21.4.2004 Ein toller Tag zum Fern schauen:
Meinen zweiten Ausruh-Tag verbrachte ich in erster Linie vor dem Fernseher. Erstens war schlechtes Wetter und zweitens lief der Wallonische Pfeil, wo Davide gegen Bettini, DiLuca und co nochmal seine Form testen konnte. Der Halbklassiker zwischen Amstel Gold und LBL ist ein absolutes Prestigerennen und man konnte davon ausgehen, dass der Sieg sicher genauso hart umkämpft sein würde, wie am Wochenende.
Früh setzte sich eine Gruppe mit dem Schweizer Jungstar Fabian Cancellara vom Feld ab, aber eine echte Chance sich ins Ziel zu retten würde dieses Quintett sicher nicht haben.
Bei der ersten Durchfahrt an der Mur de Huy nach 65 Kilometern hatte die Gruppe zwar schon 5 Minuten Vorsprung, aber es sollten noch 135 Kilometer und zweimal der Monsteranstieg von Huy kommen – zuviel für eine solche Gruppe.
Dann attackierte eine weitere Gruppe mit dem italienischen Nachwuchsfahrer Damiano Cunego und dem deutschen Andreas Klöden. Die Gruppe schloß zwar an der zweiten Mur-Passage zur Spitze auf, doch kam das Feld jetzt immer näher.
Igor Astarloas Lampre-Team verkürzte den Abstand bis zur Côte de Coutisse auf knapp 2 Minuten und dann attackierte ihr Chef persönlich. Weltmeister Astarloa raste los und sofort gingen Markus und Davide hinterher.
Zu dritt machten sie nun Jagd auf die Spitze, die sich ihrerseits vor der Côte de Bohissau wieder geteilt hatte. Als die ersten fünf Ausreißer eingeholt waren verabschiedete sich auch Markus Zberg. Bis hierhin hatter er gearbeitet, aber jetzt sollte er sich fürs Wochenende schonen.
Rebellin und Astarloa jagten also zu zweit den Bohissau-Hügel hinauf und der Vorsprung von „tete de la course“ schmolz Sekunde um Sekunde. Während das Feld die Gruppe um Markus schluckte und mit Merckx, Brochard und Etxebarria die Konter-Attacke folgte stellten Davide und Igor vorne Sichtkontakt zum Platz an der Sonne her, bis sie in der Abfahrt sogar aufschließen konnten. Hinten griffen jetzt auch DiLuca, Boogerd und Paolini an, aber das Aufbäumen kam zu spät.
2 Minuten würden die Verfolger jetzt sicher nicht mehr aufholen können, jetzt wo nur noch die Côte de Ahin zwischen der Spitze und der Mur de Huy lag – 18 Kilometer, ein schweres Finale.
Als die siebenköpfige Spitzengruppe den steilsten Abschnitt der „Ahin“ erreichte suchte Davide die Entscheidung. Ein kurzer Blick in Astarloas Gesicht genügte um festzustellen, dass dieser auf dem Zahnfleisch fuhr. Prompt ging unser Kapitän aus dem Sattel…
… und keiner konnte folgen!
Erst oben im Flachen ließ auch Astarloa die Gruppe stehen, doch Davide hatte jetzt schon rund 400 Meter Vorsprung. War’s das?
Am Ortseingang von Huy hatte Davide den Vorsprung auf etwa 40’’ ausgebaut. Das Rennen schien gelaufen und Davide rauschte in den Schlussanstieg hinein. Wie ein Wirbelwind fuhr er hinauf und ließ sich schließlich schon 200 Meter vor dem Ziel feiern.
Sieg für Rebellin, während Astarloa sich mit Platz zwei zufrieden geben muss.
Ergebnis:
1 Davide Rebellin GEROLSTEINER 4h25'01
2 Igor Astarloa LAMPRE + 37
3 Patrice Halgand CREDIT AGRICOLE + 1'35
4 Laurent Dufaux QUICK STEP - DAVITAMON s.t.
5 Laurent Brochard AG2R PREVOYANCE s.t.
6 Axel Merckx LOTTO - DOMO s.t.
7 David Etxebarria EUSKALTEL - EUSKADI s.t.
8 Damiano Cunego SAECO s.t.
9 Uros Murn PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
10 Luca Paolini QUICK STEP - DAVITAMON s.t.