Noch klein, aber bald vielleicht ganz groß?

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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Henrik
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Beitrag: # 394202Beitrag Henrik
24.10.2006 - 17:11

Bis hierher bin ich gekommen – jetzt muss ich meine Leistungen bestätigen. Das Training nach der Saisonpause ist gut gelaufen, aber jetzt geht es auf die ersten Rennen zu: Ende März steige ich mit einem fünftägigen Rennen durch die Regionen Kastilien und León ein. Die ersten drei Etappen sind relativ flach, darunter ein kurzes Zeitfahren. Dann geht es zum ersten Mal in die Vollen: Am Puerto de Navacerrada steht die erste Bergankunft dieses Jahres für mich an. Zum Abschluss der Rundfahrt kommt dann noch einmal eine Etappe über zwei Berge höheren Schwierigkeitsgrades, aber mit einer 70-Kilometer-Schlussphase ohne große Schwierigkeiten. Auch der zweite Renneinsatz wäre geklärt, nämlich die Vuelta Ciclista al Pais Vasco – das größte Rennen in meiner Heimat. Natürlich will ich mich schon gerne zeigen, aber die Prämisse ist sicherlich durchfahren und Rennkilometer sammeln. Mit der Entscheidung um den Sieg werde ich aber in keinem der beiden Rennen zu tun haben.

Wo wir gerade bei Entscheidungen sind: Auch in dieser inzwischen mehrere Wochen alten Saison sind bereits einige gefallen. Den ersten Sprint im Jahr 2006 gewann Stuart O’Grady. Als Belohnung darf er das nächste Jahr im Meistertrikot der Australier unterwegs sein. Aber in der anschließenden Woche bei der Tour Down Under war er nicht am Start und Alessandro Petacchi konnte seine Dominanz zeigen: Nur auf einer der sechs Etappen kam er knapp hinter Thor Hushovd ins Ziel, die anderen fünf Sprints gingen nach Italien. Auch in Quatar fanden traditionell Rennen für Sprinter statt. Den Doha International GP gewann noch Giovanni Lombardi, dann schlug der andere Topfavorit für Massensprints zu: Tom Boonen gewann drei Etappen, bevor er sich hinter Bernhard Eisel und Oscar Freire mit Platz drei begnügen musste. Aber den Gesamtsieg trug ein anderer davon: Das letzte Teilstück überstand eine fünfköpfige Ausreißergruppe vor dem Hauptfeld – Davide Bramati gewann die Etappe und die Rundfahrt.

Im Februar stiegen dann auch die Stars, die nicht nur im flachen Finale ihre Stärken haben, wieder ins Renngeschehen ein. Fabian Cancellara gewann die Etoile des Bessèges, Patrice Halgand war am Mittelmeer erfolgreich.
Auch mein Euskaltel-Team zeigte sich erstmals wieder nach der Winterpause. Auf Mallorca schickten wir Samuel Sanchez als Kapitän ins Rennen. Aber auf den ersten beiden Teilstücken konnte Giovanni Lombardi seine Saisonsiege zwei und drei feiern – vielleicht kann der Italiener ja in seiner vielleicht letzten Saison noch einmal Erfolge feiern. Auf den beiden Hügeletappen verlor Samuel dann aber Zeit auf die dominanten Fahrer der Rabobank-Mannschaft, aus der erst Juan Antonio Flecha triumphierte, bevor Michael Boogerd mit zwei Etappensiegen zum Gesamterfolg fuhr. Ein zurückhaltender Saisonstart also, aber unsere Rennen werden auch noch kommen. Ähnlich lief es im letzten Jahr ja auch, aber dieses Jahr sollten die Erfolge schon etwas früher kommen.

Bei unserem zweiten Rennen, der Ruta del Sol, wollten wir mit Inaki Isasi in den Sprints vorne mitmischen. Aber das hügelige Terrain der ersten Etappen war noch zu schwer für ihn. Zum Auftakt siegte Erik Zabel aus einer kleinen Gruppe heraus, dann kam eine Ausreißergruppe (mit unserer Beteiligung) durch. Aber Markel Irizar hatte gegen Steven De Jongh und seine zwei anderen Fluchtgefährten keine wirkliche Chance. Das dritte Teilstück endete endlich mal in einem richtigen Massensprint, aber Inaki fehlt scheinbar noch die Form und so konnte er nicht in die Entscheidung mit eingreifen, in der Tom Boonen seine gute Form gegen Erik Zabel bestätigte. Aber auch hier gab es jetzt einmal Abwechslung, denn tags darauf siegte Oscar Freire – allerdings gegen nur 20 Gegner, die in der ersten Gruppe fuhren. Den letzten Sprint des Hauptfeldes gewann erneut Tom Boonen, aber der Etappensieg ging nach Spanien: Der unbekannte Efrain Gutierrez Sanchez hatte das Glück, den richtigen Ausreißversuch zu erwischen und war zum Schluss der Cleverste. Im Gesamtklassement setzte sich aber keiner der Etappensieger durch. Stattdessen wurde Paolo Bettini für seine zurückhaltende Fahrweise, mit der er immer vorne dabei blieb, mit dem Trikot des Gesamtführenden belohnt.

Während neben Petacchi und Boonen auch Allan Davis, Michael Boogerd, Giovanni Lombardi und Thor Hushovd bereits drei oder mehr Siege feiern konnten (Quickstep und Milram haben als stärkste Mannschaften je acht Siege, CSC und Credit Agricole sechs), darf ich weiter trainieren und noch rund einen Monat auf meinen ersten Einsatz warten. Aber ich werde langsam wieder heiß auf Rennen – ein tolles Gefühl.

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Henrik
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Beitrag: # 394777Beitrag Henrik
26.10.2006 - 19:19

Auch bei unserem nächsten Rennen, dem Klassiker Benidorm – Valencia, hatten wir auf dem flachen Parcours keine Chance, um den Sieg mitzusprinten. Oscar Freire holte den Sieg, das erste orangefarbene Trikot kam als 13. über die Ziellinie. Auch bei der Valencia-Rundfahrt lief es nur unwesentlich besser, aber immerhin gab es wieder ein paar Top-Ten-Platzierungen. Samuel Sanchez schrammte auf der zweiten Etappe nur um Zentimeter am Podium vorbei, einen Tag später reichte es zu Rang acht. Denselben Platz belegte Inaki Isasi im Massensprint auf der letzten Etappe. Das vierte Teilstück, die einzige Bergankunft, gewann David Blanco vor dem zeitgleichen Kashechkin. Der Kasache war über die gesamte Rundfahrt konstant in der ersten Gruppe mit dabei und hat sich den Sieg daher wohl verdient, während Samuel zehnter im Abschlussklassement war. Die ersten Kopfsteinpflaster-Klassiker, die mich nur im Fernsehen interessieren – solange ich nicht selbst auf das ungeliebte Pflaster muss, finde ich diese Rennen bei entsprechendem Rennverlauf recht interessant – gewannen Leif Hoste und Fabian Cancellara. Den zweiten Fahrer stellte mit Wesemann und Klier jeweils das T-Mobile-Team, dritter wurde beide Male Hincapie. Damit sind also die ersten Favoriten gekennzeichnet, aber das interessiert mich, wie bereits gesagt, nur im Fernsehen.

Jetzt haben wir März, die Zeit meiner Rennen steht kurz vor der Tür. Aber der März begann für Euskaltel mit der Vuelta a Murcia, deren Königsetappe heute stattgefunden hat und zu der wir mit Haimar Zubeldia und Roberto Laiseka zwei Bergspezialisten aufgeboten haben, die an guten Tagen Etappensiege einfahren können. Aber noch hatten sie keine Einsätze gehabt, noch waren sie einen Formbeweis schuldig geblieben. Aber die erste (fast völlig flache) Etappe war noch nichts für unsere Mannschaft und die kaum vorhandenen Sprinter machten den Sieg unter sich aus. Der schnellste war der junge Kasache Assan Bazayev, einen Tag später gab es den ersten Hinweis auf die Form der Teilnehmer. Ein alles andere als leichter kleiner Berg befand sich nur 15 Kilometer vor dem Ziel und an diesem waren drei Fahrer vorne. Der dritte war Roberto, der also eine halbwegs gute Verfassung zu haben scheint. In der Abfahrt vergrößerte sich die Gruppe um einen Mann, im Schlusssprint behielt Javier Rodriguez die Oberhand vor den beiden Rabobank-Profis Ardila und Kolobnev und Roberto. Haimar dagegen verlor sechs Minuten – seine Zeit wird aber sicher noch kommen. Auch im Zeitfahren blieb er unter seinen Möglichkeiten – eine Minute betrug sein Rückstand am Ende. Roberto bekam dagegen das Dreifache aufgebrummt, aber er ist ja bekanntlich kein begnadeter Zeitfahrer. Also wandelte sich gestern die schöne Ausgangsposition in Platz 23 um, aber heute kam das Peloton dann in sein Gefilde: Die Berge. Ich sah mir die Schlussphase der Etappe auf einem kleinen Lokalsender an, denn ich komme langsam wieder auf den Geschmack und die erste wirkliche Bergankunft dieses Jahres in Europa wollte ich mir nicht entgehen lassen.

„Herzlich Willkommen, liebe Zuschauer, wir übertragen heute live die vierte Etappe der Vuelta Ciclista a Murcia von Caravaca de la Cruz zum Collado Bermejo, die erste Bergankunft der europäischen Radsportsaison, der erste Showdown der Kletterer. Und mit was für einer Besetzung wird dieses Drama heute stattfinden: Michael Rasmussen, Levi Leipheimer, Georg Totschnig, Yaroslav Popovych, Haimar Zubeldia – alles Namen, die bei den großen Rundfahrten auch vorne sein werden. Aber die Frage ist natürlich die nach der Form der Stars, die den Gesamtführenden Javier Rodriguez jagen. Anderthalb Minuten beträgt sein Vorsprung auf Mauricio Ardila, und das ist in Anbetracht des Schlussanstieges heute nichts.

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Das Feld befindet sich jetzt etwa 50 Kilometer vor dem Ziel dieser 148 Kilometer langen Königsetappe. Wir beginnen das Programm mit einer Zusammenfassung des bisherigen – zugegebenermaßen nicht allzu aufregenden – Geschehens, bevor wir live ins Rennen einsteigen.

Der erste schwere Anstieg war von vielen Attacken geprägt, durch die sich am Ende der Mexikaner Perez Cuapio als Solist absetzte und vor mehreren kleinen Grüppchen die Bergpunkte holte. Dann ging es in die lange Abfahrt, in der den Verfolgern die Möglichkeit gegeben wurde, nach vorne aufzuschließen. Aber noch wehrte Perez Cuapio sich erfolgreich, auch die Sprintwertung überstand er mehr als eine Minute vor seinen Gegnern. Allerdings schaffte ein Quartett nach langem Ringen dann doch noch den Anschluss: Momentan liegen Perez Cuapio, der Österreicher Rohregger von Elk Haus, der Niederländer Weening von Rabobank, der Discovery-Fahrer Jurgen Van Goolen aus Belgien und Lokalmatador del Nero, für 3 Molinos unterwegs, etwa fünfeinhalb Minuten vor dem Feld. Im Gesamtklassement bester ist Pieter Weening, nur drei Minuten zurück. Also fährt er momentan im virtuellen gelben Trikot, doch die Gruppe läuft nicht mehr richtig rund und es gibt offenbar Uneinigkeiten, denn in den letzten Minuten kam es mehrfach zu Angriffen, von denen aber keiner wirklich erfolgreich war.“

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Henrik
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Beitrag: # 394912Beitrag Henrik
27.10.2006 - 18:29

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„Jetzt haben wir die ersten Live-Bilder, und wir können Comunitat Valenciana an der Spitze des Hauptfeldes sehen. Sie wollen den Rückstand verkleinern, um ihr gelbes Trikot zu behalten – aber das wird schwer genug im Schlussanstieg, zumal Rodriguez nicht zu den Besten am Berg zu zählen ist. Aber das Führungstrikot einer Rundfahrt verleiht ihm ja vielleicht Flügel. Warten wir es ab. Ebenfalls vorne zu sehen ist viel Orange, das sich momentan aber noch aus der Arbeit heraushält, da mit Laiseka der beste Euskaltel-Profi bereits mehr als drei Minuten zurückliegt. Aber vielleicht zielt man ja auf den heutigen Etappensieg, sowohl Laiseka als auch Haimar Zubeldia sind Kandidaten dafür, wenn die Form denn stimmt.

Attacke im Feld! 50 Kilometer vor dem Ziel machen sich einige Fahrer auf den Weg! Ich kann den eben angesprochenen Zubeldia erkennen, von Caisse d’Epargne ist Karpets dabei. Zwei weitere Spanier, Elias Galindo (Relax) und Navarro Garcia (Astana) sind vorne, außerdem van de Wouwer (unibet) und Georg Totschnig von Gerolsteiner, der der Initiator des Angriffs war. Damit sind schon einige Favoriten vorne und das Rennen wird offensiv gestaltet, vierzig Sekunden haben sie schon herausgefahren. Hinten schaltet Lampre sich mit in die Tempoarbeit ein, scheinbar haben auch sie etwas vor heute. Jetzt fällt Zubeldia raus vorne, der Akku scheint leer zu sein. Er hat viel für die Gruppe getan, wird aber nicht belohnt. Unterdessen gibt es eine neue Abstandsmessung, 1:10 min liegt die Gruppe nun vor dem Feld, dazwischen Zubeldia. Noch anderthalb Minuten bis zur Spitze, noch 25 Kilometer bis ins Ziel. Wir machen eine kurze Pause und sind gleich zum Finale wieder da.“

Schade, dass es für Haimar heute nichts wurde, als er versuchte, in der Gruppe mitzuspringen. Aber die Situation war interessant und versprach ein heißes Finale.

„Da sind wir wieder, und die Spitze fährt in den ersten Teil des Schlussanstieges. Del Nero ist zu den Verfolgern zurückgefallen, die nur noch vierzig Sekunden mit fallender Tendenz hinten liegen. Zwei Minuten zurück ist Zubeldia, der wohl gleich vom Feld gestellt wird.

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Die beiden Gruppen vorne fahren zusammen, das Feld noch zwei Minuten hinten. Das könnte reichen für die starken Mannen um Totschnig und Karpets. Hinten wird Zubeldia gestellt, kann er noch für Laiseka arbeiten? Vorne kann del Nero nicht mehr mithalten, jetzt fallen Rohregger, van Goolen und Weening dem hohen Tempo zum Opfer. Hinten greift Ardila an und eröffnet den Kampf der Favoriten damit endgültig! Nur Paulinho und Laiseka reagieren, aber die Lücke ist schon da!

Die Bergwertung steht an, Totschnig gewinnt an der Spitze der Sechsergruppe vor Karpets. 31 Sekunden zurück liegt Ardila, Laiseka hat eine Minute. 13 Sekunden dahinter Weening und Paulinho mit Bruseghin, der scheinbar aus dem Feld attackiert hat. Jetzt geht es drunter und drüber, alle attackieren! Das gelbe Trikot weiter im Feld, aber zwei Drittel des Vorsprungs auf Totschnig – drei Minuten – sind schon aufgebraucht… das wird wohl nichts mit einer Verteidigung, wenn jetzt keiner einbricht oder Rodriguez die zweite Luft bekommt.

Jetzt geht es in die letzte Rampe, sechs Kilometer mit 7,5 %. Das wird ein ganz heißer Fight, die Abstände haben sich im Wesentlichen nicht verändert, Ardila kämpft immer noch um den Anschluss, Paulinho und Bruseghin haben Laiseka eingeholt. Ardila kommt ran, Bruseghin setzt sich ab, die Regie weiß gar nicht, wo sie hin soll! Leipheimer attackiert hinten, Laiseka tritt an… Unterdessen kommt das Feld wieder näher… gibt das doch noch eine Verteidigung von Gelb? Ardila versucht es erneut, er setzt sich ein Stück ab:

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Die letzten zwei Kilometer, Laiseka gibt noch einmal alles, versucht es, sich alleine nach vorne zu arbeiten… aber Ardila sieht stark aus… das läuft gut für den Kolumbianer, die letzte Rampe, Laiseka kommt näher… reicht das? Er ist dran, kann er vorbeispringen? Nein, da ist das Ziel, Ardila jubelt, Laiseka geschlagen! Ein Kolumbianer gewinnt und übernimmt wohl das gelbe Trikot, Laiseka ärgert sich, aber sein Antritt kam einfach etwas zu spät heute. Bruseghin kommt, alleine, er verliert achtunddreißig Sekunden, vielleicht schiebt er sich dadurch etwas nach vorne… Totschnig ist eine Minute zurück, eins zwanzig die erste größere Gruppe mit Popovych und Leipheimer. Das gelbe Trikot ist nicht dabei, das heißt, Ardila müsste die Gesamtwertung anführen… Da kommt Rodriguez, zwei Minuten zurück, er verliert sein Trikot. Wir werfen noch einen Blick auf die Wertungen und verabschieden uns von einer spannenden Bergankunft mit einem knappen Ergebnis und einem verdienten Sieger.“


Tagesklassement

1 Mauricio Ardila RABOBANK 3h52'40
2 Roberto Laiseka EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
3 Marzio Bruseghin LAMPRE + 38
4 Georg Totschnig GEROLSTEINER + 1'01
5 Emanuele Sella CERAMICA PANARIA - NAVIGARE + 1'24
6 Yaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL s.t.
7 Luca Mazzanti CERAMICA PANARIA - NAVIGARE s.t.
8 Christian Pfannberger ELK HAUS - SIMPLON s.t.
9 Jurgen Van den Broeck DISCOVERY CHANNEL s.t.
10 Sergio Paulinho ASTANA s.t.

13 Levi Leipheimer GEROLSTEINER s.t.
14 J.A Perez Cuapio CERAMICA PANARIA - NAVIGARE + 1'59
15 Javier P. Rodríguez COMUNIDAD VALENCIANA s.t.
37 Haimar Zubeldia EUSKALTEL - EUSKADI + 4'23


Gesamtwertung:

1 Mauricio Ardila RABOBANK 11h56'53
2 Javier P. Rodríguez COMUNIDAD VALENCIANA + 43
3 Marzio Bruseghin LAMPRE + 1'02
4 Roberto Laiseka EUSKALTEL - EUSKADI + 1'40
5 Levi Leipheimer GEROLSTEINER + 2'01
6 Alexandr Kolobnev RABOBANK + 2'15
7 Sergio Paulinho ASTANA + 2'17
8 Yaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL + 2'25
9 Jurgen Van den Broeck DISCOVERY CHANNEL + 2'27
10 Georg Totschnig GEROLSTEINER + 2'41

20 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 4'51
25 J.A Perez Cuapio CERAMICA PANARIA - NAVIGARE + 5'36
40 Pieter Weening RABOBANK + 8'47
44 Haimar Zubeldia EUSKALTEL - EUSKADI + 9'46


Das Rennen hat mich schon wieder mitgerissen, ich merke, wie heiß ich schon wieder auf meinen Sport bin. Für Roberto freut es mich, schade zwar, dass es nicht für den ersten Saisonsieg gereicht hat, aber wir waren knapp dran und auch der erste Sieg wird bald kommen…

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Henrik
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Beitrag: # 395737Beitrag Henrik
1.11.2006 - 14:31

Mein erstes Saisonrennen rückt in Sieben-Meilen-Stiefeln näher. Heute Morgen sind wir nach Valladolid angereist, wo für uns noch einige kleine gemeinsame Einheiten auf dem Programm stehen. Wir, das heißt Koldo Fernandez, David Lopez Garcia, David Herrero Llorente, Aketza Peña Iza und als Kapitäne Iban Mayo und ich, je nach Form werden wir die Rollen verteilen. Mein Zimmer teile ich mir wie so oft im letzten Jahr mit David – zwischen uns stimmt es einfach. Wie gesagt, heute stand dann noch eine kleine Mannschafts-Einheit an, Gorka Gerrikagoita hat uns über einige Hügel in dieser Gegend gejagt und wir sind einige Kilometer der Auftaktstrecke abgefahren.

Die Saison geht seit den letzten zwei Wochen jetzt so richtig los. Am fünften März startete die zweite ProTour-Saison mit dem Prolog von Paris-Nizza. Nicolas Portal gewann etwas überraschend und gab seinen französischen Fans Grund zum jubeln. Auch das erste Führungstrikot der Rennserie durfte er übernehmen. In Murcia blieb übrigens nicht alles beim Alten, denn Roberto musste noch zwei Plätze abgeben an den Etappensieger Kolobnev und an Paulinho, der ebenfalls attackiert hatte. Aber auch ein sechster Rang lässt uns ein positives Fazit ziehen und der zweite Etappenrang bei der Bergankunft zeigt eine gute Tendenz. In Frankreich wurden die nächsten beiden Teilstücke zur Sprinterangelegenheit. Jeweils einmal triumphierten Thor Hushovd und Tom Boonen und auch Zabel und McEwen präsentierten sich vorne, doch bei den beiden reichte es noch nicht zum ersten ProTour-Sieg. Das vierte Teilstück war dann als erste Selektion angesetzt. Aber trotz einiger Attacken der Gesamtwertungs-Favoriten kam es zu einem großen Schlusssprint einer 36-köpfigen Gruppe – ohne Orange. Einzig Iñigo Landaluze begrenzte seinen Rückstand etwas, aber auch er verlor schon mehr als eine Minute. Vorne unterlag Zabel erneut knapp gegen Thor Hushovd, der damit die Jahreswertung anführte. Einen Tag später ging das Rennen wieder planmäßig an die Sprinter und das alte Kräfteverhältnis bestätigte sich: Boonen gewann vor Hushovd, Zabel belegte Rang drei.

Wo schon die Etappe nach Saint-Etienne nicht für Abstände gesorgt hatte, sollte das sechste Teilstück nach Digne-les-Bains diese Funktion übernehmen. Doch wieder kamen vorne 17 Fahrer zeitgleich an. Laurent Brochard gewann den Sprint und übernahm die Gesamtführung vor den zeitgleichen Julich und Chavanel. Wir verabschiedeten uns endgültig von der Spitze und es war klar, dass wir keinen in die besten zwanzig bekommen würden. Auch in Cannes wurde die Entscheidung auf den letzten Tag verschoben: Von dreißig Fahrern war Filippo Pozatto der schnellste, Erik Zabel wurde wieder zweiter. Die einzige Veränderung in der Gesamtwertung führte Brochard durch eine Zeitgutschrift herbei – aber das würde wohl nicht viel aussagen, denn innerhalb von zehn Sekunden lagen noch sieben Fahrer. Auch die letzte Etappe konnte nicht wirklich für das langweilige Geschehen der letzten Tage entschädigen. Einzig Kim Kirchen konnte sich eine halbe Minute absetzen, doch sein Rückstand betrug leider schon über vier Minuten. Fast alle noch verbliebenen Favoriten platzierten sich 27 Sekunden hinter dem Luxemburger – so gab es keinen Führungswechsel mehr. Brochard siegte, vier Sekunden vor Julich, sieben vor Kashechkin und 12 vor Sinkewitz. Ein knappes Paris-Nizza, was sich allerdings nicht durch einen wechselhaften Rennverlauf, sondern durch fehlende Abstände auszeichnete.

In Italien bei Tirreno-Adriatico, der zweiten Rundfahrt zum Saisonstart, lief es dagegen interessanter. Unsere Mannschaft schickte mit Samuel Sanchez einen aussichtsreichen Kandidaten ins Rennen und Iñaki Isasi sollte in den Sprints vorne reinhalten. Allerdings scheint bei ihm etwas die Luft raus zu sein und er konnte nicht wirklich überzeugen. Die erste Etappe stand direkt für einen überraschenden Rennverlauf: 20 Kilometer vor dem Ziel gingen Mondory, Schumacher und Boogerd und arbeiteten gut zusammen. Hinten wurde nicht konsequent genug nachgesetzt und die Ausreißer kamen in der genannten Reihenfolge ins Ziel. Alessandro Petacchi ließ als erster des Hauptfeldes 48 Sekunden auf sich warten. Das zweite Teilstück hatte die ersten wirklichen Hügel auf dem Programm und nachdem mit Iñaki unser erster vorgesehener Trumpf nicht stechen konnte, musste Samuel die Kastanien aus dem Feuer holen. Mirko Celestino dominierte das Tempo in der Schlussphase, Oscar Freire, Samuel und Michael Boogerd konnten als einzige mitziehen, mussten dem Italiener aber den Sieg überlassen. Stefan Schumacher, gestern noch stark, und Topfavorit Paolo Bettini verloren 52 bzw. 71 Sekunden. Nachdem Freire den zweiten Platz belegt hatte, wollte er auf den folgenden Teilstücken mehr – zwei Siege waren das Ergebnis. Das Zeitfahren war ein weiterer Knackpunkt dieser Rundfahrt. Fabian Cancellara setzte sich vor Gusev und Hincapie durch, Samuel verlor fast zwei Minuten. Damit lag er im Gesamtklassement vor der alles entscheidenden Bergankunft 1:20 Minuten hinter Boogerd auf Platz elf – alles noch offen also. Die Etappe zum Monti della Laga stellte dann den wirklichen Prüfstein dar und sollte die Gesamtwertung entscheiden. Und was sich gestern schon angedeutet hatte, bestätigte sich heute: George Hincapies Formaufbau für die Kopfsteinpflasterrennen läuft prächtig. Vierzig Sekunden nahm er Christophe Brandt ab, anderthalb Minuten verlor Jens Voigt. Damit stand auch der Gesamtsieger fest, Boogerd und Voigt blieben mit gehörigem Rückstand die übrigen Podestplätze. Samuel verlor übrigens schon am ersten Anstieg den Anschluss, seine Beine waren nicht zu mehr fähig. Damit lief es wohl auf Platz 17 in der Endabrechnung hinaus. Für uns bleibt also zu konstatieren, dass unsere Rennen noch kommen – der März ist für die ganz großen Erfolge noch zu früh. Auf der letzten Etappe änderte sich dann nichts mehr, Alessandro Petacchi bestätigte mit dem Sprintsieg, dass er auch in der ProTour gewinnen kann und zu den Favoriten für Mailand - San Remo gehört. Das wird morgen ausgetragen, und ich werde mich wahrscheinlich vor den Fernseher setzen, um mir die Classicissima anzusehen.

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Henrik
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Beitrag: # 397574Beitrag Henrik
16.11.2006 - 21:18

Sorry, dass es in diesem AAR so lange kein Lebenszeichen von mir gab. Das lag hauptsächlich an technischen Problemen, für die sich jetzt aber eine Lösung abzeichnet. In den nächsten Tagen sollte es mit der Primavera und Joses erster Rundfahrt weitergehen.

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Henrik
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Beitrag: # 398477Beitrag Henrik
22.11.2006 - 14:44

Heute fand dann also Mailand – San Remo statt. Wir hatten wieder mal keinen Siegkandidaten dabei, einzig Iñaki Isasi konnte man in einem Sprint Chancen einräumen, aber dazu musste er erst mal die Hügel überstehen. An diesen wiederum wollte Samuel Sanchez seine Qualitäten zeigen, wenn er sich gut fühlte. Aber wie gesagt, die Sprinter waren die Topfavoriten. Das meinte auch der Kommentator, als die Übertragung begann.

„Guten Tag, liebe Zuschauer, herzlich Willkommen zur diesjährigen Ausgabe des ersten Klassikers der Saison von Mailand nach San Remo. Normalerweise sollte ein Sprinter am Ende auf der Via Roma triumphieren. Daher heißt der Topfavorit natürlich Alessandro Petacchi, aber wer gehört zu seinen größten Gegnern? Nach der krankheitsbedingten Absage von Tom Boonen sind da sicher in erster Linie Thor Hushovd und Oscar Freire zu nennen, die in diesem Jahr schon mehrfach ihre Form zeigen konnten. Aber auch einem Attackierer wie Paolo Bettini, jetzt wohl Quickstep-Kapitän, ist ein Sieg zuzutrauen. Lassen wir uns einfach überraschen nach 294 hoffentlich spannungsgeladenen Kilometern.

Heute Morgen gab es direkt nach dem Start erste Attacken, doch eine sechsköpfige Gruppe um die Spanier Manuel Beltran und Isidro Nozal sowie den Venezolaner Jose Rujano wurde schnell von einer Allianz aus Gerolsteiner, Davitamon und Rabobank gestellt. Weitere Angriffe prägten die ersten Kilometer, doch es fand sich keine stabile Konstellation. Ende der ersten Rennstunde bildete sich dann eine acht Fahrer starke Gruppe, die lange Bestand haben sollte. Erneut initiierte Manuel Beltran die Attacke, mit dabei auch der deutsche Nachwuchsfahrer Heinrich Haussler aus der Gerolsteiner-Equipe. Außerdem Chris Horner (DAV), Bonomi (BAR), Turpin (A2R), Sutton (COF), Cañada (SDV) und Gobbi (MIL). Hinten attackierte Thomas Dekker, um sich alleine zur Spitze aufzumachen. Nach einem langen Tauziehen konnte er den Anschluss herstellen, verbrauchte aber viel Kraft.

Die Spitzengruppe lief gut, einzig der Italiener Gobbi schien sich lange Zeit im hinteren Teil der neun Ausreißer aufzuhalten. Der Abstand auf das von CSC, fdJeux und Liquigas kontrollierte Peloton wuchs auf zwölf Minuten am Gipfel des Turchino-Passes an, doch auch in der Folge fand sich kein Team, das bereit war, wirklich Arbeit zu investieren. Gisoue Bonomi verlor vorne durch eine Reifenpanne den Anschluss und konnte sich nicht wieder herankämpfen, während hinten weiter nicht auf das Tempo gedrückt wurde. Bereits 75 Kilometer vor dem Ziel gab es hinten die ersten Favoriten-Angriffe durch Fabian Cancellara und Andreas Klier, doch beide wurden wieder gestellt. Vorne brach die Spitzengruppe langsam auseinander, und jetzt befinden sich die Spitzenreiter rund 50 Kilometer vor dem Ziel, wir bekommen die ersten Live-Bilder.

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Hier sehen wir die beiden verbliebenen Führenden. Vorne Chris Horner von Davitamon-Lotto, dahinter Thomas Dekker von Rabobank. Die ersten Verfolger sind Sutton, Cañada und auch Haussler, allerdings liegen sie bereits anderthalb Minuten zurück. Beltran, Turpin, Gobbi und Bonomi befinden sich als Einzelkämpfer irgendwo zwischen Spitze und Hauptfeld, das immer noch ganze siebzehn Minuten hinten liegt. Also wird wohl definitiv heute der stärkste Ausreißer durchkommen. Jetzt gibt es auch dort erste Attacken, Oscar Freire und Paolo Bettini gehen weg, zwei zuvor als Top-Favoriten gehandelte Fahrer. Samuel Sanchez steigt hinterher, aber das hat mit dem Ausgang des Rennens wohl nur wenig zu tun. Denn vorne geht es in die Cipressa, und Thomas Dekker bricht regelrecht ein! Die lange Alleinfahrt hat ihn wohl zu viel Kraft gekostet, Horner alleine vorne!

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Der Amerikaner setzt sich nach 200 Kilometern Flucht ab, ist das schon der Sieg? Oder kann sich der junge Niederländer noch einmal erholen? Der Abstand wächst und wächst, Dekker sehnt die Abfahrt herbei… da ist der Gipfel und die Uhr tickt, für den Routinier Chris Horner, gegen das Jungtalent Thomas Dekker. Wo bleibt sie stehen? 47 Sekunden, ich wage zu bezweifeln, ob der Holländer das noch aufholt. Dahinter schließt Beltran zur Cañada-Gruppe auf, aber deren Rückstand jetzt schon fast fünf Minuten, das wird zwischen denen vorne entschieden. Jetzt geht es auf den Poggio zu, und Dekker sieht wieder besser aus… kann er Horner noch gefährden? Der Abstand schmilzt, knapp eine halbe Minute.

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Aber wirklich näher kommt er nicht, auch Horner sieht noch stark genug aus, um den Angriff abzuwehren. Es geht in den Poggio, dreieinhalb Kilometer mit 4%, Dekker kommt nicht näher. Sie fahren nach oben, der Abstand bleibt gleich. Ist das schon der Sieg? Dekker kämpft auf der Abfahrt noch einmal, aber das reicht nicht, er kommt nicht nah genug… Horner ist auf der Zielgeraden, er kämpft sich durch, er gibt noch einmal alles und gewinnt diesen ersten großen Klassiker der Saison!

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Jetzt geht die Regie zu Thomas Dekker, der zweiter wird nach einer tollen Leistung. Alleine hat er sich an die Spitzengruppe herangekämpft und dem amerikanischen Sieger einen tollen Fight geliefert, aber letztendlich fehlte ihm ein bisschen die Kraft. Trotzdem Glückwunsch zu dieser tollen Leistung. Jetzt sehen wir Freire und Sanchez, Bettini abgehängt, da vorne sind Haussler und Cañada, das geht um Platz drei! Haussler zieht an, aber Freire geht vorbei. Der Spanier lässt den anderen mit einem trockenen Antritt keine Chance, dahinter bleibt Haussler ganz knapp vor Sanchez.

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Da siegt dann also doch noch die Sprintstärke vor der Erfahrung, Haussler nach einem starken Rennen nur knapp am Podest vorbei, beste Platzierung in der ProTour für Euskaltel. Dahinter kommt Bettini, noch an Cañada vorbei, achter wird Sutton vor Beltran, während hinten das große Feld heranrollt. Paolini vorne, dann Petacchi und McEwen, Petacchi tritt an, der Australier hält das Hinterrad, aber Petacchi bleibt ganz souverän vorne.

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Es gewinnt also seit langem wieder ein langer Flüchtling, Horner setzt sich durch vor Dekker, dann dessen Teamkollege Freire.

1 Chris Horner DAVITAMON - LOTTO 7h10'51
2 Thomas Dekker RABOBANK + 43
3 Oscar Freire RABOBANK + 4'56
4 Heinrich Haussler GEROLSTEINER s.t.
5 Samuel Sánchez G. EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
6 Paolo Bettini QUICKSTEP - INNERGETIC + 5'24
7 David Cañada SAUNIER DUVAL - PRODIR s.t.
8 Christopher Sutton COFIDIS, LE CREDIT PAR TELEPHONE + 5'59
9 Manuel Beltran DISCOVERY CHANNEL + 7'26
10 Alessandro Petacchi TEAM MILRAM s.t.
11 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO s.t.
12 Allan Davis ASTANA s.t.
13 Luca Paolini LIQUIGAS s.t.
14 Thor Hushovd CREDIT AGRICOLE s.t.


Mit den überraschenden Ergebnissen von heute verabschieden wir uns und begrüßen sie hoffentlich in 14 Tagen wieder, wenn die Flandern-Rundfahrt ausgetragen wird. Auf Wiedersehen und bis dann!“

Nun ja, eigentlich habe ich auf ein Rennen gehofft, das nicht schon 50 Kilometer vor dem Ziel entschieden ist, sondern erst im Ziel. Aber auch das muss man als Radsportler und Radsportfan mal hinnehmen, und das Feld hat sich das ja selbst eingebrockt. So weit darf man Ausreißer nicht bis zu diesem Zeitpunkt weglassen. Da hat wohl wer gehörig geschlafen, und Davitamon durfte mit Horner die Lorbeeren davontragen. Aber ich bin ja sowieso eher der Typ für Rundfahrten – da passiert so was nicht so schnell. Außer vielleicht bei kleineren Rennen wie der Vuelta a Castilla y Leon, aber da ist mir das Ergebnis noch relativ egal. Ankommen und Rennpraxis sammeln zählt!

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Beitrag: # 398961Beitrag Henrik
26.11.2006 - 17:16

Heute ging es dann wieder los. Und ich bin echt froh, dass ich wieder Rennen fahren darf, auch wenn es „nur“ eine Flachetappe bei einem kleineren Rennen war. Auf den ersten Kilometern begutachtete ich die anderen Favoriten, die hier an den Start gehen. Mit Discovery, Caisse d’Epargne, Saunier Duval und Astana sind immerhin vier weitere ProTour-Teams am Start. In den Bergen sind wohl nicht die Weltklasse-Fahrer dabei, da besteht für uns vielleicht schon eine Chance. Die größten Favoriten sind vermutlich David Arroyo und Manuel Beltran – aber bei denen stimmt die Form schon einigermaßen. Heute erwartete aber niemand von den Gesamtwertungs-Aspiranten ein Achtungszeichen, denn das Profil war beinahe völlig flach:

Bereits am ersten Hügel wurden erste Attacken gefahren, doch keiner setzte sich entscheidend ab, während wir uns (noch) passiv verhielten. Einzig Peña Iza aus unserem Team konnte schon jetzt den Anschluss nicht mehr halten und es wurde ganz hart, denn wenn man ein Peloton erst einmal ziehen lassen und dann wieder ranfahren muss, wird der nächste Berg umso härter. Aber wenigstens das gelang denjenigen, die kurz den Kontakt verloren hatten. Die nächste Attacke gingen auch wir mit, David López Garcia vertrat uns in der Gruppe mit Peiro Marqueno und Perez Romero. Komisch, meinen Namen über Funk zu hören und doch selbst locker im Feld mitzurollen. Zu dem Trio gesellten sich in einem zweiten Angriff Carlos Abellán, Vicente Ballester und Egoi Martinez.

Die Gruppe lief gut und keiner im Feld hatte etwas dagegen, der maximale Vorsprung der zum Sextett angewachsenen Ausreißergruppe betrug rund 80 Kilometer vor dem Ziel sechseinhalb Minuten. Die einzige Bergwertung nahm Abellán mit, morgen wird also Astana auf dem Bergtrikot stehen. Aber das war dann auch der einzige Erfolg der Ausreißer, pünktlich wurden sie kurz vor dem Ziel gestellt, sodass die Sprinterteams für die wenigen schnellen Männer das Geschehen auf der Zielgerade vorbereiten konnten. Für uns sollte David Herrero Llorente mit eingreifen, doch am Ende reichte es nur für Platz 11. Vorne wurde der favorisierte Vincente Reynès vom jungen Saunier-Fahrer Javier Meíjas Leal überspurtet, der damit Etappensieg, Gesamt- und Sprintführung holte.

Ich konnte mich heute gut im Feld halten, einige Kontakte auffrischen und einen einunddreißigsten Platz ohne Zeitverlust belegen. Das Resultat interessiert mich allerdings weniger als die Beine, die sich schon einigermaßen gut angefühlt haben. Morgen wartet dann mit dem 13-Kilometer-Zeitfahren der erste wirkliche Prüfstein – aber ohne die Top-Konkurrenz, die mich später in der Saison noch erwarten wird.

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Henrik
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Beitrag: # 399484Beitrag Henrik
29.11.2006 - 18:26

Erster kleiner Test

Eine erste Überprüfung meines Trainings sollte das heutige Einzelzeitfahren geben, das über 13 Kilometer fast völlig eben von Valladolid nach Olmedo führte. Wegen meines 33. Platzes gestern sollte ich heute zu Beginn des letzten Drittels der Fahrer an den Start gehen, also lag die Vermutung nahe, dass zu diesem Zeitpunkt schon einige gute Zeiten gefahren waren. Die beste hielt Janez Brajkovic, drei Sekunden vor Sanchez Prado von Astana. Iban Mayo war ebenfalls gut platziert, auf der entscheidenden Bergetappe wird noch alles möglich sein.

Jetzt ging es also für mich ins Rennen. Mein Tritt fühlte sich zwar halbwegs rund, aber noch nicht wirklich schnell an auf den ersten Kilometern. Aber Zeitfahren wird wohl nie meine große Stärke – Schadensbegrenzung ist in meiner Karriere auf diesem Gebiet eher angesagt. Zur Zwischenzeit lag ich dann auch schon 41 Sekunden hinten auf Position 18, ein mittelmäßiges Ergebnis. Doch in die kleine Steigung wollte ich noch einmal mit Tempo fahren und alles geben. Aber wirklich steil war auch dieser Hügel nicht, für mich eindeutig zu flach. Also verlor ich noch etwas Zeit, eine Minute und neun Sekunden auf Brajkovic standen am Ende zu Buche. Zwei Sekunden schneller war noch Luis Leon Sanchez, ebenfalls von Astana, der damit das gelbe Trikot übernimmt.

David Herrero Llorente belegte heute und in der Gesamtwertung einen achten Platz mit nur 22 Sekunden Rückstand, Iban ist vierzehnter und bei mir sprang am Ende Position 26 heraus. Ein Resultat, dass noch alle Möglichkeiten offen lässt für die schwere Etappe übermorgen, aber meine Beine fühlen sich wohl noch nicht so gut an, dass ich um einen Sieg mitfahren kann. Morgen bleibt es aber noch flach, bevor der Showdown ansteht.
____________________________________
Sorry, aber bei mir läuft es momentan etwas drunter und drüber. Die nächste Etappe wird noch einmal kurz geschildert, auf der Bergetappe gibt es dann - je nach Geschehen und Josés Form - vielleicht einen längeren Bericht, den ich hoffentlich am Wochenende schreiben kann.

Sonst dürft ihr gerne weiter Kommentare abgeben ;)

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Henrik
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Beitrag: # 399782Beitrag Henrik
2.12.2006 - 13:04

Alles normal in Salamanca

Heute gab es größtenteils den üblichen Rennverlauf für solche Etappen mit flachem Terrain und einer kleinen Bergwertung. Aber halt nur größtenteils, denn Illes Balears hatte sich die fixe Idee in den Kopf gesetzt, dass heute ihr Sprinter Vicente Reynès das Bergtrikot holen sollte. Also arbeiteten sie auf die Bergwertung wie auf einen Zielsprint hin und Reynès krönte die Arbeit, indem er morgen das Wertungstrikot tragen darf. Das hätte wohl auch ordentlich Stunk gegeben, wenn er den ganzen Aufwand in den Sand gesetzt hätte. Trotzdem, der Auftritt erntete einiges an Kopfschütteln, auch von meiner Seite.

Aber es war noch nicht der letzte auffällige Akt von Caisse d’Epargne. Denn es bildete sich eine Ausreißergruppe um Aitor Pérez Arrieta, der der stärkste Sprinter dieser Gruppe war und auch im Gesamtklassement gut lag. Also verweigerte die spanische Equipe jegliche Arbeit, warum sollte man denn einen eigenen Sieg und die Gesamtführung verhindern? Also waren andere Teams gefordert, und die Gruppe sollte pünktlich zu Ziellinie eingeholt werden. Das dachten zumindest alle, und am Ziel war der heute gut aufgelegte Vicente Reynès auch dran am besten Sprinter der Grupppe – doch vorbei kam er an Pérez Arrieta nicht. Also ein Doppelsieg für Caisse d’Epargne, Koldo Fernandez hielt als dritter unsere Flagge hoch, doch auf den ersten Saisonsieg müssen wir noch warten.

Vielleicht gibt es den ja morgen. Denn nicht nur mir müsste das Profil liegen, sondern auch Iban hat ja bekanntlich seine Stärken in den Bergen. Aber zu viel sollte man nicht von uns erwarten, denn bei mir stimmt die Form noch nicht so wirklich zum Siegen und auch Ibans Zeit ist noch nicht gekommen. Aber wir werden unser bestes geben und dann einfach abwarten, was zum Schluss dabei herauskommt.

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Henrik
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Beitrag: # 400098Beitrag Henrik
4.12.2006 - 20:55

Heute war es dann endlich soweit. Endlich wieder Berge, eine Bergankunft. Zwar sind die Beine noch nicht so gut, wie ich sie im Juli haben will, aber ich bin wieder auf meinem Gebiet zuhause. Doch noch war das Profil nicht das allerschwerste: 148 Kilometer, dazu einige Berge, die allerdings nicht in die höchsten Schwierigkeitsgrade einzustufen sind und «nur» etwas mehr als 2000 Höhenmeter. Aber heute sollte das zu einer Selektion ausreichen, darüber waren sich alle einig. Und am 11,5 Kilometer langen und im Schnitt 5,5% steilen Schlussanstieg sollte die Entscheidung über den Rundfahrtssieg fallen.

Bild

Bei der Teambesprechung hatten wir uns darauf geeinigt, dass Iban heute wohl als Kapitän in den Schlussanstieg gehen sollte – wenn die Beine nicht stimmten, dürfte ich einspringen. Aber ich gab mich damit zufrieden, heute nur Edelhelfer zu sein, denn so hatte ich wenigstens keinen Leistungsdruck. Allerdings sollten wir uns erst einmal aus dem Geschehen heraushalten und die Beine schonen, sodass wir auch nicht in der ersten Gruppe vertreten waren: Früh im Rennen setzten sich der Portugiese Castanheira von Milazenza und mein Landsmann Vallejo von Relax aus dem Feld ab.

Als allerdings acht Fahrer um den Franzosen Christophe Rinero zu ihnen aufschließen konnten, war es im Feld mit der Ruhe vorbei und die Ausreißer wurden am Fuß des ersten Anstiegs gestellt. Von Astana und Caisse d’Epargne wurde das Feld jetzt kontrolliert, doch direkt gab es weitere Angriffe: Artexe und Bileka bildeten das nächste Duo und präsentierten ihre Sponsoren 3 Molinos und Discovery an der Spitze.

Mir ging es am ersten Anstieg scheinbar gut, noch merkte ich nichts von irgendwelchen Problemen. Am Gipfel zogen fünf Fahrer auf und davon, erneut dabei Rinero und Vallejo. Im Feld hatte niemand etwas gegen diese Zusammensetzung einzuwenden, und so erarbeiteten sich die sieben Fahrer nach dem Zusammenschluss einen Vorsprung, der kontinuierlich anwuchs und am Fuß des zweiten Berges, schon einer leichten Steigerung zu vorher, vier Minuten betrug.

Wieder kam ich recht locker über den Gipfel hinüber, und auf der anderen Seite in der steilen Abfahrt konnten sich meine Muskeln dann vollständig regenerieren. Aber noch immer war die Anspannung da, wie ich auf ernsthafte Belastung am Schlussanstieg reagieren würde. Die nächste Prüfung folgte auf dem Fuß, mit dem schwersten Anstieg für den heutigen Rennverlauf. Würden diese 17 ansteigenden Kilometer eine erste Selektion herbeiführen oder musste diese bis zum Schlussanstieg warten? Relativ schnell wurde klar, dass hier schon aggressiv gefahren wurde. Vorne bröckelte die Spitzengruppe, hier verabschiedeten sich einige Fahrer nach hinten aus dem Feld, da Caisse d’Epargne ein ordentliches Tempo anschlug. Allerdings nicht lange, denn David Arroyo setzte sich mit einem trockenen und kurzen Antritt von uns ab – jetzt hatte der erste Favorit sich gezeigt. Wie sollten wir reagieren? Abwarten, lautete die Devise aus dem Auto. Aber da Astana den Anforderungen nicht wirklich gewachsen schien, wurde die erste härtere Anforderung an mich gestellt: «Jose, hinterher. Wenn du kannst, fahr zu Arroyo auf, dann arbeitet euch ruhig ein Stück weg.» Also gut. Ein letzter Blick zu Iban, dann erhöhte ich meine Frequenz.

Bild

Es war das Gefühl, dass ich so liebte. Alleine von einem Feld wegfahren, andere Fahrer am Berg überholen. Erst den kürzlich angetretenen Österreicher Lauscha, dann schloss ich zu David Muñoz Banon auf. Er hängte sich an mein Hinterrad, ich sollte die Arbeit verrichten, um zu Arroyo hinzukommen. Knapp eine Minute Abstand, wurde mir mitgeteilt. Ein schweres Stück Arbeit, und momentan sah es nicht danach aus, dass ich auf die Hilfe meines Begleiters zählen konnte. Hinten bemühte sich immer noch Astana um das Tempo, doch ich war bereits 45 Sekunden entschwunden – Tendenz steigend. Und Arroyo kam näher, Meter um Meter wurde der Rückstand kleiner. Mein vorläufiges Ziel, noch wenige Sekunden entfernt. Und dann, drei Kilometer vor der Bergwertung, war es soweit. Ich hatte sein Rad erreicht, sechs Fahrer waren wir in der kleinen Gruppe.

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Henrik
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Beitrag: # 400153Beitrag Henrik
5.12.2006 - 19:19

Lange währte dieser Zustand allerdings nicht, denn die drei Ausreißer vom Start des Rennens konnten nicht lange dabeibleiben. Also waren es nur noch zwei Fahrer, die mich begleiteten. Muñoz und Arroyo, mit denen ich gemeinsam zur Bergwertung kam, die nur die Statistiker interessierte. Und zu denen gehöre ich in diesem Rennen nicht. «2:45 Minuten Rückstand zu Spitze, die holt ihr am Schlussanstieg. Das Feld ist zwei Minuten weg, gute Arbeit!», erhielt ich ein Lob aus dem Mannschaftswagen. Iban sah wohl noch gut aus, er hatte in David Herrero Llorente und David Lopez Garcia noch zwei Begleiter, die ihn am Schlussanstieg unterstützen würden. Aber der war noch weit weg, noch standen fünfzig Kilometer Abfahrt und Flachstück an. Die müssten wir überstehen – gar nicht so leicht, gegen eine Meute von 32 Fahrern, die sich gegen drei Einzelne Bergfahrer stemmen.

Von hinten bekamen wir wieder Zuwachs, der uns vielleicht noch helfen könnte, und auch von vorne kam ein weiterer Fahrer. Das Feld jagte allerdings auch, und der Vorsprung begann langsam, aber sicher, zu schmelzen. «Das wird knapp, aber ihr könnt das schaffen. Zieht ordentlich durch», wieder ein Befehl aus dem Auto. Ich versuchte ja, ordentlich durchzuziehen. Aber das Terrain, auf dem ich Zeit gutmachen kann, sind nun mal Anstiege. Doch trotzdem, irgendwie musste man sich doch dieses Feld vom Leibe halten können. Bei der letzten Sprintwertung, achtzehn Kilometer noch vom Ziel entfernt, waren es zwei Minuten nach vorne, eine nach hinten. Es könnte reichen, das war mir jetzt klar. Zumindest, um in den Schlussanstieg zu kommen, wo dann die Taktik egal war, wo es nur noch ums Überleben ging.

Die Abstände verkleinerten sich weiter bis zum Schlussanstieg, doch letztendlich hatten wir 34 Sekunden gerettet. Genug? Schnell waren wir wieder zu dritt, wir holten Rinero ein, jetzt ging es drunter und drüber. Hinten Attacken, vorne Überlebenskampf, Iban war ebenfalls aus dem Feld gesprungen. Wo kam er, könnte ich ihm noch helfen? Er kam bis ans Ende meiner Gruppe, doch dann schien Schluss zu sein. Vier Kilometer vor dem Ziel waren seine Beine offenbar nicht mehr stark genug. Was sollte ich tun? Das gelbe Trikot von Sanchez zog vorbei, ich konnte gerade noch den Anschluss halten. Aber dann ging ein schwarzer Wirbelwind an mir vorbei, Perez ließ uns keine Chance. Dann kam das Signal zur freien Fahrt für mich, aber viel hatte ich nicht mehr zuzusetzen. Dennoch, ich musste alles geben, einen letzten Angriff lancieren.

Bild

Das Gefühl, das ich vor anderthalb Stunden noch geliebt hatte, jetzt verursachte es meine Schmerzen. Alles brannte, die Beine, die Lunge, jeder Atemzug tat weh. Das Zwei-Kilometer-Banner flog vorbei, doch die Spitze kam nicht näher. Aber jetzt, jetzt sah der Tritt von Perez Sanchez schwerer aus – war da noch eine Chance? Ich flog heran, doch bereits 500 Meter vor dem Ziel realisierte ich: Da war keine Möglichkeit mehr, es würde nur zu einem zweiten Platz reichen. Völlig ausgepumpt versuchte ich, jede Sekunde in der Gesamtwertung herauszuholen, die ich noch herausholen konnte. Das Ziel kam schleichend näher, der dicke, weiße Strich wirkte wie eine Erlösung. Ich rollte aus, blieb stehen und übergab mich der Obhut eines Betreuers, der mich zum Teambus führte und mich darüber aufklärte, dass ich vielleicht noch zu einer Siegerehrung müsste. Doch Brajkovic kam schneller als erwartet, sieben Sekunden rettete er im Kampf um das Nachwuchstrikot.

Iban wurde guter sechster, auf unsere Fahrer drei und vier mussten wir allerdings mehr als drei Minuten warten, bis auch die beiden Davids – nicht ganz so fertig – den Teambus betraten. Jetzt hatte ich bereits etwas regeneriert und war bereit, vor den Bus zu treten und das eine oder andere Interview zu geben. Es ging hauptsächlich um den Formzustand, der offenbar ganz akzeptabel war, und meine Saisonziele – die Tour und die Vuelta. Ich sehe mich auf einem guten Weg, ein starkes Ergebnis einzufahren. Der erste Schritt ist getan. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Morgen gibt es die nächste kleine Prüfung, wenn noch einmal Sekundengewinne drin sind, aber ich bin mit der heutigen Leistung zufrieden, da ich meine eigenen Erwartungen übertroffen habe und nach einem aktiven und starken Rennen sehr gut platziert bin.

Avila – Puerto de Navacerrada:
1 Francisco Pérez Sánchez CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS 3h53'53
2 José Romero EUSKALTEL - EUSKADI + 43
3 David Arroyo CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 1'19
4 Egoi Martinez DISCOVERY CHANNEL s.t.
5 Janez Brajkovic DISCOVERY CHANNEL + 1'33
6 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 1'42
7 Luis León Sánchez ASTANA s.t.
8 Nicolas Fritsch SAUNIER DUVAL - PRODIR + 2'16
9 David Muñoz Banon COMUNIDAD VALENCIANA s.t.
10 Manuel Beltran DISCOVERY CHANNEL s.t.

Gesamtwertung:
1 Francisco Pérez Sánchez CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS 12h38'22
2 Janez Brajkovic DISCOVERY CHANNEL + 1'22
3 Luis León Sánchez ASTANA + 1'29
4 José Romero EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
5 Egoi Martinez DISCOVERY CHANNEL + 2'01
6 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 2'08
7 Manuel Beltran DISCOVERY CHANNEL + 2'14
8 José Luis Rubiera DISCOVERY CHANNEL + 2'22
9 David Arroyo CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 2'35
10 Javier P. Rodríguez COMUNIDAD VALENCIANA + 2'54

eisel92
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Beitrag: # 403242Beitrag eisel92
2.1.2007 - 11:40

Geht es hier noch weiter?
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CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

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Henrik
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Beitrag: # 410769Beitrag Henrik
15.2.2007 - 16:37

Gute Nachricht für alle, die diesen AAR gerne gelesen haben: Momentan plane ich, erneut einige Fortsetzungen zu schreiben. In denen will ich die vermutlich längere Rennfreie Zeit für José relativ schnell überbrücken, um dann wieder mit der Tour-Vorbereitung hoffentlich voll einsteigen zu können.

Barnetta
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Beitrag: # 410777Beitrag Barnetta
15.2.2007 - 17:12

Freut mich, ich habe deinen AAR im letzten Jahr über längere Zeit mitverfolgt und bin gespannt wie José sich bei der Tour schlägt.

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Henrik
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Beitrag: # 410953Beitrag Henrik
16.2.2007 - 18:45

Ein kleiner Post zum wieder eingewöhnen - hoffentlich komme ich mal wieder zu alter Stärke zurück ;)
_____________________________________________________________
Gerstern hatte ich mich erfolgreich getestet, daher lautete das Ziel für heute nur, in einer der vorderen Gruppen anzukommen, aber keine eigenen Akzente mehr zu setzen. Das gelang sowohl Iban als auch mir: Gemeinsam mit David Herrero Llorente waren wir zu jeder Zeit im zwischenzeitlich bis zu zwanzig Fahrer kleinen Peloton vertreten, das bis zur kleinen Schlusssteigung wieder auf 46 Profis anwuchs. David legte sich hier noch einmal ins Zeug, aber zu mehr als Platz sieben reichte es leider nicht, nachdem er wieder eingeholt worden war. Ich trudelte auf Rang zwölf ein, zeitgleich mit dem Sieger Aitor Pérez Arrieta. Damit war auch mein vierter Gesamtrang gesichert, anderthalb Minuten hinter Francisco Pérez Sanchez. Mein Fazit für die Rundfahrt fiel positiv aus, doch dieses Ergebnis durfte ich angesichts der Konkurrenz nicht überbewerten – bis zur Tour wäre noch einiges zu tun. Aber ich war bereit für diesen steinigen Weg, der mir alles abverlangen würde. Das nächste Rennen auf diesem Weg wäre aller Voraussicht nach die Baskenland-Rundfahrt, die ich als Unterstützung für Samuel in Angriff nehmen wollte.

5. Etappe:
1 Aitor Pérez Arrieta CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS 3h12'29
2 Yon Bru Pascal KAIKU s.t.
3 Javier P. Rodríguez COMUNIDAD VALENCIANA s.t.
4 Marco Serpellini UNIBET.COM s.t.
5 Jesús Del Nero 3 MOLINOS RESORT s.t.
7 David Herrero Llorente EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
10 David López García EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
12 José Romero EUSKALTEL - EUSKADI s.t.

Gesamtwertung:
1 Francisco Pérez Sánchez CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS 15h50'51
2 Janez Brajkovic DISCOVERY CHANNEL + 1'22
3 Luis León Sánchez ASTANA + 1'29
4 José Romero EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
5 Egoi Martinez DISCOVERY CHANNEL + 2'01
6 Iban Mayo EUSKALTEL - EUSKADI + 2'08

Bergwertung:
1 Mikel Artetxe 3 MOLINOS RESORT
30 2 José Romero EUSKALTEL - EUSKADI 26
3 Aitor Pérez Arrieta CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS 26

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Henrik
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Beitrag: # 410985Beitrag Henrik
16.2.2007 - 22:07

Die nächsten Tage waren hart. Nicht nur durch hartes Training wurde mir das Leben schwer gemacht, auch der Regen und Nebel rund um meine Wohn- und Trainingsgegend leisteten ihren Teil. Jeden Morgen musste ich mich neu schinden, aufzustehen, auf mein Rad zu steigen und Kilometer abzuspulen, mich durch die hügelige Landschaft südlich von Salinas de Sin zu kämpfen oder mein Programm an spanischen und französischen Pyrenäenpässen abzuspulen. Langsam kam mir der Gedanke daran, einen Trainingspartner zu suchen, sodass meine Motivation von der Gemeinschaft profitieren könnte. Doch ich fand auf Anhieb niemanden, der meinem Anforderungsprofil entsprach. Das erste Problem waren die Fähigkeiten, da es für mich wohl kaum Sinn machte, mit einem Juan Antonio Flecha gemeinsam zu trainieren. Auch die Sprache war wichtig, zwar beherrschte ich relativ gut Englisch und dank meiner deutschen Großmutter, deren Eltern aus ihrem Vaterland ausgewandert waren, auch ihre Muttersprache, außerdem ein wenig französisch, doch auch damit drängte sich niemand, der mir besser bekannt war, so wirklich als Trainingspartner auf. Also würde es sich vermutlich auf die spanischen Bergziegen beschränken. Aber auch hier drängte sich kein gutes Gefühl auf, was mich zu dem Schluss kommen ließ, die Suche nach einem Mitstreiter vorläufig ruhen zu lassen.

Also machte ich mich weiter alleine auf den Weg. In Erinnerung an mein Probetraining bei Euskaltel nahm ich mir für einen im Wetterbericht als etwas schöner angekündigten Tag Ende März vor, die Route von damals noch einmal abzufahren. Der Aubisque, der Tourmalet und Luz-Ardiden stellten ein starkes Programm dar, und schon das logistische machte mir einige Mühe. Denn von Salinas de Sin nach Laruns zu kommen, um dann mit dem Rad das Programm abzuspulen würde nur körperliche Strapazen mit sich bringen. Doch irgendwie müsste ich ja auch zu meinem Auto zurückkommen. Also buchte ich ein Zimmer in einem kleinen Hotel in Luz-Ardiden, um die Nacht dort zu verbringen.

Wie versprochen war das Wetter an besagtem Tag nicht so schlecht wie in der Woche, die seit dem ersten Rennstart in Kastilien vergangen war. Draußen schaffte es die Sonne zeitweise sogar, die Wolken zu verdrängen, und es sah so aus, als ob ich trocken bleiben würde. Daher fuhr ich relativ gut gelaunt die zwei Autostunden nach Laruns, um mich dort in Richtung Aubisque aufzumachen. Allerdings musste ich eine langsamere Gangart anschlagen, um nicht schon hier zu übersäuern und dann am anderen Ende des Berges festzusitzen. Mühsam quälte ich mich die nicht enden wollende Straße hinauf, schweißgebadet begab ich mich in immer größere Höhen. Doch diese sechzehn Kilometer mit siebeneinhalb Steigungsprozenten gingen nicht spurlos an mir vorüber. Am Gipfel angekommen, legte ich eine Pause auf einer kleinen Bank ein, um meine Gedanken zu sammeln. Angesichts meiner offensichtlich noch nicht wirklich guten körperlichen Verfassung schien es vernünftig, in Luz-Ardiden anzurufen, mein Zimmer zu stornieren und wieder zurück zu meinem Auto zu fahren. Doch mein Kampfgeist würde siegen nur siegen, wenn ich den Weg fortsetzen und mein Ziel erreichen könnte.

Letztendlich entschied diesen Kampf, der zwischen meinem Willen und meiner Vernunft kämpfte, ein Ratschlag von Julian Gorospe zugunsten der vernünftigen Variante. Er hatte versucht, mir einzuimpfen, jedes Interesse an äußeren Einflüssen und Meinungen in der Vorbereitung zu ignorieren und mich auf die großen Ziele dieses Jahres zu fokussieren. Darunter fiel vermutlich auch, meinen Körper nicht zu verheizen und nach der bereits überstandenen Tortur am Aubisque nicht noch nachzulegen, sondern umzukehren und die geplanten Berge für heute Planung sein zu lassen. Also änderte ich meine Fahrtrichtung zurück nach Laruns in die Abfahrt – aber einmal in diesem Jahr würde ich noch die berühmten Namen Col d’Aubisque, Col du Tourmalet und Luz-Ardiden nacheinander abfahren, das nahm ich mir während des entspannten Bergabrollens fest vor. Mein Wille musste ja nicht heute siegen, aber ganz unterliegen durfte er weder bei der Tour noch hier.

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Beitrag: # 411133Beitrag Henrik
18.2.2007 - 10:00

In den letzten März- und den ersten April-Tagen fanden mehrere zwar für die Radsport-Öffentlichkeit, für mich aber nicht wirklich relevante Ereignisse statt. Zuerst wurden die Wildcards für den Giro 2006 vergeben. Naturino sollte den Rennverlauf ohne eindeutig herausragende Fahrer, daher dann aber wohl mit vielen Attacken bereichern, während mit der Startzulassung für Panaria auch in den Ergebnislisten für Furore gesorgt werden kann: Namen wie Grillo und Richeze im Sprintbereich, vor allem aber die Kletterer um Perez Cuapio, Sella und Mazzanti rechtfertigen diese Nominierung. Dagegen müssen wegen des ProTour-Systems Leute wie Wladimir Belli zu Hause bleiben, anstatt die Möglichkeit zu einem großen Auftritt zu bekommen. Unsere Basken-Equipe startet ausnahmsweise einmal mit Ambitionen in das Rennen, denn Haimar Zubeldia plant einen ersten Formtest in Italien – falls er gut drauf sein sollte.

Während ein Großteil der Top-Favoriten für die Kopfsteinpflaster-Saison schon in den Vorbereitungsrennen Erfolge gefeiert hatte, kam es am ersten Aprils-Sonntag zu einer kleinen Überraschung: Eine sechsköpfige Spitzengruppe mit Fabian Cancellara, Alessandro Ballan, Juan Antonio Flecha, Vladimir Gusev und dem T-Mobile-Duo Wesemann/Klier entwischte den großen Namen um Zabel, Hoste und Hincapie. Die beiden Deutschen stellten ein perfektes Gespann dar, denn Wesemann attackierte sechs Kilometer vor der Ziellinie als Solist, die anderen vier mussten nachführen, um ihn kurz vor der Ziellinie zu stellen, doch Andreas Klier nahm ihnen die Butter vom Brot und holte sich mit einem trockenen Antritt den Sieg vor Flecha und seinem noch drittplatzierten Mannschaftskameraden. Tom Boonen gab nach dem dritten Defekt frustriert auf, Peter van Petegem wurde gar mit einer gebrochenen Kniescheibe ins Krankenhaus eingeliefert – hoffentlich würde das nicht das Karriere-Ende für den Belgier bedeuten. Aber hier wurde wieder einmal grausam aufgezeigt, warum ich einen so großen Bogen um die Pflastersteine mache.

Stattdessen würde ich lieber bei der Baskenland-Rundfahrt an den Start gehen – und natürlich wollten wir bei unserem Heimrennen Stärke zeigen. Selbstverständlich ordnete auch der Sponsor diesem Rennen höchste Priorität zu, sodass Samuel um das Treppchen mitfahren sollte. Und in seiner derzeitigen Form, die er speziell bei Mailand – San Remo bewiesen hatte, konnte man ihm das durchaus zutrauen.

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Henrik
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Beitrag: # 412176Beitrag Henrik
22.2.2007 - 17:14

Ich war am Boden zerstört, mit den Nerven am Ende. Was wollten die denn? Drehte das Management der Sponsoren jetzt völlig durch? Einen dritten Platz bei der Baskenland-Vuelta zu fordern, für ein baskisches Nationalteam durchaus realistisch. Aber dann unter diesen Umständen nicht davon abzuweichen? Verrückt!

Ich saß in Segura in meinem Hotelzimmer neben David, der mich zu beruhigen versuchte. Doch ich war nicht zu beruhigen. Ich könnte das nicht schaffen, solch eine Leistung in unvorbereitetem Zustand war völlig utopisch. Zwei Etappen hatte es bei dieser Baskenland-Vuelta heute gegeben, tags zuvor waren wir vierfach in einer Spitzengruppe von 50 (!) Mann vertreten gewesen, die sich in der Abfahrt vom Jaizkibel wieder gefunden hatte. Fabian Wegmann hatte im Spurt triumphiert, während wir uns im Peloton versteckt hielten. Samuel Sanchez versprühte Optimismus, das gesteckte Ziel zu erreichen, auch David lag gut im Rennen, Haimar und ich verbuchten das Ergebnis eindeutig als Vorbereitung. Doch heute lief alles anders. Die ersten drei Viertel der Etappe schienen wir unseren Plan durchziehen zu können, doch dann passierte es: Ein Massensturz im Feld, David, Samuel, Iban und Haimar unter den Opfern. Einzig Samuel prellte sich seinen linken Oberschenkel, doch das machte es unnötig, auf ihn zu warten und ihn wieder ans Feld heranzufahren. Denn die Schmerzen meldeten sich unablässig, sodass er letztendlich über acht Minuten verlor. Vorne lief erneut alles auf einen Massensprint einer sehr großen Gruppe hinaus, den dann mit Stefan Schumacher erneut ein Gerolsteiner für sich entschied. 40 Fahrer wurden zeitgleich gewertet, darunter nur zweimal Orange: Inigo und ich hatten das Tempo vorne mitgehen können. Ein Trauertag für Euskaltel.

Dementsprechend gedämpft verhielt sich dann auch die Stimmung beim Abendessen. Allerdings war es da noch Enttäuschung, keine Wut auf irgendwelche Personen, die Fehler gemacht hatten – was sich innerhalb weniger Sekunden änderte. Unser Teammanager Miguel Madariaga besuchte uns am Esstisch, und an seinem Auftreten sah man direkt, dass etwas nicht stimmte. Er rückte dann auch relativ schnell mit der Sprache raus: «Ich weiß, das wird keine leichte Aufgabe. Aber unsere Sponsoren haben uns diese Vorgabe gesetzt, jetzt müssen wir unser Bestes dafür geben, diesem Wunsch zu entsprechen. Ich habe mehrfach davon abgeraten, allerdings konnte ich das Ergebnis der Gespräche nicht verhindern, aber doch etwas beeinflussen.» Er machte eine kleine, unheilvolle Pause, bevor er wieder die Stimme erhob: «Heute ist einiges schief gelaufen, doch die Sponsoren wollten nicht von der Forderung eines Podestplatzes abrücken.»

Ich war schockiert gewesen, Samuel war eindeutig zu weit weg, um noch vorne einzugreifen. Und auch alle anderen waren praktisch chancenlos. Fast alle. Aber das konnte doch nicht sein! Ich war als einziger noch zeitgleich mit dem Gesamtführenden. Das konnte man doch nicht von mir verlangen? «José, ich weiß, das wird extrem schwer und es kann deinen Formaufbau ordentlich durcheinander bringen. Ich habe versucht, meinen Gesprächspartnern das klar zu machen, aber sie waren nur zu einer Korrektur der Vorgabe auf einen Top-Ten-Platz bereit.» Na toll. Das würde mich auch nicht viel weiter bringen. Ich müsste alles geben, im Zeitfahren weit über meine Grenzen hinauswachsen – wie sollte das gehen? Und es könnte meinen Formaufbau nicht nur durcheinander bringen – das würde es definitiv. «Einige Leute scheinen es in Kauf zu nehmen, dass der spätere Saisonverlauf negativ beeinflusst wird, doch damit müssen wir uns abfinden. Im letzten Herbst konnten wir nur mit Mühe verhindern, dass eine rein baskische Mannschaft vom Feld der höchsten Radrennklasse verschwindet, und das müssen wir verhindern. Ich konnte die Meinung, dass ein Heimteam ohne Wenn und Aber zu glänzen hat, nicht ausräumen. Jetzt müssen meine Fahrer das Beste daraus machen und José unterstützen.» Er verließ den Raum wieder, ohne weitere Worte mit uns zu wechseln.

Sprachlos saß ich da, sprachlose Gesichter fand ich um mich herum. Vor der Saison war beschlossen worden, dass ich in der zweiten Saisonhälfte meine Höhepunkte hatte, wie konnte man da schon jetzt eine Top-Leistung erwarten, noch dazu nicht einmal in meinem Terrain. Diese Ansprache hatte die Stimmung auf den Gefrierpunkt heruntergetrieben, ohne ein Wort verließ ich die Runde. Aber Mandariaga hatte Recht – der Sponsor war leicht zu verärgern, was die nicht erfüllten Ziele anging. So müsste ich alles versuchen, und den Rest der Saison aufs Spiel setzen. Im Gespräch mit David beruhigte ich mich halbwegs wieder. Auch, weil der Rest des Teams hinter meiner Meinung stand, mich aber voll und ganz unterstützen wollte, ging ich noch einmal zu meinen Teamgefährten und dankte ihnen für diese Einstellung. Doch mir war klar: In den nächsten Tagen müsste ich alles riskieren, um die Wünsche irgendwelcher Einzelpersonen zu erfüllen – um dann letztendlich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu scheitern.

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Henrik
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Beitrag: # 412601Beitrag Henrik
24.2.2007 - 17:03

Leicht demotiviert beendete ich das Zeitfahren in meiner Heimat. Platz 15, an sich ein gutes Ergebnis für dieses frühe Saison-Stadium. Doch der Sponsor wollte die Top Ten sehen, was wir nun definitiv verpasst hatten. Auch das Training mochte mich nicht wirklich motivieren: Weiterhin standen Ausfahrten durch die Berge und Hügel der Umgebung auf dem Programm, weiterhin alleine. Meine wenigen Alternativen an Trainingspartnern waren wegen anderen Schwerpunkten verhindert. Alejandro bereitete sich auf die Ardennen-Klassiker vor, selbiges galt für Patrik Sinkewitz, mit dem ich mich auf einer der letzten Etappen zum Trainieren verabredet hatte. Mit ihm schien ich mich wirklich gut zu verstehen, und daher würde ich ihm in Deutschland einen kleinen Besuch abstatten – wahrscheinlich irgendwann Mitte Mai. Seine Muttersprache hatte ich von meiner Großmutter einigermaßen zu beherrschen gelernt, also würde auch die Verständigung kein zu großes Problem verkörpern. Doch wie gesagt stand vorläufig weiter einsames Kilometer-Abspulen auf meinem Trainingsplan. Das nächste Rennen wäre frühestens die Katalonien-Rundfahrt, ansonsten würde ich vor der Tour nur noch die Dauphiné oder die Tour de Suisse fahren.

Bei Paris-Roubaix konnte ich mich für den Sieger Erik Zabel richtig freuen. Schön, dass er auf seine „alten Tage“ noch einmal ein solch hochklassiges Rennen gewann und im Sprint hochkarätige Gegner wie allen voran den zweitplatzierten Tom Boonen niederrang. Doch auch dieses angenehme Ergebnis würde meine Liebe zum Pflaster nicht wecken. Doch auch für uns schien es sportlich weiter relativ gut zu laufen: Nach dem ersten Saisonsieg durch Samuels Etappenerfolg belegte Igor Anton Hernandez bei der Klasika Amorebieta den dritten Rang und unterlag im Sprint nur Christian Vandevelde und dem Sieger Paolo Tiralongo. Und auch bei der Vuelta Ciclista a Aragón schien unsere gute Verfassung anzuhalten: Iban Mayo gewann die erste Bergetappe gegen vierzehn Begleiter, bei denen auch Igor Anton und Roberto Laiseka waren. Auch auf den Etappen zwei bis vier war Iban immer vorne dabei, sodass er seine Gesamtführung souverän verteidigte. Nur noch das Schluss-Teilstück müsste er überstehen, um den ersten Rundfahrt-Sieg 2006 für Euskaltel einzufahren. Außerdem stand an diesem Sonntag noch das Amstel Gold Race an, das ich mir gerne ansehen wollte, da Samuel erneut mit Ambitionen am Start war. Hoffentlich würde es nicht so enden wie Mailand – San Remo.

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Henrik
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Beitrag: # 413364Beitrag Henrik
28.2.2007 - 15:40

Bei mir rief das Training – und das wollte ich mir an diesem schönen Sonntag nicht entgehen lassen. Daher konnte ich nur in den Nachrichten im baskischen Fernsehen etwas über den – nicht gerade spärlich vertretenen – Radsport erfahren. Der erste Beitrag war eine kleine Zusammenfassung des Amstel Gold Race, das mit einem typischen Rennverlauf gestartet war: Die Hektik der Anfangsphase beruhigte sich mit der ersten stabilen Ausreißergruppe relativ schnell, als eine erste stabile Gruppe mit fünf Mann gegangen war. Diese Gruppe sollte bis in die Endphase Bestand haben, fiel allerdings letztendlich dem hohen von Rabobank angeschlagenen Tempo zum Opfer. Am vorletzten Berg setzte sich dann der Kapitän der Holländer in Szene: An seinem Hinterrad blieb nur Iñigo Landaluze. Doch für meinen Landsmann war das Tempo zu hoch – im folgenden Flachstück musste er reißen lassen und konnte auch in der neunköpfigen Verfolgergruppe mit Samuel Sanchez als letztem Basken nicht mithalten. So war also wieder einmal Samuel unsere letzte Hoffnung, als Boogerd kurz vor dem Schlussanstieg am Cauberg gestellt wurde. Davide Rebellin zog den Sprint von vorne an, Samuel hatte sich dahinter perfekt positioniert – und im Ziel hieß es dann Spanien vor Italien und den Niederlanden: Samuel gewann mit zwei Radlängen vor Rebellin und Boogerd, der im Kampf um Platz zwei um Zentimeter scheiterte. Aber trotzdem gab es für ihn einen weiteren Podestplatz bei seinem Heimrennen.

In meinem Freudentaumel bekam ich gerade noch mit, dass auch Iban einen weiteren Sieg feiern konnte: Auf dem abschließenden Teilstück der Vuelta Ciclista a Aragon wurde seine Gesamtführung nicht mehr attackiert. Doch zum Ende dieses Beitrages hatte ich bereits ein Telefon in der Hand – schließlich wollte ich Samuel, mit dem ich mich inzwischen sehr gut verstand, zu seinem großartigen Triumph gratulieren, der ihn auf den sechsten Rang der ProTour-Wertung gebracht hatte. Aber noch standen ja zwei weitere Ardennen-Klassiker an, bei denen er viele Punkte sammeln könnte…

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Henrik
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Beitrag: # 414062Beitrag Henrik
6.3.2007 - 9:27

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