Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt /15.2.07

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

udo_bölts
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Beitrag: # 391358Beitrag udo_bölts
14.10.2006 - 11:29

28. März 2006
Ein heftiges Gemetzel

Heute begann für unsere Klassikerspezialisten die heiße Phase für die Vorbereitung auf die Flandern Rundfahrt. Bei den 3 Tagen von De Panne wollten sich vor allem Ete Zabel, Nico Eeckhout und Aart Vierhouten in Schwung bringen. Für die Gesamtwertung hatte das Team Paul van Schalen, einen guten Zeitfahrer, ausgewählt. Ich war nicht mit von der Partie.

Die erste Etappe führte heute über 207 Kilometer von Middlekerke nach Zottegem. Auf diesem Teilabschnitt mit zahlreichen Kopfsteinpflasterpassagen kam es jedoch anders, als es sich viele Fahrer vor dem Start ausgemahlt hatten. Zunächst einmal formierte sich direkt nach dem Start eine 5köpfige Spitzengruppe. Dass mein Team mit Alain van Katwijk darin vertreten war, sollte sich später noch als sehr wichtig herausstellen.

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Sehr wichtig, jedoch im negativen Sinne, war die erste Kopfsteinpflasterpassage des Tages. Knapp einen Meter vor dem ersten Pavé gab es einen Massensturz mit über 100 Fahrern. Viele Fahrer mussten aufgeben oder konnten nur unter Schmerzen weiterfahren.

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Durch diesen Massensturz, den zunächst nur 20 Fahrer schadlos überstanden, war das Rennen quasi schon entschieden. Pech für uns, dass auch Ete und Paul van Schalen häftig zu Fall kamen. Sie konnten zwar beide weiterfahren, hatten mit dem Ausgang des Rennens jedoch nichts zu tun. Ob sie morgen antreten können, ist fraglich.

Das Feld war im Anschluss in viele Einzelgruppen verteilt und der Vorsprung der Spitzengruppe um Alain betrug maximal 14 Minuten. Vom Hauptfeld konnten nur noch Nico Mattan (DVL) und Steffen Wesemann (TMO) zur Spitzengruppe aufschließen. Den Sieg sicherte sich schließlich Alains Fluchtgefährte Matthe Pronk von Unibet als Solist mit 2 Minuten Vorsprung. So richtig Freude kam bei ihm jedoch nicht auf, da auch sein Teamkollege Baden Cooke schwer gestürzt war.

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Alain profitierte ebenfalls von der chaotischen Situation im Hauptfeld und wurde mit knapp zwei Minuten Rückstand 6. Das große Feld mit meinen restlichen Teamkollegen erreichte das Ziel mit über 8 Minuten Rückstand auf den Tagessieger. Damit ist der Favoritenkreis für die Gesamtwertung mächtig geschmolzen. Viel wichtiger ist jedoch die Frage, ob sich Ete Zabel schlimmer verletzt hat. Das müssen jetzt die Untersuchungen am Abend zeigen. Ich wünsch Ete alles Gute.

Ergebnisse:

1. Etappe De Panne:

1. Matthe Pronk (Unibet.com)
2. Bas Giling (T-Mobile) +1`51
3. Jens Renders (Chocolade Jacques)
4. Nico Mattan (Davitamon-Lotto)
5. Steffen Wesemann (T-Mobile)
6. Alain van Katwijk (Capitol Versicherungen)

Gesamtwertung:

1. Matthe Pronk (Unibet.com)
2. Bas Giling (T-Mobile) +2`05
3. Jens Renders (Chocolade Jacques) +2`13
4. Nico Mattan (Davitamon-Lotto)+ 2`23
5. Steffen Wesemann (T-Mobile)
6. Alain van Katwijk (Capitol Versicherungen)
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udo_bölts
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Beitrag: # 391656Beitrag udo_bölts
14.10.2006 - 22:51

29. März 2006
Warten auf den ersten Capitol-Sieg

Heute waren sich viele Experten sicher: Die zweite Etappe der 3 Tage von de Panne kann eigentlich nur Erik Zabel gewinnen. Das 227 Kilometer lange Teilstück war perfekt auf Ete zugeschnitten - und die Sprinterkonkurrenz hielt sich wirklich in Grenzen.

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Das Rennen entwickelte sich zunächst ideal für das Team. Mit André Korff (T-Mobile) und dem Belgier Planckaert (Jartazi) gab es heute nur zwei Ausreißer. Die waren natürlich recht leicht zu kontrollieren.

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Insgesamt neun Minuten an Vorsprung gab man den beiden Ausreißern. In der zweiten Rennhälfte machten dann jedoch Stef Clement, Paul van Schalen und Marco Bos mächtig Tempo und reduzierten den Abstand zu den Ausreißern recht schnell. 15 Kilometer vor dem Ziel waren die zwei Flüchtlinge eingeholt und die Vorbereitungen für den Massensprint begannen.

Ete wurde von Aart Vierhouten und Nico Eeckhout in eine gute Ausgangsposition gebracht und musste nun die Vorlage nur noch verwerten. Aber wie im Fußball werden auch im Radsport 100prozentige Chancen vergeben. Ete war heute der Chancentod.

Im Sprint kam er überhaupt nicht zurecht und musste sich mit 6 begnügen. Eigentlich sollte Ete die vor ihm platzierten Fahrer im Griff haben, aber vielleicht hatte er heute noch Schmerzen, da sein gestriger Sturz doch recht heftig war.

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Den Tagessieg sicherte sich indes Ex-Weltmeister Igar Astarloa (Barloworld) vor Alexandre Pichot (Bouygues) und Sjef de Wilde (Landbouwkrediet).

In der Gesamtwertung konnte Alain van Katwijk zwar keine Zeit gutmachen, sich jedoch aufgrund seines heutigen elften Platzes auf Rang 4 in der Gesamtwertung verbessern.

Die morgigen Teiletappen versprechen sehr spannend zu werden. Vielleicht geht für Alain morgen noch etwas in Richtung Podium. Ich traue es ihm auf jeden Fall zu.

Ich bin übrigens nun doch schon etwas früher wieder im Renneinsatz. Da Kenny van Hummel und Rik Reinerink nach ihren Stürzen noch nicht wieder zu 100 Prozent fit sind, werde ich in den Niederlanden bei der Hel van het Mergelland starten.
Und für die Flandern Rundfahrt habe ich erneut eine Einladung des ZDF erhalten. Ich soll wieder als Co-Kommentator fungieren. Dieses Angebot habe ich natürlich umgehend angenommen.

Ergebnisse:

2. Etappe der 3 Tage von De Panne:

1. Igor Astarloa (Barloworld)
2. Alexandre Pichot (Bouygues Telecom)
3. Sjef de Wilde (Landbouwkrediet)
4. Matteo Carrara (Lampre)
5. Jukka Vastaranta (Rabobank)
6. Erik Zabel (Capitol)
7. Nico Eeckhout (Capitol)


Gesamtwertung:

1. Matthe Pronk (Unibet.com)
2. Bas Giling (T-Mobile) +2`05
3. Jens Renders (Chocolade Jacques) +2`13
4. Alain van Katwijk (Capitol) +2`23
5. Nico Mattan (Davitamon-Lotto)
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udo_bölts
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Beitrag: # 391784Beitrag udo_bölts
15.10.2006 - 12:36

30. März 2006
Keine Pannen bei den 3 Tagen

Mit gleich zwei Etappen gingen heute die 3 Tage von De Panne zu Ende. Am Morgen stand eine 120 Kilometer lange Flachetappe Rund um De Panne auf dem Programm.

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Da sich die Fahrer, die sich noch Hoffnungen auf den Gesamtsieg machen konnten, heute früh mit Sicherheit für das Einzelzeitfahren am Nachmittag schonen wollten, war die Wahrscheinlichkeit auf eine recht ruhige Etappe recht groß

So bildete sich nach wenigen Kilometern auch schon eine dreiköpfige Spitzengruppe, die in der Gesamtwertung keine Rolle mehr spielte und alles schien seinen gewohnten Lauf zu nehmen.

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Aber natürlich geschieht in solchen Situationen meistens etwas Unvorhergesehenes. Auf einem der wenigen Kopfsteinpflasterpassagen kam es zu einem heftigen Sturz, in den knapp 100!!! Fahrer verwickelt waren, darunter auch Ete und Alain.

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Das war natürlich eine denkbar ungünstige Situation für uns, aber den anderen Favoriten erging es nicht anders und auch sie wurden durch den Sturz aufgehalten.

Einer der größten Opfer war Bas Giling, bis dato Gesamtzweiter, der auch zu Fall kam und die Rundfahrt aufgeben musste.

Durch diesen Sturz war der Abstand zu den Ausreißern natürlich nicht mehr wettzumachen und so sicherte sich Frederick Veuchelen von Chocolade Jacques als stärkster Flüchtling den Tagessieg.

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Das Hauptfeld kam schließlich mit knapp 3 Minuten Rückstand ins Ziel, aber außer dem Ausfall von Giling änderte sich in der Gesamtwertung nichts mehr.

So kam es am Nachmittag zum großen Showdown im 13 Kilometer langen Einzelzeitfahren um und durch De Panne.

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Das erste Ausrufezeichen des Tages setzte mein Teamkollege Stef Clement, der lange Zeit die Bestzeit hiel, am Ende jedoch nur Dritter wurde.

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Der stärkste Fahrer des Tages kam aus dem Discovery Channel Team. Der alte Russe Wjatscheslaw Ekimov fuhr eine sensationelle Zeit und gewann in 15`34 souverän das Einzelzeitfahren.

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Dann ging es in die endscheidende Phase. Wer gewinnt die Rundfahrt. 5 Fahrer hatten noch Chancen, darunter auch Alain. Als mein Teamkollege im Ziel war, stand jedoch fest, dass er nicht zu den Podiumsleuten zählen würde. Seine Zeit war einfach nicht gut genug.

An den bis dato Führenden Matthe Pronk kam kein Fahrer mehr heran und so sicherte sich der Belgier den Gesamtsieg. Daran konnte auch ein starkes Zeitfahren von Nico Mattan, der bis auf 1`30 an den Gewinner heran kam, nichts ändern.

Ich bin übermorgen bei der Hel van Het Mergelland im Einsatz. Gemeinsam mit Piet Rooyakkers, Marten Tjallingi, Paul Martens, Torsten Schmidt, Stefan Schumacher, Julien Smink und Eelke van der Wal werde ich versuchen, unseren ersten Saisonsief für Capitol einzufahren.

Am Tag darauf steht dann die Flandern Rundfahrt an. Wir werden dort mit Nico Eeckhout, Erik Zabel, Bert De Waele, Karsten Kroon, Marco Bos, Alain van Katwijk, Aart Vierhouten und Sebastian Langeveld antreten.

Ergebnisse:

3. Etappe De Panne:

1. Frederick Veuchelen (Chocolade Jacques)
2. Ronny Poelverde (Flanders)
3. Jan Boven (Rabobank) +49
4. Igor Astarloa (Barloworld) +2`39
5. Sergej Ivanov (T-Mobile)
...
9. Nico Eeckhout (Capitol)

4. Etappe De Panne:

1. Wjatscheslaw Ekimov (Discovery Channel)
2. Vladimir Gusev (Discovery Channel) +29
3. Stef Clement (Capitol) +32
4. Roberto Petito (Tenax) +39
5. Nico Mattan (Davitamon-Lotto) +40

Gesamtendstand:

1. Matthe Pronk (Unibet.com)
2. Nico Mattan (Davitamon-Lotto) +1`30
3. Steffen Wesemann (T-Mobile) +2`11
4. Jens Renders (Chocolade Jacques) +2`19
5. Alain van Katwijk (Capitol) +2`21
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udo_bölts
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Beitrag: # 393439Beitrag udo_bölts
21.10.2006 - 14:39

1. April 2006
Kein Aprilscherz - 1. Sieg für Capitol

Wie bereits angekündigt, fand heute die Hel van Het Mergelland in den Niederlanden statt. Obwohl dort 20 Mannschaften an den Start gingen, waren wir das einzige Protour Team. Die anderen Mannschaften schienen sich wohl voll und ganz auf die morgige Flandern Rundfahrt zu konzentrieren.

Somit waren wir heute also eindeutig in der Favoritenrolle. Mit Marco Bos, Paul van Schalen, René Weissinger, Eelke van der Wal, Torsten Schmidt, Paul Martens und mir hatten wir ein recht gutes Team an Start und wollten bei dem recht hügeligen Terrain von Anfang an zeigen, dass wir das Rennen kontrollieren wollten.

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Unser Sportlicher Leiter war heute übrigens Teamchef Bernd Stromberg. Piet Hoekstra, Rudi Kemna und Rolf Aldag waren schon in Flandern und der eigentlich dafür vorgesehen Udo Bölts lag mit Fieber im Bett.

Die Taktitbesprechung mit Stromberg war schon der Hammer. Abgesehen davon, dass er vom heutigen Rennen überhaupt keine Ahnung hatte, war es sehr lustig. Er sprach laufend irgendwelche Kopfsteinpflasterpassagen an, dabei gab es heute gar keine Pavé-Sektionen. So mussten wir die Renntaktik mehr oder weniger unter uns ausmachen. Wir einigten uns darauf, dass heute für René Weissinger, Paul van Schalen und mich gefahren werden sollte.

Zu Beginn des Rennens lief eigentlich schon alles nach Plan für uns. Nach wenigen Kilometern stand bereits die erste Steigung des Tages an und man merkte recht schnell, dass es im heutigen Peloton ein starkes Leistungsgefälle gab. So formte sich nach 15 Kilometern eine 12 Fahrer starke Spitzengruppe. Von mir aus hätte diese Gruppe durchkommen können, denn mit René, Paul und mir hatten wir unsere wichtigen Fahrer vorne drin.

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Die anderen Fahrer in der Spitzengruppe waren von dieser Rennsituation anscheinend überhaupt nicht angetan. Gerhard Trampusch, der heute für Wiesenhof die Kohlen aus dem Feuer holen sollte sagte nur: ,,Noa, das könnts vergessn. Doa foar I net miet."

So wurde unser 40-Sekunden-Vorsprung vom Hauptfeld recht schnell wettgemacht und das Rennen begann von neuem. Es ging Gruppe um Gruppe aber keine schaffte es richtig weg. Zunächst war wieder René als Ausreißer aktiv, dann Paul, aber keine Gruppe kam mehr als eine Minute weg und wurde eingeholt.

Bis 45 Kilometer vor dem Ziel war also noch nichts wirkliches passiert, außer dass Paul, René ich und schon einiges an Kraft liegen gelassen hatten. Getoppt wurde das ganze noch von einer Anweisung von Stromberg, der auf einmal über Funk rief. ,,Adamietz!!!!Attacke!"

Was blieb mir anderes übrig, als den Anweisungen meines fachkompetenten sportlichen Leiter zu folgen. So mobiliserte ich noch einmal meine ganzen Kräfte und riss ein kräftiges Loch ins Fahrerfeld.

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Nach und nach schlossen weitere Fahrer zu mir auf, bis wir schließlich, gut 30 Kilometer vor dem Ziel eine 20 Fahrer starke Gruppe waren. Dummerweise war ich der einzige Vertreter meines Teams. Das war taktisch natürlich nicht ideal.

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Dummerweise hatte ich zu diesem Zeitpunkt nichts mehr zu Trinken und einen Teamkameraden, der mir etwas leihen könnte, gab es ja auch nicht mehr. Also wollte ich mich zum Teamwagen zurückfallen lassen, doch dieser war verschwunden. Wie ich später über Funk hörte, hatte Stromberg den Anschluss an die Autokolonne verloren und sich verfahren. Das war natürlich sehr ungünstig.

Ich ging absolut am Zahnfleisch. Zum Glück gab mir Jens Heppner aus dem Wiesenhof-Auto eine Flasche und ich konnte wieder etwas flüssiges zu mir nehmen.

Wahrscheinlich hatte ich es dieser Flasche, und damit meine ich nicht Heppe, zu verdanken, dass ich bei der entscheidenden Attacke des Tages, gut 10 Kilometer vor dem Ziel mitgehen konnte. Mit mir inklusive setzten sich vier Fahrer aus der Führungsgruppe ab und konnten sich recht schnell einen konfortabelen Vorsprung herausfahren.

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Neben mir gehörten noch Gerhard Trampusch, Giuseppe Muraglia und Sven Renders zur Spitzengruppe. Zwischen uns vieren sollte der Sieg entschieden werden.

Großes Belauern gab es auf den letzten Kilometern nicht. Jeder Fahrer versuchte sein Heil in der entscheidenden Attacke und jeder griff schließlich jeden an.

Kurz vor der Flemme Rouge setzte dann der Italiener Muraglia seine Attacke. Obwohl ich total am Ende war konnte ich noch ans Hinterrad springen - Renders und Trampusch gelang das nicht. ,,Wenn jetzt nichts mehr passiert, bist du sicher zweiter", dachte ich mir.

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Murglia und ich harmonierten sehr gut und wechselten uns mit der Führungsarbeit wunderbar ab. Taktisch hatte ich jedoch den Vorteil, als es auf die Zielgerade ging, an zweiter Position zu sein. Über die Sprintfähigkeiten von Muraglia wusste ich nicht besonders viel und Stromberg, der mittlerweile zu den Autos zurückgefunden hatte, konnte mir auch nichts sagen.

So wartete ich bis 150 Meter vor dem Ziel und zog dann an Muraglia vorbei.

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Muraglia hatte nichts mehr entgegenzusetzen und so sicherte ich mir und dem Team den ersten Saisonsieg!!!!!!!!! Mann habe ich mich bei der Zielüberquerung gefreut.

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Bei der anschließenden Siegerehrung war ganz schön was los. Während ich mich um die Sektflasche kümmerte, hörte ich nur, wie sich Stromberg an die beiden Damen der Siegerehrung heran machte und fragte ob sie Lust auf ,,was Nudliges" hätten.

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Über diesen Sieg freue ich mich riesig, auch wenn es ,,nur" bei einem kleineren Rennen war. Sieg ist aber Sieg. Wenn Heppe heute nicht gewesen wäre, hätte ich nicht gewonnen. Das hat bestimmt auch sein Schützling Gerhard Trampusch mitbekommen. Jetzt ist der Bann endlich gebrochen und vielleicht läuft ja morgen was bei der Flandern Rundfahrt. Ich freue mich jedenfalls schon auf meinen Kommentatorenjob.

Meine beiden nächsten Rennen werden dann übrigens Gent-Wevelgem und Paris-Robaix sein. Da bin ich schon total heiß drauf.

Ergebnis:

Hel van Het Mergelland:


1. Christoph Adamietz (Capitol)
2. Giuseppe Muraglia (LPR) +14
3. Sven Renders (Landbouwkrediet) +25
4. Gerhard Trampusch (Wiesenhof) +49
5. Timothy Cassidy (Sean Kelly Team) +1`25
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udo_bölts
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Beitrag: # 393661Beitrag udo_bölts
22.10.2006 - 12:54

2. April 2006
Flandern Rundfahrt - Ein Spektakel

Heute war es also soweit, die Flandern Rundfahrt stand auf dem Programm. Ich war zwar nicht direkt aktiv im Rennen dabei, aber wie schon bei Mailand-San Remo durfte ich beim ZDF neben Peter Leissl als Co-Kommentator mitwirken.

Leissl: Hallo und herzlich willkommen zur Flandern Rundfahrt 2006. Wer wird die Nachfolge von Peter van Petegem antreten oder wird er sein eigener Nachfolger? Der Favoritenkreis ist groß: Tom Boonen (QSI), Peter van Petegem (DVL), Steffen Wesemann (TMO), Fabian Cancellara (CSC) oder Alessandro Ballan (Lam) um nur mal einige zu nennen.

Leissl: Werfen wir doch zunächst, bevor wir ins Renngeschehen gehen, einen Blick auf das heutige Streckenprofil.

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Leissl: 258 Kilometer, zahlreiche Kopfsteinpflasterpassagen und insgesamt 17 heftige Anstiege, die sogenannten Hellinge. Zum Glück ist es heute trocken. Wir haben also keine Schlammschlacht zu befürchten.

Leissl: Gleich gehen wir live ins Rennen, da die Entscheidung so langsam ansteht. Zunächst einmal fassen wir jedoch kurz zusammen, was bisher im Rennen geschah.

Flandern Rundfahrt Kompakt

Nachdem das Rennen recht schleppend begann und das Fahrer feld die ersten 50 Kilometer gemeinsam durch Belgien gondelte, kam endlich Bewegung ins Feld. Zwei Fahrer, Sebastian Langeveld von Capitol und Fred Rodriguez von Davitamon-Lotto, machten sich auf und davon und fuhren teilweise 13 Minuten vor dem Peloton.

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Eine Schrecksekunde für Tom Boonen und sein Quick.Step Team gab es, als der Weltmeister auf dem ersten Kopfsteinpflasterstück Defekt erlitt. Der Belgier kehrte jedoch recht schnell ins Hauptfeld zurück.

An dem ersten Helling des Tages, dem Molenberg, gut 115 Kilometer vor dem Ziel gab es dann eine hässliche Szene - einen Massensturz. Über 60 Fahrer waren darin verwickelt - für manche war damit die Flandern Rundfahrt beendet. Favoriten waren in den Sturz jedoch nicht involviert.

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Richtig Fahrt nahm das Rennen dann am vierten Helling des Tages, dem berühmten Oude Kwaremont auf. Dort lösten sich Erik Zabel (Capitol) und George Hincapie aus dem Feld. Zabel hatte mit Marten Tjallingi sogar noch einen Helfer an seiner Seite. Leider wurde diese Taktik durch einen Defekt von Tjallingi zu Nichte gemacht.

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So machten sich Hincapie und Zabel schließlich alleine auf die Verfolgung von Langeveld und Rodriguez. Zabel schien sich jedoch etwas übernommen zu haben, als er Hincapie am Koppenberg nicht mehr folgen konnte.

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Hincapie fuhr ein Höllentempo und näherte sich immer mehr dem Spitzenreiter Langeveld, der sich wiederum von seinem Mitstreiter Fred Rodriguez lösen konnte und gut 65 Kilometer vor dem Ziel schloss Hincapie zu Langeveld auf.

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Langeveld konnte das Tempo von Hincapie noch eine Zeit lang mitgehen, musste aber 50 Kilometer vor dem Ziel reißen lassen. Somit ist jetzt, 40 Kilometer vor dem Ziel Hincapie als Solist vorne, dahinter liegen nun mehrere verstückelte Kleingruppen. Damit geben wir live ins Renngeschehen...

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udo_bölts
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Beitrag: # 393682Beitrag udo_bölts
22.10.2006 - 13:17

(Fortsetzung)

Leissl: So jetzt sind wir live im Renngeschehen. Noch gut 40 Kilometer sind zu absolvieren. Bevor ich auf das konkrete Renngeschehen eingehe, möchte ich zunächst noch unseren heutigen Co-Kommentator Christoph Adamietz, Profi beim Team Capitol-Versicherungen, begrüßen.

Ich: Hallo, liebe Zuschauer.

Leissl: Christoph, für dich ist Flandern ja kein unbekanntes Pflaster. Immerhin wurdest du im letzten Jahr 20. Warum bist du dieser Jahr nicht dabei?

Ich: Ich wollte wieder für das ZDF kommentieren. Nein Scherz. Letztes Jahr lief es für mich wirklich gut. In diesem Jahr konzentriere ich mich aber auf den Giro, da möchte ich nicht durch die ganzen Klassiker zu viel Kraft vergeuden. Also werde ich nur Gent-Wevelgem und Paris-Roubaix an klassischen Rennen fahren.

Leissl: Jetzt kommen wir aber zum aktuellen Renngeschehen. Was sagst du zur momentanen Situation?

Ich: Hincapie liegt solo vorne. Der kann solche Rennen durchaus gewinnen. Aber ob er auch die Kraft dazu hat. Meine Teamkollegen Sebastian Langeveld und Erik Zabel konnten leider nicht am Hinterrad bleiben. Vielleicht hat Ete aber für die Endphase noch ein paar Reserven.

Leissl: Jetzt bekommen wir wieder aktuelle Zwischenstände. Also Hincapie von Discovery Channel liegt noch immer Solo in Front. Knapp zwei Minuten dahinter folgt nun, ebenfalls als Solist, Vorjahressieger Peter van Petegem. Weitere 60 Sekunden zurück liegt ein Quartett mit Steffen Wesemann, Fabian Cancellara, Alessandro Ballan und zwei weiteren Fahrern.

Ich: Leider ist von meinen Capitol-Teamkollegen nichts zu sehen. Wo stecken die denn. Auch von Boonen ist keine Spur.

Leissl: Wie auf Kommando wird uns die Gruppe mit deinen Teamkollegen und dem Weltmeister Boonen eingespielt. Diese noch gut 20 Fahrer starke Gruppe soll knapp 40 Sekunden hinter der Gruppe um Wesemann stecken.

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Ich: Da könnte noch was gehen. Wenn die Gruppe gut harmoniert, kommt sie vorne noch mal ran.

Leissl: Was haben wir jetzt da? Einen Discovery Mann und einen Davitamon Fahrer...

Ich: Da hat Van Petegem wohl zu Hincapie aufgeschlossen. Das ging aber schnell. Hincapie scheint mit seinen Kräften am Ende zu sein. Am Tenbosse-Anstieg ist somit die Flucht von Hincapie vorbei und nur noch 25 Kiloemter bis ins Ziel.

Leissl: Mittlerweile hat sich auch die Verfolgergruppe um Zabel und Boonen weiter reduziert. Das sind jetzt wohl noch 12 Fahrer.

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Ich: Und von Capitol sind noch Ete Zabel und Nico Eeckhout dabei.

Leissl: Der Abstand zur Spitzengruppe beträgt nun aber 2 Minuten. Das wird schwer werden, vorne wieder ran zu kommen.

Ich: Und auch an der Spitze gibt es eine neue Rennsituation. Von hinten hat die Gruppe um Wesemann zu Van Petegem aufgeschlossen.

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Ich: Hincapie scheint jetzt richtig Probleme zu haben. Er wird wohl bald durchgereicht werden.

Leissl: So langsam naht die Entscheidung. Mit der Mauer von Geraardsbergen und dem Bosgerg stehen nur noch zwei Helling auf dem Programm.
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eisel92
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Beitrag: # 393686Beitrag eisel92
22.10.2006 - 13:22

Interessante Rennsituation, ich tippe auf Wesemann!
rz: ciclamino giro10 | maillot vert tour16
etappensiege giro [III] & tour [VI]
7 tage ciclamino; 19 tage maillot vert
CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

udo_bölts
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Beitrag: # 393701Beitrag udo_bölts
22.10.2006 - 13:58

(Fortsetzung)

Leissl: Schauen wir uns nun noch einmal die Zusammensetzung der Spitzengruppe an: Wir haben Van Petegem, Hincapie, Ballan, Wesemann, Cancellara und Nick Nuyens.

Ich: Und dieses Sextett liegt knapp 19 Kilometer vor dem Ziel 2`30 vor der großen Verfolgergruppe, zu der neben Ete, Nico Eeckhout und Tom Boonen auch Thor Hushovd, Vladimir Gusev, Nico Mattan und Sergej Ivanov gehören.

Leissl: Die Spitzengruppe ist nun im vorletzten Helling, der Mauer von Geraardsbergen.

Ich: Attacke von Ballan!!!!

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Leissl: Starker Antritt vom Italiener. Niemand kann ihm folgen. An der Kuppe hat er 25 Sekunden Vorsprung auf die Konkurrenz. War das die Vorentscheidung?

Ich: Man muss abwarten, was am Bosberg passiert. Da kann sich noch einiges tun.

Leissl: Noch 13 Kilometer bis ins Ziel und mit dem Bosberg steht nun das letzte Hindernis des Tages an. Zu Beginn des Anstieges hat Ballan 25 Sekunden Vorsprung auf die Verfolger.

Ich: Aus der Verfolgergruppe heraus attackiert nun Van Petegem. Er will sich noch nicht geschlagen geben und zum zweiten Mal hintereinander die Ronde gewinnen.

Leissl: An der Kuppe angekommen ist Van Petegem bei Ballan angelangt. Von hinten droht wohl keine Gefahr mehr. Das Loch ist einfach zu groß.

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Leissl: Ballan und Van Petegem sind nur noch 5 Kilometer vom Ziel entfernt. Wen schätzt du im Sprint stärker ein?

Ich: Diese Frage könnte sich gerade erübrigt haben, denn Ballan greift Van Petegem an und dieser scheint nichts entgegensetzen zu können.

Leissl: Jaa, das war wohl die Vorenschtscheidung. Die Flemme Rouge ist passiert und Ballan hat bestimmt 150 Meter zwischen sich und seinen Kontrahenten Van Petegem gebracht.

Leissl: Jetzt ist es amtlich. Alessandro Ballan von Lampre Caffita gewinnt die Ronde 2006 und tritt damit die Nachfolge von Peter van Petegem, der heute zweiter wird, an. Glückwunsch nach Italien.

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Ich: Auf den Plätzen 3, 4 und 5 folgen schließlich Fabian Cancellara, Nick Nuyens und George Hincapie. Starke Leistung vom Amerikaner

Leissl: Und jetzt kommt auch die Gruppe um Boonen und Zabel ins Team. Über drei Minuten Rückstand. Das war einfach zu viel.

Ich: Schade, dass heute nich mehr für mein Team herausgesprungen ist. Rang 12 und 13 für Zabel und Eeckhout sind aber auch nicht ganz schlecht.

Leissl: Mit den Bildern der Siegerehrung geben wir zurück ins Studio und wir wünschen ihnen noch einen schönen Sonntag.

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Endergebnis Flandern Rundfahrt:

1. Alessanro Ballan (Lampre)
2. Peter van Petegem (Davitamon-Lotto) +11
3. Fabian Cancellara (CSC) +41
4. Nick Nuyens (Quick.Step) +55
5. George Hincapie (Discovery Channel) +1`07
6. Steffen Wesemann (T-Mobile)
7. Tom Boonen (Quick.Step) +3`09
8. Nico Mattan (Davitamon-Lotto)
9. Vladimir Gusev (Discovery Channel)
10. Sergej Ivanov (T-Mobile)
11. Thor Hushovd (Credit Agricole)
12. Erik Zabel (Capitol)
13. Nico Eeckhout (Capitol)

14. Maguns Backstedt (Liguigas) +4`02
15. Marc Wauters (Rabobank)
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Trampusch
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Beitrag: # 393758Beitrag Trampusch
22.10.2006 - 17:52

Wie immer klasse?

Kannst du nach Paris-Roubaix den Pro Tour Stand mal bekanntgeben?

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Bettini_der_Beste
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Beitrag: # 393764Beitrag Bettini_der_Beste
22.10.2006 - 18:03

Trampusch hat geschrieben:Wie immer klasse?

Kannst du nach Paris-Roubaix den Pro Tour Stand mal bekanntgeben?
Alles nur blöde Statistiken :D, schreib lieber direkt weiter!

udo_bölts
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Beitrag: # 393782Beitrag udo_bölts
22.10.2006 - 19:08

@ Bettini, Trampusch und alle anderen: Erstmal danke für das Lob. Freut mich, wenn euch der AAR gefällt.

Leider kann es erst nächsten Freitag weiter gehen, da ich unter der Woche kaum Zeit habe. Dafür habe ich die übernächste Woche Urlaub, dann wird es schnellere Fortsetzungen geben.

Ich wünsche meinen Lesern und allen anderen AAR Schreibern eine schöne Woche
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reblaus
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Beitrag: # 393905Beitrag reblaus
23.10.2006 - 14:31

Oh, es geht weiter. Dein AAR ist hier einer der besten. Ich les dein AAR von beginn an und muss sagen. Du hast dich immer weiter gesteigert. Einfach geil dein AAR

udo_bölts
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Beitrag: # 394900Beitrag udo_bölts
27.10.2006 - 17:11

3. April 2006
Nix zu ernten im Baskenland

Heute begann für unser Team die nächste ProTour Rundfahrt, die durch das Baskenland führte. Da dieses Mehretappenrennen recht anspruchsvoll ist, schickte das Team mit Paco Lara, Wim Van Huffel, Bernhard Kohl, Oscar Mason Remmert Wielinga und Daniel Atienza fünf sehr gute Kletterer nach Spanien. Komplettiert wurde unser Aufgebot durch Marco Bos und Torsten Schmidt.

Gleich der erste Tagesabschnitt rund um Irun war recht anspruchsvoll. Unter den 5 Bergwertungen befand sich auch der Jaizkibel, der Scharfrichter bei der Classica San Sebastian.

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Auch heute sollte dieser Anstieg eine entscheidende Rolle spielen, da er gut 15 Kilometer vor dem Ziel zu überqueren war.

Den Großteil des Rennens bestimmte zunächst jedoch eine 12 Fahrer große Spitzengruppe, in der wir mit Oscar Mason vertreten waren. Die Gruppe hielt sich bis 40 Kilometer vor dem Ziel, doch dann war Feierabend.

Bis zum Jaizkibel passierte nicht mehr viel, doch im Anstieg selbst ging es ganz schön zur Sache. Schließlich konnten sich 7 Fahrer aus dem Feld lösen - leider war niemand vom Team dabei.

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Die Spitzengruppe, bestehend aus Danil Di Luca (Liquigas), Aitor Gonzales (Euskaltel), Carlos Castano (Kaiku), Joaquin Rodriguez (Illes Balears), Michael Rasmussen (Rabobank), Chris Horner (Davitamon-Lotto) und Juan Manuel Garate (Quick.Step), erarbeite sich einen Vorsprung von knapp 40 Sekunden und konnte diesen Abstand bis ins Ziel bewahren.

Im Sprint hatte schließlich Joaquin Rodriguez die Nase vorn und triumphierte etwas überraschend von Danilo Di Luca und Carlos Castana.

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Meine Teamkollegen hatten heute wahrlich nicht ihren besten Tag. Einzig Wim Van Huffel auf Rang 38, mit 2`26 Rückstand blieb noch im Rahmen. Er kam übrigens zeitgleich mit Jan Ullrich ins Ziel. Ich habe mir sagen lassen, dass Jan bereits sehr gut aussieht. Keine Bäckchen oder ähnliches. Vielleicht wird es ja was mit der Tour.

Ich selbst bin heute in Gent angekommen, da übermorgen ja der Halbklassiker Gent-Wevelgem für mich auf dem Programm steht. Morgen werde ich mit meinen Teamkollegen Erik Zabel, Nico Eeckhout, Stefan Schumacher, Bert De Waele, Karsten Kroon, Aart Vierhouten und Marten Tjallingi noch ein paar Runden auf dem Kopfsteinpflasterpassagen drehen, um noch etwas mehr Gefühl für dieses Rennen zu bekommen.

Ich habe eigentlich ein ganz gutes Gefühl. Mein Sieg vom letzten Wochenende hat mir unglaublich Moral gegeben. Vielleicht klappt es ja mit einem Platz unter den ersten 10. Das wäre super.

Ergebnis:

1. Etappe und Gesamtstand Baskenland Rundfahrt:


1. Joaquin Rodriguez (Illes Balears)
2. Danilo Di Luca (Liquigas)
3. Carlos Castano (Kaiku)
4. Juan Manuel Garate (Quick.Step)
5. Aitor Gonzales (Euskaltel)
...
38. Wim van Huffel (Capitol) +2`26
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udo_bölts
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Beitrag: # 394917Beitrag udo_bölts
27.10.2006 - 18:41

4. April 2006
Rodriguez zum Zweiten

Nach der schweren Auftaktetappe der Baskenland Rundfahrt wurde es für meine Teamkollegen und das restliche Peloton noch ein Stück anspruchsvoller. Insgesamt 12 Bergwertungen verteils auf 185 Kilometern mussten gemeistert werden.

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Da für das Team die Gesamtwertung bereits abgehakt werden musste, suchte der begleitende sportliche Leiter Piet Hoekstra neue Ziele - und was sollte sich heute besser anbieten, als das Bergtrikot?

Der Auserkorene des Teams war Remmert Wielinga, der es auch in die Fluchtgruppe des Tages schaffte. Gemeinsam mit 8 weiteren Fahrern setzte sich mein niederländischer Teamkollege vom Feld ab und sammelte unterwegs fleißig Bergpunkte.

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Natürlich verschleuderte Remmert dadurch viele Körner, aber am Ende des Tages hatte es sich wenigstens gelohnt, denn er durfte zur Siegerehrung und das Bergtrikot überstreifen.

Mit dem Ausgang des Rennens hatte Remmert, wie auch der Rest des Teams erneut nichts zu tun. Nachdem die Ausreißer gut 30 Kilometer vor dem Ziel eingeholt wurden, forcierte man im Feld auf den letzten Kilometern noch einmal das Tempo. Vor allem das Illes Balears Team des Gesamtführenden Joaquin Rodriguez leistete sehr viel Arbeit - die sich jedoch bezahlt machen sollte.

Am letzten Berg konnte sich Rodriguez gemeinsam mit Matse Kessler vom T-Mobile Team von der Konkurrenz absetzen und kam mit seinem Mitstreiter auch bis ins Ziel.

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Im Zweiersprint hielt sich Rodriguez jedoch als Gesamtführender nicht zurück und sicherte sich den zweiten Tageserfolg hintereinander. Auf den Plätzen folgten mit Matthias Kessler und Jens Voigt zwei Landsmänner von mir. Wir Deutschen sind zur Zeit also auch gut drauf.

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In der Gesamtwertung führt Rodriguez natürlich auch. Bester Fahrer meines Teams ist Wim van Huffel, der heute 51. wurde. In der Gesamtwertung bedeutet das Rang 41. Da hatte man sicherlich mehr erhofft. Vor allem Bernhard Kohl, der in einem Monat an meiner Seite beim Giro glänzen möchte, scheint einfach nicht in Form zu kommen.

Ergebnis:

2. Etappe Baskenland Rundfahrt:


1. Joaquin Rodriguez (Illes Balears)
2. Matthias Kessler (T-Mobile)
3. Jens Voigt (CSC) +14
4. Danilo Di Luca (Liquigas)
5. Paolo Bettini (Quick.Step) +43
...
51. Wim van Huffel (Capitol) +2`38

Gesamtwertung:

1. Joaquin Rodriguez (Illes Balears)
2. Danilo Di Luca (Liquigas) +14
3. Jens Voigt (CSC) +54
4. Carlos Castano (Kaiku) +1`13
5. Chris Horner (Davitamon-Lotto) +1`13
...
41. Wim van Huffel (Capitol) +5`04
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udo_bölts
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Beitrag: # 394972Beitrag udo_bölts
27.10.2006 - 23:09

5. April 2006
Die Höhen und Tiefen des Radsports

Als ich heute früh aus dem Fenster des Hotels schaute, ahnte ich schon Böses für das heutige Gent-Wevelgem. Es regnete in Strömen und Regen in Kombination mit Kopfsteinpflasterpassagen kann böse enden.

Naja, da ich ich positiv denkender Mensch bin, machte ich mir keine weiteren Gedanken und konzentrierte mich aufs Rennen. Unsere Taktik für heute war klar: Einen Fahrer in die Ausreißergruppe schicken und dann im Sprint auf Ete Zabel hoffen. Ein Sprint war nicht unwahrscheinlich, da das letzte Kopfsteinpflasterstück knapp 40 Kilometer vor dem Ziel gelegen war.

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Im Feld herrschte heute irgendwie eine besonders große Anspannung. Ich kann nicht genau sagen warum, aber es war so. Das Tempo auf den ersten 45 Kilometern war sehr gering, ja fast Bummeltempo. Die belgischen Teams Quick.Step und Davitamon-Lotto, die mit Tom Boonen und Peter van Petegem zwei aussichtsreiche Kandidaten in ihren Reihen hatten, kontrollierten das Tempo, ohne sich richtig anstrengen zu müssen.

Etwas mehr Schwung in die Bude kam erst nach 44 gefahrenen Kilometern, als sich eine fünfköpfige Spitzengruppe bildete. Auch wir waren auf der Höhe und hatten mit Marten Tjallingi einen guten Mann mitgeschickt.

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Leider waren in Martens Gruppe keine besonders guten Klassikerjäger, so dass mein Teamkollege über Funk die Anweisung bekam, sich von seinen Mitstreitern zu lösen und auf eigene Rechnung zu fahren. Dies geschah kurz vor dem ersten Kopfsteinpflasterstück nach 54 Kilometern.

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Als wir im Feld auf die glittschigen Kopfsteinpflasterstücke fuhren, lag auf einmal fast das halbe Fahrerfeld darnieder. Kurz hinter mir hatte es über 50 Fahrer auf die Nase gelegt. Da hatte ich mächtig Glück. In den Sturz waren mit Steffen Wesemann, Thor Hushovd, Alessandro Petacchi, Fabian Cancellara, Oscar Freire, Bernhard Eisel und dem Flandern-Rundfahrt Sieger Ballan gleich mehrere Favoriten verwickelt. Ganz schlimm traf es wohl Petacchi, der das Rennen beendet musste. Die anderen Fahrer konnten das Rennen wieder aufnehmen und nach einiger Zeit auch wieder Anschluss an das Feld herstellen.

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Ganz vorne drehte währenddessen Marten Tjallingi weiter seine einsamen Runden. Nach 113 Kilometern, als es auf das zweite Kopfsteinpflasterstück ging, hatte er knapp 5 Minuten an Vorsprung herausgefahren.

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Pech hatten auf diesem Pavé-Abschnitt meine beiden Teamkollegen Karsten Kroon und Bert De Waele, die beide Defekt hatten. Die beiden mussten anscheinend ewig warten, bis unser Materialwagen kam, da die Autos durch Kühe auf der Fahrbahn aufgehalten wurden. So blieb meinen beiden Teamkollegen nichts anderes übrig, als vom Sattel zu steigen. Das war natürlich ein herber Verlust.

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(Fortsetzung folgt...)
Zuletzt geändert von udo_bölts am 28.10.2006 - 11:20, insgesamt 3-mal geändert.
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udo_bölts
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Beitrag: # 394976Beitrag udo_bölts
27.10.2006 - 23:37

Auf diesem Kopfsteinpflasterabschnitt hatten aber noch weitere Fahrer Defekt oder kamen zu Fall. So reduzierte sich unser Hauptfeld auf knapp 60 Fahrer, und das ganze 80 Kilometer vor dem Ziel. ,,Wenn das so weiter geht, kommen vielleicht 15 Fahrer ins Ziel", dachte ich mir.

Kurze Zeit später kam dann das nächste Pflasterstück, diesmal sogar bergan. Bis zu 10% Steigung hatte dieser Sektor. Das tat schon ganz schön weh in den Beinen, aber noch fühlte ich mich recht gut und war voller Tatendrang für eine vordere Platzierung.

Marten fuhr indessen immer noch ganz alleine vor dem Feld herum. Sein Vorsprung blieb konstant bei 5 Minuten und es waren nur noch 68 Kilometer zu fahren.

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Als wir mit dem Feld in diesem fiesen Anstieg waren, hielt auf einmal ein Fahrer vor mir an. Ich kam nicht mehr rechtzeitig aus den Pedalen und legte mich ab. Das war heftig. Nicht der Sturz an sich, sondern die Tatsache, dass weitere Fahrer auf mich stürzten oder einfach über mich drüber fuhren.

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Ich lag geschockt am Boden. Mir gingen so viele Sachen durch den Kopf. ,,So ein Mist. Ich wollte doch heute echt was zeigen!" Überraschenderweise hatte ich an meinem Körpfer keine schlimmeren Verletzungen, nur meine Hand tat mir tierisch weh. ,,Hoffentlich ist das nichts ernstes", dachte ich mir. An Weiterfahren war jedenfalls nicht mehr zu denken. Als ich kurz hinter mich schaute, sa ich auch noch meine Teamkollegen Nico Eeckhout und Aart Vierhouten darliegen. Sie hatte es ebenso erwischt wie mich. Für uns drei war das Rennen also beendet.

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Zu dritt wurden wir nun mit unserem zweiten Begleitfahrzeug in ein umliegendes Hospital gebracht. Im Wagen schaute ich immer auf meine Hand. So war total dick.

Da das Rennen aber im Radio übertragen wurde, konnten wir noch das Ende des Rennens verfolgen.

Zunächst wurde Marten Tjallingi gut 40 Kilometer vor dem Ziel, auf dem letzten Kopfsteinpflasterstück eingeholt. Er hatte aber zweifelsfrei eine tolle Leistung gebracht.

Auf eben jenem Pavé-Passage gab es noch einmal eine Attacke, aus dem nur noch 35 Fahrer umfassenden Hauptfeld, die die Spitzengruppe noch einmal teilte. 13 Fahrer befanden sich nun in der Spitzengruppe. Von uns war logischerweise nur Ete Zabel dabei, da außer ihm und Tjallingi nur noch Stefan Schumacher im Rennen war.

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Diese Gruppe, bestehend aus Ete Zabel, Tom Boonen, Nick Nuyens, Serge Baguet (alle Quick.Step), Fabian Cancellara (CSC), Stin Devolder, George Hincapie (beide Discovery), Steffen Wesemann (T-Mobile), Peter van Petegem, Nico Mattan, Van Bon (alle Davitamon-Lotto), Magnus Bäckstedt (Liquigas) und Frank Hoj (Gerolsteiner), schaffte es bis ins Ziel und machte den Sieg unter sich aus.

Bis zur Flemme Rouge sah es für Ete richtig gut aus, doch dann kam auf einmal Tornado-Tom von hinten herangeschossen und zog an meinem Kapitän vorbei.

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Als sich die Radiokommentatoren mehrmals überschlugen und laufend den Namen Boonen nannten, wussten wir, dass er gewonnen hatte. Bis zur erfreulichen Meldung, dass Ete einen starken zweiten Platz belegte dauerte es jedoch einen Moment.

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Immerhin hat Ete heute einen tollen Tag gehabt. Rang 2 ist wirklich gut für ihn und für das Team. Ich sitze jetzt im Wartezimmer eines Provinzkrankenhaus. Zum Glück ist unser Mannschaftsarzt mittlerweile auch angekommen. Er wird mich gleich untersuchen. Hoffentlich ist es nichts ernstes - hoffentlich kann ich am Sonntag bei der Hölle des Nordens starten.

Während der Autofahrt habe ich übrigens noch eine SMS von Torsten Schmidt aus dem Baskenland bekommen. Auch heute ging das Team leer aus. Etappensieger war Frank Schleck (CSC), in der Gesamtwertung bleibt Joaquin Rodriguez (Illes Balears) vorne.

Ergebnisse:

Gent - Wevelgem:
1. Tom Boonen (Quick.Step)
2. Erik Zabel (Capitol)
3. Peter van Petegem (Davitamon-Lotto)
4. Fabian Cancellara (CSC)
5. Magnus Bäckstedt (Liquigas)
6. Leon van Bon (Davitamon-Lotto)
7. Nico Mattan (Davitamon-Lotto)
8. Nick Nuyens (Quick.Step)
9. Frank Hoj (Gerolsteiner)
10. Serge Baguet (Quick.Step)
...
33. Stefan Schumacher (Capitol) +5`07

3. Etappe Baskenland Rundfahrt:

1. Frank Schleck (CSC)
2. Joaquin Rodriguez (Illes Balears) +16
3. Patxi Vila (Lampre)
4. Oscar Sevilla (T-Mobile)
5. Danilo Di Luca (Liquigas)
...
37. Wim Van Huffel (Capitol) +4`26

Gesamtwertung:
1. Joaquin Rodriguez (Illes Balears)
2. Danilo Di Luca (Liquigas) +14
3. Jens Voigt (CSC) +1`05
4. Paolo Bettini (Quick.Step) +1`39
5. Patxi Vila (Lampre) +1`53
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udo_bölts
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Beitrag: # 395261Beitrag udo_bölts
29.10.2006 - 21:22

6. April 2006
Giro Adieu - Die Hummel fliegt zum Sieg

Ich kann es noch immer nicht fassen. Meine Saison ist zerstört - mein Traum von Paris-Roubaix und dem Giro ist geplatzt. Wie gestern bei mir diagnostiziert wurde, habe ich bei meinem Sturz einen Kahnbeinbruch erlitten. Geschätzte Pause: 2 Monate. So kann ich also erst wieder Anfang Juni ins Renngeschehen zurückkehren. Da ist der Giro schon vorbei. Meine Form war schon jetzt so gut und ich hatte das Gefühl, dass sie bis zum Giro noch besser werden würde. Ich könnte heulen. Ich fühle mich um so viel betrogen. Aber eines habe ich gelernt. Die Klassiker muss ich mir in Zukunft aus dem Kopf schlagen. Jetzt muss ich erst einmal Gips tragen, aber immerhin konnte ich das Krankenhaus schon wieder verlassen.

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Immerhin war das Team heute sportlich recht erfolgreich. Beim GP Cerami in Belgien sprang für uns sogar der zweite Sieg in diesem Monat heraus. Kenny Van Hummel siegte nach toller Vorarbeit von Paul van Schalen mit knapp 10 Sekunden Vorsprung vor Nico Sijmens (Landboukrediet) und Björn Glasner (Lamonta). Wir mir erzählt wurde, hatten wir das Rennen zu jeder Zeit im Griff und waren immer in den Gruppen vertreten gewesen. Gegen Ende waren Kenny und Paul in einer acht Fahrer starken Gruppe. Aus dieser konnte sich dann Kenny kurz vor dem Ziel lösen und den Sieg einfahren.

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Auch auf der vierten Etappe der Baskenland Rundfahrt lief es im Vergleich zu den letzten Tagen richtig gut. Auch wenn wir wieder nichts mit dem Sieg zu tun hatten, konnte sich Wim van Huffel auf der sehr hügeligen Etappe mit einem schweren Berg 13 Kilometer vor dem Ziel, auf einen guten 11. Rang platzieren. Den Tagessieg sicherte sich mein Landsmann Matthias Kessler von T-Mobile. In der Gesamtwertung hat Paolo Bettini die Führung übernommen.

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Dazu konnte Remmert Wielinga bei der Baskenland Rundfahrt sein Bergtrikot behalten. Wenn er es morgen noch einmal verteidigen kann, hat er es sicher, da am letzten Tag ein Zeitfahren auf dem Programm steht.

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Also war das sportlich für das Team ein guter Tag. Dass ich mich nur bedingt mitfreuen kann, dürfte wohl klar sein. Aber ich habe mich sehr gefreut, dass ich von vielen Teammitgliedern aufmunternde Worte per SMS bekommen habe. Deswegen werde ich ein paar Jungs am Samstag auch bei der Delta Profonde in den Niederlanden besuchen. Ob ich mir Paris-Roubaix am Sonntag antun werde, weiß ich noch nicht. Nico Eeckhout und Aart Vierhouten, die mit mir im Krankenhaus waren, hatten übrigens mehr Glück und ich und trugen bei ihren Stürzen nur leichte Prellungen davon. Ihrem Start bei Paris-Roubaix steht nichts mehr im Weg.

Ergebnisse:

GP Cerami:


1. Kenny van Hummel (Capitol)
2. Nico Sijmens (Landbouwkrediet) +8
3. Björn Glasner (Lamonta)
4. Jochen Summer (Elk-Haus)
5. Sebastien Rosseler (Quick.Step)

Baskenland Rundfahrt:

4. Etappe:


1. Matthias Kessler (T-Mobile)
2. Miguel Martin Perdiguero (Phonak) +21
3. Paolo Bettini (Quick.Step)
4. Iker Camano (Euskaltel)
5. Jens Voigt (CSC) +1`46
...
11. Wim van Huffel (Capitol)

Gesamtwertung:

1. Paolo Bettini (Quick.Step)
2. Matthias Kessler (T-Mobile) +42
3. Joaquin Rodriguez (Illes Balears) +49
4. Jens Voigt (CSC) +56
5. Danilo Di Luca (Liquigas) +1`03
...
38. Wim van Huffel (Capitol) +9`05
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restloch
Beiträge: 83
Registriert: 28.4.2006 - 16:41

Beitrag: # 395267Beitrag restloch
29.10.2006 - 22:07

Oh Man was für ein Schicksalsschlag. Ich hoffe du kannst das gut mit dem AAR vereinbaren, aber eigentlich habe ich da bei dir keine Angst, weiter so!

Sinke
Beiträge: 68
Registriert: 18.7.2006 - 20:32

Beitrag: # 395268Beitrag Sinke
29.10.2006 - 22:26

Ja das is sehr bitter, aber dann fährste halt Dauphine und Tour :D

qui_killer
Beiträge: 135
Registriert: 27.8.2006 - 19:56

Beitrag: # 395270Beitrag qui_killer
29.10.2006 - 22:42

Sinke hat geschrieben:Ja das is sehr bitter, aber dann fährste halt Dauphine und Tour :D
Biste dir sicher?
Also in einem Monat schafft man es bestimmt nicht von Null eine gescheite Form aufzubauen um bei der Tour was zu reißen.
Er sollte sich lieber auf die Vuelta konzentrieren.

Klasse AAR!
Auch wenn ich ihn (noch) nicht gelesen habe.

udo_bölts
Beiträge: 1023
Registriert: 25.9.2002 - 12:37

Beitrag: # 395272Beitrag udo_bölts
29.10.2006 - 23:08

Also auf lange Sicht gesehen spielt mir die Verletzung sogar in die (AAR-)Karten. Wie es jetzt aber in dieser Saison weiter geht weiß ich nocht nicht. Ein Formhöhepunkt war eben auf den Giro ausgerichtet. Da wird die Form bei der Tour nicht besonders dolle sein. Höchstens ich konzentriere mich jetzt auf die zweite Saisonhälfte. Es geht ja auch um einen neuen Vertrag für das kommende Jahr....
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