Auf dem Weg zu den Profis

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 211083Beitrag CharlesLoctin
2.2.2005 - 23:39

20. April 2004

Der Giro del Trentino für den wir uns statt Romandie-Rundfahrt entschieden hatte, sollte uns zeigen, auf wenn wir in Alcobendas und beim großen Giro verlassen konnten und gleich die erste Etappe hier ging richtig in die Berge. Am Start für uns waren Scott, Kris, Fabio, Gustav, Perez und Emanuele, also drei Einheimische und unsere vermeintlich besten Kletterer.
Dennoch waren Daniel und ich einigermaßen positiv überrascht wie gut die Jungs wirklich kletterten. Nach zwei schweren Bergen hatte lediglich Scott Davis reißen lassen müssen, während die anderen fünf noch immer in einer ca. 40 Fahrer starken Spitzengruppe saßen.

Am letzten Anstieg vor Presolana gar konnte Perez sogar beim entscheidenden Angriff mit Gasperoni und Rinero mitgehen und wurde Dritter der Etappe. Auch Emanuele, Gustav und Kris kamen noch mit den ersten 25 Fahrern an und besiegelten so eine starke Tagesleistung der Mannschaft, die wir in dieser Form nicht erwartet hatten.

21. April 2004

Auch die zweite Etappe nach Roncone sollte es mit drei schweren Rampen und Bergankunft in sich haben. Doch die Stimmung im Team war schon vor dem Start exzellent. Scheinbar waren die Jungs von ihrer eigenen Leistung auch ein wenig überrascht.

Nach dem Start wollte uns Scott dann scheinbar zeigen, dass er eigentlich doch ein ganz passabler Bergfahrer war und ging gleich zu Beginn in einer Dreiergruppe mit.
Doch kurz vor Ponte di Legno war es dann nach ca. 60km um diese Gruppe geschehen und es waren wieder fast die gleichen vierzig Fahrer, die schon den Vortag dominiert hatten, in Front. Nur Fabio hatte heute leider bereits den Anschluss verpasst.

Überhaupt schienen die Favoriten der Rundfahrt bereits heute alles klar machen zu wollen und so wurde es nach und nach zum Ausscheidungsfahren. Auf der vorletzten Abfahrt zählte die Spitze nur noch 25 Fahrer, aber unsere Jungs um Perez hielten noch gut mit.

Am Schlussanstieg nach Bormio 2000, wo die Fahrer teilweise über 15% zu bewältigen hatten, bildete sich schließlich eine Fünfergruppe um den Österreicher Trampusch, doch auch die Verfolger schlugen ein hohes Tempo an, jetzt würde sich die Spreu vom Weizen trennen.

Jetzt bekamen schließlich Kris und Gustav Probleme, doch Emanuele und Perez waren wieder ganz groß und kamen mit den stärksten 15 ins Ziel und in der Gesamtwertung hatten wir noch immer vier Fahrer in den besten 25 und der schwerste Teil der Rundfahrt war jetzt absolviert.

22. April 2004

Einen Großteil der 215 Kilometer nach Torricella Sicura sollte es für unsere sechs Fahrer heute nur „mitfahren“ heißen. Zum Schluss wollten wir dann Kris noch einmal seine Chance suchen lassen. Vielleicht konnte er ja seinen Coup von der Katalonischen Woche wiederholen.
Doch schon relativ früh war klar, dass der Sieg heute an eine Ausreißergruppe gehen würde und so sollte es für uns alle ein recht ruhiger Tag in der Sonne Italiens werden.

23. April 2004

Heute war es etwas kühler geworden und unserer Planung sah eigentlich nur vor mit möglichst wenig Kräfteverschleiß unser Ergebnis ins Ziel zu fahren.
Das klappte denn auch ausnahmsweise mal ganz problemlos und die Teamstimmung hatte sich seit den letzten Tiefschlägen deutlich erholt.

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 211124Beitrag CharlesLoctin
3.2.2005 - 13:01

01. Mai 2004

Unser Heimspiel am Henninger Turm konnten wir verletzungsbedingt leider nur mit zwei statt vier deutschen Fahrern antreten wie wir das eigentlich geplant hatten. Torsten Hiekmann und Matze Muehlhauser, der hier als Frankfurter Bub ein echtes Heimspiel hatte, hielten die Fahne hoch.
Endlich auch in die Saison starten sollte heute auch unser Oldie Matveyev.

Der bekam allerdings an den Anstiegen am Sandplacken und in Mammolshain prompt Probleme. Inzwischen hatte Matze einen vergeblichen Angriff gestartet und kurze Zeit später hatte dann Torsten attackiert. Schnell brachte er auch zwei Minuten zwischen sich und den Rest des Feldes, aber vor ihm lag noch eine Sechsergruppe mit fast drei Minuten Vorsprung.
Letztendlich mussten wir uns mit den Rängen 13 und 16 durch Hiekmann und O’Loughlin zufrieden geben.
Schade, in meinem Heimatrennen hatte ich mir mehr erhofft.

04. Mai 2004

Zwei Tage später folgten dann die CSC Classics in Dänemark - unser letztes Rennen bevor es in Spanien und Italien richtig ernst für uns werden sollte.
Wir traten in der gleichen Besetzung wie in Frankfurt an, doch heute sollte besser für uns laufen. Zwar verpuffte der Antritt Davids ca. 80km vor dem Ziel, aber Torsten sollte einige Kilometer später mehr Erfolg haben.
Jetzt lag er knapp 50 Sekunden vor dem Feld und es ging auf die letzten acht Kilometer. „Du packst das!“ Unsere Zurufe über Funk waren das einzige womit wir ihm jetzt noch helfen konnten.
Auf der Zielgeraden wurde es dann noch mal ganz knapp, doch um wenige Meter konnte Torsten unseren zweiten Saisonerfolg vor der fliegenden Meute heimbringen.
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Sollte er einigen Tagen wieder Grund zum Jubeln haben, wäre das natürlich noch schöner.

06. Mai 2004

Wir hatten beschlossen, dass ich unser Team in Spanien betreuen sollte, während Daniel mit unserer Giro-Mannschaft nach Italien flog.
Für die dreitägige Rundfahrt mit zwei bergigen Etappen und einem Zeitfahren setzte ich vor allem auf Perez und Gustav Larsson. Unterstützung am Berg sollten dabei vor allem Kris Fajt und Torsten Hiekmann geben. Platz 5 musste in drei Tagen von einem unserer Fahrer belegt sein, hatten unsere Sponsoren verlangt und da wir bereits drei Sponsorenziele verpatzt hatten, waren im Flugzeug eine alle andere als lustige Truppe.

07. Mai 2004

Immerhin das Wetter war gut und Perez und Gustav schienen auch gut in Form. Mir war klar, dass ich mir einen taktischen Schnitzer wie in Pamplona hier nicht erlauben durfte.
So war ich froh, dass eine früh gegangene Gruppe in der immerhin einige passable Bergfahrer wie Landaluze oder Andrade vertreten waren, nicht allzu weit wegkam.
In der großen Gruppe dahinter hatten sich wie erhofft unsere vier Bergfahrer festsetzen können. Nur Matze war mit Jonas zurückgefallen, was uns einer möglichen Option beraubte.

Vorne hielten die beiden T-Mobile-Fahrer Botero und Guerini das Tempo hoch und so hatte ich Perez und Gustav angewiesen vor allem auf Andreas Klöden zu achten.
Schließlich entschloss ich mich Kris und Torsten auf der Ebene vor dem Schlussanstieg auch etwas Nachführarbeit leisten zu lassen, denn die Sechsergruppe vorne hatte noch immer über zwei Minuten Vorsprung.
Als dann zehn Kilometer vor Rennende der Anstieg losging, hieß es für die beiden dann nur noch: „Alles, was geht!“ Und wirklich schafften die beiden unterstützt vom Spanier Yus Querejeta ca. sechs Kilometer später den Zusammenschluss. „Jetzt hau rein!“ rief Perez zu und hoffte, dass Gustav bei einem Konter Klödens würde mitgehen können. Doch der Konter kam vorerst nicht. Der T-Mobile-Chef schien sich darauf zu verlassen den Mexikaner mit gleichmäßigem Tempo noch stellen zu können.
Doch auch wenn Perez auf den letzten Metern stehend K.O. schien rettete er sich vor dem Antritt Ködens und Pereiros als Sieger ins Ziel und auch Gustav belegte noch einen aussichtsreichen sechsten Platz. Die erste Hürde war genommen.
Möglicherweise konnte dieser dritte Saisonsieg einer unserer wichtigsten gewesen sein.
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07. Mai 2004

Zwar war die Etappe heute kurz, doch dadurch für uns natürlich umso gefährlicher. Für eine erste Fluchtgruppen war vorgesehen, dass Matze mitgehen sollte, falls kein Klassementfahrer dabei war und dies klappte auch, so dass wir nach der Hälfte des Rennens die komfortable Situation genossen in einer Neunergruppe an der Spitze vertreten zu sein und so trotz Leadertrikot nicht gezwungen waren Tempo zu machen.
Erst als 32km vor der Ziellinie einige Fahrer um Botero und Lefèvre angriffen, hieß es aufpassen, doch zum Glück war Perez aufmerksam gewesen und hatte sich dran geheftet.
Schnell hatte man die Spitze eingeholt und jetzt konnte Matze, der sich bis dahin schonen konnte, richtig Tempo bolzen, während im Feld Gustav nur die Hinterräder Klödens und Pereiros im Auge behalten brauchte. Ich grinste in mich hinein, diesmal ging meine Strategie voll auf.

Zwar musste sich Perez im Sprint drei Mitausreißern geschlagen geben, auf seine Hauptkonkurrenten hingegen hatte noch mal Vorsprung rausgeholt.
Mit den Tagesplätzen 4, 13 und 22 durch Perez, Matze und Gustav übernahmen wir so auch die Gesamtwertung.

Abends kam dann auch eine positive Nachricht aus Genua. Matveyev hatte den dritten Platz im Giro-Prolog errungen. Was für ein fantastisches Wochenende für uns!

09. Mai 2004

Zum Glück, war das Zeitfahren des heutigen Tages mit nur 12 Kilometern kurz genug, dass wir hoffen konnten, dass Perez seinen knappen Vorsprung würde retten können, obwohl er im Kampf gegen die Uhr eher im unten Bereich des Feldes anzusiedeln war.
Für den Notfall lag ja auch Gustav mit nur 24 Sekunden Rückstand mit in den Top10, der im Zeitfahren um einiges stärker einzuschätzen war.

Als erstes sollte jedoch Jonas für uns auf die Strecke gehen. „Bis zum Anstieg lieber erst mal ruhig angehen, hoch dann alles geben, danach geht’s nur noch bergab“, war sein Rat an den Rest des Teams. Immerhin einen vorläufigen dritten Platz hatte er sich erkämpft.

Als Torsten dann die besten 25 einleitete, hatte Santiago Botero die Bestzeit übernommen, Jonas und Matze waren auf 14 und 15 zurückgefallen.

Jetzt waren Gustav und Perez auf der Strecke. Während es der Schwede zunächst ruhig angehen ließ, um zum Ende der kurzen Etappe noch einmal alles zu geben, schlug Perez gleich gnadenlos hohes Tempo an. Mit den besten um Sieger Alex Zülle konnten sie aber dann doch beide nicht mithalten und Perez verlor seinen ersten Platz um lumpige drei Sekunden an Oscar Pereiro.
Immerhin hatten wir das Sponsorenziel erfüllt und Perez konnte sich über das gelbe Trikot des Punktbesten freuen und auch die Plätze 10, 29 und 39 von Gustav, Torsten und Kris waren ein schöner Erfolg für unsere Talente.

Aus Italien meldete Daniel inzwischen, dass wir heute hatten mächtig einstecken müssen. Nur Emanuele, David und Fabio waren mit dem Feld ins Ziel gekommen, alle anderen hatten gleich auf der ersten Etappe des Giros erhebliche Zeitabstände einstecken müssen.
Zuletzt geändert von CharlesLoctin am 3.2.2005 - 21:41, insgesamt 1-mal geändert.

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 211252Beitrag CharlesLoctin
3.2.2005 - 18:41

10. Mai 2004

Anruf aus Italien. „Pass auf, Oliver, morgen meldet sich Brett zurück zum Training. Der ist ziemlich fertig, das mit dem Giro war wohl doch ein bissl viel für ihn. Sieh zu, dass Ihr ihn wieder ein bisschen aufpeppelt“, ließ mich Daniel wissen.
Die zweite Etappe war wohl noch mieser gelaufen. Immerhin Emanuele war unter den ersten 25 ins Ziel gekommen.
Aber was hatten wir erwartet, keiner war wirklich auf so etwas wie den Giro vorbereitet gewesen und ganz nebenbei bei einem Rennen wie der Classica Alcobendas unter die ersten 5 kommen, das war mit unserer Mannschaft eben nicht.

11. Mai 2004

Nachdem wir den ziemlich deprimierten Brett wieder etwas aufgebaut hatten, kam heute abend dann doch mal eine gute Nachricht aus Italien: Emanuele hatte zum Aufsieg nach Corno Alle Scale zwar sieben Minuten Rückstand hinnehmen müssen, war aber in einer Dreiergruppe mit Julich und dem Schweizer Zampieri immerhin noch 19ter geworden und besaß jetzt als Gesamt-21ter das blaue Trikot des besten Nachwuchsfahrers dieses Giros!

12. Mai 2004

Irgendwo schienen wir die Abzweigung Richtung Glück von der Pechsträhne endlich wieder erwischt zu haben. Heute meldete sich Timo zurück ins Training und Dr. Waldmann gab bescheid, dass auch Linus ab morgen wieder auf dem Damm wäre und bereit das Training wieder aufzunehmen.

15. Mai 2004

Während Werner die in Deutschland verbliebenen Jungs für die Deutschland-Tour vorbereitete, vergingen für mich recht ereignislose Tage. Heute hatte beim Giro nach einigen Flachetappen, wo außer einem 16ten und einem 18ten Platz Graeme Browns für uns erwartungsgemäß nichts Größeres passiert war, endlich wieder eine Bergetappe auf dem Plan gestanden, die ich live auf Eurosport verfolgen konnte.

Irgendwie war es ein tolles Gefühl, im Fernsehen den Giro zu begutachten und zu wissen, die Männer in gelb-blau da, sind „Deine“ Jungs!
Unser Team war mittlerweile auf 7 Fahrer geschrumpft, nachdem auch Ruben Bongiorno vorzeitig hatte abreisen müssen.

Heute ging es bei strömenden Regen erstmal gut 160km relativ ebenerdig, bevor dann zwei Anstiege folgten, die die Fahrer bis auf 1500m bringen sollten.
Schon am ersten riss das Feld dann weiter auseinander, doch irgendwo an der Spitze der Gruppe sah man ab und zu eine blaues Trikot durchschimmern – Emanuele war noch gut drauf.

Jetzt kamen sie auf die letzten steilen acht Kilometer, vorne verloren immer mehr Fahrer den Anschluss an eine vllt. noch 20 Mann große Gruppe und noch immer sah ich unseren Kapitän dabei. Ich war wahnsinnig stolz. Als sich das Kameramotorrad dann zurückfallen ließ, sah ich dann, dass auch Fabio sich noch sehr wacker schlug und neben einem Belli oder Etxebarria um den Anschluss kämpfte.

Schließlich ging vorne die Post ab und Frigo und Pellizotti starteten die Attacken, Caucchioli, Rumsas und das Rosa Trikot Simonis sah man dahinter, was war jetzt mit Emanuele?

Achtzehnter wurde er schließlich und nur zwanzig Sekunden verlor er auf den Tagessieger Simoni. Stark! Auch Fabio, der als 37ter den zweiten Platz in der Nachwuchswertung belegte, war heute ein großes Rennen gefahren. Jetzt beneidete ich Daniel ein bisschen.

22. Mai 2004

Die letzte Woche des Giros hatte begonnen.
Emanuele hatte zwar einen hundsmiserablen Tag beim Einzelzeitfahren gehabt, und war in der Gesamtwertung auf den 26ten Platz zurückgefallen, aber in der Nachwuchswertung hatte er noch immer fünf Minuten auf den Spanier Pasamontes.

24. Mai 2004

Heute sollte unser Märchen eine weitere Dimension gewinnen.
In Frankreich hatte man unser starkes Auftreten beim Giro wohl zur Kenntnis genommen und jetzt sollten wir gleich in unserer ersten Saison nicht nur die Italien-Schleife fahren, sondern auch bei der Krönung der Saison, der Tour de France an den Start gehen.

Der einzige, der die Meldung eher negativ auffasste war Werner: „Habt Ihr eigentlich ne Ahnung, mit wem wir da starten sollen?“
So ganz Unrecht hatte er nicht, wirklich waren viele unserer Fahrer schon vor dem Giro recht müde gewesen. Nach einem Telefonat mit Daniel und Alex war abgemacht, nach der Deutschland-Rundfahrt erst einmal Pause zu machen und den gesamten Juni nur der Regeneration zu widmen.
Torsten schien die Nachricht erstmal so auf den Magen zu schlagen, dass er sich zwei Tage krank nahm.

25. Mai 2004

Die heiße Phase beim Giro hatte begonnen und ich hing nun beinahe täglich vor dem Fernseher. Heute ging es 215km über fünf Pässe. Zwar hatte mir Daniel erzählt, dass Emanuele noch gute Laune habe, aber er auch ziemlich fertig sei, die anderen bissen sich einfach nur noch von Tag zu Tag durch und wir würden für jeden der in Mailand ankäme ein kleines Fest veranstalten, hatten wir beschlossen.

Auch heute schien Emanuele aber nicht gewillt, die Favoriten vor dem letzten Anstieg ziehen zu lassen und hatte sich in die 20 Fahrer umfassende Gruppe um das Rosa Trikot gehängt.
Letztlich riss diese Gruppe dann aber doch auseinander und Emanuele konnte den Toppfahrern um Simoni, Wadecki und Virenque nicht folgen.

Immerhin holte er am Ende noch einen 23ten Platz und brachte weitere knapp acht Minuten zwischen sich und Pasamontes. Zudem schob er sich auch in der Gesamtwertung wieder unter die Top25.
Dahinter belegte auch Fabio Gilioli noch einen tollen 34ten Rang.

26. Mai 2005

Nicht nur Torsten, sondern auch der seit März verletzt pausierende Claudio Bartoli stieg heute endlich wieder ins Training ein und wurde freudig begrüßt.
In Italien stellte indes Fabio seinen Teamgeist unter Beweis. Obwohl er heute stärker als sein Kapitän zu sein schien, ließ er sich aus der Spitzengruppe zurückfallen, um seinem schwächelndem Kameraden zur Seite zu stehen.
Zwar verlor Emanuele heute wieder drei Plätze, aber wer weiß, was ohne Fabio geschehen wäre.
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30. Mai 2004

Während ich schon in den vollen Vorbereitungen für die Rundfahrt im eigenen Land steckte, rief mich Daniel am späten Nachmittag an und teilte mir freudig erregt mit, dass wir sogar beinahe beim Giro noch einen Etappensieg hätten feiern können. Die Schlussetappe in Mailand war mit einer Ausreißergruppe zu Ende gegangen und Graeme hatte den Sprung hinein geschafft, musste sich aber schließlich dem Italiener Lombardi knapp geschlagen geben.
Immerhin ein zweiter Platz bei einer Etappe, Emanuele auf Platz 26 der Gesamtwertung sowie bester Nachwuchsfahrer und Fabio auf Rang in dieser Wertung – wir waren überglücklich mit unserem ersten Giro-Ergebnis. Schade nur, dass Scott am Vortag hatte aufgeben müssen. So kurz vor dem Ziel war das mit Sicherheit sehr hart für den Aussie gewesen

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 211331Beitrag CharlesLoctin
3.2.2005 - 21:35

Deutschland-Rundfahrt

31. Mai 2004

Mit Linus, Matze und Timo sowie fünf weiteren Fahrern stand ich im Karlsruher Sonnenschein bei 30 Grad und hoffte unseren deutschen Anhängern schon beim Zeitfahren etwas bieten zu können.
Auf einen Top5-Platz konnten wir zwar nicht unbedingt hoffen, aber zumindest Linus und Matz galten als keine ganz schlechten Zeitfahrer.

Während letzterer etwas enttäuschte, gelang Linus ein toller siebter Platz. Vielleicht würde sich seine Saison nach dem Pech des Frühjahrs jetzt doch noch zum Guten wenden.

01. Juni 2004

Für die erste Etappe wollten wir - ohne waschechten Sprinter angetreten – unsere Chance in einer Flucht suchen und schickten so Jonas in einer frühen Neunergruppe mit, die bis ca. 40km vor dem Ziel gut lief. Dann begannen die Teams Brioches und T-Mobile hinten verdammt viel Druck zu machen und es sah so aus als würde man die Gruppe noch erreichen können. Daher gab ich Jonas nun den Befehl es auf eigene Faust zu versuchen, denn er hatte mir vorher mehrmals signalisiert, dass er sich gut fühle.
Keiner seiner Fluchtgefährten konnte oder wollte folgen und so hatte er schnell ein paar Hundert Meter zwischen sich und die acht anderen gebracht und strebte die letzten 20km als Solist dem Ziel entgegen.
Doch in der Gruppe war man sich nun einig und das Feld hinten gab schließlich auf. So wurde Jonas ca. 8km wieder von der Gruppe gestellt. Jetzt mussten wir es wohl auf einen Sprint ankommen lassen.
Hier musste er sich dann leider dem Wiesenhoffahrer Martin Müller geschlagen geben, dafür erfreute uns Linus auch heute wieder mit einem starken elften Platz.

02. Juni 2004

Die erste Bergetappe der Deutschland-Rundfahrt stand auf dem Programm und wir waren gespannt, wie sich Giro-„Veteran“ Fabio sowie unsere Kletterer Kris und Perez schlagen würden. Zudem galt unser Augenmerk natürlich auch den „Heimspielern“ Timo, Matze und Linus.
Wieder sollte es genau letztgenannter sein, der uns erfreute, denn als im Anstieg zur Faschinajoch Passhöhe der Pole Kaiser attackierte, ging er zusammen mit Wiesenhofmann Schröder mit. Schnell holten die drei das Duo Velo/Halgand ein, die sich auf die Verfolgung des in Führung liegenden Dänen Petersens gemacht hatten und auch hier übernahm Linus die Initiative und die vier anderen hatten alle Mühe sein Tempo mitzugehen.
Derweil mussten auch einige Fahrer im Feld dem dort angeschlagenen hohen Tempo ersten Tribut zollen und u. a. bekamen auch Claudio, Timo und Jonas erste Probleme.
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Am Fuße des Arlberges lagen sechs Fahrer um Linus und Petersen in Front von denen allerdings nur noch unser Mann gewillt schien, Führungsarbeit zu unternehmen.
Dahinter lag eine 27 Fahrer große Gruppe, in der wir mit vier Fahrern vertreten waren, drei Minuten danach kamen 18 Mann unter denen sich auch Timo und Jonas befanden.
6 Kilometer unterhalb des Gipfels war es dann schließlich auch um den tapfer kämpfenden Linus geschehen. Cadel Evans von T-Mobile hatte zum Angriff geblasen, aber immerhin hatten wir mit Fabio einen Mann dabei.
Im Sprint in St. Anton war der Italiener dann allerdings chancenlos gegen Kim Kirchen und die anderen der Spitzengruppe.
Doch mit Linus, Fabio und Kris in den Top 15 sowie Matze und Perez, die als 25ter bzw. 19ter des Tages auch noch in den besten 25 der Gesamtwertung zu finden waren, hatten wir uns nun hinter Brioches La Boulangerie auf den zweiten Rang in der Teamwertung vorgeschoben.

Beim Abendessen war die Stimmung entsprechend gut und ich wunderte mich etwas über Linus und Fabio, die aussahen als könnten sie die Etappe morgen gleich noch mal fahren. Wo nahmen die Kerle die Energie her?

03. Juni 2004

Die gleiche Frage sollte ich mir am heutigen Abend noch einmal stellen. Einen Tag nachdem sich Linus als einer der stärksten am Berg präsentiert hatte, hatte er heute nach 171km Richtung Landshut wohl auch die Lust am Sprint entdeckt und kam nur knapp geschlagen vom Franzosen Hinault und dem Ukrainer Luhovyy auf einen unglaublichen Podestplatz.
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Dahinter belegten auch Jonas und Timo noch einen bärenstarken sechsten bzw. elften Rang, so dass wir in der Mannschaftswertung nun auf 1 geführt wurden. Vor eigenen Publikum machte das gleich doppelten Spaß, stellte ich fest.

04. Juni 2004

Nach der Überraschung des Vortages versuchten wir es heute natürlich wieder im Sprint und die Platzierungen 4, 5 und 11 durch Jonas, Linus und Timo belohnten den Versuch.

05. Juni 2004

Heute sollte die Vorentscheidung fallen, es ging wieder und zum letzten Mal in die Berge.
Zum Glück hatten wir die Luxusposition am vorletzten Anstieg noch sechs Fahrer im Feld zu haben, von denen wir dann erstmal ordentlichen Dampf machen ließen, um den Vorsprung zu den sechs entwischten Ausreißern zu minimieren. Am letzten Tag sollte dann Kris angreifen, war unser Plan.
Doch noch während Perez, Matze und Jonas Tempo bolzten griff Cadel Evans an und Spitzenreiter Kim Kirchen folgte. Zu unserem Glück konnte nicht nur Kris folgen, sondern mit Linus hatte er sogar noch einen an seiner Seite.

Kurz vor der Bergwertung hatten sich die zwei dann sogar einen kleinen Vorsprung erarbeitet, den sie auf der Abfahrt halten konnten. Doch dahinter hatte sich um Kirchen und Evans jetzt eine gut kooperierende Verfolgergruppe gebildet, die am Anstieg zum Fichtelberg näher zu kommen droht. Als Linus dann mit Halgand den letzten noch vorne liegenden Fahrer gestellt hatte, hieß es nur noch Vollgas für beide.
Von hinten sollte dann nur noch der Gerolstein-Fahrer Faresin rankommen, so dass es das erste Mal einen Doppelsieg für unser Team geben sollte. Im Sprint hatte Kris allerdings keine Chance gegen Linus. Nach dieser grandiosen Rundfahrt hatte dieser sich den Etappensieg aber auch mehr als verdient.
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Leider betrug Ihr Vorsprung auf Kim Kirchen nur 15 Sekunden und eine halbe Minute später kam auch Cadel Evans ins Ziel, aber immerhin war Linus nun vierter und Kris neunter.
Zwar gab es morgen nur noch eine Flachetappe, aber mit nur anderthalb bzw. zwei Minuten Abstand war durchaus noch was drin.
Eine besondere Erwähnung verdient auch noch der 28te Platz Jonas, der als Rouleur diese Bergetappe immerhin vor Matze und Perez meisterte.

06. Juni 2004

Zuerst griff heute Timo an, doch die Zusammenarbeit mit dem Niederländer Smink wollte nicht so recht ins Rollen kommen und so musste er den Versuch ca. 40km vor Leipzig aufgeben. Dafür attackierte nun der schier ewig hungrige Linus.
Zehn Kilometer vor der Ziellinie war sein Vorsprung auf ca. 700m geschmolzen, doch er schien an sich zu glauben und nach dem, was er uns bisher präsentiert hatte, trauten wir ihm alles zu. „Mach es, Linus“, riefen wir ihm immer wieder zu und schwitzten dabei bald mehr als er.
Tatsächlich sollte er sich ins Ziel retten und diese tolle Tour mit einem zweiten Tageserfolg abschließen. Im Sprint des Feldes sicherte sich Jonas noch einen famosen dritten Platz.
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Die „Tour de Gerdemann“, wie die Süddeutsche titelte, konnten wir jedenfalls als vollständigen Erfolg verzeichnen.
Zwei Etappensiege, Platz 4, 9 und 18 in der Gesamtwertung, bestes Team und mit Gerdemann noch Dritter in der Bergwertung – besser hätte es fast gar nicht laufen können.
Zuletzt geändert von CharlesLoctin am 5.2.2005 - 20:33, insgesamt 1-mal geändert.

RotRigo
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Beitrag: # 211342Beitrag RotRigo
3.2.2005 - 22:13

Glückwunsch. Gerdemann rockt ;)

Ne aber im Ernst: Wieviel Zeit hast du eigentlich? Du hast jetzt in kürzester Zeit den AAR bis in den Juni getrieben.. man man man. Ganz schön fleißig!

Jedenfalls solltest du so weitermachen. Macht Freude zu lesen, ist nur gar nicht so easy hinterherzukommen bei dem Tempo :)

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Beitrag: # 211343Beitrag RotRigo
3.2.2005 - 22:16

Achso...Wer hat eigentlich den Giro gewonnen? Würde mich interessieren, weil ich ja bei meinem AAR (Werbung ;) ) grade kurz davor stehe...

oder hab ich das überlesen?

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 211346Beitrag CharlesLoctin
3.2.2005 - 22:29

Schön, dass noch einer mitliest. Ich bin mit dem AAR mittlerweile nicht mehr ganz so zufrieden, nachdem ich ein paar andere hier gelesen habe. Irgendwie fehlt die Hintergrundhandlung bei mir ein bisschen. Aber ich werde die Saison hier noch zu Ende erzählen und mir dann evtl. ein neues Konzept überlegen.

Dass ich soviel schreibe hat zwei Gründe:
a) ich bin Student und habe a priori viel Zeit. *g* (Okay, es geht gerade auf die Klausuren zu, da sollte ich vllt. mal anfangen was anderes zu tun...)
b) ich habe (leider) nicht viel Zeit darauf verwendet, die Rahmenstory auszubauen sowie das z.B. bei Dir oder Lancelot der Fall ist, daher geht das natürlich schneller voran, weil mehr Zeit zum Spielen bleibt.

Ich bin mit der Karriere im Spiel sogar schon im August, und hab auch die entsprechenden Berichte für den AAR schon geschrieben, poste es hier aber nur häppchenweise, damit es nicht noch schneller vorangeht hier.

Den Giro hat übrigens Simoni vor Cioni und Wadecki gewonnen (irgendwie war die Konkurrenz da etwas dünne, fand ich - wohl auch einen Grund für die gute Leistung Sellas). Ich habe das mehr oder weniger absichtlich nicht erwähnt, da ich mich in diesem AAR ja stark auf mein eigenes Team fokussieren möchte.

RotRigo
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Beitrag: # 211350Beitrag RotRigo
3.2.2005 - 22:48

aber es gibt viele AARs, die nicht so eine riesige Hintergrundstory haben...
Zum Beispiel Hoffis Brutales Geschäft... Er erzählt auch eigentlich hauptsächlich von den Rennen und es ist absolut klasse. Es kommt drauf an, wie man's schreibt und das machst du gut... Mach den AAR einfach so weiter...vorausgesetzt es macht dir Spaß.
Ich bin mir auch sicher, dass außer mir noch andere lesen. Sieht man ja daran, wie oft der Thread aufgerufen wird...
Als AAR-Schreiber muss man halt Kondition haben. Viele schreiben keine Kommentare, weil sie's nicht für nötig halten, was zu sagen, wenns ihnen gefällt.

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 211357Beitrag CharlesLoctin
4.2.2005 - 0:37

Danke für aufbauenden Worte. Mir macht das Schreiben im Augenblick schon viel Spaß und ich werde diese Saison ganz sicher im augenblicklichen Stil zu Ende schreiben. Dann wird man sehen, was sich entwickelt. Derzeit habe ich noch nicht die nötigen Punkte für meine Saisonziele also kann es durchaus sein, dass die Karriere am Ende des Jahres sowieso beendet ist...
Aber natürlich freut man sich schon, wenn man weiß, dass man es nicht nur zur eigenen Freude tut.

Was ich in diesem AAR bzw. in dieser Karriere mal anders machen wollte, war einfach mit einem kleinen und eher schwächeren Team zu versuchen zu bestehen. Eben etwas, wo man sich auch schon über eine Teilnahme an der Tour richtig freuen kann - die übrigens für mich ebenso wie die Giro-Einladung völlig überraschend kam. (Ist schon fast ein Bug, würde ich sagen. ;))

Dass hier keine weiteren Kommentare kommen, stört mich auch nicht weiter, weil ich selbst mehrere AARs lese, ohne dort zu posten.

Lancelot
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Beitrag: # 211362Beitrag Lancelot
4.2.2005 - 7:14

um Rotrigos These mal aufzugreifen. Manche finden es gar als störend in einen AAR hereinzuschreiben. Als ich anfing hat mich gewundert warum sich niemand äußert, siehe die ersten Seiten von Wunder gibt es immer wieder. I.d.R. kommen ein paar Antworten wenn du welche forderst.

Thema Backround - es gibt in der Tat AAR´s mit und und ohne. Grundsätzlich ist es Geschmackssache des Lesers was er favorisiert. Was Hoffi angeht mus ich Rot übrigens wiedersprechen. Hoffi berichtet im Moment fast nur über die Rennen, vor allem am Anfang und nach seiner Umstellung auf den 2004er hat er uns aber monatelang mit Backround hingehalten ohne das es gestört hätte. Backround muss nicht sein, kann sein. Manchem und ich zähle mich dazu, ist das lesen von reinen Spielergebnissen (also mehr oder weniger die reine Auflistung von Daten) auf Dauer zu langweilig. Wird das Spiel aber zur Nebensache ist das auch nicht gut (ich befinde mich selbst gerade in großer Gefahr das es so wird).
Andere werden jetzt klar wiedersprechen und sagen sie mögen das nicht und wollen es lieber kurz und knapp. Die Kunst besteht einfach darin es möglichst vielen Recht zu machen.
"Lohnt es sich denn?" fragt der Kopf.
"Nein, aber es tut so gut!" antwortet das Herz.

Autor: unbekannt

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Beitrag: # 211482Beitrag CharlesLoctin
4.2.2005 - 18:07

09. Juni 2004

Nachdem wir allen Fahrern erst einmal ein paar Tage freigeben hatten, nahm ein Teil der Mannschaft das Training heute wieder auf, während der Rest mit Werner und Lodmund, unserem Masseur nach Spanien geflogen war, um dort wieder Kraft zu tanken.
Für den Juni stand überhaupt bei der gesamten Mannschaft nur leichtes Konditions- und Krafttraining auf dem Programm, bevor es dann im Juli mit Tour de France, Portugal-Rundfahrt und dem Grand Prix von Gexto wieder richtig rund gehen sollte.

15. Juni 2004

Jetzt hatten die ASO und die anderen Organisatoren der Grand Touren also doch ihren Willen gegen die UCI durchgesetzt. Die ProTour würde vorerst nicht kommen.
Diese Meldung wurde heute von einem UCI-Sprecher zähneknirschend bekannt gegeben.
Für uns waren das natürlich eher tolle Nachrichten, denn eine ProTour-Lizenz hätten wir wohl kaum bekommen und als Team zweiter Klasse wie es sich die UCI vorgestellt hatte, wäre es sehr schwer gewesen einen Startplatz in einem renommierten Rennen zu bekommen.
Gott-sei-Dank hatten die Leiter der großen Rundfahrten Tour, Giro und Vuelta Angst vor einem möglichen Machtverlust gehabt und daher Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, dieses Projekt erstmal zu stoppen.
Da auch viele der großen Rennen in Frankreich, Italien und Spanien von den Organisatoren dieser Veranstaltungen gemanagt werden, blieb dem Radsportverband schließlich keine andere Wahl als nachzugeben.
Ob und wann die ProTour dann doch noch kommen sollte, stand vorerst in den Sternen.

22. Juni 2004

Werner ist heute mit unserem Tour-Aufgebot bereits nach Frankreich aufgebrochen. Man will sich dort schon einmal mit den Bergen bekannt machen und ein paar Einheiten in den Alpen abhalten.

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Saint Jean de Maurienne, 23. Juni 2004 Am Anfang der Saison kannte kaum einer im Radsport-Geschäft den Namen Fresenius, die Namen Daniel Schwatzinger und Alexander Klein waren gänzlich unbekannt und auch von den Fahrern des neuen Teams Fresenius – Intersport hatten nur wenige Fachleute schon etwas gehört.
Doch nach einer starken Saison bei der unter anderem Kapitän Emanuele Sella die Nachwuchswertung als bester Fahrer unter 25 beim Giro für sich entscheiden konnte, hat sich der Name dieses Teams wohl auch bis zur ASO, den Verantwortlichen der Tour de France herumgesprochen und man nominierte die deutsche Mannschaft neben RAGT Semences als einziges GSII-Team für das größte Radrennen der Welt.

Sella, der beim Giro so bravourös die Gipfel erklommen hatte, wird zwar nicht am Start sein, aber Trainer Werner Adolph, der derzeit seiner Truppe in den französischen Alpen den letzten Schliff verpassen will, glaubt sich durchaus in der Lage auch in Frankreich für Schlagzeilen zu sorgen.

Das Team besteht dabei aus den drei deutschen Startern Linus Gerdemann, der zuletzt die Deutschlandrundfahrt geprägt hatte, Timo Hallerbach und Torsten Hiekmann, sowie den beiden Sprintern Graeme Brown (AUS) und Jonas Holmkvist (SVE), den Bergfahrern Fabio Gilioli (ITA), Kristjan Fajt (SLV) und Jukka Vastaranta (FIN) und dem jungen Cousin des großen Michele Bartoli, Claudio.

01. Juli 2004

Bei den deutschen Meisterschaften mussten wir heute mal wieder sehen, dass wir trotz unserer zuletzt gefeierten Erfolge noch einen weiten Weg zu Topp-Teams wie T-Mobile oder Gerolsteiner hatten.
Im Konzert der Großen blieb uns immerhin ein achter und ein neunter Platz für Linus und Torsten. Meister wurde Fabian Wegmann von Gerolsteiner vor Enrico Poitschke.

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CharlesLoctin
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5.2.2005 - 17:27

Tour de France

03. Juli 2004

Kichernd wie die kleinen Jungs albern Daniel und ich im Startbereich des Tour-Prologs in Liege rum.
Bei unseren Fahrern hingegen eine ganz andere Stimmung, vor allem Timo und Jukka scheinen vor Anspannung fast zu zerplatzen. Endlich darf Jukka als erster auf die Strecke. Seine Zeit ist indiskutabel, aber dafür ersetzt jetzt Ärger über die schlechte Leistung sein Lampenfieber. Morgen wird’s besser gehen, denke ich.
Überhaupt kann keiner unserer Fahrer eine nennenswerte Zeit erreichen. Bester Fahrer ist mit 52 Sekunden Abstand auf den Sieger Armstrong schließlich mal wieder Linus. Jukkas Zeit wird ihm letztendlich den letzten Platz bescheren, aber auch Claudio, Fabio und Timo liegen nicht viel besser.
Aber wir sind dabei. Bei der Großen Schleife! Und das ist eigentlich schon bevor es richtig los geht Erfolg genug.

04. Juli 2004

Schon vom Start weg merke ich, dass das hier von einem ganz anderen Kaliber sein soll als eine Deutschland-Runde. Das Tempo, was im Feld vorgelegt wird, ist unglaublich hoch und unsere Jungs müssen ihre gesamte Kraft aufbringen, überhaupt im Feld zu bleiben. Leider schaffen es nur vier von ihnen bis ins Ziel, sich am Rockzipfel des Pelotons festzukrallen.

Zum Sprint können Graeme, Linus und Jonas dann zwar noch einmal zur Spitze fahren, aber gegen die Boonens, Zabels und Hushovds bleiben sie chancenlos.
Oscar Freire gewinnt, Graeme wird immerhin noch 21ter.

05. Juli 2004

Heute lief es schon etwas besser, nur Jukka, Fabio und Claudio konnten das Tempo des Feldes wieder nicht halten.
Dafür sprang im Sprint ein 18ter Platz Jonas’ raus, der Sieger hieß wieder Freire und übernahm damit auch das gelbe Trikot.

07. Juli 2004

Nachdem der gestrige Tag ähnlich schlecht wie schon die ersten drei für uns verlaufen war, stand heute das Mannschaftszeitfahren auf dem Plan und wir mussten als bisher schlechtestes Team zuerst auf die 65km. Eventuell einen Platz gut machen, mehr konnten wir heute nicht hoffen.

Nun ja, um es kurz zu machen: Wir verloren über vier Minuten auf den Sieger US Postal und wurden damit letzter, aber immerhin erreichten wir das Ziel zu neunt.

13. Juli 2004

Auch die Tage nach dem Mannschaftszeitfahren verliefen wenig erbaulich für unsere Truppe, meist hatten wir alle Hände voll zu tun, den Anschluss ans Peloton zu halten und außer einigen Top20-Platzierungen durch Graeme und Jonas sprang nicht viel Zählbares heraus.

Da es nun eh fast schon nicht mehr schlechter für uns laufen konnte, hatten wir dann heute Morgen, einen Tag bevor mit dem Zentralmassiv die ersten Berge warteten, den Entschluss gefasst, es mal in einer Ausreißergruppe zu probieren. Mitgehen sollte, wer die besten Beine habe.

Es war dann unser australischer Sprinter Graeme, der sich wohl am besten fühlte und zusammen mit seinem Landsmann Allan Davis sowie Marco Fertonani und Kevin De Wert nach ca. der Hälfte der Etappe die Flucht wagte.

Zunächst sah es so aus als würden wir Erfolg mit der Taktik haben, denn im Feld schien keine Mannschaft Interesse an einer Aufholjagd zu zeigen. Doch gegen Ende wurde es natürlich wieder richtig schnell, aber noch konnten unsere Fahrer mitgehen, nur Torsten sah ziemlich fertig aus.

Doch obwohl der Vorsprung der Ausreißer immer kleiner wurde, war ca. 10km vor dem Ziel klar, dass es reichen würde. Es blieb die Frage, ob sich Graeme gegen den starken Sprinter Davis behaupten könnte, doch dann war es Kevin De Weert, der mit einem Antritt für die Entscheidung sorgen sollte, denn zwar konnten Fertonani und auch Graeme folgen, doch Davis musste reißen lassen.
Auf der Zielgeraden setzte sich Graeme dann locker gegen die beiden anderen durch und wir feierten wohl den Coup des Jahres: Etappensieg bei der Tour de France – Incroyable!

14. Juli 2004

Alles, was ich bisher hier mitbekommen hatte, sollte nichts sein, gegen das, was die Franzosen heute an ihrem Nationalfeiertag boten.
Überall waren tausende von Fans an die 237km lange Strecke gekommen und motivierte die Fahrer auf dieser ersten Bergetappe so richtig.
Für uns sollte es wieder ein ganz harter Tag werden, denn die Spitzenteams von Armstrong, Ullrich und Basso drückten schon früh mächtig aufs Tempo. Ein kleiner Glücksfall für uns war der Plattfuß Cunegos, der Saeco dazu brachte, die Tempoarbeit in der Gruppe hinter den Favoriten zu machen, in die immerhin auch noch Linus und Kris steckten. Zudem saß in dieser Gruppe auch noch der aktuelle Spitzenmacher Danilo Hondo, dessen Gerolsteiner natürlich auch Interesse daran hatten, sein Trikot zu retten, so dass unsere beiden Fahrer sich nur hinten dran klemmen brauchten.

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Gerdemann im Gespräch mit Oscar Freire im grünen Trikot,
vorne Damiano Cunego, im Hintergrund Danilo Hondo im Maillot Jaune


Hinauf zum Col de Néronne zerfiel diese Gruppe dann jedoch und Kris konnte den besten Leuten um Damiano Cunego nicht mehr folgen, setzte sich aber immerhin in einer Verfolgergruppe mit Oscar Freire fest, während sich Linus scheinbar in den Kopf gesetzt hatte, den Saeco Leuten auf den Fersen zu bleiben.

Im Tourfunk wurde es mittlerweile richtig laut, von unseren Leuten war dort allerdings schon lange nichts mehr zu hören. Stattdessen galt die ganze Aufmerksamkeit jetzt den Favoriten. Der junge Franzose Moncoutie hatte attackiert, gefolgt von Basso, Perez Fernandez, Totschnig und Chavanel. In der Verfolgung sah sich Armstrong alleine gleich T-Mobile-Fahrern um Vino, Klöden und Ullrich gegenüber.

Am letzten Anstieg fuhren wir dann direkt hinter der Gruppe mit Cunego und Linus und ich rief immer nur wieder: „Bald hast Du es geschafft. Bleib dran!“
Und dann hatte er es geschafft nur wenige Meter hinter Damiano Cunego überquerte Linus als 48ter glücklich die Ziellinie, sieben Minuten später kam auch Kris erschöpft aber zufrieden ins Ziel. Gewonnen hatte Ivan Basso, der damit auch das gelbe Trikot übernahm. Armstrong wurde vierter und Ullrich neunter.

Lifetec
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Beitrag: # 211694Beitrag Lifetec
5.2.2005 - 18:09

Ich muss dir wirklich mein größtes Lob aussprechen. Ein wirklich unglaublicher AAR, jedoch bin ich noch auf Seite 1 mit dem Lesen :oops:

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 211737Beitrag CharlesLoctin
5.2.2005 - 20:32

Danke, Lifetec. :)

15. Juli 2004

Dieser Linus ist wie eine Wundertüte und immer wenn man denkt, heute habe er sich von seiner besten Seite präsentiert, kann man fast wetten, dass er morgen noch einen drauf setzt.
Nachdem er gestern Abend noch restlos fertig wirkte, schien davon heute morgen nicht mehr viel übrig geblieben zu sein und als schon bald nach dem Start eine Fluchtgruppe ging, war er dabei.
Da auch sonst kein für die Gesamtwertung gefährlicher Fahrer dabei – in der Tat war Linus mit fast 20 Minuten Abstand auf Basso der bestplatzierte – ließ man die dreizehn Fahrer im Feld gewähren und so kam die Gruppe mit unglaublichen 14 Minuten Vorsprung ins Ziel in Figeac, wo sich Linus dann lediglich Gerolsteiner-Sprinter Olaf Pollack geschlagen geben musste und sich somit in der Gesamtwertung auf den 17ten Platz verbesserte und bei den Nachwuchsfahrern sogar auf Rang 4 kletterte.

16. Juli 2004

In den Pyrenäen sollte es heute wieder richtig zur Sache gehen und schon vor dem Schlussanstieg nach La Mongie hatte sich das Feld in viele kleine Gruppen zerschlagen. Während vorne die Ullrichs und Armstrongs zum nächsten Schlag um die Gesamtwertung ausholten, hatten wir mit Fabio, Kris und natürlich wieder Linus immerhin noch drei Fahrer in der zweiten Verfolgergruppe, während der Rest im eigentlichen Peloton saß.

Zwar büßte Linus heute wieder einige Plätze ein, die er am Vortag gewonnen hatte, aber wir waren dennoch ziemlich zufrieden mit der Etappe, die letztlich von Lance Armstrong gewonnen wurde, der jetzt nur noch drei Sekunden Rückstand auf Ivan Basso hatte.

17. Juli 2004

Schon nach den ersten von heute sechs anstehenden Bergwertungen war klar, dass es heute noch anstrengender als gestern würde. Bereits jetzt hatte sich hinter sieben Ausreißern um Andreas Klöden eine starke Verfolgergruppe mit ca. 50 Fahrern angeführt von Armstrongs US Postal-Team. Immerhin hatte auch Linus den Anschluss gefunden, während Kris in einer vierzehn Mann großen Gruppe dahinter steckte.

Allein als am Col de la Core dann wieder die Post abging fiel Linus zusammen mit Fahrern wie Thomas Voeckler oder Tom Danielson zurück, aber auch ein Damiano Cunego konnte das Tempo vorne nicht mehr halten.

Am Col d’Agnes hatte sich an der Spitze eine Gruppe mit Armstrong, Basso, Perez Fernandez, Ullrich, Vino, Moreau und Nozal gebildet, Linus war mit dem Italiener Ciono eine Zweckgemeinschaft eingegangen und lag 45ter Stelle drei Minuten vor einer 20 Fahrer umfassenden Gruppe mit Torsten, Jonas, Kris und dem heute relativ starken Jukka.

20. Juli 2004

Auch auf der heutigen Bergetappe in den Alpen bot sich das uns schon vertraute Bild. Während Basso, Armstrong und Ullrich vorne um das gelbe Trikot fochten, war unser bester Mann mal wieder Linus, der mal wieder in einer Gruppe mit Cunego saß, als nächstes 16 Fahrer mit Kris und dahinter eine große Gruppe mit dem Rest unserer Leute.

Am Côte de Chalimont, während Armstrong vorne mal wieder einen Angriff lancierte, schaffte es Linus tatsächlich sich in der Verfolgergruppe zu halten, während ein Cunego abreißen lassen musste – für uns schon eine kleine Sensation.

Am Ende der Etappe sollte Linus zwar über zehn Minuten Rückstand auf Etappensieger Armstrong haben, aber fast zwei Minuten Vorsprung auf einen Julich und gar drei Minuten auf Cunego.

22. Juli 2004

Nachdem unsere Fahrer beim gestrigen Bergzeitfahren solide, wenn nicht gar gute Leistungen abgegeben haben, wobei Linus und Kris weniger als zwei Minuten auf den Dominator Armstrong einbüßten, müssen sie sich heute ein letztes Mal durch die Berge quälen und auch wenn wir von einer Toppplatzierung wie beim Giro weit entfernt sind, so können wir schon jetzt voller Stolz auf unsere erste Tour zurückblicken bei der wir einen Etappensieg verbuchen konnten und aller Voraussicht nach sogar zu neunt auf den Champs Elyesées einlaufen werden.

Für heute hatte sich Fabio, der bislang mit seinem Abschneiden sehr unzufrieden war, noch mal etwas vorgenommen und war mit vier anderen Fahrern – u. a. dem RAGT-Fahrer Mutschler – bereits am Glandon dem Feld enteilt.

Bei Kilometer 109 kam es dann wie es kommen musste: Zu früh gefreut – Torsten, der seit einem Sturz vor ein paar Tagen heute morgen schon etliche Male über starke Schmerzen im Brustbereich geklagt hatte, konnte nicht mehr und musste aufgeben. Gebrochene Rippe war die Diagnose. Wir litten alle mit ihm – so kurz vor Paris.

Bei den Favoriten machte Armstrong heute mit seinem sechsten (!) Etappensieg alles klar für die Gesamtwertung, während wir mit dem 38ten bzw. 39ten Platz Linus’ und Kris’ schon sehr zufrieden waren.

23. Juni 2004

Heute sollte es Timo sein, der unbedingt noch mal zeigen wollte, dass er mehr drauf hatte als sein 141ter Platz vermuten ließ, aber ich denke alleine das Alter, dass Jukka und ihn zu den jüngsten Tourteilnehmern der letzten Jahre machte, sollte genug über ihre unglaubliche Leistung aussagen.

Leider konnte sein Heldenmut aber auch heute nicht belohnt werden und er wurde erst von einem wieder einmal beherzt angreifenden Andreas Klöden und später sogar vom Feld überholt, in dem diesmal außer Claudio und Graeme die komplette Restmannschaft vertreten war.

24. Juli 2004

Das Zeitfahren am vorletzten Tourtag heute zeigte noch mal ganz deutlich woran wir noch arbeiten werden müssen – ein 71ter Rang Linus’ als unser bestplatzierter Fahrer spricht wohl Bände.

25. Juli 2004

Bei trotz wolkenverhangenem Himmel drückender Hitze wollten wir die Tour d’Honeur einfach nur genießen und es sollte einer der schönsten Tage des Jahres für mich werden. Mit unglaublich stolz geschwellter Brust „unser Team“ nach Paris zu bringen. Wer hätte davon vor nur einem Jahr auch nur zu träumen gewagt?

Im Zielsprint hatten wir dann erwartungsgemäß wenig Chancen, aber immerhin landeten Graeme, Linus und Jonas noch unter den besten 25.

So wurde Lance Armstrong zum historischen sechsten Mal Tour de France Sieger und wir waren nicht nur live dabei, sondern sogar mittendrin.
Das Bergtrikot hatte sich Andreas Klöden mit etlichen Attacken gesichert, während sich der „Kannibale“ Armstrong auch die Punktewertung vor Danilo Hondo geholt hatte.
Bestes Team war T-Mobile.

Das Fazit unserer ersten Tour de France:
Bestplatzierter und siebtbester Nachwuchsfahrer mit Linus Gerdemann, einen Etappensieg durch Graeme Brown und einmal Zweiter durch Linus, und auch in der Teamwertung hatten wir den letzten Platz noch an Mr.Bookmaker abgeben können.
Wäre Torsten nicht vor drei Tagen ausgestiegen, wäre es perfekt gewesen, aber auch so war es toll.

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 211917Beitrag CharlesLoctin
6.2.2005 - 18:05

28. Juli 2004

Scheinbar war auch die Mannschaft mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden und glaubte an eine Verlängerung unserer Sponsorenverträge, denn heute unterschrieb mit Perez Cuapio der erste Fahrer bis 2006 und auch Torsten Hiekmann wollte im Laufe der Woche Verhandlungen über eine Vertragsfortsetzung aufnehmen.
Inzwischen war Daniel mit sechs Fahrern nach Portugal unterwegs, um dort unseren Hauptsponsor Intersport zufrieden zu stellen. Denn uns war klar, dass wir vor allem von der Gunst Fresenius’ und eben Intersports abhängig waren, wenn wir auch im nächsten Jahr noch im Profisport mitmischen wollten.

30. Juli 2004

Heute wollte ich unbedingt einen Top5-Platz beim Grand Prix von Gexto erreichen, denn das war die Vorgabe der Sponsoren. Zu unserem Glück befanden sich Sella und Muehlhauser in Höchstform und ich bangte eigentlich nur noch darum, bloß nicht den entscheidenden Angriff zu verpassen.
Aus dem nahen Portugal hatte ich gestern Abend immerhin noch erfahren, dass unsere Chancen auf einen Etappensieg wohl recht gut standen, bereits auf der ersten Etappe, war Ruben Bongiorno nur knapp am Italiener Strazzer im Sprint gescheitert.
Sollten wir hier in Gexto also den gewünschten Platz in den Top5 erreichen, standen unsere Karten bei den Sponsoren wohl endgültig wieder hoch im Kurs.

Für die nur 159km lange Strecke hatte ich mir eine offensive Taktik zurecht gelegt- Für frühe Attacken sollten Bartoli und Holmkvist bereit stehen, später dann Vastaranta oder Fajt und am letzten Berg sollte dann wenn möglich Emanuele oder Matze attackieren.

Zunächst blieb es jedoch recht ruhig im Feld, bis dann am vorletzten Anstieg sich Jukka fast aus Versehen einen kleinen Vorsprung rausfuhr. Jetzt probierte er alles, doch er wurde wieder geschluckt. Nun hieß es noch mal Tempo rein in den letzten Anstieg und Augen offen halten.
5km unterhalb der Ziellinie war es dann soweit, die Favoriten attackierten. Zum Glück hatte Emanuele aufgepasst und setzte sich schnell an die Spitze einer siebenköpfigen Gruppe. Zwei zuviel, er musste jetzt alles geben, wenigstens zwei Fahrer soweit zu zermürben, dass sie am Ende keine Kraft mehr hatten.
Es blieb spannend bis zum Schluss, aber auch wenn sich Emanuele am Ende dem Spanier Cesar Veloso geschlagen geben musste, hatten wir unseren zweiten Platz.

Im Zielbereich erhielt ich dann die nächste gute Nachricht aus Portugal. Bongiorno hatte die zweite Etappe im Sprint triumphiert, auch Intersport war zufrieden. Jetzt brauchten wir wohl nur noch eine Toppplatzierung dieses Jahr, um sicher zu stellen auch im nächsten Jahr wieder dabei sein zu dürfen im Kreis der Großen.

Aber nicht nur die Sponsoren und wir waren glücklich, auch im eigenen Land schien man uns langsam als gutes Team wahrzunehmen, denn Alex hatte mir ein paar Tage zuvor mitgeteilt, dass wir nun auch eine Einladung zu den HEW Cyclassics in Hamburg erhalten hatten! Unser erstes Weltcuprennen und das im eigenen Land.
Alles schien perfekt.

01. August 2004

Dass auch der Teamgeist wirklich exzellent geworden war, zeigte sich heute als unser einziger Sprinter im Aufgebot, Jonas, einen Platten hatte. Ohne dass ich Anweisungen geben musste, ließen sich Jukka, Brett und Claudio zurückfallen um Jonas wieder ans Feld heranzuführen.
Ich hatte schon Angst, dass die vier beim hohen Tempo des Klassikers es nicht schaffen würden, aber in einer ausgezeichneten Leistung holten sie den auf über drei Minuten angewachsenen Rückstand fast wieder auf. Leider aber nur fast. Die letzten 900 Meter blieben dann ein schier unüberwindbares Hindernis – dennoch Hut ab vor dieser famosen Teamarbeit.

Vorne hieß es jetzt Flucht nach vorne, wenn wir noch eine Chance auf eine gute Platzierung haben wollten.
Am letzten Anstieg den Waseberg hinauf, gab Emanuele dann Vollgas und es sah zunächst so aus als könne er sogar einen Rebellin oder Hincapie stehen lassen, doch die beiden kamen noch einmal zurück und so flog eine Dreiergruppe mit Rebellin, Hincapie und Sanchez Gonzalez dem Ziel entgegen, gefolgt von Sella. Doch der Abstand zum Feld sollte für Emanuele zu klein sein und im Sprint hat er deutliche Defizite, aber immerhin hätte es fast geklappt… Das wirklich Schlimme war wohl, dass er als 26ter just um einen Platz an unseren ersten Weltcup-Punkten vorbeischlidderte.

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04. August 2004

In Portugal lief es weiter gut für uns. Zwar hatte Linus mittlerweile die Trikots mit Gustav getauscht (der trug jetzt gelb, während Linus in weiß unterwegs war), aber beide lagen noch immer in Front und es kamen keine Bergetappen mehr. Zweimal wurde das Profil noch ziemlich wellig und am letzten Tag gab es ein Zeitfahren, aber ein erster Rundfahrtsieg schien durchaus im Bereich das Möglichen, zumal Gustav zu den besten Zeitfahrern im Feld zählte.

Ich bereitete mich inzwischen mit dem Rest des Teams auf die vier italienischen Eintagesrennen vor, die in zwei Wochen auf dem Programm standen.

07. August 2004

Bereits am Morgen hatte mir Alex, die ersten positiven Neuigkeiten des Tages bekannt gegeben: Graeme Brown hatte den Vertrag in unserem Stall bis 2006 verlängert und was vermutlich noch wichtiger war, auch unser Kapitän Emanuele Sella hatte einen Vertrag über dieselbe Laufzeit unterschrieben. Damit hatten wir schon einen guten Kern schon einmal zusammen.
Scott Davis hatte eine Verpflichtung über das Jahr 2004 hinaus zunächst einmal abgelehnt und bei einem gemeinsam Treffen Alex’, Daniels, Werners und mir hatten wir vor kurzem auch eine Vertragsverlängerung Claudio Bartolis ausgeschlossen. Als Siegfahrer kam er nicht in Frage und als Helfer fehlte er einfach zu oft in den entscheidenden Moment. Es mag sein, dass ihn seine Verletzung in Nokere daran gehindert hatte uns mehr zu zeigen, aber wir waren nicht überzeugt davon, dass er unser Team entscheiden weiterbrachte.

Aus Portugal kam dann am späten Nachmittag die nächste gute Nachricht.
Gustav Larsson hatte Killerinstinkt und wahre sportliche Größe zugleich bewiesen. Am letzten Anstieg nach Favaios hatte er erneut angegriffen und war an sämtlichen enteilten Fahrern vorbeigezogen und schon schien es, dass er seinem ersten Saisonsieg vom Vortag einen zweiten folgen lassen würde als er quasi auf der Ziellinie dem bravourös gefahrenen Schweizer Fabian Jeker noch vorbeiwinkte um ihm den Sieg zu schenken.
Wie es aussah, hatten wir auch beim Charakter unserer Fahrer einen guten Griff getan.
Vor dem morgigen Zeitfahren hatte Gustav jetzt einen komfortablen drei Minutenvorsprung auf seinen stärksten Konkurrenten Felix Cardenas und den sollte er im Zeitfahren zudem sicher im Griff haben.
Linus war unterdessen leider auf den 16ten Platz zurückgefallen, aber ich glaube, sonst wäre er mir auch endgültig unheimlich geworden.

08. August 2004

Unser Gustav hatte die Portugal-Rundfahrt nicht einfach gewonnen – er hatte sie dominiert. Im heutigen Zeitfahren war er nur vom Spanier Angel Casero um vier Sekunden geschlagen worden und auch Matveyev hatte noch einen tollen vierten Platz erreicht.
Larsson hatte somit sowohl die Rundfahrt als auch das Berg- und das Punktetrikot gewonnen(!) und war ganz nebenbei (natürlich) noch bester Jungprofi geworden.
In der Teamwertung hatten wir Rang vier inne und mit vier Etappensiegen durften wir unseren Saisonhöhepunkt Portugal-Rundfahrt als phänomenalen Triumphzug werten.

Ganz nebenbei bemerkte durch unseren zehnten Saisonsieg auch, dass wir hinter den Italienern von Acqua & Sapone auf einem Aufstiegsrang rangierten! Wenn wir so weiter machen konnten, erhielten wir für die nächste Saison eine GS1-Lizenz – dann konnten unsere Sponsoren uns doch eigentlich gar nicht mehr fallen lassen, oder?

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 211972Beitrag CharlesLoctin
7.2.2005 - 2:32

15. August 2004

Ich saß gerade spät abends noch im Büro und ging unsere Termine für September durch als es an der Tür klopfte und Timo rein kam.
„Hallo Timo, was kann ich für Dich tun?“
„Guten Abend, Oliver“, wir hatten unseren Fahrern gleich am Anfang der Saison das „Du“ angeboten – zum einen, weil sowieso englisch unsere Teamsprache war und zum anderen, weil die Kerle ja teilweise älter als wir waren – „Werner hat mir gestern erzählt, dass Ihr mich noch mal Ende Oktober in Japan groß in Szene setzen wollt…“
„Das hast Du jetzt erst erfahren, Timo? Ja, das ist korrekt, mit Alejandro und David sollst Du da sogar zu unseren Spitzenleuten gehören. Stimmt was nicht damit?“
Ich war etwas verwundert, eigentlich war ich davon ausgegangen, dass alle Fahrer schon von Beginn der Saison an wussten, bei welchen Rennen wir auf sie setzten.
„Nee, is schon in Ordnung.“ fuhr Timo etwas zögerlich fort, „es is nur so...ich weiß nicht…ich fühl mich halt n bissl schlapp. Da waren schon ein paar ganz große Nummern dabei in dieser Saison.“ Er machte eine Pause und sah mich erwartungsvoll an, aber ich wollte erstmal wissen, was er denn nun eigentlich von mir wünschte. Also fuhr er nach ein paar Momenten der Stille fort: „Naja, ich weiß, dass das jetzt vielleicht ein bissl viel verlangt. Aber wäre es möglich, dass ich mal für ein paar Tage vom Training aussetzen könnte?“
„Pass auf! Du bist jetzt Profi, kein Amateur mehr. Du lebst von Deinem Sport und machst ihn nicht nur einfach so aus Spaß, mal ebenso und nebenbei.“ Ich konnte sehen wie Timo am liebsten aufgestanden und weggelaufen wäre. „Aaaaaber! In diesem Beruf gibt es genau wie in jedem anderen auch – bezahlten – Urlaub. Vielleicht nicht ganz so viel wie in anderen Berufen aber es gibt ihn.“ In seinem Gesicht wechselten sich jetzt Erleichterung und Angespanntheit ab. „Außerdem: Was bringt es uns, wenn Du für uns an den Start gehst und nach der Hälfte schlapp machst, weil Du total ausgepowert von der Saison bist? Eben. Was hältst Du davon, wenn ich mal ein bisschen schaue, ob ich nicht irgendwo im Süden ein schönes Hotel finde, wo Du nebenbei noch ein bisschen in Form bleiben kannst? Klar, ich erwarte jetzt nicht von Dir, dass Du in Deinem Urlaub groß trainierst, aber eben einfach täglich eine Stunde schwimmen oder so. Am besten sprichst Du morgen noch mal mit Lodmund, damit er Dir ein kleines Programm zusammenstellt, mit dem Du Dich gut erholen kannst.“
Timo war total überrascht, das konnte man sehen, das brauchte nicht zu sagen. „D.dd…danke! Das is wirklich nett.“ war das einzige, was er noch herausbrachte bevor zur Tür rausstürmte.

Ich grinste in mich hinein. So leicht kann man einen Jungen glücklich machen und für uns war es ja auch die beste Lösung.
„Hmm, Urlaub, Ende des Monats steht für uns eh nicht mehr viel auf dem Programm“, dachte ich nach. „Vielleicht sollte ich mir auch mal ein paar Tage gönnen.“

17. August 2004

Während Timo schon im Flugzeug nach Griechenland saß, hatte ich heute mit Daniel abgeklärt, dass er beim Grand Prix Ouest France – Plouay alleine das Team begleiten würde. Ich hatte vor vom 23. August bis Anfang September ein paar Tage zum Entspannen an die Nordsee zu fahren.

21. August 2004

Bei den Rennen in Italien war es ziemlich gut für uns gelaufen. Beim Tre Valle Varesine hatte sich ein stark fahrender Sella einen zwölften Platz gesichert, beim Coppa Agostoni wurde er siebter und auch beim 251km langen Coppa Bernocchi konnte er mit seinem 17ten Platz zufrieden sein.
Beim Grio del Veneto konnten wir Emanuels fünfzehntem Rang, dann sogar noch die Positionen 20-22 durch Linus, Gustav und Jukka beisteuern.

29. August 2004

Auch auf der beschaulichen Nordseeinsel Amrum gab es Videotext, aber ich wollte mich natürlich lieber persönlich über den Stand der Dinge informieren und hatte auch keine große Lust meinen ganzen Urlaubstag vor dem Fernseher zu verbringen.
Also rief ich ab und zu mal Daniel auf dem Handy an und informierte mich über den Rennverlauf. Ein großer Aufreger sollte s für mich nicht werden, immerhin Torsten holte sich einen recht beachtlichen siebzehnten Platz bei dem langen Rennen.

Als mir Daniel aber von 35°C erzählte, war ich endgültig sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben. Zwar war es auch hier in der Nordsee viel zu warm für die Jahreszeit, aber eine steife Brise und die gute Meeresluft ließen das viel erträglicher erscheinen.
Schon jetzt gruselte mich vor den Rennen in Italien, die uns im September noch bevorstanden.
Leider war es übermorgen mit meinem Urlaub hier vorbei und bereits in vier Tagen musste ich in Südtirol unser Team zum Grand Prix Melinda betreuen.

02. September 2004

In Temperaturen in Italien waren fast noch schlimmer als ich erwartet hatte, aber immerhin Torsten schien das zu gefallen und er konnte seinen siebzehnten Platz von Plouay wiederholen, zwei Positionen vor Perez.
Zum Glück hatte ich Daniel überreden können, statt meiner das Team zum Romagna-Grio zu begleiten.

15. September 2004

Irgendwie hatte man bei uns das Gefühl, dass wir die Saison bereits langsam ausklingen lassen würden, dabei hatten wir noch mindestens zwei wichtige Rennen vor uns. Den Grand Prix der Nationen – das so traditionsreiche Zeitfahren, das in den letzten Jahren leider immer mehr an Bedeutung hatte einbußen müssen – und das Saisonfinale in Japan.
Zudem stand ja auch noch die Weltmeisterschaft vor der Tür, auch wenn bis jetzt keiner unserer Fahrer in den WM-Kader berufen worden war, aber zumindest auf Abruf sollten einige bereit stehen.

Dennoch verging der Anfang des Septembers sehr gemächlich für uns, die wir mittlerweile alle an Hektik, ständige Flüge quer durch Europa, unbequeme Hotelbetten und kurze Nächte gewohnt waren. Immerhin mein Fremdsprachenschatz hatte sich deutlich aufgebessert. Mein Englisch und Französisch waren mittlerweile besser als noch zu Schulzeiten und sogar ein paar Fetzen Schwedisch, Spanisch und Italienisch hatte ich aufgeschnappt. Nicht genug, um damit flirten zu können, aber ausreichend um Ruben ein „Venga, venga!“ zuzurufen.

Wir nutzten die Ruhetage, um schon einmal mit ersten Planungen für die nächste Saison zu beginnen. Wir lagen mit relativ großem Abstand zum viertplazierten Costa de Almeria Rennstall auf Position 2 der GSII-Teams und waren somit ziemlich sicher nächste Saison ein GS1-Rennstall.
Wie wir innerhalb nur eines Jahres aus vier Radsportverrückten und einer Idee ein solches Unternehmen hatten machen können, war uns selbst etwas schleierhaft, aber umso schöner.

Doch damit der Traum nicht kurz vor seiner Erfüllung noch platzen sollte, war es jetzt an der Zeit wichtige Grundlagen zu schaffen.
Zunächst klärte Alex uns über den recht positiven Kontostand auf. Wir hatten noch genug Geld übrig, um nächste Saison auch mit geringeren Sponsoreneinnahmen leben zu können – auch wenn wir ob unseres Erfolges natürlich insgeheim auf eine Erhöhung der Beträge hofften.
Allerdings hatten wir auch gesehen, dass wir unseren Kader wohl aufstocken werden müssen. Als GSI-Team war eine Einladung zum Giro oder zur Tour nächstes Jahr noch wahrscheinlicher und wir wollte nicht noch einmal so improvisieren müssen.
Klar, unsere Ergebnisse dort waren auch diese Saison toll gewesen, aber viele der Fahrer waren danach total platt gewesen und ich bin mir sicher, hätten wir diese Rundfahrten von Beginn an in unsere Planung aufgenommen, wären wir noch erfolgreicher gewesen.

Des Weiteren plante wir auf Kopfsteinpflaster stärker zu werden, denn mit Timo hatten wir hierfür eigentlich einen guten Mann im Team, aber leider konnte sich der Rest des Teams wohl gar nicht mit dem holprigen und gefährlichen Belag anfreunden. Vielleicht sollten wir uns mal in Belgien umschauen.
Überhaupt – auf wen würden wir nächstes Jahr setzen? Davis und Bartoli waren schon so gut wie weg, auch Brett Lancaster hatte uns eigentlich alle ziemlich enttäuscht und würde wohl keinen neuen Vertrag bekommen. Der Rest des Teams sollte unserer Meinung nach zusammenbleiben und wir würden alles daran setzen, sie zu halten. Aber in welchen Regionen würden wir nach Verstärkung Ausschau halten? Vielleicht mal einen richtigen Toppfahrer holen? Unser Budget würde das wohl zulassen, meinte Alex, selbst wenn die Sponsoren weniger als dieses Jahr zahlen würden. Aber wenn ein Star, dann musste es ein junger, aufstrebender sein, da waren wir uns einig. Michael Rogers wollte wohl nächste Saison weg von Quick Step, scherzte Daniel. Naja, vielleicht doch mindestens eine Liga darunter.
Andererseits hatten wir in einem Jahr genug Wunder erlebt, dass uns nichts unmöglich erschien.

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 212484Beitrag CharlesLoctin
9.2.2005 - 6:49

19. September 2004

Beim Grand Prix der Nationen Zeitfahren, unserem vorletzten Sponsorenziel, lief es dann besser als gedacht. Serhiy Matveyev, unser Oldie stellte mal wieder seine Klasse in dieser Disziplin unter Beweis und wurde nur von Sylvain Chavanel und Michael Rich geschlagen, Dritter. Auch Torsten kam nur eine Minute langsamer als sieber ins Ziel und Brett schaffte als elfter seine mit Abstand beste Saisonleistung.
Auch David als 17ter und Claudio auf Position 25 stellten uns und unsere Sponsoren mehr zufrieden.
Jetzt konnten wir endgültig für die Saison 2006 planen.

05. Oktober 2004

Nachdem wie erwartet außer Serhiy keiner unseres Teams bei den Weltmeisterschaften angetreten war – er wurde immerhin 15ter beim Zeitfahren – gingen wir jetzt in den saisonalen Endspurt.
Eröffnet worden war er heute in Spanien, wo Daniel mit sieben unsere Leute bei der Memorial Galera teilnahm.
Immerhin holte Timo seine drittbeste Saisonleistung als zehnter und auch Matveyev schien noch in weltmeisterlicher Form und wurde 14ter.

Das letzte Highlight unsere Saison sollte dann der Klassiker Paris – Tours in fünf Tagen sein für den wir überraschend eingeladen worden waren, aber an überraschende Einladungen hatten wir uns mittlerweile ja auch gewöhnt.

10. Oktober 2004

Bei herrlichem, allerdings für die Jahreszeit noch immer zu warmem Wetter, durfte ich heute unsere acht Fahrer um Timo Hallerbach und Alejandro Borrajo (unseren Spitzenfahrern für heute) bei diesem Klassiker betreuen.
Eine besondere Taktik hatte ich nicht ausgegeben, ich wollte einfach mal schauen, was die Jungs so im Laufe der Saison gelernt hatten.

Erstmal verhielten sie sich ganz geschickt und hielten sich bis ca. 60km vor dem Ziel aus allen Geplänkeln und Ausreißversuchen heraus, um dann als es mal wieder zum Zusammenschluss des Feldes mit einer Gruppe kam, plötzlich mit Serhiy einen Angriff zu lancieren. Nur Damiano Cunego konnte oder wollte mitgehen.
35km später war es dann zwar um die beiden geschehen, aber der Angriff hatte die Spitzenteams – allen voran T-Mobile – viel Kraft gekostet.
Kurz darauf versuchte es David noch mal und mit ihm gingen Boogerd, Hincapie und Rebellin, doch diesmal passte das Feld auf und ließ sie 10km vor dem Ziel nicht mehr wegkommen. Alles deutete auf einen Massensprint hin.

So kam es dann auch und da Borrajo und Ruben leider ziemlich platt am Ende des Feldes hingen, blieben wir chancenlos. Immerhin holte uns David mit Rang 24 die ersten zwei Weltcuppunkte der Vereinsgeschichte!

24. Oktober 2004

Viel hatten wir in diesem Jahr gesehen und jetzt sogar noch Japan! Das gesamte Team inklusive Kai, Peter, Lodmund und Teamarzt Udo Waldmann war mitgekommen. Lediglich Alex war nach Frankreich gereist, um sich dort schon mal mit ein paar interessanten Fahrern zu treffen.

Unsere Taktik für die Japan Trophy, die wir mit Alejandro, Timo, Torsten, Brett, Serhiy und David angingen, war mal wieder hauptsächlich auf Abwarten ausgelegt – 276km waren einfach zu lang, um zu früh im Wind zu fahren. Ab Kilometer 150 würden wir dann mal sehen, wie die Jungs drauf waren und dementsprechend reagieren.

Als wir dann 100 Kilometer vor dem Ziel mal einen Rundruf losschickten, meldeten lediglich Brett und Serhiy langsam in den roten Bereich zu kommen, die anderen behaupteten noch fit zu sein.
Daniel und ich entschieden, dass zunächst Torsten auf Ausreißer aufpassen solle, in den letzten beiden Runden sollten dann David und Timo freie Hand haben und falls es zum Sprint käme, wäre natürlich Alejandro unser Mann.

40 Kilometer später war es dann der frischgebackene Weltmeister Bradley McGee, der einen ersten ernstzunehmenden Angriff wagte, aber wie abgesprochen hing ihm Torsten sofort am Hinterrad. Allerdings konnten sie bereits wenig später am vorletzten Anstieg des Tages wieder gestellt werden.

Mit dem Ausgang des Rennens hatten wir dann nichts mehr zu tun, eine bereits relativ zeitig gegangene Gruppe, konnte nicht mehr gestellt werden und Di Luca gewann den Saisonabschluss, während David immerhin noch einen 15ten Platz in einer Verfolgergruppe erspurtete.

25. Oktober 2004

Saisonabschluss.
Was für ein Wahnsinnsjahr. Start beim Giro, der Tour und zwei Weltcuprennen, Sieg bei der Portugalrundfahrt und insgesamt zehn Triumphe. Dazu der Aufstieg in die erste Division hinter den beiden italienischen Truppen von Acqua & Sapone und Domina Vacanze.
Unser Bester Mann in der Weltrangliste war Gustav auf Position 188, gefolgt von Linus, der mit drei Saisonsiegen (zweimal bei der Deutschland-Tour und einmal bei der Portugal-Rundfahrt) unser erfolgreichster Fahrer wurde).
Phänomenal.
In einer Woche hatten wir zusammen mit unseren beiden Hauptsponsoren eine große Feier in Bad Homburg arrangiert bevor es für die meisten Fahrer erstmal in den Urlaub ging.
Inzwischen hieß es für uns fleißig auf dem Transfermarkt Ausschau zu halten.

Schließlich hatte Werner noch die brillante Idee, ein Jugendtrainingscamp für Dezember auf Mallorca anzusetzen, dort wollte er sich dann einen Überblick über die besten Fahrer unter den Jugendlichen machen und zu versuchen sie zu verpflichten.
Uns gefiel der Vorschlag sofort und wir hatten sogar die wage Hoffnung, dass unsere Sponsoren diese „Jugendförderung“ sogar bezahlen würden.
"Moi, cette foi, il va gagner le tour!"
Federico Bahamontes, der Adler von Toledo

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Orfeus
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Beitrag: # 212485Beitrag Orfeus
9.2.2005 - 8:33

Super AAR. So schnell eine Saison, super. Eine Sache habe ich aber: Es ist so super, aber vieleicht 2-3 Bilder mehr, dann wäre es Perfekt!^^

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T-MobileFan
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Beitrag: # 212500Beitrag T-MobileFan
9.2.2005 - 10:30

Sehr geiler AAR!

In 2 Seiten 1 ganze Saison beschrieben! Super!
Aber ich bin auch Orfeus Meinung, dass ein paar mehr Screens nicht schaden könnten.
Ob wir siegen oder verlieren, wir stehen immer hinter dir!

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CharlesLoctin
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Beitrag: # 212501Beitrag CharlesLoctin
9.2.2005 - 10:32

Okay, danke für Euer Lob, das mit den Screenshots werde ich mir zu Herzen nehmen für die neue Saison.
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Federico Bahamontes, der Adler von Toledo

Nozal
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Beitrag: # 212503Beitrag Nozal
9.2.2005 - 10:42

Du hast den frischgebackenen Weltmeister McGee erwähnt. Im EZF, oder? Wer hat den das WM- Rennen gewonnen?
Dirk for MVP

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