Lauske: Mach die beknackte Musik aus Torben!
Torben ( aus dem Hintergrund ): Das ist das Intro zur Sendung...
Lauske: Ähm, ja ähem das wusste ich, herzlich willkommen zu unserer Live-Übertragung des Halb-Klassikers Fléche Wallone.
Wohltimmer: Wir begrüßen Sie hier aus unserem kleinen Studio, ganz in der Nähe des Rennzieles, dem Schlussanstieg - der Mauer von Huy. Der Wallonische Pfeil ist der zweite der Ardennen Klassiker, hier kann man noch einmal den richtigen Tritt für Lüttich finden, welches nur wenige Tage später ansteht. Vor allem charakteristisch ist wie angesprochen der Schlussanstieg mit Steigungen von bis zu 20 Prozent und mehr. Die "Muur de Huy" ist weltbekannt und wird auch heute wieder in Angriff genommen. Wir haben es hier 15 Grad warm, der Frühling hat endgültig Einzug erhalten und lässt seine Muskeln spielen, der Himmel ist blau wie der Ocean und es weht ein leichtes Lüftchen - alles in allem herrliches Fahrradwetter.
Lauske: Jawoll und deshalb sind die Fahrer einfach losgeradelt, ohne dass wir dabei waren.
Wohltimmer: Wir konnten leider erst jetzt senden, doch im Grunde haben wir nichts verpasst, es gab hier im Sendezentrum einige Störungen, die hoffentlich ausgemerzt wurden. Uns liegen allerdings noch einige Bilder vom bisherigen Renngeschehen vor, denn es gab wie üblich bereits Attacken und unter den Angriffslustigen befindet sich sogar ein Geheimfavourit für dieses Rennen - "Routinier". Der Kelme-Mann hat sich früh auf die Flucht begeben, ihm folgen "Teegor" von Liquigas und der Swatch-Sportler "Iban_Mayo". Diese Dreiergruppe konnte sich dann auch absetzen und den Vorsprung zum Feld immer weiter vergößern, hinter ihnen waren einzig Samsung und France Télécom an der Nachführarbeit interessiert. Hier sehen wir einige Aufzeichnungen aus dem 70. Kilometer, zuerst die Spitzengruppe...
Wohltimmer: ... dann das Feld, an selber Stelle etwa mit vier Minuten Rückstand.
Lauske: Heute gilt es ja rund 200 Kilometer hinter sich zu bringen, das ist im Verhältnis zum Amstel Gold Race, das ja allen Beteiligten noch in den Knochen steckt, erfreulich wenig. Martin, meinst du nicht auch, dass deshalb heute jemand gewinnt, dem die kürzeren Strecken eher liegen, also jemand der Ausdauerprobleme hat wenn es über die 200 Kilometer geht, aber dennoch hervorragend an Anstiegen zurechtkommt?
Wohltimmer: Stefan, solch präzise Rennvorhersage hätte ich dir gar nicht zugetraut.
Lauske: Wir können ja mal wieder wetten...
Wohltimmer: Ich bin dabei, um was denn genau und vor allem was ist der Wettgegenstand?
Lauske: Ich behaupte, dass heute jemand siegt, der sich beim letzten Weltcuprennen gar nicht profilieren konnte.
Wohltimmer: Wett' ich gegen, und der Einsatz? Was hälst du davon: Der Verlierer muss bei Lüttich-Bastogne-Lüttich mindestens 5 Mal das Wort "ekelerregend" in einem schlüssigen Zusammenhang erwähnen, ok?
Lauske: Abgemacht.
Wohltimmer: Dann können wir uns wieder dem Sport widmen, ich habe innerhalb der letzten Kilometer eine seltsame Entwicklung beobachten können. Der Weltcupführende leistet Teamarbeit im Wind, er scheint heute mal wieder nicht Kapitän zu sein. Eigentlich kennt man "Cooper" ja als Mann mit hohem Geltungsbestreben, dass er sich dann aber unterordnet, hätte ich nicht erwartet.
Lauske: Der Frechen weiß schon was er tut, er will sich wahrscheinlich für die gute bisherige Teamleistung revan... revansch... bedanken.
Wohltimmer: Du wirst wohl Recht haben mein lieber Kollege, dennoch ungewohnt so früh im Rennen das Weltcup-Trikot vorne schimmern zu sehen. Aber das hat er vielleicht ja auch nicht mehr lange, unter anderem "wastedwiz" ist ihm bedrohlich nahe grückt und könnte in Lüttich bereits mit einem zweiten Platz an ihm vorbeiziehen - "Cooper" wird sich für das dortige Rennen wohl kaum etwas ausrechnen. "Wastedwiz" Wallendszus konnte allerdings in den letzten Rennen nicht unbedingt einen positiven Formtrend unter Beweis stellen und deshalb wird man dieses Rennen heute als Richtlinie für Lüttich betrachten. Ist er fit, wird er der Kapitän sein, ist er es nicht, muss er für andere arbeiten.
Lauske: Noch knapp 100 Kilometer zu fahren, ein-zwei schwere Anstiege hat man bereits hinter sich und der Abstand zwischen Spitze und Feld beläuft sich auf beinahe sechs Minuten.
Wohltimmer: Langsam sollte da was passieren, aber für Tempoverschärfungen durchfährt man momentan wahrscheinlich das falsche Terrain, doch da sehe ich eine Attacke, das hätte ich zu diesem Zeitpunkt keinesfalls erwartet.
Wohltimmer: Vom Feld entfernt haben sich urplötzlich "Davidov" ( France Télécom ), "Doubleyou" ( Bifi ), "ETXE" ( Samsung ) und der eben noch angesprochene "wastedwiz" ( Telefonica ). Sie treten richtig durch um vor dem nächsten Stück bergauf einen gewissen Abstand zu den Verfolgern verbuchen zu können.
Lauske: Vor dem Anstieg attackieren ist mal was neues, vielleicht sollte Ulle das auch mal machen, damit es bei der Tour klappt...?
Wohltimmer ( lacht ): Meinst du etwa noch bevor er das Hinterrad von Armstrong verliert?
Lauske: Hach Ignorant.
Wohltimmer: Wir kommen in immer schwierigeres Gelände und so langsam schmilzt auch der Vorsprung der drei dort vorn, jetzt, da einige starke Fahrer nachsetzen, wird es für "Routinier" und Begleiter schwer die Konkurrenz auf Distanz zu halten. Sie befinden sich gerade in der Abfahrt, noch ca. 10 Kilometer bis zum nächsten Hügel und sie verlieren rapide. Unglaublich - vor wenigen Minuten waren sie noch unantastbar entfernt, nun liegen zwischen ihnen und den engagierten Verfolgern nur noch zweieinhalb Minuten.
Lauske: "Iban_Mayo" und "Teegor" bekommen Schwierigkeiten, wenn sie nicht einmal auf dem Flachen "Routiniers" Tempo mitgehen können, sollten sie im Anstieg in arge Bedrängnis kommen, noch können sie sich allerdings halten.
Wohltimmer: Wie sieht es eigentlich im Feld aus, wer arbeitet dort?
Lauske: GoldFox - ausschließlich Goldfox. Nachdem Hoffi in den letzten beiden Weltcuprennen gute Platzierungen herausgefahren hat, soll wohl heute etwas größeres folgen. Aber wenn sie mit so einem Schneckentempo fahren wird das wohl nichts, der Rückstand zur Spitzengruppe wird kaum geringer.
Wohltimmer: Das hat mittlerweile auch den Grund, dass diese Gruppe sich vergrößert hat. Soeben sind die vier Verfolger auf die drei Führenden aufgefahren und haben sich zu einer großen Gruppe zusammengeschlossen, in der sich nun also "Routinier", "Iban_Mayo", "Teeg0r", "Davidov", "Doubleyou", "ETXE" und "wastedwiz" befinden. Noch einmal müssen die Fahrer eine sehr steile Stelle beweltigen, danach können sie sich wieder auf die Abfahrt konzentrieren. Doch daran denkt "ETXE" Angoitia gar nicht, er schlägt ein absolutes Höllentempo an und zwingt etwa 50 Kilometer vor dem Ziel einige Fahrer zur Resignation. "Teeg0r"s Gesicht spricht Bände, er wird diese Geschwindigkeit nicht lange halten können, auch seine Gefährten "Iban_Mayo" und "Doubleyou" haben offensichtlich Schwierigkeiten zu folgen und damit reduziert sich die Spitzengruppe wieder - auf diesmal vier Personen.
Lauske: Mir wurde gerade von der Regie bestätigt, dass wir sehr spektakuläre Aufnahmen aus dem Feld zeigen können, da würde ich sagen, schalten wir einfach mal drauf.
Wohltimmer: Team Telekom hatte dieser neuartigen Trikotkamera zugestimmt, da sie nach eigenen Aussagen kein Interesse am Sieg haben, sondern dieses Rennen als Vorbereitung nutzen. Wir sehen hier "Totschnig-Fan"s Lenker und seine Arme. Die Kamera befindet sich an seiner Trikot Tasche an der Brust und soweit ich weiß wiegt sie gerade einmal 50 Gramm und ist drei Zentimeter lang. Tolle Bilder, die wir da sehen, oder Stefan?
Lauske: Ich wollte schon immer mal durchgeschwitzte Radfahrerhintern von hinten sehen!
Wohltimmer: Das ist aber auch nur ein kleiner Ausblick auf die Bilder, die wir hoffentlich in Hamburg im Sommer sehen können, wenn "ETXE" für uns mit Helmkamera unterwegs ist, ich denke das wird mindestens genauso spannend. Eben das ist mittlerweile auch das Rennen, vorne geht immernoch die Post ab, wir haben jetzt die Bestätigung bekommen, dass "Davidov" ein-, zweimal versuchte zu entwischen, doch sofort vom Basken aus dem Team Samsung in die Schranken gewiesen wurde. Derweil soll angeblich Routinier um den Anschluss kämpfen, es wäre ein schmerzhafter Abschied von der Spitze, von Anfang an war er dabei...
Lauske: Klarer Fall von Selbstüberschätzung.
Wohltimmer: Gut, dass dir das nie passiert.
Lauske: Wie bitte?
Wohltimmer: Schon gut, hinter den Geplänkeln findet ja auch noch ein Rennen statt - einige Kapitäne werden sichtlich unruhig und es heißt "Lifetec" habe eine Attacke gestartet, die er anscheinend alleine durchziehen möchte.
Lauske: Wenn jetzt sonst keiner reagiert kommen die vorn durch, mehr als 5 Minuten vor dem Feld und mehr drei Viertel des Rennens vorbei, sieht gut aus für die Flüchtlinge.
Wohltimmer: Stimmt, wenn sie sich nicht gegenseitig zerfleischen, sie kommen gleich an einen der schweren Anstiege, die einige Kilometer vor dem Ziel noch einmal eine Selektion herbeiführen. Kelme ist jetzt raus aus dem Rennen, jedenfalls um den Sieg. Auch "Davidov" sieht nicht mehr allzu gut aus, sie alle werden von Angoitia kaputtgefahren, ja so kann man es nennen.
Lauske: Hinten hat "Hoffi" einen Verzweiflungsantritt gestartet, natürlich zu spät aber er möchte sich bestimmt noch einmal testen vor dem Showdown in Lüttich.
Wohltimmer: Die letzten 10 Kilometer haben begonnen, gleich kommen die Protagonisten an den finalen Anstieg, noch sind sie zu dritt, doch zu "Davidov" klafft bereits eine kleine Lücke auf, muss der Mann von France Telecom so kurz vor Schluss passen?
Lauske: Oh man wie steil ist das denn?
Wohltimmer: Ich hatte es vorhin bereits angekündigt, dieser finale Anstieg verlangt den Sportlern noch einmal alles ab, "ETXE" ist noch in Führung, er fährt einfach strikt von vorn und bestimmt das Tempo. Doch von "wastedwiz" wissen wir, dass er im Finish durchaus punkten kann, wie sieht es heute aus, sie haben bereits die grölenden Menschenmassen um sich, das Ziel kann nicht mehr weit sein.
Lauske: 1000 Meter.
Wohltimmer: "ETXE" will es wohl gar nicht zum Schlusssprint kommen lassen, der hackt ja richtig in die Pedalen um sich endgültig von seinem bisherigen Mitstreiter zu verabschieden. Es sieht gut aus für Samsung, der erste große Saisonerfolg ist nur noch 200 Meter entfernt. Und er wird immer sicherer, der Spanier schaut sich nichtmal mehr um, die letzten Meter, es ist gewiss, der Sieger hier an historischer Stätte heißt...
Wohltimmer: Angoitia... Ein grandioser Sieg, zuletzt noch mit Reserver ausgestattet, konnte er bereits vor den letzten Metern die Entscheidung herbeiführen, toll gefahren. Aber auch "wastedwiz" ist ein großes Rennen gefahren, ein guter zweiter Platz. Aber sehen wir uns noch einmal an, wie der Sieger jubelt...
Lauske: Jetzt kommt übrigens "Davidov" an, etwa 30 Sekunden hinter dem Ersten und noch knapp dahinter sollte gleich Routinier ins Ziel finden. Bevor danach der fünfte ankommt, machen wir kurz Werbung, sie verpassen wie immer nichts.
1 Francisco "Patxi" "ETXE" Angoitia Etxevár TEAM SAMSUNG 4h18'54
2 Björn "wastedwiz" Wallendszus TELEFÓNICA + 18
3 David "Davidov" Ryser FRANCE TELECÓM + 35
4 Routinier "Routinier" KELME + 1'20
5 Werner "Doubleyou" Grajales BiFi - CLIMB FAST + 2'50
6 Marquinho "Iban_Mayo" Rüede SWATCH - SMART + 3'03
7 Daniel "Lifetec" Metten KELME + 3'20
8 Roberto "Hoffi" Horeire Belmonte Diez GOLD FOX + 5'45
9 Alejandro Destiny "Destiny" Destinez Gomez KELME + 6'50
10 Felix "RotRigo" Mattis BiFi - CLIMB FAST s.t.
11 Rob "RobRoe" Rö SWATCH - SMART + 7'25
12 Philipp "MazeKessler" Schäfer 50er TELEKOM + 7'35
13 Marc "Teeg0r" Seeger LIQUIGAS - CHEETAH + 9'23
14 Fernando L. "Escartin" Escartin SWATCH - SMART + 10'45
15 Tobias "Steini" Steini GOLD FOX s.t.
16 Stephan "Bianchi - Freak" Berg CYCLES LAPIERRE - PUMA s.t.
17 Konrad "Euskaltel" Jahn GOLD FOX s.t.
18 John "Zenical" Locke CYCLES LAPIERRE - PUMA s.t.
19 Patrick "pg74" Gut BiFi - CLIMB FAST + 11'03
20 Ralf "ralf0201" Syvester FRANCE TELECÓM s.t.
21 Christian "T.Hamilton" Rüth TELEFÓNICA s.t.
22 Thomas "Sleepy" Rohm CYCLES LAPIERRE - PUMA s.t.
23 Jason "luttenberger" King TEAM SAMSUNG s.t.
24 Jan "clipix" Weluda TEAM SAMSUNG s.t.
25 Roland "Lutte" Holzmann GOLD FOX s.t.
Wohltimmer: Zurück beim Radsport, der Fléche Wallone geht gerade zu Ende, einige Fahrer sind noch nicht im Ziel angekommen, doch das Gros ist eingetroffen. Nachdem das Feld realisiert hatte, dass der Sieg verschenkt war, sank das Tempo doch ziemlich enorm, hier sehen wir die ersten 25 des heutigen Tages. Weltcup Punkte konnten heute nicht gesammelt werden, doch ich bin mir sicher, dass einige nach diesem Wallonischen Pfeil deutlich besser in Erwartung von Lüttich-Bastogne-Lüttich schlafen können, allen voran Francisco Angoitia - in wenigen Tagen werden wir sehen ob er seinen starken Auftritt wiederholen kann, ich denke ich verspreche nicht zuviel wenn ich sage, es wird ein Hexenkessel.
Lauske: Das kannst du laut sagen, da haben noch einige eine offene Rechnung, ich freu mich schon drauf.
Wohltimmer: Ach Stefan, du bist ja immernoch hier, was ist denn mit den Interviews?
Lauske ( grinst ): Schau mal auf die Uhr Sherlock.
Wohltimmer: Hmm, das sieht schlecht aus, unsere Sendezeit ist ja schon wieder vorbei, und unsere Wette?
Lauske: Achja, ich denk mal ich hab gewonnen, oder?
Wohltimmer: Leider... die Konsequenzen werden Sie dann in drei Tagen zu hören bekommen, es grüßen Martin Wohltimmer.
Lauske: Und Stefan Lauske.
Puuh ein kleiner Kraftakt
gedankt sei: RotRigo ( weil er die Idee mit den Hemd/Helm Kameras hatte ) und Hoobastank ( die unterstützen mich dauernd
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