Im siebten Himmel

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

Andy92
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Beitrag: # 6737829Beitrag Andy92
27.9.2008 - 16:14

Ich bitte schonmal im Vorraus um Verständniss, dass dieser Teil etwas länger geworden ist als die vorigen. Allerdings ist er auch das Finale des ersten Kapitels und damit noch einmal richtig spannend.
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Österreicher
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Beitrag: # 6737833Beitrag Österreicher
27.9.2008 - 18:04

Linus Gerdemann???
Würde mit deinem ehemaligen AAR zusammenpassen...
DanyHilarious
Bananen Sind Kalt. Echt?!.

RotRigo
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Beitrag: # 6737839Beitrag RotRigo
27.9.2008 - 19:12

Entschuldige dich nicht dafür, dass die Beiträge lang sind - so lang sie sich so gut lesen lassen, können sie sogar noch länger werden! Ich bin bisher begeistert...

Der einzige kleine Kritikpunkt: Lies dir die Texte selbst nochmal durch, weil noch ein, zwei kleine Rechtschreibfehler drin stecken. Aber insgesamt ist das wirklich hervorragend! Bravo!

Andy92
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Beitrag: # 6737843Beitrag Andy92
27.9.2008 - 19:41

:oops: Danke. Von RotRigo so eine Kritik 8O .
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Megamen 1
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Beitrag: # 6737849Beitrag Megamen 1
27.9.2008 - 20:20

Gute Leistung wird ebend beloht :)

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Rene75
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Beitrag: # 6737914Beitrag Rene75
28.9.2008 - 12:01

MIr gefällt er bis jetzt auch ganz gut, dass einzige was ich Schade finde das er so zugemüllt wird :frown:

Edit von RotRigo: An dieser Stelle wurden auf Wunsch des AAR-Autoren einige Postings gelöscht.

Andy92
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Beitrag: # 6737939Beitrag Andy92
28.9.2008 - 15:38

2.Kapitel - Die Wende

Jörg Jaksche – ich war sprachlos. Mein Unterkiefer klappte herunter. Hatte ich gerade eben tatsächlich diesen Mann besiegt? Er lächelte. Mein Gesichtsausdruck musste gerade ziemlich idiotisch aussehen. Um mich abzulenken nahm auch ich meinen Helm ab, der jetzt als Korb für meine durchnässten Handschuhe herhalten musste. Die trug ich, da der schwarze Gummi des Lenkers ständig auf die Hände abfärbte.
„Du bist wirklich stark gefahren, Respekt“, sagte Jaksche schließlich um das Schweigen zu brechen.
„Danke“, lächelte ich. Mehr brachte ich im Moment nicht raus. Ich war immer noch völlig baff.
„Deinem Blick zu urteilen, weist du, wer ich bin“, lachte er und stütze sich auf den Lenker seines Rennrads. „Mich würde mal interessieren wie alt du bist.“
„Wurde gerade 16.“
Jetzt klappte ihm der Unterkiefer herunter. Völlig entgeistert starrte er mich an. Mein Herz begann vor Aufregung gegen meine Brust zu hämmern – das konnte nur ein gutes Zeichen sein.
„Wahnsinn! Du bist ein Riesentalent. Ehrlich.“
Ich musste grinsend zu Boden blicken. So ein Kompliment von einem erfahrenen Radsportler! Das musste schon etwas heißen.
„Vielen Dank, Herr...“
„Jörg – für dich Jörg“, lachte er. „Das hast du dir heute echt verdient. Außerdem habe ich dich ja auch schon von Anfang an geduzt.“
Ich lächelte zurück. Ich dachte kurz über den bisherigen unglaublichen Tag nach und musste nur noch mehr lachen:
Es war noch gar nicht so lange her, als ich heute Morgen auf mein weiß-hellblaues Mountainbike von Bergamont gestiegen war, über das Gelände des Campingplatzes radelte und mit der Einstellung einfach nur oben anzukommen auf die Landstraße abgebogen war. Hätte ich „damals“ wissen können, dass heute der Radtag am Stilfser Joch war? Ja, dass schon. Hätte ich wissen können, dass ich mir dort einen Fight mit einem Unbekannten Hobbyradler liefern würde? Ja, das hatte ich nicht ganz ausgeschlossen. Hatte ich ernsthaft erwartet schon um 11 Uhr die auf 2757 Metern Höhe gelegene Passhöhe zu überqueren? Wohl nicht ganz, nein. Dass ich vom selben Zeitpunkt an mit Jörg Jaksche per du war? Absolut nicht.
War dieser Tag ein Wink des Himmels? Eine Wende in meinem Leben? So viel konnte doch gar nicht in nur ein paar Stunden passieren – und noch war der Tag ja lange nicht zu Ende. Aber schon jetzt stand eines fest: Dieser Tag war bisher einer der schönsten in meinem Leben.
„Und mit wem hab ich’s zu tun?“
Jörg riss mich aus meinen Gedanken. Ich spürte wie die Hitze in mein Gesicht stieg.
„Andreas Wagner“, sagte ich nur kurz und schüttelte seine ausgestreckte Hand.
„Komm, ich lad dich zum Essen ein. Hab sowieso noch ein paar Fragen an dich und damit möchte ich dich jetzt nicht hier draußen löchern.“
„Jetzt? Es ist doch erst 11 Uhr.“
„Glaub mir. Hier oben dauert das immer etwas länger bis deine Bestellung kommt und heute haben die sowieso totale Hektik. Außerdem habe ich und du denke ich auch genügend Zeit.“
„Ja, sicher. Unbegrenzt“, lächelte ich, stieg auf mein Rad und fuhr hinter Jörg in gemütlichem Tempo zurück zur Passhöhe...

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Das Gedränge auf der Passhöhe einige Minuten später.
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Fabian
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Beitrag: # 6737975Beitrag Fabian
28.9.2008 - 18:10

Nun, unter dem sprachlichen Aspekt und dem Aspekt der Spannung ist dieser AAR wirklich gut. Inhaltlich jedoch ist er völlig unrealistisch. Ein 16-Jähriger, der 3-5 Mal die Woche ein wenig trainiert schlägt keinen gestandenen Profi an so 'nem Berg - höchstens im Traum (oder wenn der gerade überhaupt nicht fit ist). Und schon gar nicht mit einem Mountain-Bike. Naja, einigen Lesern mag so was gefallen. Mir nicht. Geschmackssache.
Natürlich wird mich dies (vorerst) nicht vom Lesen abhalten, aber ich wünsche mir doch etwas mehr Realismus - auch wenn ein AAR per Definition eine fiktive Geschichte ist.

Andy92
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Beitrag: # 6737978Beitrag Andy92
28.9.2008 - 18:26

Mit so einer Kritik musste ich früher oder später rechnen. Natürlich hast du absolut Recht. Aber denjenigen, die ganz aufmerksam gelesen haben, werden so manche Textpassagen aufgefallen sein, wo alles auf eine realistische Lösung hindeutet und unsere Hauptperson wird darüber erstmal ganz schön enttäuscht sein und ihr Temperament wird etwas gezügelt werden. Aber glaube mir: Es gibt eine realistische Lösung und ich habe alles genauestens geplant. Solche Sachen werden im Laufe des AAR's noch öfter vorkommen. Lasst euch davon aber nicht beirren. Es wird für alles eine Lösung geben. Beim Lesen eines Romans, eines Krimis oder eines Buches mit Geistererscheinungen etc. gibt es ja auch oft Stellen, wo man denkt, dass jetzt alles sehr unrealistisch wird, doch am Ende gibt es eine einfache (oder komplizierte), aber meistens eine realistische Lösung.
Ich bin echt überrascht, dass erst jetzt ein Leser auf die Spur des Unrealismus gekommen ist. Das zeigt mir schonmal wie viel Spielraum ich hab. :D
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Luis_Sanchez
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Beitrag: # 6738000Beitrag Luis_Sanchez
28.9.2008 - 20:13

ne find ich klasse...und ob du weißt ja auch gar nicht ob der jaksche voll gefahren ist...vllt hat er ja auch den andreas wagner extra gewinnen lassen...also ich find die story klasse...:D

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Fabian
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Beitrag: # 6738017Beitrag Fabian
28.9.2008 - 21:29

Natürlich ist der Jaksche nicht voll gefahren. Sondern wohl eher gemächlich. Trotzdem muss der "kleine" Junge ganz schön schnell gefahren sein. Es gibt da ein Beispiel von einer Giro-Etappe, bei der Basso krank einen Berg hoch fuhr (Mortirolo? Ich weiss es nicht mehr...) und trotzdem noch so schnell war, dass die meisten Hobby-Radler mindestens das Doppelte der Zeit gebraucht hätten. Das nur so als Randnotiz - wie gesagt, ich werde mich nicht davon abhalten lassen, diesen AAR weiter zu verfolgen ;)

Andy92
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Beitrag: # 6738020Beitrag Andy92
28.9.2008 - 21:46

Eine Gegenfrage: Ist Jörg Jaksche auch nur annähernd so gut wie Ivan Basso?
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sciby
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Beitrag: # 6738024Beitrag sciby
28.9.2008 - 22:13

Ganz egal, diese Diskussion sollte nicht diesen AAR zerstören.

PS: Es war am Stilfser Joch
Ex-Profi Cédric Vasseur via Twitter: "Der Radsport wurde wieder einmal vor der ganzen Welt lächerlich gemacht...Bravo!!!"

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Hagen
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Beitrag: # 6738209Beitrag Hagen
30.9.2008 - 14:39

Wann gehts weiter?
ich find die Story nämlich voll geil!

Andy92
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Beitrag: # 6738237Beitrag Andy92
30.9.2008 - 15:36

Ich denke heute Abend.
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Gerrit
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Beitrag: # 6738297Beitrag Gerrit
30.9.2008 - 20:33

Echt spannend, mich würde mal Interessieren, ob du selber schon da hoch gefahren bist. Ich gehe in der Gegend nämlich immer in Urlaub (Schenna, bei Meran) Und diesen Sommer will ich auch ein paaart 100 km absolvieren.

Andy92
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Beitrag: # 6738309Beitrag Andy92
30.9.2008 - 21:09

War diesen Sommer zum Wandern in der Ortlerregion - bin den Pass aber nur motorisiert (sprich mit dem Auto) hochgefahren - dennoch haben mich die 48 Kehren, das Panorama und die unzähligen Radler (selbst an diesem Tag!) dazu inspiriert, den AAR zu schreiben - es war ein guter Anfang für meine ganzen Ideen, die ich gesammelt hatte.
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Time2Play
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Beitrag: # 6738310Beitrag Time2Play
30.9.2008 - 21:11

Ich finde den AAR bisher auch klasse, mir gefällt der Schreibstil sehr gut und auch längere Textpassagen halten einen nicht vom Lesen ab.

Weiter so!

Luis_Sanchez
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Beitrag: # 6738315Beitrag Luis_Sanchez
30.9.2008 - 21:35

ja würd ich auch sagen klasse arbeit..

Andy92
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Beitrag: # 6738318Beitrag Andy92
30.9.2008 - 22:23

Wir saßen an einem Zweiertisch in einem Restaurant kurz hinter der Passhöhe. Hier fiel die Straße bereits in Richtung Umbrailpass ab. Draußen trafen mehr und mehr Hobbyradler ein. Es setzte eine wahre Flut aus abgekämpften Leibern und Rädern ein und wenige Augenblicke später schienen sich die Leute auf die Füße zu treten – so dicht war das Gedränge. Ich bestellte mir eine Pizza Prosciutto – meine Lieblingspizza und ein Mineralwasser, das löscht den Durst einfach am besten. Jörg verschwand auf die Toilette, während immer mehr Leute in das Restaurants strömten. Dem Ober rann bereits jetzt der Schweiß über die Stirn – die Schlange wollte kein Ende nehmen.
Unsere Räder hatten wir abgegeben. Es gab so etwas wie eine „Garderobe“ für Räder auf der Passhöhe – sehr praktisch, wenn man wie wir einkehren wollte.
Gerade bahnten sich draußen zwei Carabiniere ihren Weg durch die Massen, als Jörg zurückkam.
„Sei froh, dass du schon vorhin warst. In ein paar Minuten muss man da unten mindestens ne halbe Stunde anstehen – das ist der Wahnsinn dieses Jahr“, meinte er kopfschüttelnd und setzte sich.
„Ist dieses Jahr echt mehr los?“
„Ja, absolut. Letztes war ich auch schon da – als Trainingstag. Aber dieses Jahr ist es eher ein Ausklang meiner Karriere“, seufzte er.
Ich nickte mitfühlend. Für einige Augenblicke verfielen wir ins Schweigen und seltsamerweise war ich es, der die „Stille“ (um uns herum war ein Höllenlärm) brach.
„Wie findest du mein Rad?“
„Das ist gut. Du solltest dir aber ein Rennrad zulegen, wenn du die Sache durchziehen willst.“
„Ich glaub ich wünsch mir von meinen Eltern eins zu Weihnachten“, meinte ich optimistisch.
„Mh. Warte mal lieber damit. Vielleicht fällt ja noch eins vom Himmel“, lächelte er und zwinkerte mir zu. Wie sollte ich das verstehen? Ein Wink mit dem Zaunpfahl?
„Aber die Leistung ist dir wirklich hoch anzurechnen. So schwer ist dein Mountainbike zwar nicht, aber ein gutes Rennrad ist einfach besser für die Straße. Schau mal, selbst durch die Reifenstärke hast du heute vielleicht 1-2 km/h verschenkt.“
Ich nickte bloß. Das wusste ich schon länger.
„Jetzt wären wir beim Thema. Hast du dich noch nicht gefragt, warum du gegen mich gewonnen hast?“, lachte er.
Mich beschlich ein seltsames Gefühl. Ich hatte es also doch geahnt. Er hatte mit mir gespielt. Oder hatte ich ernsthaft geglaubt, ich hätte Jörg Jaksche persönlich geschlagen? Ich kam mir so naiv vor.
„Doch, schon.“
„Ich erklär es dir. Aber halte dir die ersten Eindrücke von heute bitte immer wieder vor Augen und behalte das, was ich dir jetzt sage, bitte immer nur im Hinterkopf. Das ist ganz wichtig, wenn du Radsportler werden willst. Das was ich dir jetzt sage, bin ich dir schuldig – du bist ja fast schon ein erwachsener Mann.“
Ich musste schmunzeln, nickte aber gleichzeitig. Jetzt würde ich endlich die Wahrheit erfahren.
„Also, dann fang ich mal an: Bis du mich eingeholt hast, bin ich wirklich nur so zum Spaß gefahren. Ganz gemütlich, keine Hektik. Ich sollte mein erster Tag als Hobbyradler werden. Schließlich hab ich aber dich bemerkt – jung, guter Tritt, wenig Anstrengung zu hören und zu sehen, Konzentration auf mich – der Wills wissen! Und ab da bin ich etwas schneller gefahren. Ich wollte mal sehen, wie lange du mithalten kannst. Vielleicht habe ich ja gerade ein unentdecktes Talent am Hinterrad und wer weiß, welche Wege ich dann in Zukunft einschlagen würde“, er legte eine kurze Pause ein.
Der Kellner brachte unsere Getränke. Zu meiner Überraschung hatte Jörg ein Radler bestellt – scheinbar meinte er das mit dem Karriereende ernst. Wir prosteten uns zu und tranken erst mal kräftig.
„So, das tut gut...Auf jeden Fall, hab ich dann irgendwann gemerkt, dass du nicht mehr hinter mir warst. Das war in Trafoi. Also hab ich dich wieder aufschließen lassen, aber so, als empfindest du es als Eigenleistung. Auch meine unzähligen Angriffe beruhten auf dem selben System. Ich merkte schnell, dass du ein ungeschliffener Juwel bist. Mit einem Mountainbike in dem Alter so eine Leistung – Respekt! Natürlich hab ich immer ein Auge auf deine Ermüdungserscheinungen geworfen, doch das sah noch alles gut aus. Also hab ich das Spiel auf die Spitze getrieben und am Ende so getan, als würde ich nicht mehr können. Prompt bist du vorbeigezogen und hast angegriffen. Bis dahin wärst du ein taktisch perfektes Rennen gefahren. Hast dich auf deine Stärken besonnen und nie die Nerven verloren. Nicht einmal unnötig Kraft durch sinnlose Antritte vergeudet, sondern gelauert bis zum Schluss.
Doch das einzigste was man dir ankreiden muss: Der Angriff wäre im Rennen viel zu früh gekommen. Also Profi perfekt, aber in deiner Altersklasse hättest du das Rennen verloren. Da hab ich endgültig gemerkt, dass du ein Neuling sein musst, denn so einen Angriff hast der bestimmt bei der Tour, Giro oder Vuelta gesehen. Den Impuls hat natürlich dein Kampfgeist und dein Unterbewusstsein gegeben, deshalb ist es dir jetzt vielleicht nicht direkt bewusst, dass du den Angriff aufgrund von Fernsehbildern gestartet hast. Aber solche Situationen hab ich mir im Traum früher immer ausgemahlt. Als Jugendlicher hab ich mir das immer vorgestellt. Aber ich hab eins gelernt: Das darfst du so nie eins zu eins auf dein eigenes Rennen übertragen.
Aber kommen wir zurück zu heute: Ich hab dich natürlich gewinnen lassen. Das hast du dir wahrscheinlich später schon gedacht.“
Ich nickte abermals. „Trotzdem war’s ein richtig geiles Gefühl der erste gewesen zu sein.“
„Und genau dieses Gefühl wollte ich dir geben“, lächelte er. „Damit du das für die Zukunft immer in positiver Erinnerung behältst, wie du gefahren bist. Das war mir am wichtigsten, dass du als erster oben bist. Hätte ich auf Ernst gemacht, könnte ich dich in einem Jahr immer noch in Grund und Boden fahren – das ist klar. Ich wäre theoretisch wohl zehn bis fünfzehn Minuten vor dir oben gewesen. Aber wer weis wie das in drei, vier Jahren aussehen wird, wenn du eine Profikarriere anstrebst. Du hast eine perfekte Rundfahrerstatur – auch wenn du vielleicht etwas zu groß bist, aber schmächtig bist du – sehr sogar“, lachte Jörg.
„Ja, ich weis auch nicht, woran das liegt. Ich leg einfach nicht zu, egal wie viel ich auch esse.“
„Ja, da musst du später aufpassen, sonst wirst du für die Berge zu schwer, denn du bist ja jetzt schon größer als ich. Aber viel kannst du auch mit deiner Taktik wett machen und mit deiner Explosivität. Im Zeitfahren bist du auch ganz gut, oder?“
„Also, nach meinem Training dieses Jahr schon, denke ich. Ich hab eigentlich nicht so viel Ahnung – ich fahr erst seit diesem Frühjahr selbstständig und bin noch in keinem Ver...“
Beinahe hätte sich Jörg an seinem Radler verschluckt. Als wollte er mich für verrückt erklären, starrte er mich an.
„Ist das dein Ernst? Noch kein Verein? Erst ein halbes Jahr?!“, keuchte er vor Entsetzen. Ich glaubte sogar ein bisschen Begeisterung herauszuhören. Ich wusste erst mal nicht was ich sagen sollte. Seine Reaktion verunsicherte mich etwas.
„Ja, sicher.“
„Wow!“, rief er und klatschte einmal in die Hände. Das konnte doch nicht das Radler sein, oder?!
Einige Leute der Nachbartische warfen kurze Blicke herüber, aber keiner beschwerte sich.
„Damit hab ich mich gerade entschieden, Andreas!“, lachte er.
„Für was und wie...“
„Ich werde dein Berater. Vielleicht fang ich auch wieder selbst an, das weis ich noch nicht. Aber du bist echt ein ungeschliffener Juwel, ach was ein Rohdiamant – 20 Karat, nein mehr! Ich fass es nicht.“
Er lächelte mich an. Das ganze überrumpelte mich. Jetzt wusste ich gar nicht mehr, was ich sagen sollte. Ich machte den Mund auf um etwas zu sagen und ohne einen Laut von mir gegeben zu haben, schloss ich ihn sofort wieder. Das musste ich jetzt erst einmal verdauen!
„Du kannst natürlich über alles erst mal nachdenken. Ich will dich zu nichts zwingen, ja?“, warf Jörg schnell ein, als er meinen unschlüssigen Blick bemerkte.
Ich nickte nur. Mein Kopf fühlte sich völlig taub an – das war zu viel. Der Schützling von Jörg Jaksche? Mein Bauch und ein Teil meines Kopfes ließen bereits die Sektkorken knallen, aber die Vernunft mahnte, dass die Radsportlust vielleicht doch nur eine Eintagsfliege bzw. eine Jahresfliege sein konnte. Ich beschloss gerade vielleicht doch noch ein paar Tage abzuwarten, bis ich etwas darauf sagte, zerfetzte ein lauter Knall das Stimmengewirr! Die Fenster barsten! Ich warf mich instinktiv zu Boden! Eine kaum merkliche heiße Schockwelle jagte über meinen Körper hinweg – der Knall hallte in schrecklicher Art und Weiße in meinen Ohren nach! Ich wollte schreien...
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Andy92
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Beitrag: # 6738451Beitrag Andy92
1.10.2008 - 21:31

Dazu keine Kommentare (oder ist es so schlecht bzw. unpassend?) ?
Ansonsten gehts morgen weiter.
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