21. Augst 2005
7. Etappe Deutschland Tour
Die heutige Etappe mit Bergankunft auf dem Feldberg sollte echt brutal werden. Insgesamt warteten heute 3 Bergwertungen der dritten Kategorie und 2 Bergwertungen der zweiten Kategorie auf die Fahrer.
Unsere Taktik für heute war klar.
Stefan und ich sollten so viele Punkte wie möglich für die Punkte- beziehungsweise Bergwertung holen.
Gleich nach dem Start gingen dann auch schon die Attacken los. In der ersten Gruppe des Tages war, wie von uns erhofft,
Stefan vertreten.
Gemeinsam mit 2 Fluchtgefährten konnte sich
Stefan bis zur ersten Sprintwertung des Tages einen Vorsprung von 45 Sekunden herausfahren.
Stefan konnte auch tatsächlich die erste Sprintwertung des Tages gewinnen. Bis dato lief alles nach Plan.
Anschließend gab
Piet das Kommando, dass sich
Stefan wieder ins Hauptfeld zurückfallen lassen sollte um mir die Möglichkeit auf die nächsten Bergpunkte zu geben.
Auch dieser Schachzug schien zunächst aufzugehen, denn die Gruppe um Stefan wurde 5 Kilometer vor der Bergwertung wieder eingeholt.
Gleich darauf gingen die nächsten Attacken los, doch ich war hellwach und saß in einer 18 Fahrer umfassenden Spitzengruppe.
Meine Gruppe konnte bis zur Bergwertung den Vorsprung auf gut 1`30 ausbauen. Der Kampf um die Bergpunkte war allerdings größer als ich es erwartet hatte und so musste ich mich mit Rang 2 und 2 weiteren Pünktchen begnügen.
Somit hatte ich 18 Punke auf meinem Konto und lag 7 Punkte vor Dario
Frigo. Allerdings waren auch noch maximal 26 Punkte zu vergeben.
Zu meiner Freude schaffte es meine Gruppe auch noch bis zur zweiten Bergwertung bei Kilometer 54. Aber auch dort konnte ich nicht die maximale Punktzahl holen, da mir der Kasache
Yakovlev die Punkte klaute und ich wieder nur 2 Pünktchen sammeln konnte.
Immerhin betrug mein Vorsprung nun 9 Punkte. Allerdings merkte ich auf der anschließenden Abfahrt, dass sich meine Kraftreserven langsam dem Ende neigten und es für mich ein sehr langer Tag werden könnte.
Auf eben dieser Abfahrt gelang es übrigens
Yakovlev, der nach der Bergwertung weiter durchzog, sich von meiner Gruppe abzusetzen und lag nun als Solist an der Spitze.
In meiner Gruppe herrschte keine Einigkeit mehr und mir fehlte die Kraft um die Verfolgung von
Yakovlev aufzunehmen. So wurden wir noch vor der 3. Bergwertung des Tages vom Hauptfeld geschluckt.
Aus dem Feld heraus gab es anschließend eine weitere Attacke von
Vasseur (Cof), der tatsächlich zu
Yakovlev aufschließen konnte. Dieses Duo lag 80 Kilometer vor dem Ziel mit 2 Minuten vorne.
Diese beiden sicherten sich auch die nächsten Bergpunkte und mein großer Rivale
Dario Frigo ging leer aus. Damit hatte ich 9 Punkte Vorsprung bei noch 20 zu vergebenen Punkten.
Bis zum Fuße der vorletzten Bergwertung der ersten Kategorie wurden
Yakovlev und Vasseur wieder eingeholt und das Rennen konnte von neuem Beginnen.
Jetzt war mir klar, dass das Unternehmen Bergtrikot in großer Gefahr war.
Schon auf den ersten Metern des Anstieges attackierte
Mirko Celestino von Domina Vacanza und fuhr damit das komplette Feld auseinander. Ich konnte das Tempo natürlich nicht mehr halten und musste schon recht früh reißen lassen. Damit war klar, dass mein Punktekonto bei 20 Punkten stehen bleiben würde.
Ich sah gerade das Schild ,,Noch 4 Kilometer bis zur Bergwertung", da kamen schlechte Nachrichten über den Funk.
Dario Frigo hatte die Bergwertung als zweiter Fahrer überquert, bekam dafür 8 Punkte und lag in der Bergwertung nur noch einen Punkt hinter mir. Jetzt musste ich auf einen Einbruch von
Frigo hoffen.
Während ich mich noch in der Abfahrt befand, waren die Spitzenreiter der Etappe bereits im Schlussanstieg hinauf zum Feldberg.
Dort setzte
Jens Voigt die erste Attacke.
Jens konnte sich recht schnell 20 Sekunden an Vorsprung herausfahren und rettete diesen Vorsprung auch ins Ziel. Rang 2 der Etappe ging leider an
Dario Frigo, der dadurch noch einmal 8 Punkte für die Bergwertung bekam und mir endgültig das Trikot entriss.
Die letzten Meter der Etappe taten mir höllisch weh. Zum einen hatte ich keine Kraft mehr und zum anderen musste ich mich innerlich schon von meinem geliebten Trikot verabschieden.
Im Ziel hatte ich auch heute über 25 Minuten Rückstand. Auch
Stefan bekam heute fast 10 Minuten eingeschenkt. Bester Fahrer unseres Teams war heute
Christian, der mit knapp 7 Minuten Rückstand einen tollen 22. Platz belegte.
In der Gesamtwertung blieb übrigens
Dario Frigo vorne. Durch Zeitbonifikationen konnte er seinen Vorsprung auf 6 Sekunden gegenüber
Piepoli ausbauen.
Immerhin darf ich morgen beim Einzelzeitfahren noch einmal das Bergtrikot tragen, das Frigo morgen in Gelb fährt und Jens Voigt, der mich ebenfalls in der Bergwertung überholt hatte, im Punktetrikot unterwegs sein wird.
Am Abend saßen wir wieder im Hotel beisammen und ließen den Tag Revue passieren.
Zu
Remco und Frank gab es nichts neues. Allerdings hatte unser Teamchef auf den Ausfall von gleich 3 Fahrern reagiert und ein hoffnungsvolles Talent als Stagaire verpflichten können...
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7. Etappe Deutschland Tour:
1. Voigt (CSC)
2. Frigo (Fas) +24
3. Piepoli (SDV) +24
4. Celestino (DVE) +24
5. Vinokourov (TMO) +24
...
22. Werner (SHM) +7`02
...
62. Schumacher (SHM) +9`12
...
116. Adamietz (SHM) +25`14
Gesamtstand:
1. Frigo (Fas)
2. Piepoli (SDV) +6
3. Voigt (CSC) +2`31
4. Vinokourov (TMO) +3`59
5. Wegmann (GST) +5`20
...
25. Schumacher (SHM) +22`02
Punkte: 1. Voigt (CSC) 89pt, 2. Schumacher (SHM) 72pt
Berg: 1. Frigo (Fas) 27pt, 2. Voigt (CSC) 22pt, 3. Adamietz (SHM) 20pt