Doping im Radsport

Alles, was mit reellem Radsport zu tun hat

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sciby
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Beitrag: # 6756488Beitrag sciby
20.2.2009 - 17:04

1. Serrano war im Urlaub und sein Vertreter soll die Proben rausgegeben haben.
2. JA
Ex-Profi Cédric Vasseur via Twitter: "Der Radsport wurde wieder einmal vor der ganzen Welt lächerlich gemacht...Bravo!!!"

hallö
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Beitrag: # 6757931Beitrag hallö
1.3.2009 - 0:19

Wenn man gerade das Sportstudio geschaut hat, kann einem der Schumacher fast leid tun zumindest dort. der wurde ja total von der moderatorin zugeplattert, durfte nicht ausreden und durfte am ende auch nicht mehr voll ausreden und wurde abgebrochnen.

Was man mal machen sollte, wäre ne diskussionsrunde mit fahren und die beschuldigt werden (schumacher, ullrich), mit fahrern die es zugegeben haben(jaksche, zabel) und mit nem dopingarzt (franke, odr der typ gerade vom sportstudio).

Astana_RSF
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Beitrag: # 6757935Beitrag Astana_RSF
1.3.2009 - 0:41

hallö hat geschrieben:Wenn man gerade das Sportstudio geschaut hat, kann einem der Schumacher fast leid tun zumindest dort. der wurde ja total von der moderatorin zugeplattert, durfte nicht ausreden und durfte am ende auch nicht mehr voll ausreden und wurde abgebrochnen.

Was man mal machen sollte, wäre ne diskussionsrunde mit fahren und die beschuldigt werden (schumacher, ullrich), mit fahrern die es zugegeben haben(jaksche, zabel) und mit nem dopingarzt (franke, odr der typ gerade vom sportstudio).
ja war schon lustig grad im sportstudio. am coolsten fand ich als die müller-hohenstein gesagt hat... nein es war eher ein flehen, dass sie den radsport soooooooooooo liebt".
aber ausreden hätte sie ihn schon lassen können.

ne diskussionsrunde wäre wirklich mal schön.also statt der zdf reportage am sonntag soll es mal ullrich&schumacher vs. sinkewitz&jaksche vs. franke heißen

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MichelinR
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Beitrag: # 6757939Beitrag MichelinR
1.3.2009 - 1:58

Schumacher hat auch nie die Fragen beantwortet, warum er keine B Probe öffnen lies. Allgemein wich er ständig aus und erzählte irgendetwas. Naja, das übliche Bild eben. Die Aussage, er wolle sich den Radsport nicht kaputt machen lassen, war der Gipfel. Ich glaube Müller-Hohenstein mag schon den Radsport, sonst würde sie nicht ständig die Sendungen mit den Radprofis machen.

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atreiju
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Beitrag: # 6757949Beitrag atreiju
1.3.2009 - 9:53

Habe mir lange überlegt, ob ich in diesen Thread etwas schreibe. Allerdings ist mein Eindruck, dass hier eine sehr sachliche und gute Diskussion geführt wird, so dass es sich durchaus lohnt, auch mal meine Sichtweise zum Ausdruck zu bringen.

KUT hat mal geschrieben, Doping wäre im Profisport systemimmanent und aus seiner Sicht sollte man moralische Ansprüche und Urteile zurück schrauben und sich stattdessen mehr an den Wettkämpfen an sich, der Eleganz, der Spannung und der Dramaturgie erfreuen.

Er hat sicher damit recht, dass Doping wohl schon immer Bestandteil des Leistungssports war (auch zu den sogenannten Amateurzeiten) und auch bleiben wird, zumindest wenn wir es zulassen und keine Wege finden, wie wir Manipulationen ausschließen können. Die Frage ist, wie wollen wir damit umgehen und welche Lehren ziehen wir daraus ?? Akzeptieren wir es als notwendiges Übel, das wir nicht ausrotten können, oder versuchen wir in einem schweren, langwierigen Prozeß dauerhaft eine Mentalitätsänderung zu erreichen, eine Art Ächtung und knallharte Konsequenzen, nicht nur strafrechtlicher Natur, sondern vor allem gesellschaftlicher Natur in Form von Beachtung, Anerkennung und Umgang mit Dopern.

Und ich finde es klasse für KUT, wenn er dieses Thema beim Betrachten des Sports völlig ausblenden kann oder soweit, dass er ihn ungetrübt genießen kann, ich kann es nicht. Ich merke einfach, wie bei mir bei bestimmten Leistungen, die Alarmglocken schrillen, wie ein vielleicht toller Wettkampf kein Mitfiebern mehr auslöst, weil in meiner Bauchgegend ein Kribbeln einsetzt, dass es mir schwer macht, bestimmte Sportler und Sieger zu feiern.

Ich möchte mal an ein Posting kurz anknüpfen, dass fragte, ob es nicht besser wäre, Nachwuchssportler ihre Idole und ihre heile Welt zu belassen, damit sie nicht den Spaß am Sport verlieren, als die Sportler bei Verdacht auf Doping oder denselbem konsequent zu verfolgen. Für mich ist das die schlimmste aller Vorstellungen, weil wohin führt das am Ende, wir vermitteln eine Scheinwahrheit. Spätestens, wenn diese Nachwuchssportler dann in gutem Glauben mit der Realität konfrontiert werden, weil ihr Talent und ihr Fleiß nicht ausreicht, um mit den gedopten Konkurrenten mitzuhalten, wofür sorgen wir dann ?? Nicht nur, das die Gefahr besteht, dass Menschen dann viel schlimmer leiden als wenn wir ihnen die unbequeme Wahrheit früher deutlich machen, nein, wir gefährden sie aktiv, indem wir sie dazu verführen, mitzumachen und es nachzumachen, weil wir das System schützen.

UNd wenn es im ganzen Profi-Radsport nur einen Fahrer gibt, der keine Mittelchen einwirft, dann hat dieser es as meiner Sicht verdient, dass wir, die Fans, die Öffentlichkeit, die Medien, die Funktionäre und die Dopingfahnder dafür kämpfen, dass er eine faire Chance hat. Gleiches gilt für alle sauberen Amateure, die keine Chance auf einen Profivertrag haben, weil dort andere ihnen die Plätze auf unsauberem Weg wegnehmen. Wir haben dafür zu kämpfen, dass junge Menschen, Nachwuchssportler faire Chancen haben, ohne gesundheitliche Risiken eingehen zu müssen, ohne Folgeschäden befürchten zu müssen, wir sind in der Pflicht, dass wir Kindern nicht den Spaß am Sport nehmen, indem wir sie krank machen. Gleiches gilt für alle anderen Sportarten.

Vielleicht bin ich da familiär vorbelastet, meine Lebensgefährtin und ihre Schwester waren beide Mitte bis Ende der 80er an der Sportschule in Oberhof im Langlaufkader, beide haben die Spartakiade der DDR gewonnen, die Schwester meiner Lebensgefährtin lief auf einem Level wie Kati Wilhelm, die im gleichen Jahrgang war. Bei meiner Lebensgefährtin war die Karriere zuende, nachdem man feststellte, dass sie wohl doch 2 Zentimeter zu klein bleiben würde, ihre Knie leiden noch heute unter Folgeschäden der damaligen sportmedizinischen Betreuung. Ihre Schwester hat es schlimmer erwischt, bei ihr führten die kleinen, bunten Pillen, die es eben zu fast jeder Mahlzeit gab, zu Schäden in den Gelenken und den Knochen, so dass sie mit 18 keinen Leistungssport mehr betreiben konnte und auch psychisch erheblich lange darunter zu leiden hatte. Einzelfälle - mag sein ??? ICh glaube nicht daran, wieviele Talente verschwanden und verschwinden in der Versenkung ob dieser Methoden, und zwar überall auf der Welt, wieviele scheitern an dem psychischen Druck, mitmachen zu müssen ?? Wollen wir das wirklich ??

Zu guter Letzt noch ein paar Worte zum Umgang der Spanier mit der Operation Fuentes:

Ich gebe KUT auch hier recht, die Mentalität der Südländer, wie diese ihre Sportheroen verehren und vor allem auch, wie ihre Einstellung dazu ist, wie die Erfolge zustande kommen, unterscheidet sich diametral von der der Nord- oder Mitteleuropäer, zumindest gesellschaftlich gesehen, wobei, wenn ich die Ullefans mir anschaue, manchmal auch nicht so wirklich. Und offensichtlich haben sowohl die Sportverbände als auch der Staat eben kein Interesse, den Sport und die Stars "kaputt zu machen und infrage zu stellen". Auch die Italiener trotz CONI und scharfer Gesetze sind da sehr zwiespältig, besonders in der Art und Weise, wie die Öffentlichkeit/Gesellschaft/Medien mit dem Thema umgehen.

Bei den Spaniern bin ich mir sicher, dass sie ganz bewusst, nachdem sie festgestellt haben, welches Ausmaß diese Affäre wirklich hat und zwar nicht nur auf den Radsport, sondern auch auf andere Sportarten, kein Interesse haben, wirklich aufzuklären und zu verfolgen, der Schaden wäre wohl riesig. Und wie sagte Manzano dazu, er weiß, es wären auch Fussballer da gewesen, aber da würde er niemals Namen nennen, weil die Macht des Fussballs in Spanien noch viel größer wäre als die des Radsports. Ich gehe davon aus, dass sowohl bei den Fussballern, aber auch im Tennis, Handball, Basketball, Leichtathletik spanische Namen auftauchen würden und viele Erfolge in ein schmutziges Licht rücken, dies ist weder politisch noch von Sportsverbandsseite gewünscht. Also stellt man sich quer.

Dabei wäre es ein leichtes gewesen, die Namen alle in Erfahrung zu bringen und die Sache aufzuklären. Die Sportverbände, das IOC und alle anderen hätten einfach verabschieden müssen, dass es Startberechtigungen, Lizenzen etc. nur gibt, wenn jeder Sportler eine Blutprobe abgibt und die DNA mit den Fuentes-Beuteln verglichen wird. Da dies für alle gegolten hätte, wäre auch keiner benachteiligt gewesen...

Wie gesagt, es war eine Frage des Wollens, weniger des Rechts...

PS
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Beitrag: # 6757955Beitrag PS
1.3.2009 - 11:02

Ich würde auch gerne meinen Kommentar zu Schumacher gestern Abend abgeben. Hier Frau Müller-Hohenstein zu unterstellen, dass sie Schumacher nicht ausreden hat lassen etc. finde ich nicht gerecht fertigt. Schumacher hat immer dazwischen geredet und hat die wenigsten Frage vernüpftig beantwortet. Immer ausreden, immer das wiederholt, was er gesagt hat und dass sie am Ende abgebrochen hat, konnte ich voll verstehen. Denn es war so wie bei den meisten Diskussionen hier. Schumacher laberte immer das gleiche, aber seine Unschuld beweisen will er auch nciht. Ich fande das war eine indirektes Geständnis, dieser Auftritt. Er sucht de Fehler bei der AFLD. Er verscuht irgendwie ihnen einen Verfahrensfehler zu unterstellen damit er nciht gesperrt wird. Er will gar nciht seine Unschuld bewiesen haben, nichtmal mit Hilfe der Medien (die bestimmt sehr genau zusehen werden) und anderer. Nein er will vertuschen, nciht seine angebliche Unschuld vertuschen. Ich fand diesen Auftritt schon einen dreiste Frechheit.
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EyTschej
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Beitrag: # 6757957Beitrag EyTschej
1.3.2009 - 11:20

Also Müller-Hohenstein hat nicht DAS-Niveau, das war schon immer so. Schade, dass man beim ZDF die Frauenquote durchquetschen will ...

Aber davon abgesehen ... Schumacher sollte Schwimmer werden. Zumindest gestern ist er ziemlich viel geschwommen. Er schien sehr schlecht vorbereitet, weil er irgendwie ziemlich inhaltslos herumstammelte und einfach keine klaren Argumente formulieren konnte. Aber gut, er hat ja auch keine. Und ob seine A-Probe noch etwas durch die Weltgeschichte reist, ist ja eigentlich auch egal für das Ergebnis. Das CERA hätte bestenfalls aus dem Blut verschwinden, nicht aber auftauchen können. Nein, Herr Schumacher ... das CERA befand sich schon bei Abgabe der Probe im Blut. Wie kam es da denn rein?!? :roll:

Schade ist nur, dass Schumacher natürlich bei weitem nicht der einzige Profi ist, der 2008 noch gedopt gefahren ist. Die Trefferquote der Dopingfahnder ist immer noch viel zu niedrig. Aber an der Stelle hatte Schumacher sogar ein interessantes Argument: die Anti-Doping-Leute scheinen sehr gut an der ganzen Geschichte zu verdienen. Das darf nicht übersehen werden. Daher wird auch die Trefferquote immer eher gering bleiben. Denn die Show muss ja weitergehen. Wenn man zu viele aus dem Verkehr zieht, dann wird der Laden dicht gemacht und man kann mit dieser Sportart kein Geld mehr verdienen. Und vor allem der Profi-Radsport ist ja schon fast Arbeitgeber Nummer 1 für die Anti-Doping-Industrie.

RotRigo
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Beitrag: # 6758081Beitrag RotRigo
2.3.2009 - 1:10

Ich habe nichts von dem gelesen, was hier heute gepostet wurde - keine Zeit gehabt. Aber ich habe mir eben in der ZDF-Mediathek (tolle Sache!) die Aufzeichnung vom Schumacher-Auftritt von gestern angeschaut.

Mir fallen drei Dinge auf:

1. Stefan Schumacher hat sich eine tolle Geschichte zurecht gelegt - beziehungsweise zurecht legen lassen.

2. Das folgende Statement von Schumi bringt eine völlig neue Sichtweise in die ganze Doping-Problematik. Bravo! Sowas ähnliches ist mir auch schon das eine oder andere mal in den Kopf gekommen, wenn ich über Institutionen wie die WADA und ähnliches nachgedacht habe:
Stefan Schumacher hat geschrieben:"Von uns wird Transparenz verlangt. Das verlangt man seit Jahren von uns Rennfahrern. Das Anti-Doping-Geschäft ist auch genau so ein Business, wie der Radsport. Man kann heutzutage wahrscheinlich mit Anti-Doping-Kampf mehr Geld verdienen, wie mit dem Radsport selber. Das heißt es sind Menschen, die Karriere machen. Es sind Menschen, die Geld verdienen wollen. Es ist ein Markt, der sich im Moment überschlägt. Warum wird das nicht hinterfragt?"
Fazit: Er hat sich gut präsentiert, wirkte sehr redegewandt und hat bei mir Sympathie-Punkte zurück gewonnen, weil er intelligent genug ist um die Anweisungen seines Anwalts richtig umzusetzen. Ich kann verstehen, dass er seine Haut retten will und er stellt sich dabei gar nicht mal so dumm an. Er will nicht für etwas bestraft werden, was tausend andere Profi-Sportler und viele seiner direkten Konkurrenten ebenfalls tun. Aber um die Strafe abzuwenden muss er lügen - so einfach ist das.
Jeder weiß, dass er mit 99%iger Wahrscheinlichkeit CERA genommen hat. Aber wenn er einen Verfahrensfehler gefunden hat, dann ist es absolut korrekt, dass er die Entscheidung anfechtet.
Ich bin sein größter Fan, wenn er in zehn, zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren ein Buch schreibt und darin alles zugibt - und sein Verhalten in dieser (heutigen) schweren Zeit genauestens erklärt und begründet.


Ich denke in solchen Situationen immer an den Otto-Normal-Bürger. All diejenigen, die sich in der Disko irgendwelche Pillen einschmeißen um länger feiern zu können, diejenigen, die Schlaftabletten nehmen um Abends besser einschlafen zu können, diejenigen, die Alkohol trinken, um in Stimmung zu kommen oder einfach traurige Gedanken zu verdrängen. Ich denke an die, die bei einer Polizei-Kontrolle angehalten werden und zurecht einen erhöhten Promille-Wert nachgewiesen bekommen. Wenn einer von ihnen bemerken würde, dass das Messgerät nicht richtig funktioniert, was würde er wohl tun? Einfach so den Führerschein abgeben, oder Einspruch einlegen? ;)

Besonders freue ich mich, wenn ich mir in der Uni (oder auch damals in der Schule) anhöre, dass sich einige Kollegen manche Sportarten gar nicht mehr anschauen, weil da "doch eh alle bescheißen" - bei den Prüfungen sind es meist dieselben Personen, die ihre Lösungen von Spickzetteln abschreiben. Theorien werden bestätigt: Bigotterie ist großartig!

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bennetlol
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Beitrag: # 6758188Beitrag bennetlol
3.3.2009 - 16:15

http://www.youtube.com/watch?v=JDU4MriuSQ4

Hier nochmal der eher misratene Auftritt von Schumacher.
Das hätte er leiber sein lassen sollen.

Fus87
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Beitrag: # 6758211Beitrag Fus87
3.3.2009 - 21:03

Nachdem ich Schumachers Auftritt jetzt auch gesehen habe, stimme ich RotRigo zu: Er hat sich gut verkauft.
Ebenso hat Wilhelm Schänzer versucht, die rechtlichen Grundlagen der Tests zu erläutern. Er war meiner Meinung nach noch der ehrlichste der drei "Hauptdarsteller", teilweise musste er gar Schumacher Recht geben (was ihm nicht leicht fiel).

Aber warum halten die sich alle so sehr an der A-Probe fest? Es ist doch seit einiger Zeit bereits so, dass auch andere Beweise eine Sperre rechtfertigen können - der positive Test wäre dann halt keine A-Probe, sondern ein "anderer Beweis".
Und dass Schumacher sich an möglichen Verfahrensfehlern aus dem Sumpf ziehen will (wenn es stimmt, dass seine Proben mit Namen und bei Plusgraden von Paris nach Lausanne und zurück gefahren wurden, ist das ein Verfahrensfehler), ist verständlich.

Letztlich ist all das aber nur Theater: Schumacher wird wohl kaum bei einem höherklassigen Team einen Vertrag bekommen, selbst wenn seine Sperre aufgehoben werden sollte; das wird sie aber nicht, dafür sind AFLD und UCI zu sehr darauf bedacht, ihn vom Radsport fernzuhalten. Niemand hat sich in diesem Fall mit Ruhm bekleckert.
Aber in meinen Augen ist Schumacher unten durch: Nicht (nur) wegen des Dopingvergehens, sondern vor allem wegen seiner Uneinsichtigkeit (oder wie man das nun nennen möchte). Landis' Dopingfall war ähnlich: Sein Vergehen war eher harmlos, fast dämlich (Testosteronpflaster vergessen...), aber sein Don-Quijote-artiger Kampf gegen die Sperre war stillos. Und es hat ihm im Nachhinein ja auch nichts gebracht, kürzer wurde seine Sperre dadurch nicht.
Wenn Schumacher schnell wieder Radsport betreiben möchte, ist seine Vorgehensweise nicht die beste, wie man bei Landis sehen konnte. Will er seine "Unschuld" beweisen? Das ist kaum mehr möglich, wer würde ihm noch glauben?
Er will, wie PS gesagt hat, die Sache vertuschen.

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Grabba
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Beitrag: # 6758212Beitrag Grabba
3.3.2009 - 21:17

Will er seine "Unschuld" beweisen? Das ist kaum mehr möglich, wer würde ihm noch glauben?
Er will, wie PS gesagt hat, die Sache vertuschen.
Das ist falsch. Es gilt noch immer die Unschuldsvermutung. Also ist nicht er in der Pflicht, seine Unschuld zu beweisen, sondern die anderen sind in der Pflicht, ihm seine Schuld nachzuweisen. Und wenn sie dabei Fehler machen, dann haben sie ihm nichts bewiesen. So liegt die Sache.

Es geht hier nach wie vor nicht um Schuld oder Unschuld. Darum ging es noch nie, und darum geht es doch auch allgemein bei der Rechtssprechung nicht. Es geht nur darum, ob Schuld nachgewiesen werden kann oder nicht. Irgendwie schuldig sind sicherlich über 90% aller Profis. Nachgewiesen werden kann es aber nur wenigen. Dass niemand sich etwas nachweisen lassen will ist doch klar.

Und wieso verdammt kann ich mich nicht aus diesem Thread hier raushalten? :lol:

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Time2Play
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Beitrag: # 6758217Beitrag Time2Play
3.3.2009 - 21:47

Das mag zwar richtig sein Grabba, aber hat man als Sportler nicht auch ein wenig Stolz?
Mehrere Profis werden positiv auf Cera getestet, alle gestehen, bis auf einen, der in seiner Verzweiflung erwiesene Tests anzweifelt und Verschwörungstheorien aufstellt.

Ich find es unglaublich, wie er da stehen und sagen kann, dass er unschuldig ist, sorry aber das hat nix mehr mit "aus dem Sumpf ziehen" zu tun, er wird seine Strafe bekommen, aber das was er grade macht, ist genau das gleiche was Ullrich gemacht hat.
Wenn man dopt und erwischt wird, dann sollte man auch Manns genug sein, um es zuzugeben.
Wenn Kohl in 2 Jahren wieder zurückkehrt und wieder von vorne anfängt, hab ich keine Probleme damit, Schumacher hingegen werd ich hoffentlich nie wieder auf dem Rad sehen.

Und dieses Argument "alle dopen doch, also warum sollte er dafür bestraft werden" hinkt auch ganz gewaltig, wenn man etwas Verbotenes tut und erwischt wird, dann muss man nun einmal die Konsequenzen dafür tragen, egal wie viele andere es auch machen.
Man geht nunmal ein Risiko ein, wenn man dopt, dessen war sich Schumacher auch mit Sicherheit bewusst.
Er hatte Pech und wurde erwischt, jetzt muss er aber auch dazu stehen, alles andere ist meiner Meinung nach feige.
Bei mir hat er durch sein Verhalten nach der positiven Probe jegliche Sympathien verspielt, ich verstehe nicht wieso dass hier soviele gutheißen, aber das ist auch nur meine persönliche Meinung.
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PS
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Beitrag: # 6758220Beitrag PS
4.3.2009 - 8:31

Wieso gilt hier noch die Unschuldsvermutung? Bei einem wie Armstrong oder Contador stimme ich da zu, aber wir haben einen positiven Test von Schumacher. Demnach muss er doch seine Unschuld beweise und das will er gar nicht (B-Probe).
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RotRigo
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Beitrag: # 6758226Beitrag RotRigo
4.3.2009 - 11:42

Time2Play hat geschrieben:Wenn man dopt und erwischt wird, dann sollte man auch Manns genug sein, um es zuzugeben.
Darauf antworte ich mit dem, was weiter oben stand:
RotRigo hat geschrieben:Ich denke an die, die bei einer Polizei-Kontrolle angehalten werden und zurecht einen erhöhten Promille-Wert nachgewiesen bekommen. Wenn einer von ihnen bemerken würde, dass das Messgerät nicht richtig funktioniert, was würde er wohl tun? Einfach so den Führerschein abgeben, oder Einspruch einlegen? ;)
Ich finde die ganze Diskussion heuchlerisch. Euch geht es jetzt nur noch darum, dass derjenige, der "erwischt" wird, es zugeben sollte. Die anderen sind scheinbar egal. Das Thema ist also nicht mehr der saubere Sport, sondern lediglich, dass diejenigen, die die Weste des Sports durch positive Tests beschmutzt haben, möglichst schnell von der Bildfläche verschwinden sollen - damit ihr euch euren Sport in Ruhe anschauen könnt, ohne ständig wieder an Dopingfälle erinnert zu werden. Heuchlerisch!

Wenn ihr wenigstens versuchen würdet, das Problem zu verstehen: Schumacher sieht es nicht ein, sich dem Urteil zu beugen, weil er sich ungerecht behandelt fühlt. Das ist in meinen Augen völlig in Ordnung. Denn er weiß, dass bei den Tour-Zeitfahren die Personen hinter ihm genau so dicht waren, wie er. Er kämpft für seine Chance und findet einen Verfahrensfehler. Somit hat er recht - wenn der Fehler denn tatsächlich vorliegt.
Die Art und Weise, wie er sich teilweise ausdrückt und dass er beispielsweise sagt, er habe nie gedopt und so weiter, die gefällt auch ihm sicher nicht. Aber anders kann der Kampf nun mal nicht geführt werden. Er muss alles leugnen, wenn er eine Chance haben will. Versteht das denn keiner?!

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Time2Play
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Beitrag: # 6758228Beitrag Time2Play
4.3.2009 - 12:13

Darum geht es aber nicht Rot.
Mir ist es egal, ob er von der Bildfläche verschwindet oder nicht, das tut er warscheinlich sowieso, auch wenn er es leugnet.
Es geht einfach um sein Verhalten nach dem positiven Test.
Es ist mir ehrlich gesagt völlig egal wer dopt und wer nicht dopt, wenn aber jemand dopt, dann geht er auch das Risiko ein erwischt zu werden.
Wenn er schließlich erwischt wird, dann sollte er auch wenigstenst soviel Ehre besitzen, um es zuzugeben.
Ich denke an die, die bei einer Polizei-Kontrolle angehalten werden und zurecht einen erhöhten Promille-Wert nachgewiesen bekommen. Wenn einer von ihnen bemerken würde, dass das Messgerät nicht richtig funktioniert, was würde er wohl tun? Einfach so den Führerschein abgeben, oder Einspruch einlegen?
Wenn 3 Leute erwischt werden, die beiden anderen es zugeben und ich dann anfange den Alkoholtest anzuzweifeln und zu behaupten sie hätten mir den Alkohol nach der Blutprobe erst hinein getan, weil bei der Abgabe noch nix drinne war, dann wird das ganze lächerlich.

Du kannst einen Betrug nicht dadurch rechtfertigen, dass alle anderen es genauso machen, das funktioniert nicht!
Jeder ist für sein Handeln verantwortlich, also soll ers zugeben, seine 2 Jahre Sperre absitzen und gut is.
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Stephen Roche
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Beitrag: # 6758229Beitrag Stephen Roche
4.3.2009 - 12:26

Warum sollte ein Sportprofi mehr Integrität, Anstand, Stil, Demut ... nennt es, wie Ihr wollt ... haben, als der durchschnittliche Nicht-Sportprofi?

Und bedenkt: Leistungsport hat ein Verfallsdatum. Zwei Jahre sind da eine Menge Zeit.
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Beitrag: # 6758230Beitrag Time2Play
4.3.2009 - 12:32

Weil Sportler durch ihre Medienpräzens eine Art Vorbbildfunktion erfüllen sollten.

Das lächerlichste an dem Auftritt war aber das Argument (kann man das überhaupt so bezeichnen?) was seiner Meinung nach gegen die Öffnung der B-Probe spricht.
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Klaus und Tony
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Beitrag: # 6758233Beitrag Klaus und Tony
4.3.2009 - 12:42

Time2Play hat geschrieben:Weil Sportler durch ihre Medienpräzens eine Art Vorbbildfunktion erfüllen sollten.
Yep, genau wie Richterin Salesch und Uri Geller.

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Stephen Roche
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Beitrag: # 6758234Beitrag Stephen Roche
4.3.2009 - 12:45

"sollten"

Maßgeblich ist doch aber, ob sie diese Vorbildfunktion erfüllen können. Ich glaube das nicht. Das setzt m.E. mehr voraus als sportlichen Erfolg.

Das Integritätsargument greift immer nur dort, wo die Sportler von anderen zu Vorbildern stilisert werden. Dann muss auch der Anschein erweckt werden, dass sie moralisch integer sind.
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RotRigo
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Beitrag: # 6758242Beitrag RotRigo
4.3.2009 - 14:39

Time2Play hat geschrieben:Wenn 3 Leute erwischt werden, die beiden anderen es zugeben und ich dann anfange den Alkoholtest anzuzweifeln und zu behaupten sie hätten mir den Alkohol nach der Blutprobe erst hinein getan, weil bei der Abgabe noch nix drinne war, dann wird das ganze lächerlich.
Seit wann werden bei Alkoholkontrollen drei Leute gleichzeitig kontrolliert? Desweiteren hast du nicht verstanden worum es bei dem Beispiel geht: Es geht darum, dass Sportler eben auch nur Menschen sind.

Time2Play hat geschrieben:Das lächerlichste an dem Auftritt war aber das Argument (kann man das überhaupt so bezeichnen?) was seiner Meinung nach gegen die Öffnung der B-Probe spricht.
Wieso? Was ist daran lächerlich? Wenn es um meine Zukunft geht, dann möchte ich eine Entscheidung auch nicht immer unbedingt binnen drei, vier Tagen fällen - vor allem nicht, wenn ich nicht weiß, was die Entscheidung für Konsequenzen haben könnte (Stichwort: B-Probe unter Umständen genau so falsch gelagert wie A-Probe).

Time2Play hat geschrieben:Weil Sportler durch ihre Medienpräzens eine Art Vorbbildfunktion erfüllen sollten.
Sollten sie das? Wer hat ihnen diese Aufgabe aufgebürdet? Haben sie jemals unterschrieben, dass sie "Vorbild" sein wollen? (Abgesehen davon: "Medienpräsenz" heíßt das Wort.)

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Beitrag: # 6758246Beitrag Time2Play
4.3.2009 - 15:18

RotRigo hat geschrieben: Seit wann werden bei Alkoholkontrollen drei Leute gleichzeitig kontrolliert? Desweiteren hast du nicht verstanden worum es bei dem Beispiel geht: Es geht darum, dass Sportler eben auch nur Menschen sind.
Er war nicht der einzige Fahrer der positiv auf Cera getestet wurde, deswegen die 3 Leute.
Wie willst du feststellen, dass das Gerät nicht richtig funktioniert?
Der Polizist sagt dir, dass du einen erhöhten Promillewert hast, du weißt dass du getrunken hast und musst ihm daher leider Recht geben.
Ich kenne keinen, der dann anfängt das Verfahren anzuzweifeln und Fehler beim Gerät zu suchen, wenn er ganz genau weiß, dass er getrunken hat.

Bei Schumacher sieht es so aus, als hätte er keine Ahnung, was jetzt so richtig falsch gelaufen ist, sein Anwalt ist bestimmt eifrig am Paragraphen durchforsten, um irgendetwas zu finden.
Bisher hab ich aber nix Konkretes gehört, nur den Vorwurf, dass es zu warm gelagert wurde, aber wie gesagt, dafür gibt es bisher auch keine Beweise, ich wüsste gerne woher Schumacher das weiß.
Wieso? Was ist daran lächerlich? Wenn es um meine Zukunft geht, dann möchte ich eine Entscheidung auch nicht immer unbedingt binnen drei, vier Tagen fällen - vor allem nicht, wenn ich nicht weiß, was die Entscheidung für Konsequenzen haben könnte (Stichwort: B-Probe unter Umständen genau so falsch gelagert wie A-Probe).
Genau, Cera taucht durch falsche Lagerung plötzlich im Blut auf, theoretisch müsste unser Körper ja voller Cera sein, bei der Temperatur!! 8O

Sprechen wir hier von 3-4 Tagen oder von einem halben Jahr?
So langsam könnte er doch mal wissen, ob er es will oder nicht.
Sollten sie das? Wer hat ihnen diese Aufgabe aufgebürdet? Haben sie jemals unterschrieben, dass sie "Vorbild" sein wollen?
Sie müssen gar nix, es ist meiner Meinung nach eher eine Frage der Moral, ob man ein gutes Vorbbild sein möchte oder nicht.
Schumacher hat sich dagegen entschieden und versucht seine eigene Haut zu retten.
(Abgesehen davon: "Medienpräsenz" heíßt das Wort.)
Dessen bin ich mir bewusst, aber danke, dass du mich auf den Fehler hingewiesen hast.
<b>Sattlerei Ski-Challenge Gesamtweltcupsieger und Weltmeister 2008/2009</b>

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