Ich war glücklich, als man mir mitteilte, dass ich mit nach Dubai fliegen durfte.
Beim ersten Saisonrennen unseres Teams direkt dabei zu sein war irgendwie ein tolles Gefühl.
Das Team bestand außer mir aus Robert Förster, David Kopp, Peter Wrölich, Thomas Fothen und Volker Ordowski.
Als wir im sonnigen Dubai angekommen waren und unsere Hotelzimmer bezogen hatten, wurde vor Ort noch eine kleine Trainingseinheit eingeschoben.
Am nächsten Tag ging es früh morgens schon zu Rennstrecke.
Im Bus wurden die Anweisungen für das Rennen gegeben.
Als Kapitän wurde David Kopp ausgewählt. Robert Förster sollte für ich den Sprint anziehen, was also für mich hieß, dass ich im Sprintzug nicht wirklich gebraucht werden würde.
Hans-Michael Holczer sagte mir, ich sollte schon beim ersten Ausreißversuch vorne mitgehen.
Falls es zu einem Sprint kommen würde, hätten wir mit Sicherheit gute Chancen aus eine vordere Platzierung.
Als wir am Startort angekommen waren wurde ich leicht nervös.
Die Favoriten waren schnell bestimmt: Boonen, Zabel, Eisel und O’Grady
Der Startschuss viel, und die Saison 2006 war damit für unser Team eröffnet.
Nach ungefähr 15km kam es zum ersten Attacke aus dem Hauptfeld.
Zum Glück hielt ich mich sehr weit vorne im Hauptfeld auf, sodass ich mitgehen konnte.
Meine drei Mitstreiter waren Delage (FDJ), Grabsch (MRM) und Tesar (WIE).
Wenig später attackierte Van de Walle (QST). Nach 32 gefahrenen Kilometern gelang es Van de Walle zu uns drei aufzuschließen.
Weiter Angriff folgten aus dem Hauptfeld.
Nach 50 gefahrenen Kilometern gab es folgende Rennkonstelation:
>>>Van de Walle (QST), Delage (FDJ), Grabsch (MRM), Tesar (WIE) und meine Wenigkeit
+ 1:30 >>> Gates (DVL), Mares (NAT), Luttenberger (CSC) und Inaudi (COF)
+ 3:30 >>> Hauptfeld
Ich beteiligte mich nicht an der Tempoarbeit, weil ich erreichen wollte, dass die zweite Ausreißergruppe zu uns aufschließt, weil dann unsere Chancen durchzukommen um einiges großer sein würden.
Nach 78 km folgte der Zusammenschluss, nur Luttenberger (CSC) schaffte den Anschluss nicht.
Der Vorsprung auf das Hauptfeld betrug mittlerweile schon 8 Minuten.
Nun hieß es also Tempo bolzen.
Peter Luttenberger hatte den Anschluss nun doch geschafft!
Nun wurde das Tempo im Hauptfeld drastisch durch die Quick Step Jungs erhöht.
60 km vor dem Ziel war der Rückstand des Hauptfeldes zu meinem Entsetzten auf 4:30 Minuten geschmolzen.
Aber ich wollte noch nicht aufgeben und versuchte durch ein hohes Tempo unseren 9er Zug besser zum Rollen zu bringen.
48 km vor dem Ziel dann die ersten Favoriten Angriffe.
Cancellara (CSC), Schröder (MRM), Mattan (DVL) und der Belgier Wauters (RAB), konnten sich leicht vom Feld absetzten.
Doch viel versprechend sah das nicht aus.
Cancellara, Schröder und Mattan konnten sich gerade einmal 30 Sekunden vom Feld absetzten und wurden wenig später geschluckt.
30 km vor dem Ziel brach dann unsere Ausreißergruppe auseinander.
Die Rennsituation sah wie folgt aus:
>>> Grabsch,
Koch, Gates
+ 0:20 >>> Delage
+ 0:20 >>> Inaudi, Van de Walle, Mares, Tesar
+ 1:00 >>> Luttenberger
+ 0 :40 >>> Peloton
Ich fühlte mich noch relativ gut, trotz der brühenden Hitze.
22 km vor dem Ziel musste dann auch Gates abreißen lassen.
Ralf Grabsch schien noch sehr gute Beine zu haben.
Ich schätze mich als den besseren Sprinter ein, und hielt mich deshalb am Hinterrad von Grabsch auch, weil meine Kräfte immer mehr schwindeten.
Es wurde nun ein richtiger Kampf gegen die müden Beine und gegen die Hitze.
Sehen wir hier vielleicht den heutigen Sieger?
15 km vor dem Ziel betrug unser Vorsprung noch 1:30 .
Mir war sofort klar, dass es einzig auf Ralf Grabsch ankam, ob wir den Tagessieg unter uns ausmachen könnten, weil ich einfach zu kaputt war, um noch Führungsarbeit zu leisten.
Quick Step fuhr an der Spitze des Hauptfeldes ein Höllentempo.
10 km vor dem Ziel dann folgende Konstellation:
>>> Grabsch und ein kaputter Felix Koch
+ 0:42 >>> Gates
+ 0:25 >>> Hauptfeld
Ich wusste, dass es ganz eng werden würde.
Im Hauptfeld formierte sich schon der hellblaue Gerolsteiner-Zug mit Wrölich an der Spitze und dahinter Förster und Kopp.
7,5 km vor Rennende wurde dann auch Gates vom Hauptfeld geschluckt.
5,5 km vor dem Ziel gab dann Ralf Grabsch zu meinem Entsetzten das Unternehmen Sieg auf.
Ich fuhr nun völlig alleine 26 Sekunden vor dem Hauptfeld. Mir war klar, dass es leider nicht reichen würde.
5 km vor dem Ziel das Ende meines Versuches.
Gerolsteiner mit Siegchancen im Sprint?
Nun begann der Massensprint.
Peter Wrölich hatte vorzügliche Arbeit geleistet und unseren Zug knapp vor den von Fabrizio Guidi gebracht, an dessen Hinterrad niemand geringeres als der Weltmeister Tom Boonen klebte.
Boonen sprintete sofort in Führung. Er hatte nun ungefähr 2,5 km im Wind zu fahren.
An seinem Hinterrad fuhr sein Teamkollege Cicchi sowie die starken Sprinter Eisel und Zabel.
David Kopp gelang es sich hinter Boonen zu schieben. Seine Ausgangsposition war wirklich nicht schlecht für einen Podestplatz. Vor ihm noch Eisel und Cicchi, an seinem Hinterrad Erik Zabel von Milram!
Nun passierte das, womit wahrscheinlich die wenigsten rechneten. Tom Boonen gingen auf dem letzten 500 Metern die Kräfte aus, sodass Bernhard Eisel vorbeiziehen konnte, und sich somit den Sieg beim diesjährigen Doha Grand Prix sicherte.
David Kopp gelang es nicht an Boonen vorbeizuziehen, weshalb ihm am Ende nur der undankbare 4. Platz hinter Boonen und Cicchi, aber immerhin vor dem deutschen Sprintass Erik Zabel blieb.
Eisel triumphiert
Mir gelang es immerhin noch im mittleren Teil des Hauptfeldes völlig kaputt über die Ziellinie zu fahren.
Dennoch ein Ergebnis, mit dem ich zufrieden sein konnte, auch wenn mit Sicherheit ein bisschen mehr drin wäre. Aber ich wusste nun, dass ich mithalten konnte.
Dies versicherte mit auch Hans-Michael Holczer nach dem Rennen.
Endergebnis
1. :arrow: Bernhard Eisel (FDJ)
2. :arrow: Tom Boonen (QST)
s.t.
3. :arrow: Francesco Cicchi (QST)
4. :arrow:
David Kopp (GST) s.t.
5. :arrow: Erik Zabel (MRM)
s.t.
6. :arrow: Stuart O’Grady (CSC)
s.t.
7. :arrow: Fabrizio Guidi (PHO)
s.t.
8. :arrow: Jaroslaw Zarebski (INT)
s.t.
9. :arrow:
Robert Förster (GST) s.t.
10. :arrow: Marcus Ljungqvist (CSC)
s.t.
11. :arrow:
Peter Wrölich(GST) s.t.