Evans oder van den Broeck. Aber natürlich sind auch Menchov, Valverde, Sörensen, Kreuziger und wie sie alle heissen am Start und werden ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Mal schauen, interessant wird's allemal...