T-Mobile

Alles, was mit reellem Radsport zu tun hat

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sciby
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Beitrag: # 475854Beitrag sciby
28.11.2007 - 15:56

Redet ihr vom Team T-Mobile oder von der Firma T-Mobile, die in Verruf geraten sein soll?

Die Firma leidet meiner MEinung nach nicht darunter, dass in ihrem gesponserten Team gedopt wird oder wurde. Oder werden weniger Artikel und Aktien gekauft, nur weil sie ein Dopingteam gesponsert haben?
Ex-Profi Cédric Vasseur via Twitter: "Der Radsport wurde wieder einmal vor der ganzen Welt lächerlich gemacht...Bravo!!!"

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ETXE
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Beitrag: # 475856Beitrag ETXE
28.11.2007 - 16:40

Ob Team oder Firma (Konzern), ist in dem Fall (der Heuchelei) einfach mal ziemlich schnuppe!
Giro 2005 + Bergtrikot
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Klaus und Tony
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Beitrag: # 475859Beitrag Klaus und Tony
28.11.2007 - 17:05

Hehe, dazu passend finde ich gerade einen Satz aus derm Januar 2007:
Hierbei kommen wir zu 2., dem gestrigen ZDF-Sportstudio, das journalistisch sensibel wie es nun einmal ist, einen Franzosen und einen Iren einlädt, die erklären dürfen, dass die Deutschen, speziell jene in Magenta (schon sind wir bei 1.), besonders vorbildlich im Antidopingkampf sind. Das wird in den Köpfen des deutschen Publikums hängen bleiben und im kommenden Jahr noch für viele lustige Meinungsäußerungen sorgen.
Und weil ich schon der blöden Angewohnheit, sich selbst zu zitieren, unterliege, liefere ich passend zu Roches sehr schönem Post "Masse ist stillos! - Herrlich!" meine anderswo geäußerte Meinung zum T-Mob-Ausstieg nach:
Ich lese seit gestern zu oft, wie schade es für den deutschen Radsport ist, dass sich der namhafteste Sponsor des Landes zurückzieht.
Meist werden dann noch Schuldige genannt, die wahlweise Ullrich, Sinkewitz oder Dopingkartell heißen.

Glaubt einem alten Mann: Wenn der Radsport in Deutschland einen großen Einbruch erleben sollte, dann ist nichts anders schuld als die seltsame Art wie wir Deutschen mit vielen Sportarten umgehen.
Ich spreche nicht von den wahren Fans und Kennern der Materie, die in Foren wie diesen unrepräsentativ oft vorkommen. Ich spreche von der großen Menge an Juli-Zuschauern und ich spreche von den allermeisten Medien, denen eine tumbe Bedienung der flachen Interessen dieser Zuschauer immer genügte, bevor sie beim Thema Doping ihre Journalistenethik wiederentdeckten.

Als ich noch Kind war (in den späten 70ern und den 80ern in der DDR), bestand mein Radsportbild nicht aus drei Wochen im Juli, sondern aus zwei Wochen im Mai: Wie viele Ossis war ich fanatischer Friedensfahrt-Fan. Wenn Ludwig, Raab, Boden oder später Ampler die Russen schlugen, war mein Radsportjahr perfekt, bevor es auch nur Sommer wurde.

1990 wurden all meine Helden plötzlich Profis und fuhren übers Jahr verteilt diese seltsamen Rennen, die ich (als Dresdner reichte ja nicht mal der Fernseher bis in den Westen) nie auch nur kurz gesehen hatte. Wenn ich den Sport weiterverfolgen wollte, musste ich mich mit den Rennen, ihrer Charakteristik und ihrer Wertigkeit beschäftigen. Das kostete einige Mühe - aber belohnt wurde ich mit dem Faszinosum der bunten Radsportwelt: Traditionen, Hochburgen und Heroen.

Auf Eurosport begleiteten mich dabei sogar die Stimmen meiner Jugend: Erst der legendäre Peter Woydt, Gott hab ihn selig, jetzt Uli Jansch.

Mit Deutschland hatte das alles recht wenig zu tun: Ampler stürzte schnell, Raab und Boden blieben bei kleinen Erfolgen, ebenso Schur, Heppner fuhr überdurchschnittlich, aber selten siegfähig, nur Ludwig schaffte es in die absolute Weltspitze. Aus dem alten Westen war nur Bölts außergwöhnlich gut, bis zu Zabels erstem Auftritt in Tours verging noch etwas Zeit.

Es war eine Ära für Freaks: Die meisten Rennen wurden auf Eurosport übertragen (wenn auch nicht so zuverlässig wie später), aber es kostete einige Mühe, sich ohne Internet (gab es nicht) und Tageszeitung (berichtete kaum) über Startlisten, Klassements oder Profile zu informieren. Gesprochen hat man über den Sport nur mit Leuten, die sich auch dafür interessiert haben - und das bedeutete eben: nur mit Leuten, die auch Mühe investiert hatten.
Wie gesagt: Deutschland spielte keine Rolle, Indurain langweilte im Juli etwas, aber der Radsport lebte.

Das deutsche Fieber begann nicht 1997, sondern bereits ein Jahr zuvor. Ich weiß aus dem Kopf nicht mehr genau, wie die ARD den Sendeplan änderte, ich erinnere mich nur daran, dass mit dem Triple Riis-Ullrich-Zabel die Tour de Franc von heute auf morgen von einem Nachmittagsstündchen zur Ganztagsunterhaltung wurde. 1997 wurde das mit dem Ullrich-Sieg getopt, kurz darauf stand das ZDF auf der Matte und bestand darauf, die GEZ-Gelder wie gewohnt doppelt zu verfeuern, denn auch aus ihrer Sportredaktion wollten 15 Menschen den Sommer recht gern in Frankreich verbringen.

Die Sportbild verkündete noch im Juli 97, dass Ullrich auf ca. ein Jahrzehnt nicht zu schlagen sei. Und jetzt wissen wir, dass die Zeitschrift recht hatte. Denn seit genau 10 Jahren ist dieses Land nicht in der Lage, sich von Ullrichs Heldentat (für die ihm tatsächlich immer noch Ruhm und Lob gebührt!) zu lösen, den Radsport von der Tour de France zu trennen - und T-Mobile nicht für die deutsche Nationalmannschaft zu halten.

Man betrete eine deutsche Fußgängerzone, befrage einen Menschen, ob er sich für Radsport interessiere und schließe an seine bejahende Antwort die Frage an, welcher Deutsche in diesem Jahrtausend die Flandernrundfahrt gewonnen habe. Und: In welchem Land liegt Wevelgem? In welchem Monat findet der Giro statt? Was ist eine Windkante? Die Antwort auf all diese Fragen: Armstrong war ja wohl auch gedopt.

Wenn also die Konsequenz aus dem T-Mobile-Rückzug darin besteht, dass sich auch die Medien weiter zurückziehen und dadurch all diese Juli-Mitläufer ihr rudimentäres Interesse verlieren, dann will ich nicht traurig sein.

Wenn wir uns hierzulande schon so oft auf die Tour de France beziehen müssen, dann lasst uns lieber von den Franzosen lernen, wie man ein Rennen und eine Sportart jährlich um ihrer selbst willen feiert.

PS
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Beitrag: # 475860Beitrag PS
28.11.2007 - 17:11

Weltklasse Kommentar KuT. Aus einer Sicht könnte man meinen leider aber andererseits ist es natürlich die krasse Wahrheit.
Pe Es - Sieger Giro 2010, 3. TdF 2011, 3. Giro 2013, 2. TdF 2015, 2. Giro 2017, 3. Vuelta 2017, Sieger Vuelta 2023
Etappensiege: Vuelta Etappe 18+19 2008; Giro Etappe 7 2010; Giro Etappe 19 2011; Vuelta Etappe 3+5 2011; Giro Etappe 3 2013; Giro Etappe 8 2016; Tour Etappe 9 2016; Giro Etappe 18 2017; Tour Etappe 17 2017; Vuelta Etappe 12 2018; Tour Etappe 13 2019; Giro Etappe 12 2020; Giro Etappe 14+20 2021; Tour Etappe 14 2021; Vuelta Etappe 7+15 2021

Barnetta
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Beitrag: # 475887Beitrag Barnetta
28.11.2007 - 22:26

ETXE hat geschrieben:
Barnetta hat geschrieben:Der Sponsor steigt wegen Idioten wie ihm aus, weil er sich nicht an die vorgegebene Teampolitik hält (fraglich natürlich ob die auch hinter den Kulissen geführt wurde) und den Namen von T-Mobile durch Doping in Verruf bringt.
In Verruf bringen? Welchen "guten" Ruf hat denn der T-Mob zuletzt gehabt? Doch eigentlich nur den der schleimspuckenden Anti-Doping-Götzenvoranbeter!
Mir geht es nicht unbedingt um das Radrennteam, sondern um den Konzern. Gut, es kann natürlich auch Publicity bringen, aber trotzdem wird der Konzern in ein schlechtes Licht gerückt. Ob man nun im Endeffekt davon profitiert oder nicht sei mal dahingestellt. Einerseits steigt nun der Bekanntheitsgrad, andererseits wird T-Mobile auf Radsportevents nicht mehr präsent sein. Aber naja, Festina verkauft ja auch noch Uhren. ^^
Aber im Endeffekt kann es doch nicht sein, dass einer der Verursacher dieser Lage das Verhalten des Konzerns jetzt auch noch missbilligt. Wie gesagt, der Sinkewitz ist echt der Letzte, der darüber urteilen darf.

RotRigo
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Beitrag: # 475906Beitrag RotRigo
29.11.2007 - 10:54

Schöner Kommentar, KuT. Ich teile deine Meinung, möchte aber noch anfügen, dass wir nun hoffen müssten, dass kein deutscher Radprofi in den nächsten, sagen wir 10-15 (?), Jahren etwas großes reißen dürfte, damit sich die Situation wieder etwas herunterspielt.
Abgesehen davon ist die Gemeinde, die sich auch ohne deutschen Star immens für diesen Sport interessiert und interessieren würde, hier in Deutschland heute deutlich größer als damals vor 1996. Somit bleibt auch das Interesse der Medien und Sponsoren an diesem Sport weiterhin vorhanden - wenn auch nicht ganz so extrem.
Eine Situation wie Anfang der 90er Jahre wird sehr schwer noch einmal zu erreichen sein - so leid es mir tut.

Für den echten Radsport-Fan müsste es nun also das Ziel sein, dass sich sein Sport in Deutschland, nach dem Sturz seiner Helden ebenso zurück-entwickelt, wie das Skispringen in den letzten Jahren.
Ich möchte denjenigen unter uns sehen, der diese Hoffnung wirklich durchzieht und nach Gerdemanns (oder wessen auch immer) Tour-Sieg in drei Jahren hier hinein schreibt, dass ihn der Sieg traurig macht, weil er den Radsport und die gute alte Radsport-Romantik gefährdet!
Dass das geschieht halte ich für sehr fragwürdig - und für diese Vermutung brauche ich nicht mehr als 22 lächerliche Jahre Lebenserfahrung.

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zabelchen
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Beitrag: # 475942Beitrag zabelchen
29.11.2007 - 16:38

Glaubt ihr eigentlich wirklich das die Masse unbedingt ein deutsches Team brauch? Ich glaube nicht, da reichen deutsche Fahrer, wenn die gut fahren, ist es doch egal, wie oft wird den irgendwo drauf hingewiesen..."ey, der hatte in der 345 Generation Eltern die in Deutschland geboren wurden und dort 2 Monate lebten?"

Wenn ich schon höre, das die öffentlich - rechtlichen auch im nächsten Jahr wieder die Tour übertragen wollen, kann ich mir das doch schon wieder bildlich vorstellen wie das aussieht und denen ist es doch egal ob die Teams jetzt aus Norwegen, Spanien, Russland oder Japan kommen.

Auch ein Sinkewitz wurde zu Quickstep Zeiten hochgejubelt...genauso wie Gerdemann zu CSC Zeiten...
Reifezeit Erfolge:
------------------------------
Giro 2010: Sieger des Bergtrikots
Tour 2010: Sieger des Bergtrikots
9 facher Etappensieger

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Beitrag: # 476100Beitrag DaDa_Dave
1.12.2007 - 22:59

es gibt doch wieder zwei neue deutsche teams soweit ich weiß. Laut radsport-aktiv ist milram jetzt deutsch und unibet soll 2008 einen deutschen sponsor haben. An deutschen teams mangelt es also nict und an deutschen jungtalenten erst recht nicht(ciolek, Burghardt, Haussler, Gerdemann...)h

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bayerchecker06
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Beitrag: # 476183Beitrag bayerchecker06
2.12.2007 - 19:12

Hab ich was verpasst und Gerolsteiner ist 2008 kein deutsches Team mehr oder löst sich auf? Sonst wären es mit Gerolsteiner, Milram und dem neuen Unibet-Team ja 3 deutsche Teams!!
[mcol]BERGZIEGEN '09[mcol]Ballan[mcol]Gerdemann[mcol]Sanchez Gil[mcol]Nocentini[mcol]Gutierrez P.[mcol]Boom[mcol]Garate[mcol]Voeckler[mcol]Clerc[mcol]Usov[mcol]D.Martin[mcol]Hammond

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wassertraeger29
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Beitrag: # 476187Beitrag wassertraeger29
2.12.2007 - 19:49

DaDa_Dave sprach von zwei neuen deutschen Teams. Allerdings wird das neue Unibet Team in 2008 trotz deutschen Hauptsponsors mit schwedischer Lizenz unterwegs sein. Gerolsteiner hört erst Ende 2008 auf.

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Jasmin
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Beitrag: # 6721673Beitrag Jasmin
19.7.2008 - 19:25

Stimmt es das T-Mobile früher ein Männer-Nachwuchsteam hatte und wisst ihr vielleicht welche heutige Fahrer aus dem Team damals hervorgegangen sind???

Außerdem wollte ich fragen weshalb sich T-Mobile auch bei den Frauen zurück gezogen hat,die haben doch gar net mit Doping zu gehabt??? :roll: :roll: :roll:

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TOM Booonen
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Beitrag: # 6721687Beitrag TOM Booonen
19.7.2008 - 19:53

T-Mobile wollte mit Radsport an sich nichts mehr zu tun haben.

Wilde Horde
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Beitrag: # 6721700Beitrag Wilde Horde
19.7.2008 - 20:08

Zu dem Thema Nachwuchsteam. Ich meine es gab mal ein "Team Jan Ullrich" unter der Leitung von Ullrichs ehemaligen Trainer Peter Becker. Aber an Fahrer kann ich mich nicht mehr erinnern.
In naher Vergangenheit würde mir das Team Thüringer Energie einfallen, welches T-Mobile mit Material ausgestattet hat. Tony Martin ein Fahrer, der den Sprung zu T-Mobile/High Road geschafft hat.

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