Die Karriere des Rot Rigo [L-B-L 2008]

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

foreigner
Beiträge: 25
Registriert: 3.8.2007 - 19:46

Beitrag: # 466128Beitrag foreigner
14.9.2007 - 19:28

Find die Tour in dem Verlauf bisher echt klasse und super beschrieben.

Bin echt gespannt, wie die erste Bergankunft verläuft.

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 466286Beitrag RotRigo
15.9.2007 - 13:27

13.7.2006 (Val d’Aran) – 12. Etappe TdF – Frankreich steht Kopf:
Bild
Seit heute wird mein Zimmer nur noch als „Krankenzimmer des Teams“ bezeichnet und als Fabian und ich vorhin gemeinsam in den Speisesaal zum Abendessen gehumpelt kamen, ernteten wir außer lautem Gelächter auch etwas Mitleid. Es ist schon ein komisches Schicksal, dass ausgerechnet zwei Zimmer-Kollegen durch Sturzverletzungen beeinträchtigt sind. Fabian hat es heute erwischt und er sieht eigentlich sogar noch schlimmer aus, als ich.
Für mich persönlich ist der Kampfgeist, den er heute bewiesen hat, ein weiterer Antrieb um mich durchzubeißen. Während ich gestern in der Abfahrt zum Ziel zu Boden gegangen bin und mich relativ anstrengungsfrei ins Ziel schleppen konnte, erwischte es meinen Freund heute gleich in der ersten Abfahrt des Tages, hinunter vom Tourmalet, und er hatte mit Aspin, Peyresourde, Portillon und Pla-de-Beret noch vier Anstiege der ersten Kategorie zu bewältigen. Wie er das geschafft hat, weiß ich nicht. Ich kann mir nur vorstellen, dass es eine unglaubliche Qual gewesen sein muss! Fabian schleppte sich im Gruppetto mit mehr als einer Stunde Rückstand ins Ziel, blieb aber dennoch im Zeitlimit.

An der Spitze bestimmte gleich am Tourmalet der Kampf um die Bergpunkte das Rennen. Nachdem Sylvain Calzati von Ag2r und Koldo Gil von Saunier Duval sich die Punkte für Platz eins und zwei als Ausreißer gesichert hatten, entfachte aus dem von T-Mobile kontrollierten Feld heraus kurz vor dem Gipfel ein harter Kampf um die Positionen, den Michael Rasmussen für sich entscheiden konnte. Dasselbe gelang dem Dänen im Anschluss auch am Col d’Aspin und so hatte er zu diesem Zeitpunkt virtuell das Bergtrikot von Carlos Sastre erobert. Der Spanier von CSC aber, wollte das Trikot nicht so einfach hergeben und entschloss sich am Peyresourde zu attackieren um zu Gil und Calzati vor zu fahren.
Bild
Rasmussen hingegen blieb im Feld sitzen, um an Peyresourde und Portillon wieder um die Punkte zu sprinten und zwischendurch seinen Kapitän Menchov unterstützen zu können. Sastre profitierte also im Grunde davon, dass Rabobank außer Rasmussen kaum wirklich starke Berghelfer an Menchov’s Seite hat und Basso außer dem Spanier auch noch auf Julich zurückgreifen kann. So flog Sastre an den zwei letzten Gipfeln vor dem Schlussanstieg 52 weiteren Punkten entgegen und lag plötzlich wieder zwei Punkte vor seinem glatzköpfigen Kontrahenten. Der Kampf um das gepunktete Trikot verspricht in diesem Jahr wirklich spannend zu werden und könnte zu einem interessanten Nebenschauplatz werden, wenn die zwei so weiter machen!

Im Rennen um das wichtigere Gelbe Trikot passierte, wie angesichts der Tempokontrolle von T-Mobile auch nicht anders zu erwarten war, zunächst nichts. Der Schlussanstieg zum Pla-de-Beret sollte es richten. Ich versuchte mich gleich zu Beginn in den ersten Reihen des Feldes aufzuhalten um nicht von einer plötzlichen Attacke überrascht zu werden. Dass ich ohnehin nicht würde reagieren können, weil große Beschleunigungen einen viel zu großen Schmerz in meinem linken Bein hervorrufen würden, wussten die Konkurrenten ja nicht. Ich beschloß es ihnen nicht auf die Nase zu binden und gab mich souverän. Um genau zu sein, wusste nur der Mannschaftswagen wirklich, wie schlecht es mir ging.
Die sehr frühe Attacke des Franzosen Christophe Moreau, 12 Kilometer vor dem Ziel, schockte mich ein wenig. Würde schon zu diesem Zeitpunkt ein echter Attacken-Marathon der Favoriten beginnen? Es hätte meinen Untergang bedeuten können. Doch nach einigen Sekunden konnte ich durchatmen. Jan Ullrich hatte mit Bernhard Kohl noch einen wichtigen Helfer in der Führung und beschloß, dass es sinnvoller sei ein gleichmäßiges Tempo weiter zu fahren. Zumal Moreau ohnehin nicht der größte Favorit auf den Gesamtsieg und Ullrich selbst eher der Mann für ein gleichmäßiges Tempo ist, war das sicher kein dummer Gedanke.
Bild
Ich war dem Mann im Gelben Trikot sehr dankbar für diese Entscheidung, die sicher anders ausgefallen wäre, wenn er gewusst hätte, wie leicht er mich heute hätte ausschalten können.
Der erste Sturm war überstanden und die Situation in der Gruppe beruhigte sich wieder. Kohl fuhr, genau wie gestern, ein ordentliches Tempo und sorgte so dafür, dass die Gruppe immer kleine wurde. Der Junge macht wirklich großartige Arbeit bisher!
Gemeinsam holten wir Calzati, Gil und später auch Sastre ein, von Moreau aber war nichts zu sehen. Immer wieder wurde uns der Abstand angezeigt, der sich inzwischen bei ungefähr einer Minute eingependelt hatte – fünf Kilometer vor dem Ziel.
Mir war klar, dass es jetzt so langsam Zeit war, dass wieder etwas passierte. Diese erste Bergankunft konnte doch nicht als Gruppensprint mit einer Minute Rückstand auf Moreau beendet werden, oder? Als Kohl aus der Führung ausscherte, befand ich mich an sechster Position der Gruppe und schaute mich um. Jetzt musste die Attacke kommen. Vor meinem inneren Auge sah ich Landis, Menchov, Popovych, Karpets und Basso nacheinander attackieren, doch es blieb ruhig. Rasmussen setzte sich an die Spitze der Gruppe und machte genau dasselbe wie zuvor Bernhard Kohl: Er fuhr ein schnelles Tempo und ließ niemand entkommen. Caucchioli, Pellizotti, Marchante und Beloki ließen reißen und leider bekam auch Markus wieder leichte Probleme. Ganz langsam, aber kontinuierlich, wurde der Abstand zwischen seinem Vorder- und Mancebo’s Hinterrad – Mancebo klemmte schon den ganzen Anstieg am Ende der Gruppe – immer größer.
Dann aber war es doch soweit. Carlos Sastre forcierte an der Spitze kurz das Tempo und nam dann plötzlich raus. Ivan Basso kam auf der anderen Straßenseite nach vorn geschossen und brach aus. Eine Bilderbuch-Attacke des Italieners und keine Chance für irgendeinen Kontrahenten zu folgen. Der CSC-Kapitän hatte ruckzuck 20 Sekunden zwischen sich und unsere Gruppe gebracht, aber es folgte noch immer keine Reaktion. Wollten sie ihn einfach fahren lassen? Bei Moreau konnte ich das noch verstehen, aber Basso ist zu stark um ihm Sekunden zu schenken. Ich schaute fragend hinüber zu Levi und der zuckte nur mit den Achseln. Scheinbar war wirklich niemand in der Lage mit einer weiteren Tempo-Verschärfung hinter Basso her zu fahren und so mussten Leute gefunden werden, die ein gleichmäßiges, aber dennoch schnelles Tempo an der Spitze der Gruppe anschlagen konnten. Rasmussen und Klöden fehlte scheinbar die Kraft, Sastre, Julich und Mancebo die Motivation, und alle anderen sahen nun wohl den Gelben selbst, sowie Levi und mich als gefährliches Duo in der Pflicht. Noch einmal schaute ich zu Levi hinüber. Diesmal nickte er nur und verzog das Gesicht als wolle er so etwas sagen wie „na gut“.
Gemeinsam mit Ullrich spannten wir uns vor die Gruppe und nahmen die Verfolgung auf. Die meiste Zeit fuhr ich an der Spitze und ehrlich gesagt bin ich da sogar ganz froh drüber. So konnte ich ein Tempo vorgeben, dass ein möglichst optimales Verhältnis zwischen geringem Schmerz und geringem Zeitverlust versprach.
Bild
Wir konnten den Abstand konstant halten und als wir den spanischen Zielort Val d’Aran erreichten fühlte sich mein Bein sogar wieder ziemlich gut an – als hätte ich den Schmerz durch mein eigenes, gleichmäßiges Tempo betäubt. Ich zog bis zum Zielstrich voll durch und wurde schließlich Etappenvierter hinter Karpets.
Angesichts der Umstände ist mein 13. Tour de France-Tag also sehr erfolgreich verlaufen. Ich glaube niemand hat gemerkt, dass ich zwischendurch wirklich sehr gelitten habe und am Ende konnte ich nicht nur große Zeitverluste verhindern, sondern vielleicht sogar durch mein Tempo überzeugen. Wenn ich jetzt in den nächsten flachen Tagen die Schmerzen in den Griff bekomme, ist noch nichts verloren – wenn!

Den Sieg am Pla-de-Beret aber sicherte sich heute Christophe Moreau. Der Franzose ist ein beeindruckendes Rennen gefahren, hat mit seiner frühen Attacke Mut bewiesen und ist der verdiente Sieger dieser Etappe. Dass er dabei nur um sieben Sekunden am Gelben Trikot vorbeigerutscht ist, schmälert seine Freude sicher ein wenig, die Franzosen aber wird das in ihrer Euphorie nicht bremsen. Sie werden ihn zu weiteren Attacken treiben und dann müssen wir uns „warm anziehen“, konnte man heute im Ziel an jeder Ecke hören. Der „ach so ungefährliche“ Moreau könnte in den Alpen noch für großes Aufsehen sorgen!
Bild

Ergebnis – 12. Etappe – Tour de France:
1 Christophe Moreau AG2R PRÉVOYANCE 6h08'24
2 Ivan Basso TEAM CSC + 46
3 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 1'11
4 Rot Rigo GEROLSTEINER s.t.
5 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM s.t.
6 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM s.t.
7 Denis Menchov RABOBANK s.t.
8 Andrei Kashechkin ASTANÁ TEAM s.t.
9 Levi Leipheimer GEROLSTEINER s.t.
10 Floyd Landis PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
11 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO s.t.
12 Michael Rasmussen RABOBANK s.t.
13 Andreas Klöden T-MOBILE TEAM s.t.
14 Francisco Mancebo AG2R PRÉVOYANCE s.t.
15 Bobby Julich TEAM CSC s.t.
16 Carlos Sastre TEAM CSC + 1'49
17 Markus Fothen GEROLSTEINER + 2'45
18 Pietro Caucchioli CRÉDIT AGRICOLE + 3'12
19 Franco Pellizotti LIQUIGAS s.t.
20 Joseba Beloki ASTANÁ TEAM s.t.

Bild
1 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM 49h58'56
2 Christophe Moreau AG2R PRÉVOYANCE + 7
3 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 1'26
4 Ivan Basso TEAM CSC + 1'42
5 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 1'50
6 Bobby Julich TEAM CSC + 2'20
7 Floyd Landis PHONAK HEARING SYSTEMS + 2'23
8 Levi Leipheimer GEROLSTEINER + 2'50
9 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO s.t.
10 Andrei Kashechkin ASTANÁ TEAM + 3'31
11 Andreas Klöden T-MOBILE TEAM + 3'44
12 Rot Rigo GEROLSTEINER + 3'48
13 Denis Menchov RABOBANK + 3'56
14 Francisco Mancebo AG2R PRÉVOYANCE + 5'24
15 Carlos Sastre TEAM CSC + 5'46

Bild
1 Carlos Sastre TEAM CSC 137
2 Michael Rasmussen RABOBANK 136
3 Koldo Gil SAUNIER DUVAL - PRODIR 109

PS
Beiträge: 8171
Registriert: 4.7.2007 - 18:51
Kontaktdaten:

Beitrag: # 466303Beitrag PS
15.9.2007 - 15:12

So langsam läuft ziemlich viel schief aber immerhin hast du nur wenig Zeitrückstand.
Pe Es - Sieger Giro 2010, 3. TdF 2011, 3. Giro 2013, 2. TdF 2015, 2. Giro 2017, 3. Vuelta 2017, Sieger Vuelta 2023
Etappensiege: Vuelta Etappe 18+19 2008; Giro Etappe 7 2010; Giro Etappe 19 2011; Vuelta Etappe 3+5 2011; Giro Etappe 3 2013; Giro Etappe 8 2016; Tour Etappe 9 2016; Giro Etappe 18 2017; Tour Etappe 17 2017; Vuelta Etappe 12 2018; Tour Etappe 13 2019; Giro Etappe 12 2020; Giro Etappe 14+20 2021; Tour Etappe 14 2021; Vuelta Etappe 7+15 2021

Benutzeravatar
MichelinR
Beiträge: 3215
Registriert: 1.8.2005 - 13:50
Kontaktdaten:

Beitrag: # 466304Beitrag MichelinR
15.9.2007 - 15:13

Tut das gut, dass bei Rot nicht immer alles gelingt. So macht das ganze noch mehr Spaß und die Story ist durch den Sturz aufgefrischt. :D

Rad-Schumi
Beiträge: 8754
Registriert: 17.4.2007 - 17:27
Kontaktdaten:

Beitrag: # 466311Beitrag Rad-Schumi
15.9.2007 - 15:26

Mir gefällt die Tour auch wirklich gut. Der Sturz macht es noch viel spannender, aber so langsam erholt Rot sich wieder, wenn ich den Text richtig deute. Besonders gut gefällt mir deine "Hintergrundgeschichte", mein absoluter Favorit ist bisher die Sache mit Fabian und seiner Freudin beim Amstel Gold Race(?). Auch die Rennberichte sind echt gut und alles ist super geschrieben. Oder kurz: Alles wie immer.

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 466574Beitrag RotRigo
16.9.2007 - 20:16

14.7.2006 (Carcassonne) – 13. Etappe TdF – Nationale Feierlichkeiten:
Die Franzosen zelebrieren ihren Nationalfeiertag deutlich stärker als wir Deutsche. Gerade bei der Tour de France bekommt man das Jahr für Jahr zu spüren. Heute standen unglaublich viele Zuschauer an der Strecke, die nach dem gestrigen Tag auch ihren neuen Helden feiern wollten. Ich glaube das Wort „Christophe“ habe ich heute ungefähr 12.496 mal gehört!
Dass dieser Christophe heute allerdings nicht schon wieder triumphieren würde, war von vorn herein klar. Das Profil der Etappe ließ einen Massensprint erwarten, die Tatsache, dass es sich um eine Übergangsetappe zwischen Pyrenäen und Alpen handelte, aber genauso auch eine große Ausreißergruppe, die sich ins Ziel rettet, erwarten.
Die Hoffnungen der Zuschauer für den Ausgang der Etappe lagen somit auf den Schultern einiger anderer Fahrer, wie beispielsweise Nicolas Jalabert. Der ehemalige Träger des Bergtrikots hatte sich gemeinsam mit Christophe Agnolutto, Thomas Voeckler, David Herrero Llorente, Luca Mazzanti und einem unserer drei Schweizer, Markus Zberg, auf den Weg gemacht um die angesprochene Ausreißergruppe darzustellen, die vielleicht vor dem Feld in Carcassonne würde ankommen können.

Während das Sextett um Markus Zberg an der Spitze zwischenzeitlich über einen Vorsprung von fast zwölf Minuten verfügte, musste hinten im Feld ein anderer meiner Teamkollegen höllisch leiden. Die Schmerzen, die Fabian schon in der gesamten letzten Nacht immer wieder hatten aufwachen lassen, wurden im Sattel heute schier unaushaltbar. Schließlich verlor er bereits 50 Kilometer vor dem Ziel den Anschluss zum Feld und konnte sich glücklich schätzen, einige Begleiter zu finden. Gemeinsam schafften sie es innerhalb des Zeitlimits das Ziel zu erreichen. Wie lange Fabian dieses Spiel aber noch mitspielen kann, weiß ich nicht. Ich könnte ihn gut verstehen, wenn er morgen früh seine Sachen packt und abreist!

Doch zurück zur Spitze des Rennens: Die Gruppe von Markus begann sich zum Ende hin zu verkleinern und so waren 15 Kilometer vor dem Ziel nur noch Markus selbst, Nicolas Jalabert und David Herrero Llorente übrig. Das Trio kämpfte um die Chance auf den Etappensieg und Markus fuhr ein starkes Rennen. Doch die Sprinter-Teams hatten inzwischen auch wieder ihre Chance gerochen und arbeiteten im Feld gut zusammen. Wir wussten, dass es eng werden würde und drückten Markus gemeinsam die Daumen. Ich glaube es kommt selten vor, dass ein Rad-Profi hofft, dass seine Gruppe den Anschluss zu einer anderen Gruppe verpasst, doch heute war es so!
An der 1000-Meter-Marke aber war alles klar: Die Flucht war beendet und Markus musste sich als „letzter Überlebender“ der sechsköpfigen Ausreißergruppe wieder ins Feld einreihen. Levi und ich klopften ihm auf die Schulter, als wir an ihm vorbei rollten, aber so wirklich aufbauen konnte ihn das sicher nicht. Manchmal ist unser Sport wirklich ungerecht!

Den Sprint um den Etappensieg entschied, wie sollte es auch anders sein, der Spanier Oscar Freire für sich. Er feierte somit seinen vierten Etappensieg im Verlauf dieser Tour und machte den Kampf um das Grüne Trikot schon jetzt zu einem Langweiler. 79 Punkte Vorsprung auf Stuart O’Grady sollten wohl genügen um die Wertung auch in Paris noch anzuführen.
Bild

Von meinen eigenen Sturz-Beschwerden merkte ich heute übrigens nicht mehr so viel – zumindest so lange ich im Sattel saß. Beim Gehen habe ich noch Probleme, aber das gleichmäßige Pedalieren im Hauptfeld ließ mich relativ kalt. Ich habe gute Hoffnungen, dass sich mein Bein bis übermorgen, wenn auf der Etappe nach Gap, die kurz vor dem Ziel noch über einen Berg der zweiten Kategorie führt, erholt hat. Dort erwarte ich explosive Antritte von meinen Konkurrenten, die ich dann mitgehen muss.

Ergebnis – 13. Etappe – Tour de France:
1 Oscar Freire RABOBANK 5h15'53
2 Stuart O'Grady TEAM CSC s.t.
3 Alejandro Valverde CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS s.t.
4 Erik Zabel TEAM MILRAM s.t.
5 Jérôme Pineau BOUYGUES TELECOM s.t.

Bild
1 Oscar Freire RABOBANK 262
2 Stuart O'Grady TEAM CSC 183
3 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE 177
4 Erik Zabel TEAM MILRAM 176
5 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO 167

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 466695Beitrag RotRigo
17.9.2007 - 18:32

15.7.2006 (Montélimar) – 14. Etappe TdF – Überraschung!:
Mein Zustand hat sich im Vergleich zu gestern nicht verändert. Ich habe immer noch Probleme mit dem Laufen, spüre beim Fahren im Feld allerdings keine Schmerzen und kann mir deshalb weiterhin nicht sicher sein, wie mein Bein bei ernsthaften Belastungen und schnellen Antritten reagiert. Genauso wenige Veränderungen gab es seit dem gestrigen Tag bei Fabian. Er leidet immer noch bei jeder Bewegung und musste sich im Finale einmal mehr aus dem Feld verabschieden – diesmal mit einem Teamkollege an der Seite: Holczer hatte Sven Montgomery als Seelenklemptner mit nach hinten beordert.

Während es von den Körperlichkeiten im Team Gerolsteiner also nichts Neues zu berichten gibt, waren auf sportlicher Ebene einige Veränderungen zu verzeichnen. Zehn Kilometer vor dem Ziel sorgte ein Massensturz in der Mitte des Feldes für Aufregung. Die Quick Step-Teamkollegen Kevin De Weert und Kevin Van Impe hatten sich mit ihren Lenkern berührt und insgesamt 45 Fahrern den Anschluss ans Feld genommen. Tragischerweise handelte es sich dabei unter anderem um Ivan Basso, Andreas Klöden, Yaroslav Popovych und José Angel Gomez Marchante. Die Gestürzten verloren bis ins Ziel fast drei Minuten und somit vielleicht schon alle Chancen auf den Gesamtsieg!

Bei einem Blick auf die Ergebnisliste wird klar, warum ich als Überschrift für diesen Eintrag das Wort „Überraschung“ gewählt habe. Der Massensprint in Montélimar endete nämlich nicht mit einem überlegenen Sieg von Oscar Freire, sondern dem Dritten für einen deutschen Fahrer. Heinrich hatte sich von Leonardo Duque’s Hinterrad in eine optimale Position gebracht und wäre fast zu eben jenem dritten deutschen Etappensieger geworden, doch fünf andere Jungs waren am Ende schneller als er: Stuart O’Grady, Robbie McEwen, Oscar Freire, Jean-Patrick Nazon und Erik Zabel!
Bild
Ete kann es also noch immer! Der Milram-Sprinter ist durch den Etappensieg auf den zweiten Platz der Punktewertung gerückt und konnte endlich dafür sorgen, dass sein Team auch bei der Tour etwas zu feiern hat. Nach den enttäuschenden Vorstellungen von Alessandro Petacchi war dieser Sieg längst überfällig.

Ergebnis – 14. Etappe – Tour de France:
1 Erik Zabel TEAM MILRAM 5h31'40
2 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE s.t.
3 Oscar Freire RABOBANK s.t.
4 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO s.t.
5 Stuart O'Grady TEAM CSC s.t.

Bild
1 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM 60h46'29
2 Christophe Moreau AG2R PRÉVOYANCE + 7
3 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 1'26
4 Bobby Julich TEAM CSC + 2'20
5 Floyd Landis PHONAK HEARING SYSTEMS + 2'23
6 Levi Leipheimer GEROLSTEINER + 2'50
7 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO s.t.
8 Andrei Kashechkin ASTANÁ TEAM + 3'31
9 Rot Rigo GEROLSTEINER + 3'48
10 Denis Menchov RABOBANK + 3'56

Bild
1 Oscar Freire RABOBANK 288
2 Erik Zabel TEAM MILRAM 211
3 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE 207

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 466785Beitrag RotRigo
18.9.2007 - 14:35

16.7.2006 (Gap) – 15. Etappe TdF – Der König von Gap:
Der letzte Anstieg vor dem Ziel in Gap ist der Col de la Sentinelle und er scheint so zu heißen, weil er die Stadt Gap vor Angriffen beschützt. Die Stadtwache hat auch heute wieder ganze Arbeit geleistet – in zweierlei Hinsicht. Zunächst beschützte sie den „König von Gap“ vor direkten Angriffen seiner Konkurrenz und dann sorgte sie dafür, dass auch im Feld keine großen Unruhen mehr entstanden, so dass sich der König unten im Ziel in Ruhe feiern lassen konnte. Letzteres, man ahnt es schon, kam auch mir sehr entgegen. Die befürchteten Attacken im Etappen-Finale blieben aus und die einzige Tempo-Verschärfung entstand als Sprint um den letzten zu ergatternden Bergwertungs-Punkt, den Michael Rasmussen gegen Carlos Sastre für sich entschied. Somit liegen die beiden nun gleichauf und laut Regelwerk darf der Däne übermorgen, nach dem zweiten Ruhetag, das Bergtrikot in die Alpen tragen.
Bild
Sastre und Rasmussen Seite an Seite - Archivbild aus den Pyrenäen.

Ein Grund dafür, dass das Feld den Sentinelle zwar schnell, aber doch geschlossen und vor allem gleichmäßig hinauf fuhr, war die Tatsache, dass es nicht mehr um den Etappensieg gehen würde. Denn während wir oben den Gipfel erreichten, wurde in Gap bereits der Sieger begrüßt. Das Volk feierte einen alten Bekannten: Alexandre Vinokourov!
Der Kasache hatte sich im Verlauf der Etappe gemeinsam mit Erik Dekker, Ruggero Marzoli und Matej Mugerli vom Feld abgesetzt und wurde, als ob sein Freund Jan Ullrich ihm einen Gefallen tun wollte, nicht ernsthaft verfolgt. Vino’s Gesamtwertungs-Rückstand von rund 14 Minuten reichte den T-Mobile-Jungs scheinbar aus um ihn an der langen Leine fahren zu lassen. Erst sehr spät verkürzte man den Abstand und am Ende kamen wir gute zehn Minuten (!) nach Astana’s Mannschaftskapitän in Gap an.
Vinokourov stand zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Siegerpodest und winkte uns von dort mit seinem Blumenstrauß zu. Er konnte sich feiern lassen, weil er im Schlussanstieg ganz klar der Stärkste unter den vier Ausreißern gewesen und seinen Begleitern problemlos davongefahren war. Hinunter zum Ziel konnte er sich fast ausrollen lassen um seinen zweiten Tour-Etappensieg in dieser Stadt, nach dem Husarenritt von 2003, perfekt zu machen. Eine große Vorstellung von Alexandre „König von Gap“ Vinokourov!
Bild

Ergebnis – 15. Etappe – Tour de France:
1 Alexandre Vinokourov ASTANÁ TEAM 4h23'15
2 Ruggero Marzoli LAMPRE - FONDITAL + 53
3 Erik Dekker RABOBANK + 2'21
4 Matej Mugerli LIQUIGAS + 3'33
5 Vincenzo Nibali LIQUIGAS + 6'51
6 Janez Brajkovic DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 7'14
7 Vladimir Bileka DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 9'58
8 Eddy Mazzoleni T-MOBILE TEAM + 10'19
9 Joaquin Rodriguez Oliver CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS s.t.
10 Martin Perdiguero PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.

Bild
1 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM 65h20'03
2 Christophe Moreau AG2R PRÉVOYANCE + 7
3 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 1'26
4 Bobby Julich TEAM CSC + 2'20
5 Floyd Landis PHONAK HEARING SYSTEMS + 2'23
6 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO + 2'50
7 Levi Leipheimer GEROLSTEINER s.t.
8 Andrei Kashechkin ASTANÁ TEAM + 3'31
9 Rot Rigo GEROLSTEINER + 3'48
10 Alexandre Vinokourov ASTANÁ TEAM + 3'53

Bild
1 Michael Rasmussen RABOBANK 147
2 Carlos Sastre TEAM CSC 147
3 Koldo Gil SAUNIER DUVAL - PRODIR 110

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 466792Beitrag RotRigo
18.9.2007 - 15:58

17.7.2006 (Gap) – 2. Ruhetag TdF – Regeneration Deluxe:
Nachdem es bei uns im Hotel beim ersten Ruhetag ja hoch her gegangen war, legten wir heute besonderen Wert darauf, von der Öffentlichkeit abgeschottet zu werden. Einzig für eine kurze Presse-Konferenz und die obligatorische Ausrollrunde, die man auch an einem Ruhetag nicht vergessen darf, wenn man nicht aus dem Rhythmus kommen will, musste ich mich unter die Leute mischen. Während der Presse-Konferenz wurde ich gefragt, wie es meinem Bein ginge und ob ich noch Chancen zu einer Attacke sähe.
Natürlich antwortete ich möglichst optimistisch, so dass der Konkurrenz noch immer eine Doppel-Spitze vorgespielt werden kann. Realistisch gesehen, hätte ich aber sagen müssen, dass sich der Zustand meines Beins leider auch heute nicht verbessert hat und es morgen sehr hart für mich werden wird. Ich muss weiter auf ein gleichmäßiges Kletter-Tempo hoffen, doch je weiter die Tour voranschreitet, desto unwahrscheinlicher dürfte das werden.
Ich höre mich gerade sehr pessimistisch an, aber es ist einfach so, dass ich seit dem Sturz kaum Fortschritte gemacht habe – obwohl die Regenerations-Möglichkeiten hier in unserem Hotel wirklich erstklassig sind. Die Akkus des restlichen Körpers, neben meinem rechten Bein, wieder aufzuladen tat unglaublich gut und war noch nie so einfach wie heute!
Dasselbe sagte auch Fabian eben zu mir: „Rot, wenn die Verletzung nicht wäre, könnte ich fast behaupten mich gerade so fit zu fühlen, wie vor dem Prolog!“
Mal sehen, was uns das morgen hinauf nach L’Alpe d’Huez bringt…

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 466798Beitrag RotRigo
18.9.2007 - 17:08

18.7.2006 (Bourg d’Oisans) – 16. Etappe TdF – Noch einmal Glück gehabt:
Bild
Der Anstieg hinauf nach L’Alpe d’Huez gilt als einer der härtesten, den die Tour de France zu bieten hat. Seine 21 Kehren sind legendär und das Zuschaueraufkommen bombastisch. Dass eine Etappe, die hier hoch führt, zuvor noch über Col d’Izoard und Col du Lautaret gelegt wird, macht die Sache natürlich nicht einfacher. Ich hatte ehrlich gesagt Angst, dass mir dieses erste Alpen-Teilstück das Genick brechen würde, aber ich kann vorweg nehmen, dass ich die Etappe fast ohne Zeitverlust beendet habe.
Ich profitierte davon, dass der Lautaret ein Berg für Rouleure ist und deshalb nicht zu frühen Attacken der Favoriten einlädt. Alle, die um den Gesamtsieg kämpfen möchten, mussten sich heute auf den Schlussanstieg konzentrieren und so fand vorher wieder das Bergwertungs-Duell zwischen Sastre und Rasmussen statt, das letzterer im Verlauf des Tages für sich entscheiden konnte – vielleicht sogar endgültig. Der Däne hatte den Sprint um die Punkte am Izoard zu einer Attacke durchgezogen und sich allein auf den Weg zur Spitzengruppe gemacht.
Bild
Diese erreichte er rechtzeitig vor dem Gipfel des Lautaret, den er als Erster überquerte, und schließlich fuhr er als Solist durch den Ort Bourg d’Oisans in den Schlussanstieg hinein – rund vier Minuten vor dem Feld, das an dieser Stelle nicht mehr T-Mobile sondern plötzlich Ag2r anführte.
Das Engagement der Franzosen überraschte ein wenig, erklärte sich nur einige Minuten später aber von selbst: Christophe Moreau hatte beschlossen den heutigen Tag für den großen Angriff zu nutzen!
Bild
Der Publikumsliebling attackierte, ähnlich wie bei der ersten Bergankunft am Pla-de-Beret, früh in den Anstieg hinein und fuhr uns allen mit einem beeindruckenden Tempo davon. Während Moreau’s Attacke vielleicht sogar zu erwarten gewesen war, konnte man mit dem Szenario, dass sich auf den folgenden Kilometern bot überhaupt nicht rechnen. Viel zu souverän hatte Jan Ullrich bisher gewirkt, als dass er heute Probleme bekommen könnte. Doch unverhofft kommt oft und so deckte Moreau mit der Tempoverschärfung ungekannte Schwächen des Mannes im Gelben Trikot auf. Anstatt seinem ärgsten Verfolger hinterher zu steigen, verlor der T-Mobile-Kapitän kurzfristig den Anschluss an die stark dezimierte Favoriten-Gruppe.
Bild
In seinem eigenen, gleichmäßigen Tempo kam er zwar kurz darauf wieder an uns heran, aber nun wussten alle, dass er verwundbar war. Levi versuchte ihn durch einen weiteren Antritt erneut abzuschütteln, doch es gelang ihm nicht sofort. Also entschlossen wir uns, zu einer Zermürbungs-Taktik überzugehen. Levi und ich wechselten uns mit der Fürhungsarbeit ab und schlugen ein enorm hohes Tempo an. Mein Bein tat höllisch weh, doch der Gedanke, dass wir Ullrich würden abhängen können, ließ es mich aushalten. Außerdem schafften wir es auf diese Weise, genau wie am Pla-de-Beret, alle Kontrahenten davon abzuhalten, eine, für mich unter Umständen tödliche, Attacke zu reiten.
Trotzdem konnten wir den Rückstand nach vorn nicht verringern und so feierte Rasmussen am Ende mit riesigem Vorsprung seinen zweiten Etappensieg bei der erst zweiten Bergankunft. Völlig zu recht trägt der Däne das Bergtrikot!
Christophe Moreau wurde in L’Alpe d’Huez, ebenfalls genau wie auf dem Pla-de-Beret, Etappenzweiter. Er krönte einen unwiderstehlichen Ritt durch die Massen seiner Fans mit einem Vorsprung von 27 Sekunden auf unsere Favoriten-Gruppe und übernahm somit das Maillot Jaune unter lautem Jubel der Franzosen. Chapeau!
Bild
Obwohl wir es nicht geschafft hatten, den Rückstand zu Rasmussen, oder wenigstens zu Moreau zu verringern, wussten Levi und ich im Ziel, dass wir ganze Arbeit geleistet hatten. Denn auch wenn unser Rückstand zu Gelb heute nicht kleiner sondern größer geworden ist, so haben wir auf den letzten Kilometern doch dafür gesorgt, dass drei unserer wichtigsten Gegner in Probleme gerieten. Der wichtigste unter ihnen ist mit Sicherheit Jan Ullrich, aber auch seinen Teamkollege Andreas Klöden und den Amerikaner Floyd Landis konnten wir bis zum Ziel distanzieren. Klöden verlor 25, Ullrich 43 und Landis 51 Sekunden – ein kleiner Erfolg.
Bild
Levi ist nun, noch immer zeitgleich mit dem Vierten Cadel Evans, Gesamtfünfter und wird morgen versuchen die Konkurrenz mit harten Attacken zu erschüttern. Wir haben vorhin in einer außerordentlichen Mannschaftsbesprechung beschlossen, dass er ab sofort keine Rücksicht mehr auf mein Bein nehmen soll und alles versuchen darf um allein weg zu kommen. Ich hingegen werde versuchen mein Tempo beizubehalten und den Zeitverlust weiter im Rahmen zu halten. Wenn ich noch einmal so viel Glück habe wie heute, dann kann ich mich vielleicht tatsächlich bis zum letzten Einzelzeitfahren in den Top Ten halten und unter Umständen sogar noch die Nachwuchswertung von Karpets attackieren. Angesichts der Verletzung wäre das ein großer Erfolg bei meiner ersten Tour de France.
Das wichtigste Ziel, das auch ich verfolge, ist aber, dass wir den Tour-Sieg oder zumindest eine Podest-Platzierung ins Team holen. Deshalb werde ich mich, wenn nötig, für Levi aufreiben!

Ergebnis – 16. Etappe – Tour de France:
1 Michael Rasmussen RABOBANK 5h35'27
2 Christophe Moreau AG2R PRÉVOYANCE + 3'37
3 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 4'04
4 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM s.t.
5 Denis Menchov RABOBANK s.t.
6 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO s.t.
7 Levi Leipheimer GEROLSTEINER s.t.
8 Rot Rigo GEROLSTEINER s.t.
9 Carlos Sastre TEAM CSC s.t.
10 Ivan Basso TEAM CSC s.t.
11 Alejandro Valverde CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS s.t.
12 Andrei Kashechkin ASTANÁ TEAM s.t.
13 Andreas Klöden T-MOBILE TEAM + 4'29
14 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM + 4'47
15 Floyd Landis PHONAK HEARING SYSTEMS + 4'55
...
46 Markus Fothen GEROLSTEINER + 11'15

Bild
1 Christophe Moreau AG2R PRÉVOYANCE 70h59'02
2 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM + 1'15
3 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 1'50
4 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO + 3'22
5 Levi Leipheimer GEROLSTEINER s.t.
6 Michael Rasmussen RABOBANK + 3'38
7 Bobby Julich TEAM CSC + 3'43
8 Floyd Landis PHONAK HEARING SYSTEMS + 3'46
9 Andrei Kashechkin ASTANÁ TEAM + 4'03
10 Rot Rigo GEROLSTEINER + 4'20
11 Denis Menchov RABOBANK + 4'28
12 Ivan Basso TEAM CSC + 4'59
13 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 5'07
14 Carlos Sastre TEAM CSC + 6'18
15 Alexandre Vinokourov ASTANÁ TEAM + 7'13
16 Andreas Klöden T-MOBILE TEAM + 7'26
17 Francisco Mancebo AG2R PRÉVOYANCE + 8'33
18 Franco Pellizotti LIQUIGAS + 11'34
19 Pietro Caucchioli CRÉDIT AGRICOLE + 13'28
20 Bernhard Kohl T-MOBILE TEAM + 15'53
21 Joseba Beloki ASTANÁ TEAM + 16'07
22 Eddy Mazzoleni T-MOBILE TEAM + 16'50
23 David Arroyo CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 16'59
24 Markus Fothen GEROLSTEINER + 18'06
25 José Angel Gomez Marchante SAUNIER DUVAL - PRODIR + 18'35

Bild
1 Oscar Freire RABOBANK 288
2 Erik Zabel TEAM MILRAM 211
3 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE 207

Bild
1 Michael Rasmussen RABOBANK 225
2 Carlos Sastre TEAM CSC 177
3 Sylvain Calzati AG2R PRÉVOYANCE 114

Bild
1 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS 71h00'52
2 Rot Rigo GEROLSTEINER + 2'30
3 Bernhard Kohl T-MOBILE TEAM + 14'03

eisel92
Beiträge: 1996
Registriert: 15.9.2006 - 19:57
Kontaktdaten:

Beitrag: # 466805Beitrag eisel92
18.9.2007 - 17:52

Absolute Spitzenklasse!
Es gibt nichts was man derzeit verbessern müsste, ich bin jedesmal richtig traurig wenn ich einen Beitrag gelesen habe. Dadurch, dass sehr regelmäßig und schnell neue Posts kommen, hab ich allerdings auch wieder schnell Grund zur Freude. Ich denke, demnächst werd ich mal die Story von ganz hinten aufrollen, da ich den Anfang ja größtenteils verpasst habe. Mach bitte weiter so - einfach genial. Und die Tour in ihrem Verlauf ist auch toll, ich hoffe, Moreau packt es!
rz: ciclamino giro10 | maillot vert tour16
etappensiege giro [III] & tour [VI]
7 tage ciclamino; 19 tage maillot vert
CdF Buddeberg - EM2012-Europameister

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 467155Beitrag RotRigo
20.9.2007 - 17:39

19.7.2006 (La Toussuire) – 17. Etappe TdF – Ein schwarzer Tag:
Bild
Aus die Maus. Das Team Gerolsteiner wird im Jahr 2006 definitiv nicht den Tour-Sieger stellen. Nachdem sich Levi gestern den heutigen Tag für seine großartige Attacke ausgesucht hatte, musste er sein Vorhaben heute schließlich doch begraben.
Dabei hatte es zunächst den Anschein, als ob alles klappen würde. Wie geplant attackierte Markus Fothen schon am ersten Berg des Tages, dem Galibier, und war somit der alleinige Verfolger des Bergtrikot-Jägers Carlos Sastre.
Bild
Der CSC-Spanier wollte heute noch einmal versuchen sich das Trikot von Rasmussen zurück zu holen. Er wusste, dass der Däne nicht mitausreißen konnte, weil er inzwischen zu gefährlich für die Gesamtwertung war und setzte somit alles auf die Karte „Soloflucht zu möglichst vielen Bergwertungen“. Das Vorhaben gelang und so rückte Sastre nach Galibier, Croix de Fer und Mollard ins virtuelle Bergtrikot um dann am Schlussanstieg aber total einzubrechen und am Ende mit 17 Minuten Rückstand im Ziel anzukommen.
Markus hingegen hatte es zu keinem Zeitpunkt auf die Bergpunkte abgesehen. Er wollte die Flucht nach vorn wagen um an Croix de Fer und Mollard in eine möglichst kleine Verfolgergruppe zurück zu fallen, in der er dann noch einmal eine Attacke von Levi würde vorbereiten können.
Doch als wir Markus einholten waren wir erstens noch knapp 25 Mann und zweitens spürte Levi schon jetzt, dass die für den Mollard geplante Attacke nicht funktionieren würde. Trotzdem machte Markus noch mal Dampf in der Favoriten-Gruppe. An ihm hat es heute sicher nicht gelegen: Tolle Arbeit!
Bild
Zwei Kilometer vor dem Gipfel des Croix de Fer scherte er aus der Führung aus und war völlig am Ende. Markus hatte alles gegeben und beendete die Etappe schließlich mit 35 Minuten Rückstand auf Platz 66.
Der wahre Grund für den Titel dieses Beitrags folgte nur kurze Zeit später. Als Cadel Evans und Michael Rasmussen begannen um die Bergpunkte für Platz zwei am Croix de Fer zu sprinten und die gesamte Gruppe plötzlich hinterher sprang, blieb Levi im Sattel. Er war urplötzlich total fertig und verlor den Anschluss. Es ist keine Frage, was ich nun zu tun hatte:
Ich wartete auf meinen Kapitän und versuchte ihn dann in der Abfahrt wieder an die Gruppe heran zu führen.
Bild
Doch nun machten mir die Erinnerungen an die schreckliche Marie aus den Pyrenäen einen Strich durch die Rechnung. Ich versuchte mich zusammenzureißen, aber die Gedanken schossen immer wieder in meinen Kopf, wenn wir auf eine Kurve zu flogen. Natürlich war ich in dieser Situation nicht in der Lage, volles Risiko zu gehen und so wurde der Abstand nach vorn nicht kleiner sondern größer. Am Mollard fanden wir zwar ein für Levi geeignetes Tempo und konnten den Abstand zu Ullrich konstant halten, doch der T-Mobile-Kapitän war nun auch nicht mehr der Maßstab.
Michael Rasmussen hatte attackiert und die Favoriten-Gruppe in viele kleine Teile zerrissen.
Bild
Der Däne überholte kurz nach der Bergwertung seinen großen Kontrahenten Carlos Sastre und flog nun allein dem Ziel entgegen. Sollte es sein dritter Etappensieg werden?

Zunächst nahmen nur Moreau, Kasheshkin und Evans die Verfolgung auf, doch in der Abfahrt gelang auch Basso, Popovych, Karpets und Klöden wieder der Sprung in die erste Verfolgergruppe. Außer Levi und mir gehörten nun also auch Ullrich und Menchov zu den Verlierern des Tages. Trotzdem sah ich den ganzen Rest des Tages keinen anderen Fahrer mehr als Levi. Von hinten schaffte es niemand, zu uns aufzufahren und wir kamen unsererseits nicht in Sichtweite zum russisch-deutschen Zweckbündnis vor uns. Es wurde ein langer, aber wenigstens gleichmäßiger Ritt hinauf in den Ski-Ort La Toussuire, der mich am Ende nicht einmal an meine Grenzen brachte.
Bild
Levi hingegen pfiff im Ziel aus dem allerletzten Loch und viel mir mit Tränen in den Augen um den Hals. „Thank you, Rot! I’m sorry…“, schluchzte er. Er bedankte sich damit dafür, dass ich meine Ambitionen am Croix de Fer für seine Chance auf Gelb geopfert hatte und entschuldigte sich, dass er es nicht mehr schaffte sich richtig zu fangen – so zumindest deute ich seine Worte. Diese Niederlage zehrt offensichtlich nicht nur körperlich an unserem sympathischen Amerikaner!
4’28 vor uns hatte Michael Rasmussen als Etappensieger den Zielstrich überquert. Der Däne muss den Schlussanstieg hochgeflogen sein, als ob es der erste Berg der Tour gewesen wäre. Denn auch sein Vorsprung zum Etappenzweiten Cadel Evans betrug am Ende fast zwei Minuten. Der Australier Evans wiederum hatte sich im „Sprint“ der sechsköpfigen Verfolgergruppe durchgesetzt, aus der heraus keine Attacke mehr gefahren worden war.
Bild

Levi und Menchov schließen, als Verlierer des Tages, nun die Top Ten der Gesamtwertung ab und ich belege Rang elf. Heute Abend fühle ich mich wohl wirklich auch körperlich ein ganzes Stück besser als der Capt’n und in einer kleinen Besprechung gaben er und Holczer mir für morgen freie Fahrt. „Wenn es Levi morgen ähnlich schlecht geht, dann versuch bitte selbst noch was zu reißen, Rot. Aber überreiz dein Bein nicht!“, wies mich unser Teamchef an. Ich denke, er kann sich darauf verlassen, dass ich alles versuchen werde!

Die Bergwertung führt, durch seinen dritten Etappensieg bei der dritten Bergankunft dieser Tour, weiterhin Rasmussen mit sieben Punkten vor Sastre an. Doch nach diesem Erfolgsritt kann ich mir gut vorstellen, dass das nun nicht mehr das Wichtigste für den Dänen ist. Der neue Kapitän von Rabobank ist auf den zweiten Gesamtrang vorgerückt und liegt nur 1’31 hinter Moreau zurück. Zwar dürfte Rasmussen im Einzelzeitfahren keine Chance haben, doch wenn er morgen am Joux-Plane noch einmal ein ähnliches Feuerwerk abbrennt wie heute, dann sehen wir ihn vielleicht in Paris tatsächlich mit einem anderen Wertungstrikot als diesem – wer weiß?
Bild

Ergebnis – 17. Etappe – Tour de France:
1 Michael Rasmussen RABOBANK 6h08'43
2 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO + 1'55
3 Christophe Moreau AG2R PRÉVOYANCE s.t.
4 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM s.t.
5 Ivan Basso TEAM CSC s.t.
6 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS s.t.
7 Andreas Klöden T-MOBILE TEAM s.t.
8 Andrei Kashechkin ASTANÁ TEAM + 2'35
9 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM + 3'27
10 Denis Menchov RABOBANK + 3'44
11 Rot Rigo GEROLSTEINER + 4'28
12 Levi Leipheimer GEROLSTEINER s.t.
13 Floyd Landis PHONAK HEARING SYSTEMS + 6'03
14 Joseba Beloki ASTANÁ TEAM + 8'46
15 Pietro Caucchioli CRÉDIT AGRICOLE s.t.

Bild
1 Christophe Moreau AG2R PRÉVOYANCE 77h09'32
2 Michael Rasmussen RABOBANK + 1'31
3 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 1'58
4 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM + 2'55
5 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO + 3'18
6 Andrei Kashechkin ASTANÁ TEAM + 4'51
7 Ivan Basso TEAM CSC + 5'07
8 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 5'15
9 Levi Leipheimer GEROLSTEINER + 6'03
10 Denis Menchov RABOBANK + 6'25
11 Rot Rigo GEROLSTEINER + 7'01
12 Andreas Klöden T-MOBILE TEAM + 7'34
13 Floyd Landis PHONAK HEARING SYSTEMS + 8'02
14 Bobby Julich TEAM CSC + 11'16
15 Pietro Caucchioli CRÉDIT AGRICOLE + 20'27

Bild
1 Oscar Freire RABOBANK 288
2 Erik Zabel TEAM MILRAM 211
3 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE 207

Bild
1 Michael Rasmussen RABOBANK 284
2 Carlos Sastre TEAM CSC 277
3 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO 191

Bild
1 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS 77h11'30
2 Rot Rigo GEROLSTEINER + 5'03
3 Bernhard Kohl T-MOBILE TEAM + 28'34

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 467263Beitrag RotRigo
21.9.2007 - 12:45

Montag bin ich wieder aus Köln zurück...Dann gehts weiter. Sorry bis dahin müsst ihr warten. ;)

Barnetta
Beiträge: 539
Registriert: 15.5.2005 - 17:13
Kontaktdaten:

Beitrag: # 467273Beitrag Barnetta
21.9.2007 - 13:41

Ehrlich gesagt hab ich mich gerade, als ich gelesen hab, dass Rot auf Levi wartet, genauso schön aufgeregt, wie im Sommer, als Klödi auf Vino warten musste oder auch wie bei der Tour 2005, als Klödi auf Ulle warten musste.
Rot hätte doch sicher wenigstens in der Moreau-Gruppe bleiben können und hätte dann das Podium angegriffen :(

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 467765Beitrag RotRigo
24.9.2007 - 13:12

20.7.2006 (Morzine) – 18. Etappe TdF – Mit wehenden Fahnen:
Bild
Die ganze Mannschaft von Rabobank hat heute eine erstklassige Leistung abgeliefert. Durch Rasmussens Position in der Gesamtwertung war klar, dass er das Bergtrikot nicht gegen Sastre in einer Fluchtgruppe würde verteidigen können und so schickte man Pieter Weening und Erik Dekker schon sehr früh im flachen Teil der Etappe nach vorn in eine Ausreißergruppe, die so groß war, dass Sastre in den Bergsprint des Feldes nur wenig Punkte würde abstauben können. Die Gruppe lief gut und zerfiel erst gegen Ende des zweiten Berges, dem Col des Aravis. Unter anderem gehörte auch Markus Zberg zu den Ausreißern.
Da für Sastre sowohl am Saisies, als auch am Aravis jeweils nur zwei Punkte übrig geblieben waren und Rasmussen sich im Feld für das Etappen-Finale schonen konnte, lief für die Holländer alles nach Plan. Als die Gruppe vorn zu bröckeln begann und langsam aber sich ins Feld zurück fiel, schickte man am Col de la Colombiere mit Denis Menchov den zweiten Gesamtwertungs-Mann in den Angriff.
Bild
Der Russe zog dem Feld davon und in seinem Windschatten mit Markus Fothen, Bernhard Kohl und Haimar Zubeldia drei weitere Fahrer mit, die Sastre Punkte stehlen konnten. So kam der Spanier am Colombiere erneut nur zu sechs Punkten. Zwar war Sastre nun virtueller Träger des Bergtrikots, doch bei Rabobank war man sich sicher, dass „Chicken“, wie Rasmussen genannt wird, am Joux-Plane locker zurückschlagen würde.
Vor dem großen Finale am durchschnittlich 8,5 % steilen und 11,5 Kilometer langen Joux-Plane stand allerdings noch die kleine „Cote de Chatillon-sur-Cluses“ auf dem Programm. Zehn Kilometer vor dem Fuß des Joux-Plane gelegen bot dieser kleine „Hügel“ der dritten Kategorie das perfekte Sprungbrett für eine beherzte Attacke in den Schlussanstieg hinein. Ich hatte mir diese Rampe ausgesucht um es heute einmal auf eigene Faust zu probieren. Ivan Basso und Andrei Kasheshkin hatten wohl denselben Plan und so gingen wir fast zeitgleich zu dritt aus dem Sattel.
Bild
„Vergiss die Schmerzen und zieh durch!“, dachte ich mir, als wir die Kuppe fast erreicht hatten. Dann drehte ich mich um und bemerkte, dass auch Landis und Popovych sich noch an unsere Hinterräder gehängt hatten. „Zu fünft könnte es klappen!“, war mein nächster Gedanke. Um so besser war, dass wir kurz darauf zu den beiden Markussen Zberg und Fothen, sowie zu Bernhard Kohl aufliefen. Während der Ösi natürlich nicht durch die Führung ging, gaben meine beiden Teamkollegen für uns vollgas. Eine perfekte Konstellation!

Allerdings hatten wir unsere Rechnung ohne die hervorragenden Roulleure Moreau, Karpets, Ullrich und Vinokourov gemacht. Das Quartett kam im Flachen immer näher und erreichte uns gleich zu Beginn des Schlussanstiegs. Ich hörte Landis per Funk mit dem Teamwagen sprechen und ahnte, was der Amerikaner vor hatte: „What the fuck?! How can they reach our ass in this way?! ‘Gotta hit them hard now!“
Landis attackierte. Der Amerikaner wollte heute, genau wie ich, noch einmal beweisen, dass er besser ist, als seine Gesamtplatzierung. Doch wieder schien es für Ullrich und Moreau kein Problem zu sein, ihm zu folgen.
Bild
Auch Popovych und ich schafften grade noch den Sprung ans Hinterrad und so waren wir nun ein Quintett auf der Verfolgung von Menchov. Überraschenderweise nicht mehr dabei und auch nicht in der Gruppe mit Markus vertreten waren Rasmussen, Evans und Levi. Von letzterem wusste ich, dass er es heute wieder schwer haben würde, weil er sich über Nacht nicht gut erholt hatte, aber gerade von Rasmussen hatte ich mehr erwartet. Hatte sich der Däne in den letzten Tagen übernommen?
Nein! Es war einmal mehr alles perfekt geplant von Rabobank. Die Teamleitung schien genau zu wissen, was ihre Jungs können und ließ den neuen Kapitän erst im allerletzten Moment von der Leine. Bis dahin konnte er sich im Feld ausruhen und dann kam der beherzte Antritt. Rasmussen zog an allen vorbei und erreichte unsere Gruppe fast spielerisch!
Bild
Die Oranje-Jungs feierten ein Radsport-Fest und hielten fast das gesamte Feld zum Narren. Während Menchov an der Spitze seelenruhig dem Etappensieg entgegen pedalierte, konnte Rasmussen am Joux-Plane die nötigen Punkte holen um wieder an Sastre vorbei zu ziehen und Oscar Freire verteidigte sein Grünes Trikot im Gruppetto ohne einen Finger krumm zu machen. Einzig im Kampf um den Gesamtsieg gibt es jemanden, der ihnen gewachsen ist: Christophe Moreau!
Frankreich hat scheinbar endlich einen neuen Tour-Sieger gefunden. 21 Jahre nach Bernard Hinault scheint Moreau in diesem Jahr unschlagbar zu sein. Ich konnte ihn heute lange Zeit beäugen und er zeigte absolut keine Schwäche. Das einzige, was ihm noch fehlt ist der Etappensieg, aber auch der ist ihm im Zeitfahren durchaus zuzutrauen. Moreau regeneriert momentan hervorragend!

Ganz im Gegensatz zu Levi und leider auch zu mir. Es waren noch 3000 Meter bis zum Gipfel des Joux-Plane als ich plötzlich für meine beherzte Attacke und den Anfänger-Fehler danach zu wenig gegessen zu haben, bezahlen musste. Urplötzlich machten meine Beine zu und ich brach total ein.
Bild
Ich musste Ullrich, Landis, Rasmussen, Popovych und Moreau fahren lassen und konnte auch auf den Zug von Karpets, Evans, Basso und Kasheshkin nicht mehr aufspringen. Erst als von hinten Levi und Zubeldia an mich heran kamen, ging es mir wieder etwas besser. Zu dritt stürzten wir uns die Abfahrt hinunter, erreichten das Ziel aber trotzdem mit einem riesigen Rückstand von 5’15 auf Etappensieger Menchov. Ich hatte auf den letzten 3000 Metern des Joux-Plane und in der Abfahrt 3’16 auf die Moreau-Gruppe verloren – eine Welt!
Inzwischen geht es mir wieder einigermaßen gut, aber ich muss sagen, dass es ganz schön weh getan hat, als ich sah, wie locker die anderen fünf mir davon fuhren.
Die Tour ist gelaufen und das einzige was mir bleibt, ist die Hoffnung noch ein ordentliches Abschlusszeitfahren hinzulegen. Vielleicht kann ich da noch einmal meine Klasse aufblitzen lassen. Die Top Ten sind bei 2’15 Rückstand auf Landis allerdings kaum noch zu erreichen.

Alles, was bei uns bei Gerolsteiner im Verlauf der drei Wochen schief gegangen ist, hat bei Rabobank geklappt. Sie haben acht der bisher 18 Etappen gewonnen, führen in zwei Sonderwertungen und werden in Paris womöglich zwei Fahrer unter die Top Five bringen. Aus der Dreifach-Spitze Rasmussen-Menchov-Freire ist das Optimum heraus geholt worden, während die Dreifach-Spitze Leipheimer-Rigo-Fothen am Ende noch nicht mal in die Top Ten eindringen konnte. Trotzdem haben wir alles versucht und müssen am Ende einfach eingestehen, dass die Kräfte nicht für mehr gereicht haben. Vielleicht schaffe ich es irgendwann auch einfach darauf stolz zu sein, bis zuletzt gekämpft zu haben und wenigstens mit wehenden Fahnen untergegangen zu sein. Im Moment überwiegt natürlich die Enttäuschung und der Ärger über das Sturz-Pech vom Marie-Blanque und die eigene Dummheit auf dem Weg zum Joux-Plane!
Glückwunsch an Denis Menchov zum Etappensieg, Rabobank zu einer perfekt geplanten, dominanten Mannschaftsleistung und vor allem Christophe Moreau zum Tour-Sieg!
Bild

Ergebnis – 18. Etappe – Tour de France:
1 Denis Menchov RABOBANK 5h58'15
2 Christophe Moreau AG2R PRÉVOYANCE + 1'59
3 Michael Rasmussen RABOBANK s.t.
4 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM s.t.
5 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM s.t.
6 Floyd Landis PHONAK HEARING SYSTEMS s.t.
7 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 2'49
8 Ivan Basso TEAM CSC s.t.
9 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO s.t.
10 Andrei Kashechkin ASTANÁ TEAM + 3'08
11 Haimar Zubeldia EUSKALTEL - EUSKADI + 5'15
12 Levi Leipheimer GEROLSTEINER s.t.
13 Rot Rigo GEROLSTEINER s.t.
14 José Angel Gomez Marchante SAUNIER DUVAL - PRODIR + 6'00
15 Pietro Caucchioli CRÉDIT AGRICOLE s.t.
16 Franco Pellizotti LIQUIGAS + 6'34
17 Bernhard Kohl T-MOBILE TEAM s.t.
18 Alexandre Vinokourov ASTANÁ TEAM s.t.
19 Markus Fothen GEROLSTEINER + 8'46
20 Didier Rous BOUYGUES TELECOM + 10'52

Bild
1 Christophe Moreau AG2R PRÉVOYANCE 83h09'34
2 Michael Rasmussen RABOBANK + 1'35
3 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 3'00
4 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM + 3'07
5 Denis Menchov RABOBANK + 4'12
6 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO + 4'20
7 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 5'27
8 Ivan Basso TEAM CSC + 6'09
9 Andrei Kashechkin ASTANÁ TEAM + 6'10
10 Floyd Landis PHONAK HEARING SYSTEMS + 8'14
11 Levi Leipheimer GEROLSTEINER + 9'31
12 Rot Rigo GEROLSTEINER + 10'29
13 Andreas Klöden T-MOBILE TEAM + 16'39
14 Bobby Julich TEAM CSC + 20'21
15 Pietro Caucchioli CRÉDIT AGRICOLE + 24'40

Bild
1 Oscar Freire RABOBANK 288
2 Erik Zabel TEAM MILRAM 211
3 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE 207

Bild
1 Michael Rasmussen RABOBANK 298
2 Carlos Sastre TEAM CSC 287
3 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO 206

Bild
1 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS 83h12'34
2 Rot Rigo GEROLSTEINER + 7'29
3 Bernhard Kohl T-MOBILE TEAM + 32'19

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 468148Beitrag RotRigo
26.9.2007 - 20:21

21.7.2006 (Macon) – 19. Etappe TdF – Ausgespielt:
Die Übergangsetappen einer Tour de France zwischen den letzten Gebirgsriesen und dem letzten Einzelzeitfahren geben meist noch einmal den Ausreißern die Chance eine Etappe zu gewinnen. Die Helfer der Top-Sprinter und Top-Kletterer bekommen auf diesen Etappen freie Fahrt um ihre eigenen Loorbeeren zu erkämpfen. Manchmal aber kommt es trotzdem vor, dass die Etappen im Massensprint endet. Entweder führen dies die Teams derjenigen Sprinter herbei, die noch keine Etappe gewonnen haben, oder aber es sind die Teams deren Sprinter sich noch Chancen ausrechnen, das grüne Trikot zu erobern. Letzteres ist in diesem Jahr seit gestern für niemanden mehr möglich. Oscar Freire hatte heute Morgen 77 Punkte Vorsprung auf Erik Zabel und kann somit nicht mehr eingeholt werden – ein weiterer Erfolg für Rabobank.
Dass die Oranjes heute allerdings trotzdem keinen Grund zur Freude hatten, liegt an der Meisterleistung eines anderes Teams: Bjarne Riis’ CSC-Mannschaft arbeitete heute unglaublich hart und schaffte es so, das Rennen scheinbar ganz allein zu kontrollieren. Sie bestimmten die Größe und Zusammensetzung der Ausreißergruppen, die Konstellationen an den verschiedenen Bergwertungen und schließlich sogar die Vorbereitung des Sprints. Dabei achtete Riis darauf, das hochgejubelte Rabobank-Team möglichst hart zu treffen.
Auf dem Weg nach Macon führte die Strecke über drei Bergwertungen, von denen die Mittlere, der Col du Berthiand, zur zweiten Kategorie zählte. CSC hatte mit Voigt eine Ausreißergruppe provoziert, zu der auch noch Perdiguero und Voeckler gehörten. So schaffte man für Sastre die Möglichkeit am ersten Berg der dritten Kategorie noch um drei Punkte zu kämpfen und konnte sich im Feld aus der Nachführarbeit heraushalten. Cuesta unterstützte Sastre schließlich am Berg und nahm Rasmussen auch den letzten Punkt noch weg, so dass sein Teamkollege nur noch acht Punkte hinter dem Däne zurück lag.
Nach der Bergwertung entstand eine zweite Ausreißergruppe und es sah so aus, als würde diese über die nächsten beiden Berge hinweg fliegen ohne Sastre eine Chance auf weitere Punkte zu lassen. Doch bei CSC machte man einmal mehr alles richtig:
Julich, Kroon und Michaelsen übernahmen die Spitze des Feldes und das spanische Duo Cuesta-Sastre sprintete mit Unterstützung von Ivan Basso am Col du Berthiand plötzlich doch noch vor den Ausreißern über den Gipfel. Sastre lag nun drei Punkte vor seinem großen Kontrahenten Michael Rasmussen!
Bild
Der Gesamtzweite hatte die Situation scheinbar unterschätzt und nicht früh genug in den Sprint um die Bergpunkte eingegriffen. Eine überraschende Wendung in diesem spannenden dreiwöchigen Duell!

Doch damit nicht genug. Rabobank versuchte sich nun in Frustbewältigung und wollte die immer noch an der Spitze liegende Dreier-Gruppe um Jens Voigt noch vor der letzten Bergwertung zurückholen um Rasmussen noch einmal die Chance auf Bergpunkte zu geben. Doch Voigt, Perdiguero und Voeckler blieben, sicher vor allem durch Voigts großen Einsatz, vorn. Eine weitere Null-Nummer für Rasmussen und scheinbar der Trikot-Gewinn für Sastre!
Es bleiben auf dem Weg nach Paris nur noch zwei sehr kleine Chancen für den Dänen in holländischen Diensten, „sein“ Trikot zurück zu holen.

Da aller guten Dinge drei sind, schlug CSC aber nochmal zu. Nachdem Milram und Credit Agricole den Massensprint durch ihre Verfolgung der Ausreißer herbei geführt und vorbereitet hatten, sah Oscar Freire schon fast wie der Sieger aus. Aber an einem verkorksten Tag funktionieren bekanntermaßen auch Dinge, die fast zur Gewohnheit geworden sind, nicht mehr. Stuart O’Grady, ja der CSC-Sprinter, war es, der aus Freire’s Windschatten heraus auf einmal die größte Endgeschwindigkeit aufbaute und sich am Spanier vorbei schob. Der dritte Streich!
Bild

Ergebnis – 19. Etappe – Tour de France:
1 Stuart O'Grady TEAM CSC 4h44'02
2 Oscar Freire RABOBANK s.t.
3 Alejandro Valverde CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS s.t.
4 Thor Hushovd CRÉDIT AGRICOLE s.t.
5 Jérôme Pineau BOUYGUES TELECOM s.t.
6 Erik Zabel TEAM MILRAM s.t.

Bild
1 Oscar Freire RABOBANK 324
2 Stuart O'Grady TEAM CSC 240
3 Erik Zabel TEAM MILRAM 231

Bild
1 Carlos Sastre TEAM CSC 301
2 Michael Rasmussen RABOBANK 298
3 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO 212

Benutzeravatar
juan antonio flecha
Beiträge: 860
Registriert: 22.6.2004 - 20:47
Kontaktdaten:

Beitrag: # 468185Beitrag juan antonio flecha
26.9.2007 - 22:27

Und das mit der KI 8O Weltklasse, CSC. :D

Und dazu noch so genial umschrieben. :)
Viva Italia

Benutzeravatar
Sale1896
Beiträge: 382
Registriert: 15.2.2007 - 11:35

Beitrag: # 468286Beitrag Sale1896
27.9.2007 - 15:05

was hat CSC da gemacht???sag ma auf welcher Schwierigkeit spielst du??
Tippspiel Sieger:
Vuelta a Castilla y Leon 2011

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 469997Beitrag RotRigo
8.10.2007 - 20:10

So, sorry, dass ich mich nicht abgemeldet habe, aber ich war mal wieder außer Lande - auf Uni-Exkursion im Kleinwalsertal. Jetzt geht's endlich weiter mit dem Tour de France-Finale!

Meine Schwierigkeitsstufe weiß ich gerade nicht. Es wird aber keine besonders hohe sein, weil ich das Spiel noch nie außerhalb des AAR's gespielt habe. Ist die Schwierigkeitsstufe entscheidend dafür, wie klug sich die gegnerischen Teams gegenseitig bekämpfen oder wie?

22.7.2006 (Montceau-les-Mines) – 20. Etappe TdF – Spannung bis zum Schluss:
Als ich vor einigen Stunden in Le Creusot auf der Startrampe stand, lag ein 57 Kilometer langes Einzelzeitfahren vor mir. Die Strecke war ziemlich flach und ich hatte das Gefühl, dass sie extra für ein weiteres Duell zwischen Jan Ullrich und mir ausgewählt worden war. Die 1-Minuten-Niederlage von Rennes vor genau zwei Wochen und seine somit geglückte Revanche für die deutschen Zeitfahrmeisterschaften lagen mir heute den ganzen Vormittag schwer im Magen und ich verspürte den unbedingten Wille zur Widergutmachung. Trent Reznor’s Worte aus Nine Inch Nails’ „Hurt“, das ich inzwischen vor jedem Zeitfahren als letztes beruhigendes Lied auf der Rolle höre, noch im Ohr, begann ich mein Rennen.
Ich war mir sicher, dass es „mein Rennen“ werden würde und mit Ullrich’s Counterfeit im Kopf flüsterte ich noch einmal einige Passagen, bevor ich von der Startrampe schoss:
„I hurt myself today, to see if i still feel! I focus on the pain, the only thing that’s real... I will make you hurt!”

Mehr als eine Stunde voller Schmerzen stand nun vor mir. Am Ende einer dreiwöchigen Landes-Rundfahrt ist ein 57-Kilometer-Zeitfahren, auch wenn es noch so flach und noch so sehr meine Lieblings-Disziplin ist, kein Spaß. Es ist immer mit Schmerzen verbunden. Ich musste mich durchbeißen und hart kämpfen um auch bei der Tour einmal ganz, ganz vorn zu stehen. Ich gab alles.
Trotzdem erinnerte ich mich an das erste Zeitfahren, als mir auf den letzten Kilometern ein wenig die Kraft ausging und versuchte diesmal etwas besser mit meinem Körper hauszuhalten.
Anders verfuhr scheinbar Levi. Er war zwei Minuten nach mir ins Rennen gegangen und gab von Beginn an Vollgas.
Bild
Er war an der ersten Zwischenzeit bereits 1’13 schneller als ich und als ich das hörte zuckte ich ein wenig zusammen. War ich so langsam?! Was würden die Anderen, noch stärkeren Zeitfahrer dann erst für Zeiten in den Asphalt brennen?
Als ich aber die zweite Zwischenzeit erreichte, war der Abstand zu Levi konstant geblieben und ich fragte im Teamwagen nach den Zeiten der Konkurrenz am ersten Messpunkt – hauptsächlich interessierte mich natürlich die Zeit von Ulle. Es erleichterte mich, dass keiner von ihnen noch schneller als Levi gewesen war und so bekam ich wieder ein gutes Gefühl. Ich wusste, dass ich Kräfte gespart hatte mit denen ich am Ende würde aufholen können und schloss aus der Situation an der zweiten Zwischenzeit, dass mein Teamkollege einfach nur unglaublich schnell angegangen war, was sich am Ende sicher rächen würde.

Während ich bei letzterer Vermutung richtig lag und Levi bis zum Ziel nicht nur seine Minute Vorsprung gegen mich einbüßte, sondern auch noch um eine halbe Minute hinter mich zurück fiel, stellte sich der Gedanke im letzten Sektor auch gegen Ullrich und co aufholen zu können, als Trugschluss dar.
Der T-Mobile-Kapitän konnte sich im zweiten Strecken-Abschnitt bereits deutlich steigern und lag an der letzten Zwischenzeit plötzlich zwei Minuten vor mir – zwei Minuten!
Bild
Ähnlich stark fuhren auch Vladimir Karpets und Bobby Julich. Der Amerikaner Julich lag vor der Etappe zwar bereits 20 Minuten hinter Spitzenreiter Moreau zurück, doch der Russe Karpets belegte mit genau drei Minuten Rückstand den dritten Rang und meldete nun gemeinsam mit Ullrich noch einmal ernsthafte Ansprüche auf den Gesamtsieg an.
Kletter-Ass Rasmussen hatte er längst überholt und vom Podest gestoßen, doch so lagsam mussten auch die Franzosen anfangen zu zittern. 1’35 hatte Karpets und 1’51 Ullrich bereits an der zweiten Zwischenzeit gegenüber dem neuen Nationalheld herausgefahren und Moreau’s Vorsprung schmolz weiter. Der Mann in Gelb gab alles. Er ging volles Risiko und kämpfte, von allen Seiten über die Zwischenstände informiert, um jede Sekunde.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Ziel bereits erreicht und lag 1’03 hinter Julich auf dem zweiten Rang. Der Etappensieg war futsch und angesichts der super Leistung von Ullrich war ich mir auch schon bewusst, dass Duell gegen meinen Landsmann erneut verloren zu haben – 2:1 für ihn! Verdammter Mist!
Bild

Mit der Zeit kamen auch die Anderen nacheinander ins Ziel und ich schaute mir das Finale bereits im Mannschaftsbus auf dem Fernseher an. Landis, Popovych und Menchov konnten sich zwischen Julich und mich schieben und ich landete am Ende auf Rang sieben – 1’54 hinter dem Etappensieger, 1’54 hinter Jan Ullrich.
Mit allem, was seine Beine her gaben, war der Tour-Sieger von 1997 und 2004 an Menchov vorbei ins Ziel marschiert um dort auf Karpets, beziehungsweise hauptsächlich auf Moreau mit dem Gelben Trikot zu warten.
Bild
Während der Russe nur 21 Sekunden verlor, wurde die Zeit bis Moreau auf der Zielgerade auftauchte immer länger. Ich verließ den Mannschaftsbus und bewegte mich wieder in Richtung Zielbereich um hautnah mitzuerleben, was dort abging. Die französischen Fans waren absolut aus dem Häuschen und auch deutsche Jubelschreie drangen an mein Ohr.
„1h17’41 darf er brauchen“, rief mir Fabian zu, der mit mir gemeinsam gen Ziellinie schlenderte. Wir starrten die Zielgerade herunter und es baute sich eine unglaubliche Spannung auf: „Eine Minute hat er noch!“
Dann kam er um die Ecke. Das Gelbe Trikot blitzte am Horizont auf und allen war klar, dass es reichen würde: Christophe Moreau würde zum ersten französischen Tour-Sieger seit 21 Jahren werden!
Ich warf einen Blick zu Ullrich hinüber. Er verzog sein Gesicht nicht und es war schwer zu erkennen, was er fühlte, aber ich bin mir sicher, dass er enttäuscht war, nach diesem Husarenritt im Abschlusszeitfahren nicht mit dem dritten Tour-Sieg belohnt zu werden.
Am Ende erreichte Moreau die Ziellinie mit einer Fahrzeit von 1h17’05 und rettete 36 Sekunden Vorsprung in die Schlussetappe – Chapeau Herr Moreau!
Bild

Ergebnis – 20. Etappe – Tour de France:
1 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM 1h14'34
2 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 21
3 Bobby Julich TEAM CSC + 51
4 Floyd Landis PHONAK HEARING SYSTEMS + 59
5 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 1'07
6 Denis Menchov RABOBANK + 1'35
7 Rot Rigo GEROLSTEINER + 1'54
8 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO + 2'03
9 Ivan Basso TEAM CSC + 2'04
10 Levi Leipheimer GEROLSTEINER + 2'26
11 Alexandre Vinokourov ASTANÁ TEAM + 2'29
12 Christophe Moreau AG2R PRÉVOYANCE + 2'31
13 Andrei Kashechkin ASTANÁ TEAM + 2'38
14 Joseba Beloki ASTANÁ TEAM + 2'53
15 Andreas Klöden T-MOBILE TEAM + 2'56
...
53 Michael Rasmussen RABOBANK + 6'27

Bild
1 Christophe Moreau AG2R PRÉVOYANCE 89h10'41
2 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM + 36
3 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 50
4 Denis Menchov RABOBANK + 3'16
5 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO + 3'52
6 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 4'03
7 Michael Rasmussen RABOBANK + 5'31
8 Ivan Basso TEAM CSC + 5'42
9 Andrei Kashechkin ASTANÁ TEAM + 6'17
10 Floyd Landis PHONAK HEARING SYSTEMS + 6'42
11 Levi Leipheimer GEROLSTEINER + 9'26
12 Rot Rigo GEROLSTEINER + 9'52
13 Bobby Julich TEAM CSC + 18'41
14 Andreas Klöden T-MOBILE TEAM + 20'48
15 Pietro Caucchioli CRÉDIT AGRICOLE + 25'54

Bild
1 Oscar Freire RABOBANK 324
2 Stuart O'Grady TEAM CSC 240
3 Erik Zabel TEAM MILRAM 231

Bild
1 Carlos Sastre TEAM CSC 301
2 Michael Rasmussen RABOBANK 298
3 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO 212

Bild
1 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS 89h11'31
2 Rot Rigo GEROLSTEINER + 9'02
3 Bernhard Kohl T-MOBILE TEAM + 37'57

Benutzeravatar
Sale1896
Beiträge: 382
Registriert: 15.2.2007 - 11:35

Beitrag: # 469998Beitrag Sale1896
8.10.2007 - 20:45

Da ist es aber noch mal spannend geworden.

Ich weis nicht,ob durch die Schwierigkeit eine höhere Intelligenz wird,aber bei mir machen die Teams sowas nicht.

Natürlich auch gewohnt gut geschrieben.
Tippspiel Sieger:
Vuelta a Castilla y Leon 2011

RotRigo
Beiträge: 4154
Registriert: 16.6.2002 - 18:19
Kontaktdaten:

Beitrag: # 471719Beitrag RotRigo
18.10.2007 - 18:16

24.7.2006 (Paris) – Der Tag danach:
Als ich heute Morgen aufgewacht bin, fühlte ich mich total ausgelaugt. Mein Körper gab einfach nichts mehr her und ich schien noch nicht einmal die Kraft zu haben aufzustehen. Als ich dann später beim Frühstück mit den Anderen darüber sprach, sagten sie, dass das ganz normal sei. Der erste Tag nach einer Tour de France ist schreklich:
Auf der einen Seite freut man sich, dass es vorbei ist und man es bis Paris geschafft hat, auf der anderen Seite hat sich der Körper unterbewusst schon auf die Ruhe eingestellt und verweigert nun jegliche Bewegung. Ich würde am liebsten eine Woche durchschlafen, aber übermorgen steht in Mönchengladbach bereits das erste Nach-Tour-Kriterium an – gemeinsam mit Fabian soll ich mich dort den deutschen Fans präsentieren. Gott sei Dank ist wenigstens das Ergebnis zweitrangig!
Gestern Abend hatte ich leider keine Zeit von der Schlussetappe zu berichten, weil Holczer uns direkt von der Dusche abgeholt und zum Banquett entführt hatte. Das ist das Besondere an der Tour: Alles ist irgendwie größer und festlicher als bei Giro und Vuelta. Wir fühlten uns wie Könige und waren uns schließlich einig, das auch verdient zu haben.
Trotzdem will ich euch wenigstens noch kurz schildern, wie die Schlussetappe ausgegangen ist. Nach der obligatorischen Tour d’Honeur auf den Pariser Pracht-Boulevard Champs-Elysée wurde das Rennen durch den neuen Tour-Sieger Christophe Moreau freigegeben in dem der sich erstmals an diesem Tag aus der ersten Reihe verabschiedete.
Bild
Es war ein besonderer Moment, das Kopfsteinpflaster zu erreichen und zu wissen, dass nur noch ein paar Runden auf dem berühmten Innenstadt-Rundkurs unterhalb des Triumphbogens zu absolvieren waren. Die letzten Kilometer vergingen wie im Flug und ich fand sie so leicht wie keinen anderen im Verlauf der letzten drei Wochen. Obwohl ich mich unglaublich befreit fühlte blieb ich aber realistisch genug, die Finger aus dem Endspurt zu halten. Wahrscheinlich hätte ich beim ersten Antritt gemerkt, dass meine Beine doch nicht leicht wie Federn waren.
Den „Sprint Royale“ eröffnete der Mann im grünen Trikot höchst selbst. Doch Freire hatte sich übernommen und war zu früh im Wind. Als er an der Spitze dem Ziel entgegen spurtete hatten seine Konkurrenten McEwen und Hushovd auf der anderen Straßenseite jeweils noch einen Helfer vor sich.
Bild
Das nutzten sie schließlich hervorragend aus und so musste sich der überragende Sprinter dieser Tour de France bei der wichtigsten aller Sprint-Ankünfte dann doch geschlagen geben. Freire belegte Rang drei und der Australier McEwen holte den prestigeträchtigen Sieg knapp vor Weltmeister Thor Hushovd, der mit dem Regenbogentrikot auf den Schultern weiter glücklos bleibt.
Bild

Als ich einige Sekunden später die Ziellinie überquerte strahlte ich bis über beide Ohren: Es war geschafft! Ich habe meine erste Tour de France überstanden. Zwar musste ich meinen Traum vom Tour-Podium schon früh in den Pyrenäen begraben, doch letztlich bin ich zufrieden das Ziel als Zwölfter erreicht zu haben. Ich konnte in den letzten drei Wochen viele Erfahrungen sammeln, die mir in den nächsten Jahren sicher helfen werden es weiter nach vorn zu schaffen. Ich werde wiederkommen und dann greife ich irgendwann nach der Krone – versprochen!

Ergebnis – 21. Etappe – Tour de France:
1 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO 3h37'04
2 Thor Hushovd CRÉDIT AGRICOLE s.t.
3 Oscar Freire RABOBANK s.t.
4 Stuart O'Grady TEAM CSC s.t.
5 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE s.t.

Endstand Gesamtwertung:
Bild
1 Christophe Moreau AG2R PRÉVOYANCE 92h47'45
2 Jan Ullrich T-MOBILE TEAM + 36
3 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 50
4 Denis Menchov RABOBANK + 3'16
5 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO + 3'52
6 Jaroslav Popovych DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 4'03
7 Michael Rasmussen RABOBANK + 5'31
8 Ivan Basso TEAM CSC + 5'42
9 Andrei Kashechkin ASTANÁ TEAM + 6'17
10 Floyd Landis PHONAK HEARING SYSTEMS + 6'42
11 Levi Leipheimer GEROLSTEINER + 9'26
12 Rot Rigo GEROLSTEINER + 9'52
13 Bobby Julich TEAM CSC + 18'41
14 Andreas Klöden T-MOBILE TEAM + 20'48
15 Pietro Caucchioli CRÉDIT AGRICOLE + 25'54
16 Alexandre Vinokourov ASTANÁ TEAM + 26'14
17 Franco Pellizotti LIQUIGAS + 30'42
18 Carlos Sastre TEAM CSC + 31'50
19 Haimar Zubeldia EUSKALTEL - EUSKADI + 32'32
20 Joseba Beloki ASTANÁ TEAM s.t.
21 José Angel Gomez Marchante SAUNIER DUVAL - PRODIR + 34'30
22 Bernhard Kohl T-MOBILE TEAM + 38'47
23 David Arroyo CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 43'47
24 Eddy Mazzoleni T-MOBILE TEAM + 44'36
25 Janez Brajkovic DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 50'15
...
28 Markus Fothen GEROLSTEINER + 1h01'22
34 Alejandro Valverde CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 1h11'49

Endstand Punktewertung:
Bild
1 Oscar Freire RABOBANK 350
2 Stuart O'Grady TEAM CSC 264
3 Erik Zabel TEAM MILRAM 245
4 Jean-Patrick Nazon AG2R PRÉVOYANCE 235
5 Robbie McEwen DAVITAMON - LOTTO 228

Endstand Bergwertung:
Bild
1 Carlos Sastre TEAM CSC 306
2 Michael Rasmussen RABOBANK 298
3 Cadel Evans DAVITAMON - LOTTO 213
4 Christophe Moreau AG2R PRÉVOYANCE 169
5 Haimar Zubeldia EUSKALTEL - EUSKADI 127

Endstand U25-Wertung:
Bild
1 Vladimir Karpets CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS 92h48'35
2 Rot Rigo GEROLSTEINER + 9'02
3 Bernhard Kohl T-MOBILE TEAM + 37'57
4 Janez Brajkovic DISCOVERY CHANNEL PRO CYCLING TEAM + 49'25
5 Markus Fothen GEROLSTEINER + 1h00'32

Endstand Teamwertung:
1 T-MOBILE TEAM 279h15'07
2 TEAM CSC + 9
3 ASTANÁ TEAM + 6'38
4 GEROLSTEINER + 23'29
5 CAISSE D'EPARGNE - ILLES BALEARS + 35'14

Antworten