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EBW gibt Touraufgebot bekannt
Keine 24 Stunden vor dem Startschuss zur diesjährigen Tour de France, die wie 2004 im belgischen Lüttich eröffnet wird, konnte der Teammanager der Equipe Besenwagen (EBW), Jean-Pierre LaTour, doch noch ein komplettes Team vorstellen - mit Altbekannten, einem Rückkehrer und einer Überraschung.
rsn - So hatte sich Chris van Wölffel den Sommer bestimmt nicht vorgestellt: wenige Tage vor der Tour erhielt er vom soeben neu eingestellten Manager, Jean-Pierre LaTour, die Mitteilung, dass sein nach dem Giro d'Italia ausgelaufener Vertrag nicht verlängert würde, da seine Leistungen in letzter Zeit zu wünschen übrig gelassen hätten.
Dieser Knall stellte beide Seiten vor Probleme: Der Niederländer hatte sich wie immer seriös auf die Tour de France vorbereitet und stand nun plötzlich ohne Team da. Auf der anderen Seite schrumpfte van Wölffels nun ehemaliges Team, die Equipe Besenwagen, auf nur noch drei Fahrer. Da kam es ihm sehr gelegen, meldete sich der Zeitfahrspezialist Tobi Kancellara rechtzeitig zurück. Fieberhaft wurde dann nach einem fünften Athleten gesucht, um die Equipe zu komplettieren. Andererseits schaltete van Wölffel in seiner Not ein Kurzinserat im Markt für arbeitslose Fahrer, um doch noch in einem Team Unterschlupf zu finden.
Doch schliesslich mischte sich Team-Mitgründer Fabrizio Ianella ein und stellte LaTour zur Rede. Dieser war der Meinung, nur ausgeführt zu haben, was der Tessiner ihm aufgetragen hatte. Ianella fiel aus allen Wolken und konnte sich nicht daran erinnern, jemals einen Rauswurf des Niederländers gefordert zu haben. Letztlich stellte sich alles als ein grobes Kommunikationsproblem heraus - Ianella hatte sich mit seinen bescheidenen Französischkenntnissen so unglücklich ausgedrückt, dass Teamchef LaTour van Wölffel freistellte. Tatsächlich wollte Fabrizio Ianella dem Manager bloss klar machen, dass dieser van Wölffel auffordern sollte, nach den zuletzt schwachen Leistungen über die Bücher zu gehen und bei den nächsten Gelegenheiten bessere Resultate abliefern solle, ansonsten wäre ein Wechsel denkbar. Auch wenn er am Giro der Beste seines Teams war - vom holländischen Jahrhunderttalent wird mehr erwartet.
Nachdem sich also für Team und Fahrer alles zum Guten gewendet hatte, erklärte sich Jean-Pierre LaTour dazu bereit, für uns eine kurze Einschätzung seiner fünf Rennfahrer vorzunehmen. Et voilà:
Tobi Kancellara, Zeitfahrer, SUI: "Tobi kommt nach seiner Rennpause wieder zurück; seine Form ist schwer einzuschätzen. Er wartet immer noch auf seinen ersten Sieg - der Eindruck, den ich im Training von ihm erhalten habe, sagt mir aber, dass er nicht mehr lange warten wird. Der Prolog in Lüttich ist definitiv etwas für ihn, und sollte es noch nicht klappen, blieben immer noch zwei Möglichkeiten. Mit Kancellara ist zu rechnen!"
Ivan Klettermaxxxiniii, Allrounder, ITA: "Ivan blieb an seiner Heimrundfahrt vieles schuldig, und kriegt nun gleich die Möglichkeit zur Korrektur. In Frankreich soll er in erster Linie unseren besten Bergfahrer unterstützen und, sollte dieser schwächeln, die Kapitänsrolle übernehmen. Ivan hat nach der Enttäuschung im Mai sehr gut trainiert, kein Berg war vor ihm sicher. Dass er immer mal wieder für Etappensiege gut ist, hat er schon oft bewiesen, zuletzt an der Vuelta."
Fridalberto Martador, Bergfex, ESP: "Auch für Frido war der Giro eine einzige Enttäuschung. Als Kapitän gestartet, konnte er nicht verbergen, dass er den harten Winter nicht sehr gut verkraftet hatte. Er erreichte nie seine Normalform und hatte keine Chance. Mittlerweile sieht er wieder ganz gut aus. Ob die Form tatsächlich wieder da ist, wird sich schon bald zeigen. Er geht als Kapitän der Mannschaft ins Rennen und sollte so gut wie möglich unterstützt werden. Schwächelt er, haben wir mit Ivan eine Alternative. In diesem Fall würden wir von Frido erwarten, dass er sich ganz in den Dienst des Teams stellt. In erster Linie ist aber er für das Topresultat vorgesehen. EBW wartet ja immer noch auf den ersten GT-Sieg..."
Chris van Wölffel, Allrounder, NED: "Chris war in Italien noch der am wenigsten Schlechte der Mannschaft. Trotzdem war seine Platzierung angesichts seines enormen Talentes ein Hohn. Ich habe ihn aufgemuntert, nicht nur in seinem Heimatland das Bergfahren zu trainieren - so hätte er es nie gelernt. Die Alpenpässe, die er danach befahren hat, meisterte er sehr gut, er scheint in Form zu sein. Die Unterstützung von Frido steht für ihn im Vordergrund; er erhält aber auch Freiheiten, um auf Etappensiege zu spekulieren. Schliesslich ist er nach dem erfolglosen Giro immer noch der letzte Fahrer, der für EBW eine Etappe gewinnen konnte (letzte Etappe der Vuelta 2011, die Red.)"
Fabrizio Ianella, Allrounder, SUI: "Unter uns gesagt: Eigentlich hätte ich ihn rauswerfen müssen. Aber mit seinem Status als Teamgründer ist das nicht ganz so einfach... Ganz ehrlich, ich glaube, seine besten Zeiten sind vorbei. Er ist sicherlich ein grosser Rennfahrer, aber nachdem er in Italien wirklich extrem schwach abgeschnitten hat, glaube ich nicht, dass er nochmals auf Touren kommt. Sollte es trotzdem klappen, erwarte ich von ihm, dass er die anderen nach Kräften unterstützt. Je nach dem wie es läuft, können wir dann an der Vuelta wieder mehr von ihm verlangen. Für Etappensiege ist er sicherlich immer noch gut und mittlerweile auch routiniert genug."
Soweit die Einschätzung des Managers der Equipe Besenwagen (EBW), Jean-Pierre LaTour, zur Formation, die er schon bald ins Rennen der 99. "Grande Boucle" schicken wird. Wir freuen uns auf eine spannende und unterhaltsame Tour!