9.ETAPPE
Karsten Migels: Guten Tag zur Übertragung der neunten Etappe des Giro d´italia, von Firenze nach Ravenna über nur 142 Kilometer. Eine weitere Flachetappe mit einer möglichen Sprintentscheidung steht uns bevor, zwei Bergwertungen und eine Intergirowertung warten auf die Fahrer. Die äußeren Voraussetzungen sind wunderbar, 28 Grad Außentemperatur, leicht bewölkt, aber größtenteils Sonnenschein.
Ulli Jansch: Hier in der Reporterkabine, sind trotz Lüfter etwa 34 Grad, eine echte Bruthitze, die wirklich nur echte Profis durchstehen können, deshalb heute unser Gesprächsgast, Jens Heppner. Hallo, Jens, wie war erwartest du dir von der heutigen Etappe?
Jens Heppner: Hallo, alles andere als ein Sprint des großen Feldes wäre eine Überraschung, deshalb vermute ich, dass Fassa Bortolo alles dafür tun wird, dass der Sieger aus ihrer Mannschaft kommen wird.
UJ: Ob du recht behalten wirst, sehen wir in etwa einer Stunde, hier ein Blick auf das heutige Profil:
Da gibt es heute nichts besonderes, zwei kleine Anstiege und sonst flaches Terrain, perfekt für Fahrer mit schnellen Beinen.
KM: Ullrich, also?
UJ: Schnell, nicht dick.
KM: Der Start heute befindet sich in Ponte a Ema, dem Geburtsort von Gino Bartali, genau vor dem Museum, das die kostbaren Erinnerungen an den Rekord Sieger des Giros beherbergt.
UJ: Bereits nach wenigen Kilometern bildete sich heute ein Ausreißergruppe, die auch derzeit, 50 Kilometer vor dem Ziel das Rennen weiterhin bestimmt.
Zweimal Schnider, einmal mit i und mit y, befinden sich darin, die Belgier Detilloux, Marchial und Vierhouten, Verdugo wieder von Euskaltel, Laverde von Panaria und Ventoso von Saunier Duval, dem ehemaligen Rennstall von Joseba Beloki.
KM: Der Vorsprung der Ausreißer liegt etwa 45 Kilometer vor Ravenna noch bei knapp sechs Minuten, wie erwartet kontrollieren die Sprinterteams das Tempo und lassen hier niemanden sehr lange ganz vorn gewähren. Die ersten beiden Sonderwertungen, bei Kilometer 67 eine Bergwertung und bei Kilometer 91 eine Intergirowertung, gewann Vierhouten vor Marchial und Detilloux, also ein Belgischer Kreisel nach 67 Kilometern. Ventoso zog sich dann selbst bei der Intergirowertung mustergültig den Sprint an und
UJ: gewann vor Marchial und Vierhouten.
Mittlerweile ist der Vorsprung der Spitzengruppe auf fünf Minuten gesunken, im Feld übernimmt jetzt T-Mobile die Arbeit für ihren Kapitän Erik Zabel.
JH: Petacchi ist heute verwundbar, seine neun Etappensiege aus dem Vorjahr wird er nicht wiederholen können, es sei denn...
UJ: …er entdeckt seine ungeahnten Kletterqualitäten.
KM: Hier gibt es die ersten Livebilder der heutigen Etappe von Firenze nach Ravenna. Der neue Träger des Magila Rosa, der Ukrainer Honchar, wird heute ebenso gemütlich wie die anderen Favoriten in Ravenna eintreffen, große Probleme werden sie nicht bekommen.
UJ: Davon gehen wir aus, hier ein paar Bilder von der Spitzengruppe:
JH: Wunderbare Einstellung der Kamera, so etwas gab es zu meiner Zeit nicht, ich sah die Fahrer meist nur von hinten.
UJ: Fantastisch, diese Technik, kein Kabel, keine Verbindungen oder Schläuche zu sehen beim Rad von Daniel Schnider dem Schweizer, so sieht das Rennrad der Zukunft aus.
KM: Nun haben die Fahrer noch 30 Kilometer bis nach Ravenna, der Vorsprung der Ausreißer liegt bei drei Minuten, das wird eng für das Feld.
UJ: Die zweite Bergwertung steht an, 112 Kilometer haben die Fahrer nun schon in den Beinen und keine Anzeichen von Müdigkeit da läuft alles wie geschmiert.
Erinnert dich das nicht an deine Zeit in Rosa?
JH: Ja, natürlich, 2002, Mai, Giro, Italien. Das war ein großer Augenblick. 11 Tage lang konnte ich dieses Trikot auf meinem Leib tragen, einfach ein wunderbares Gefühl für jeden Rennfahrer.
UJ: Jetzt trägst du nur noch Wiesenhof, trauerst du den alten Telekomzeiten manchmal nach.
JH: Die Zeit war reif für eine Änderung, das musste ich akzeptieren.
KM: Attacke von Quaranta im Feld. Ivan Quaranta, der Starsprinter von Domina Vacanze, dahinter ist ein CSC Fahrer
JH: Brian Vandborg müsste das sein.
UJ: Richtig, die beiden versuchen nun einen Fluchtversuch.
KM: Das Feld folgt mit 1’30’’ Rückstand auf die Spitzengruppe mit den beiden Schweizern. Aber, Ulli lass und noch mal über Joseba Beloki sprechen.
Hier ist er im Bilde, am Ende des Feldes, gestern mit solch einer tollen Leistung im Zeitfahren, große Aussichten auf eine Podiumsplatzierung am Ende und dann die Nachricht heute Morgen:
UJ: Manolo Saiz sagte uns, dass er leichte Magenkrämpfe zum Ende des Zeitfahrens hin bekommen hätte und so auch etwas Zeit noch verloren hat. Jens, wie ist so etwas zu erklären?
JH: Er wird wohl etwas falsches gegessen haben, das kann schon mal vorkommen, die einen essen zu wenig oder trinken zu wenig, wie 2003 Armstrong bei der Tour im Zeitfahren nach Cap'Découverte, aber mit Beloki rechne ich in den nächsten Tagen.
UJ: Noch 23 Kilometer für das Feld, die Ausreißer werden bald eingeholt werden.
Es wird zu einem Massensprint kommen, zum wiederholten Male bei diesem Giro. Wer sind die Favoriten, Jens?
JH: Ich rechne diesmal mit Petacchi, irgendwann muss der Knoten ja mal reißen, dann wird es wie am Schnürchen gehen.
UJ: Nach einer kurzen Werbeunterbrechung, melden wir uns mit den letzten Kilometern dieser Etappe wieder.
KM: Zurück beim der neunte Etappe des Giro d´italia, die Ausreißer wurden vor wenigen Minuten eingeholt und das geschlossene Feld fährt nun Ravenna entgegen.
UJ: Petacchi ist der große Favorit, auch wenn O´Grady und Cooke ihm bereits das Fürchten gelehrt haben, es wird ein spannender Kampf. Vielleicht hat auch Zabel und McEwen eine Chance, wir werden sehen.
KM: Nun sind es noch vier Kilometer, CSC und Domina Vacanze diktieren das Tempo.
Drei Kilometer noch, der Fassa Zug ist wieder verschwunden, wann taucht er wieder auf?
UJ: Heute nicht mehr, da bin ich mir sicher. Petacchi wird es wieder allein richten müssen, Petacchi geht nach vorn. Er zieht den Sprint an, Kirsipuu, McEwen, O´Grady, Cooke alle dabei. Kein Zabel, das ist ärgerlich.
JH: Er ist bekannt als Spätsprinter.
KM: Petacchi ist vorn, noch wenige hundert Meter, das muss heute reichen. Jetzt kommt McEwen von rechts, neben ihm Kirsipuu.
UJ: Diesmal sieht Petacchi besser aus,
JH: er wird gewinnen.
UJ: Noch ein paar Meter, McEwen kommt heran, der Australier ist stark, noch wenige Meter. Robbie McEwen, das wird ganz eng, McEwen oder Petacchi?
KM: Petacchi!
UJ: McEwen!
JH: Heppner!
KM: McEwen macht´s! Sensationell! Einfach klasse, dieser Australier, wieder ein Sieg für die Kängeruh-Gang.
KM: Erster Erfolg für McEwen bei diesem Giro, ein starker Petacchi wieder geschlagen Zweiter. O´Grady wird Dritter, Vierter dieser Cooke. Eine echte Dominanz der Aussies.
JH: Fünfter Kirsipuu, der war zu früh im Wind, dahinter Galvez von Illes Balears. Ete wird Siebter.
KM:Hier der Blick auf die besten Zehn:
1 Robbie McEwen Davitamon - Lotto 2h55'24
2 Alessandro Petacchi Fassa Bortolo s.t.
3 Stuart O'Grady Cofidis, Le Crédit par Téléphone s.t.
4 Baden Cooke Française des Jeux s.t.
5 Jaan Kirsipuu Crédit Agricole s.t.
6 Isaac Galvez Illes Balears - Caisse d'Epargne s.t.
7 Erik Zabel T-Mobile Team s.t.
8 Paolo Bettini Quickstep s.t.
9 Danilo Di Luca Liquigas - Bianchi s.t.
10 Gilberto Simoni Lampre - Caffita s.t.
Ein starter Bettini, ein überraschter Simoni als Zehnter. Die neunte Etappe geht an Robbie McEwen, einem Australier. Die Gesamtwertung zeigt keine Änderungen auf, Petacchi verteidigt das Cyclamino, noch hat er neun Punkte Vorsprung auf O´Grady. Das war unsere Liveübertragung des zehnten Teilstücks des 88. Giro d´italia. Morgen erwartet uns eine weitere Flachetappe, die flachste des Giros. Bis dahin, auf Wiedersehen.
JH: Tschüss, Karsten, gehen wir dann noch essen?
UJ: Ich bin schon mit ihm verabredet. Tschüss.
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@Rad-Fan Vielen Dank, dein perfekter Tipp im Zeitfahren ist wirklich erstaunlich, hast du es vorher ausgetestet? ;-)
@hydroxid Ich gebe mein bestes, Basso ist sicherlich ein heißer Favorit auf den Gesamtsieg, obwohl ich auch einen Einbruch eines Favoriten rechts interessant fände, auch wenn dies wohl aufgrund der KI und des Spiemodus nicht möglich ist.