5. März 2006
Langsamer als die Berziege
Heute ging mit dem Prolog von Paris-Nizza auch die ProTour Saison so richtig los. Auf dem 3,4 Kilometer langen Kurs um Issy les Moulineaux wollten wir uns heute eine gute Ausgangssituation für die nächsten Tage verschaffen. Vor allem Jörg, unser Kapitän sollte heute voll fahren.
Da ich unser erster Starter war, ging es für mich schon recht früh zur Sache. Meine Startzeit war 13.45 Uhr. Vor mir jedoch starteten zwei absolute Favoriten auf den Tagessieg. Zunächst ging der australische Zeitfahrweltmeister Michael Rogers von T-Mobile auf die Strecke.
Rogers, der ja eigentlich eher die langen Zeitfahren liebt, fuhr eine starke Zeit. Über die Lautsprecher hörte ich Patrick Chassé rufen,, Meilleur temps pour Michael Rogers." Nach 4`17 war Rogers im Ziel und hatte damit die klare Bestzeit inne.
Doch nur kurze Zeit später schien diese Bestzeit schon wieder in Gefahr zu sein. David Zabriskie von CSC war auf der Strecke. Seit er in den Diensten von Bjarne Riis ist, scheinen ihm vor allem im Zeitfahren Flügel zu wachsen.
Im Ziel reichte es jedoch nicht ganz zur Bestzeit. Dem US-Amerikaner fehlte im Ziel gerade einmal ein mageres Sekündchen.
Kurz darauf war dann mein Start. Ich hatte schon direkt zu Beginn kein sonderlich gutes Gefühl. Irgendwie saß ich nicht richtig auf meiner Maschine. Hatte sich da kurz vor dem Start noch etwas verstellt? Auf der kurzen Strecke fand ich jedenfall nie meinen Rhythmus und im Ziel blieb die Uhr für mich bei enttäuschenden 4`31 stehen. Damit war ich absolut nicht einverstanden.
Mein Landsmann Markus Fothen macht die Sache da schon viel besser. Er fuhr glatte 10 Sekunden schneller als ich. Das bedeutete für den Gerolsteinerfahrer Rang 3. Ich lag zu diesem Zeitpunkt auf Rang 14. Es waren jedoch auch erst 30 Fahrer im Ziel.
Eine ebenfalls starke Zeit fuhr der Russe Vladimir Karpets von Caisse d`Epargne. Er war nur 2 Sekunden langsamer als Michael Rogers und verdrängte Markus von Rang 3.
Von meinem Team ging zunächst Torsten Schmidt auf die Strecke. Torsten ist eigentlich ein guter Zeitfahrer. Als er im Ziel war, musste ich mich jedoch fragen, ob mit unserem Material etwas nicht stimmte. 4`43 war Torstens Zeit. Damit war er noch einmal 12 Sekunden langsamer als ich. Das war ja eine Katastrophe. Dies ließ für unsere Teamkollegen nichts gutes Erahnen. Sollten Jörgs Siegchancen schon heute begraben werden?
Das nächste Ausrufezeichen im Rennen setzte in der Zwischenzeit Michael Rich. Der Routinier vom Team Gerolsteiner glänzte erneut in seiner Paradedisziplin und fuhr mit 4`19 eine sehr gute Zeit.
Ein weiteres Ausrufezeichen, jedoch in negativer Hinsicht setzte mein Teamkollege Mathieu Heijboer. Mit 4`51 war er das deutliche Schlusslicht im Tagesklassement. Im Skifahrerjaggon würde man wohl sagen, dass wir heute klassisch verwachst haben.
Etwas besser machte es dann zum Glück Jörg Jaksche. Mit dem Meistertrikot auf seinen Schultern lief es für den Ansbacher aus meiner Mannschaft noch recht ordentlich.
Im Ziel blieb die Zeitmessung für ihn bei 4`23 stehen. Das waren zwar sechs Sekunden Rückstand auf Rogers. Aber eine ordentlich Ausgangslage für die nächsten Tage war das allemal.
Überraschend stark fuhr heute der von Riis herangezüchtete Zeitfahrgott Ivan Basso. Früher konnte der ja im Kampf gegen die Uhr gerade mal die Sprinter in Schach halten und was machte der heute?
Er fuhr gleich mal 3 Sekunden schneller als Jörg und schob sich mit seiner 4`20 vorerst auf den sechsten Platz. Das ist einfach unglaublich, was der im Zeitfahren für eine Entwicklung genommen hat.
Eine überraschend starke Zeit fuhr die Italiener Marco Velo von Milram. Der eigentliche Sprintanzieher von Alessandro Petacchi fuhr mit 4`18 eine sensationelle Zeit und reihte sich damit auf Rang 4 ein.
Zu diesem Zeitpunkt mussten wirklich gute Bedingungen für die Fahrer herrschen. Nicht anders könnte ich mir die super Zeit von meinem Teamkollegen Aart Vierhouten erklären.
Die Zeit blieb für ihn bei 4`20 stehen. Damit war er vorerst unter den ersten sieben platziert.
Anscheinend hatte der Wind in dieser Phase von leichtem Gegenwind zu leichtem Rückenwind gedreht. Das bevorteilte die Fahrer, die jetzt am Start standen, natürlich schon ein wenig.
Einen großen Vorteil daraus zog wohl auch der Kanadier Ryder Hesjedahl von Phonak, der abseits der Kameras mit 4`16 eine neue Bestzeit aufstellte.
Nachdem Alexandre Vinokourov vom Liberty Seguros mit 4`20 eine ebenfalls gute Zeit fuhr, war nun George Hincapie - von mir auch Armstrong 2 genannt am Start.
Der Amerikaner erinnerte mit seinem Fahrstil doch sehr an den siebenmaligen Tour de France Sieger. Da war es auch keine große Überraschung, dass er im Ziel die bisherige Bestzeit gleich um vier Sekunden unterbot.
Besonders bitter wurde es für mich, als unser Bergfloh Daniel Atienza, den Prolog mit 4`30, also eine Sekunde schneller als ich beendete und somit vor mir lag. Da konnte ich mir heute Abend im Hotel einiges an Frotzeleien anhören. Das Thema Wind erwähnte er natürlich nicht.
Von den Favoriten waren nur noch zwei Fahrer nicht im Ziel. Zunächst warteten die zahlreichen Zuschauer an der Strecke auf den Falken Paolo Savoldelli. Der Italiener, der nach seinen verlorenen Jahren bei T-Mobile nun wieder aufblüht, fuhr ein starkes Rennen.
4`17 bedeuteten für ihn einen vorderen Rang. Am Ende blieb Savoldelli knapp vor Santiago Botero, der vier Sekunden mehr benötigte, und belegte am Ende Rang 4.
Damit war klar, dass George Hincapie den Prolog gewonnen hatte und somit Mann in Gelb war. Dazu war er aber auch der Führende der ProTour Wertung. Ich selbst beendete den heutigen Prolog mit 20 Sekunden Rückstand auf einem enttäuschenden 119. Rang. Ein wenig mehr hätte es schon sein dürfen.
Aber immerhin haben wir morgen die Chance, Aart ins Gelbe Trikot zu fahren. Dazu bräuchte er nur 8 Sekunden an Zeitbonifikation. Da wird er an jeder Straßenecke um die Bonussekunden sprinten.
Heute ging für das restliche Team die 3 Tage Von Westflandern zu Ende. Im abschließenden Zeitfahren, zeigten die Jungs aber keine gute Leistung. Einzig Kenny Van Hummel hielt sich wacker und wurde am Ende 17. Damit konnte er die Rundfahrt auf einem tollen 12. Rang beenden. Der Gesamtsieg ging an Bradley Wiggins von Cofidis. Er hatte auch das 16 Kilometer lange Einzelzeitfahren gewonnen.
Ebenfalls wurde heute unser Aufgebot für Tirreno-Adriatico bekannt gegeben. Dort werden für uns Stefan, Ete, Karsten Kroon, Bernhard Kohl, Wim Van Huffel, Nico Eeckhout, Paco Lara und Sebastian Langeveld starten.
Ergebnisse:
Prolog Paris-Nizza:
1. George Hincapie (Discovery Channel)
2. Ryder Hesjedahl (Phonak) +4
3. Michael Rogers (T-Mobile) +5
4. Paolo Savoldelli (Discovery Channel) +5
5. David Zabriskie (CSC) +6
6. Marco Velo (Milram) +7
7. Vladimir Karpets (Caisse d`Epargne) +8
8. Michael Rich (Gerolsteiner) +8
9. Aart Vierhouten (Skil-Shimano) +8
10. Nico Mattan (Davitamon-Lotto) +8
11. Santiago Botero (Phonak) +8
12. Ivan Basso (CSC) +8
14. Jose Azevedo (Discovery Channel) +9
18. David Moncoutie (Cofidis) +9
19. Alexandre Vinokourov (Liberty Seguros) +9
20. Jens Voigt (CSC) +9
22. Markus Fothen (Gerolsteiner) +10
24. Sylvain Chavanel (Cofidis) +10
28. Oscar Sevilla (T-Mobile) +11
30. Jörg Jaksche (Skil-Shimano) +12
32. Sandy Casar (Fdjeux) +12
42. Bradley McGee (Fdjeux) +13
45. Tom Danielson (Discovery Channel) +14
46. Andreas Klöden (T-Mobile) +14
52. Georg Totschnig (Gerolsteiner) +14
58. Juan Manuel Garate (Quick.Step) +15
63. Davide Rebellin (Gerolsteiner) +15
75. Michael Boogerd (Rabobank) +16
78. Chris Horner (Davitamon-Lotto) +17
84. Philip Gilbert (Fdjeux) +17
87. Patxi Vila (Lampre) +17
97. Paolo Bettini (Quick.Step) +17
10. Michele Scarponi (Liberty Seguros) +18
117. Tadej Valjavec (Lampre) +19
119. Christoph Adamietz (Skil-Shimano) +20
3. Tage Von Westflandern:
3. Etappe:
1. Bradley Wiggins (Cofidis)
2. Sergej Lagutin (Navigators) +5
3. Francis De Greef (Bodysol) +6
4. Marten Den Bakker (Milram) +10
5. Jure Zrimsek (Acqua e Sapone) +12
Gesamtendstand:
1. Bradley Wiggins (Cofidis)
2. Sergej Lagutin (Navigators) +5
3. Baden Cooke (Unibet.com) +6
4. Francis de Greef (Bodysol) +6
5. Jurgen Van Loocke (Landbouwcrediet) +9
...
12. Kenny Van Hummel (Skil-Shimano) ´+27
Murcia Rundfahrt:
5. Etappe:
1. Ruben Bongiorno (Panaria)
2. Peter Wrolich (Gerolsteiner)
3. Vladimir Bileka (Discovery Channel)
4. Angel Edo (Andalusia)
5. Aleksei Markov (Caisse d`Epargne)
Gesamtendstand:
1. Iban Mayo (Euskaltel)
2. Carols Castano (Kaiku) +15
3. Luca Mazzanti (Panaria) +31
4. Alberto Perez Cuapio (Panaria) +59
5. Jose Pecharoman (Comunidad Valenciana) +2`52