Supermärkte schützen vor Leistung nicht

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

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Alejandro V.
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Beitrag: # 316584Beitrag Alejandro V.
31.10.2005 - 19:29

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Paris-Nizza, 6. Etappe: Rognes-Mont Faron

Kilometer 0
Herzlich Willkommen zum Liveticker von Gazzetta.it! In wenigen Minuten beginnt das sechste Teilstück der Fernfahrt Paris-Nizza, das auf dem berüchtigten Mont Faron enden wird. 170 Fahrer stehen am Start und unter ihnen sticht besonders Erik Dekker, der Mann im gelben Trikot, hervor. Heute wird es ernst für ihn, denn die erste richtig schwere Etappe wird zeigen, wer sich Hoffnungen auf den Gesamtsieg machen darf.

Kilometer 2
Der Startschuss ist gefallen und nach einer kurzen Einrollphase beginnt für die Fahrer der erste Anstieg des heutigen Tages. Allerdings kann man über ihn nur müde lächeln, wenn man bedenkt, was später auf die Fahrer wartet. Allerdings werden einige schon jetzt spüren, dass sie mit dem falschen Bein aufgestanden sind.

Kilometer 9
Attacke! Kurz vor der Bergwertung tritt Christoph le Mével an, nimmt aber die Beine wieder hoch, als keiner mit ihm mitgeht. Dennoch sichert er sich dadurch die erste Bergwertung und vier Punkte, hinter ihm folgen Duclos Lassalle und Cedric vasseur von Cofidis, das jetzt die Kontrolle im Feld übernommen hat.

Kilometer 20
Nach dem hektischen Finale der bergwertung hat sich das Geschehen wieder beruhigt und langsam formieren sich die Mannschaften. Rabobank führt das Feld an und schlägt kein allzu hohes Tempo an.

Kilometer 21
Der nächste Angriff, initiiert von Staelen (Agritubel). Ihm folgen Hernandez (Euskaltel), Serpellini (Gerolsteiner), di Gregorio (FDJeux), Fertonani (Domina Vacanze), Mikel Pradera (Illes Balears), Ramirez (Liberty Seguros) und Matthias Kessler (T-Mobile). Damit wagt der junge Deutsche viel, denn vor der Etappe wurde er zu den Mitfavoriten gezählt. Vielleicht sind seine Beine aber nicht so gut und er sucht sein Heil in der Flucht.

Kilometer 32
Nachdem am Anfang die Spitzengruppe lang außeinander gezogen war, hat sie sich nun gefunden und harmoniert gut. Obwohl Kessler mit dabei ist, scheint das das Feld nicht zu kümmern und der Vorsprung beträgt jetzt knappe drei Minuten.

Kilometer 38
Der erste Zwischensprint steht an für die acht Spitzenfahrer. Fertonani sprintet als einziger und gewinnt daher kampflos vor die Gregorio und Hernandez.

Kilometer 44
Nachdem auf den letzten Kilometern Cofidis das Hauptfeld anführte, haben sich nun die in orange gekleideten Fahrer vom Team Rabobank nach vorne geschoben. Spürbare Auswirkungen hat das zunächst nicht, denn der Vorsprung der Spitzengruppe liegt inzwischen bei fünf Minuten.

Kilometer 55
Weiterhin lässt man es hinten im Feld ruhig angehen. Die Spitzengruppe harmoniert weiterhin prächtig und hat ihren Vorsprung auf 6'22'' ausgebaut. Dies muss alerdings noch gar nichts bedeuten, da noch 120 Kilometer vor den Fahrern liegen.

Kilometer 70
Endlich hat man sich im Hauptfeld einen Ruck gegeben. Quick Step hat sich nun zum Team Rabobank gesellt und die beiden BeNeLux-Mannschaften nehmen gemeinsam die Verfolgung auf, was sich auf den Vorsprung auswirkt: Nur noch viereinhalb Minuten trennen das Peloton von der Spitzengruppe.

Kilometer 80
Die zweite Bergwertung des Tages steht an, doch anscheinend will man vorne nicht frühzeitig seine Körner verschleudern. Ohne großen Einsatz gewinnt Ramirez die vier Wertungspunkte vor Fertonani und Staelen. Der Vorsprung schmilzt aber weiter und beträgt noch 3'43''.

Kilometer 90
Attacke im Feld: Daniel Atienza (Cofidis) und Pierrick Fédrigo (Bouygues Telecom) verabschieden sich aus dem peloton und jagen der Spitzengruppe alleine hinterher. Sie werden jetzt alles in der anstehenden bergwertung geben, um zur Spitze aufzuschließen.

Kilometer 100
Die Spitzengruppe passiert die Bergwertung, die Serpellini vor di Gregorio und Pradera gewinnt. An letzter Stelle der Gruppe fährt aber schon Fédrigo, der somit den Anschluss geschafft hat. Atienza hat noch fünfzehn Sekunden Rückstand auf die Spitze und gleichzeitig einen Vorsprung von 2'56'' auf das Hauptfeld.

Kilometer 125
Der zweite und letzte Zwischensprint des heutigen Tages steht an. Di Gregorio gewinnt ihn vor Serpellini und Staelen und bringt somit ein paar Euro in die Mannschaftskasse. Atienza hat inzwischen den Anschluss an die Spitze verloren und liegt zwei Minuten zurück bei gerade mal fünfzehn Sekunden Vorsprung auf das immer schneller werdende Feld.

Kilometer 128
Daniel Atienza wurde wieder vom Feld eingefangen, das seinerseits wieder einen etwas größeren Rückstand auf die Spitze aufweist: 2'46'' Differenz zwischen dem peloton und den neun Ausreißern.

Kilometer 150
Was für ein Pech! Thomas Voeckler hat ausgerechnet jetzt, 25 Kilometer vor dem Ziel, eine Reifenpanne und dürfte somit jegliche Ambitionen begraben müssen.

Kilometer 154
Die vierte Bergwertung des Tages geht an Fertonani, der sich als letzter der Spitzengruppe hauchdünn vor dem Feld über die Bergkuppe retten konnte und somit sieben Punkte einstreicht. Knapp hinter ihm passieren Nicolas Fritsch und Cyril Dessel als zweiter und dritter.

Kilometer 169
nach einer Abfahrt und einem kurzen Flachstück beginnt jetzt der alles entscheidende Anstieg zum Mont Faron, in den das Feld beinahe geschlossen fährt. Quick Step hat jetzt die Kontrolle übernommen.

Kilometer 170
David Etxebarria macht jetzt Tempo und das ist recht ordentlich: Erik Dekker und Filippo Pozzato fallen überraschend früh zurück. Topfavorit di Luca hält sich an zehnter Stelle, sieht aber auch nicht mehr souverän aus.

Kilometer 174
Der letzte Kilometer beginnt und das Feld ist mittlerweile in seine Einzelteile zerpflückt. Jerôme Pineau, Sylvain Chavanel und Pierrick Fédrigo, der heute ein starkes Rennen fährt, haben sich leicht absetzen können. Geschlagen scheint Danilo di Luca, der schon eine große Lücke auf die drei Spitzenfahrer reißen lassen musste.

Ziel
Souverän setzt sich Sylvain Chavanel in einer verrückten Etappe vor seinen beiden Landsmännern Pierrick Fédrigo und Jerôme Pineau, der seinerseits eine kleine Lücke ließ, durch. Versprengte Grüppchen trudeln ins Ziel und jedem Fahrer sieht man an, wie er gelitten hat. Auch Danilo di Luca, der mit zweieinhalb Minuten Rückstand noch gut bedient sein dürfte.

Ziel
Das Ergebnis des Tages liegt uns jetzt vor:
1. Sylvain Chavanel
2. Pierrick Fédrigo s.t.
3. Jerôme Pineau +18''
4. Patrik Sinkewitz +0'34''
5. Oscar Sevilla +0'47''
6. Markus Zberg +0'56''
7. Manuel Beltran s.t.
8. Inigo Chaurreau +1'28''
9. Axel Merckx +1'42''
10. Oscar Mason s.t.


Damit dürfte Chavanel auch die Gesamtführung übernommen haben vor Pineau, da beide auch auf der vierten Etape in der Spitzengruppe waren. Wie es hinter den beiden aussieht, werden wir gleich erfahren, wenn uns die Gesamtwertung vorliegt.

Ziel
Jetzt ist sie eingetrudelt und die Abstände sind schon recht deutlich. Angesichts der nächsten beiden Etappen kann sie aber noch komplett umgestürzt werden.
1. Sylvain Chavanel
2. Jerôme Pineau +0'33''
3. Markus Zberg +1'08''
4. Erik Dekker +2'02''
5. Pierrick Fédrigo +2'36''
6. Nicki Sörensen +3'03''
7. Patrik Sinkewitz +3'18''
8. Manuel Beltran +3'23''
9. Oscar Sevilla s.t.
10. Inigo Chaurreau +3'28''
11. Danilo di Luca +3'33''
12. Giovanni Visconti +3'38''


Ziel
In den übrigen Klassements führt zum einen Tom Boonen die Sprintwertung mit 74 Punkten an, zum anderen ist Sylvain Chavanel jetzt Führender in der Bergwertung mit 34 Punkten und in der Nachwuchswertung. Die Teamwertung wird nach der tollen Leistung heute von Bouygues Telecom angeführt, gefolgt vom überraschend starkem Team Ag2r-Prevoyance.

Ziel
Das war unser Liveticker. Ich hoffe, sie nutzen unseren Ticker auch morgen, wenn die vierte Etappe bei Tirreno-Adriatico auf dem Programm steht. Vielen Dank und auf Wiedersehen!
Bill Simmons über den WAS-ATL-Trade: "There's only one silver lining: the chance that Bibby and Rashard Lewis will run their high screen in Washington and immediately get attacked by cadaver-sniffing dogs."

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Alejandro V.
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Beitrag: # 324791Beitrag Alejandro V.
2.1.2006 - 0:53

So, in drei Wochen habe ich die schriftlichen Abiprüfungen hinter mir und dann wollte ich den AAR auch regelmäßig fortführen. Als kleiner Wiedereinstieg in die Handlung schonmal das hier:

Inside Mercatone Uno
Claudio Chiappucci, 11.3.2005

Geehrte Leser,

Die Königsetappe von Paris-Nizza liegt nun also hinter uns. Für unser Team lief sie enttäuschend, denn in den entscheidenden Momenten war Danilo heute nicht stark genug und hat jetzt doch schon einen gehörigen Rückstand auf den Gesamtführenden Chavanel. Wenigstens ist der Abstand zum fünften nur eine Minute groß, aber waren das nicht bei weitem unsere und Danilos Ansprüche. Nun heißt es auf den letzten beiden Etappen anzugreifen, um die Rundfahrt so gut und zufriedenstellend wie nötig abzuschließen. Dass Danilo es auch drauf hat, jederzeit eine Etappe mit großem Abstand zu gewinnen, hat er schon angedeutet; jetzt gilt es, seine Möglichkeiten auch in Ergebnisse umzumünzen.

Erfreut bin ich über Danilos treuesten Helfer, der, für alle wie auch für mich, überraschenderweise nicht Filippo Pozzato, sondern Giovanni Visconti heißt. Was der Junge bisher geleistet hat, ist schlichtweg fantastisch. Besonders imponiert hat mir die vierte Etappe, als er sich in der Spitzengruppe halten konnte und damit die Grundlage für seine jetzige gute Ausgangsposition geschaffen hat. Mein Traum wäre es, wenn beide unter den ersten zehn Nizza erreichen, denn die Möglichkeit ist auf jeden Fall gegeben. So hätten wir schonmal relativ viele Punkte für die ProTour gesammelt und könnten damit den Sponsor milder stimmen, da das Podest, was eigentliches Ziel war, schon fast außer Reichweite liegt. Andererseits hat der heutige Tag gelehrt, dass im Radsport alles möglich ist und jeden Tag aufs Neue unvorhergesehenes passieren kann.

Unvorhergesehen war für Gianni wohl auch der Erfolg von Philippe bei Tirreno-Adriatico. Wir hatten uns schon im Vorfeld die zweite Etappe als einen Tag für einen möglichen Überraschungsangriff rausgepickt und mit Philippe den doch relativ steilen Schlussanstieg besichtigt. Seine Attacke hat er zum richtigen Zeitpunkt lanciert und sich damit schon einen kleinen Vorsprung auf Bettini herausgefahren. Die Frage ist, ob er nun auch im Mittelgebirge mit Bettini mithalten kann, denn heute und morgen wird die Rundfahrt entschieden. Ich bin jedenfalls optimistisch, dass wir vor eigenem Publikum ein sehr gutes Ergebnis einfahren werden. In diesem Sinne, Ihr

Claudio Chiappucci
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Dani
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Beitrag: # 324799Beitrag Dani
2.1.2006 - 9:32

Schön, dass es weitergeht.
R.I.P. Andi Matzbacher

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Beitrag: # 324800Beitrag Lance Armstrong Fan
2.1.2006 - 9:34

Viel Glück für deine Abiprüfung, freue mich auch, dass es wieder weiter geht.
Gruß LAF

Sieger: Bayernrundfahrt 08, Lombardeirundfahrt 08, Cyclassics 08
2. Platz: Giro d'Italia 08, E3 Prijs 09, Criterium International 09,
3. Platz: Paris-Roubaix 09, Baskenland 09

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Alejandro V.
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Beitrag: # 334888Beitrag Alejandro V.
5.3.2006 - 14:08

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Tirreno-Adriatico, 3. Etappe: Tivoli-Torricella Sierra

Kilometer 0
Herzlich Willkommen, liebe Leserinnen und Leser, zum Liveticker der dritten Etappe der Rundfahrt Tirreno-Adriatico, die uns heute von Tivoli nach Torricella Sierra führen wird. Auf den 215 Kilometern müssen die zwei ersten schweren Anstiege der Rundfahrt absolviert werden, nämlich in etwa zur Rennmitte. Am Ende warten nochmals mehrere Colli auf die Fahrer, so dass wir heute mit einem ersten Kampf der Favoriten rechnen dürfen.

Kilometer 0
Die Fahrer stehen jetzt am Start und gleich dürfte es losgehen. Der große Favorit heute ist sicherlich Paolo Bettini, aber auch Philippe Gilbert und Mirko Celestino, der bereits den Giro di Lucca für sich entscheiden konnte, muss man auf der Rechnung haben. Die Frage wird sein, ob Oscar Freire gut über die Anstiege kommen und sein gold-rotes Führungstrikot verteidigen kann. Aber wir werden es später miterleben, denn jetzt ist der Startschuss gefallen und die Fahrer dürfen sich auf mehr als sieben Stunden im Sattel einrichten.

Kilometer 9
Haben die Fahrer weiche Knie vor den kommenden Anstiegen oder will hier niemand etwas machen? Rabobank kontrolliert ein langsam dahinfahrendes Hauptfeld und es werden keinerlei Anstalten gemacht, das Tempo auch nur ein bisschen zu erhöhen.

Kilometer 13
Attacke! Alexandre Bazhenov (Naturino-Sapore di Mare) und Maryan Hary (Bouygues Telecom) wagen einen Vorstoß und können sich vom Feld lösen. Das könnte der erste ernsthafte Ausreißversuch am heutigen Tage sein.

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Kilometer 26
Im Feld ist sofort wieder Ruhe eingekehrt und man lässt Bazhenov sowie Hary ziehen. Beide haben in dieser Saison noch keine auffälligen Leistungen gezeigt, aber Hary konnte 2003 immerhin eine Etappe der Tour de l'Ain gewinnen. Bazhenov ist erst seit dem letzten jahr Profi und konnte noch keinen einzigen Karriereerfolg verbuchen. Die beiden scheinen aber gut zu harmonieren, während das Feld, von Rabobank und Gerolsteiner angeführt, trödelt. Folgerichtig beträgt der Vorsprung jetzt vier Minuten und vierzig Sekunden.

Kilometer 71
Es passiert kaum etwas spannendes, die beiden Ausreißer liegen noch immer vorn. Ihr Vorsprung beträgt mittlerweile 7'32'', aber sie scheinen vom Feld nicht ernst genommen zu werden. In diesem bestimmt weiterhin Rabobank das Tempo, während sich Gerolsteiner wieder zurückgezogen hat. Spätestens am ersten Anstieg in knappen zwanzig Kilometern dürften die Niederländer Hilfe erwarten können.

Kilometer 83 - Zwischensprint
Kurz vor Beginn des ersten Anstieges wird der einzige Zwischensprint ausgefahren. Bazhenov kann ihn kampflos vor Hary gewinnen, während im Feld um die Punkte gespurtet wird. Robert Förster (Gerolsteiner) erweist sich als der schnellste und fährt die letzten Punkte ein.

Kilometer 89
Jetzt erreicht das Spitzenduo den Fuß des ersten schweren Anstiegs. Besonders steil ist er nicht mit knappen vier Prozent im Schnitt, aber daführ schlängelt sich die Straße 15 Kilometer lang in die Höhe. Der Vorsprung ist etwas geschmolzen und liegt knapp unter sechs Minuten.

Kilometer 104 – erste Bergwertung
Die vergangenen 15 Kilometer sind ereignislos verlaufen und Hary sichert sich die fünf Bergpunkte, während Bazhenov deren drei und Michael Rasmussen immerhin noch einen Zähler bekommt. Quick Step ist jetzt mit in die Verfolgungsarbeit eingestiegen und das erhöhte Tempo zeigt Wirkung: Zum einen ist der Abstand auf 4'19'' geschrumpft und zum anderen mussten schon einige Fahrer aus dem Feld reißen lassen; unter ihnen so bekannte Namen wie Haimar Zubeldia oder Ignacio Gutierrez Cataluna.

Kilometer 119
Nach der Abfahrt und einem kurzen Flachstück beginnt für Hary und Bazhenov jetzt der zweite Anstieg, der sich ebenfalls über 15 Kilometer erstreckt, dafür aber mit knapp sechs Prozent im Schnitt deutlich steiler ist. Mal sehen, ob die beiden den Vorsprung von drei Minuten bis zum Gipfel verteidigen können.

Kilometer 129
Sturz im Hauptfeld! Fabio Baldato von Mercatone Uno-McDonald's ist zu Fall gekommen, aber gottlob konnten ihm alle anderen Fahrer ausweichen. Er dürfte sich damit in einer Gruppe mit Gutierrez Cataluna und Zubeldia wiederfinden.

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Kilometer 132
Im Peloton scheint der Wurm zu stecken. Vor drei Kilometern stürzte Fabio Baldato, jetzt erwischt es Frederic Guesdon mit einer Reifenpanne. Immerhin schafft er wieder schnell den Anschluss an das Feld.

Kilometer 134 – zweite Bergwertung
Hary und Bazhenov erreichen tatsächlich den Gipfel an der Spitze des Rennens, aber das Feld hat jetzt so richtig Fahrt aufegnommen. Eben zupften Juan Antonio Flecha, Nick Nuyens, Mirko Celestino und Alexandre Moos schonmal an, aber nur der Schweizer scheint durchzuziehen und fährt jetzt zwischen dem Peloton und dem Spitzenduo. Den letzten Bergpunkt sicherte sich allerdings Flecha.

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Kilometer 147
Aus dem Spitzenduo ist ein Spitzentrio geworden, denn Alexandre Moos hat auf der Abfahrt zu Hary und Bazhenov aufgeschlossen. Der Vorsprung beträgt aber nur noch etwas mehr als eine halbe Minute, da neben Quick Step jetzt auch Mercatone Uno in die Nachführarbeit eingestiegen ist.

Kilometer 159
Gruppo compatto! Die drei Ausreißer wurden wieder eingefangen und etwas mehr als fünfzig Kilometer vor dem Ziel beginnt das Rennen praktisch aufs Neue. Jetzt wartet aber erstmal ein langes Flachstück auf die Fahrer.

Kilometer 195
nach dem langen Flachstück werden jetzt die kleinen, aber giftigen Anstiege kurz vor Torricella Sierra erreicht. Prompt attackieren auch Celestino, Philippe Gilbert, Flecha, David Moncutié und Giuseppe Palumbo (Acqua & Sapone), aber ohne entscheidend wegzukommen. Christian Moreni hält jetzt alleine das Tempo hoch.

Kilometer 209
Eine große Gruppe von neunzig Fahrern erreicht jetzt gemeinsam den Schlussanstieg, denn jetzt müssen die Fahrer nochmal sechs Kilometer bergan fahren, bis sie Torricella Sierra erreicht haben.

Kilometer 213
zwei Kilometer vor dem Ziel eine erneute Attacke! Jose Ivan Gutierrez Palacios (Illes Balears) und Andrej Kashechin (Credit Agricole) versuchen ihr Glück. Mal sehen, ob Quick Step erneut dagegen halten kann. Bettini fährt an zweiter Position, hinter ihm Gilbert und Celestino.

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Kilometer 214
Am Teufeslappen wird es Bettini wohl zu langsam, denn nun schießt er aus dem Peloton heraus, um die beiden Ausreißer noch zu schnappen. Unter anderem versuchen Celestino und Gilbert mitzugehen, aber es setzt sich ein großer Pulk von vierzig, fünfzig Fahrern ab. Für die Domestiken ist die Arbeit heute getan.

Ziel
Bettini könnte es tatsächlich schaffen! „Il Grillo“ hat den Kasachen Kashechkin schon überholt und auch Gutierrez scheint im Gegensatz zum wie entfesselt fahrenden Bettini zu stehen. Jetzt die letzten meter und bettini ist schon am Hinterrad...aber es reicht für Gutierrez! Der Spanier fährt jubelnd, aber auch völlig erschöpft über die Ziellinie, während Bettini mit einem furiosen Finish den zweiten Rang belegt. Kashechkin komplettiert das Podium mit seinem dritten Platz.

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Ziel
Jetzt heißt es zu warten, bis die offiziellen Klassements veröffentlicht werden. Entscheidend ist, ob Freire im Pulk der ersten fünfzig Fahrer war oder ob er bei der finalen Attacke abgehängt wurde. Aber jetzt wurde das Tagesklassement veröffentlicht, sehen wir es uns also an:

1. Jose Ivan Gutierrez
2.Paolo Bettini
3.Andrej Kashechkin
4.Stefano Garzelli
5.Bradley McGee
6.Mirko Celestino
7.Karsten Kroon
8.Oscar Freire
9.Jörg Ludewig
10.Massimo Gentili


Damit dürfte feststehen, dass der amtierende Weltmeister sein Führungstrikot verteidigt hat, nachdem er hier eine sehr starke Leistung abgeliefert hat. Der Großteil der Favoriten findet sich ebenfalls unter den besten zehn wieder, lediglich Philippe Gilbert fehlt als siebzehnter.

Ziel
Wir haben nun auch die Gesamtwertung vorliegen, in welcher noch alles sehr eing beieinander ist. Morgen jedoch könnten die Abstände schon größer werden.

1. Oscar Freire
2.Jose Ivan Gutierrez +0'06''
3.Philippe Gilbert s.t.
4.Damien Nazon +0'08''
5.Paolo Bettini +0'10''
6.Alessandro Petacchi s.t.
7.Andrej Kashechkin +0'12''
8.Heinrich Haussler +0'14''
9.Robert Förster +0'15''
10.Fabian Wegmann +0'16''


In den Spezialwertungen führen Freire das Sprint-, Gilbert das Nachwuchs-, Hary das Berg- und Rabobank das Teamklassment an. Lediglich Freire hat mit acht Punkten Vorsprung auf den zweiten und 25 insgesamt ein kleines Polster, ansonsten sind aber auch die Spezialwertungen heiß umkämpft. Damit beenden wir die dritte Etappe der Zwei-Meere-Rundfahrt und laden Sie herzlich ein, morgen die vierte Etappe hier bei unserem Liveticker von gazzetta.it zu verfolgen. Buena sera!
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Alejandro V.
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Beitrag: # 335447Beitrag Alejandro V.
8.3.2006 - 17:36

Claudio Chiappucci bei Paris-Nizza

Nach der gestrigen Enttäuschung am Mont Faron war heute Wiedergutmachung angesagt. Schon morgens im Hotel sah ich das Feuer in den Augen meiner Fahrer und so schlecht war unsere Ausgangslage ja nun auch nicht: Danilo di Luca und Giovanni Visconti lagen auf den Rängen elf und zwölf, jeweils rund zwei Minuten hinter dem angepeilten dritten Platz. Schwer genug, um heute Boden gut zu machen, war die Etappe allemal: auf 184 Kilometern zwischen La Crau und Cannes verteilten die Organisatoren sieben Bergwertungen, wobei die letzte schon zwanzig Kilometer vor dem Ziel lag. Also teilte ich meinen Jungs mit, dass wir nach rund siebzig Kilometern, denn erst dort wird das Profil schwerer, die Tempoarbeit machen müssen. Danilo, Giovanni und Filippo sollten dann am letzten Anstieg attackieren und möglichst viel Zeit rausfahren. Soweit die Planspiele, aber oftmals verläuft eine Etappe ganz anders und ein Radrennen kann man eh nicht auf dem Reisbrett planen.
Am Start war wenigstens gutes Wetter und ich wünschte meinen Fahrern noch viel Erfolg für die heutige Etappe. Wenig später fiel auch schon der Startschuss und das Feld passierte in gemächlichem Tempo die Straßn von La Crau. Wie so oft in den letzten Tagen, erwartete ich aber zu Beginn des Tages einen Angriff. Seit Paris-Nizza durch die ProTour eine völlig andere Bedeutung bekommen hat, wird hier viel härter gefahren als in früheren Jahren. Verständlich, denn jeder will sein Team und seine Sponsoren präsenteiren. Die Squadra von Cofidis um ihren Gesamtführenden Chavanel hatte sich gerade an der Spitze formiert, als es den ersten Vorstoß gab. Hastig blickte ich auf den Monitor, aber es schienen eher unbedeutende Fahrer zu sein: Josu Silloniz (Euskaltel), Koen de Kort (Liberty Seguros), Denis Crosbie (Agritubel), Tobias Steinhauser (T-Mobile), Antonio Tauler (Illes Balears) und David de la Fuente (Saunier Duval) nahmen reißaus. De la Fuente war der bestplatzierte dieser Gruppe, hatte allerdings auch schon über zwölf Minuten Rückstand.

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Luca Ascani meldete sich über Funk und wollte wissen, ob die Fahrer gefährlich seien, aber ich gab Entwarnung. Nun begann der alltägliche Leerlauf: Alle zehn bis zwanzig kilometer kamen abwechselnd Luca Ascani und Marco Pinotti an unser Auto und holten Verpflegung für den Rest des Teams. Die einzige Anstrengung während der nächsten fünfzig Kilometer für das Team war eine Art Mini-Mannschaftszeitfahren, als Danilo noch ein Bedürfnis verrichtete. Allerdings war die Verfolgungsfahrt gerade mal einen Kilometer lang, ehe man sich wieder im sicheren Feld befand. Nach 53 Kilometern stand die zweite Bergwertung des Tages an, die von Denis Crosbie gewonnen wurde. Schon in den vergangenen Tagen haben sich die Continental-Teams Ag2r und Agritubel immer wieder aktiv gezeigt und das Rennen für die Zuschauer mit ihren vielen Attacken interessant gemacht. Ag2r hatte zudem ja Inigo Chaurreau unter den ersten zehn platziert, was ihre Einladung wohl mehr als rechtfertigt.
Cofidis machte immer noch das Tempo im Peloton, aber dieses war nicht besonders hoch. Nachdem man schon bei der zweiten Bergwertung einen Rückstand von knapp neun Minuten aufwies, wuchs dieser zur dritten Bergwertung, welche von Tauler gewonnen wurde, sogar auf zehn Minuten an. Allerdings war der Etappensieg für uns heute zweitrangig, denn es würde gegen Ende des Rennens eh nur auf die Gesamtwertung gefahren werden; ein Etappensieg war uns in diesem Falle egal. Dennoch missfiel mir, dass das Tempo immer mehr eingeschläfert und das Feld immer breiter wurde. „Wenn es da mal nicht zu einem bösen Sturz kommt“, dachte ich mir.
Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, um das Tempo im Feld zu diktieren. Gerade, als ich David, Pinotti, Marzano und Ascani anweisen wollte, das Tempo zu erhöhen, schrie der Reporter von Radio Tour: „Sturz im Hauptfeld! Sturz im Hauptfeld!“ Schnell erkundigte ich mich, ob einer aus unserem Team dabei war, aber glücklicherweise waren alle noch wohlauf. Zuerst gab ich den Befehl zur Tempoarbeit und schaute dann auf den Bildschirm, wer denn gestürzt war. Ich konnte meinen Augen nicht trauen, als ich die Startnummern sah: Jerôme Pineau, Erik Dekker und der Führende, Sylvain Chavanel, lagen dort unter anderem am Boden. Während diese drei weiterfahren konnten, war für einen das Rennen zu Ende: Marco Fertonani lag mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden und wurde nach kurzer Zeit in einen Krankenwagen gehievt. Ich werde mich später mal erkundigen, wie schlimm die Verletzungen sind, aber ich hoffe nicht, dass er sich was gebrochen hat.

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So leid es mir für alle gestürzten tat, ich musste handeln. Ich brüllte ins Mikrofon, dass die vier Tempomacher alles geben müssen, da drei der ersten vier im Gesamtklassement gestürzt sind. Jetzt halfen uns auch schlagartig Quick Step, die Sinkewitz in aussichtsreicher Position hatten, und Gerolsteiner für Zberg an der Führungsarbeit. Das Tempo wurde enorm hoch und die ersten Fahrer mussten reißen lassen, unter anderem auch Daniele Colli. Während Dekker und Pineau aber, von ihrem Teamkollegen begleitet, immer näher ans Haupfeld herankamen, schaffte ausgerechnet Chavanel nicht mehr den Anschluss. Damit war schon sicher, dass er in der Gesamtwertung sehr viel Boden verlieren und keine Rolle mehr spielen würde.
Der Rückstand auf das Sextett an der Spitze wurde kleiner und kleiner, aber er betrug an der vorletzten Bergwertung immer noch fünf Minuten. Ich wies Danilo und Giovanni an, ab jetzt unter den ersten zwanzig zu fahren, da es wohl einige schon hier mit einer Attacke probieren würden. Dem war aber nicht so und die Favoriten erreichten gemeinsam den letzten Anstieg, die Ausreißer schon in Sichtweite. Auf der Abfahrt zur letzten Bergwertung hatte sich aber eine Gruppe von 14 Leuten, darunter Erik Dekker, um zehn Sekunden vom Hauptfeld gelöst. In den ersten Kehren des Anstiegs lief alles wie geplant: Ich gab meinen Fahrern den Befehl zum attackieren, während die anderen sofort mit der Tempoarbeit aufhörten. Danilo, Giovanni und Filippo attackeirten gemeinsam, kamen aber nicht richtig weg. Immerhin schafften sie den Sprung zu Dekker, der aber seinerseits einen Kilometer vor der Bergwertung antrat. Meine Jungs hatten dem wenig entgegenzusetzen, lediglich Pozzato versuchte es noch.

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Die Ausreißer wurden in diesen hektischen Minuten ebenfalls gestellt, so dass jetzt Dekker mit rund fünfzig Sekunden vorne lag. Filippo gab alles, was er hatte, während hinten eine dreizig Mann große Gruppe mit Danilo und Giovanni Tempo machte. Dekker war heute aber zu stark, denn keiner vermochte ihn mehr einzuholen. Filippo fuhr volles Rohr und ich versuchte ihn anzufeuern: „Los! Den kriegst du noch, Dekker ist platt! Fahr weiter so, die anderen kommen nicht mehr ran!“ Auf der Zielgeraden holte Filippo Meter um Meter auf den erschöpften Dekker auf, aber konnte ihn auch nicht mehr einfangen. Von hinten kamen auch die Verfolger immer näher ran, so dass schlussendlich alle zeitgleich gewertet wurden. Pozzato wurde immerhin noch zweiter vor einem furios sprintenden Markus Zberg, der damit den zweiten Rang in der Gesamtwertung einnahm.

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Unser gutes Teamergebnis komplettierten Giovanni und Danilo auf den Plätzen zehn und elf, welche auch denen in der Gesamtwertung entsprechen. „Gut gemacht, ihr habt die anderen in ganz schöne Schwierigkeiten gebracht“, sagte ich noch über Funk, ehe ich mein Auto parkte und schnell an die Ziellinie eilte. Nach sieben Minuten kam ein sichtlich erschöpfter und mit Tränen kämpfender Sylvain Chavanel, der damit weit zurückfiel. Einige Schürfwunden an den Knien konnte ich bei ihm erkennen und war froh, dass es uns nicht so ergangen ist. Morgen nun ist der letzte und wohl auch schwerste Tag, wo wir nochmal das Podium angreifen. Auch wenn es schwer wird, mit der Unterstützung der Tifosi können wir es packen.

Ergebnisse des Tages

Paris-Nizza
7. Etappe
1.Erik Dekker
2.Filippo Pozzato
3.markus Zberg
4.Jerôme Pineau
5.Pierrick Fédrigo
6.Axel Merckx
7.Laurent Lefèvre
8.Davide Rebellin
9.David Etxebarria
10.Giovanni Visconti

Gesamtwertung
1. Jerôme Pineau
2. Markus Zberg +0'33''
3. Erik Dekker +1'23''
4. Pierrick Fédrigo +2'03''
5. Nicki Sörensen +2'30''
6. Patrik Sinkewitz +2'45''
7. Oscar Sevilla +2'50''
8. Manuel Beltran s.t.
9. Inigo Chaurreau +3'23''
10. Danilo di Luca +3'24''

Punktewertung: Jerôme Pineau
Bergwertung: Sylvain Chavanel
Nachwuchswertung: Jerôme Pineau
Teamwertung: Bouygues Telecom
Zuletzt geändert von Alejandro V. am 12.3.2006 - 23:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag: # 335710Beitrag Alejandro V.
9.3.2006 - 20:31

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Tirreno-Adriatico, 4. Etappe: Teramo-Servigliana

Kilometer 0
Herzlich Willkommen, liebe Leser, zum Liveticker der heutien vierten Etappe von Tirreno-Adriatico. Nachdem gestern die Favoriten keine Zeit auf die Sprinter gutmachen konnten, müssen sie heute alles geben, um Freire, Petacchi & Co. Abzuhängen. Auf den 162 Kilometern wird dazu Gelegenheit gegeben, denn zwei Bergwertungen sowie ein schwieriges, hügeliges Finale warten auf die Fahrer.

Kilometer 0
Wie am Vortag sind heute Bettini, Celestino und Gilbert die großen Favoriten. Allerdings darf man Fahrer wie Garzelli oder den Etappensieger von gestern, Jose Ivan Gutierrez Palacios, nie aus den Augen lassen. Dazu haben auch die beiden Continental-Teams, Acqua & Sapone sowie Naturino-Sapore di Mare, einige Ambitionen, da sie selten Gelegenheit haben, sich auf so großer Bühne zu präsentieren. Jetzt ist endlich der Startschuss gefallen und das Rennen kann losgehen!

Kilometer 4
Die ersten Kilometer führte Rabobank das Feld an, aber sehr früh beweist ein Franzose Kampfgeist: Francis Mourey (FDJeux) attackiert und kann sich absetzen. Allerdings findet er keinen Fluchtgefäjrten, so dass er jetzt maximal 158 Kilometer im Alleingang absolvieren muss. Ein schwieriges Unterfangen!

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Kilometer 20
Richtig viel passiert ist bisher noch nichts. Moureys Vorsprung wächst rapide an und beträgt nach 16 Kilometern Alleinfahrt schon über vier Minuten. Mal sehen, wie groß das von Rabobank angeführte Feld den Vorsprung werden lässt, ehe es das Tempo erhöht.

Kilometer 35
Noch immer liegt der junge Franzose vorne. Ein Etappensieg heute wäre sein größter Karriererfolg, nachdem er bisher nur einen Etappensieg bei der renommierten Route du Sud 2004 verzeichnen konnte. Jetzt wartet die erste echte Herausforderung auf ihn, denn der Anstieg zur ersten Bergwertung beginnt. Zwar sind die Anstiege nicht so schwwer wie gestern, dafür ist das Finale aber deutlich diffiziler.

Kilometer 44
Der erste Aufreger im Hauptfeld: Damien Nazon (Credit Agricole) hat eine Reifenpanne und das mitten im ersten Anstieg des heutigen Tages. Allerdings ist das Tempo im Feld immer noch gemächlich, so dass Nazon den Anschluss wieder schaffen sollte.

Kilometer 48 - Bergwertung
Die erste Bergwertung ist absolviert. Francis Mourey passierte den Scheitelpunkt als erster, soeben sind ihm Michael Rasmussen und Marc Wauters (beide Rabobank) mit einem respektablen Abstand von 7'53'' auf den Rängen zwei und drei gefolgt. Somit hat Mourey auf den dreizehn ansteigenden Kilometern nochmal zwei Minuten auf seinen Vorpsrung gepackt.

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Kilometer 72
Nun klinkt sich auch das Team Lampre-Caffita in die Führungsarbeit ein und erhöht deutlich das Tempo im Peloton. Die ersten Fahrer fallen an diesem kurzen Anstieg zurück, während Mourey weiterhin eine tolle Leistung abliefert und mit sechseinhalb Minuten Vorsprung bereits 69 Kilometer als Solist zurückgelegt hat.

Kilometer 76 – Bergwertung
Mourey fährt weiterhin sehr stark und hat nun auch das zweite Bergwertungsbanner passiert. Im Feld hinten zupfen Alexandre Moos (Phonak) und Fabian Wegmann (Gerolsteiner) kurz an, sprinten dann aber doch nur um die übrigen Bergpunkte. Deren drei sichert sich der Schweizer, während Wegmann nur einen holt. Der Abstand zu Francis Mourey beträgt immer noch fünf Minuten.

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Kilometer 77
Den Anstieg hat er im Feld überstanden und nun schlägt nach einem Kilometer auf der Abfahrt der Defektteufel zu: Mads Christensen (CSC) hat enormes Pech und muss das mit fast achtzig Stundenkilometern fahrende Hauptfeld ziehen lassen. Er wird es schwer haben, nun den Anschluss zu finden.

Kilometer 100
Jetzt gesellt sich auch Mercatone Uno-McDonald's in Form von Daniele Nardello und Nick Nuyens zu Lampre-Caffita hinzu und leistet Führungsarbeit. Der wacker kämpfende Mourey hat mittlerweile nur noch drei Minuten Vorsprung und der schwierige Teil hat gerade erst begonnen: Eine Hügelkette bedeutet für die Fahrer von hier an bis Servigliano ein ständiges auf und ab.

Kilometer 120
Nach 116 Kilometern wurde soeben Francis Mourey gestellt. Sichtlich erschöpft lässt er sich ins Hauptfeld fallen und es wird wohl nicht mehr allzu lange dauern, bis er in einer der vielen kleinen Grüppchen landet, die bereits abgehängt wurden.

Kilometer 126
Den einzigen Zwischensprint entscheidet der Russe Serguej Ivanov (T-Mobile) für sich, der bereits bei der Ruta del Sol erfolgreich war. Ihm folgen Tomaz Nose (Phonak) und Markus Zberg (Gerolsteiner).

Kilometer 140
Gute zwanzig Kilometer vor dem Ziel müssen Bettini, Gilbert, Celestino und alle anderen Favoriten endlich attackieren, damit sie Zeit gut machen. Noch rollt Oscar Freire in der ersten Gruppe, die gute fünfzig Fahrer umfasst, ohne Probleme mit.

Kilometer 146
Endlich mal eine Attacke! Juan Antonio Flecha (Saunier Duval), erneut Fabian Wegmann, Jose Ivan Gutierrez Palacios (Illes Balears) und Philippe Gilbert (Mercatone Uno-McDonald's) suchen ihr heil in der Flucht. Jetzt ist vor allem Bettini gefragt, wenn er nicht schon alle Hoffnungen auf den Gesamtsieg verlieren will.

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Kilometer 155
Trotz guter Zusammenarbeit in der Ausreißergruppe hat die von Quick Step angeführte Verfolgergruppe das Quartett gestellt. Nun werden die dreizig Fahrer an der Spitze, unter ihnen alle Favoriten sowie Oscar Freire und Alessandro Petacchi, den Sieg unter sich ausmachen.

Ziel
Paolo Bettini fährt den Sprint von vorne, doch Stefano Garzelli zieht zweihundert Meter vor dem Ziel aus dem Windschatten an Bettini vorbei. Auch Fabian Wegmann und Bradley McGee schieben sich an „Il Grillo“ vorbei, während Petacchi und Freire nicht mehr voll mitsprinten. Den Sieg sichert sich derweil Stefano Garzelli, der einem erstaunlich guten Fabian Wegmann keine Chance lässt.

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Ziel
Viele Favoriten belegen die vorderen Plätze, während Petacchi und Freire nicht in die Entscheidung um den Tagessieg eingreifen konnten. Anscheinend mussten sie doch den vorherigen Anstrengungen Tribut zollen, sind jetzt aber heiße Anwärter auf den Gesamtsieg bei der Zwei-Meere-Rundfahrt. Hier das Tagesklassement:

1. Stefano Garzelli
2. Fabian Wegmann
3. Bradley McGee
4. Paolo Bettini
5. Jose Ivan Gutierrez Palacios
6. George Hincapie
7. Serguej Ivanov
8. Peter van Petegem
9. Mirko Celestino
10. Karsten Kroon


Ziel
Keine großen Veränderungen gab es in der Gesamtwertung: Oscar Freire bleibt Gesamtführender, während sich hinter ihm Stefano Garzelli auf Rang zwei schiebt, allerdings zeitgleich mit Jose Ivan Gutierrez und Philippe Gilbert, der heute 19. wurde, ist.
Gesamtwertung
1. Oscar Freire
2. Stefano Garzelli +0'06''
3. Jose Ivan Gutierrez Palacios s.t.
4. Philippe Gilbert s.t.
5. Paolo Bettini +0'10''
6. Fabian Wegmann s.t.
7. Alessandro Petacchi s.t.
8. Bradley McGee +0'12''
9. Andrej Kashechkin s.t.
10. Serguej ivanov +0'13''


In den übrigen Wertungen hat sich nichts verändert: Oscar Freire führt weiterhin die Punktewertung mit sechs Zählern Vorsprung auf Stefano Garzelli an, während Maryan Hary die Bergwertung nun punktgleich vor Francis Mourey anführt. Philippe Gilbert liegt in der Nachwuchswertung an erster Stelle, während das Tea Rabobank die Nase in der Teamwertung vorne hat. Wir hoffen, Ihnen hat der Live-Ticker gefallen und laden Sie morgen zur achten Etappe von Paris-Nizza wieder ein. Ihr gazzetta.it-Team
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Dani
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Beitrag: # 336044Beitrag Dani
12.3.2006 - 14:43

Die Qualität in diesem AAR ist der Hammer. Die Pause scheint nicht ansatzweise geschadet zu haben.
Viel Glück weiterhin.
R.I.P. Andi Matzbacher

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Alejandro V.
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Beitrag: # 336045Beitrag Alejandro V.
12.3.2006 - 14:48

Danke, danke. Heute folgt noch die letzte Etappe von Paris-Nizza, wo wirklich nochmal sehr viel passiert ist. Lasst euch überraschen ;)
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Alejandro V.
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Beitrag: # 336062Beitrag Alejandro V.
12.3.2006 - 16:46

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Paris-Nizza, 8. Etappe: Nizza-Nizza

Kilometer 0
Hallo, liebe Leser, zur achten und letzten Etappe der Fernfahrt Paris-Nizza. Nachdem die Fahrer schon zahlreiche Prüfungen während der vergangenen sieben Tage bestehen mussten, wird heute endgültig über den Gesamtsieger entschieden. Jerôme Pineau von Bouygues Telecom führt noch mit einer halben Minute vor Markus Zberg, aber mit dem Col de la Port, dem La Turbie und dem Col d'Eze warten heute drei Berge der ersten kategorie auf das Fahrerfeld.

Kilometer 0
Zusätzlich wartet noch eine weitere Bergwertung und ein Zwischensprint auf das Peloton. Die Favoriten heute sind Erik Dekker, Jerôme Pineau und Patrik Sinkewitz. Gerade Dekker dürfte nach seinem Etappensieg am gestrigen Tag nochmal hoch motiviert sein und attackieren. Aber genug geredet, denn jetzt nehmen die Fahrer die letzten 135 Kilometer unter die Räder.

Kilometer 6
Gerade hat man die Stadtgrenze von Nizza passiert und schon die erste Attacke: Joseba Albizu (Euskaltel), Jose Julia (Illes Balears), Massimiliano Mori (Saunier Duval), Evgeni Petrov (Lampre), Christophe Laurent (Agritubel) und Sergio Ghisalberti (Domina Vacanze) haben sich aus dem von Bouygues Telecom angeführten Feld abgesetzt.

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Kilometer 11 – Bergwertung
Die sechs Ausreißer passieren die erste und einfachste Bergwertung des heutigen Tages. Joseba Albizu führt die Gruppe am Kulminationspunkt an, dich gefolgt von Laurent und Julia. Das Peloton hat bereits mehr als zwei Minuten Rückstand; ein Zeichen dafür, dass das Tempo noch nicht allzu hoch ist.

Kilometer 27 – Zwischensprint
Momentan verläuft das Rennen in ruhigeren Bahnen: Das Sextett an der Spitze harmoniert gut und hat bereits vier Minuten Vorsprung auf das gemächlich dahinfahrende Hauptfeld herausgefahren. Den Zwischensprint gewinnt Laurent vor Mori und Ghisalberti, exakt 4'13'' später passiert das Feld den Zwischensprint.

Kilometer 30
Sturz im Peloton! Nicki Aebersold (Phonak) kommt zu Fall, sollte aber bei dem nach wie vor geringem Tempo im Feld keinerlei Probleme haben, dieses wieder zu erreichen. Dennoch eine Schrecksekunde für die Schweizer Mannschaft!

Kilometer 42
Die erste echte Prüfung des Tages beginnt: Der letzte und steilste Teil des Col de la Port wird jetzt von den Ausreißern in Angriff genommen. Es bleibt abzuwarten, ob es an diesem Anstieg im Feld bereits eine erste Selektion geben wird.

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Kilometer 46
Jetzt steht das schwerste Stück auf dem Programm, die Steigung beträgt fast neun Prozent. Den Ausreißern merkt man die Anstrengung an, aber der Vorsprung wird stetig größer – sechs Minuten liegt das Feld nun hinter der Spitzengruppe.

Kilometer 49 - Bergwertung
Die sechsköpfige Spitzengruppe hat soeben die Bergwertung passiert und kann sich nun auf der Abfahrt etwas ausruhen. Evgeni Petrov holt sich zehn Bergpunkte ab, Sergio Ghisalberti deren sieben und für Massimiliano Mori springen immerhin noch fünf Stück heraus. Im Peloton lassen schon die ersten Fahrer reißen, aber das Tempo wird immer noch nicht erhöht. Demzufolge ergibt die neueste Zeitmessung einen Abstand von beinahe sieben Minuten.

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Kilometer 64
Nach den Anstrengungen des Col de la Port lässt es die Spitzengruppe nun etwas ruhiger angehen. Im Peloton gesellt sich jetzt Rabobank zu Bouygues Telecom an die Spitze, der Vorsprung stagniert aber weiterhin bei sechseinhalb Minuten.

Kilometer 78
Die sechs Spitzenreiter befinden sich nun am Beginn des Ansteiges zum La Turbie – der vorletzten bergwertung des heutigen Tages.

Kilometer 84
In der Spitzengruppe kommt es zu einer Attacke: Evgeni Petrov tritt an. Albizu, Laurent und Ghisalberti können ihm folgen, aber Jose Julia und Massimiliano Mori können dem Tempo nicht mehr folgen und fallen zurück. Im Feld hat sich unterdessen eine fünfzehn Fahrer umfassende Gruppe gelöst, der unter anderem Erik Dekker und Pierrick Fèdrigo angehören.

Kilometer 89 – Bergwertung
Joseba Albizu gewinnt die dritte Bergwertung am La Turbie vor Petrov und Laurent. Julia und Mori stehen praktisch und werden in den nächsten Augenblicken von der Verfolgergruppe eingeholt.

Kilometer 105
Die Verfolgergruppe wurde wieder vom Feld gestellt, nachdem Mercatone Uno und Bouygues Telecom das Tempo kräftig erhöht hatten. Unterdessen passiert das Quartett an der Spitze Nizza, um gleich den Anstieg zum berüchtigten Col d'Eze in Angriff zu nehmen.

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Kilometer 109
Die ersten Kehren des Col d'Eze sind genommen, da wird schon das erste mal attackiert: Danilo di Luca, Filippo Pozzato und Giovanni Visconti nehmen reißaus und stellen die verbliebenen Fahrer der Spitzengruppe, aber ihre Attacke wird umgehend von Erik Dekker, Oscar Mason und Markus Zberg gekontert. Jerôme pineau scheint heute nicht seinen besten Tag zu haben, denn er kann dem Trio nicht folgen und liegt bereits 39 Sekunden hinter diesem zurück. Damit ist Markus Zberg virtueller Leader der Rundfahrt.

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Kilometer 112
Jetzt geht es drunter und drüber im Feld. Manuel Beltran, Patrik Sinkewitz, David Etxebarria, Inigo Chaurreau und Eddy Mazzoleni haben den Anschluss zur Spitze hergestellt, während Markus Zberg reißen lassen musste. Dennoch liegt er immer noch deutlich vor Jerôme Pineau, der zusammen mit Visconti, di Luca und Pozzato ein gelichmäßig hohes Tempo anschlägt.

Kilometer 119 – Bergwertung
Manuel Beltran passiert den Col d'Eze als erster, dicht gefolgt von Sinkewitz und Etxebarria. Markus Zberg liegt zwanzig Sekunden hinter der Spitzengruppe, muss aber in der Verfolgergruppe mit Laurent Lefèvre und Pierrick Fédrio (beide Bouygues Telecom) verständlicherweise alleine das Tempo machen. Pineau liegt vierzig Sekunden hinter Zberg und muss unbedingt in der Abfahrt aufholen, will er die Rundfahrt noch für sich entscheiden.

Kilometer 134
Noch ein Kilometer und der Sieger wird in jedem Fall aus der siebenköpfigen Spitzengruppe kommen. Zberg liegt immer noch gute zwanzig Sekunden hinter der Spitze, wird seinerseits aber von einem Quartett gejagt. Mercatone Uno gibt jetzt alles, um Danilo di Luca noch in den Top 10 des Gesamtklassements zu halten.

Ziel
Oscar Mason heißt der Gewinner der letzten Etappe! In einem spannenden Finish verweist er Sinkewitz und Mazzoleni auf die Plätze- Markus zberg kommt als neunter mit einem Rückstand von 22 Sekunden ins Ziel. Jetzt heißt es warten, bis Pineau kommt.

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Ziel
51 Sekunden später als Mason passiert Jerôme Pineau die Ziellinie. Das dürfte noch knapp für den Franzosen gereicht haben, aber warten wir die Gesamtwertung ab. Hier erstmal das Tagesklassement:

1. Oscar Mason
2. Patrik Sinkewitz
3. Eddy Mazzoleni
4. Erik Dekker
5. David Etxebarria
6. Manuel Beltran
7. Inigo Chaurreau
8. Laurent Lefèvre +0'22''
9. Markus Zberg s.t.
10. Pierrick Fédrigo s.t.


Ziel
Nun trudelt die Gesamtwertung ein und es hat tatsächlich für Jerôme Pineau gereicht! Vier Sekunden Vorsprung rettet er gegenüber Markus Zberg ins Ziel und lässt sich nun von seinen Teamkollegen feiern. Erik Dekker komplettiert das Treppchen und dürfte mit dem ProTour-Auftakt sehr zurieden sein. Ein bisschen niedergeschlagen ist Markus Zberg – verständlich, schrammte er doch nur knapp am Gesamtsieg vorbei.

Gesamtwertung
1. Jerôme Pineau
2. Markus Zberg +0'04''
3. Erik Dekker +0'32''
4. Pierrick Fédrigo +1'34''
5. Patrik Sinkewitz +1'50''
6. Manuel Beltran +1'59''
7. Nicki Sörensen +2'01''
8. Inigo Chaurreau +2'04''
9. Oscar Sevilla +2'21''
10. Oscar Mason +3'03''


Damit geht Mercatone Uno leer aus, kann aber mit den Rängen elf und zwölf durch di Luca bzw. Visconti durchaus zufrieden sein. Erik Dekker hat sich mit seinem vierten Platz heute noch das Punktetrikot gesichert und jagte damit Jerôme Pineau ab, für den das aber ein schmerzlicher Verlust sein dürfte. Die Bergwertung geht an den pechvogel der Rundfahrt, Sylvain Chavanel. Seine 34 Punkte reichen aus, um in dieser Kategorie vorne zu liegen. Jerôme Pineau ist logischerweise auch der beste Jungprofi, während sein extrem starkes Team Bouygues Telecom die Mannschaftswertung gewinnt. Damit verabschieden wir uns von Paris-Nizza und möchten Sie daraufhinweisen, dass Sie morgen in der Gazzetta dello Sport eine große Nachbereitung der Rundfahrt finden. Der nächste Liveticker erwartet sie zu Mailand-San Remo. Bis dahin, Ihr Team von gazzetta.it
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Alejandro V.
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Beitrag: # 336090Beitrag Alejandro V.
12.3.2006 - 19:02

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15. März 2005


Überraschende Wendungen

Marche - Einige überraschende Wendungen nahm die Zwei-Meere-Rundfahrt auf ihren Etappen fünf und sechs. Nachdem die Sprinter, in persona Oscar Freire und Alessandro Petacchi, stets mit der Spitzengruppe das Ziel der hügeligen Etappen erreicht hatten, schien einem Gesamtsieg eines Sprinters nichts mehr im Wege zu stehen. Mit diesem Selbstbewusstsein machten sich die beiden Stars der Rundfahrt auf den Weg zur fünften Etappe, ein mehrmals zu befahrender Rundkurs um Saltura. Zwar war eine happige Steigung eingebaut, um auch Ausreißern eine Chance zu bieten, doch auch diesem Hindernis trotzten die Sprinter. Nach einer perfekten Teamarbeit und einem pünktlichen einholen der vier Ausreißer, die sich während der dritten von insgesamt fünf Runden aus dem Hauptfeld gelöst hatten, spurtete Ale-Jet Petacchi die Konkurrenz in Grund und Boden. Auch die letzte Attacke kurz vor dem Ziel von Philippe Gilbert brachte nichts mehr ein; der Belgier wurde Etappenelfter. „Mein Team hat mal wieder hervorragend harmoniert und endlich habe ich Oscar Freire geschlagen. Dieser Sieg ist ganz wichtig für mich, der Gesamtsieg eher nebensächlich.“ Dennoh konnte er sich beim letzten Satz ein Grinsen nicht verkneifen, leigt Petacchi doch zeitgleich mit Freire auf dem ersten Platz.
Doch bereits am nächsten Tag sollte Petacchi das Lachen vergehen: Den 178 Fahrern stand ein beschwerliches Teilstück von Civitanova nach Marche bevor. Beschwerlich deshalb, weil es ein ständiges Auf und Ab war, was eventuelle Ausreißer begünstigen dürfte. Dies dachten sich auch nach kurzer Zeit elf Fahrer, unter ihnen Giovanni Lombardi und Rolf Aldag. Lampre ließ aber die Gruppe ziehen, obwohl Aldag gerade mal 16 Sekunden Rückstand auf Petacchi aufwies. Lange Zeit hatte Ale-Jets Squadra Probleme auf dem hügeligen Kurs, gewann aber mit zunehmender Dauer des Rennens auch die Kontrolle über dieses. Dennoch waren die Ausreißer zwanzig Kilometer vor dem Ziel noch zwei Minuten vorne und zu allem Überfluss eilte auch noch das nächste Unheil: An der letzten Steigung des Tages attackierte abermals Philippe Gilbert. „Morgen ist die Strecke am Ende zu einfach, da kann man nichts mehr gutmachen. Also wollte ich es heute nochmal probieren“, erklärte der belgier in Diensten von Mercatone Uno seine Motivation. Tatsächlich rollte Gilbert, nachdem er erfolgreich dem Lampre-team entkommen war, die in ihre Einzelteile zersplitterte Ausreißergruppe auf und errecihte sechshundert Meter vor der Ziellinie in Marche gemeinsam mit Fabrizio Guidi den entflohenen Aldag. Im Sprint wurde Gilbert hinter Aldag zweiter, doch etwas anderes war viel wichtiger: Petacchi gewann den Sprint des Feldes und wurde vierter, allerdings mit 39 Sekunden Rückstand auf Gilbert, der somit die Gesamtführung übernahm. „Fantastisch, jetzt muss ich nur noch morgen das Trikot verteidigen. Ein Sieg hier wäre ein Traum“, sprudelte es aus ihm heraus. Sein Teamchef, Gianni Bugno, ergänzte: „Ich kann es noch gar nicht richtig fassen. Philippe gibt hier seit Rennbeginn eine sehr gute Figur ab und nun steht er kurz vor dem Gesamtsieg. Das wäre natürlich ein Traum und ganz sicher ein Trostpflaster nach dem Abschneiden bei Paris-Nizza.“ Auf jeden Fall steht fest, dass Mercatone Uno ein fantastisches Rennen bei dieser ersten großen italienischen Rundfahrt abgeliefert hat und sich in die Heren vieler Tifosi gefahren haben dürfte. Somit beschließt sich eines der verrücktesten Radsportwochenenden der letzten Jahre, eine Fortsetzung scheint aber nicht ausgeschlossen.
Giancolo Tomazzi


Ergebnisse des Tages

Tirreno-Adriatico
5. Etappe:
1. Alessandro Petacchi
2. Damien Nazon
3. Erik Zabel
4. Baden Cooke
5. Robert Förster


6. Etappe:
1. Rolf Aldag
2. Philippe Gilbert
3. Fabrizio Guidi
4. Alessandro Petacchi +0'39''
5. Baden Cooke s.t.


Gesamtwertung:
1. Philippe Gilbert
2. Rolf Aldag +0'06''
3. Alessandro Petacchi +0'39''

Punktewertung: Alessandro Petacchi 36 Pkt.
Bergwertung: Maryan Hary 10 Pkt
Nachwuchsfahrer: Philippe Gilbert
Mannschaftswertung: T-Mobile


Extrateil: Die Nachbetrachtung von Paris-Nizza – alle Stimmen, Stars und Statistiken
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Beitrag: # 336118Beitrag Alejandro V.
12.3.2006 - 22:57

Da ich morgen kaum Zeit habe, hier schonmal der nächste Teil. Wem der Text zu lange erscheint, aber die ganzen Artikel über Paris-Nizza gelesen hat, kann den Rückblick auslassen. Allen anderen viel Spaß beim Lesen und Feedback über die Idee, einen solchen Rckblick zu schreiben, wäre auch schön.

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15. März 2005


Paris-Nizza: Der Rückblick

Nizza - Kaum wurde eine Austragung der Fernfahrt Paris-Nizza mit so viel Spannung erwartet wie die diesjährige Auflage. Der Grund war nicht etwa ein noch höheres Prestige der ohnehin im Radsportzirkus geschätzten Rundfahrt, sondern die Einführung der ProTour. Wer würde den ersten ProTour-Punkt für den Prologsieg einheimsen? Wer würde der erste ProTour-Leader werden? Entsprechend dem öffentlichen Interesse haben auch die Veranstalter den Kurs so attraktiv wie möglich gehalten: drei bergige Etappen mit einer Talankunft und die prestigeträchtige Bergankunft am Mont Faron sollten einen würdigen Rundfahrtsieger ermitteln. Einen ersten Fingerweis sollte das vier Kilometer lange Auftaktzeitfahren in Issy-les-Moulineaux geben. Und tatsächlich: Mit Jens Voigt gewann einer der Anwärter auf den Gesamtsieg die erste ProTour-Etappe und schrieb somit ein Stück Radsportgeschichte. Der große Verlierer des Prologs war David Zabriskie, der vorher noch als Favorit gehandelt wurde, aber im Mittefeld verschollen war. Andere Mitfavoriten wie Manuel Beltran platzierten sich aber schon weit vorne und schufen sich eine gute Ausgangsposition.
Trotz der vielen Überraschungen und Enttäuschungen: Die Abstände waren nach dem kurzen zeitfahren sehr klein und man durfte sich auf eine animierte Etappe von Etampes nach Chabris freuen. Allerdings hielt die Etappe nicht, was das Gesamtklassement versprach: Andy Schleck fuhr ein Solo und sicherte sich das Bergtrikot, ließ sich aber anschließend wieder in den schützenden Schoß des Feldes fallen. Für den Rest der ereignislosen Etappe kontrollierte Quick Step das Feld, bis es die zwei Kilometer-Marke erreichte. Während sich die einzelnen Sprintzüge formierten, unternahmen Paco Wrolich und Filippo Pozzato einen letzten Versuch und fuhren einen langen Sprint. Tatsächlich merkte die Konkurrenz zu spät, dass dies ein ernst zu nehmender Angriff war, so dass Wrolich den Sprint für sich entschiedund knapp vor Pozzato jubelnd die Ziellinie passierte, während sich mit McEwen der erste Sprinter auf Rang drei platzierte.
Nach diesem Desaster schworen die Sprinterteams auf der zweiten Etappe von La Châtre nach Thiers Wiedergutmachung, wurden jedoch abermals von einem Ausreißer düpiert. Nachdem die Etappe erneut ohne Ereignisse vorüberging, war es schon wieder Pozzato, der gegen Rennende einen Ausreißversuch unternahm. Diesmal ohne Begleiter, was ihn aber nicht zu stören schien: mit einem durchgängig hohen Tempo erreichte er Thiers als erster, auch wenn Stuart O'Grady die Sprintermeute knapp an den Italiener heranführte. Dennoch war man im Sprinterlager frustriert, dass es erneut nicht zum Massensprint gereicht hatte.
Ihre Wunden lecken konnten sie auf der dritten Etappe, die erstmals über bergiges Terrain führte und, was zu dem Zeitpunkt noch niemand ahnen konnte, die Entscheidung herbeiführen würde. Mercatone Uno kontrollierte die gesamte Etappe über das Geschehen, doch an einem der vielen Anstiege vierzig Kilometer vor dem Ziel nahmen fünf Fahrer reißaus: Die Franzosen Jerôme Pineau und Sylvain Chavanel, Erik Dekker, Markus Zberg und Giovanni Visconti fuhren sich auf ihrem Spezialterrain einen beachtlichen Vorsprung heraus und erreichten gemeinsam Le Chambon sur Lignon. Den Sprint der Gruppe gewann Pineau, während die Gesamtführung an Erik Dekker ging. Die übrigen Favoriten erreichten das Ziel mit zweieinhalb Minuten Rückstand, ahnten aber noch nicht, dass es für sie das Menetekel der Niederlage war. Wiederum für Aufsehen sorgte Paco Wrolich, der mehrere Bergwertungen gewann und das gepunktete Trikot übernahm.
Nach der vierten Etappe war die Rundfahrt eigentlich schon entschieden, aber es schien noch alles offen. Ehe es zum berüchtigten Mont Faron ging, wollten die Sprinter auf der fünften Etappe nach Montelimar ihre letzte Chance nutzen. Anscheinend war der Kurs aber zu anspruchsvoll, denn zum dritten mal machten Ausreißer den Sieg auf einer Flachetappe unter sich aus. Nach einer großartigen Leistung von fünf Fahrern war es schließlich Marco Milesi, der triumphierte und damit für ernüchterung bei Boonen & Co. sorgte. Erstmalig ein Zeichen setzte das Continental-Team Ag2r-Prevoyance, welches Nicolas Portal in der Spitzengruppe platzierte und letztendlich einen beachtlichen fünften Platz auf dieser Etappe errang.
Allerdings drehte sich direkt nach dem Zieleinlauf bereits alles um den nächsten Tag: Der Mont Faron und somit die Vorentscheidung der Rundfahrt standen auf dem programm, wenn man denn den vielen Experten Glauben schenken wollte. In der Tat zerriß die sechs Kilometer lange Rampe oberhalb von Toulon das komplette Feld, nachdem zuvor noch Ausreißer das Tempo diktiert hatten. Wiederum setzte sich ein Franzose durch: Sylvain Chavanel triumphierte vor Pierrick Fédrigo, womit er die Gesamtführung übernahm. Jedoch saß ihm Jerôme Pineau, immerhin dritter am Mont Faron, mit gerade einmal dreizig Sekunden Rückstand im Nacken. Zahlreiche Favoriten mussten am Mont Faron ihre Hoffnungen auf eine Podiumsplatzierung in Nizza begraben, so zum Beispiel der hoch gehandelte Danilo di Luca oder Prolog-Sieger Jens Voigt, der völlig entkräftet fünf Minuten auf Chavanel verlor.
Revanche forderten einige am nächsten Tag, denn die sechste Etappe nach Cannes bot zahlreiche Möglichkeiten zu Angriffen. Am besten nutzte diese Erik Dekker, der am Vortag noch über zwei Minuten verlor, aber am letzten Anstieg des Tages mit einem trockenen Antritt die Konkurrenz stehen ließ. Lediglich Filippo Pozzato, ebenfalls einer der Verlierer von Toulon, konnte sein Hinterrad halten, hatte aber auf der Zielgeraden in Cannes keine Chance mehr gegen einen wie entfesselt fahrenden Dekker. Entscheidender aber war ein Sturz zu Rennmitte, als Chavanel, Pineau und Dekker zu Fall kamen. Während Dekker und Pineau, dessen Gruppe nach starkem Finish zeitgleich mit Dekker gewertet wurde, das Feld wieder erreichten, verlor Chavanel sieben Minuten und die Gesamtführung an Jerôme Pineau.

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Mit einer verzweifelten Attacke am Col d'Eze hätte sich Markus Zberg beinahe den Gesamtsieg gesichert

Die endgültige Entscheidung fiel somit am letzten Tag, an dem mit dem Col de la Port, dem La Turbie und dem Col d'Eze noch drei schwere Berge auf dem Programm standen. Nachdem der Col de Port und der La Turbie lediglich eine Reduzierung, aber keine wirkliche Selektion des Hauptfeldes herbeiführten, wurde am Col d'Eze nochmal fleißig attackiert: Erst Danilo di Luca und mal wieder Filippo Pozzato, die beide wieder gestellt wurden. Erfolgreicher waren da acht andere Fahrer, unter ihnen Markus Zberg. Jerôme Pineau hatte sichtlich Probleme, konnte aber dank der Hilfe von Mercatone Uno den Rückstand in Grenzen halten. Erleichternd hinzu kam, dass Zberg aus der Spitzengruppe fiel und in einer drei Mann kleinen Verfolgergruppe ohne Hilfe Tempo machen musste. Während sich Oscar Mason überraschend den Etappensieg in Nizza sicherte, rettete Pineau vier Sekunden auf Zberg ins Ziel und konnte somit den Gesamtsieg feiern. Nichts zu feiern hatten unterdessen die Teams CSC und Mercatone Uno, die ihre angepeilten Ziele deutlich verfehlten und kein Wort um den Gesamtsieg mitsprachen.
Andrea Fava


Paris-Nizza: Die Stimmen von Fahrern und Presse

Jerôme Pineau: „Ich kann es kaum fassen! Auf der vierten Etappe habe ich mich sehr gut gefühlt und war überglücklich, sie gewinnen zu können. Die ersten Gedanken an den Gesamtsieg habe ich nach dem Mont Faron gehabt, als ich dort gute Beine hatte und lediglich Pierrick und Chavanel ziehen lassen musste. Allerdings hätte ich mir das gelb-weiße Trikot lieber auf der Strecke erkämpft, als es kampflos von Sylvain zu übernehmen. Am Col d'Eze hatte ich dann wirklich Angst um den Sieg, aber ich habe gut mit di Luca gearbeitet und gemeinsam sind wir ein bisschen näher an die Spitze herangerückt. Jetzt will ich erstmal feiern und meinem Team danken, dass wirklich fantastisch für mich gearbeitet hat.“

Markus Zberg: Natürlich bin ich noch enttäuscht, dass es mit dem Gesamtsieg nicht geklappt hat. Wenn man so nah dran ist, dann ist der zweite Platz schon bitter. Andererseits bin ich als Helfer in die Rundfahrt gegangen und als kapitän aus ihr herausgekommen, so dass ich mich später sicherlich über meinen zweiten platz freuen kann.“

Danilo di Luca: „Für mich war das eine Rundfahrt zum Vergessen. Anfangs habe ich mich noch recht gut gefühlt, aber spätestens am Mont Faron habe ich gemerkt, dass ich weit von meiner Bestform entfernt war. Zwar habe ich alles versucht, aber es hat nicht sollen sein. Für die Tifosi tut es mir leid, aber mehr war leider nicht drin. Ich konzentriere mich jetzt auf das Criterium International und die Ardennenklassiker!“

Inigo Chaurreau: „Der achte Platz ist mehr, als ich in meinen kühnsten Träumen für möglich gehalten hätte. Ich denke, wir haben uns hier gut präsentiert und Argumente geliefert, im nächsten Jahr zur ProTour zu gehören. Leider hat es für einen Etappensieg nicht mehr gereicht, aber ein Platz unter den besten zehn der Gesamtwertung ist wohl noch höher anzusiedeln.“

Le Equipe: „Pineau formidable! Bouygues Telecom dominiert die Fahrt zur Sonne und stellt den verdienten Gesamtsieger. Das Pech von Chavanel verhindert einen französischen Doppelsieg, dennoch hat sich Frankreich in der Weltspitze des Radsports zurückgemeldet.“

Le Parisien: „Mit einer hervorragenden Leistung gewinnt Jerôme Pineau Paris-Nizza. Die französischen Teams haben sich stark präsentiert, allen voran Bouygues Telecom. Ag2r ist die überraschende zweite Kraft und hat ProTour-Niveau bewiesen.“

Corriere della Sera: „Eine erschreckende Leistung der Italiener! Während Frankreich der Radsportwelt um die Ohren fährt, landet di Luca abgeschlagen auf Rang elf. Lediglich Filippo Pozzato ist ein Lichtblick im italienischen Schattendasein. Rebellin unter ferner liefen.“

Blick: „Die Radsportwelt jubelt über Pineau und vergisst dabei Markus Zberg. Der Schweizer fährt auf einen famosen zweiten Platz und schürt damit die Hoffnungen der Schweizer auf eine große Radsportsaison.“


Statistiken

Paris-Nizza: Etappen
Prolog, Issy-les-Moulineaux:
1. Jens Voigt
2. Alberto Martinez Trinidad +0'04''
3. Manuel Beltran s.t.
4. Paolo Savoldelli s.t.
5. Santiago Botero


1. Etappe, Etampes-Chabris:
1. Peter Wrolich
2. Filippo Pozzato
3. Robbie McEwen
4. Luciano Pagliarini
5.Jerôme Pineau


2. Etappe, La Châtre-Thiers:
1. Filippo Pozzato
2. Stuart O'Grady
3. Tom Boonen
4. Thor Hushovd
5.Tom Steels


3. Etappe, Thiers-La Chambon sur Lignon:
1. Jerôme Pineau
2. Erik Dekker
3. Markus Zberg
4. Sylvain Chavanel
5.Giovanni Visconti


4. Etappe, Le Chambon sur Lignon-Montelimar:
1. Marco Milesi
2. Josu Silloniz
3. Gregory Rast
4. Luca Solari
5.Nicolas Portal


5. Etappe, Rognes-Mont Faron:
1. Sylvain Chavanel
2. Pierrick Fédrigo
3. Jerôme Pineau +0'18''
4. Patrik Sinkewitz +0'34''
5.Oscar Sevilla +0'47''


6. Etappe, La Crau-Cannes:
1. Erik Dekker
2. Filippo Pozzato
3. Markus Zberg
4. Jerôme Pineau
5.Pierrick Fédrigo


7. Etappe, Nizza-Nizza:
1. Oscar Mason
2. Patrik Sinkewitz
3. Eddy Mazzoleni
4. Erik Dekker
5. David Etxebarria



Gesamtwertung:
1. Jerôme Pineau
2. Markus Zberg +0'04''
3. Erik Dekker +0'32''
4. Pierrick Fédrigo +1'34''
5. Patrik Sinkewitz +1'50''
6. Manuel Beltran +1'59''
7. Nicki Sörensen +2'01''
8. Inigo Chaurreau +2'04''
9. Oscar Sevilla +2'21''
10. Oscar Mason +3'03''

Punktewertung: Erik Dekker 88 Pkt.
Bergwertung: Sylvain Chavanel 34 Pkt.
Nachwuchsfahrer: Jerôme Pineau
Mannschaftswertung: Bouygues Telecom
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Alejandro V.
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15.3.2006 - 21:55

Tirreno - Adriatico mit... Paride Grillo

Die letzte Etappe der Rundfahrt Tirreno-Adriatico stand heute an, worüber wir sehr erleichtert waren: Schließlich galt es für uns, nur heute das gelb-rote Führungstrikot, das auf den Schultern von Philippe Gilbert lag, heil und ohne Zeitverlust nach San Benedetto del Tronto zu bringen. Dementsprechend kurz war auch Giannis Ansprache an uns heute morgen: Das Tempo im Feld kontrollieren, Philippe vorne halten und am Ende für mich den Sprint anziehen. Bisher lief die Rundfahrt nicht sehr gut für mich, denn gerade mal ein sechster Platz auf dem fünften Teilstück war ein nennenswertes Resultat von mir, aber heute waren die Chancen für einen Massensprint durchaus gegeben: Nach einem schweren Beginn mit zwei Bergwertungen wurde mehrere male ein Rundkurs in San Benedetto del Tronto gefahren, der topfeben ist.

Mit der Chance, heute endlich mal ein gutes Resultat einzufahren, begab ich mich gut gelaunt an den Start und plauderte noch kurz mit Daniele Nardello, ehe es endlich losging. Ivan, Samuele und Giairo setzten sich erstmal an die Spitze des Feldes, kurz dahinter fuhren Fabio, Nick, ich und Philippe. Das Tempo war, wie eigentlich immer hier, zunächst nicht sehr hoch, so dass man sich noch ein bisschen einrollen konnte, ehe es an den ersten Anstieg ging. Ich merkte, dass meine beine gut sind, denn an den vorangegangenen Tagen musste ich immer kurze Intervalle fahren, um meine Position im Feld an Anstiegen behaupten zu können. Vielleicht war es die Gewissheit, dass heute Nachmittag erstmal die Quälerei vorbei ist oder die freudige Erwartung eines Massensprints – ich fühlte mich wirklich super und konnte locker mitfahren.

Nachdem wir die ersten zwanzig Kilometer absolviert hatten und der Anstieg etwas steiler wurde, attackierten plötzlich einige Fahrer vor mir. Eigentlich nichts besonderes, wenn da nicht ein blaues Trikot mit goldenem Helm angetreten wäre: Paolo Bettini wollte es anscheinend wirklich nochmal versuchen. Philippe neben mir wurde total hektisch und meinte, er werde antreten, ehe in Nardello beruhigte: „Den holen wir uns gleich zurück!“ Auch Gianni fragte über Funk an, was los sei, aber wir beruhigten ihn, dass wir schon die Verfolgung aufgenommen hätten und er sich keine Sorgen zu machen bräuchte. Daniele setzte sich kurzerhand nach einem kleinen Sprint an die Spitze des Feldes und fuhr zusammen mit Giairo volles Rohr, was ich leider auch merkte: Ohne es groß zu merken, befand ich mich urplötzlich zwanzig Plätze weiter hinten im Feld.

Ich mahnte mich, dass ich konzentrierter sein müsse und fuhr wieder weiter an die Spitze ran. Daniele hämmerte wie ein Verrückter in die Pedale und tatsächlich: zwei Kilometer nach dem Angriff war bettini wieder gestellt. Zum Glück, dachte ich, denn auf dem Gelände hätte die Aufholjagd nicht sehr viel länger dauern dürfen, ehe ich geplatzt wäre. Philippe sah man die Erleichterung förmlich an und wir verlangsamten das Tempo wieder, so dass sich drei Fahrer, die eben attackiert hatten, endgültig absetzen konnten. Viel gefahr ging von ihnen aber nicht aus, denn der bestplatzierte war schon über fünf Minuten gegenüber Philippe zurück. Somit hatten wir die erste Schrecksekunde des Tages erfolgreich überstanden und fuhren mit gemächlichem Tempo weiter.

Inzwischen war die Fahrertraube an der Spitze des Pelotons so groß, dass ich wirklich Angst vor einem Sturz hatte. Ich sagte zu Philippe, der an meinem Hinterrad hing, dass wir mal ein bisschen weiter nach vorne fahren sollten, um nichts zu riskieren.

Bild

Gerade, als wir richtig in Fahrt gekommen sind und Platz um Platz gut machten, stürzte vor mir Ivan Quaranta. Ich konnte gerade so noch ausweichen, doch das Schlimmste passierte tatsächlich: Philippe kam nicht mehr um Quaranta rum und kam ebenfalls zu Fall, ebenso wie Bettini, der hinter Gilbert fuhr. Anscheinend hatte ich den Sturz Philippes als einziger gemerkt, denn die anderen fuhren an der Spitze ihr gemächliches Tempo weiter. Hektisch schrie ich, dass Philippe gestürzt sei, aber keiner konnte mich hören. Also spurtete ich kurz nach vorne und gab den anderen bescheid. Gerade, als wir uns zurückfallen lassen wollten, meldete sich Gianni: „Quick Step hat die ganze Mannschaft hinten und fährt Bettini wieder ran, Philippe ist auch in der Gruppe. Er meint, wir sollen langsam fahren, dann sei er bald wieder da.“ Gesagt, getan: Ich und Samuele, nicht gerade als bergziegen bekannt, setzten uns nach vorne und drosselten das Tempo erheblich, bis wir Philippe wieder erkennen konnten. Daniele hatte sich ans Ende des Feldes zurückfallen lassen und fuhr ihn jetzt wieder ran. Als er endlich zurück bei uns war, meinte Nardello: „Mach uns nicht solchen Ärger. Sechs Tage haben wir alles gegeben, jetzt mach nicht alles kaputt.“ Am Zwinkern Danieles konnte man aber erkennen, dass er es nicht so ernst meinte, wie es hätte sein können.

Jetzt atmeten wir alle nochmal kollektiv durch und zu meinem Erstaunen stellte ich fest, dass wir die hügelige Region bereits durchfahren hatten und wir uns auf einer langen Abfahrt befanden, die nach San Benedetto del Tronto führte. Mal wieder hörte ich ein Knistern und die vertraute Stimme von Gianni: „So Jungs, Philippe sollten wir durchgebracht haben, jetzt wollen wir mal wieder die Ausreißer einholen. Ich habe mit Claudio Corti gesprochen, er schickt jetzt auch vier Fahrer nach vorne. Ihr habt noch sechzig Kilometer, um fünf Minuten aufzuholen.“ Das gesamte Team bis auf Philippe und ich fuhr an die Spitze und zog das Tempo an, nach kurzer Zeit kamen auch die Fahrer der Squadra Lampre-Caffita hinzu. Sehr praktisch, denn so konnte ich mich bereits jetzt an das Hinterrad von Petacchi hängen, der ebenfalls mit nach vorne gekommen war.

So langsam spürte ich die Folgen der vielen Tempowechsel am Berg, denn meine Oberschenkel- und Wadenmuskeln brannten von Kilometer zu Kilometer mehr. Wie erleichtert war ich, als ich das zehn Kilometer-Banner erblicken konnte. Dreihundert Meter vor uns konnte ich auch schon die Begleitfahrzeuge der drei Ausreißer erkennen, was mich erleichterte: Mit der Zeit waren mir Zweifel gekommen, ob wir die nochmal wiedersehen, da sie ihren Vorsprung zäh verteidigten. Doch fünf Kilometer vor dem Ziel war es um sie geschehen und die Erschöpfung war ihnen anzumerken: Ohne nach rechts und links zu sehen, ließen sie sich ans Ende des Feldes fallen, wo sie sich gerade noch so halten konnten. Samuele bedeutete mir, dass er keine Hilfe mehr sein würde. Versändlich, hatte er doch die letzten fünfzig Kilometer Schwerstarbeit geleistet und war am Ende seiner Kräfte.

Ich hängte mich erneut an Petacchi, an dessen Hinterrad ich bis einen Kilometer vor dem Ziel blieb. Plötzlich kam Baden Cooke von rechts und schob sich mit aller Gewalt in eine Lücke, die es nicht gab: Sein Vorderrad hing halb zwischen meinem und Petacchis Hinterrad, während er mich immer weiter wegdrängte. Ich musste kurz bremsen und urplötzlich war ich nur noch an fünfzehnter Stelle. Innerlich fluchte ich, aber konzentrierte mich voll auf den Sprint und eröffnete meinen vierhundert Meter vor dem Ziel. Wie ein Berserker hämmerte ich in meine Pedale, wich Fahrern aus Petacchis Sprintzug aus und holte mehrere Plätze auf. Nach ganz vorne reichte es nicht mehr, aber unter die ersten zehn hatte ich mich noch geschoben und konnte einen Blick auf das Geschehen an der Spitze erhaschen.

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Baden Cooke hatte offensichtlich vor Petacchi gewonnen, was mich nur noch wütender machte. Grollend rollte ich in den Zielbereich und habe Nick zu verdanken, keine Dummheit gemacht zu haben: Er konnte mich zurückhalten, als ich gerade auf Cooke los wollte. Alessandro Petacchi kam an mir vorbei, klopfte mir auf die Schulter und meinte: „Das passiert dir nur einmal.“ Wirklich großartig, von einem so großen Sprinter wie Alessandro solche Worte zu hören. Plötzlich verflog auch mein Ärger über den Sprint, stattdessen überwog die Freude über Philippes Gesamtsieg. Wir alle drückten ihn und als Belohnung für die letzten Tage durften wir alle nochmal aufs Podium: Nicht, weil Philippe so gnädig war, sondern weil wir die Teamwertung noch für uns entschieden hatten. Einen besseren Abschluss dieser Woche hätte es für uns nicht geben können...
Ihr Paride Grillo

7. Etappe
1. Baden Cooke
2. Alessandro Petacchi
3. Oscar Freire
4. Janek Tombak
5. Damien Nazon
...
10. Paride Grillo
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17. März 2005


Nokere-Koerse: Vierter Monatserfolg eines fliegenden Holländers

Nokere - „Wenn's läuft, dann läuft's!“ So umschrieb Stefan van Dijk seinen vierten Sieg des Monats, nachdem er schon beim Fayt le Franc und der Ronde van West-Vlaanderen erfolgreich war. Dabie schien das Profil eher gegen eine Sprintankunft zu sprechen: Zum einen war die Strecke mit 250 Kilometern enorm lang, zum anderen auch noch mit vielen giftigen Anstiegen bestückt. Der ungünstige Termin des Rennens bedingte aber ein nicht eben herausragendes Starterfeld, steht für die ProTour-Teams doch übermorgen Mailand-San Remo an. So fehlten viele der belgischen und niederländischen Klassikerspezialisten, die auf diesem Kurs hätten auftrumpfen können – eine perfekte Gelegenheit für van Dijk, dessen gesamte Equipe auf ihn abgerichtet war. „Mein Team hat heute hervorragende Arbeit geleistet und mir den Sprint perfekt angezogen.“ Der sportliche Leiter, Charles Palmans, pflichtete van Dijk bei: „Das war heute von uns überzeugende Teamarbeit. Der Monat ist bisher super für uns gelaufen, jetzt wollen wir uns noch beim Criterium International und dem Brabantse Pijl gut präsentieren. Aber was Stefan bisher abgeliefert hat, ist fantastisch.“ Rabobank, eine von zwei Mannschaften aus der ProTour, die teilnahmen, dominierte den Rest des Geschehens: Pedro Horrillo spurtete auf Rang zwei vor Teamkollege Maarten den Bakker. „Ein gutes Teamresultat für uns, auch wenn es zum Sieg leider nicht gereicht hat. Allerdings kann ich die Niederlage verschmerzen, denn bald stehen für uns weitaus wichtigere Rennen auf dem Programm“, erklärte den Bakker, der einer von sieben Fahrern unter den ersten zehn war, der aus Belgien oder den Niederlanden stammt. Kein Wunder also, dass ausgerechnet ein fliegender Holländer in Nokere triumphierte.
Giancolo Tomazzi


Ergebnisse des Tages

Nokere Koerse
Endergebnis:
1. Stefan van Dijk 5h26'00''
2. Pedro Horrillo
3. Maarten den Bakker
4. Rudi Kemna
5. Marc Bos
6. Steven Caethoven
7. Jukka Vastaranta
8. Kirk O'Bee
9. Bram de Groot
10. Jans Koerts


Zwei Beilagen: Der Rückblick auf Tirreno-Adriatico mit allen Stimmen sowie eine Vorschau auf die Primavera
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Beitrag: # 337176Beitrag Alejandro V.
19.3.2006 - 14:20

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17. März 2005


Tirreno-Adriatico: Der Rückblick

San Benedetto del Tronto - Schon vor der Rundfahrt waren sich viele Experten einhelliger Meinung: Es wird zwei Rennen in einem geben. Zum einen das Rennen um den Gesamtsieg, wo Paolo Bettini, Mirko Celestino und Alexandre Vinokourov favorisiert wurden. Zum anderen aber jenes, welches für Fans ungleich bedeutsamer erschien: Würde Alessandro Petacchi oder Oscar Freire der beste Sprinter zwischen der thyrrenischen Küste und der Adria sein? Bereits im Vorfeld hatten sich die beiden heftig duelliert, so zum Beispiel bei der Trofeo Luis Puig oder Vuelta Comunitat Valenciana. Die Ausgangspositionen waren wie folgt: Oscar Freire kam mit fünf Siegen, darunter drei Etappenerfolge bei eben jener Valencia-Rundfahrt. Alessandro Petacchi konnte zwar nur zwei Siege erlangen, davon aber einen bei der Trofeo Luis Puig, dem wohl bedeutendsten Eintagesrennen für Sprinter nach Milano-San Remo und Paris-Tours. Unterdessen schien Paolo Bettini der große Favorit auf den Gesamtsieg zu sein, kam er doch mit der Empfehlung eines Sieges bei Mailand-Turin nach Chivitavecchia. Als sein ärgster Konkurrent wurde Mirko Celestino eingestuft, der bei Mailand-Turin mit Bettini mithalten konnte und wenige Tage später den Giro di Lucca gewann. Auch hier schien sich alles auf ein Duell zu fokussieren, wobei mit dem jungen Belgier Philippe Gilbert, dem Kasachen Alexandre Vinokourov und Stefano Garzelli mehrere ernsthafte Konkurrenten am Start waren.

Mit viel Spannung begann also die erste Etappe, die das 176 Fahrer starke Feld rund um Chivitavecchia führte und bereits erste Möglichkeiten für Angriffe bot. Diese blieben allerdings aus, so dass sich die Arbeit von Lampre und Rabobank während der Etappe bezahlt machte: Ihre schnellen Männer lieferten sich in Chivitavecchia den ersten Showdown. Petacchi bekam den Sprint mustergültig angezogen, wusste jedoch, dass Freire an seinem Hinterrad hing. Dieser nutzte dann auch die optimale Position hinter dem 'Maestro' und benutzte Petacchis Hinterrad als Abschussrampe zum ersten Tageserfolg, während Petacchi knapp geschlagen zweiter wurde. Allerdings wurde schon hier die absolute Dominanz der beiden Topsprinter deutlich, denn der dritte, der Franzose Damien Nazon, hatte bereits mehrere Radlängen Rückstand. Die erste Runde ging also an den spanischen Weltmeister, während die Tifosi am nächsten Tag Revanche forderten.

Die Organisatoren wollten auf den vermeintlichen Flachetappen mehr Spannung erzeugen und bauten auf dem zweiten Teilstück, das von Chivitavecchia nach Tivoli führte, einen kleinen Schlussanstieg ein. Spannend zu beobachten waren die Taktiken von Rabobank und Lampre: Während sich die Niederländer die komplette Etappe über an der Spitze zeigten, fuhren die blau-roten Trikots von Lampre irgendwo im Hauptfeld, ohne sich auch nur einmal an der Spitze zu zeigen. Erst kurz vor der letzten Rampe nach Tivoli leisteten sie Rabobank Gesellschaft und brachten ihren Topsprinter in eine günstige Position. An diesem Tag aber lief alles anders als geplant. Denn während sich die Sprintzüge formierten, überraschte Philippe Gilbert mit einem beherzten Angriff in den ersten Kehren der Steigung nach Tivoli. Zuerst müde belächelt, entwickelte sich der junge Belgier schnell zur Gefahr, die die Sprinterteams unterschätzt haben. Auch die verzweifelten Tempoverschärfungen und langen Sprints der Topleute konnten das Resultat nicht mehr verändern: Gilbert gewann die Etappe, wurde aber zeitgleich mit dem Peloton gewertet. Dieses führte zum wiederholten male Oscar Freire an, der damit Ale-Jet zum zweiten mal binnen 24 Stunden schlug. Nicht nur die Niederlage gegen Freire ärgerte Petacchi, sondern auch das verpasste Treppchen: Am Ende musste er noch Damien Nazon den Vortritt lassen und eine herbe Niederlage einstecken. Kämpferisch zeigte er sich dennoch: „Die nächsten beiden Tage heißt es Wunden lecken und anschließend Freire zu zermalmen.“

Nachdem also die Sprinter ihre ersten großen Auftritte hatten, griffen nun die Klassementsfahrer so richtig ins Geschehen ein: Zwei schwere Anstiege und ein kurzer Stich hinauf nach Torricella Sierra standen für die Fahrer auf dem Programm. Wenig verwunderlich also, dass sich weder Rabobank noch Lampre an der Spitze zeigten, sondern Quick Step das Tempo machte. Auch wenn die Etappe eine beachtlicheLänge von 215 Kilometern aufwies, so wurde sie schon früh richtig interessant: Celestino und Nuyens attackierten nach etwas mehr als der Hälfte der Strecke und zwangen somit Quick Step, zum ersten mal ans Limit zu gehen. Waren diese beiden für die Gesamtwertung gefährlichen Fahrer aber nach kurzer Zeit wieder gestellt und sechzig Kilometer lang nichts nennenswertes passiert, so hagelte es auf den letzten zwanzig Kilometern Attacken.

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Juan Antonio Flecha probierte mehrere Angriffe auf Bettini, hier kurz vor Servigliano

Mirko Celestino, Philippe Gilbert und Juan Antonio Flecha traten an, aber ein nun an der Grenze der Erschöpfung schuftendes Quick Step-Team holte auch diese Gruppe wieder zurück. Machtlos war man erst, als Jose Ivan Gutierrez Palacios und Andrej Kashechkin die letzte Steigung nach Torricella Sierra nutzten, um ihrerseits zu attackieren. Jetzt allerdings stieg auch der Chef persönlich, nämlich Paolo Bettini, dem Duo hinterher und belegte im Ziel Rang zwei. Allerdings wurde das Spitzentrio von einer vierzig Mann starken Gruppe verfolgt, die am Ende zeitgleich mit dem Tagessieger Gutierrez gewertet wurde.

War die dritte Etappe also ohne große Zeitabstände absolviert worden, mussten diese nun auf Teilstück Nummer vier, das von Teramo nach Servigliano führte, hergestellt werden. Allerdings verlief die Etappe lange ereignislos, so dass sich Quick Step schonen konnte. Erst sechzig Kilometer vor dem Ziel begann eine Serie kleiner Anstiege, die sich bis nach Servigliano fortsetzte und das optimale Terrain für Attacken bot. Jedoch mussten nochmal fast fünfzig Kilometer absolviert werden, bis sich auch die Favoriten zu einem Antritt hinreißen ließen: Erneut Flecha, der Vortagessieger Gutierrez und Fabian Wegmann traten an, wurden aber kurz darauf wieder eingefangen. Auch Celestino und Gilbert wagten einen kurzen Ausflug, wurden aber ihrerseits wieder vom Feld gestellt. Den Sprint einer vierzig Mann großen Gruppe gewann Stefano Garzelli vor Wegmann und McGee, aber die Gesamtführung hatte überraschenderweise ein ganz anderer inne: Oscar Freire.

Da auch Alessandro Petacchi ohne Zeitverlust die letzten beiden Etappen überstand, hatten beide nun Chancen, die Rundfahrt zu gewinnen. So hatten beide auf dem fünften Teilstück, das auf einem Rundkurs um Saltura ausgetragen wurde, einen zusätzlichen Anreiz, die Etappe zu gewinnen. Auf dem vier mal zu absolvierenden Kurs war allerdings ein kleiner, aber giftiger Anstieg eingebaut, der wieder Gefahren mit sich brachte. Tatsächlich probierte es wieder mal Gilbert in der Schlussrunde, konnte sich aber nicht entscheidend lösen. Im Massensprint schlug dann der Gentleman zurück: Petacchi bekam den Sprint wunderbar angezogen und bejubelte überschwenglich seinen ersten Etappensieg der Rundfahrt vor Damien Nazon und Erik Zabel. Oscar Freire hatte einen ganz schlechten Tag erwischt und spurtete gerade noch so in die Top 10, hatte aber nun einen gehörigen psychologischen Nachteil gegenüber Petacchi.

So musste er auf dem sechsten Teilstück unbedingt wieder Normalform zeigen, denn Petacchi war nur noch zwei Sekunden hinter dem Spanier. Während sich die beiden Kontrahenten kritisch beäugten, gab es mal wieder einen, besser gesagt zwei lachende Dritte. Direkt nach dem Start in Civitanova formierte sich eine zehnköpfige Spitzengruppe, die unterwegs einen deutlichen Vorsprung herausfuhr. An einem unscheinbaren Anstieg kurz vor dem Ziel flog die Gruppe auseinander und Rolf Aldag sowie Fabrizio Guidi bildeten das neue Spitzenduo. Im Feld versuchte erneut Gilbert sein Glück und diesmal kam er weg: Es schien, als ob er über die Straße fliegen würde, als er die versprengten Mitglieder der ehemaligen Spitze nacheinander auffuhr und am Ende auch noch Aldag und Guidi erreichte. Den Sprint in Marche gewann der Deutsche, aber Gilbert konnte sich auf Rang zwei platzieren und vierzig Sekunden auf das Hauptfeld, abermals angeführt von Petacchi, gut machen, was gleichbedeutend mit der Übernahme der Gesamtführung war.

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Der verdiente Gesamtsieger Philippe Gilbert

Diese musste nur noch am letzten Tag, der die Fahrer rund um San Benedetto del Tronto führte, verteidigt werden. Allerdings hatten die Mitglieder des Teams Mercatone Uno noch zwei Schrecksekunden zu überstehen: Zum einen eine völlig unerwartete Attacke von Paolo Bettini, zum anderen einen Sturz Gilberts. Der Belgier fand aber schnell wieder Anschluss an das Peloton und konnte sich schon auf dem abschließenden Rundkurs in San Benedetto del Tronto feiern lassen. Den letzten Showdown der schnellen Männer gewann überraschenderweise Baden Cooke vor Alessandro Petacchi und Oscar Freire. Somit waren zwei Rennen entschieden: Während sich Philippe Gilbert den Gesamtsieg holte, gewann Alessandro Petacchi das Duell gegen Freire knapp mit drei zu zwei.
Giancolo Tomazzi


Tirreno-Adriatico: Die Stimmen von Fahrern und Presse

Philippe Gilbert: „Fantastisch! Ich hätte vor der Rundfahrt niemals mit einem derartigen Triumph gerechnet. Ich wusste, dass meine Form gut ist und habe auf eine Platzierung unter den ersten fünf geschielt, aber der Gesamtsieg – das ist einfach Wahnsinn! Ich habe es jeden Tag aufs Neue probiert und als ich schon dachte, dass ich nie mehr von diesem Feld wegkommen würde, hat es endlich geklappt. Umso schöner ist nun der Gesamtsieg und umso mehr werde ich ihn feiern.“

Rolf Aldag: „Also mit so einer Platzierung war ja nicht wirklich zu rechnen. Mario meinte, ich sei bei uns derjenige, der in Fluchtgruppen vertreten sein soll. Über die schweren Anstiege kam ich gut rüber und war entsprechend erstaunt, als man uns auf der sechsten Etappe so weit hat ziehen lassen. Irgendwann habe ich dann an meine Chance auf den Etappensieg geglaubt und bin glücklich, dass ich ihn auch erreicht habe. Den Gesamtsieg hat Gilbert verdient, denn er hat hier jeden Tag attackiert und ist immer volles Rohr gefahren. Der zweite Gesamtrang ist für mich ein schöner Nebeneffekt, aber ganz ehrlich: Der Etappensieg ist mir wichtiger.“

Alessandro Petacchi: „Glückwunsch an Philippe Gilbert zum Gesamtsieg. Ich bin mit meiner Leistung ganz zufrieden, denn Freire habe ich in den letzten Tagen immer schlagen können und meine Form stimmt nun endgültig, um in San Remo zu triumphieren. Ich war selber überrascht, wie gut ich über die Berge kam, aber ich wollte nie auf Teufel komm raus den Gesamtsieg erlangen. Es wäre ein netter Bonus gewesen, aber mit meinem dritten Rang bin ich auch zufrieden.“

Paolo Bettini: „Dieses Jahr war die Rundfahrt einfach zu leicht. Ich habe es auf der dritten Etappe mal versucht, aber wenn bei meiner guten Form vierzig Fahrer an mir dran bleiben, dann ist die Strecke einfach nicht selektiv. Meinen letzten Versuch hat Mercatone Uno vereitelt, aber das war mir schon fast klar. Gilbert ist der verdiente Sieger, aber bei einer schwereren Strecke hätte er auch mehr Schwierigkeiten bekommen. Schade, denn das hätte ein wirklich spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen werden können.“

La Dernière Heure: „Gilbert gewinnt in Italien und schwingt sich zum Favoriten für Mailand-San Remo auf. Eine einfache Strecke ermöglichte auch den Sprintern eine Chance auf den Gesamtsieg und brachte einen spannenden Verlauf mit sich. Nuyens zeigt sich ebenfalls in guter Form und gehört endgültig zu den Favoriten für die Ronde.“

Marca: „Büffel Freire wird von Petacchi erlegt! Nach verheißungsvollem Auftakt enttäuscht der Weltmeister und tritt die Favoritenrolle beim ersten großen Radklassiker 2005 an seinen ärgsten Konkurrenten ab. Jose Ivan Gutierrez mit einer starken Leistung, die auf die Frühjahrsklassiker in den Ardennen hoffen lässt.“

Tuttosport: „Mercatone Uno mit perfektem Einstand bei den heimischen Tifosi. Gilbert überzeugt und gewinnt die Rundfahrt, während Bettini und Celestino zu passiv fahren. Eines scheint sicher: der Kreis der Favoriten für die Primavera wird immer größer, anstatt sich zu verkleinern.“


Statistiken

Tirreno-Adriatico: Etappen
1. Etappe, Chivitavecchia-Chivitavecchia
1. Oscar Freire
2. Alessandro Petacchi
3. Damien Nazon
4. Erik Zabel
5. Baden Cooke


2. Etappe, Chivitavecchia-Tivoli:
1. Philippe Gilbert
2. Oscar Freire
3. Damien Nazon
4. Alessandro Petacchi
5.Baden Cooke


3. Etappe, Tivoli-Torricella Sierra:
1. Jose Ivan Gutierrez Palacios
2. Paolo Bettini
3. Andrej Kashechkin
4. Stefano Garzelli
5.Bradley McGee


4. Etappe, Teramo-Servigliano:
1. Stefano Garzelli
2. Fabian Wegmann
3. Bradley McGee
4. Paolo Bettini
5.Jose Ivan Gutierrez Palacios


5. Etappe, Saltura-Saltura:
1. Alessandro Petacchi
2. Damien Nazon
3. Erik Zabel
4. Baden Cooke
5.Robert Förster


6. Etappe, Civitanova-Marche:
1. Rolf Aldag
2. Philippe Gilbert
3. Fabrizio Guidi
4. Alessandro Petacchi +0'39''
5.Baden Cooke s.t.


7. Etappe, San Benedetto del Tronto-San Benedetto del Tronto:
1. Baden Cooke
2. Alessandro Petacchi
3. Oscar Freire
4. Janek Tombak
5.Damien Nazon



Gesamtwertung:
1. Philippe Gilbert (Mercatone Uno-McDonald's) 28h19'23''
2. Rolf Aldag (T-Mobile) +0'06''
3. Alessandro Petacchi (Lampre-Caffita) +0'33''
4. Oscar Freire (Rabobank) +0'35''
5. Stefano Garzelli (Liquigas-Bianchi) +0'45''
6. Paolo Bettini (Quick Step) +0'49''
7. Fabian Wegmann (Gerolsteiner) s.t.
8. Erik Zabel (T-Mobile) +0'51''
9. Andrej Kasechkin (Credit Agricole) s.t.
10. Bradley McGee (Fdjeux.com) s.t.

Punktewertung: Alessandro Petacchi 46 Pkt.
Bergwertung: Anthony Charteau (Bouygues Telecom) 11 Pkt.
Nachwuchsfahrer: Philippe Gilbert
Mannschaftswertung: Mercatone Uno-McDonald's
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Beitrag: # 337381Beitrag Alejandro V.
20.3.2006 - 22:23

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15. März 2005


Das ewig junge Duell geht weiter – und zwar im doppelten Sinne

Milano - Es ist das Rennen, das für viele Fahrer den ersten Saisonhöhepunkt bildet, es ist das Rennen, auf das die Rundfahrten der vergangenen Wochen hingearbeitet haben und es ist eines der fünf Monumente – die Primavera zieht alljährlich alle Radsportbegeisterten in ihren Bann und bildet den ersten richtigen Höhepunkt des Radsportjahres, gleichsam läutet sie aber auch die Saison der Frühjahrsklassiker ein. Kaum verwunderlich also, dass die meisten Teams in Top-Besetzung nach Mailand kommen, um beim ersten großen Klassiker des Jahres an der Spitze mitmischen zu können. Dabei geht es vorwiegend um zwei Dinge: Zum einen, ob es dieses Jahr wieder die „echten“ Klassikerfahrer vom Schlage eines Bettini oder Rebellin schaffen, den Sprintern zu entwischen und den Sieg in San Remo auf der Via Roma unter sich auszumachen, zum anderen, wer das Duell im Falle eines Massensprints gewinnt – Freire oder Petacchi?

Andere ernsthafte Sieganwärter scheint es nämlich für die Tifosi nicht zu geben, sollte es tatsächlich zu einem Massensprint kommen. Und große Konkurrenz sieht Alessandro Petacchi auch nicht, wie er auf der Pressekonferenz sagt: „Natürlich respektiere ich meine Kollegen, aber eines muss ich klarstellen: Ich befinde mich in einer großartigen Verfassung und kann den Tag des Rennens kaum abwarten. Bei Tirreno-Adriatico habe ich gezeigt, dass ich der stärkste Sprinter bin und habe Freire dreimal hinter mir gelassen und er ist der einzige Konkurrent, bei dem ich zugebe, dass er mich schlagen könnte. Aber in erster Linie muss sich die Konkurrenz über mich den Kopf zerbrechen und nicht ich über sie!“ Starke Töne eines als Gentleman-Sprinter bekannten Mannes. Allerdings muss man konsterniert feststellen, dass Petachi Recht hat: Sobald es zum Massensprint kommt, scheinen er und Oscar Freire unschlagbar. Demzufolge hohe Erwartungen hat auch Claudio Corti, der sportliche Leiter von Lampre-Caffita und damit für die Taktik Verantwortliche: „Ich müsste lügen, wenn ich sage, dass ein anderer als Petacchi gewinnt. Natürlich kann man nichts, schon gar nicht im Radsport, im Vorraus planen. Ich weiß lediglich um die Form, die Alessandro hat und da wird einem Angst und Bange, wie gut er drauf ist. Die Frage ist also nicht, wie wir die Konkurrenz im Massensprint besiegen, sondern wie wir am Poggio fahren müssen, damit es zum Massensprint kommt.“

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“In erster Linie muss sich die Konkurrenz über mich den Kopf zerbrechen und nicht ich über sie!“ - Alessandro Petacchi

Naturgemäß hat Petacchis großer Konkurrent, der Spanier Oscar Freire, eine völlig andere Sicht der Dinge: „Mich interessiert herzlich wenig, was Petacchi oder Corti sagen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe Respekt vor den beiden, aber keine Angst. Ich muss mein eigenes Ding durchziehen, dann habe ich eine große Siegchance und dazu noch eine starke Mannschaft im Rücken. Ich weiß, wie ich Petacchi schlagen kann und werde das auch tun.“ Über die Taktik klärt uns Theo de Rooy auf, der sportliche Leiter von Rabobank bei der Classicissima: „Es ist kein Geheimnis, dass Oscar wesentlich besser über die Anstiege kommt als ein Petacchi. So merkwürdig es klingen mag, aber je schwerer das Rennen an der Cipressa und dem Poggio wird, desto höhere Chancen hat Oscar. Außerdem hat er gegenüber Petacchi den Vorteil, das Rennen schonmal gewonnen zu haben, weshalb der Druck auch nicht ganz so groß ist auf uns. Denn der liegt viel eher bei Petacchi und Corti, die erst noch beweisen müssen, ein so großes Rennen gewinnen zu können.“

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“Ich muss mein eigenes Ding durchziehen, dann habe ich eine große Siegchance!“ - Oscar Freire

Genau dieses Ziel, das Rennen so schwer wie möglich, am besten zu schwer für die Sprinter zu machen, haben Bettini, Vinokourov & Co. Selten gab es eine größere Anzahl von hochkarätigen Klassikerspezialisten, die in Mailand am Startsind, wie in diesem Jahr. Der bekannteste und auch wohl der mit den besten Chancen, in San Remo als Nicht-Sprinter zu triumphieren, ist Paolo Bettini. „Il Grillo“ kommt als frischgebackener Sieger von Mailand-Turin und Etappenzweiter von Tirreno-Adriatico nach Mailand, um seinen Sieg aus dem Jahr 2003 zu wiederholen. Dabei hat Patrik Lefevre das gesamte Team nach Bettini ausgerichtet und sogar auf seinen Topsprinter Tom Boonen verzichtet. „Tom soll sich in aller Ruhe auf die Kopfsteinpflaster-Klassiker vorbereiten. Zwar hätte er auch hier starten können, aber das wäre unnötige Energievergeudung, da fast dreihundert Kilometer schon an die Substanz gehen. Außerdem haben wir alle vollstes Vertrauen in Bettini, weshalb sich die Frage nach einer Doppelspitze auch gar nicht gestellt hat beziehungsweise stellen wird.“ Dieses vertrauen weiß Bettini durchaus zu schätzen: „Ich bin Patrik sehr dankbar, dass er mir so vertraut. Natürlich könnte das den Druck erhöhen, aber den haben die Sprinter doch viel eher. Von uns erwartet man zwar Attacken, aber wenn es nicht klappt, heißt es 'OK, sie haben es wenigstens versucht.' Die Kritik an den Sprintern wird viel heftiger sein, wenn es keinen Massensprint gibt.“

Mit ähnlicher Sichtweise gehen auch die beiden deutschen Teams, namentlich Gerolsteiner und T-Mobile, an den Start. Während Gerolsteiner eindeutig auf Davide Rebellin als Kapitän setzt, wählt T-Mobile die Taktik einer Doppelspitze: Man schickt sowohl Alexandre Vinokourov als auch Erik Zabel ins Rennen. Mario Kummer äußert sich zu seinen Nominierungen wie folgt: „Beide gehen gleichberechtigt ins Rennen. Wenn Vinokourov nach dem Poggio nicht vorne liegt, wird für Erik gefahren. Aber wir wären ja dumm, wenn wir Vino keine Freiheiten geben würden. Er kann nach Herzenslust attackieren, aber muss im Zweifelsfall auch Erik helfen.“ Zabel selber, immerhin viermaliger Sieger der Primavera, ist einverstanden: „Ich habe kein Problem damit. Ich bin eher froh, dass ich nicht den ganzen Druck habe, sondern dass mit Vino ein zweiter Sieganwärter mitfährt. So kan ich den Poggio auch mal entspannter hochfahren, weil die andren die Arbeit haben, als selber aufs Tempo drücken zu müssen.“ Derlei Überlegungen stellen sich bei Gerolsteiner gar nicht. „Davide ist unser Kapitän. Wir können von ihm nicht verlangen, hier zu gewinnen, aber er sollte es schon mal mit einem Angriff versuchen. Je früher, desto besser“, sagt Hans-Michael Holczer. Rebellin selber gibt sich eher zurückhaltend: „Ich muss zugeben, dass Paris-Nizza für mich alles andere als optimal lief. Ich habe in der vergangenen Woche aber viel trainiert und bin eindeutig besser drauf. Aber es gibt so viele Favoriten, da kann man sich nie sicher sen, bei solch einem Rennen überhaupt die ersten zehn zu knacken.“

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“Von uns erwartet man zwar Attacken, aber wenn es nicht klappt, heißt es 'OK, sie haben es wenigstens versucht.' Die Kritik an den Sprintern wird viel heftiger sein, wenn es keinen Massensprint gibt.“ - Paolo Bettini (hier bei seinem Triumph in San Remo 2003)


Während Gerolsteiner also den alleinigen Kapitän bevorzugt und dabei sogar auf die Überraschung von Paris-Nizza, den Schweizer Markus Zberg, verzichtet, hält man sich bei Mercatone Uno-McDonald's mehrere Optionen offen. Tirreno-Sieger Philippe Gilbert, Filippo Pozzato und Paride Grillo heißen die drei Kapitäne der neu gegründeten Squadra. „Bei unserem Kader kommt uns ein Rennen wie Mailand-San Remo sehr gelegen. Hier können wir sowohl unsere Klassikerspezialisten, als auch unsere Sprinter nominieren. Gilbert und Pozzato traue ich zu, sich an der Cipressa oder dem Poggio entscheidend abzusetzen. Besonders Philippe begeistert uns mit seiner momentanen Verfassung. Im Falle eines Massensprints haben wir mit Paride und Fabio (Baldato, d. Red.) ebenfalls mehrere Alternativen, auch wenn Paride nominell natürlich der Kapitän wäre“, sagt Giancarlo Ferretti, in Mailand für die sportlichen Geschicke des Teams zuständig. Philippe Gilbert äußert sich jedenfalls vom taktischen Konzept überzeugt: „Ich und Filippo haben eine gute Form und werden auf jeden Fall attackieren. Es ist einfach schön, in einem Team mit vielen guten Fahrern zu fahren, denn so hat jeder einzelne weniger Druck. Ich selber will nicht so vermessen sein zu sagen, dass ich hier gewinne. Ich habe mein großes Erfolgserlebnis schon und hätte sicher nichts dagegen, wenn ein anderer von uns gewinnt.“

Dies will auch Mirko Celestino, der nach seinen Leistungen bei Tirreno-Adriatico aber eher zum erweiterten denn zum engeren Favoritenkreis zu zählen ist. „Ich habe mir meinen Auftritt da ganz anders vorgestellt. Meine Form ist dennoch gut, schließlich habe ich ja schon beim Giro di Lucca triumphiert. Mein Team ist nun realistisch betrachtet sicher nicht das stärkste, aber dennoch eines der besseren. Ich lasse mich einfach überraschen, wie das Rennen verlaufen wird und will dann im entscheidenden Moment meine Chance suchen.“ Eine Maxime, mit der auch die restlichen Sprinter ins Rennen gehen müssen. Stuart O'Grady, Thor Hushovd, Tom Steels, Robbie McEwen, Damien Nazon oder Baden Cooke sind momentan eher eine Klasse tiefer anzusiedeln als ihre Kollegen Petacchi und Freire. Zumindest Baden Cooke ließ aber unlängst sein Können aufblitzen, als er die letzte Etappe von Tirreno-Adriatico gewann und dabei sowohl Petacchi als auch Freire schlug. „Nun, eigentlich können wir alle doch nur gewinnen. Es gibt zwei Favoriten, von dem Rest erwartet man kaum etwas. Wir sitzen im gleichen Boot, wir alle haben keinen Druck, da eh niemand an uns glaubt – beste Voraussetzungen, um zu überraschen“, umschreibt McEwen die allgemeine Gefühlslage der Sprinter. Die mit einer Wildcard ausgestattete Squadra Naturino-Sapore di Mare stellt mit Andris Nauduzs noch einen krassen Außenseiter, während das zweite Continental-Team, die polnische Equipe Intel-Action, wohl ihr Heil in einer langen Flucht suchen muss. So oder so – es steht uns eine spannende Ausgabe von Mailand-San Remo ins Haus. Wobei zwei eigentlich nur verlieren können.
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Beitrag: # 337474Beitrag Alejandro V.
21.3.2006 - 17:10

Inside Mercatone Uno
Giancarlo Ferretti, 18.3.2005

Geehrte Fans,

morgen ist es endlich so weit: Die Classicissima wird ausgetragen und dürfte wieder eine Reihe von Fans in ihren Bann ziehen. Ich habe selten so viele Fahrer mit Siegchancen teilnehmen sehen, wie in diesem Jahr. Auch wenn wir sicherlich nicht die Topfavoriten stellen, so fühlen wir uns mit unserem Team gut gerüstet. Filippo Pozzato hat bei Paris-Nizza wirklich eine klasse Leistung gezeigt und konnte dreimal unter die ersten zwei einer Etappe kommen, eine hat er sogar gewonnen. Neben seinen Qualitäten an Anstiegen schätzen wir bei ihm auch die Sprintfertigkeit, so dass er unser Allrounder und überall einsetzbar ist. Paride Grillo ist selbstredend auch von uns nominiert worden, aber er muss schon auf einen Massensprint und einen einfachen Pggio hoffen. Er gibt selbst zu, noch nicht so weit zu sein, wie er es sich erhofft hat. Wir machen ihm da aber keinen Druck, denn sein erster Saisonhöhepunkt wird eh der Giro werden. Nomineller Kapitän bei uns ist aber Philippe Gilbert. Er befindet sich in einer wirklich guten Verfassung und ihm traue ich, zusammen mit Bettini, am ehesten zu, einen erfolgreichen Ausreißversuch zu unternehmen. Als Helfer für die drei haben wir Fabio Baldato, Roberto Petito, Daniele Colli, Samuele Marzoli und Lorenzo Bernucci nominiert.

Allerdings ist Mailand-San Remo schon das dritte Rennen der ProTour, so dass ich kurz auf die letzten beiden zurückblicken möchte. Paris-Nizza lief für uns aber nicht gerade wunschgemäß, denn eigentlich wollten wir dort unter die ersten drei kommen. Mir ist es auch ein Rätsel, warum Danilo oder Filippo dort so eingebrochen sind, aber wir waren ja beileibe nicht die einzigen. Auch Davide Rebellin, der ja mit Filippo noch die Tour de Haut-Var dominiert hatte, war nicht annähernd so stark wie erwartet. Andererseits können wir den Fahrern auch keine Vorwürfe machen, denn wir haben oft attackiert und waren bestimmt eines der auffälligsten Teams. Vielleicht wollten wir am Anfang der Rundfahrt zu viel, so dass am Ende die Kraft gefehlt hat. Aber es ist schon bitter, dass wir die Top Ten und damit die Ränge, für die es ProTour-Punkte gibt, am letzten tag noch verpasst haben. Ganz anders lief es ja in Italien, wo wir alle nicht so Recht an den Gesamtsieg gedacht hatten. Klar war Philippe schon bei Mailand-Turin stark, aber mit so einer Leistung hatten selbst wir nicht gerechnet. Ich denke, dass sich auch die Sponsoren über den Gesamtsieg mehr gefreut haben als über das verpasste Ziel in Frankreich.

Die nächste italienische Rundfahrt steht in wenigen Tagen an, wenn wir bei der Coppa Ciclista Internazionale am Start stehen. Dort wird Gilberto Simoni seinen Saisoneinstand geben, den Rest des Teams nominieren wir kurzfristig. Ich halte es jedoch für unwahrscheinlich, dass einer der San Remo-Fahrer dort starten wird, wenn überhaupt ein Sprinter. Unsere besten Fahrer starten beim zeitgleichen Criterium International, wo wir den Gesamtsieg erreichen wollen. Danilo und Philippe werden auf jeden Fall dabei sein, wahrscheinlich auch David Zabriskie. Im März wollen wir außerdem noch beim E3 Prijs Harelbeke und den KBC Friedsdage De Panne starten, wo sich unsere Nordklassikerfraktion um Nick Nuyens für die Ronde und Paris-Roubaix einfahren wird. Beim E3 Prijs werde ich, genauso wie morgen bei Mailand-San Remo, sportlicher Leiter sein. In der Hoffnung, dass Sie unserem Team weiterhin die Treue halten, grüßt Sie Ihr

Giancarlo Ferretti
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Beitrag: # 337555Beitrag Alejandro V.
21.3.2006 - 21:02

Ich wollte mal wissen, was euch gefällt, was euch nicht gefällt, was ich verbessern könnte oder kurzum: Ich würde mich einfach mal über Feedback jeglicher Art freuen. Zwar registriere ich erfreut die Anzahl der Klicks auf den AAR, aber es wäre auch schön, von euch mal was zu hören. Schließlich schreibe ich den AAR ja auch für euch und nicht für mich ;)
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Beitrag: # 338309Beitrag Alejandro V.
25.3.2006 - 15:01

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Milano – San Remo



Kilometer 0
Herzlich Willkommen, werte User, zum Liveticker des ersten großen Radklassikers der Saison: Mailand – San Remo. Das Rennen ist berüchtigt für seine Länge von knapp 300 Kilometern, hinzu kommt am Ende des Rennens eine Serie von kleinen Anstiegen, die es auch Hügelspezialiste ermöglichen, das Rennen zu gewinnen. Dennoch scheinen in diesem Jahr die Sprinter favorisiert, da sich sowohl Oscar Freire als auch Alessandro Petacchi in der Form ihres Lebens präsentieren.

Kilometer 2
Soeben haben sich die 176 Fahrer auf die beschwerliche Reise nach San Remo gemacht. Das Wetter könnte kaum schöner sein, denn 15° C und strahlender Sonnenschein begrüßen die Pedaleure an diesem wunderschönen Frühlingsmorgen. Rabobank und Lampre haben noch nicht die Kontrolle übernommen, finden sich aber langsam an der Spitze des Feldes ein.

Kilometer 38
Fast eine Stunde des Rennens ist schon absolviert, aber niemand will attackieren. So macht weiterhin Rabobank das Tempo im Feld, erhält jetzt aber Unterstützung von Cofidis. Wer weiß, vielleicht hat Stuart O'Grady heute seinen großen Tag?

Kilometer 44
Endlich! Nach etwas mehr als einer Stunde im Rennsattel halten es mehrere Fahrer nicht mehr aus und greifen an! Mathieu Claude (Bouygues Telecom), Sergio Escobar (Illes Balears), Andre Korff (T-Mobile), Giosue Bonomi (Lampre-Caffita), Jan Boven (Rabobank), Hayden Roulston (Discovery Channel) und Sebastien Hinault (Credit Agricole) versuchen ihr Glück. Allerdings scheint das Fluchtunternehmen angesichts der noch zu absolvierenden 250 Kilometer kaum Aussichten auf Erfolg zu haben.

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Kilometer 64
Unverändertes Bild: Das Septett an der Spitze harmoniert gut und hat bereits einen Vorsprung von 4'27'' auf das bummelnde peloton. Dort herrscht Uneinigkeit, denn sowohl Rabobank als auch Lampre-Caffita sind in der Ausreißergruppe vertreten und machen keine Führungsarbeit mehr.

Kilometer 80
Nach langem hin und her hat sich jetzt Domina Vacanze dazu entschlossen, den Ausreißern hinterher zu jagen. Allerdings steht auf der Schiefertafel schon ein beachtlicher Vorsprung von sieben Minuten für die Ausreißer zu Buche.

Kilometer 112
70 Kilometer hat die Spitzengruppe nun schon das Rennen alleine bestimmt, aber jetzt wartet die erste echte Herausforderung des Tages: In wenigen Kilometern schlängelt sich die Straße zum Turchino hoch. 25 Kilometer mit moderaten Steigungsprozenten erwarten die Fahrer, erst am Ende des Anstieges werden echte kletterqualitäten gefragt sein.

Kilometer 118
Nun ist die Abzweigung erreicht, die ersten sieben Fahrer erklimmen den Turchino. Ihren Vorsprung aufs Hauptfeld haben die Ausreißer auf unglaubliche zwölf Minuten ausgebaut. Mal sehen, ob sie ihn im Anstieg weiterhin vergrößern können oder ob man im Feld den Ernst der Lage erkennt.

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Kilometer 140
Jetzt geht es für die Spitze in den schwersten Teil des Anstieges: Eine durchschnittliche Steigung von sieben Prozent erwartet die Fahrer auf den letzten 3000 Metern vor dem Gipfel. Allerdings machen alle noch einen guten Eindruck, so dass ein auseinanderfliegen der Gruppe nicht zu denken ist.

Kilometer 143
Die erste Schwierigkeit des Tages ist gemeistert: Der Turchino hat keine neuen Erkenntnisse, aber die ersten spektakulären Bilder gebracht. Im Peloton haben FDJeux sowie Liquigas das Tempo übernommen und drastisch erhöht: Zweieinhalb Minuten hat man im Anstieg zum Turchino auf die Ausreißer aufgeholt, denn der neue Abstand beträgt nur noch neuneinhalb Minuten.

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Kilometer 178
Nach dem Turchino herrscht wieder Leerlauf. FDJeux und Liquigas machen weiter Boden gut auf das Septett; gute vier Minuten liegt dieses noch vorne. In knapp fünfzig Kilometern beginnen dann die Capi, wo das Rennen meist erst so richtig losgeht.

Kilometer 216
Weiterhin tut sich nicht viel, denn das Feld hat kein interesse, die Ausreißer schnell zu stellen. So lässt man sie bei zwei Minuten Vorsprung verhungern, denn diesen Vorsprung werden sie nicht bis nach San Remo retten. Aber Aufregung im Feld: Marzio Bruseghin (Quick Step) erleidet einen Reifenschaden. Damit dürfte ein wichtiger Helfer für Paolo Bettini ausfallen, denn in den Capi, die nicht mehr weit entfernt sind, wird das Tempo meistens schlagartig erhöht.

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Kilometer 232
Jetzt beginnen die Capi, denn soeben wurden die ersten ansteigenden Kurven von der Spitzengruppe unter die Räder genommen. Den Vorsprung konnten sie überraschenderweise konstant halten, er beträgt immer noch beinahe zweieinhalb Minuten. Mit einer starken Leistung und viel Glück könnte es für einen der Fahrer heute tatsächlich reichen.

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Kilometer 242
Siehe da: der Capo Cervo ist absolviert und der Vorsprung ist um zehn Sekunden auf 2'26'' angestiegen. So langsam sollte man im Feld wirklich reagieren, ehe alles zu spät ist. Nach einer kurzen Abfahrt steht gleich der nächste Anstieg auf dem Programm.

Kilometer 250
Auch der Capo Berta ist nun passiert, in dessen Anstieg sich der Vorsprung erneut minimal vergrößert hat: Exakt zweieinhalb Minuten nach der Spitzengruppe überwindet das von Liquigas angeführte Peloton den Anstieg. Etliche Fahrer mussten schon reißen lassen; ein Indiz dafür, dass das Tempo im Feld gar nicht so langsam sein kann.

Kilometer 254
Es tut sich etwas an der Spitze! Giosue Bonomi, Sergio Escobar und Andre Korff haben sich in der Abfahrt von der Capo Berta lösen können und bilden nun das neue Spitzentrio. 2'47'' werden als neuer Vorsprung für die Spitze ausgewiesen. So langsam wird es also eng für die Favoriten, denn die Ausreißer sind weitaus stärker als erwartet.

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Kilometer 261
Attacke im Hauptfeld! Die Cipressa hat gerade begonnen und gleich attackieren Philippe Gilbert (Mercatone Uno), Nico Mattan (Davitamon), Magnus Backstedt (Liquigas), Mirko Celestino (Domina Vacanze) und Davide Rebellin (Gerolsteiner). Sie müssen jetzt möglichst schnell die Lücke zum Spitzentrio schließen und fahren schon die versprengten Miglieder der ehemaligen Spitzengruppe auf. Was macht jetzt Bettini?

Kilometer 266
Celestino, Gilbert und Rebellin haben mit einer unglaublichen Energieleistung ihre beiden Mitstreiter abgeschüttelt und die Spitzengruppe erreicht. Etwas mehr als eine Minute haben sie jetzt schon auf das Feld rausgefahren, das aber seinerseits das Tempo in Form von Lampre und Rabobank kräftig erhöht.

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Kilometer 268
Die Cipressa ist absolviert und das Hauptfeld drückt mächtig aufs Tempo: Nur noch 38 Sekunden werden am Scheitelpunkt der Cipressa für die Spitze gemessen. Jetzt steht eine kurze Abfahrt und ein Flachstück an, ehe nach zehn Kilometern der Poggio wartet.

Kilometer 273
Erbittert verteidigt die Spitzengruppe ihren Vorsprung. Escobar, Korff und Bonomi konnten an der Cipressa mit den Spezialisten mithalten und machen nun Tempo. Etwas mehr als dreizig Sekunden sind dem Sextett noch geblieben.

Kilometer 278
Jetzt beginnt der Poggio, der wohl alles entscheiden wird. Gilbert tritt abermals an und kann sich jetzt von seinen Mitstreitern lösen. Ist das die Vorentscheidung? Das Feld rückt unerbittlich näher, liegt nur noch zwanzig Sekunden hinter der Verfolgergruppe, die ihrerseits etwas mehr als zwanzig Sekunden Rückstand auf Gilbert hat.

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Kilometer 283
Unter der enormen Arbeit von Lampre und Rabobank wurden zum einen die Verfolger eingeholt, zum anderen hat sich jetzt eine 18 Fahrer starke Gruppe aus dem peloton gelöst. Mit dabei sind Freire, Petacchi, Rebellin, Pozzato und Celestino, aber auch Stuart O'Grady. Gemeinsam müssen sie jetzt versuchen, einen wie entfesselt fahrenden Gilbert zu stellen, dessen Vorsprung größer zu werden scheint.

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Kilometer 286
Der Poggio ist ebenfalls Geschichte und es sieht nach einem belgischen Triumph aus: Philippe Gilbert hat seinen Vorsprung an dieser letzten Steigungn des Tages auf mehr als eine Minute ausgebaut. Die achtzehn Verfolger geben sich aber noch nicht geschlagen und schießen jetzt die Abfahrt nach San Remo auf die Via Roma hinunter.

Kilometer 289
Das Rennen ist wohl entschieden: exakt eine Minute nach Gilbert passieren die Verfolger das fünf-Kilometer-Banner. Zwar versuchen lampre und Rabobank, den Rückstand zu verkürzen, aber sie haben gerade mal zehn Sekunden auf den letzten drei Kilometern herausgefahren. Zu wenig, um den jungen Belgier Gilbert noch vor der Ziellinie einzuholen.

Kilometer 293
Philippe Gilbert ist vor wenigen Augenblicken auf die Via Roma eingebogen und fängt schon an zu jubeln, denn bei seinem Vorsprung kann er sich das erlauben. Eine fantastische Leistung von ihm, der sich jetzt schon ein paar Tränen aus den Augen wischt.

Kilometer 294
Es ist geschafft! Philippe Gilbert gewinnt die diesjährige Auflage von Mailand-San Remo nach einem beherzten Antritt an der Cipressa, gefolgt vom entscheidenden Vorstoß am Poggio. Die letzten meter auf der Via Roma legt er nochmal im Sprint zurück, ehe er sich ausgiebig feiern lässt. Welch ein Tag für ihn und die Squadra Mercatone Uno-McDonald's!

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Kilometer 294
Die Verfolger beginnen jetzt den Sprint um Platz zwei. Celestino ist mutig und beginnt seinen Sprint von vorne, aber Pozzato klebt an seinem hinterrad und überholt Celestino. Jetzt kommen aber die echten Sprinter auf und O'Grad, Petacchi sowie Freire degradieren den Rest der Fahrer zu Statisten. O'Grady ist heute aber überraschend stark und wird tatsächlich zweiter, gefolgt von Petacchi auf drei, während der undankbare vierte Platz an Oscar Freire geht. Pozzato rettet seinen Vorsprung gerade noch so vor Hushovd und Cooke ins Ziel.

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Kilometer 294
Hier nochmal das Resultat eines verrückten und spannenden Rennens im Überblick:

Milano – San Remo
1. Philippe Gilbert (Mercatone Uno-McDonald's) 7h03'06''
2. Stuart O'Grady (Cofidis) +0'49''
3. Alessandro Petacchi (Lampre-Caffita) s.t.
4. Oscar Freire (Rabobank) s.t.
5. Filippo Pozzato (Mercatone Uno-McDonald's) s.t.
6. Thor Hushovd (Credit Agricole) s.t.
7. Baden Cooke (Fdjeux.com) s.t.
8. Mirko Celestino (Domina Vacanze) s.t.
9. Robbie McEwen (Davitamon) s.t.
10. Salvatore Commesso (Lampre-Caffita) s.t.


Die Stimmen zum Rennen finden sie in der morgigen Ausgabe der Gazzetta dello Sport. Der nächste Liveticker erwartet sie am 3. April, wenn die Ronde van Vlaanderen ausgetragen wird. Bis dahin, Ihr Team von gazzetta.it!
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Beitrag: # 338431Beitrag Alejandro V.
26.3.2006 - 13:23

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20. März 2005


Milano-San Remo: Die Stimmen

Philippe Gilbert: „Es ist wirklich unglaublich, wie die letzten zwei Wochen abgelaufen sind. Der Sieg bei Tirreno-Adriatico hat mich schon sehr gefreut, aber dieser hier – das ist einfach der Wahnsinn. Natürlich war es schon immer mein Traum, irgendwann einmal ein Monument zu gewinnen, am liebsten die Doyenne. Das ich jetzt aber schon Mailand-San Remo gewonnen habe, kann ich kaum glauben.“

Alessandro Petacchi: „Ich bin sehr enttäuscht. Mein Team hat hervorragend gearbeitet, da kann ich nicht meckern. Das Rennen wurde am Ende sehr schwer, aber am Poggio habe ich mich richtig gut gefühlt. Ich hätte nicht gedacht, dass Gilbert so einen Vorsprung rausfährt, zumal wir schon schnell unterwegs waren. Auf der Via Roma habe ich dann nicht mehr mit vollem Herzen gesprintet, so dass O'Grady noch zweiter wurde. Nächstes Jahr komme ich wieder!“

Oscar Freire: „Schade, dass es nicht gereicht hat. Wir haben alles versucht, aber momentan ist Gilbert unschlagbar. Mir bleibt nur noch die Tatsache, dass ich letztes Jahr schonmal siegreich war – im Gegensatz zu einigen anderen.“

Corriere della Sera: „Gilbert ist lachender Dritter im erbitterten Duell! Während der Belgier die Radsportwelt auf den Kopf stellt, muss sich Petacchi fragen lassen, ob er wirklich die Klasse zum Sieg bei einem Klassiker hat. Nach dem gestrigen Tag muss die Frage mit nein beantwortet werden.“

Marca: „Ein unerwarteter Ausgang in San Remo. Freire verpasst das Podium, findet aber in der Niederlage auch Trost: Sein Erzefeind hat ebenfalls nicht gewonnen.“

Het Nieuwsblaad: „Gilbert grandios! Seinem Sieg bei Tirreno-Adriatico lässt er nun den Triumph bei der Primavera folgen. Quick Step wird für die Nichtbeachtung von Tom Boonen bitter bestraft – Lefevre sollte seine Lehren aus diesem dilettantischen Fehler ziehen. Belgien rückt jetzt in den Fokus der Radwelt, denn die Ronde steht an. Gilbert zum dritten?“
Giancolo Tomazzi


Vorschau: Setmana Catalana

Lloret de Mar - Die ersten echten Highlights der Saisn liegen hinter uns, da können die Fahrer schonmal feiern gehen. Könnte man jedenfalls meinen, wenn sich über hundert Radprofis im Urlaubsparadies Lloret de Mar befinden. Der wahre Grund ihrer Anwesenheit ist natürlich ein ganz anderer: Die Setmana Catalana steht an und wird von vielen Größen des Pelotons als willkommene Vorbereitung auf die wichtigen Rundfahrten, die ab Mai stattt finden, genutzt. Um sicher zu gehen, dass auch nur eine echte Bergziege den Gesamtsieg davon trägt, stehen am dritten und vierten Tag gleich zwei Bergankünfte auf dem Programm. Kein Wunder also, dass Ivan Basso zu den Favoriten gehört. Der wiegelt aber ab: „Ich kann hier unmöglich um den Sieg mitfahren. Es gibt viele andere, die besser in Form sind als ich. Meine Beine möchte ich schon an einem tag testen – mehr aber auch nicht.“ Mit weitaus mehr Ambitionen geht Igor Gonzalez de Galdeano ins Rennen: „Ich habe schon die Vuelta a Murcia gewonnen, also will ich auch hier triumphieren. Mein Team ist stark genug, denn wer hat schon einen Roberto Heras als Helfer?“ Manolo Saiz unterstützt seinen Schützling: „Ich bin voll des Lobes über Igors Vorbereitung. Ich bin mir sicher: Wer hier gewinnen will, muss erst Igor besiegen.“

Mögliche Kandidaten, um de Galdeano zu besiegen, gibt es zuhauf. Einer von ihnen ist Oscar Pereiro. Der Spanier in schweizer Diensten zählt zu den heißen Favoriten, hat aber andere Pläne: „Die Gesamtwertung ist nebensächlich. Ich möchte die Tour de Romandie und den Giro d'Italia vorne beenden, also kann ich jetzt noch keine Form haben, die gut genug ist, um hier zu siegen. Die ersten zehn sind aber schon was anderes.“ Unterstützt wird er von Jose Enrique Gutierrez, der selber in die Kapitänsrolle schlüpfen könnte. „Aber so weit wird es nicht kommen, denn Oscar ist momentan sehr gut drauf“, beschwichtigt der sportliche Leiter, Alvaro Pino. Ansonsten kann nur noch Comunidad Valenciana mit seiner Armada Bernabéu, Carlos Garcia Quesada und Ruben Plaza ein Wörtchen um den Sieg mitreden. „Aber ein gewichtiges“, wie Vicente Belda meint: „Ruben hat schon bei der Vuelta a Murcia gezeigt, dass er an guten Tagen auch die langen Berge hochkommt. Sicherlich sind bei uns Fahrer wie Carlos besser dafür geeignet, aber er ist ja nicht umsonst erster der Continental-Tour!“ Eines steht fest: Viele Gelegenheiten, die Landschaft Kataloniens zu betrachten, werden die Fahrer bei dem Streckenprofil nicht haben.
Andrea Fava


Vorschau: Settimana Internazionale

Misano Adriatico - Mit einem starken Teilnehmerfeld startet morgen die Settimana Internazionale. Das über fünf Etappen führende Rennen bietet zahlreichen Giro-Fahrern Gelegenheit, Rennkilometer zu sammeln und sich dabei auch ausgiebig am Berg testen zu können. Ein Angebot, dass Dario Frigo dankbar entgegen nimmt: „Hier kann ich das erste mal richtig mitfahren. Den Gesamtsieg habe ich schon ins Auge gefasst, wichtiger wäre mir aber ein Erfolg bei einer Bergetappe. Meine Form stimmt im Hinblick auf den Giro, da will ich hier schon was reißen, ein kleines Ausrufezeichen setzen.“

Die größte Konkurrenz erwächst ihm dabei aus dem eigenen Land: Liquigas geht mit dem Duo Noé/Cioni an den Start und hat sich einiges vorgenommen: „Nur zum Spaß sind wir nicht hier. Wir wollen schon aktiv am Renngeschehen beteiligt sein und mindestens unter die ersten zehn in der Gesamtwertung kommen“, teilt Noé mit. Aber auch Frigos Landsmann und Teamkollege Marzio Bruseghin kann ein Wörtchen um den Gesamtsieg mitreden: „Zuerst ist Dario natürlich Kapitän. Aber wer weiß, vielleicht bin ich ja stark genug, um selber zu gewinnen.“ Ein weiterer Mitfavorit kommt vom kleinen Team Ceramiche Panaria und heißt Emanuele Sella. Schon beim Giro 2004, den er als 12. beendete, gehörte er zu den Überraschungen und das Profil der Rundfahrt scheint ihm zu liegen: „Im Zeitfahren habe ich nichts zu melden, aber ich komme sowohl mit den langen als auch mit den kurzen, giftigen Anstiegen bestens zurecht. Mal sehen, was am Ende draus wird.“

Jedoch sind auch starke ausländische Fahrer am Start: Georg Totschnig, José Angel Gomez Marchante oder Ivan Parra sind allesamt starke Kletterer, die in Sassulo auf dem Podium stehen wollen. Entschieden wird die Rundfahrt vermutlich am vierten Tag, wenn mehrere Berge vor dem Ziel in Serramazzoni zu bewältigen sind.
Giancolo Tomazzi


Weitere Wildcards vergeben

Aigle - Gestern wurden die Teams verkündet, die eine Wildcard für die drei ProTour-Rennen Ronde van Vlaanderen, Gent-Wevelgem und Paris-Roubaix erhalten haben. Bei den beiden belgischen Rennen werden Intel-Action und MrBookmaker.com die Fahnen der Continental-teams hoch halten, während in Frankreich überraschenderweise neben Intel-Action Comunidad Valenciana eines der begehrten Tickets erhielt. „Wir sind sehr zufrieden, nach Mailand-San Remo bei zwei weiteren Monumenten starten zu dürfen“, erklärte Robert Duda, sportlicher Leiter der polnischen Equipe. Zufrieden zeigte sich auch Lucien van Impe, Verantwortlicher bei MrBookmaker.com: „Wir haben Wildcards für die beiden belgischen Rennen, was bei uns oberste Priorität hatte. Natürlich wären wir gerne auch in Roubaix dabei gewesen, aber man kann nicht alles haben.“

Entrüstet über die Wildcard-Vergabe zeigten sich Jef de Bilde (Landbouwkredit) und Arend Scheppink (Shimano): „Es ist schon schwer nachvollziehbar, dass gerade mal zwei Teams eine Wildcard kriegen. Ich habe natürlich Respekt vor unseren Konkurrenten, aber mal ehrlich: Sowohl Intel-Action als auch Comunidad Valenciana werden keinen Fahrer unter die ersten zwanzig bringen. Unser Team ist auf solche Rennen spezialisiert, wir hätten da bestimmt eine gute Rolle gespielt“, meint Jef de Bilde. Scheppink schlägt in die gleiche Kerbe: „Gerade bei solch schweren Rennen weiß man vorher, welche Teams was erreichen können und welche nicht. Sowohl Intel als auch Comunidad Valenciana werden keine Chance haben. Das ist eine Farce!“

Mehr Verständnis zeigten die Experten dafür, dass Comunidad Valenciana und Kaiku die beiden Wildcards für die Vuelta a Pais Vasco erhielten. „Hier haben wir Ambitionen, hier wollen wir zeigen, dass wir in die ProTour gehören“, meint Vicente Belda. In der Tat, man hätte schlechtere Entscheidungen treffen können. Umgekehrt gilt dies für die Nordklassiker.
Andrea Fava
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26.3.2006 - 21:18

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23. März 2005


Settimana Internazionale: Ein Favorit brilliert, während ein Außenseiter führt

Faenza - Zwei Tage, freilich zwei mitentscheidende, sind bei der Settimana Internazionale bereits absolviert. Zwei Tage, an denen sich auch schon die Favoriten zeigen durften: Bereits die erste Etappe war ein langes Zeitfahren um Misano Adriatico, dass zur Demonstration des Topfavoriten wurde: Dario Frigo deklassierte seine Konkurrenten, nahm ihnen teilweise schon mehr als zwei Minuten ab. Selbst ausgewiesene Sepzialisten wie Christopher Baldwin oder David Plaza hatten keine Chance gegen den Italiener. „Besser hätte es nicht beginnen können. Ich wollte unbedingt zeigen, dass mit mir zu rechnen ist. Meine Zeit wollte ich aber selber kaum glauben“, gestand der glückliche Tagessieger hinterher. Überraschend stark präsentierte sich das Team Barloworld, denn neben David Plaza fuhr auch noch der Südafrikaner Jeremy Maartens unter die ersten fünf der Etappe.
Diese Platzierung am zweiten Tag zu verteidigen, sollte für die Überraschung des Zeitfahrens aber unmöglich sein: Zu anspruchsvoll war der Kurs, der von Riccione nach Faenza führte. Am besten wusste das Profil der Tscheche Ondrej Sosenka zu nutzen, als er sich mit einem starken Antritt zwölf Kilometer vor dem Ziel von seinen drei Mitstreitern löste. Die Vdrei Fahrer umfassende Verfolgergruppe um Giuliano Figueras erreichte Faenza 58 Sekunden nach Sosenka, der auch die Gesamtführung übernahm: „Ein wirklich schöner Erfolg für mich. Die Situation für uns war optimal, denn auch Jure (Golcer, d.Red.) war in der Spitzengruppe. Also wollten wir abwechselnd attackieren, aber überraschenderweise hat es beim ersten mal geklappt. Prognosen für den Ausgang der Rundfahrt wage ich noch nicht abzugeben, aber ich bin schon in guter Form.“ Ebenfalls stark zeigte sich Emanuele Sella, der zwei Minuten nach Sosenka das Ziel erreichte, seinerseits aber knappe dreizig Sekunden auf einen enttäuschenden Dario Frigo rausfuhr. „Wir haben die heutige Etappe unterschätzt, aber Sosenka ist im Hochgebirge nicht so stark. Den kriege ich schon noch“, kommentierte Frigo. Spätestens in Serramazzone wissen wir, ob Frigo seinen Worten auch Taten folgen lässt – dann nämlich könnte die Rundfahrt entschieden werden.
Giancolo Tomazzi


Setmana Catalana: Italienischer Dominanz folgt erste Enttäuschung

Empuriabrava - Ein wahres Feuerwerk war es, das Lampre-Caffita auf der ersten Etappe, die in Lloret de Mar startete und endete, abbrannte. Anders lässt sich eine derartige Leistung kaum beschreiben: Drei Fahrer unter den ersten fünf, die Plätze eins und zwei – das alles im Massensprint. Eigentlicher Sprintkapitän war Fabio Sacchi, aber nachdem seine Helfer ihren Dienst getan hatten, spurteten sie selber fröhlich um das Etappenpodium und Zeitgutschriften mit. „Ich glaube, so ein Ergebnis habe ich noch nicht erreicht. Es ist wirklich fantastisch, wie der Sprint gelaufen ist“, gewährt Claudio Corti Einblicke in seine Gefühlswelt. Tatsächlich hatte die Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance gegen die Fahrer in den azurblauen Trikots. „Eine wirklich beeindruckende Vorstellung. Aber seien sie sich gewiss: So wird das nicht jeden Tag laufen“, meinte ein leicht resignierter Vicente Reynés hinterher.
Beweisen konnte er seine These aber schon am nächsten Tag: Das Peloton erwartete erste Schwierigkeiten auf dem Weg von Lloret de Mar nach Empuriabrava, wenn auch keine wirklich selektiven. Kein Wunder, dass wieder ein ausgewiesener Sprinter triumphierte: Eben jener Vicente Reynés, der gestern noch chancenlos war, feierte in beeindruckender Manier den Tagessieg und verwies Jakob Piil sowie Nicki Aebersold auf die Plätze. Da Piil aber schon gestern eine Zeitgutschrift erhalten hatte, konnte sich der Däne in Empuriabrava über die Gesamtführung freuen. „Natürlich eine schöne Momentaufnahme, aber ich werde wohl kaum am Ende ganz oben stehen“, gab der Oldie ein realistisches Statement ab. Ein anderer, vorher als Mitfavorit gehandelter wird dies auch nicht: Alejandro Valverde musste dreizig kilometer vor dem Ziel reißen lassen und kam erst drei Minuten nach seinem Teamkollegen Reynés ins Ziel. Seine Zuversicht tat dies aber keinen Abbruch: „Das ist ernüchternd, aber noch habe ich Zeit für die Ardennen-Klassiker. Die Rundfahrt hier dient als Vorbereitung und das ist ein Warnschuß zur richtigen Zeit.“ Somit fällt ein Konkurrent für de Galdeano & Co. weg, was sie nicht unbedingt stören wird. Allerdings werden die Favoriten Farbe bekennen müssen, denn zwei Bergankünfte in Folge entscheiden vermutlich über den Ausgang der Rundfahrt.
Andrea Fava


Ergebnisse des Tages

Settimana Internazionale
1. Etappe:
1. Dario Frigo (Quickstep)
2. Christopher Baldwin (Mercatone Uno-McDonald's) +0'21''
3. David Plaza (Team Barloworld) +0'25''
4. Michael Rich (Gerolsteiner) +0'47''
5. Jeremy Maartens (Team Barloworld) +1'04''


2. Etappe:
1. Ondrej Sosenka (Acqua & Sapone)
2. Giuliano Figueras (Lampre-Caffita) +0'58''
3. Domenico Pozzovivo (Ceramica Panaria) s.t.
4. Jure Golcer (Acqua & Sapone) s.t.
5. Emanuele Sella (Ceramica Panaria) +1'58''


Gesamtwertung:
1. Ondrej Sosenka (Acqua & Sapone) 5h14'01''
2. Dario Frigo (Quickstep) +1'11''
3. David Plaza (Team Barloworld) +1'36''

Punktewertung: Dario Frigo 31 Pkt.
Bergwertung: Nicola Loda 12 Pkt.
Nachwuchsfahrer: Domenico Pozzovivo
Mannschaftswertung: Acqua & Sapone


Setmana Catalana
1. Etappe:
1. Fabio Sacchi (Lampre-Caffita)
2. Salvatore Commesso (Lampre-Caffita)
3. Jakob Piil (Team CSC)
4. Vicente Reynés (Illes Balears)
5. Daniele Bennati (Lampre-Caffita)


2. Etappe:
1. Vicente Reynés (Illes Balears)
2. Jakob Piil (Team CSC)
3. Nicki Aebersold (Phonak)
4. Charles Dionne (Saunier Duval)
5. Samuel Sanchez (Euskaltel)


Gesamtwertung:
1. Jakob Piil (Team CSC) 9h35'47''
2. Vicente Reynés (Illes Balears) +0'02''
3. Nicki Aebersold (Phonak) +0'16''

Punktewertung: Vicente Reynés 41 Pkt.
Bergwertung: Fabio Sacchi 22 Pkt.
Nachwuchsfahrer: Vicente Reynés
Mannschaftswertung: Illes Balears
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