Doping im Radsport

[Grabba]

Hier eine Liste der aberkannten Siege und der Nachrückenden:

-Tour d'Italie 2007 :
Etape 18 : 1 Petacchi, 2 A.M. Richeze, 3 Breschel
Etape 21 : 1 Petacchi, 2 A.M. Richeze, 3 Bettini

Etape 6 : 1 Petacchi, 2 A.M. Richeze, 3 Benitez Pomares

In diesem Kontext fast schon lustig. Oder doch eher bittere Ironie. Richeze wurde nun ebenfalls erwischt, aber erst in diesem Jahr. Ob man ihm die Siege des letztjährigen Giros trotzdem noch zusprechen wird will ich bezweifeln. Vielleicht wählt man auch den Weg, gar keinen Sieger zu haben? Keine Ahnung, jedenfalls...

[sciby]

Andreas Köden gab ein sehr aufschlussreiches Interview in der Gazzetta.
Ein bericht dazu findet ihr hier:
http://de.eurosport.yahoo.com/20052008/ ... hland.html

Ganz intressant finde ich, dass er eigentlich öffentlich sagt, dass Ricco Rebellin dopen, zumindest heißt es das für mich. Aber nicht zu verstehen ist seine Einstellung zu seinem Vaterland Deutschland.

[Grabba]

Ich finde seine Einstellung aber mal so was von richtig. So, wie die deutschen Medien mit dem Radsport und vor allem auch mit der Person Klöden umgehen wäre es arg inkonsequent, für Deutschland an den Start zu gehen. Diese Aussage (mit der feststeht, dass Klöden nicht in Peking dabei sein wird) verdient meinen Respekt.

Auch sonst haben mich seine Aussagen sehr erfreut. Ich stecke nicht tief genug in den ganzen Teams und ihren Testsystemen drin, aber das was man davon hört (also vor allem von CSC, und bei Astana scheint es ja ähnlich zu sein) deutet zumindest darauf hin, dass es den Fahrern erheblich erschwert wird, zu dopen. Klar, wenn es heißt: "So Leute, nächsten Samstag ist wieder Dopingtest, macht mal rechtzeitig die Pflaster ab", dann ist das natürlich recht witzlos. Aber wie gesagt, ich stecke nicht drin, und zumindest erschwert so etwas den Fahrern das Dopen. Von daher hat er Recht, wenn er sagt, dass Ricco und Rebellin weniger kontrolliert werden als er. Alles andere ist reine Interpretation, wenngleich ich mich deiner Interpretation von Klödens Aussage durchaus anschließen würde.

Dass er selbst nie gedopt hat, klar, was soll er sonst auch sagen. Darüber will ich nicht urteilen. Am interessantesten finde ich aber seine Aussage über Ullrich: "Er wurde schlechter behandelt als Ivan Basso". Und von Basso wissen wir, dass er die Zusammenarbeit mit Fuentes gestanden hat. Der Rest ist der Interpretation überlassen, aber ich werde mich hüten, den zu verurteilen, der aus dieser Aussage schließt, dass Klöden genau weiß, was Sache ist bzw. vielmehr war... Sehr aufschlussreich...

[BlackHackz]

Ich fand das Interview mindestens genauso aufschlussreich und muss sagen: Nach all den Jahren, in denen ich Klöden nie gemocht habe, weil er immer nur gut fuhr, wenn es um die Vertragsverlängerung ging, erscheint er mir plötzlich in einem anderen Licht. Wieviel Ärger und Wut muss in dem Mann drinstecken, wenn er dem Land, in dem seine meisten Fans sind, die vom Ullrich-Zug abgesprungen sind und auf einmal alle ihn mögen, entsagt? Das ist doch mal ein Statement! Olympia ist etwas sehr großes für Radsportler und da er die Tour nicht fährt und bei der Vuelta nur Helfer für Contador ist, kann man ihm Siegchancen zurechnen, vor allem im Zeitfahren. Dann so eine Aussage vom Stapel zu reißen verdient Respekt. Ich hatte ihn immer für einen Mitläufer gehalten, der auch 2004 sich noch für Ullrich aufgeopfert hat und sogar 2005 sein Domestike war. Plötzlich strahlt er in neuem Glanz, zumindest für mich. Die Aussage kann man finden wie man will, ich stimme ihm zu. Der Radsport wurde hier wirklich getötet. In jedem anderen Land gibt es auch Sensationsgier und einseitige Berichterstattung, aber so respektlos und verfolgungswahnsinnig, wie die Hetzjagd hier betrieben wurde, das hätte es in keinem anderen Land Europas gegeben. Den Deutschen stört es nunmal, wenn etwas nicht nach Recht und Gesetzt passiert. Die Medien haben eh einen viel zu großen Einfluss auf die Meinungsbildung in diesem Land bekommen, weil keiner mehr darüber nachdenkt, was ihm so im Blätterwald und auf der Mattscheibe begegnet.
Man muss die Aussage von Klöden nicht zwangsläufig toll finden und sie verstehen, aber wenn man mal versucht nachzuempfinden, wieviel Wut und Hass der spüren muss, um sich von seinem fanreichsten Land so loszusagen, dann kann man zumindest Verständnis aufbringen. Völlig unabhängig davon, ob er gedopt hat oder nicht, was ich übrigens durchaus glaube. Dass der Journalismus hier in Deutschland längst menschrechtsverletzende Ausmaße angenommen hat, sieht man doch jeden Tag.

[Valva2999]

Der Journalismus hier ist kein Fan des Sports wie in Italien und anderswo - er ist sein härtester Kritiker - im guten wie im schlechten Sinne. Alles wird ernsthaft auseinandergenommen, von allen Seiten durchleuchtet und am Ende fallengelassen. Und statt positiven Emotionen zeigt die deutsche Presse er Hass-und Verdammungshaltungen. Überhaupt möchte man (fast) jedem Journalisten mal empfehlen, sich in ein sonniges Land zu begeben und die Dinge etwas positiver zu betrachten. Den nicht der Journalismus wird den Radsport vom Doping befreien, sondern die Fahrer und Teams selbst. Der Journalismus könnte anfangen, Teams die sich engagieren im Kampf gegen Doping zu loben und über andere neutral berichten. Es reicht, wenn es Dopingfälle gibt, über Doping zu schreiben. Die ganze Szene unter Generalverdacht zu stellen ist vermessen und ganz schwach.

[José Miguel]

Auch ich schließe mich der Meinung hier an. Ein mutiger Schritt für Klöden, der vielleicht ein Zeichen gegen die Hetzjagd in den deutschen Medien, vor allem der von ARD und ZDF, setzt. Was sich die deutschen Medien und vor allem die dortigen lokalen Entscheidungsträger bei der Weltmeisterschaft in Stuttgart geleistet haben, war schon regelrecht peinlich un dich kann gut verstehen, dass das auf Klöden eine Signalwirkung hate. So viel wie Klöden einstecken musste, finde ich den Schritt sehr nachvollziehbar. Auch seine ablehnende Haltung gegen die deutschen Medien mag nicht populär sein, aber konsequent gegen die Sensationshascherei ist es allemal.

[ThunderBlaze]

Mit der Aussage das er immer sauber gefahren ist zerstört er aber sein Vorstoß gegen die Medien. Jeder weiß das es nicht so ist... Alles nur blabla...

[Barnetta]

Was soll er denn bitte anderes sagen? Etwa, dass er sich vollgedröhnt hat bis oben hin, womit er gleichzeitig seine eigene Karriere als beendet erklären könnte. Logischerweise ist das was er sagt dann wahrscheinlich/eventuell moralisch nicht einwandfrei, aber immerhin ist da mal einer der deutschen Radsportler, der nicht immer nur "Ja" und "Amen" sagt zu dem, was in Deutschland mit dem Radsport getrieben wird. Auch mal nicht mit den Medien einzustimmen und stattdessen eine ordentliche Breitseite abzulassen gegen die einseitige Berichterstattung.
Grundlegend ist es ja richtig, dass man die Leute verfolgt, die dem Sport schaden, aber wie das getan wird ist in Deutschland einfach nur pervers. Berichterstattungen gehen nur noch ins Negative, der selbsternannte Dopingjäger Franke klagt alles und jeden an, das ist einfach übertrieben. Radprofis sollten auf radsportlicher Ebene, also von der UCI belangt werden, da sollte sich nicht jede andere Instanz einschalten, so wie das teilweise in Deutschland der Fall ist.

[ThunderBlaze]

Er soll, wenn er schon die Klappe aufmacht, einfach gar nix dazu sagen. Das käme besser als die Leute zu veräppeln. In seinem Interview greift er die Medien an, liefert aber mit seiner Aussage wieder ein mal mehr Angriffsfläche...

[Grabba]

Was soll er denn machen? Wenn der Reporter ihn fragt, ob er selbst schon einmal gedopt habe (was garantiert jeder Reporter macht), einfach nur lächeln und den Mund geschlossen halten?

[ThunderBlaze]

No Comment. Wo ist das Problem?

Übrigens taucht dann die Frage eh nich im Interview auf, sowas ist doch sowieso abgesprochen.

[Lance Armstrong Fan]

Mit der Aussage das er immer sauber gefahren ist zerstört er aber sein Vorstoß gegen die Medien. Jeder weiß das es nicht so ist... Alles nur blabla...

Das es so IST weiß niemand. Vermutlich nur er selbst und eventuell ein Arzt und ein paar Betreuer. Oder habe ich einen positiven Dopingbefund nur nicht mitbekommen.
Ich hege ja auch Zweifel an der früheren Sauberkeit von Klöden, aber Fakt ist doch, dass er meines Wissens nie positiv getestet wurde.

Ich verstehe ja deine -berechtigten- Zweifel an der Sauberkeit von Spitzenradsportlern, aber da wir alle nicht direkt in die Profimaterie involviert sind, weiß keiner von uns, wie weit genau die Anti-Doping-Labore den Dopern hinterherhinken.
Im Moment kann man einfach nur sagen, dass man persönlich nicht an die Sauberkeit glaubt, aber die negativen Tests sprechen nunmal für Klöden.

[ThunderBlaze]

Ich brauch nicht zweifel das er voll wie nem Amptmann war oder ist... Das ist ne Tatsache... Wer das nicht verstehen will dem ist nicht zu helfen und kennen das System einfach nicht.

Pers. kann ich damit leben, solange Ärzte sich auch um die Gesundheit der Fahrer bemühen. Mich stinkt eher die Verlogenheit. Das es irgendwann mal sauber zugeht ist eine Fata Morgana. Da gibts weit untere Leistungsklassen wo es ordentlich zugeht das man mit den Ohren schlackert. Was man so erfährt wenn man nah an der Szene dran ist, ist wirklich heftig...

[Lance Armstrong Fan]

Ich frag dich nochmal: Woher weißt du, DASS es eine Tatsache ist?

Was erfährt man denn so? Ich bin anscheinend nicht nah genug an der Szene dran.

[ThunderBlaze]

Naja alles verrat ich nun dann nicht... Das ist mir dann, auch aus rechtlichen Gründen, zu heikel.

Ansonsten gilt eigentlich immer eins: Wer jahrelang auf solchen Niveau fährt, gar solchen Platzierungen beim zweitschwersten Radrennen Tour de France, ist voll. Ansonsten kannste dir die Top Ten abschminken. Traurig? Nö, Realität.

Genauso ist es nicht unbekannt das U19 Fahrer nix bringen aber nach dem Teamwechsel Platzierungen holen als gebe es kein Morgen mehr... Wer meint das es erst bei UCI Rennen anfängt täuscht sich. Aber weiter hole ich nicht mehr aus, das ist mir dann zu heikel da es auch zu einer sinnlosen Diskussion führt. Erst recht mit Usern mit der Klöden/Ulle-Brille.

[Lance Armstrong Fan]

Ich habe weder eine Klöden noch eine Ulle Brille auf. Aber du hast wahrlich kein Recht zu sagen, dass Klöden gedopt ist. Mir fehlt dazu einfach bisher der positive Dopingtest.

Du hast schon recht. Das alles führt zu nichts. Ich sag ja auch, dass manche Leistungen nicht logisch erklärbar sind, aber bis zu einem positiven Befund werde ich niemandem unterstellen, dass er gedopt IST.

So aus jetzt! Ende.

[Valva2999]

Wenn du wirklich so nah an der Szene bist - beantworte mir nur eine Frage: Ist es heute im Jugendbereich noch genauso?
Ich gehe mit einem in die Klasse, der fährt Hessenkader und wenn man ihn nach seinem Sport fragt, blockt er ab. Er sagt einem, wo er trainiert und so aber mehr nie. Er ist sowieso immer etwas "strange" gewesen, aber es wundert mich doch, dass dieser Sport so ein Geheimnis ist.

[BlackHackz]

Zu Thunder: Ist ja Wurscht, ob er gedopt ist. Hier geht es um das Interview. Wenn er auf die Frage schweigt, ob er gedopt hat, liefert er damit weitaus mehr Angriffsfläche, als wenn er es abstreitet. Gerade das kritisiert er ja. In den deutschen Medien steht jeder unter Generalverdacht. Somit haben sie den Radsport auch getötet! Wenn er nun schweigt würde er sich ja unweigerlich dem Verdacht aussetzen. Du magst vielleicht Recht haben mit deiner Unterstellung, dass jeder in den Top10 dopt, aber genau ist das Blöde. Indem du das als schlimme Sache hinstellst und die Fahrer und den Sport dadurch verurteilst, ohne mal zu schauen, ob es nicht andere Sportarten oder Lebensbereiche gibt, wo das genauso ist, tötest du den Radsport. Jeder denkt Radsport wäre die Wurzel allen übels. Dass im Boxsport, Leichtathletik und Fußball genauso gedopt wird, findet zwar immer mal so Eingang in die Medien, aber so konsequent heruntergemacht, wie der Radsport, wurde keine Sportart. Kann man doch gut an der Volksmeinung erkennen. Sag das Wort Radsport auf der Straße, irgendeiner wird rufen: die dopen doch alle. Sag das Wort Leichtathletik oder Fußball und alle werden sich freuen, toller Sport, viel Action, sehr spannend...einer kommt dann mit: In der DDR waren die alle gedopt und so ein Schwachsinn.
Talking about Top10: Schauen wir uns doch die 10 reichsten Männer in Deutschland an. Wenn einer von denen kein Dreck am Stecken hat, dann kann man den Radsport gerne weiter runtermachen. Nur mal so als Birne zu den Äpfeln!

Aber die Diskussion hatten wir schonmal. Neu ist, dass eine prominente Person sich darüber aufregt und das finde ich super. Soll er gedopt haben und sein, das ist mir völlig egal. Kritisieren darf er den Umgang trotzdem. Und ich stimme ihm voll zu!

[ThunderBlaze]

Ich habe weder eine Klöden noch eine Ulle Brille auf. Aber du hast wahrlich kein Recht zu sagen, dass Klöden gedopt ist. Mir fehlt dazu einfach bisher der positive Dopingtest.

Das entscheid ich für mich alleine, und dieses Recht nehm ich mir einfach. Wem es stört kann mich gerne anklagen, es würde aber nichts daran ändern das ich es nicht weiterhin sagen würde. Das juckt mich nicht die Pelle. Weswegen es unsere DDR nicht mehr gibt ist so ein Grund: Ich lass mir rein gar nichts verbieten, erst recht nicht den Mund

Du hast schon recht. Das alles führt zu nichts. Ich sag ja auch, dass manche Leistungen nicht logisch erklärbar sind, aber bis zu einem positiven Befund werde ich niemandem unterstellen, dass er gedopt IST.

Musst du ja nicht, zwingt dich keiner. Nur ist so eine Meinung ziemlich naiv.

Wenn du wirklich so nah an der Szene bist - beantworte mir nur eine Frage: Ist es heute im Jugendbereich noch genauso?
Ich gehe mit einem in die Klasse, der fährt Hessenkader und wenn man ihn nach seinem Sport fragt, blockt er ab. Er sagt einem, wo er trainiert und so aber mehr nie. Er ist sowieso immer etwas "strange" gewesen, aber es wundert mich doch, dass dieser Sport so ein Geheimnis ist.

Ich sag es mal so, ich kenn so einige Jugendfahrer usw. und bevor ich mir ne Meinung bilde schaue ich mir auch gewisse Sachen an und glaube nicht jemanden aufgrund der Tatsache weil er von Kind an Rad fährt und sicherlich bald einem größeren Team verpflichtet wird. Die die ich kenne fuhren, meines Erachtens, schon früh gute Resultate ein und verbesserten sie sich nur über mehrere Jahre. Glaubwürdig? Muss jedem selbst überlassen werden. Ohne Nahrungsergänzungsmitteln sicherlich nicht. Das es heute noch immer so im Jugendbereich ist wie ich oben sagte wird mir des öfteren bestätigt. Dem BDR interessiert das anscheinend auch nicht sonderlich. Bis dato wurde nur geredet, irgendwelche Aktionen gebildet aber am Ende springt nichts dabei raus. Es gibt einige Jugendfahrer die aufgrund dessen auch ihre Laufbahn beendeten und lieber Fussball spielen, da sich einem Verein anschließen. Ich will den Fussball nicht als saubere Sportart abstempeln. Auch da wird viel gespritzt, aber teilweise A) Wirkstoffe nicht auf der Liste stehen und B) es auch nicht anders geht (in den letzten Jahren sind es immer mehr Saisonspiele geworden und Verletzungen machen es unvermeidlich). Nur im Fussball wirds aktzeptiert. Warum? Weil wohl eine Mannschaft in der Breite ein Spiel entscheidet und kein einzelner Spieler der den halben Gegner davon laufen könnte.

[jonas]

Das neue Team von Angel Vicioso, LA-MSS aus Portugal, ist wohl bei einer Dopingrazzia aufgeflogen. Equipment für Bluttransfusionen und Dopingmittel wurden sichergestellt. Ein Fahrer des Teams, Bruno Neves, ist vor kurzem verstorben. Er hatte auf dem Rad einen Herzinfarkt und stürzte danach, wobei die Todesursache wohl der Herzinfarkt war.

[BlackHackz]

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