Auf den Spuren einer Legende

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

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Valverde3007
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Auf den Spuren einer Legende

Beitrag: # 6751532Beitrag Valverde3007
13.1.2009 - 17:17

Lang, lang ist es her, seit ich den letzten AAR geschrieben habe. Das kleine Zwischengeplänkel mit dem Drama ist beendet, deshalb fange ich doch endlich mit dem an, was eigentlich schon seit August als Hauptstory geplant ist. Für Menschen, die zwischen klassischen AARs und so genannten Radsportgeschichten schwanken, wird etwas dabei sein. Einerseits werden Rennen gefahren werden, bzw. es wird von Rennen berichtet, die dem RSM entspringen. Auf der anderen Seite wird die Hintergrundgeschichte relativ viel Platz einnehmen. Über den Protagonisten wird man im Laufe der Story mehr erfahren, zunächst lasse ich das offen.
Die bisher erspielten Ergebnisse stammen aus dem RSM Pro 05, es kann aber sein, dass ich irgendwann umsteigen werde. Das Team bleibt zunächst offen, die Database ist mal wieder von mir selber gebaut.

Die gesamte Story ist natürlich absolut frei Erfunden und hat nichts mit der Realität zu tun.

Valverde3007
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Beitrag: # 6751533Beitrag Valverde3007
13.1.2009 - 17:20

Kapitel 1
Flucht

Sein Atem kondensierte in der kalten Luft. Es war finster und dennoch rannte er ohne auf den Weg zu schauen, er rannte, als ginge es um sein Leben. Obwohl er in seiner Eile kaum Gelegenheit dazu hatte, sich seiner Umgebung bewusst zu werden, konnte er sich schnell einen Überblick über die Situation verschaffen. Der Boden war von einer dicken Schneeschicht bedeckt, die unter jedem seiner Schritte so laut zu knirschen schien, dass jeder Mensch, der sich im Umkreis von hundert Metern befand es hätte hören müssen. Er wusste zwar, dass er niemals so laute Geräusche verursachen könnte, aber seine getrübten Sinne ließen ihn heute Nacht im Stich. Als er zum wiederholten Mal an einer Lichtung vorbeilief, die exakt genau so aussah wie die letzte, fragte er sich, wohin sein Weg ihn überhaupt führen sollte. Auf der nächsten freien Fläche blieb er kurz stehen und drehte sich nach Luft schnappend einmal im Kreis, um sich zu vergewissern, wo er war. Sein Orientierungssinn ließ ihn heute Nacht im Stich. Während er sich kurz ausruhte bemerkte er, dass ihn zusätzlich sein Koordinationsvermögen im Stich ließ. Fieberhaft suchte er nach einer Erklärung, erst dachte er, er sei einfach nur müde, als es ihm unangenehm aufstieß, begriff er den Grund. Er musste betrunken sein, ein Zustand, der erklärte, warum er sich an nichts erinnern konnte, weder, wo er war, noch wie er den Weg dorthin geschafft hatte.
Erst jetzt merkte er, dass seine Lungen brannten und die beißende Kälte der nächtlichen Winterluft auf seiner Haut brannte. Als er an sich herabsah stellten sich ihm weitere Fragen. Was um alles in der Welt hatte ihn geritten hier nur mit einem dünnen Poloshirt, einer Jeans und seinem Mantel bewaffnet in diese Wildnis zu begeben? Seine Taschen waren nahezu leer geräumt, von Handschuhen, einer Mütze oder wenigstens einem Schal fehlten jede Spur. Das einzige, was er fand, waren sein Geldbeutel, dessen Inhalt allerdings auf den kärglichen Betrag von einer einstelligen Eurozahl, einem Personalausweis und einem Führerschein zusammengeschrumpft war, sowie sein Handy, dessen Akku leer war. Hier stand er also mitten in der Nacht frierend ohne Geld, Orientierung und ohne eine bestimmte Uhrzeit.
Offensichtlich befand er sich in einem größeren Wald. Verschiedenste Sträucher umgaben ihn und versperrten die Sicht auf das, was hinter ihnen lag. Dazwischen ragten riesige Bäume in die Höhe. Da er früher im Biologieunterricht mit Ausnahme des Energiehaushalts keinerlei Interesse gezeigt hatte, schaffte er es nicht, die Pflanzen um sich herum genauer zu bestimmen, er hätte dennoch wetten können, dass er von riesigen Kiefern umgeben war und einige der Büsche unangenehme Überraschungen in Form von Dornen und Stacheln bereithielten. Hätte der Wald am Tage wahrscheinlich ruhig und natürlich gewirkt, herrschte bei Nacht eine unheimliche Atmosphäre. Äste, die ungeordnet im Wald hingen wirkten im schwachen Schein des Mondes wie bedrohliche Tiere und jeder umknickende Zweig schien in der Stille ohrenbetäubenden Lärm zu erzeugen. Wenigstens befand er sich in keinem Gebiet, wo nachts gefährliche Tiere wie Wölfe oder Bären die Gegend unsicher machten, sondern in einem scheinbar vollständig leeren Wald.
Angesichts dieser Umstände und weil die Kälte drohte, seine Finger zu betäuben, entschloss er sich seine Odyssee fortzusetzen. Enttäuscht musste er feststellen, dass ihn langsam aber sicher eine Müdigkeit zu übermannen drohte, die ihm draußen in der Wildnis gefährlich werden konnte. Falls ihn die Kräfte dort verlassen würden, bedeutete das einen wahrscheinlichen Tod. Auch wenn er bald mehr stolperte als rannte, trieb er sich mit dem Gedanken an, dass er nicht in diesem finsteren Wald übernachten und womöglich erfrieren wollte. Nach einigen Minuten, die ihm wie eine halbe Ewigkeit vorkamen, erreichte er eine Wegkreuzung, an der er kurz unschlüssig stehen blieb, bevor er in einer Richtung in der Ferne Lichter zu erkennen glaubte. Er setzte seinen Weg fort und einige hundert Meter weiter bestätigte sich seine Wahl als die richtige, als Motorenlärm die Stille der Nacht durchbrach und der Lichtkegel eines vorbeifahrenden Automobils die Nacht erhellte. Die Straße konnte nicht weit von ihm entfernt sein, er schätzte, dass es sich um kaum mehr as hundert Meter handeln konnte. Als das nächste Fernlicht eines Autos den Wald erleuchtete, merkte er, dass es kaum noch ein Trampelpfad war, auf dem er sich jetzt befand.
Er wusste längst nicht mehr, woher er die Kraft nahm zu rennen und dennoch wusste er, dass er nicht mehr stehen bleiben dürfte. Bevor er sich entschließen konnte, den kurzen Weg zur Landstraße durch das dichte Gestrüpp zu seiner linken zu nehmen, heulte eine Sirene auf. Ein Auto fuhr mit Blaulicht über die Landstraße und näherte sich rasch seinem momentanen Aufenthaltsort, der noch Deckung vor Beobachtern von der Straße bot. Nun stand er vor der Entscheidung, rasch durch das Gebüsch zu brechen und mit gestrecktem Daumen nach einer Mitfahrgelegenheit zu betteln, oder abzuwarten, bis das Auto vorüber gefahren war. Sein Instinkt, der ihn noch nie betrogen hatte, sagte ihm, dass ein Zusammentreffen mit der Staatsmacht nur Probleme mit sich bringen würde. Stattdessen duckte er sich, um unbemerkt zu bleiben. Nachdem er kurz gewartet hatte, richtete er sich auf, stürmte durch das dichte Gebüsch in Richtung Landstraße und bewegte sich auf dem Fahrradweg weiter in die Richtung fort, aus der das Auto gekommen war. Er ließ den Wald, den er durchquert hatte hinter sich und bald erkannte er eine Ortschaft.
Als er das Ortsschild erreichte, bemerkte er, dass es keineswegs so aussah, wie die von ihm gewohnten Schilder, sondern, dass er sich in einem anderen Land befinden musste. Der Name klang französisch, folglich musste er sich in Mitteleuropa befinden, wahrscheinlich im Bereich der Alpen, wo es so bitterkalt werden konnte und Massen an Schnee fielen. Wegen des unbekannten Schildes tippte er auf die Schweiz. Er hörte Fremde, die sich mit aufgeregten Stimmen hastig Befehle zubrüllten, allerdings verstand er nur ganz wenig, da sie nicht in seiner Muttersprache sprachen, sondern in einem ganz schlimmen französischen Dialekt, von dem er kaum ein Wort verstehen konnte. Dennoch riefen sie wieder dieses flaue Gefühl in seinem Magen hervor, das ihm sagte, dass es nicht klug wäre, Kontakt zu den Leuten aufzunehmen. Stattdessen versuchte er im Verborgenen zu bleiben und sich hinter der nächsten Häuserecke zu verstecken. Nach einem kurzen Sprint erreichte er die Rückwand eines großen Gebäudes, das wohl eine Lagerhalle darstellen sollte. Er suchte unter einer kleinen Treppe einen Unterschlupf, aber als er den Gestank wahrnahm, der ihm entgegenschlug, verharrte er doch auf der zwar vor Blicken ungeschützten, dafür nicht so bestialisch stinkenden Zufahrtsstraße für das Lager. Er blickte sich zum wiederholten male um, wobei sich ihm ein anwiderndes Bild bot. Überall lagen Abfälle herum, die Wände der Gebäude waren mit obszönen Graffitis voll gesprayed und ein allgegenwärtiger Gestank schien dafür zu sorgen, dass sich hier niemand sonst hintraute.
Obwohl er hoffte, dass seine Schmerzen und die Koordinationsstörungen, die er bisher auf die großen Anstrengungen geschoben hatte, aufhören würden, verstärkte sich das Pochen in seinem Kopf, das er bisher kaum wahrgenommen hatte auf ein nicht auszuhaltendes Maß. Er versuchte sich an den Grund zu erinnern, warum er von diesen unbarmherzigen Kopfschmerzen malträtiert wurde, doch es gelang ihm kaum einen klaren Gedanken zu fassen. Immer wieder durchdrangen jetzt Schreie die Nacht und als er sich ein Stück auf das Zentrum des Lärms zu bewegte, kamen ihm einzelne Menschen entgegengelaufen. Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und seine Erinnerungen kehrten zurück. Tatsächlich befand er sich hier nicht zu Hause und das Ortsschild kam wirklich aus der Schweiz und war kein Scherz seines getrübten Bewusstseins. Über die Weihnachten hatte er mit einigen Freunden Urlaub machen und Ski fahren wollen, wozu sie sich diesen kleinen Skiort ausgesucht hatten. Obwohl er sich vorgenommen hatte, keinen Alkohol zu trinken, was er im Gegensatz zu früheren übertriebenen Sauftouren beinahe komplett aufgegeben hatte, schafften es seine Freunde ihn am letzten Abend ihres Urlaubs zu einem Besuch in einer Disko zu überreden. Zuerst waren sie in einer kleinen Kneipe im Stadtinneren gewesen, bevor sie von einigen Urlaubern den Tipp bekommen hatten, in eine Disko in dem Industriegebiet zu fahren, wo man richtig feiern können sollte. Er hatte sich nicht viel daraus gemacht, dass er bereits zu viel getrunken hatte, sondern war ohne Bedenken in sein Auto gestiegen und hatte seine Freunde zu der Disko chauffiert.
Dort angekommen hatte sie das Glück des Urlaubs verlassen. Genau in dem Moment, in dem sie mit Vollgas auf den Parkplatz des Gebäudes gerast waren, war die Polizei mit dem Jugendamt zu einer Razzia angerückt. Doch das die Polizisten seinen Fahrstil auffällig fanden und ihn anhalten wollten, war nicht genug. Zusätzlich setzte die Wirkung der vielen kleinen Schnäpschen ein, die er sich zuvor in der Kneipe geleistet hatte. Seine letzte Erinnerung war ein panisches Gefühl, als er versuchte zu drehen und sich auf und davon zu machen. Danach war er im Wald wieder zum Bewusstsein gekommen. Was dazwischen passiert war, fiel einem totalen Blackout zum Opfer.
Sein Instinkt hatte ihn also nicht verraten, als er ihm davon abgeraten hatte, die Polizei um Hilfe zu bitten. Dafür hatte er ihn direkt zu dem Ursprung alles Übels zurückgeführt, zu einem Ort, wo Polizisten und Angestellte des Jugendamtes verzweifelt versuchten, alle Minderjährigen einzusammeln, die sich zu so später Stunde noch an für sie verbotenen Plätzen aufhielten.
So langsam bekam er Panik. Was hatte er in den Abschnitten getan, die seinem Blackout zum Opfer gefallen waren. Suchte die Polizei auch ihn oder machte er sich nur unnötige Sorgen, weil die Polizisten ihn schon längst wieder vergessen hatten? Seine Angst drohte ihn zu übermannen, er hielt es in seinem Versteck nicht mehr aus und konnte dem Drang nicht widerstehen, es zu verlassen und anderswo Unterschlupf zu suchen. Obwohl ihm seine verschwitzten Haare ins Gesicht fielen, nahm er die düsteren Baracken wahr, an denen er vorbeilief. Wobei er seine Fortbewegungsart nicht mehr laufen nennen konnte, der Mix von Alkohol und Angst ließ ihn eher vor sich hintorkeln.
Die Feiern des Abends zollten ihm nun Tribut. Obwohl er ein äußerst ausdauernder Mensch war, sogen ihm die Kälte und die Erschöpfung alle Kraft aus den Beinen. War er vorher noch lethargisch vor sich hin gestolpert ohne seine Erschöpfung zu spüren, war das Gefühl jetzt allgegenwärtig. Als er den Parkplatz der Diskothek erreichte, fragte er sich welche Art von jungen Leuten sich eigentlich in dem Gebäude herum trieben. Zahlreiche schäbige, kaputte Fahrräder lehnten unabgeschlossen an allen Wänden oder lagen achtlos auf dem Boden herum. Die Auswahl an Autos ließ weiter auf das anwesende Publikum schließen. Kaum ein Auto sah aus, als hätte es nicht mindestens fünf Jahre auf dem Buckel und die Automarken bewegten sich zwischen 2CV und alten Golfs. Die Autos sahen zwar funktionstüchtig aus, aber bis auf die Tatsache, dass man sich in ihnen noch fortbewegen konnte, waren sie komplett wertlos. Häufig war die Karosserie verbeult, die Scheiben wiesen kleine Risse auf, die Nummernschilder waren verdreckt und die Autos waren allgemein schmutzig. Gelegentlich sortierten sich andere, teurere Autos in das Gemisch aus fahrendem Schrott. Er bemerkte zufrieden, dass er es anscheinend doch geschafft hatte, seinen neuen silbernen BMW punktgenau einzuparken. Er schlich zwischen den Autoreihen durch und überlegte sich, wie er nun vorgehen sollte. Die beste Lösung war aus seiner Sicht, sich unauffällig an den Polizisten, die einige Meter entfernt vom Eingang geparkt hatten, vorbeizugehen und dann im inneren der Disko nach seinen Freunden zu suchen, die sich höchstwahrscheinlich noch dort aufhalten mussten.
Nachdem er das letzte Auto passiert hatte und über eine Schnapsleiche hinweg gestiegen war, versuchte er so gerade wie möglich zielstrebig auf den Eingang zuzugehen. Er versuchte sich zu konzentrieren und orientierte sich an dem durch die in den letzten Tagen gebildete Schneedecke bedeckten Bordstein. Dass diese Stellen des Fußgängerweges am meisten vereist waren, erkannte er zu spät und mit seiner verringerten Reaktionsgeschwindigkeit schaffte er es nicht mehr den Sturz abzuwenden. Er fiel mit einem erschreckten Schrei geradewegs auf die Bordsteinkante und riss sich sowohl die Hose als auch die Haut an seinem Knie auf. Trotz der betäubenden Kälte spürte er das Brennen in seinen Beinen, ein Brennen, dass er so ähnlich kannte, aber während es ihm sonst Befriedigung verschaffte, war es jetzt sein Untergang. Das Pech, das ihn schon den ganzen Abend verfolgt hatte, ließ ihn auch jetzt nicht in Ruhe. Sein Schmerzensschrei war bemerkt worden und die Polizisten hatten ihn entdeckt. Einer von ihnen schien ihn wieder zu erkennen und rannte auf ihn zu. Die Flucht schien wegen der körperlichen Beeinträchtigung aus seiner Sicht beinahe beendet. In seinem Zustand, verletzt, entkräftet und betrunken war er nicht mehr in der Lage seine Verfolger abzuschütteln. Der Fluchtweg war von beiden Seiten versperrt und er würde sich mit seinem Schicksal abfinden müssen, geschnappt zu werden.
Da besann er sich wieder auf sein Ziel. Er humpelte auf die Tür zu, aus der am meisten Lärm ertönte. Dort versteckte er sich hinter einigen, dubios aussehenden Gestalten, die sich gerade gemeinsam über eine Flasche Schnaps hermachten. Das bot ihm eine Möglichkeit, dem Blick der Polizisten vorübergehend zu entfliehen und in der Anonymität unterzugehen. Dennoch wollte er es nicht riskieren, dass die Polizei ihn direkt vor der Tür aufgriff. Deshalb hielt er dem gelangweilten Türsteher einen Geldschein vor die Nase. Der riesenhafte Hüne, der durch seine zwei Meter und den Glatzkopf einschüchternd wirkte, schaute ihm kurz ins Gesicht und ließ ihn dann passieren. Mit letzter Kraft stolperte er in die Diskothek hinein.

Valverde3007
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Beitrag: # 6751586Beitrag Valverde3007
14.1.2009 - 10:21

Hatte er sich während seines Laufes durch den Wald wegen der Kälte und der Ungewissheit, wo er war, unwohl gefühlt, so hing es ihm jetzt richtig schrecklich. Schon im Eingangsbereich der Disko war ihm der Bass wie eine unüberwindbare Welle entgegengeschlagen und drohte ihn zu überwältigen. Normalerweise hätte er es vielleicht genossen zu der Musik zu tanzen und dabei einige Bierchen zu schlürfen, aber heute war alles anders. Die lauten Töne der Housemusik und das schnelle, wechselnde Licht gaben ihm in Verbindung mit dem Alkohol den Todesstoß. Das Hämmern in seinem Kopf verstärkte sich um ein vielfaches und er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Zusätzlich versagte sein Gleichgewichtssinn völlig und auch die warme, stickige Luft tat ihr übriges um ihn fertig zu machen. Draußen hatte die Kälte ihm geholfen wenigstens den einen oder anderen sinnvollen Gedanken zu fassen, aber die Schwüle, der er nun ausgesetzt war, verhinderte jeden Versuch seine Bewegungsabläufe in geordnete Bahnen zu bringen.
Er schaute sich um und inspizierte die Inneneinrichtung dieser Disko. Hatte sie von außen schäbig ausgesehen, war sie von innen die reinste Katastrophe. Die Wände zierten teilweise eine vergilbte Tapete, an anderen Stellen konnte man direkt auf die graue, dreckige Wand sehen, die sogar im Innenraum stark von Graffiti verunstaltet war. Allgemein schien es nur eine alte Lagerhalle zu sein, die jemand billig gekauft und dann notdürftig umgestaltet hatte. Dabei war er aber geizig vorgegangen und hatte für keine angemessene Einrichtung gesorgt. Die bevorzugte Körperhaltung der anwesenden Jugendlichen war, entweder tanzend herumzuhüpfen, oder vor Übelkeit zusammengekrümmt auf dem Boden zu liegen. Das einzige positive, dass er auf den ersten Blick erkennen konnte, waren die Preise, die auf großen Schildern angegeben wurden und unter dem Durchschnitt lagen. Die Qualität wagte er sich gar nicht vorzustellen. Seine zittrigen Knie erinnerten ihn daran, dass er nicht ewig an dieser Stelle stehen bleiben wollte. Auf der Suche nach einer angemessenen Sitzgelegenheit fand er nur einige Barhocker, deren Polster zum großen Teil entfernt. Die bevorzugte Körperhaltung der Jugendlichen war, entweder tanzend herumzuhüpfen, oder vor Übelkeit zusammengekrümmt auf dem Boden zu liegen. Gegen diese miserable Umgebung kannte er nur ein Gegenmittel, er musste seinen Frust wegtrinken, der Ausweg war ja vorübergehend durch die Polizisten versperrt.
Mit letzter Kraft schleppte er sich zu einer Theke und ließ sich auf einen Barhocker fallen. Neben ihm saßen ein zwei Jungen, die garantiert noch nicht alt genug waren, um sich hier aufhalten zu dürfen. Obwohl sie in ihrer derzeitigen Verfassung recht abstoßend auf ihn wirkten, wollte er versuchen von den beiden herauszubekommen, was genau die Polizei in der Disko suchte und wie gründlich sie vorgingen.
„Was will die Polizei hier? Was haben die hier zu suchen?“
„Wawilluvomich?“ Die Jungen waren kaum mehr in der Lage ihre Stimmbänder dazu zu zwingen, Laute auszustoßen, geschweige denn sich ordentlich zu artikulieren. Ihre bleichen Gesichter und ihr lallendes Geschwätz zeigten, dass sie wohl im miserabelsten Zustand waren und sich nur noch an der Theke tummelten, statt sich vor den Polizisten in Sicherheit zu bringen, weil die Trunkenheit sie keinen klaren Gedanken mehr fassen ließ. Das einzige, worüber sie noch sprechen konnten, waren ihre Erfolge des Abends. Der kleinere der beiden versuchte ihm stolz zu erzählen, wie viele alkoholische Getränke er in sich hereingeschüttet hatte und wie voll er sei. Dabei beschränkte er sich aber immer auf den ein und selben Kommentar: „I hab fünftausend Biere, fünftausend!“ Kurz nachdem er gesprochen hatte, konnte er sich auch nicht mehr halten und verschwand in eine Richtung, die nichts Gutes verhieß.
Der größere ignorierte stumpf alle Fragen, die ihm gestellt wurden und bestellte weiter Schnaps, den ihm die skrupellose Bedienung trotz des Polizeiaufgebots vor den Türen und im hinteren Bereich der Disko ohne Einwände gewährte. Als er sich gerade über den Sinn der Aktion und die Blauäugigkeit der Gesetzeshüter lustig machen wollte, erschienen die beiden Polizisten, die ihn in seinem Auto gesehen hatten am Anfang der Halle. Nachdem sie kurz den Blick über die Menge schweifen lassen hatten, erblickte einer der beiden ihn, deutete mit dem Finger in seine Richtung und kam näher. Als die beiden näher kamen, konnte er sie das erste mal genauer erkennen. Derjenige, der ihn entdeckt hatte, war ein kleiner, robuster Mann Anfang 50 mit einem großen, schwarzen Schnurrbart, ein Musterbeispiel dessen, was man einen Terrier nannte. Sein Blick schwankte zwischen entschlossen und verbissen, auf jeden Fall machte er schon durch seine reine Mimik klar, dass niemand, den er heute zur Rechenschaft ziehen wollte, den Abend unbescholten überstehen würde. Als Rückversicherung diente sein Kollege, der ihn um gut und gerne einen Kopf überragte und dessen breites Kreuz sowie sein Stiernacken einen Angst einflößenden Eindruck vermittelten. Wenn man erst im Griff dieses Bullen war, dann hatte man keine Chance mehr zu entkommen. Das war es aber, was er versuchen wollte. Entkommen. Er konnte es sich einfach nicht leisten, von der Polizei mitgenommen zu werden und seinen Urlaub zu verlängern. Außerdem fürchtete er sich vor den Konsequenzen, weil er seine Fahrerlaubnis brauchte und er seine Freiheit nicht leichtfertig in einem Urlaib verspielen wollte.
In einer Kurzschlussreaktion sprang er auf und lief in Richtung der Tanzfläche, wo er sich unters Volk mischte. Beim Blick in die Gesichter der Jugendlichen, an denen er sich vorbei schlängelte wurde ihm beinahe schlecht. Ein Großteil des Publikums war noch minderjährig, dafür schienen sie mehr getrunken zu haben als die älteren Anwesenden. Mit Tonnen von Make-up aufgedröselte junge Mädchen irrten durch die Menge und schmissen sich jedem an den Hals, dem sie schöne Augen machen konnten. Bei diesem erbärmlichen Anblick verstand er, warum das Jugendamt sich heute Abend um diese Disko kümmerte. Sein Problem war, dass er sich in dem Haufen von jungen Dingern kaum verstecken konnte. Trotzdem versuchte er, sich zum Rhythmus der stumpfen monotonen Musik bewegend, mit der Menge zu verschmelzen und nicht weiter aufzufallen.
Die Polizisten schienen auch kein Interesse zu haben, ihn mitten auf der Tanzfläche aufzugreifen, denn sie folgten ihm nicht und er schaffte es einen anderen zweiten Raum der Disko zu erreichen, wo zu seiner Beruhigung auch etwas reifere Menschen standen und saßen. Der Nachteil war, dass hier überproportional viel geraucht wurde und man noch weiter vom Eingang, der die einzige Luftquelle zu sein schien, entfernt war. Die Einrichtung unterschied sich kaum von der des Hauptraumes, wenigstens tummelten sich hier weniger Schnapsleichen. Er setzte sich an die Theke und versuchte mit einem Mädchen, das neben ihm saß, ein Gespräch anzufangen. Sie sah zwar auch nicht viel älter als sechzehn oder siebzehn Jahre aus, immerhin schien sie noch einen halbwegs klaren Kopf zu besitzen. Wie fast alle der anwesenden Mädchen war sie übertrieben geschminkt und trug knappe Kleider. Während er auf die Bedienung wartete, horchte er sie vorsichtig aus.
„Was ist denn hier heute Abend los? Was will die ganze Polizei hier?“
„Die sammeln das ganze junge Gemüse ein, das noch gar nicht hier sein dürfte. Was das bringen soll, weiß ich nicht. Der Inhaber der Disko ist ein alter Schulfreund vom Polizeichef, der bekommt nicht das Geschäft kaputt gemacht. Die vom Jugendamt bekommen sowieso nichts geregelt. Ich meine, ich dürfte eigentlich ja auch nicht hier sein. Aber wen stört das schon?“
Er wandte sich an die Bedienung. „Geben sie mir eine Flasche von dem besten Bier, das dieser Laden zu bieten hat.“ Seine Nachbarin korrigierte ihn. „Geben sie uns zwei.“ Doch statt Flaschen zu holen, nahm die Bedienung zwei mittelmäßig gewaschene Gläser aus der Spüle und füllte sie aus der Zapfanlage auf. Als sie zurückkehrte entschuldigte sie sich achselzuckend. „Was anderes haben wir hier nicht.“ Seine Nachbarin nahm sich schon ein Bierglas, während er bezahlte, schien sich aber nicht bedanken zu wollen. Er betrachtete sein Bier, das beinahe zur Hälfte aus Schaum bestand und eine ungesunde Farbe hatte. Nach einem kurzen Nippen spie er das Gesöff, das als Bier verkauft wurde wieder aus.
„Das soll Bier sein? Ist das hier alles so schäbig?“ Das Mädchen leerte das Glas in einem Zug. „ Das macht den Leuten hier nichts. Denen ist egal, was sie trinken. Hauptsache sie werden besoffen. Die meisten trinken sowieso nur Schnaps.“
Wieder verzog er angeekelt das Gesicht und fragte sich, in welcher üblen Spelunke er gelandet war. Immerhin war er hier kurzfristig sicher. Dafür musste er die stickige Luft und den Rauch, der ihm immer weiter zu Kopf stieg, ertragen. Er hatte einen Teilerfolg erzielt, indem er seine Verfolger abgeschüttelt hatte. Dennoch wusste er, dass er längst verloren hatte. Die Polizisten kannten sein Gesicht und würden ihn nicht aus der Disko lassen. Was konnten sie ihm schon vorwerfen. So weit er die Lage begriff, suchten sie ihn wegen Trunkenheit am Steuer. Hatten sie dafür überhaupt genügend Beweise? Anscheinend könnte ihn nur der Terrier anzeigen, weil er geglaubt hatte, ihn fahren zu sehen. Was wäre, wenn er das bestreiten würde? Dann stünde Aussage gegen Aussage und er müsste keine weiteren Konsequenzen fürchten. Immerhin war er nicht auf frischer Tat ertappt worden. Das Warten ermüdete ihn inzwischen so stark, dass er entschloss sich der Polizei zu stellen, die Anklagen abzuweisen oder im Notfall, um für seine Verfehlungen gerade zu stehen.
Als er in den ersten Raum zur Theke, an der er vorher gesessen hatte, zurückkehrte, saßen dort die Polizisten zusammen mit den Jugendlichen. Er ging direkt auf sie zu und fragte, ob er ihnen behilflich sein könnte. Die Polizisten zeigten auf die Jugendlichen, was ihn stutzig machte. Die beiden betrunkenen Kinder starrten ihn anschuldigend an und der eine zeigte mit dem Finger auf ihn. Kleinlaut stammelte er etwas vor sich hin. „Der da wars. Der hat mir Schnaps gegeben. Ich konnte nicht anders. Ich kann nichts dafür. Er ist Schuld.“ Der andere unterstützte die Aussage nur mit einem müden Brummen, wandte den Blick aber von ihm ab.
Der Terrier verlangte jetzt die Ausweise. Erst überprüfte und notierte er die Namen der Jugendlichen, danach war er dran. „Peter Miller. Staatsangehörigkeit: USA. Interessant. Du glaubst wohl, du könntest bei uns Ferien machen und hier tun und lassen, was du willst. Aber ich verspreche dir Bürschchen, auch du bekommst deine Strafe. Hier gibt es Gesetze, hier sind wir nicht in Amerika, wo jeder machen kann, was er will. Das ist mein Revier. Ich habe schon ganz andere Kaliber als dich hinter Gitter gebracht. Erst betrunken Auto fahren, dann Widerstand gegen die Staatsgewalt und Weitergabe von Alkohol an Minderjährige. Das wird teuer.“ Sein Kollege zückte Handschellen um sie Peter sofort anzulegen. „Du kommst mit uns. Heute Nacht darfst du in der Ausnüchterungszelle verbringen und morgen bist du dran.“ Mit einem sadistischen Grinsen verpasste er Peter noch einen Schlag zwischen die Rippen, der ihm die Luft aus der Lunge presste.
Starr vor Schock schaute er die Polizisten an, dann blickte er flehend auf die Jugendlichen. Das konnte nicht sein, so etwas würde er nicht tun. Er spürte einen Kloß im Hals und spürte Verzweiflung in sich aufsteigen. Er hatte doch nur Spaß haben, einen guten Abschluss feiern und dann nach Hause fahren wollen. Und jetzt steckte er in diesem Schlamassel. Nach einigen Sekunden, die er nur regungslos dagestanden hatte, packte ihn der Polizist am Arm um ihn abzuführen. Doch so leicht ließ er sich nichts anhängen. „ Die beiden lügen. Ich habe ihnen nichts gegeben. Fragen sie die Bedienung. Außerdem war ich nicht gefahren. Sie müssen sich geirrt haben. Ich saß nicht am Steuer.“ Die Versuche sich zu verteidigen, machten den Terrier nur noch bissiger. „ Die Bedienung hat es auch so beschrieben wie die Jungs.“ Er blickte zu der Bedienung, die verlegen nickte, wobei sie Peter entschuldigend anblickte. Sie war sich wahrscheinlich ihrer Schuld bewusst gewesen, hatte aber nicht für ihre Taten gerade stehen wollen, Da war es doch viel bequemer die Schuld auf den ausländischen Touristen abzuschieben. Wütend schrie Peter sie an. „Sag gefälligst die Wahrheit du verdammte…“ Das einzige, was er damit erreichte war, dass die Bedienung kreidebleich wurde und das weite suchte.
Stattdessen setzte der Terrier seine Anklage fort. „Sie waren mit Sicherheit am Steuer, das habe ich selber gesehen. Sie saßen auf dem linken Vordersitz. Und wer sollte denn sonst gefahren sein?“ Ja, wie wollte er sich eigentlich aus der Sache herausreden? Sollte er alles leugnen, oder einen imaginären Freund erfinden? Er entschloss sich für den zweiten Weg. Einen kurzen Moment überlegte er an seiner Wortwahl, doch noch bevor Peter antworten konnte, ertönte hinter ihm eine helle Stimme: „ Ich bin gefahren.“

Valverde3007
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Beitrag: # 6751937Beitrag Valverde3007
17.1.2009 - 17:24

Einen Moment fragte er sich, ob sein Gesicht oder das des Terriers erstaunter aussehen musste. Er drehte sich um, um seine unbekannte Retterin in Augenschein zu nehmen. Sie war tatsächlich genau der Typ Frau, den er auf seinen Eroberungstouren in seiner Heimat immer bevorzugt hatte. Ihre langen, blonden Locken rahmten das hübsche, ebenmäßige Gesicht ein, das nur von kleinen, durch ihr hinreißendes Lächeln hervorgerufene, Grübchen, durchzogen wurde. Ihre blauen Augen suchten belustigt seinen Blick, als wären sie interessiert daran, welche bedauernswerte Gestalt sie gerade vor den unsympathischen Polizisten rettete. Für einen kurzen Moment schien es ihm so, als würde sich Überraschung in den Augen spiegeln, dieser Eindruck hielt aber nur Bruchteile von Sekunden, bis sie entweder ihre Beherrschung wieder fand, oder er seine Hirngespinste aus seinem Kopf verbannen konnte. Sie legte ihm den Arm um die Schultern und hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Ich hätte ihn doch in seinem Zustand nicht mehr fahren gelassen. An solchen Abenden wie heute sorge ich schon dafür, dass er brav wie ein Schoßhündchen auf dem Beifahrersitz Platz nimmt.“
Ohne es kontrollieren zu können, wurde er rot. Deshalb – und weil er viel zu perplex war, um anders zu handeln - entschied er sich, das Spiel mitzuspielen. „Tut mir Leid, dass ich heute wieder zu viel getrunken habe.“ „Von wegen Leid tun. Es ist doch jede Woche dasselbe. Stellen Sie sich das vor, Herr Kommissar. Weil er immer etwas trinkt, darf ich enthaltsam feiern, damit wir noch nach Hause kommen. Bei der nächsten Party fahre ich ihn nicht, dann kann er Sie auch nicht stören.“
Der Terrier schien mit dieser Wendung nicht zufrieden zu sein. Sein Kopf nahm ein noch unnatürlicheres Rot an, als vorher und er suchte nach weiteren Argumenten, warum er Peter festnehmen könnte. Man sah es förmlich hinter seiner Stirn arbeiten, aber gegen seine Aussage und sein unerwartetes Alibi konnte er nichts aufbringen. Stattdessen verlegte er sich jetzt wieder auf die Strategie, ihn für die Alkoholweitergabe festzunageln. „Du hast die Jugendlichen hier trotzdem mit deinen Schnäpschen beliefert. Das reicht schon, um dich anzuzeigen. Du hast keinerlei Entschuldigungen dafür und Zeugen haben es gesehen, dass du es warst, der den Schnaps weitergegeben hat.“ Doch auch diese Vorwürfe wurden blitzschnell entkräftet, als seine Retterin die Situation schilderte, wie sie sie gesehen hatte. „Herr Wachtmeister, Sie haben sicher auch gesehen, wie die Bedienung da vorne, die freundlicherweise gegen Peter aussagt, den Jungs Geld in die Hand gesteckt hat. Geben sie den beiden dieselbe Summe und ihre Aussage wird sich schlagartig ändern. Ich habe es doch gesehen. Schon bevor Peter an die Theke zurückkam, haben die beiden sich mit diesem Teufelszeug abgeschossen. Das haben sie auch so bekommen. Nehmen Sie sich lieber die Bedienungen in diesem Laden vor. Hier bekommt jeder den Alkohol, den er möchte, deshalb treiben sich hier auch so viele junge Dinger rum.“
„Erklär mir nicht, wie ich meine Arbeit zu erledigen habe. Scher dich zum Teufel, dein Freund ist verantwortlich dafür.“ Der Terrier machte unweigerlich klar, dass er es nicht akzeptierte, dass sich jemand zwischen ihn und seine Beute schieben wollte. Statt einschüchternd zu wirken, erntete er dennoch nur verächtliche Blicke. „Werden Sie bloß nicht unsachlich. Wenn Sie Nachhilfe brauchen, weil Sie in der Polizeischule geschlafen haben, ist das Ihr Problem. Sie können aber nicht ohne jede Grundlage meinen Freund anklagen etwas getan zu haben, was er nicht getan hat. Jungs, wer hat euch den Alkohol gegeben?“ Einer der beiden Jungen kippte gerade zur Seite um und wurde gerade rechtzeitig von dem Bullen aufgefangen, bevor er zu Boden gegangen wäre. Der andere stammelte einige Wörter vor sich hin. „Weiß ich nicht. Wir haben die einfach bestellt und dann haben wir sie bekommen. Entschuldigung, lass mich mal vorbei.“ Mit einer ungesunden Gesichtsfarbe verließ er seinen Platz und torkelte davon. „Glauben Sie im ernst, dass die Jungs eine glaubhafte Aussage machen können. Sie haben es ja gesehen, jetzt ist es schon wieder so, dass sie die Getränke einfach so bekommen haben. Sie sollten sich lieber die Minderjährigen in diesem Laden vornehmen, statt meinen Freund zu belästigen. Warum lassen Sie hier alles laufen? Bezahlt Sie der Besitzer?“ Die nächste Erwiderung des Terriers bekam Peter gar nicht mehr richtig mit. Müde stützte er seinen Kopf auf den Tresen und lauschte den Klängen der Musik. Je weiter das Gespräch andauerte und je ruhiger Peters neue Freundin gegen den Terrier argumentierte, desto roter wurde sein Kopf. Schließlich schaffte er es nicht mehr sich zu beherrschen und fing an sie wild anzubrüllen. „Es ist mir scheißegal, was du gesehen hast. Meinetwegen wirst du für ihn aussagen, aber ich lasse ihn heute Nacht nicht laufen. Der Mann kommt mit und sei es in die Ausnüchterungszelle!“
„Das wäre reine Willkür. Es ist Ihnen schon klar, dass sie rein gar nichts gegen ihn in der Hand haben. Außerdem gibt sein Verhalten und sein Alkoholspiegel keinen Anlass, ihn in irgendeiner Art und Weise festzuhalten.“
Statt zu antworten, schob der Terrier sie wirsch bei Seite und wies seinen Kollegen an, Peter abzuführen. Der Bulle verpasste ihm einen weiteren schmerzhaften Hieb in den Rücken, so dass er das Gleichgewicht verlor und stolperte. „Na, der ist so besoffen, dass er nicht mehr gerade laufen kann!“, lachte der Terrier. Peters Freundin versuchte es nun mit schwereren Geschützen. „Ich melde Sie wegen Amtsmissbrauchs. Nennen Sie mir den Namen Ihres Vorgesetzten, ich will mich beschweren. Ich werde mit Rechtsmitteln gegen Sie vorgehen.“ Nicht einmal die Drohung, Anwälte einzuschalten und auf den Terrier zu hetzen, zeigte ihre Wirkung. Er war fest entschlossen, die Beute der Nacht nicht wieder herzugeben und Peter als seine Trophäe ins Polizeirevier zu bringen. Seine nächsten Äußerungen ließen darauf schließen, dass es an der Sucht nach Anerkennung, dass er jemanden geschnappt hatte, lag. „Ich bin mein eigener Vorgesetzter. Ich bin in diesem Kaff der Chef und ich werde nicht ohne eine Festnahme nach Hause gehen. Ich bin bekannt für meinen Instinkt und der betrügt mich nicht. Ende der Diskussion.“ Ungeachtet der Einwände der Frau zerrte ihn der Bulle jetzt zum Ausgang der Disko und dann zu einem der zahlreichen Polizeiautos. Entgegen seiner anfänglichen Panik nahm Peter das Geschehen nun bedenkenlos hin. Er hatte seinen Schutzengel getroffen, sie hatte ihm die Möglichkeiten gezeigt, wie er ohne Konsequenzen aus der Sache herauskommen konnte und sie hatte ihm sogar ein Alibi verschafft. Nach ihren großen Bemühungen war er sich sicher, dass sie ihn auch schnell wieder aus dem Polizeigewahrsam retten würde. Er wusste nicht, wodurch er diese große Aufmerksamkeit verdient hatte, aber mit dem Gedanken, dass er nicht alleine war, konnte er gut leben. Die Entspannung, die seinen Körper jetzt durchflutete, ließ es kaum noch zu, dass er sich wach hielt. Die Adrenalinkonzentration in seinem Blut verminderte sich wieder und ließ seiner Müdigkeit freien Lauf. Als er in das Polizeiauto einstieg, gab ihm seine Freundin noch ein Versprechen. „Sobald es möglich ist, hole ich dich daraus. Die haben gar kein Recht, dich einzusperren.“ Die Ankündigung beruhigte ihn noch mehr und er fasste den Mut, sich deutlich zu beschweren. „Ich habe doch nichts getan. Ich verlange erst einen Alkoholtest, vorher komme ich nirgendwo hin.“ Die Polizisten beachteten seine Beschwerden gar nicht, sondern fuhren schweigend durch die dunklen Straßen. Irgendwann hielten sie an einem schäbigen Gebäude, das sich als Polizeistation entpuppte. „Na, bei dem hässlichen Haus verstehe ich, dass sie so schlecht drauf sind.“ Peter konnte sich nicht halten und fing an zu kichern.
„Pass auf, dass dein Spaß dir morgen nicht vergeht“, kam die bissige Antwort aus dem Mund des Terriers. Er drehte sich um und ging davon, während der Bulle Peter ins Gebäude und ohne eine Lampe anzuschalten in eine kleine Zelle führte, wobei er mehrmals mit dem Kopf oder mit den Knien gegen Wände stieß. Doch für jedes Ächzen vor Schmerz erntete er nur einen kurzen Lacher vom Bullen. Schließlich blieben sie stehen, der Bulle leuchtete mit einer Taschenlampe auf eine Tür und schloss sie auf. Anschließend löste er Peters Handschellen und stieß ihn in den kleinen Raum. Sobald Peter das kleine Bett gefunden hatte, konnte er der Müdigkeit nicht mehr widerstehen und versank in der Dunkelheit.

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Megamen 1
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Beitrag: # 6752201Beitrag Megamen 1
19.1.2009 - 15:25

Klasse... Lässt sich echt toll lesen, schöne Beitragslänge... Wann gehts weiter? ich würd gern wissen, wer seine Retterin ist, und wie die Anklage gegen den Terier sein wird. Weiter so!

Valverde3007
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Beitrag: # 6752202Beitrag Valverde3007
19.1.2009 - 15:27

Zeichen der Stärke

Das Gebirge wölbte sich vor ihnen auf, die riesigen Gipfel der Pyrenäen, deren Anblick er so liebte. Endlich war es so weit, endlich erreichten sie sein Terrain. In der letzten Woche hatten sie das Zentralmassiv durchquert und einige anspruchsvolle Hügel mitgenommen, doch erst heute kamen sie zum wichtigen Teil der Rundfahrt, der die Entscheidung bringen würde. Heute ging es ins Hochgebirge, über vier Pässe führte der Weg bis zur abschließenden Bergankunft in Guzet-Neige. Die erste Schwierigkeit des Tages stellte der Port de Lers dar. Anschließend folgten der Col d’Agnes, der Col de Latrape und schließlich der finale Anstieg nach Guzet-Neige. Vier Berge, drei davon der ersten Kategorie, die den Rennverlauf auf den Kopf stellen konnten. Fünfzig Kilometer, die er, Peter Miller, zu einer gnadenlosen Offensive nutzen würde, um einen Machtwechsel an der Spitze anzustreben. Sein Team, das der amerikanischen Nationalmannschaft war zwar eines der stärksten im Rennen, der Tour de l’Avenir, trotzdem konnte er nicht auf seine Unterstützung zählen. Die Hierarchie war zwar nicht klar abgesteckt, dennoch war Pete sicher, dass der sportliche Leiter vorerst für seine beiden starken Teamkameraden Tejay van Garderen und Tom Peterson fahren lassen würde. Die Kapitänsrolle könnte er nur an sich reißen, wenn er in den Bergen überragte. Heute war die einmalige Chance sich die Überzeugung und Bewunderung seines Teams zu sichern.

Ohnehin war es für ihn zu spät, um sich an taktische Zwänge zu halten. Auf den ersten Etappen dieser größten Rundfahrt der Klasse U23, hatte er sich zurückgehalten und den Belgier Jan Bakelants mit einigem Vorsprung an die Spitze gelassen, aber das war ein Zustand, den weder Pete noch sein Team so akzeptieren wollten. Es war zu viel schief gelaufen, das würde er heute korrigieren. Er hatte auf dem Weg nach St.Flour schon eine Attacke wagen wollen, bevor ihn die Teamleitung zurückgepfiffen hatte, damit er die nominellen Kapitäne unterstützte. Enttäuscht hatte er im Feld verharrt und gegen Ende des Rennens verlor er durch einen Sturz noch zwei Minuten. Das hatte zur Folge, dass er nur noch als Helfer gebraucht wurde, weil ihm niemand mehr einen Sprung in der Gesamtwertung zugetraut hatte. Er schaute sich nach seinen besser platzierten Teamkollegen um, Tom Peterson und Tejay van Garderen lagen noch gut im Rennen, Peter Stetina war auch noch nicht allzu weit zurück. Mit diesen vier Trumpfkarten hatten sie heute alle Möglichkeiten, den Gesamtführenden anzugreifen und ihm sein Trikot noch zu entreißen. Dabei war allen klar, dass nur eine Trumpfkarte stechen würde, welche, das wusste Pete ganz genau.

Die ersten Passagen des Port de Lers stellten für niemanden im Feld ein größeres Problem dar, weil niemand Verantwortung für die Führungsarbeit in der Spitzengruppe übernehmen wollte. Die Geschwindigkeit wurde besonders von den Belgiern verschleppt, deren Kapitän Bakelants schon früh die ersten Zeichen der Müdigkeit zeigte. Ein langsames Tempo hätte den von seinem Team anvisierten frühen Zerfall einer großen Gruppe und die Distanzierung von Bakelants gebremst, deshalb gab er Tom ein Zeichen einen ersten Angriff zu setzen. Doch er erntete nur ein leichtes Kopfschütteln. Dafür tat ein anderer Fahrer Pete einen Gefallen. Ein Franzose setzte einen ersten Angriff, ein Este folgte. Pete wartete auf die Reaktion des Hauptfeldes. Diese blieb aus, was ihn so wütend machte, dass er seine Teamkollegen beinahe anschrie, sie sollten endlich etwas tun. Als sein Appell unbeantwortet blieb, riss er sich den Funk aus dem Ohr. Wie schon so oft in den vergangenen Tagen bewies sich, dass sein Standing in der Mannschaft einfach nicht groß genug war. Das bedeutete, dass er alleine kämpfen müsste, wie er es in dieser Rundfahrt bereits getan hatte.

Er dachte an den vorvorherigen Tag zurück, als er seine Position grundlegend ändert konnte. Beim Kampf gegen die Uhr hatte es seinem Team heimgezahlt. Das Zeitfahren in Blaye-les-Mines hatte er wegen seines Rückstandes relativ früh und mit einer Menge Wut im Bauch in Angriff nehmen müssen. Sobald er auf der Strecke war konnte ihn niemand mehr bremsen. Der riesige Vorsprung vor den schwächeren Fahrern, die vor ihm durch die verschiedenen Zwischenzeiten gefahren waren, hatten ihn unglaublich motiviert. Die 21 Kilometer vergingen wie im Flug, er überholte zwei vor ihm gestartete Fahrer und ließ jeden Anstieg wie ein Flachstück aussehen. Ohne sich ein einziges Mal aus seiner aerodynamischen Position aufzurichten war er durch den Parcours geprescht und hatte mit einem Kraftakt die bisherige Spitzenzeit pulverisiert. Im Ziel hatte er dann lange gewartet. Haufenweise waren seine Gegner an der unglaublichen Zeit abgeprallt, die er vorgelegt hatte. Am Ende konnte ihn nicht nur keiner schlagen, er hatte sogar einen Vorsprung von etwa dreißig Sekunden herausgefahren. Anschließend bekam er das Zugeständnis, keine Helferaufgaben mehr verrichten zu müssen, trotzdem sollten Peterson und van Garderen die Kapitäne bleiben, obwohl Pete schon auf einem respektablen elften Platz lag, der ausbaufähig war.

Dieser Platz sollte jetzt noch weiter ausgebaut werden. Sie hatten sechs Kilometer des Port de Lers hinter sich gebracht und befanden sich nun auf der Hälfte des Anstieges. Wie er es gehofft hatte, versuchten die nächsten Fahrer anzugreifen. Er sah zwei Fahrer in kolumbianischen Trikots, die mit wuchtigen Antritten die Gruppe sprengten. Das war sein Einsatz. Er musste hinterher. Nach einem kurzen Schaltvorgang beschleunigte er und setzte sich an das Hinterrad der Ausreißer. Als er sich umschaute sah er, dass nur weitere fünf Fahrer den Anschluss gefunden hatten, darunter zwei weitere Franzosen, die gleich an ihm vorbei an die Spitze der Gruppe fuhren. Somit ergab sich die günstige Situation, dass die heimische Mannschaft für ein zügiges Tempo sorgte, dass ihm entgegen kam. Seine Beine fühlten sich immer noch gut an, sie strotzen vor Energie, doch dieses Gefühl schien ihm nicht exklusiv vergönnt zu sein. Drei Kilometer vor dem Gipfel setzte ein Schweizer die nächste Attacke. Ohne zu überlegen stieg er hinterher und ging sofort vorbei in die Führung. Als er sich umdrehte um zu schauen, wie viele Kontrahenten das Tempo hatten mitgehen können, starrte er überrascht auf kümmerliche zwei Verfolger. Nur der Schweizer, der attackiert hatte und ein Fahrer aus dem gemischten Team hatten seinem Tempo folgen können.

Pete blieb in der Spitzenposition und suchte einfach seinen Rhythmus. Erst jetzt konzentrierte er sich wieder auf den Teamfunk, den er aus Angst vor einer Standpauke seines Teamchefs vor seinen Attacken aus dem Ohr genommen hatte. Die Furcht war inzwischen dem Gedanken gewichen, dass der Teamchef diese Situation gar nicht bemängeln konnte. „Du bist vorne in einer Dreiergruppe mit Amador und Wyss, zehn Sekunden hinter euch fahren eure fünf ehemaligen Begleiter. Der Gesamtführende ist zurückgefallen“ Zehn Sekunden, das war ihm zu wenig. Er freute sich ein wenig darüber, dass er den Mann im Gelb schon weit distanziert hatte, doch das war ihm noch zu wenig. Genugtuung verschaffte ihm erst der kurze Blick nach hinten in die vom Schmerz verzerrten Gesichter seiner Gegner. Das zweifellos hohe Tempo, das Pete anschlug, brachte ihn zwar noch nicht an sein Limit, es schien dafür nahezu alle anderen zu überfordern. Beflügelt erhöhte er seine Trittfrequenz leicht und freute sich, als seine Gegner noch lauter keuchten. Diesen Zeitpunkt hatte er nicht so früh erwartet, eigentlich hatte er auf den Abfahrten auf tatkräftige Unterstützung gehofft. Wenn seine Konkurrenten schon am ersten Berg schlapp machten, war dieser Wunsch wohl hinfällig.
Pete schaute sich um, blickte Wyss in das vom Schmerz verzerrte Gesicht und trat an. Eine ganze Weile fuhr er so im Wiegetritt ohne sich umzuschauen. Wahrscheinlich konnte ihm sowieso keiner folgen. An der Bergwertung hörte er die Mitteilung seines Teamchefs. Er hatte knapp zwanzig Sekunden Vorsprung auf seine Verfolger, die sich durch einen Teamkollegen von Amador auf ein Trio vergrößert hatten. Genug Vorsprung also, um die Abfahrt als Solist an der Spitze zu überstehen. Waghalsig stürzte er sich in die ersten scharfen Kurven. Auf dem Weg ins Tal würde ihn niemand bekommen.

Da ist er, der erste RSM-Teil. Wie er zur Story passt, sieht man im nächsten Post.

EDIT: @megaman: Wunsch sofort erfüllt. Die Hauptstory geht aber erst nach diesem kleinen Einschub weiter, ich wollte mich mal wieder an Rennberichten erproben, von denen habe ich ewig lange keinen mehr geschrieben.

Andy92
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Beitrag: # 6752219Beitrag Andy92
19.1.2009 - 17:19

Bisher schöner, sehr schöner Rennbericht. Und die Hauptstory wird sich sicherlich noch schön weiter entwickeln - da gibts so einige Möglichkeiten. :D
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Valverde3007
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Beitrag: # 6752404Beitrag Valverde3007
21.1.2009 - 10:33

Pete genoss den Zug des Gegenwindes auf der Abfahrt und den Schatten der Bäume, die die unbarmherzige, brennende Wirkung der Sonne aufhielten. Er versuchte die Kurven mit höchstem Risiko anzusteuern, um ja nicht in Gefahr zu laufen, dass ihn irgendjemand auf dem Weg ins Tal wieder einholen könnte. Sowohl mental als auch körperlich fühlte er sich noch frisch und wartete sehnsüchtig auf das Ende der Abfahrt, das er knapp fünf Minuten nach Überquerung des Port de Lers erreichte. Sofort kehrte sich das Gefälle in Steigung um, vor ihm türmte sich der vier Kilometer langen und über acht Prozent steile Col d’Agnes auf, den er nun ins Visier nahm. Obwohl er sich gar nicht mehr für die Abstände hinter sich interessierte und nur noch auf sein eigenes Tempo achten wollte, versorgte ihn sein sportlicher Leiter dauernd mit neuen Informationen: „Hinten sind wieder fünf Mann zusammen, die haben 30 Sekunden Rückstand.“ Was brachten ihm die Abstandsangaben? Er war an der Spitze und niemand würde ihn einholen. Das einzige, was jetzt noch wichtig war, war die Kraftreserven optimal zu nutzen und den Vorsprung so groß wie möglich werden zu lassen. Dazu benötigte er keine Zeiten der anderen, sondern eine gesunde Trittfrequenz und den richtigen Gang. Dies war kein Rennen Mann gegen Mann, es ähnelte viel mehr einem Zeitfahren.

Schnell fand Pete wieder seinen Rhythmus und fuhr streng nach Wattzahl dem Gipfel entgegen. Links und rechts der Straße standen zahlreiche Fans, die ihm begeistert zujubelten. Manchmal fühlte er sich durch die jubelnden Zuschauer am Straßenrand dazu animiert, einen Zahn zuzulegen, aber seine eiserne Disziplin hielt ihn davon ab. Die Masse an Radsportfans war ein gutes Zeichen für die Rundfahrt und für den Radsport, doch er hatte keinen Blick für sie. Das Schlussstück der Etappe forderte höchste Konzentration. So gut er sich auch fühlte, er brauchte genug Kraft um die letzten 25 Kilometer als Solist zu überstehen. Nach einer Weile wurden die Zuschauer ihm sogar lästig. Dauernd beengten sie seine Fahrbahn und er konnte nicht die Ideallinie fahren. Erst als er die Schaulustigen mit einem kurzen Schubs von sich schob, ließen sie ihn in Ruhe. Ohne Pause versuchten sie ihn anzuschieben oder ihn mit Wasser zu überschütten. Er wusste, dass sie nur versuchten, ihm zu helfen, das einzige was sie letztendlich taten, war, dass sie ihn behinderten. Pete wurde einmal mehr klar, dass er das Land und die Straßen liebte, mit den Fans aber wenig anfangen konnte.

Die letzten Meter zur Bergwertung waren abgesperrt. Endlich hatte er seine Ruhe. Wenige Sekunden trennten ihn von der letzten, längsten Abfahrt des Tages, die hinunter in Richtung eines kleinen Dörfchens führte. Wenn er seinen Vorsprung bis dorthin halten würde, dann würde ihn niemand erreichen. Er ging fest davon aus, dass sich das Bild der ersten beiden Berge fortsetzen würde und er mit Abstand der stärkste Bergfahrer sein würde. Zum ersten mal seit Beginn seines Parforcerittes gönnte er sich einen kleinen Blick auf das Panorama der Pyrenäen und die Zuschauermassen hinter den Absperrungen. Was er sah, ließ ihm die Kinnlade herunterfallen. Der Anblick, der sich ihm präsentierte ließ ihm das Herz bis zum Hals schlagen. Zwischen der bunten Menge erkannte er auch zwei kleine Jungen mit einer amerikanischen Flagge, die ihm fröhlich zuwinkten und seinen Namen schrieen. Vor sich auf der Straße konnte er ihn auch lesen. „Speed! Pete!“ stand in großen Buchstaben auf die Straße gepinselt. Diesen Wunsch wollte er keinem Fan unerfüllt lassen. Er holte Schwung, überquerte die Linie der Bergwertung und machte sich auf den Weg ins Tal. Hatte er sich vorher schon enorm aufgepusht, fühlte er sich nun, als hätte er Flügel. Die Zuschauer kannten seinen Namen. Bisher war es eine Ausnahme, heute konnte er es zu einer Gewohnheit machen. Laut seines sportlichen Leiters hatte er beinahe eine Minute Abstand zu seinen nächsten Verfolgern. Eine gute Platzierung und ein Etappensieg waren eine Sache, er ließ heute die ganze Tour explodieren und pulverisierte die bisherigen Zustände im Klassement. Pete fühlte sich unschlagbar, er war unschlagbar. Seine Fans wollten Speed sehen, den sollten sie bekommen.

Aulus-les-Bains. Das Dorf erwies sich als äußerst kleines Dörfchen, wenige Meter nachdem er den Ortseingang erreicht hatte, erreichte er einen Kreisverkehr, an dem er links abbog. Unmittelbar danach prallte er gegen den Col de Latrape, wie gegen eine Wand. Fünf harte Kilometer mit über sieben Prozent Steigung erwarteten ihn und er bekam sofort zu spüren, welche Qualen er erleiden müsste. Auf der relativ geradlinigen Abfahrt hatte er sich ein bisschen ausruhen können, doch jetzt brauchte er wieder jedes Körnchen Energie, das er noch auftreiben konnte. Nach knapp dreihundert Metern erreichte er die erste Haarnadelkurve, in der er fast stehen blieb. Er hatte zu sehr abgeschaltet, sich schon mit dem Gedanken abgegeben, dass er ohne Mühe den Sieg davon tragen würde. Nun erkannte Pete, dass auch er sich quälen müsste, um den siegreich zu sein. Immerhin maß er sich mit der Weltelite der Klasse U-23. Er erhöhte den Kraftaufwand und missachtete den Wattzähler. Er würde kämpfen, er würde alles aus seinem Körper herausholen. Dazu brauchte er keine Maschinen, jetzt gab es nur noch ihn und den Berg.

Fünf Haarnadelkurven stellten sich ihm in den Weg und an jeder von ihnen musste er aus dem Sattel gehen und alle Kraft aufbringen, um das Tempo aufrecht zu erhalten. Hier im Wald im unteren Teil des Anstieges hatte Pete erwartet, kurze Zeit ungestört und unbeobachtet zu sein. Wieder überraschten ihn die Franzosen mit ihrem Engagement. Es standen an diesem berg zwar weniger Zuschauer als am Col d’Agnes, dennoch boten sie ein überwältigendes Bild. Jeder Anfeuerungsruf setzte zusätzlich Kräfte frei und er begann die Klapse auf seinen Rücken zu akzeptieren. Was ihn nicht vernichtete, machte ihn stärker. Alles lief für ihn. Er ließ den dritten Gipfel des Tages hinter sich und begab sich auf das kurze Flachstück, das ihn zum Schlussanstieg führen würde. Normalerweise hätte es ihm entgegenkommen müssen, er hätte das Stück genießen sollen, auf dem er sich ein bisschen erholen konnte. Aber es befriedigte ihn nicht. Heute fuhr er nicht zum Vergnügen, er fuhr um ein Zeichen zu setzen. Sehnsüchtig lechzte er nach dem nächsten Berg. Er brauchte jeden Meter, jede Kurve.

Mit hoher Geschwindigkeit sauste Pete über den leicht abfallenden Streckenabschnitt, so dass er beinahe die Kurve verpasste, die auf den Weg nach Guzet-Neige führte. Im letzten Moment schaffte er es den Vorgang aus Bremsen und Lenken hinter sich zu bringen und einen Sturz zu vermeiden. 6,5 Kilometer trennten ihn vom Tagesziel, weniger als zwanzig Minuten. Er erkundigte sich nach seinem Vorsprung und bekam die Information eine Minute vor einem Quintett um den Franzosen Coppel, den Schweizer Wyss den Portugiesen Costa und die beiden Kolumbianer Pantano und Duarte zu liegen. Das war noch nicht genug, der Vorsprung musste noch größer sein. Er mobilisierte die letzten Kraftreserven und legte alles in den finalen Anstieg. Vorbei war es mit der entspannten Fahrt durch die Berge, er ächzte und schnappte nach Luft, während er gegen die Schmerzen im ganzen Körper ankämpfte. Pete wollte und durfte nicht aufgeben, nach der vielen Arbeit, die er schon geleistet hatte, wollte er seinen Lohn einstreichen. Und tatsächlich, obwohl er sich am Ende fühlte, wuchs der Abstand Sekunde um Sekunde. Die positive Entwicklung beflügelte ihn umso mehr. Sein Plan ging auf, er war zwar am Ende, dafür ging es den anderen wahrscheinlich nicht besser. Mit jedem Tritt gewann er weiter an Boden gegenüber der Konkurrenz. Kurz vor Erreichen der Skistation erreichte ihn die Information seines sportlichen Leiters, dass er sich virtuell an die Spitze des Klassements gesetzt hatte. Er fuhr unter dem Bogen für den letzten Kilometer hindurch und versuchte weiter zu beschleunigen. Die jubelnden Massen am Straßenrand skandierten seinen Namen. Als er die Ziellinie erreichte, riss er die Arme in die Höhe und stieß einen lauten Jubelschrei auf. Er hatte das Ziel als erster erreicht, er hatte sein Ziel erreicht.

Als er bei der Siegerehrung das gelbe Trikot des Gesamtführenden entgegennehmen durfte, strahlte er vor Stolz wie bei seinem ersten Schultag. Seine Verfolger waren erst zweieinhalb Minuten nach ihm ins Ziel gekommen, der ehemalige gelbe verlor fünf Minuten. Damit hatte Pete mit einem komfortablen Vorsprung die Führung übernommen und nun eilte er von Ehrung zu Ehrung. Neben der Etappe bekam er das Gesamt- und Bergwertungstrikot. Das Gefühl als erster auf dem Podium zu stehen und die restlichen Fahrer dominiert zu haben, erfüllte ihn mit Stolz. Und er würde es nicht zum letzten mal erleben. Pete schwor sich, dass dieser Zustand, der Zustand des absoluten Glücks, Normalität werden würde.

Valverde3007
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Beitrag: # 6752860Beitrag Valverde3007
24.1.2009 - 16:16

Im Gefängnis

Als Pete erwachte, dauerte es einen Moment, bis er begriff, wo er war. Das Siegerpodest und die weite, wundervolle Landschaft der Pyrenäen aus seinem Traum waren gewichen, dafür blickte er auf die kahlen Wände einer Zelle. Er lag auf der unbequemen, so genannten Schlafstelle eines Untersuchungsgefängnisses. Der Raum war erschreckend spartanisch gehalten. Es gab einen Tisch mit einem Stuhl, sowie das unbequeme Bett, auf dem er die Nacht verbracht hatte. Die Matratze war so hart, dass sein Rücken furchtbar schmerzte. Nachdem er kurze Zeit versucht hatte, in seinen unruhigen Schlaf zurückzufallen, gab er es auf und kämpfte gegen die Trägheit seines Körpers an. Dieser Kampf war vom Anfang an aussichtslos und Pete beugte sich schnell seinem bockenden Körper. Sein dröhnender Schädel hielt ihn vom Aufstehen ab und erinnerte ihn sofort wieder an die Geschehnisse der letzten Nacht, wobei er Probleme hatte, alles in die richtige Reihenfolge zu bringen. Einzelne Bruchstücke schossen ihm durch den Kopf, den Sinn verstand er vorerst nicht. Mit der Zeit schaffte er es aber, den gesamten Abend zu rekonstruieren. Der Teil seiner Erinnerungen, den er während der vergangenen Nacht nicht griffbereit hatte, kehrte nach einigem angestrengten Überlegen teilweise wieder zurück. Er erinnerte sich an die Sekunden, in denen er begriff, dass er geradewegs in eine Polizeikontrolle fuhr und die Angst um die Fahrerlaubnis. Anschließend folgte die hektische, überstürzte Reaktion, die kurze Flucht, ab dem Parkplatz der Lauf und zum Schluss das Betreten des dunklen Waldes, in dem er Sicherheit gesucht hatte. Im Nachhinein verfluchte er sich für die dämliche Entscheidung bei dem kalten Wetter mit unzureichender Bekleidung auf diese unsicheren Pfade gerannt zu sein, aber wenige Stunden zuvor hatte er darin noch seinen einzigen Ausweg gesehen. Er tröstete sich damit, dass alles gut gegangen war und er körperlich unversehrt davon gekommen war. Das Glück war ihm bis dahin hold geblieben, was man von der Aktion in der Disko fast nicht mehr hätte behaupten können. Schließlich war er ja im Gefängnis gelandet und beinahe hätte es keinerlei Perspektive gegeben, straffrei aus der Sache herauszukommen.
Wäre da nicht die blonde Schönheit gewesen. Der Gedanke belustigte ihn, dass er von einer Frau gerettet worden war, von der er nicht einmal den Namen kannte. Er hatte nichts an Informationen von ihr, das einzige, was ihr in Erinnerung blieb, war das bezaubernde Lächeln und die umwerfende Figur. Er begriff noch nicht, warum sie ausgerechnet ihm zu Hilfe geeilt war, obwohl sie sich den Abend nicht durch die Polizei verderben lassen musste. Vielleicht hatte es in solchen Momenten doch seine Vorteile, den Körper eines Leistungssportlers zu haben, der auf viele Frauen beeindruckend wirkte. Pete entschloss sich sofort auf die Suche nach seiner Retterin zu machen, sobald er aus dem Gefängnis entlassen werden würde. Immerhin hatte die Polizei durch die entlastende Aussage kein ausreichendes Material mehr in den Händen, um ihn länger festzunageln. Vielleicht würde sie ja sogar persönlich kommen, wenn sie ihre letzten Worte am vorherigen Abend nicht unüberlegt gewählt hatte.
Die nächsten Minuten verbrachte er damit, sich an jedes Detail von ihr zurückzuerinnern. Obwohl er sich versuchte vorzumachen, dass er sie nur kennen müsse, weil sie sich als seine Freundin ausgegeben hatte, musste er sich schnell eingestehen, dass er einen Narren an ihr gefressen hatte. Nicht nur ihr Aussehen, sondern ihr gesamtes Auftreten hatte ihn verzaubert, das Selbstbewusstsein mit dem sie sich in die Diskussion mit den Polizisten gestürzt hatte und die fachliche Kompetenz mit der sie argumentiert hatte. Mit jeder Minute, die er in seiner Zelle verbrachte, wuchs die Sehnsucht nach ihr und es machte ihn verrückt, dass er zur Untätigkeit verdammt war.
Doch das Schicksal meinte es gut mit ihm. Noch bevor er aus seinen Tagträumen erwachte, hörte er Bewegungen vor der Tür und Stimmen, die ihm unbekannt und doch so vertraut waren. Es überraschte ihn kaum, dass hinter dem Polizeibeamten, der die Tür geöffnet hatte, sein Schutzengel stand. Sie warf ihm einen schockierten Blick zu, bevor sie anfing zu lachen. „Du siehst ja total fertig aus. Steh auf Peter, du darfst gleich hier heraus.“ Pete erwiderte die Begrüßung mit einem müden Grunzen und war überrascht, als sie trotzdem zu einer Umarmung ansetzte, von der sie von einem zweiten Polizisten barsch zurückgehalten wurde. Pete erkannte den Rüpel als den Terrier, der schon am Vortag für Scherereien gesorgt hatte. Seine neue Freundin ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern erwiderte gereizt: „Lassen Sie mich doch. Sie haben ihn mir schon heute Nacht vorenthalten, da sollte wenigstens eine kurze Umarmung drin sein.“ Der Terrier bellte sie an: „Hier gibt es Regeln und Vorschriften, die besagen, dass enger Körperkontakt mit Inhaftierten vermieden werden soll. So lange wir uns in meinem Hoheitsgebiet befinden, wird sich daran gehalten.“ Die Antwort klang zugleich ungläubig und spöttisch. „Inhaftierter. Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie nichts gegen Peter in der Hand haben? Dass Sie so dreist waren, ihn heute Nacht hier einzusperren, ist ja schon die Höhe und nun wollen Sie ihn wie einen Häftling behandeln? Außerdem werde ich ihm wohl keine Waffen zustecken oder ähnliche Dummheiten anstellen. Sie haben mich überprüft. Ich bin unbewaffnet.“ Sie drehte sich vom Terrier weg und vollzog die Umarmung. Er spürte ihren warmen Atem an seinem Ohr, als sie ihm ein leises „Caroline“ ins Ohr säuselte. Erst verstand Pete nicht, was sie ihm mitteilen wollte, doch als er begriff, dass er soeben den Namen der geheimnisvollen Frau erfahren hatte, schickte er ein Stoßgebet Richtung Himmel. Caroline war so geistesgegenwärtig gewesen, ihm ihren Namen zu nennen, was einen ebenso peinlichen wie verdächtigen Moment verhindern würde, den der Terrier sicher dazu genutzt hätte, seinen Aufenthalt in seiner Zelle zu verlängern.
Petes glücklicher Gesichtsausdruck seine neue Freundin wieder zu sehen, verschlechterte die Laune des Terriers leider augenblicklich, so dass dieser eine ähnlich grimmige Miene wie in der Disko aufsetzte. Grob legte er Pete Handschellen an und riss ihn herum, um ihn in die Obhut des Bullen zu übergeben, ohne Pete einen scheinbar unabsichtlichen Schlag auf das schmerzende Rückgrat zu geben. Er hatte sichtlich Spaß daran, seine sadistischen Triebe zu befriedigen und schien jeden Moment zu genießen, in dem er Pete noch als seinen Gefangenen betrachten durfte. An seinem Arbeitsplatz fühlte er sich immun gegenüber jeglichen Gesetzen und Pete war sich sicher, dass das Gewaltpotenzial der hiesigen Polizei überdurchschnittlich hoch sein musste. Er wollte nichts riskieren, um den Terrier auf die Probe zu stellen und seine Vermutung zu überprüfen. So lange er sich vor seinen Kollegen profilieren musste, um seine Autorität zu wahren, bestand Gefahr. Bisher hatte der Terrier nur gebellt. Im Verhör musste Pete aufpassen, dass sein Kontrahent nicht anfing zu beißen.

Valverde3007
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Beitrag: # 6752968Beitrag Valverde3007
25.1.2009 - 16:18

Er wurde aus seiner Zelle in einen Gang geführt, an dessen Ende sich eine Tür zu einem Verhörzimmer befand, das sie betraten. Das Zimmer war dunkel, die Wände waren schwarz gestrichen und die einzigen Gegenstände im Raum waren ein rechteckiger weißer Tisch und drei unbequeme Holzstühle. Pete und Caroline setzten sich auf die eine Seite des Tisches, der Terrier nahm auf der anderen Platz. In diesem Raum musste Pete höllisch aufpassen. Einerseits wuchs in der Dunkelheit sein Verlangen nach Schlaf, zusätzlich wirkte sie bedrohend, insbesondere, weil sich der Terrier hier richtig wohl fühlte. Die düstere Atmosphäre und die Abgeschlossenheit von der Außenwelt machten ihn hier zu einem gefährlichen Gegner. Probleme mit diesem unangenehmen Menschen waren das letzte, was Pete in seiner momentanen Verfassung brauchen konnte. Er sehnte sich eher nach einer ruhigen Unterhaltung mit Caroline. Stattdessen konnten sie nur einige Worte unter den strengen Augen des Terriers wechseln.
„Wie geht es dir?“, fragte sie.
„Den Umständen entsprechend gut, ich hätte nur gerne eine Aspirin.“ Murmelte Pete.
„Sie bekommen hier gar nichts außer einer Haftstrafe und beenden sie gefälligst ihren Smalltalk, sie sind nicht zum Kaffe trinken hier!“, bellte der Terrier.
Bevor Pete bissig antworten konnte, fiel Caroline ihm ins Wort. „Immer mit der Ruhe.“ Sie wandte sich Pete zu. „Ich fungiere als dein Rechtsbeistand. Ich bin ausgebildete Juristin und habe von einigen Monaten meinen Abschluss an der Universität gemacht. Normalerweise bin ich auf Arbeitsrecht spezialisiert, trotzdem glaube ich, dass ich dir helfen kann. Die Polizei hat ja nichts gegen dich in der Hand.“
Nach allem, was sie bisher für ihn getan hatte, vertraute er ihr blind und setzte darauf, dass sie den impulsiven, unsachlichen Terrier im Griff haben würde. Mit einem kurzen Nicken zeigte er seine Zustimmung. Beinahe blieb er an ihrem Blick hängen und vergaß den Grund seines Aufenthalts im Verhörzimmer. Erst das Knurren des Terriers riss ihn aus seinen Gedanken.
„Na dann ist ja alles geklärt, fangen wir an.“
Vom eigentlichen Gespräch bekam er kaum mit, denn als Caroline und der Terrier sich in für ihn in seinem Zustand unverständlichen Gesetzen, Anschuldigungen und Verteidigungen verliefen, meldeten sich seine Kopfschmerzen, die es ihm nicht erlaubten sich zu konzentrieren, wieder. Immer wenn er etwas zu einem Punkt aussagen sollte, musste Caroline ihn anstoßen, damit er sich die Frage wiederholen ließ und dann knapp antwortete. Der Terrier zählte in einem lauten und ungehaltenen Tonfall die angeblichen Verstöße von Pete auf, bis Caroline zu einer überzeugenden Entlastung ansetzte. Der Terrier zog immer mehr Trümpfe und trotzdem gelang es Caroline jede Anschuldigung auszukontern. Der Ausgang des Wortgefechts war ihm vorerst egal, da er ohnehin nicht allzu lange festgehalten werden durfte und seinen Rausch auch in seiner Zelle, nach deren Ruhe er sich sehnte, ausschlafen könnte. Sein einziger Wunsch, die Kopfschmerztablette, wurde ihm verwehrt und von da an interessierte er sich überhaupt nicht mehr für das Geschehen um ihn herum. Nachdem er kurz eingedöst war, wurde er von lautem Brüllen geweckt. Der Terrier merkte wohl, dass ihm die Felle davon schwammen und er begann aggressiv zu werden. Caroline ließ sich davon kein Stück beeindrucken. Sie argumentierte sachlich weiter, was ihr Petes Bewunderung einbrachte. Alles, was sie sprach, war absolut kalkuliert und auf ihre Strategie abgestimmt. Obwohl es vielleicht klüger gewesen wäre, sich nicht in das Gespräch einzumischen, meldete er sich nun zu Wort.
„Hören Sie, Herr Kommissar. Ich bin Sportler und habe für heute meine Heimreise gebucht, damit ich in den nächsten Tagen wieder beginnen kann. Ich habe keine Zeit mehr für diesen Zirkus.“ Sein frecher Kommentar brachte den Terrier total aus der Fassung. Er brüllte ihn an. „Diesen Zirkus? Was erlaubst du dir eigentlich? Du hast scheiße gebaut, freu dich, dass ich überhaupt mit dir rede. Ich könnte dich ohne Bedenken noch länger in der Zelle behalten. Was betreibst du denn für einen wichtigen Sport?“ Pete wartete einen Moment, um den Terrier noch wütender zu machen und antwortete erst, als sein Gegenüber zu seiner nächsten Schimpftirade ansetzte. „Ich bin Radsportler und gerade im Aufbautraining für die nächste Saison.“ Der sichtlich nicht an Sport interessierte, korpulente Terrier flippte endgültig aus. Seine Halsschlagader war inzwischen so stark angeschwollen, dass Pete damit rechnete, dass sie jeden Moment platzen könnte. Als er über diese Vorstellung lächelte, verlor der Terrier seinen letzten Rest an Selbstbeherrschung und ging in eine ungebremste Schimpftirade über. „Pah, einer von diesem unsauberen Pack. Bist du auch voll bis oben hin? Ihr seid der letzte Dreck, ihr seid die erbärmlichsten Geschöpfe unserer Gesellschaft. Ihr lebt auf unsere Kosten, obwohl ihr Gesetze brecht und uns betrügt. Ich kenne euch, ihr seid es immer, wenn es Scherereien gibt. Alle können sich benehmen nur ihr nicht. Einen wie dich lasse ich nicht laufen.“ Pete wurde wütend über die anmaßenden Kommentare. „Wir sind die erbärmlichsten Geschöpfe? Und was sind Sie dann? Sie halten mich hier grundlos fest nur um ihr Ego zu befriedigen. Sie sind erbärmlich und nicht ich. Sie sollten über ihren Beruf nachdenken. So wie Sie sich heute aufführen, haben sie den verfehlt. Sie sind der schlechteste Polizist, dem ich je begegnet bin.“ „Na warte.“ Der Terrier machte einen Schritt auf Pete zu, holte mit der Faust aus und schlug zu, bevor Pete die kleinste Reaktion zeigen konnte. Der Schlag traf ihn mitten im Gesicht. Der Kopfschmerz hinter seiner Stirn explodierte. Pete schrie auf und griff sich mit den Händen an die Nase und die Lippen. Als er sie in Augenhöhe hob, sah er das Blut daran. Pete wandte sich dem Terrier zu, doch ihm blieb lediglich die Zeit, eine kräftige Faust zu sehen, die ihm mit einem lauten Knacken auf die Nase traf. Wegen der Wucht des Schlages wurde Pete von seinem Stuhl geschleudert und er fiel auf den kalten Boden. Der Terrier sprang sofort auf und wollte sich auf ihn stürzen. Er riss Pete herum, so dass er in sein Gesicht blicken konnte. Bevor er ein drittes mal zuschlagen konnte, stürmten seine Kollegen in das Verhörzimmer. Der Bulle zerrte ihn von Pete weg und hielt ihn fest. Pete fasste sich schnell wieder, aber Caroline verlor ihre Ruhe. Sie war aufgesprungen und an Petes Seite geeilt. Mit schriller Stimme schrie sie den Terrier an. „Sie unverschämter Hund. Wir zeigen Sie an. Sie als Polizist sollten sich schämen. Das wird Konsequenzen haben. Wir werden Sie melden. Das wird eine Dienstaufsichtsbeschwerde nach sich ziehen.“
Ein Lächeln huschte über Petes Gesicht. Er fand es niedlich, wie Caroline sich aufregte, als er dann ihren bestürzten Blick sah, verging ihm das Grinsen. Entsetzt betrachtete sie seine Wunden und versuchte sie mit einem Taschentuch notdürftig zu verarzten. „Es ist gar nicht so schlimm, nur ein Kratzer, ich habe schon viel schlimmeres erlebt“, grummelte er. Er versuchte aufzustehen, musste zu seinem Leidwesen aber bemerken, dass er nur wackelig auf seinen Beinen stand. Caroline registrierte das ebenfalls und sie eilte gleich zu Hilfe, um ihn zu stützen.
Er wandte sich an den Kommissar. „Das war nicht unser letztes Duell. Wir sehen uns wieder, dann aber vor Gericht. Ich verspreche Ihnen, wenn wir vor einem fairen Richter stehen, schlage ich zurück, aber mein Schlag wird Sie härter treffen als ihrer eben. Suchen Sie sich einen neuen Beruf, es wird der Welt gut tun.“
Er richtete sich auf und machte langsam ein paar Schritte auf die Tür des Verhörzimmers zu, in dem ihn die anderen Polizisten, die seine Unschuld erkannt hatten, nicht langer festhalten wollten. Auf der Schwelle drehte er sich um und schaute nach dem Terrier. Auch wenn er in etwa dasselbe empfand, schockierte ihn der unbändige Hass in den Augen des Terriers. Er hatte es geschafft, aus der Höhle des Löwen zu entkommen, doch er war sicher, dass diese Jagd noch nicht beendet war. Er humpelte auf die Tür zu und dann nach draußen in den Gang.
Er schaffte es kaum ein paar Meter weit und setzte sich auf einen der Stühle, die im Bereich vor dem Verhörzimmer standen. Die Schläge hatten in nicht nur körperlich mitgenommen, indem sie blutige Wunden bei ihm verursacht hatten. Viel schlimmer war sein Schock über das Verhalten eines Polizisten, dass von einem Augenblick auf den nächsten sein ganzes Vertrauen in den Freund und Helfer der Bürger vernichtet hatte. Pete kannte solche Geschichten zwar aus Hollywoodfilmen, dennoch hatte er nicht damit gerechnet, in einer Verhörsituation gewaltsam attackiert zu werden. Als die Anspannung des Verhörs von ihm abfiel, schaffte er es nicht mehr seine Körperspannung aufrecht zu erhalten. Dazu blendete ihn das grelle Licht und seine Kopfschmerzen steigerten sich weiter. Er musste die Hände vor sein Gesicht halten, um die brennende Wirkung des Lichtes von seinen Augen abzuhalten. Mit jedem Atemzug verlor er weiter die Kontrolle über sich. Neben sich hörte er Caroline etwas sagen, doch er konnte es nicht mehr verstehen. Stattdessen wurde ihm schwarz vor Augen.

Valverde3007
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Beitrag: # 6753282Beitrag Valverde3007
28.1.2009 - 10:42

Pete öffnete die Augen. Wo war er? Was war passiert? Er brauchte einen Moment, dann begriff er, dass er immer noch im Polizeirevier war. Caroline hatte sich auf den Stuhl neben ihn gesetzt und hantierte an ihrem Handy herum. Als sie bemerkte, dass er die Augen öffnete, steckte sie ihr Mobiltelefon weg und widmete ihm ihre Aufmerksamkeit. Dafür zückte sie eine Packung Taschentücher, mit denen sie seine Wunden notdürftig säuberte. Dabei redete sie ununterbrochen auf ihn ein. Ihre Stimme klang panisch. Obwohl er ihre Sorgen verstand, ertrug er das unaufhörliche Geplapper nicht.
„Wie lange war ich bewusstlos?“, fragte er.
„Nur ein paar Sekunden. Du hast mir einen gewaltigen Schock eingejagt. Ich war gerade dabei den Krankenwagen zu rufen, da bist du wieder zu dir gekommen.“
„Ich brauche keinen Krankenwagen, es ist alles in Ordnung“, log Pete.
Einen Krankenhausaufenthalt, zu dem ihn die Ärzte möglicherweise verdonnern würden, konnte er sich überhaupt nicht erlauben. Er war sowieso schon zu lange in diesem unglücklichen Land. Wenn er das Polizeirevier verlassen hätte, würde er auf dem direkten Weg nach Hause fahren. Einen Umweg wollte er noch machen. Caroline würde bestimmt nichts dagegen haben, wenn er sie besuchen würde.
Er musste grinsen, während sie ihn aufforderte seine Aufnahmefähigkeit testen zu lassen, um auszuschließen, dass er eine Gehirnerschütterung abbekommen hatte. Sie stellte ihm einige Fragen und prüfte seine motorischen Fähigkeiten. Als sie ihn für medizinisch in Ordnung erklären konnte, stemmte er sich auf und nahm Kurs auf den Ausgang. Doch bevor er ihn erreichte, kam der Terrier aus dem Verhörzimmer. Seine Gesichtsfarbe war zwar schon weniger rot als ein paar Minuten zuvor, aber die Abneigung in seinem Blick war dieselbe. „Das wirst du mir büßen. Wenn du mich meldest, mache ich dich fertig.“ Pete hatte aber keine Lust und keine Kraft mehr, sich mit dem streitsüchtigen Gesetzeshüter zu streiten, öffnete Tür und trat in die Freiheit.
Die Kälte draußen schockierte ihn. Die Temperatur war gefühlt noch um mehrere Grad im Gegensatz zur letzten Nacht gefallen. Die beißende Kälte machte ihm zu schaffen und der Boden war glatt, so dass er weiter an Halt verlor. Caroline ließ ihn aber nicht fallen, sondern zerrte ihn zu den Parkplätzen, wo nur drei alte Autos standen. Als er sich fragte, wo sein Auto stand, überraschte Caroline, indem sie ihn zu dem Mercedes führte, der einige Meter weiter im Halteverbot stand.
„Ich dachte, du studierst Jura? Da sollte man doch lernen, dass Falschparken verboten ist.“
„Die Vorlesung muss ich wohl verschlafen haben“, lachte sie. Als sie den Mercedes erreicht hatten, stand Pete einen Moment unschlüssig vor dem Auto, bis Caroline ihn mit sanfter Gewalt auf den Beifahrersitz schob. Sie stieg auf der anderen Seite ein.
„Du kommst mit zu mir“, sagte sie freundlich aber bestimmt und raste mit quietschenden Reifen los.
Ihr Fahrstil war genau so rasant, wie ihr gesamtes Auftreten. An den Geschwindigkeitsbegrenzungen schien sie sich nicht zu orientieren, sie sauste einfach mit dem Tempo über die vereisten Straßen, das ihr angemessen schien. Obwohl ihnen auf der gesamten Strecke kein einziges Auto begegnete, barg diese Fahrweise bei den kalten Temperaturen doch ein großes Risiko. Das Unfallrisiko konnte er zwar einschränken, dennoch steigerte sich das Risiko, dass sein Magen die Fahrt nicht unbeschadet überstand.
„Kannst du nicht bitte etwas langsamer fahren. Es ist doch glatt auf den Straßen. Außerdem tut es meinem Kopf nicht gut.“
„Entschuldigung. Sonst fahre ich immer so. Ich kann gerne ein bisschen langsamer fahren.“ Sie nahm ein bisschen Tempo heraus. Erleichtert atmete er auf.
„Was ich in den letzten fünf Minuten erleben musste, lässt mich staunen, dass tatsächlich ich für ein Verkehrsdelikt bestraft werden sollte. Dabei brichst du jede Regel, die sich jemals irgendein Mensch im Verkehrsministerium ausgedacht hat.“
„Ich fahre die Strecke so häufig, da fällt es mir gar nicht auf, wenn ich ein bisschen überziehe. Sieh es als Recht der Anwohner.“
Sie mussten einige Kilometer über die Landstraße fahren, bis sie den nächsten Ort erreichten. Trotz seines miserablen Zustandes bekam er noch mehr als genug von seiner Umgebung mit, um festzustellen, dass sich zu beiden Seiten der Straße eine wunderbare Winterlandschaft ausbreitete. Im Vordergrund konnte man kilometerweit über eine flache, von Schnee bedeckte, Ebene sehen und direkt dahinter erhoben sich die riesigen Berggipfel der Schweizer Alpen. Zwischendurch unterbrachen kleine Wälder oder Seen die Eintönigkeit. Eigentlich war es schade, dass er diese wunderbare Natur nur durch sein geschwollenes Gesicht und vom Alkohol verzerrt betrachten konnte. Doch als er links von sich die Berge beobachten wollte, blieb sein Blick an Caroline hängen.
„Wo fahren wir hin?“, erkundigte er sich.
„Erst einmal aus der Reichweite der Polizei. Der nette Herr Kommissar könnte sonst noch lästiger werden.“
„Kennst du ihn näher?“
„Ja, als ich klein war, habe ich hier gelebt. Meine Großeltern hatten ein großes Anwesen und weil meine Eltern zu beschäftigt mit ihrer Arbeit waren, habe ich dort gelebt, bis ich später in ein Internat in England gekommen bin.“
„Und wir fahren jetzt zu diesem großen Anwesen.“ Voller Vorfreude wollte er Grinsen, verzog das Gesicht dann vor Schmerzen.
„Verdammt. Der Mann ist ein verdammt guter Boxer.“
„Tut es sehr weh?“
Sie schenkte ihm einen bemitleidenden, fast mütterlichen Blick, konnte sich dann ihr lachen nicht verkneifen. Pete fühlte sich veräppelt.
„Was gibt es da zu lachen? Ich finde das gar nicht lustig.“
Sie strich ihm zärtlich über die Wange.
„Sei mir nicht böse. Du müsstest dich im Spiegel sehen, dann würdest du es begreifen.“ „Wahrscheinlich sehe ich aus, wie eine Mischung aus Frankensteins Monster und dem Joker“, murmelte er sarkastisch, was ihm ein weiteres Lachen bescherte. Er tastete nach dem Sonnenschutz des Autos, in dem ein Spiegel war. Sein Aussehen erschreckte ihn. Sein dunkelblondes Haar hing ihm fettig in die Stirn, dreckige Bartstoppeln verunstalteten das Gesicht da, wo es keine blaue Farbe angenommen oder blutig geschlagen war. Das eine Auge war nur halb so groß wie das andere, dafür war es von einer schönen Schwellung umgeben. Seine Befürchtungen hatten sich tatsächlich bestätigt. Beim Anblick seines Gesichts dachte er unverzüglich an Robert de Niros Aussehen als eben jenes Monster von Frankenstein.
Ächzend schloss er die Augen und als er sie einige Sekunden später wieder öffnete, sah er auch schon das Ortsschild. Direkt dahinter bog Caroline nach links ab und fuhr am Rande der Siedlung entlang. Pete musste staunen, als er die Häuser, beziehungsweise Villen betrachtete, an denen sie vorbeifuhren. Sie waren allesamt luxuriös und riesig gebaut. Die einzelnen Gebäude waren von Mauern, Hecken oder hohen Zäunen umgeben, die vor ungebetenen Gästen schützen sollten. Alles in allem sah es nach einem Ort aus, in dem sich kein Normalverdienender auch nur ein Zimmer leisten konnte. Als Caroline seine Verwunderung bemerkte, fing sie an, über die Geschichte des Ortes zu erzählen.
„Das ist kein natürlicher Ort. Es ist eher ein Ferienort für reiche Unternehmer oder ein Altersruhesitz für Millionäre. Nebenan lebten schon seit Ewigkeiten überwiegend Arbeiter. Nach dem zweiten Weltkrieg setzte dann ein Boom ein, in dessen Folge viel reiche Menschen hier Zweitwohnsitze oder Ferienwohnungen bauten. Meine Großmutter war eine der ersten, die hier gebaut hat, zusammen mit meinem Großvater, der passionierter Skifahrer und Skiläufer war. Da kamen ihm die vielen Pisten und Loipen in der Umgebung gelegen. Bis zu seinem Tod war er unglaublich sportlich. Die Tatsache, dass hier die ganzen reichen Menschen wohnen, ist aber wohl auch der Grund dafür, dass die Leute aus dem Nachbarort wie unser Herr Kommissar sich so feindselig verhalten. Es ist schon sehr viel Neid zu spüren, du hast ja gesehen wie schäbig es da drüben zugeht. Der Kommissar hat es sich zur Aufgabe gemacht, jeden zu terrorisieren, der nicht in seinem Heimatort geboren ist. Deshalb kann ich ihn überhaupt nicht leiden, er hat schon meinen Großeltern immer Steine in den Weg gelegt.“
„Ist das auch der Grund, warum du für mich ausgesagt hast? Das war immerhin eine Falschaussage. Das könnte dir deine ganze berufliche Karriere kosten.“
Sie setzte ein schelmisches Grinsen auf. „Die Demütigung, die er erfahren hat, war es mir wert. Außerdem warst du ja wirklich unschuldig.“
Er hüstelte gekünstelt und deutete die Bewegung an, mit der man eine Bierflasche an den Mund führt. Ihr Grinsen wurde noch breiter.
„Na ja, größtenteils wenigstens. Ein bisschen was getrunken hattest du schon.“ Sie stockte kurz. „Bist du wirklich gefahren? Ich dachte, dass hätte er nur erfunden.“
Als Pete schuldbewusst nickte, schaute Caroline ihn empört an.
„Das ist ja wirklich unverantwortlich. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Egal, man kann es sowieso nicht mehr ändern. Ich helfe dir ja nicht nur, weil ich die hiesige Polizei hasse, sonst würde ich dich nicht mit nach Hause nehmen. Wenn du ein siebzigjähriger, arroganter Tattergreis wärst, hätte ich dich nicht mitgenommen.“
Pete schaute wieder in den Spiegel.
„Der Tattergreis würde aber höchstwahrscheinlich attraktiver wirken als ich.“
„Dass du heute so aussehen würdest, konnte ich in der Disko ja nicht ahnen. Damals sahst du noch ganz süß aus.“
Ihr Gesicht bekam eine leicht rötliche Gesichtsfarbe und es entstand eine kurze, unangenehme Pause, die er unterbrechen wollte, was ihm aber nur bedingt gelang.
„Immerhin.“
Den Rest der Fahrt blieben sie stumm, bis sie schließlich Carolines Villa am Ende des Ortes erreichten. Es kam Pete so vor, als wäre es das größte und schönste Haus von allen und er fragte sich, was Carolines Vorfahren von Beruf gewesen waren. Doch zuerst war er noch sprachlos von dem riesigen Anwesen. Caroline fuhr auf einen der Parkplätze und deutete auf die Villa.
„Voila, meine bescheidene Unterkunft.“

Valverde3007
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Beitrag: # 6753823Beitrag Valverde3007
2.2.2009 - 15:42

Hatte das Haus von außen bereits bombastisch gewirkt, so blieb ihm kurz der Atem weg, als er es von innen sah. Feinster Marmor bedeckte den Boden und die pompösen Möbel bildeten mit der rötlich-braunen Tapete einen einladenden Anblick. Alles war eine Nummer großer und luxuriöser gehalten, ob die goldenen Türgriffe oder die integrierte Fußbodenheizung, alles ließ auf wohlhabende Bewohner schließen.
Caroline führte ihn durch die Eingangshalle in das Wohnzimmer, das den überwältigenden Anblick des restlichen Hauses noch weiter überbieten konnte. Die Möbel waren genau so luxuriös und ein riesiger Tisch, sowie mehrere Pflanzen und einige Sitzgelegenheiten vor einem Kamin vollendeten die perfekte Komposition. Caroline führte ihn zu der Sitzecke, wo er sich auf einen Sessel fallen ließ, von dem er den Kamin und die atemberaubende Wand betrachten durfte. Die Wand nach draußen war das Highlight des ganzen. Sie war streng gesehen gar keine richtige Wand, sondern ein einziges, riesiges Fenster mit Blick auf das wunderbare Panorama der Alpen. Von dieser Position aus konnte man die schönsten und höchsten Gipfel der Umgebung betrachten. Pete fragte sich, welche Art von Geschäften man machen musste, um sich ein derartiges Anwesen leisten zu können.
„Das Haus muss ja ein Vermögen kosten. Hatte dein Großvater im Lotto gewonnen?“
„Nein, das ist alles hart erarbeitet. Nach dem zweiten Weltkrieg hatte mein Großvater die Zeichen der Zeit erkannt und das Vermögen meiner Großmutter in die richtigen Geschäfte investiert. Außerdem war er wie ich Jurist und konnte sich als Anwalt für eine der größten Firmen in dieser Region eine goldene Nase verdienen. Er hat beruflich alles richtig gemacht. “
„Und deine Eltern?“
Caroline seufzte. „Die haben genau so engagiert gearbeitet und mich dabei leider viel zu häufig vergessen. Dauernd waren sie unterwegs und nie hatte einer für mich Zeit. Meine Großeltern wurden mit der Zeit zu meinen Ersatzeltern. Meine Mutter hat sich inzwischen wieder abgesetzt, wo sie mittlerweile wohnt, weiß ich gar nicht genau. Zu meinem Vater habe ich auch nicht viel Kontakt. Ich will jetzt nicht über sie reden.“
Caroline verschwand kurz im Nebenzimmer und kam dann mit nassen Waschlappen und Kühlkissen wieder. Behutsam machte sie sich an die schwere Aufgabe, die Verletzungen in Petes Gesicht zu versorgen. Er ließ die Behandlung mit Freude über sich ergehen. Die Wunden, die ihm der Terrier zugefügt hatte, waren doch schmerzhafter gewesen, als Pete es zunächst angenommen hatte. Zwar hatte er sich früher häufiger geprügelt, damals konnte er jedoch immer mehr austeilen, als er einstecken musste und ertrug seine Verletzungen deshalb ohne Murren. Pete war in Boston, Massachusetts, geboren worden. Obwohl er in einem wohlhabenden Haushalt lebte und auf eine teuer bezahlte Privatschule gegangen war, war er immer wieder mit den Kindern aus der Nachbarschule aneinander geraten. In einer gewissen Weise ähnelte ihr Streit dem zwischen Caroline und dem Terrier. Die armen Kinder wollten ihn wenigstens in ihrem Metier, dem Faustkampf besiegen, doch er gab ihnen keine Chance dazu. Regelmäßig verdrosch er jeden, der ihm in den Weg kam und bald war er berüchtigt. Durch seine Erfolge in den Kämpfen konnte er sich die Freundschaft und den Respekt vieler Mitschüler erarbeiten. Er selber konnte diesen Freunden nie viel abgewinnen. Am liebsten war er allein.
Caroline unterbrach seine Gedanken.
„Wo kommst du her? Was machten deine Eltern?“
Pete erinnerte sich genau so ungern an seine Eltern, wie Caroline. Letztendlich waren sie es gewesen, die ihn zum Einzelgänger gemacht hatten. Sie verbrachten viel Zeit mit ihrer Arbeit, so dass zu Erziehung ihres einzigen Sohnes keine Zeit blieb. Stattdessen förderten sie sein ohnehin egoistisches Naturell dadurch, dass sie ihn früh mit allen verfügbaren Konsolen und einem großen Fernseher versorgten. Doch das alles interessierte ihn nicht. Statt sich in die mediale Welt zu vertiefen, unternahm er täglichlängere Ausdauerläufe und gelegentlich fuhr er mit dem Rad durch die nähere Umgebung.
„Ich komme aus Boston, genauer gesagt Beacon Hill. Meine Eltern waren beide in der Politik aktiv und konnten einiges an Geld verdienen. Deshalb wohnten wir von Anfang an in einem der reichsten Viertel der Stadt. Da war aber nicht allzu viel los. Am liebsten bin ich damals schon Rad gefahren. Ich legte mir Runden zurecht, die ich täglich oder wöchentlich absolvierte, wobei ich darauf achtete, mich stetig zu verbessern. Auf meinen Läufen fand er die Ruhe und Erfüllung die mir weder meine Erziehung noch die schulische Bildung mitgeben konnten. Auf meinen Runden durch den Public Garden und entlang des Charles River bekam ich viel Zeit zum nachdenken und schließlich kam ich zu dem Schluss, dass das Großstadtleben nichts für mich war. Alleine inmitten von Wolkenkratzern fühlte ich mich nicht wohl. Stattdessen strebte ich nach Weite, nach unbegrenzten Straßen, die ich per Fuß oder Rad erforschen konnte. Auf diesen Touren hatte ich das erste mal in seinem Leben das Gefühl etwas Richtiges zu tun.
In dieser Zeit hatten wir viele lebhafte Diskussionen über mein Verhalten. Meine Eltern wollten, dass ich für die Schule lernte, damit ich später einer dieser langweiligen Akademiker werden würde. Ich dagegen wollte nur laufen und fahren. Schließlich erbarmten sich meine Eltern und erfüllten meinen Wunsch nach einem Umzug. Da meine Mutter an der Städtepartnerschaft zwischen Boston und Straßburg mitwirkte, kam ich mit dreizehn Jahren mit ihr nach Frankreich, wo ich meinen Abschluss machte. Anschließend hatten meine Eltern für mich geplant, dass ich nach Amerika zurückkehren und in Havard studieren sollte, aber obwohl ich die Vorraussetzungen für ein Studium an der berühmten Uni besaß, entschloss ich, stattdessen meine Karriere als Sportler voranzutreiben. Als Junge hatte ich es geliebt, über die Hügel des Elsasses zu fahren und über die schmalen Wege der Wälder zu laufen. Vormittags schwamm ich schon mehrere Bahnen im Schwimmbad, danach fuhr ich durch die am frühen Morgen einsamen Wälder der Vogesen und abends ging ich laufen. Bald war ich einer der besten Triathleten meiner Altersklasse. Ich gewann jede Menge Wettbewerbe und dominierte jede Gruppe, in der ich teilnahm. Mit der Zeit entdeckte ich mein riesiges Talent für den Radsport und legte mein Hauptaugenmerk auf Radrennen. Auch diese gewann ich häufig ohne ernst zu nehmende Konkurrenz.“
Ja, er hatte viele Rennen gewonnen. Wieder hatten alle zu ihm aufgeschaut und ihn bewundert. Er war schnell in der Region bekannt geworden und einige Amateurteams begannen schon vorsichtig, ihre Fühler nach ihm auszustrecken. Doch trotz der großen Erfolge fehlte ihm immer dieses Gefühl der Geborgenheit, dass er nun verspürte.
Nun genoss das Gefühl, dass sich jemand um ihn kümmerte, ein Gefühl, das er zu Hause nur äußerst selten erleben durfte.
Bei Caroline war es anders als bei seinen übrigen Freunden. Sie hatte ihn nicht als Triumphator, sondern als betrunkenen Idioten, der von der Polizei festgenommen wird, kennen gelernt. Deshalb legte sie nicht diese übertriebene Ehrfurcht an den Tag, die ihn stets von den anderen abgegrenzt hatte. Caroline zeigte ein anderes Verhalten. Sie redete unbeeindruckt weiter. Vielleicht lag es daran, dass sie keine Ahnung vom Radsport oder der Wertigkeit seiner bisherigen Erfolge hatte.
„Du hast sicher eine gute Perspektive als Sportler?“
„Natürlich. Letztes Jahr habe ich eines der wichtigsten Etappenrennen der U-23 gewonnen. Wenn ich Glück habe, bekomme ich für das nächste Jahr einen Profivertrag.“
„Das ist ja keine besonders schlechte Aussicht. Vielleicht sehe ich dich ja bald im Fernsehen.“
Sie musterte ihn kurz.
„Wenn du bis dahin wieder besser aussiehst. So wird dich niemand nehmen. Die würden ja denken, eine Skandalnudel zu verpflichten.“
Damit traf sie seinen wunden Punkt. Er zuckte kurz zusammen, doch Caroline schob seine Reaktion auf Schmerzen, die von seinen Wunden im Gesicht ausgelöst wurden.
„Du solltest jetzt erst einmal schlafen. Du brauchst Ruhe.“
Caroline zog ihn aus seinem Sessel und führte ihn zu einem Gästeschlafzimmer und ließ ihn alleine. Nachdem er sich von seinen dreckigen, stinkenden Kleidern befreit hatte, ließ er sich auf das Bett fallen.
Skandalnudel. So hatte Caroline ihn genannt. Wenn sie seine Vergangenheit gekannt hätte, würde sie es nicht mehr als Scherz sehen. Vielleicht wäre es besser gewesen, ihr von seinen negativen Seiten zu erzählen. Bisher kannte sie ihn als höflichen, von der Polizei zu Unrecht beschuldigten, professionellen Sportler. Ein Gefühl der Angst ergriff Besitz von ihm, als er sich ausmalte, wie Caroline die Kehrseite der Medaille aufnehmen würde.

Ein hässlicher Post, der mich schon tagelang blockiert hat und trotzdem nicht richtig gut werden will. Wenigstens gibt es etwas Hintergrund über unseren lieben Pete. :wink:

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Mor!tz
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Beitrag: # 6753828Beitrag Mor!tz
2.2.2009 - 15:59

Heißt er jetzt eigentlich Pete oder Peter?

Valverde3007
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Beitrag: # 6753829Beitrag Valverde3007
2.2.2009 - 16:01

In seinem Pass steht Peter, seine Freunde nennen ihn Pete.

Andy92
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Beitrag: # 6753863Beitrag Andy92
2.2.2009 - 20:05

Sprachlich bei weitem nicht so gut, wie die letzten Teile, aber dafür hast du dich ja schon entschuldigt - jeder hat mal ne Schreibblockade. Trotzdem ist der Teil inhaltich gar nicht so schlecht: Ist wohl doch kein so toller Hecht, dieser Pete - was? ;) Als Junge der Schläger und jetzt die "Skandalnudel" - das wird sicher lustig. :D
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ulle91
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Beitrag: # 6753886Beitrag ulle91
2.2.2009 - 22:39

Mir gefällts. Mehr kann ich kaum sagen. Schöne, detailreiche Geschichte, die du hier aufbaust.
BBC!

Valverde3007
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Beitrag: # 6754473Beitrag Valverde3007
7.2.2009 - 23:13

Pete schaute aus dem Fenster auf die Pyrenäen. Spätestens seit dem gestrigen Sieg waren es seine Lieblingsberge geworden. Als er das vor sich ruhende Gebirge betrachtete, musste er an das Rennen denken. Die Szenen seiner Triumphfahrt liefen noch einmal vor seinem inneren Auge ab – die erste Attacke, der Moment, in dem er alle anderen Fahrer abhängen konnte, der Kampf am letzten Berg, der Sieg.
Er konnte es kaum glauben, wie ruhig das Gebirge an diesem Morgen wirkte, nachdem am Vortag tausende von Fans an den Straßen gestanden und ihm zugejubelt hatten. Er musste vor Stolz grinsen. Sie hatten ihm, Pete Miller, dem neuen Stern am amerikanischen Radsporthimmel, zugejubelt. Mit diesem Rennen hatte er sich einen Namen gemacht. Die Massen liebten ihn. Seine französischen Wurzeln taten ihr übriges. Nach den Jahren der Dominanz durch seinen kühl und unsympathisch wirkenden Landsmann Lance Armstrong war er zunächst auf viele Skeptiker getroffen, die in ihm einen ähnlichen Rennfahrer und Menschen gesehen hatten. Obwohl ihm dieser Vergleich gefiel, hatte er versucht, sein Image zu ändern und eine eigene Marke zu setzen. Zwar bewunderte er Armstrongs Zielstrebigkeit und seinen Ehrgeiz, allerdings wäre es für seine Zukunft besser, die französischen Fans und besonders die Presse auf seiner Seite zu haben. Wenn er ihr Spiel mitspielte und ihnen die Aufmerksamkeit schenkte, würden sie ihn lieben.
Die ersten fingen schon damit an. Pete drehte sich um und schaute auf das Doppelbett seines Hotelzimmers. Er hatte die Situation, der Held des Tages zu sein, vollkommen ausgenutzt. Da sein bisheriger Zimmerkollege schon am Abend abgereist war, um Verwandte in Südfrankreich zu benutzen, hatte er sein Zimmer für sich alleine gehabt. „Fast alleine“, murmelte er vor sich hin. Bei der Siegerehrung war ihm eine der hübschen Damen aufgefallen, die ihm seine zahlreichen Trikots überreichten. Bei der Ehrung zur Gesamtwertung hielt er sich noch zurück, doch als sie ihm auch bei der Bergwertung für die „bises“ sehr nahe kam, hatte er ihr ins Ohr geflüstert, sie solle am Abend an der Rezeption seines Hotels warten.
Sie hatte ihm verschmitzt zugelächelt und war tatsächlich abends im Hotel erschienen. Pete lud sie ein mit in die Stadt und essen zu gehen. Nach einigen Drinks hatte er sie eingeladen, mit in sein Hotel zu kommen und schließlich hatte sie auch die Nacht mit ihm verbracht. Pete zweifelte daran, ob es richtig gewesen war, dass sie sich getroffen hatten, da immerhin ihre Anstellung bei der Organisation in Gefahr war, die einen gut bezahlten Ferienjob darstellte, der Gedanke hatte ihn trotzdem nicht abgehalten, sie kennen zu lernen. Es war schließlich ihr Risiko und außerdem würde sowieso niemand etwas davon erfahren. Pete würde seine Koffer packen, abreisen und sie würde schon unbemerkt aus dem Zimmer kommen. Bisher hatte er es immer so gemacht, also sah er keinen Grund sein Verhalten zu ändern. Er kannte sie sowieso kaum. Alles, was sie ihm vielleicht erzählt hatte, hatte er in seinem Suff sowieso schon wieder vergessen. Eigentlich war es wie so oft. Er wachte neben einer Frau auf, über die er nichts wusste. Das verhinderte, dass er eine emotionale Beziehung zu ihr aufbauen konnte oder sich irgendwie für sie verantwortlich fühlte. Sie war das Objekt seiner nächtlichen Jagd gewesen, wie vor ihr schon Dutzende anderer Frauen. Natürlich sah sie gut aus und war wahrscheinlich ganz nett, doch diesen Typ gab es überall. Nachdem er das Zimmer verlassen hätte, würde er nach Hause fliegen und sich dort jemand neues suchen.
Kaum hatte er den Gedanken zu Ende geführt, klopfte es an der Zimmertür. Zornige Stimmen erklangen: „Mr Miller, machen Sie sofort die Tür auf. Es ist wichtig.“
Eigentlich wollte Pete seine ungebetenen Gäste ein bisschen schmoren lassen, bis ihn ein weiterer Mann vor der Tür überzeugte, sich kooperativ zu zeigen.
„Pete, komm schon. Ich weiß, dass du da drin bist.“
Sein sportlicher Leiter hatte gesprochen. Der Besuch musste also wichtig sein. Pete entschuldigte sich kurz, er müsse sich noch etwas anziehen und weckte seine nächtliche Bekanntschaft. Scherereien konnte er jetzt nicht gebrauchen.
„Ab ins Bad mit dir. Es wäre nicht gut, wenn man uns zusammen sieht.“
Sie murrte ein wenig, beugte sich seinem Willen und versteckte sich. Anschließend öffnete er die Tür. Vor ihr standen vier Männer. Der erste war sein sportlicher Leiter, die anderen drei sahen aus wie Polizisten.
Einer von den dreien trat auf ihn zu und drückte ihm kräftig die Hand.
„Sie sind Pete Miller?“
„Das ist richtig.“
„Dann sind Sie vorläufig festgenommen, wegen des Verdachts auf schwere Körperverletzung.“
Pete klappte die Kinnlade herunter. Schwere Körperverletzung? Hatte er sich wieder so daneben benommen? Er konnte es nicht fassen, dass ihn einer seiner Ausfälle wieder so tief in Schwierigkeiten gebracht hatte.
„Ich kann nicht mitkommen. Ich bin Radprofi, ich muss weiter trainieren, es stehen noch wichtige Rennen an“, stammelte Pete.
„Das hätten Sie sich früher überlegen müssen. Sie kommen auf jeden Fall mit auf die Wache. Ich habe ihr Vorstrafenregister gesehen. Körperverletzung, November 2005, Widerstand gegen die Staatsgewalt und tätlicher Angriff auf einen Beamten August 2006, wieder Körperverletzung im Mai 2008. Da kommt zu viel zusammen. Ich weiß nicht, wie Sie aus den anderen Geschichten schadlos herausgekommen sind, doch ich verspreche Ihnen, dass Sie diesmal die Konsequenzen tragen werden.“
Weil sein Erinnerungsvermögen weiter bockte, ging Pete zum Gegenangriff über. Die erste Überraschung war gewichen und er bekam wieder einen klaren Kopf. Diese Situation hatte er schon häufiger erlebt und letztendlich war er jedes mal straffrei ausgegangen.
„Wann soll ich wen angegriffen haben? Und was soll dabei passiert sein?“
„Sie haben gegen circa 0:30 in Begleitung einer Dame eine kleine Bar im Stadtzentrum betreten. Um 1:00 Uhr erhielten Sie Zuwachs von einem Mann, der Sie laut Zeugenaussagen wüst beschimpfte, da er sie aus dem Fernsehen kannte und offenbar etwas gegen Radsportler hat. Irgendwann sind Sie ausgerastet, haben ihn vor die Tür gezerrt und zugeschlagen. Nun liegt der Mann mit Knochenbrüchen im Krankenhaus.“
„Ich habe nicht zugeschlagen. Sie können keine Zeugen haben.“
„Da wird sich schon jemand finden. Sie kommen nicht davon. Nur Sie und Ihr Opfer befanden sich vor der Tür.“
So kam er nicht weiter. Vielleicht würde er doch noch einen Zeugen finden. Im Bad musste sich noch immer seine Bekannte befinden, die er sicherlich zu einer Aussage zu seinen Gunsten bewegen konnte.
„Lassen Sie mich nur kurz auf die Toilette.“
Bevor die Polizisten ihn daran hindern konnten, hatte er die Tür zum Bad geöffnet, war hinein geschlüpft und hatte sie von innen wieder verriegelt. Beinahe hätte er seinen nur mit einem Bademantel bekleideten One-Night-Stand umgerempelt, als er das Bad betrat. Sie hatte anscheinend hinter der Tür gestanden und gelauscht. Nun sah sie ihn verärgert an.
„Du hast gesagt, ihr hättet nur kurz geredet und dann wäre er nach Hause gegangen“, zischte sie.
„Entschuldigung, ich kann mich an nichts mehr erinnern. Ein Alibi würde mir ganz gut tun. Könntest du nicht…“
„Weißt du nicht mehr, wer er war? Ich dachte, du wärest gar nicht so betrunken gewesen.“
Er konnte seinen Satz nicht beenden, denn die Frau war schon an ihm vorbei ins Hotelzimmer getreten. Nun starrte sie den Kommissar mit besorgtem Blick an.
„Wie hieß der Verletzte?“
„Langsam, langsam. Sagen Sie mir ihren Namen, dann werde ich Ihnen Auskunft geben.“
„Mein Name ist Sophie Lelangue.“
„Lelangue. Sie haben aber nichts mit einem gewissen Thierry Lelangue zu tun?“
„Er ist mein Bruder. Ist ihm etwas passiert?“ Ihr besorgter Blick war jetzt panisch geworden.
„Monsieur Lelangue ist von Mister Miller verletzt worden. Es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Trotzdem mussten wir ihn ins Krankenhaus bringen.“
„Den Umständen entsprechend. Was soll das bedeuten? Ich will zu ihm.“
Pete trat nun wieder aus dem Bad und geriet in Sophies Gesichtsfeld. Sie sprang auf ihn zu und begann auf ihn loszuschlagen, während sie ihn aufs übelste verwünschte.
„Du Schwein! Der Mann war mein Bruder. Du hast gesagt, du hättest nur kurz mit ihm gesprochen und dann wäre er gegangen.“
Erst als die Polizisten dazwischen gingen, beruhigte sich die junge Frau ein wenig. Währenddessen legte Pete ein anderer Polizist, dessen Gesicht ihm merkwürdig bekannt vorkam, Handschellen an. Pete blickte flehend zu seinem sportlichen Leiter, erntete aber nur ein vernichtendes Kopfschütteln.
„Du musst dir selbst helfen. Wir können nichts für dich tun, du bist selbst verantwortlich für alles, was du getan hast. Wir können es uns nicht erlauben, mit Prüglern wie dir in Verbindung zu geraten. Du bist raus. Das Team wird seine Reise ohne dich fortsetzen.“
Er hatte es wieder verbockt. Seine Freunde hatten ihn gewarnt, dass er nicht mehr auf seine exzessiven Sauftouren gehen sollte, da er sich schon im nüchternen Zustand selten im Griff hatte. Pete wollte ihren Rat nicht hören, sondern hatte weitergemacht wie vorher. Nun bekam er die Quittung. Eine neue Anzeige könnte er nicht gebrauchen. Genau so unangenehm wäre es, seine Eltern schon wieder um Geld zu bitten, um einen vergleich mit dem Geschädigten zu erhandeln.
Als die Polizisten ihn abführten, dachte er sich, dass er seine Lebenseinstellung am besten verändern würde. Doch er verwarf den Gedanken so schnell wieder, wie er gekommen war. Pete Miller würde nicht auf seinen Spaß verzichten.


Schweißgebadet wachte Pete auf. Er brauchte einige Momente, um zu begreifen, dass er immer noch in Carolines Wohnung war und nur einen Alptraum gehabt hatte. Immer wieder musste er mit Schrecken daran zurückdenken, was er in den letzten Jahren an Dummheiten begangen hatte. Im September hatte er im Anschluss an seine Tat zwei Tage in einem Untersuchungsgefängnis bleiben, bis ihn der Anwalt seiner Eltern wieder herausgeholt hatte. Seine Eltern hatten dem von Pete verprügelten Mann so viel Geld geboten, dass sich die beiden Parteien außergerichtlich einigen konnten. So war er wieder straffrei geblieben, doch diesmal hatten seine Eltern ihm ausdrücklich klar gemacht, dass sie ihn nicht wieder aus dem Gefängnis holen würden.
Seit diesem Tag war es ruhig geworden. Er hatte weder das Opfer, noch Sophie je wieder gesehen und verspürte kein Bedürfnis danach. Er war zwar aus dem Kader der amerikanischen Nationalmannschaft geflogen, doch das hatte ihn weniger gestört, da er den Sieg bei der Tour de l’Avenir ohnehin auf der Habenseite hatte und in den weiteren Rennen nur als Helfer eingesetzt worden wäre. Als er ins Elsass zurückkehrte, verfiel er wieder in alle schlechten Sitten. Seine Freundinnen wechselten fast täglich und er nutzte die freien Tage, um die Kneipen der Umgebung unsicher zu machen. Seit November war er trocken gewesen und hatte sich wieder auf das Radfahren beschränkt.
Dann kam der Urlaub, er traf Caroline. Bei ihr hatte er das erste mal das Gefühl, dass zwischen ihnen mehr sein könnte, als eine flüchtige Bekanntschaft. Nun bereute er seine Taten, sie waren ihm sogar richtig peinlich. Er hoffte, sie davon abhalten zu können, seine Vergangenheit in Erfahrung zu bringen. Pete entdeckte ein neues Gefühl. Er gestand sich ein, Schuld auf sich geladen zu haben und er bekam Angst, deshalb einen lieb gewonnenen Menschen zu verlieren.

Andy92
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Beitrag: # 6754570Beitrag Andy92
8.2.2009 - 17:09

Hm, einen kleinen Kritikpunkt hätte ich da schon: Ist es nicht arg leistungseinschränkend, wenn ein Profisporlter so viel Alkohol trinkt?
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Valverde3007
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Beitrag: # 6757232Beitrag Valverde3007
25.2.2009 - 11:16

Als er erwachte, war es stockfinster. Es musste mitten in der Nacht sein. Pete drehte sich noch mehrere male auf der Suche nach einer geeigneten Position zum schlafen um, aber er schaffte es nicht, sondern fühlte sich fit wie ein Turnschuh. Als er todmüde und erschöpft eingeschlafen war, musste es drei Uhr am Nachmittag gewesen sein, jetzt war es zwei Uhr nachts. Nach einigen Minuten fügte er sich seinem Schicksal und stand auf. Gerade als er seine alten Kleider mit angewidertem Blick betrachtete und sich davor ekelte wieder in sie schlüpfen zu müssen, sah er am Fußende des Bettes frische Kleider liegen, die stark den seinen aus dem Hotel ähnelten. Er wunderte sich, wie die Kleider den Weg zu ihm gefunden hatten, zog sie aber ohne zu murren an. Anschließend wanderte er auf der Suche nach dem Wohnzimmer durchs Haus, wobei er sich mehr als einmal verlief. Nach einigen Minuten, in denen er sich vorsichtig im Dunkeln durch das Haus getastet hatte, erreichte er doch sein Ziel. Im Wohnzimmer brannte nach Licht, das sich beim genaueren Betrachten als das Feuer des Kamins zeigte. Hastig sprang Pete zur Feuerstelle um zu schauen, ob alles sicher war. Als er sich umdrehte, sah er Caroline in einem der Sessel schlafen. Sie musste gewartet haben, ob er noch aufwachte und war dabei wohl selber eingeschlafen. Er setzte sich ihr gegenüber und beobachtete ihr friedliches Gesicht, in dessen Tiefe er sich verlor. Als er sie betrachtete, überdachte er das Geschehene. In den vergangenen Tagen hatte er viel zu viel erlebt und wieder war er selber Schuld daran gewesen. Er hatte mit dem Trinken aufhören wollen und war doch wieder zurückgefallen. Seinen Frauengeschichten sollten aufhören, doch jetzt hatte er die nächste kennen gelernt. Es war Zeit etwas zu ändern. Falls es zu einer Beziehung mit Caroline käme, würde es anders laufen als zuvor. Sie würde niemals enttäuscht von ihm sein müssen, sie würde ihn nur als triumphalen Radsportler kennen. Minutenlang konnte er sich nicht von ihr losreißen, er war gefangen von dem zauberhaften Gesicht. Sein nächster Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es schon beinahe drei Uhr war.
Pete entschloss sich, den Kamin auszumachen und wieder ins Bett zu gehen. Als er an dem Kamin herumhantierte, stieß er aus Versehen die Eisenzange um, mit deren Hilfe man Holz nachlegen konnte. Bevor Pete sie auffangen konnte, fiel sie mit einem lauten Scheppern zu Boden. Sofort schreckte Caroline aus dem Schlaf hoch und schaute ihn seltsam an, als erinnere sie sich gar nicht an den Besuch. Dann lächelte sie aber.
„Ach, du bist wach. Ich dachte du stehst gar nicht mehr auf. Ich wollte hier vor dem Kamin auf dich warten, aber du hast so lange gebraucht, dass ich eingeschlafen bin.“
„Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht wecken“, entschuldigte sich Pete. „Es ist ja nicht gerade die normale Uhrzeit, um aufzustehen.“
„Das macht nichts, ich wollte sowieso nicht die ganze Nacht vor dem Kamin sitzen. Zeig mal deine Wunden her.“ Sie stand auf, kam zu ihm herüber und nach einer kurzen Inspektion seines gescholtenen Gesichtes, ließ sie sich wieder zufrieden auf dem Sessel wieder. „Wenigstens hat der Terrier keinen bleibenden Schaden hinterlassen. Das heilt alles schnell. Morgen früh leite ich etwas in die Wege, damit er aus seiner hohen Position verbannt wird und niemandem mehr schaden kann. Auch wenn sein Hass dadurch noch stärker wird, ist es ein notwendiger Schritt.“
Als sie den Terrier erwähnte, zuckte Pete zusammen. Jetzt erinnerte er sich wieder an den Polizisten, der ihm im Traum die Handschellen angelegt hatte. Es war genau dieser Mann gewesen, der ihn wieder verfolgte. Was hatte das zu bedeuten? Wie kam der Mann in diese Gegend? War es Zufall, oder Absicht. Er wollte gerade den Mund aufmachen, als Caroline ihn unterbrach.
„Wir sollten nicht länger über diesen grausamen Mann reden. Lass uns lieber von etwas schönem reden.“
„Ja, das wäre besser.“
„Erzähl mir über deinen Beruf. Der ist doch bestimmt spannender als meiner.“
Pete war sich sicher, dass seine Verfolgungsjagden über die höchsten Pässe Europas mehr Aufregung boten, als die Lektüre von Büchern voller Paragraphen über Rechte und Rechtsverstöße. Früher hätte er einen bissigen Kommentar abgelassen, aber jetzt biss er sich auf die Zunge und versuchte sachlich zu antworten.
„Nach der Tour de l’Avenir habe ich einige Zeit keine Rennen bestritten. Obwohl ich in den Medien nicht mehr präsent war, nahm ich Gespräche mit einem Profiteam Kontakt auf, dass mich schließlich auch für das nächste Jahr verpflichtete. Im November begann ich wieder zu trainieren und mich auf die Saison vorzubereiten. Dann kam dieser Trip in die Schweiz über die Weihnachtsferien. Und jetzt sitze ich hier.“
„Sehe ich dich nächstes Jahr bei der Tour de France? Oder hier in der Schweiz? Wir haben auch schöne Rundfahrten.“
„Mal sehen, ob ich zur Tour darf. Ich würde es gerne, mein Team ist auch eingeladen. Doch ich muss schauen, wie es läuft. Wir sind gut besetzt und jeder will die großen Rundfahrten bestreiten. Immerhin sind es die wichtigsten Radrennen im Kalender. Genug der Erzählungen. Das interessiert dich wahrscheinlich alles gar nicht.“
Sie lachte.
„Ein bisschen interessiert es mich schon. Ich will schon wissen, wer da vor mir sitzt. Als ich das Hotelzimmer gesehen habe, in dem deine Sachen lagen, dachte ich schon, du wärst…“
„Was? Ein Chaot? So sieht es immer bei mir aus. Ordnung habe ich nur in meiner Rennplanung. Du warst in meinem Hotelzimmer? Wie bist du da rein gekommen? Du wusstest doch gar nicht, wo ich übernachtet hatte.“
„Du hattest die Sachen alle bei dir. Schlüssel, Visitenkarte des Hotels. Beschweren kannst du dich nicht. Mit den stinkenden Fetzen hätte ich dich morgen früh rausgeschmissen. Jetzt siehst du wieder ganz gut aus.“
„Das will ich doch hoffen. Bald muss ich zu allen möglichen öffentlichen Terminen. Da will ich schon ein gutes Bild abgeben.“
„Das wird schon. Wie lange bleibst du eigentlich noch in der Schweiz?“
Das war noch so eine Frage, die Pete vermeiden wollte. Die Rückkehr ins Elsass war schon überfällig. Doch er wollte noch nicht weg, er wollte hier bleiben.
„Ich würde liebend gerne noch länger bleiben, aber ich muss spätestens übermorgen aufbrechen. Das Team trifft sich in zwei Wochen zu einem Trainingslager und ich will nicht gleich den schlechtesten Eindruck hinterlassen. Deshalb muss ich wieder anfangen zu trainieren. Ich habe keinen einzigen Tag zu verschenken.“
Caroline schaute ihn etwas enttäuscht an, doch sie schien Verständnis zu haben. Sie stand auf, legte ihre Decke zusammen und ging zur Tür. Dort angekommen stieß sie ein langes Gähnen aus.
„Ich muss jetzt schlafen. Es ist ja schon halb vier. Bis morgen früh.“
Sie schenkte ihm ein letztes Lächeln und verschwand. Traurig realisierte Pete, dass seine Zeit in der Schweiz zu kurz gewesen war. Sein beruf und sein Privatleben ließen sich nicht mehr miteinander vereinbaren. Pete hatte eine Entscheidung zu treffen, was ihm wichtiger war. Er war unentschlossen. Auf der einen Seite wollte er sich durch einen fitten Zustand für Renneinsätze empfehlen, andererseits wollte er Caroline für sich gewinnen. Bis zum Morgengrauen grübelte er über seine Entscheidung, bis er schließlich wusste, was er wollte. Die Entscheidung war schwer, doch schließlich kam er zu dem einzigen vernünftigen Ergebnis. Mit den ersten Strahlen der Sonne, die über den schneeweißen Gipfeln der Berge hervorstrahlten, schlief er wieder ein.

Es hat natürlich viel zu lange gedauert, aber in den letzten zwei Wochen hatte ich kaum Zeit, mich eine längere Zeit am Stück zwischen Schärpreis, Tippspielen und diversen Arbeiten mit dem AAR zu beschäftigen. Dazu kam ein enormer Mangel an Kreativität. Nach dem Schärpreis sollte es dann wieder schneller weitergehen.

@Andy: Natürlich schränkt es einen Sportler ein. Stell dir mal vor, wie gut Pete ohne Alkohol wäre. Außerdem ist der Konsum natürlich etwas übertrieben dargestellt.
"Obwohl er sich vorgenommen hatte, keinen Alkohol zu trinken, was er im Gegensatz zu früheren übertriebenen Sauftouren beinahe komplett aufgegeben hatte, ..."
Petes Problem ist, dass er nicht das richtige Maß findet. Wenn er trinkt, dann meist zu viel.

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mad
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Beitrag: # 6757247Beitrag mad
25.2.2009 - 13:11

Hmm... So langsam müssten sich Petes Freunde, von denen im ersten Post mal die Rede war, doch Sorgen machen oder? :roll: Schliesslich ist er jetzt schon die zweite Nacht verschwunden...
"Von all den Dingen die mir verloren gegangen sind, habe ich am meisten an meinem Verstand gehangen..." - Ozzy Osbourne

Valverde3007
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Beitrag: # 6758127Beitrag Valverde3007
2.3.2009 - 19:22

Immer mit der Ruhe. Ob und warum sich die Freunde keine Sorgen machen, erfährt man schon im nächsten Post.

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