Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt /15.2.07

FIKTIVE Radsport-Geschichten von Usern, die sich für schreibtalentiert halten

Moderator: Grabba

udo_bölts
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Beitrag: # 330958Beitrag udo_bölts
13.2.2006 - 12:02

@ Black Mamba: Vielen Dank für dein Lob. Tut mir echt leid, dass du wegen mir so wenig Schlaf hattewst :P

7. Juli 2005

2. Etappe Trofeo Joaquim Agostinho

Heute stand die zweite Etappe hier in Portugal auf dem Programm. Vom Wetter her hatte sich im Vergleich zu gestern nur wenig geändert - tropische Hitze und Regenfälle - einfach brutal.
Das Profil war heute jedoch schon etwas anspruchsvoller, zwar noch keine Bergetappe, aber ein paar schöne Hügel waren da schon dabei.

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Für das wellige Terrain, dass vor allem in der Schlussphase ideal zum attackieren war, hatten sich Stefan und ich viel vorgenommen. Für die Fluchtgruppen war heute unser drittbester Hügelfahrer, Laurens, vorgesehen.
Nachdem das Rennen recht langsam begann und wir die ersten 40 Kilometer nur Bummeltempo fuhren, ging es dann richtig zur Sache. Es folgte Attacke um Attacke, bis dann endlich eine 8köpfige Spitzengruppe wegkam.

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Das war eigentlich eine ganz gute Situation. Meine Stimmungslage änderte sich allerdings, als ich auf einmal rechts neben mir Laurens sah. Er sollte doch eigentlich in der Ausreißergruppe sein!! Wie ich aber von ihm erfuhr hatte er kurz zuvor Defekt gehabt. Da hatte die Teamkommunikation aber mal überhaupt nicht funktioniert.
Nach diesen Worten versuchte Laurens dann noch auf eigene Faust zur Spitzengruppe vorzufahren.

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Das Hauptfeld konnte er locker hinter sich lassen, aber die 8 Ausreißer waren bereits eine Minute vor ihm. Ob er das als Solist wettmachen könnte?

Laurens kämpfte wie ein Löwe, aber es gelang ihm einfach nicht zur Spitze aufzuschließen. Total verausgabt kehrte Laurens 60 Kilometer vor dem Ziel wieder ins Hauptfeld zurück.
Die 8 Ausreißer hatten zu diesem Zeitpunkt noch 6 Minuten Vorsprung. Ein Zusammenschluss war also noch immer machbar. Das dachte ich auch 30 Kilometer vor dem Ziel, als wir im Feld den Abstand auf 3`30 reduziert hatten.
Aber irgendwas lief auf den letzten Kilometern im Feld total schief, denn die Ausreißer kamen einfach nicht näher. 10 Kilometer vor dem Ziel waren es 4 Minuten. Damit war die Etappe definitiv gelaufen.
Den Etappensieg sicherte sich Mori von Saunier Duval vor Markotegui von Euskaltel und Laguna von Relax.

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Wir im Hauptfeld kamen mit 3`30 Rückstand ins Ziel.
Das war heute erneut nicht unser Tag gewesen. Ich denke, er fällt heute in die Rubrik ,,Pleiten, Pech, Pannen, Mißverständnisse und unerklärliche Ereignisse". Aber solche Tage gibt es einfach.
Noch ist die Rundfahrt für uns aber nicht gelaufen, denn es kommen noch eine Bergetappe und ein Einzelzeitfahren wo man noch viel Zeit gutmachen kann.

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2. Etappe Trofeo Joaquim Agostinho

1. Mori (SDV)
2. Markotegui (Eus)
3. Laguna (Rel)

Gesamt:

1. Mori (SDV)
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udo_bölts
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Beitrag: # 331150Beitrag udo_bölts
13.2.2006 - 22:13

8. Juli 2005

3. Etappe Trofeo Joaquim Agostinho

Heute stand die dritte und mit Abstand schwerste Etappe bei der 5tägigen Rundfahrt in Portugal auf dem Programm.
Gerade der letzte Anstieg des Tages hatte es laut Profil mächtig in sich. Schon heute früh war mir klar, dass es heute große Zeitabstände geben könnte.

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Zum Glück war heute das Wetter auf unserer Seite, denn schlechtes Wetter wäre gerade auf den Abfahrten sehr gefährlich geworden. Aber es schien heute die Sonne.

Schon von Beginn an ging es heute mächtig zur Sache. Gleich in der ersten Ausreißergruppe des Tages war auch Laurens, einer meiner Teamkollegen vertreten. Gemeinsam mit Ryan Cox von Barloworld konnte er sich vom Feld absetzen.

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Als Duo hatten die beiden gegen das Hauptfeld natürlich nur geringe Chancen, aber ein Versuch war es allemal wert.

Nach 50 gefahren Kilometern lagen Laurens und sein Partner gut 4 Minuten vor dem von Saunier Duval angeführten Feld. Gerade in der ersten Steigung des Tages machte Saunier Duval für den Gesamtführenden Mori mächtig Tempo. Das Feld war ganz schön in die Länge gezogen.

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Das hohe Tempo von Saunier Duval hatte auch zur Folge, dass der Rückstand zu den Ausreißern auf knapp 3 Minuten zurückging. Mit dieser Situation schienen die Spanier zunächst einmal zufrieden zu sein, denn sie nahmen gut 50 Kilometer vor dem Ziel erst einmal an Tempo raus.

Diesen Moment nutzten einige Fahrer im Feld, attackierten und schlossen kurze Zeit später zu Laurens und seinem Fluchtgefährten auf.

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Diese neue Situation schien dem Saunier Duval Team wiederum nicht mehr zu gefallen und so fuhr das Team die Lücke zu den Ausreißern bis kurz nach der zweiten Bergwertung des Tages wieder zu. Das war schon beeindruckend.
Somit ging das Rennen am letzten und schwersten Anstieg des Tages wieder von vorne los.
5 Kilometer vor der Bergwertung gingen die Attacken erneut los. So bildete sich eine gut 10 Fahrer starke Spitzengruppe. Leider war niemand von unserem Team dabei.

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Ich wäre natürlich gerne in der Gruppe dabei gewesen, aber ich war schon vor der Attacke im roten Bereich und konnte eine weitere Tempoverschärfung nicht mehr mitgehen.
Bis zur Bergwertung konnten die Spitzenreiter fast 90 Sekunden auf das noch verbliebene Hauptfeld herausfahren. Damit war klar, dass der Etappensieger aus der Spitzengruppe kommen würde.
Auf den letzten Kilometern teilte sich die Spitzengruppe noch einmal und so kamen 3 Fahrer gemeinsam auf die Zielgerade.

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Am Ende hatte der Spanier Llorente vom ehemaligen Kelme Team die Nase vorn und gewann die Etappe vor Vaugrenard (FDJ) und Salmon (Agr). Wir im Hauptfeld kamen mit fast 2`30 Rückstand ins Ziel. Ich konnte als bester unseres Teams Rang 18 belegen.

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In der Gesamtwertung blieb übrigens Mori in Führung. Ich liege momentan auf Rang 19. Allerdings beträgt mein Rückstand schon über 4 Minuten.
Auf die morgige Etappe bin ich mal sehr gespannt. Sie ist nicht mal 100 Kilometer lang und topfeben. Das wird sicher eine lustige Fahrt. Kaum ist man auf der Strecke, schon ist man wieder im Ziel.

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3. Etappe Trofeo Joaquim Agostinho:

1. Llorente (CV)
2. Vaugrenard (FDJ)
3. Salmon (Agr)
4. Albizu (Eus) +31
5. Guerra (Rel) +45
...
18. Adamietz (SHM) +2`23

Gesamt:

1. Mori (SDV)
2. Laguna (Rel) +1`09
3. Llorente (CV) +1`20
...
19. Adamietz (SHM) +4`03
...
30. Bos (SHM)
...
32. Schumacher (SHM)
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udo_bölts
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Beitrag: # 331178Beitrag udo_bölts
14.2.2006 - 10:56

9. Juli 2005

4. Etappe Trofeo Joaquim Agostinho

Heute wartete eine ungewöhnliche Etappe auf uns. Man fühlte sich eher wie beim Kirmesrennen als wie bei einer UCI Rundfahrt. Wir mussten nur 96 Kilometer absolvieren und der Rundkurs war absolut tellerflach.

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Unsere taktische Auslegung war recht einfach: Marco und Laurens sollten bei den Fluchtgruppen mitgehen, während der Rest des Teams Julien und Rik im Massensprint unterstützen sollte.

Direkt nach dem offiziellen Start gingen auch schon die Attacken. Marco hatte unseren Plan sehr gut umgesetzt, denn er war Teil einer 6köpfigen Spitzengruppe.

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Im Feld reagierte zunächst niemand, da die Gruppe für die Gesamtwertung ungefährlich war. So wuchs der Vorsprung der Ausreißer 80 Kilometer vor dem Ziel auf 2 Minuten an.
Marcos Gruppe schien gut zu harmonieren,denn bei Halbzeit hatten sie sich schon 5 Minuten an Vorsprung herausgefahren. 35 Kilometer vor dem Ziel waren es noch immer über 4 Minuten. So langsam konnte sich die Ausreißergruppe ein paar Gedanken über den Etappensieg machen.

Auf den letzten 30 Kilometern wurde nun aber im Feld das Tempo mächtig erhöht und in der Ausreißergruppe schien auch keine Einigkeit mehr zu herrschen. So war der Fluchtversuch dann doch recht schnell, 12 Kilometer vor dem Ziel beendet. Schade für Marco.

Jetzt sollte es aber doch wie erwartet zum Massensprint kommen. Heute setzten wir auf die Karte Rik Reinerink. Ab 3 Kilometer vor dem Ziel bauten wir einen Zug auf. Erst fuhr Marco an, dann ich, danach Stefan und auf den letzten Metern bekam Rik Unterstützung von Julien. Als dieser ausscherte war Rik gut 300 Meter vor dem Ziel auf sich alleine gestellt...

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Rik war in guter Position, nur noch ein Fahrer war vor ihm. Aber auf einmal kam von hinten Mikhailov von Discovery vorbeigeschossen und sicherte sich den Tagessieg. Für Rik blieb leider nur der 3. Rang.

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Rik ist sicherlich gut gefahren, aber ihm fehlte heute einfach der richtige Punch im Finale. Schade, da wäre heute mehr drin gewesen. Julien wurde übrigens noch 6. und ich kam auf Rang 14. In der Gesamtwertung änderte sich nichts. Dort führt immer noch Mori und ich liege mit über 4 Minuten Rückstand auf Rang 21. Mal sehen, was morgen beim abschließenden Einzelzeitfahren noch so möglich ist.
Das Gute an der kurzen Etappe war, dass wir früh im Hotel waren und die letzten Kilometer der ersten Tour de France Bergetappe anschauen konnten. Dort sahen wir aber leider nichts Gutes aus deutscher Sicht. Armstrong gewann die Etappe souverän vor Valverde. Für unseren Ulle lief es gar nicht gut. Er verlor über 2 Minuten. Damit muss er jetzt sogar um seinen Podiumsplatz fürchten.

___________

4. Etappe Trofeo Joaquim Agostinho

1. Mikhailov(DSC)
2. Moreno (Rel)
3. Reinerink (SHM)
...
6. Smink (SHM)
...
14. Adamietz (SHM)

Gesamtwertung:

1. Mori (SDV)
2. Laguna (Rel) +1`09
3. Llorente (CV) +1`20
...
21. Adamietz (SHM) +4`03
..
23. Smink (SHM) gl. Zeit
...
25. Schumacher (SHM) gl. Zeit
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udo_bölts
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Beitrag: # 331441Beitrag udo_bölts
15.2.2006 - 13:09

10. Juli 2005

5. Etappe Trofep Joaquim Agostinho

Als ich heute früh aus dem Fenster schaute, traute ich kaum meinen Augen. Draußen war ein absolutes Sauwetter, wobei das eigentlich noch untertrieben ist, es war eher ein Unwetter.
Trotz allem bestand der Veranstalter der Rundfahrt darauf, das 19 Kilometer lange Abschlusszeitfahren durchzuführen.

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Zum Glück ging es für uns heute um nichts mehr und so beschlossen wir in der Teamsitzung heute nicht voll zu fahren um sicher ins Ziel zu kommen.

Aufgrund des brutalen Wetters gab es heute auch keine TV-Bilder. Ich kann aber sagen, dass Jan Hruska das Einzelzeitfahren knapp vor Camano und Vaugrenard gewonnen hat. Durch seinen 3. Rang konnte Vaugrenard sogar noch die Rundfahrt gewinnen.
Mein Lauf war heute eigentlich recht ordentlich. Wenn man bedenkt, dass ich nicht voll gefahren bin und am Ende trotzdem auf Rang 16 landete, kann ich damit eigentlich recht zufrieden sein. Das lässt für meine nächste Rundfahrt, die Sachsen Rundfahrt, hoffen.

Übrigens hat mein Team Wildcards für die Eneco Tour, die HEW Cyclassics und die Deutschland Tour bekommen. Dort können wir uns mal wieder bei großen Rennen präsentieren.

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5. Etappe Trofeo Joaquim Agostinho

1. Hruska (LSW)
2. Camano (Eus) +1
3. Vaugrenard (FDJ) +3
...
16. Adamietz (SHM) +50
...
20. Voskamp (SHM) +57

Endstand:

1. Vaugrenard (FDJ)
2. Llorente (CV) +2
3. Mori (SDV) +31
4. Hruska (LSW) +54
5. Camano (Eus) +55
...
20. Adamietz (SHM) +3`22
...
25. Schumacher (SHM) +3`41
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udo_bölts
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Beitrag: # 331548Beitrag udo_bölts
15.2.2006 - 19:57

16. Juli 2005

Mittlerweile bin ich wieder zu Hause in Deutschland. Portugal war zwar eine schöne Erfahrung, aber klimatisch nicht so ganz meine Sache. Die letzten Tage habe ich vor allem zum Training genutzt. Meine Form ist zwar recht gut, aber für die anstehenden Aufgaben möchte ich meine Form noch einmal steigern. Gerade für die HEW Cyclassics und die Deutschland Tour habe ich mir viel vorgenommen.
Bei der Tour de France sind jetzt übrigens mittlerweile 14 von 21 Etappen absolviert. Dass Lance Armstrong führt ist nicht sonderlich überraschend. Schade nur, dass Ulle momentan nur auf Rang 4 liegt. Aber vielleicht schafft er wenigstens noch den Sprung aufs Podest. Die größte Überraschung der Rundfahrt befindet sich aber auf Rang 5: Laurent Brochard!!!!!!Damit hätte wohl niemand gerechnet. Der erlebt wohl seinen 12. Frühling. Ich bin mal gespannt ob er das durchhalten kann.
Mein nächstes Rennen wird übrigens die Sachsen Rundfahrt sein. Die ist diesmal aber überhaupt nicht ohne. Zum Einen gibt es eine Kopfsteinpflasteretappe, dann eine Bergankunft in über 1600 Meter Höhe und dann noch ein 55 Kilometer langes Einzelzeitfahren. Da fühlt man sich fast wie bei der Tour.
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Barnetta
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Beitrag: # 331577Beitrag Barnetta
15.2.2006 - 21:50

Sachsen Tour mit Bergen über 1600m?
In Tschechien im Riesengebirge oder wie?
Hat die Schneekoppe ne Passstraße bzw. eine Straße die wenigstens auf den Gipfel führt?

Aber egal, trotzdem weiterhin klasse AAR :D

udo_bölts
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Beitrag: # 331583Beitrag udo_bölts
15.2.2006 - 22:48

@Barnetta: Danke für das Lob. Tja, Cyanide hat es nicht anders gewollt. Sie wollten eben große Berge im Sachsenland

20. Juli 2005

1. Etappe Sachsen Rundfahrt

Endlich mal wieder ein Rennen in Deutschland. Die Rennen in Belgien und in den Niederlanden machen zwar auch Spaß, aber in der Heimat ist es doch ein ganz anderes Gefühl. Und obwohl momentan die Tour de France läuft, waren heute eine Menge Zuschauer an der Strecke.

Für die Sachsen Rundfahrt nominierte unser Teamchef neben mir noch Julien, Igor, Laurens, Alain, Stefan, Marco und Christian.

Die erste Etappe sollte es gleich mächtig in sich haben. Die 204 Kilometer sollten für die meisten Fahrer kein Problem gewesen sein, aber zwei tückische Kopfsteinpflasterpassagen hatten es doch in sich. Genau hiervor wahnte uns Piet Hoekstra und gab uns den Rat, die Pflasterpassagen von vorne zu fahren.

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Um Punkt 12 Uhr wurde das Rennen für die 91 Fahrer freigegeben. Trotz Tour de France war das Fahrerfeld sehr gut besetzt. So gingen zum Beispiel Markus Fothen oder Giuseppe Guerini an den Start. Ingsesamt waren sogar 9 ProTour Teams vertreten. Damit hatten wir also eine starke Konkurrenz.

Direkt nach dem Start bildete sich eine 5köpfige Spitzengruppe. Von unserem Team war zum Glück Marco vertreten, so dass zunächst einmal keine Arbeit von uns verlangt werden konnte.

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Überraschenderweise war kein Fahrer der deutschen Teams Gerolsteiner, T-Mobile oder Wiesenhof in der Spitzengruppe vertreten. Neben mir fuhr gerade ein Wiesenhoffahrer, der in regem Funkkontakt mit seinem sportlichen Leiter war. Da fielen einige böse Worte. Anscheinend sollte er bei der Fluchtgruppe mitgehen, was offensichtlich aber nicht geklappt hatte

Die Gruppe von Marco, der die erste Sprintwertung des Tages gewinnen konnte, harmonierte anscheinend recht gut. Nach 75 gefahrenen Kilometern hatte das Quintett einen Vorsprung von über 7 Minuten.

Auch wenn es noch ein weiter Weg bis ins Ziel war, wurde es nun langsam nervös im Feld, denn die beiden Kopfsteinpflasterpassagen sollten in Kürze bewältigt werden. Ich erinnerte mich noch an die Worte von Piet Hoekstra und orientierte mich recht weit nach vorne um einem möglichen Massensturz aus dem Weg zu gehen.

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Glücklicherweise lief auf den Pflasterpassagen alles rund und kein Fahrer kam zu Fall. Man konnte echt froh sein, dass heute gutes Wetter war.
Das Tempo im Feld war mittlerweile deutlich höher geworden. Folglich ging der Abstand zu den Ausreißern auch deutlich zurück. 50 Kilometer vor dem Ziel waren es noch 3`30 und 25 vor dem Ziel 1`10. Das Feld hatte mal wieder alles unter Kontrolle.
Über Funk hörte ich, dass es Marco noch einmal als Solist probierte um an den Etappensieg zu gelangen, doch auch mein Teamkollege wurde kurz nach seinen ehemaligen Fluchtgefährten eingeholt.

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Jetzt standen die Zeichen eindeutig auf Massensprint. Die Sprinterkonkurrenz war hier nicht so groß und wir hatten mit Igor und Julien zwei gute Sprinter am Start.
Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Unsere Taktik im Massensprint ging komplett daneben und so standen wir nach der Etappe fast mit leeren Händen da, denn Igor als unser bester Fahrer belegte am Ende nur Rang 5.
Den Etappensieg sicherte sich Eric Baumann von T-Mobile. Das war keine Überraschung. Anders war es hingegen bei den Plätzen 2 und 3. Dort landeten nämlich die Anti-Sprinter Bert Grabsch und Stephan Schreck. Nichts gegen Grabsch und Schreckus, aber das war schon irgendwie seltsam, dass die beiden im Sprint schneller waren als Igor und Julien.
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Vielleicht waren Igor und Julien heute aber auch einfach sehr sehr schlecht gewesen. Naja, noch haben wir hier vier weitere Tage um für gute Resultate zu sorgen. Aber immerhin liegt Marco in der Gesamtwertung hinter Baumann auf Rang 2.
Morgen wird es übrigens etwas hügeliger. Das sollte vor allem Stefan und mir zu Gute kommen.

____________

1. Etappe Sachsen Rundfahrt:

1. Baumann (TMO)
2. B. Grabsch (Pho)
3. Schreck (TMO)
...
5. Abakoumov (SHM)
...
7. Smink (SHM)
...
9. Bos (SHM)

Gesamt:

1. Baumann (TMO)
2. Bos (SHM) +6
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udo_bölts
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Beitrag: # 331690Beitrag udo_bölts
16.2.2006 - 17:44

21. Juli 2005

2. Etappe Sachsen Rundfahrt

Nach der gestrigen Pflasteretappe stand heute zur Abwechslung mal wieder eine halbwegs normale Etappe auf dem Programm. Ingsesamt sollten heute 159 leicht hügelige Kilometer bewältigt werden.

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Taktisch hatten wir für heute nichts besonderes zurecht gelegt, wir wollten jedoch zumindest keine Zeit einbüßen und in einem möglichen Massensprint vorne mitmischen.

Zu Beginn des Rennens hielt unser Team aber ein Massennickerchen. Wir waren noch am Plaudern, als die ersten Attacken gingen. Da hatten wir gepennt, denn die 9 Fahrer starke Gruppe war weg und wir waren nicht dabei. Das gab erstmal einen guten Anschiss über Funk

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Im Feld reagierte zunächst niemand und so konnten die Ausreißer recht schnell 5 Minuten Vorsprung herausfahren. Wir im Feld nutzten derweil die Zeit um das grüne Sprintertrikot von Marco zu bestaunen, dass er heute in Vertretung für den Gesamtführenden Eric Baumann tragen durfte.

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Doch der Spaß war nun recht schnell vorbei. Piet Hoekstra schickte gleich mal einige Fahrer von unserem Team nach vorne um Tempo zu machen. Ich glaube, Piet hatte richtig schlechte Laune.

Aber immerhin hatte unsere Tempoarbeit Erfolg und der Abstand zu den Ausreißern wurde immer kleiner. 35 Kilometer vor dem Ziel hatten wir den Abstand auf 2 Minuten reduziert.

10 Kilometer vor dem Ziel hatten wir mit unserer Tempoarbeit zum einen die Ausreißer wieder eingeholt aber auch das Feld auf 54 Fahrer zerkleinert. Leider hatte es von unserem Team auch Marco erwischt.

Als nun alles mit einem Massensprint rechnetet, versuchte ich noch einmal eine Überraschungsattacke....

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Zunächst konnte ich einige Meter zwischen mich und das Feld bringen, doch das große Peloton war am Ende zu stark für mich und holte mich kurz vor der Flemme Rouge ein.

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An der Flemme Rouge, in einer winkligen Kurve gab es dann aber doch noch eine Attacke, die auch von Erfolg gekrönt sein sollte. Drei Fahrer setzten sich einige Meter vom Feld ab und konnten damit den Sprintern tatsächlich den Sieg klauen.

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Der Sieg ging an den Spanier Florencio vor Erwin Thijs und Zarate. Wir hatten also mal wieder keinen Fahrer auf dem Podest und mussten uns heute mal wieder mit Rang 24 von Igor begnügen.
Momentan läuft es bei uns einfach nicht rund. Es wird mal wieder Zeit für ein Erfolgserlebnis. Aber wenn ich an Morgen denke, dann glaube ich nicht, dass wir da den großen Erfolg feiern können, denn es steht die Bergankunft in über 1600 Metern höhe an. Dort gehören wir ganz sicher nicht zu den Favoriten. Aber vielleicht können wir uns ja doch eine gute Taktik zurechtlegen...

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2. Etappe Sachsen:

1. Florencio (Rel)
2. Thijs (MRB)
3. Zarate (CV)
...
24. Abakoumov (SHM)
...
30. Adamietz (SHM)

Gesamtstand:

1. Florencio (Rel)
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udo_bölts
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Beitrag: # 331752Beitrag udo_bölts
16.2.2006 - 22:44

22. Juli 2005

3. Etappe Sachsen Rundfahrt

Heute stand die wohl schwerste Etappe meines Lebens auf dem Programm. In einem Rennen musste ich zuvor noch nie auf einen so hohen Berg hinauf wie heute. Der Schlussanstieg lag in 1650 Meter Höhe. Einfach gigantisch wenn man sich das vorstellt. Vor der Etappe hatte ich jedenfalls großen Respekt - aber keine Angst.

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Da wir alle im Team nicht zu den größten und erfahrensten Kletteren gehörten, gab uns Piet Hoekstra den Tipp, das Rennen erst einmal langsam angehen zu lassen und so viele Körner wie möglich für den Schlussanstieg zu bewahren.

So waren wir also auch nicht in der Fluchtgruppe des Tages vertreten. Nach 20 Kilometern bildete sich eine 9köpfige Spitzengruppe, die wir für längere Zeit nicht mehr sehen sollten.

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135 Kilometer vor dem Ziel, im zweiten Anstieg des Tages, hatte die Spitzengruppe schon 5 Minuten an Vorsprung herausgefahren. Am zweiten Anstieg des Tages stand übrigens auch Stefans kleiner Bruder, der uns beide am Straßenrand kräftig anfeuerte. Das war schon süß. Stefan und ich mussten trotz der großen Strapazen lächeln.

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Auf den nächsten Kilometern blieb der Abstand zu den Spitzenreitern konstant bei 5 Minuten. Erst im dritten Anstieg des Tages konnten wir im Feld den Abstand zu den Ausreißern verkleinern. Dies lag vor allem daran, dass das Team Gerolsteiner drei Fahrer zur Tempoarbeit verdonnerte.

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So reduzierten wir den Rückstand gut 80 Kilometer vor dem Ziel auf unter 4 Minuten.
Beim vierten Anstieg des Tages gingen wir dann in die Offensive. Stefan und ich fühlten uns noch sehr gut und gaben dies an Piet Hoekstra weiter. Dieser änderte nun die Taktik und lies Igor und Alain mit vollem Tempo in den Berg hineinfahren. Dadurch flog das Feld in den kurzen aber steilen Anstieg total auseinander und auf der Abfahrt bildete sich eine kleine aber feine Gruppe.

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In dieser 5 Fahrer großen Gruppe waren wir mit 3 Fahrern (Stefan, Alain und ich) vertreten. Das war für uns natürlich eine super Situation. Leider sahen das die anderen Teams komplett anders und holten uns recht schnell wieder ein.

Durch das hohe Tempo bei uns im Feld waren immerhin die Ausreißer eingeholt und am Schlussanstieg begann das Rennen für die noch 50 verbliebenen Fahrer des Hauptfeldes von vorne.

Gleich in den ersten Kehren attackierten die Favoriten Guerini und Markus Fothen. Durch diesen Angriff flog das komplette Feld auseinander. Während die Spitze davonzufliegen schien, versuchte ich mich in einer Verfolgergruppe festzubeißen.

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Der Schlussanstieg war echt brutal, teilweise waren es über 15 Prozent. Nach fast jeder Pedalumdrehung merkte ich, wie meine Beine immer lebloser wurden. Die letzten Meter waren ein reiner Krampf.
Vorne an der Spitze war es anders. Dort zogen Guerini und Fothen einsam ihre Kreise und bekamen dann noch Unterstützung vom Spanier Pradera. Zu dritt kamen sie auf die Ziellienie. Dort hatte Pradera die größten Kraftreserven und gewann die Etappe mit 12 Sekunden Vorsprung auf Fothen und Guerini.

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Bis zu meiner Zielankunft vergingen über 6 Minuten, dann war ich endlich als 26. im Ziel. Ich war total am Ende. Ich fiel unserem Betreuer förmlich in die Arme. So etwas heftiges hatte ich noch nicht zuvor erlebt.

Jetzt mit einigem Abstand bin ich mit meiner heutigen Leistung richtig zufrieden. Rang 26 bei einer so schweren Etappe. Das ist schon ok. In der Gesamtwertung, die jetzt Pradera anführt, liege ich jetzt auf Rang 23. Viel Zeit zum Ausruhen bleibt aber nicht, denn morgen steht schon ein 55 Kilometer langes, brutal welliges Einzelzeitfahren an.

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3. Etappe Sachsen Rundfahrt

1. Pradera (IBB)
2. Fothen (GST) +12
3. Guerini (TMO) +12
...
26. Adamietz (SHM) +6`19

Gesamt:

1. Pradera (IBB)
2. Fothen (GST) +20
3. Guerini (TMO) +25
...
23. Adamietz (SHM) +6`39
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arkon
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Beitrag: # 331764Beitrag arkon
17.2.2006 - 0:11

mir gefällt der aar echt gut, nur schaaaaade, das es grade so schlecht läuft für shimano... aber das zeitfahren kommt ja und damit, mal wieder, die hoffnung auf einen echten coup.
wer keine ahnung hat - einfach mal die fresse halten

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Beitrag: # 331782Beitrag Lance Armstrong Fan
17.2.2006 - 8:45

Eigentlich finde ich es ganz gut, dass es im Moment nicht so gut läuft. Das lässt einen richtig mitfiebern.
Die Rennen sind toll beschrieben, aber was noch wichtiger ist auch ssuper spannend gespielt. Finde schön, dass du alles versuchst und am Ende nur das Quäntchen Glück fehlt.

Wenn du so weiter machst, ist dir meine Stimme bei der Monatswahl sicher.


Ich kann nur sagen: Wenn's sportlich nicht so läuft, müssen Köpfe rollen!

Piet Hoekstra raus! Piet Hoekstra raus! :D
Gruß LAF

Sieger: Bayernrundfahrt 08, Lombardeirundfahrt 08, Cyclassics 08
2. Platz: Giro d'Italia 08, E3 Prijs 09, Criterium International 09,
3. Platz: Paris-Roubaix 09, Baskenland 09

udo_bölts
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Beitrag: # 331817Beitrag udo_bölts
17.2.2006 - 14:23

@ Lance und Arkon: Danke für euer Lob, ich hoffe auch, dass es in Zukunft wieder besser laufen wird. Ihr wisst ja: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt :D

23. Juli 2005

4. Etappe Sachsen Rundfahrt (leider ohne Bilder, hatte fsscreen vergessen :( )

Nach der schweren gestrigen Etappe gab es auch heute für uns Fahrer keine Möglichkeit zum Ausruhen, denn es stand das 55 Kilometer lange Einzelzeitfahren auf dem Programm.
Aus irgendwelchen Gründen wollten die Organisatoren es der Tour de France nachmachen und am vorletzten Tag der Rundfahrt ein brutal schweres, welliges Einzelzeitfahren einbauen. Dafür hatte niemand so recht Verständniss. Vor dem Einzelzeitfahren, bei der Mannschaftssitzung, gab Piet Hoekstra die Ausrichtung für die heutige Etappe aus. Nur Stefan und ich sollten voll fahren, der Rest sollte oder besser gesagt durfte sich für die morgige Etappe schonen.

Vor meinem Start war ich schon etwas nervös, denn ein so langes Einzelzeitfahren hatte ich noch nie bestritten und dazu steckte mir die gestrige Etappe noch gewaltig in den Beinen.
Es lief überaschenderweise aber besser als erwartet. Je länger ich unterwegs war umso besser fühlten sich meine Beine an. Am Ende sprang für mich ein recht ordentlicher 17. Rang mit etwas über 2 Minuten Rückstand auf den Tagessieger heraus. Stefan fuhr auch ordentlich und beendete die Etappe als 25.

Den Tagessieg machten heute die 3 Spitzenreiter in der Gesamtwertung unter sich aus. Als erstes kam Giuseppe Guerini von T-Mobile mit neuer Bestzeit ins Ziel. Dies wurde gleich darauf von Markus Fothen um 47 Sekunden unterboten. Als letztes kam der Gesamtführende Pradera ins Ziel, der die Etappe als zweiter mit 25 Sekunden Rückstand auf Fothen beendete.
Dadurch übernahm Markus Fothen die Führung in der Gesamtwertung, wo er nun 5 Sekunden vor Pradera liegt. Ich konnte mich in der Gesamtwertung um 4 Plätze verbessern und liege nun auf Rang 19.
Die morgige Abschlussetappe ist komplett flach und wird den Sprintern noch einmal die Möglichkeit für einen Etappensieg geben.

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4. Etappe Sachsen Rundfahrt:

1. Fothen (GST)
2. Pradera (IBB) +25
3. Guerini (TMO) +47
...
17. Adamietz (SHM) +2`10
...
25. Schumacher (SHM) +3`25

Gesamt:

1. Fothen (GST)
2. Pradera (IBB) +5
3. Guerini (TMO) +51
...
19. Adamietz (SHM) +8`29
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udo_bölts
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Beitrag: # 331876Beitrag udo_bölts
17.2.2006 - 18:58

24. Juli 2005

5. Etappe Sachsen Rundfahrt

Heute standen die letzten Kilometer durch das Sachsenland an. Das Profil der heutigen Etappe war fast komplett flach, so dass man davon ausgehen konnte, dass die Gesamtwertung quasi in trockenen Tüchern war. Solche Etappen wie die heutige sind ja gerade für Ausreißersiege prädesziniert.

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Auch wir wollten heute um den Etappensieg mitkämpfen und sollten deshalb gerade bei den Fluchtgruppen immer vertreten sein.
Bei der ersten Attacke des Tages war das gleich mal nicht der Fall. Der Däne Bruun von CSC attackierte und fuhr als Solist einige Kilometer lang vor dem Feld.

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Nach gut 20 Kilometern kam über Funk das Kommando: ,,Los Jungs, jetzt wird das Loch zugefahren!!", und 5 Kilometer später hatten wir den CSC Dänen wieder eingeholt.

Kurz darauf überschlugen sich die Ereignisse. Wir hatten den Dänen kaum eingeholt da gingen die nächsten Attacken los. Zunächst konnten sich vier Fahrer vom Feld lösen und sich etwas absetzen, kurze Zeit später griffen weitere 6 Fahrer an. In der zweiten Gruppe waren wir immerhin mit Laurens vertreten.

Nach 35 gefahrenen Kilometern hatten die 4 Spitzenreiter 40 Sekunden Vorsprung auf die Verfolger und weitere 3 Minuten auf das große Feld.

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Nach über der Hälfte des Rennens, als wir im Hauptfeld schon über 10 beziehungsweise 11 Minuten Rückstand auf die beiden Spitzengruppen hatten, war klar, dass der Sieger heute einer der 10 Spitzenreiter sein würde. Auch Gerolsteiner wollte für Fothen keine Nachführarbeit leisten, da in den Ausreißergruppen keine für die Gesamtwertung gefährlichen Fahrer fuhren.

Während man sich im Feld einig war, dass man den Tagessieg den Ausreißern überlassen würde, war bei den Ausreißern wohl keine Einigkeit, denn die beiden führenden Gruppen kämpften ganz schön verbittert gegeneinander. Die zweite Gruppe um Laurens wollte unbedingt zur Spitze hinfahren, aber die Spitzengruppe wollte die Verfolger auf Distanz halten. So lagen 25 Kilometer vor dem Ziel noch immer eine knappe Minute zwischen den beiden Gruppen.

Erst auf den letzten 5 Kilometern gab es zum Zusammenschluss der beiden Gruppen. Jetzt ging es für die zehn Fahrer um den Tagessieg.

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Die Gruppe blieb bis zum Teufelslappen zusammen. Eigentlich müsste Laurens attackieren, wenn er sich den Tagessieg sichern wollte, doch wie ich über Funk mitteilte war Laurens mit seinen Kräften am Ende und hatte nichts mehr zuzusetzen.

1000 Meter vor dem Ziel kam dann der kurze Antritt vom Dänen Bruun, dem nur der Rabobank Profi De Groot nachsetzen konnte.

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Bruun konnte die Konkurrenz bis ins Ziel auf Distanz halten und sicherte sich so den Tagessieg vor De Groot. Laurens wurde für sein tolles Rennen leider nicht belohnt und belegte am Ende "nur" Rang 7.

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Wir im Hauptfeld kamen mit über 4 Minuten Rückstand ins Ziel. Somit änderte sich nichts mehr in der Gesamtwertung. Beim Ausrollen fuhr ich noch bei Markus Fothen vorbei und gratulierte ihm zum Gesamtsieg. Dann ging es endlich unter die Dusche.

Das nächste Rennen, dass ich bestreite, wird übrigens in Hamburg sein, wo die HEW Cyclassics stattfinden. Auf dieses ProTour Rennen freue ich mich besonders.

Heute ging auch noch die Tour de France zu Ende. Wie zu erwarten war, gewann Armstrong zum siebten Mal, souverän wie immer, die französische Landesrundfahrt . Durch das Einzelzeitfahren vom Vortag konnte sich unser Ulle wenigstens noch aufs Podium kämpfen und belegte hinter Valverde Rang 3. Die eigentliche Überraschung war aber Laurent Brochard, der seinen fünften Gesamtrang doch tatsächlich ins Ziel retten konnte. Chapeau kann man da nur sagen.

________________

5. Etappe Sachsen Rundfahrt

1. Bruun (CSC)
2. De Groot (Rab)
3. De Vocht (DVL)
...
7. Ten Dam (SHM)

Endstand:

1. Fothen (GST)
2. Pradera (IBB) + 5
3. Guerini (TMO) +51
4. B. Grabsch (Pho) +3`09
5. Weening (Rab) +4`28
...
19. Adamietz (SHM) +8`29

Endstand Tour de France:

1. Armstrong (DSC)
2. Valverde (IBB) +8`02
3. Ullrich (TMO) +9`23
4. Heras (LSW) +9`29
5. Brochard (BTL) +16`11
6. Garate (SDV) +17`53
7. Moreau (CA) +18`46
8. Leipheimer (GST) +19`01
9. Rasmussen (Rab) +20`28
10. Klöden (TMO) +21`13
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udo_bölts
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Beitrag: # 331958Beitrag udo_bölts
18.2.2006 - 11:48

26. Juli 2005

Gestern bekam ich einen Anruf von Arend Scheppink, dass am Abend ein wichtiges Teammeeting stattfinden würde. Näheres dazu wollte er nicht preisgeben.
Ich war zunächst etwas verunsichert. Wollte uns Arend eine Standpauke geben, weil wir in den letzten Wochen keine Erfolge mehr eingefahren hatten oder wollte er uns mitteilen, dass der Sponsor sich zurückzieht? Mir ging so vieles durch den Kopf.
Am Abend traf sich dann das komplette Team mit allen Fahrern und Funktionieren in Eindhoven.
Als alle Mannen anwesend waren, begann Arend mit seiner Rede:

,,Leute, ihr alle wisst, dass wir ein super erfolgreiches Frühjahr mit vielen tollen Siegen hatten, aber momentan läuft es nicht wirklich rund. Ich habe mir in den letzten Tagen viele Gedanken gemacht, wie ich euch zusätzliche Motivation verleihen könnte und gestern kam dann eine email, die dies wohl bewirken dürfte". Arend machte eine kurze Pause, nahm dann die Kopie der Mail hervor und zitierte sie:

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Nach einer kurzen Ruhepause, als sich alle fragend anschauten, brach lauter Jubel im Saal aus. Wir feierten noch den ganzen Abend, denn so etwas tolles und überraschendes erlebt man nicht alle Tage.

Mit einem Tag Abstand muss ich sagen, dass ich das ganze immer noch nicht realisiert habe. Ich werde nächstes Jahr ProTour fahren. Mein Traum geht in Erfüllung. Dass das so schnell geht, damit hätte ich nicht gerechnet. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Jetzt sind wir für die HEW Cyclassics mächtig motiviert und wir können die restliche Saison befreit auffahren. Einfach Wahnsinn....
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udo_bölts
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Beitrag: # 332187Beitrag udo_bölts
19.2.2006 - 16:27

31. Juli 2005

HEW Cyclassics

Nach längerer Zeit konnten wir endlich einmal wieder bei einem ProTour Event an den Start gehen. Dass es sich gerade um ein deutsches Rennen handelte motivierte mich noch zusätzlich. Eigentlich war das Team aber durch den Aufstieg in die ProTour im kommenden Jahr schon genug motiviert.
Für die Cyclassics, die wohl so gut wie nie zuvor besetzt waren, nominierte unser Teamchef neben Christian, Stefan und mir noch Laurens, Mathieu, Bart, Alain und Julien.

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Für den heutigen, schweren Tag hatte sich Piet Hoekstra wieder eine besonders offensive Taktik zurechtgelegt. Natürlich waren Stefan und ich heute die Kapitäne, jedoch sollte einer von uns beiden schon in einer frühen Gruppe mitgehen, um zum einen TV-Zeit für unseren Sponsor zu bekommen und um eventuell einen Überraschungssieg aus der Fluchtgruppe heraus landen zu können.

Das Wetter hier in Hamburg war mit 35 Grad und strahlendem Sonnenschein sehr gut und so waren an der Strecke entlang bestimmt eine Millionen Zuschauer. Es herrschte bereits am Start ein super Stimmung.
In der neutralisierten Starphase fuhr ich noch einmal durch das Feld und schaute mir die Topfavoriten für den heutigen Tag an.

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Für mich waren heute Oscar Freire, Paolo Bettini und der zweite der Tour de France, Alejandro Valverde die Favoriten auf den Sieg. Aber auch der Toursieger Armstrong ging wie Jan Ullrich an den Start. Auf die beiden war ich auch sehr gespannt.

Aufgrund der großen Hitze machten wir uns im Feld auf den ersten 80 Kilometern eine großen Strapazen. Das Feld fuhr geschlossen und so blieb noch Zeit für den ein oder anderen Schwatz im Hauptfeld. Meine deutschen Landsmänner kamen übrigens zu mir und gratulierten zum Aufstieg in die ProTour. Einige Fahrer meinten sogar, dass ich bei der Teamleitung ein gutes Wort für sie einlegen sollte, so dass sie im nächsten Jahr bei uns im Team sein könnten. Da sieht man mal wieder was der ProTour Status so alles ausmacht.

Nach gut 90 Kilometer Plauderei ging das Rennen dann richtig los. Rolf Aldag attackierte!!!Kurz darauf gingen weitere Fahrer nach. Nach Blickkontakt mit Stefan ging ich auch hinterher und somit war ich in der 8köpfigen Spitzengruppe. Als ich über Funk die Namen meiner Begleiter hörte, staunte ich nicht schlecht. Neben Aldag waren unter anderem noch Mancebo, Bortolami, Botero und Celestino in der Gruppe. Das war eine starke Gruppe. Ich war sehr auf die Reaktion des Hauptfeldes gespannt. Doch zunächst einmal gab es überhaupt keine Reaktion. Über Funk hörte ich nur, dass sich weitere Fahrer aus dem Feld absetzen konnten.

100 Kilometer vor dem Ziel bot sich damit folgendes Bild:

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Wir 8 Spitzenreiter lagen 1`20 vor den 4 Verfolgern und weitere 3 Minuten vor dem großen Feld.

Gut 60 Kilometer vor dem Ziel fuhren wir 8 Ausreißer noch immer mit knapp 2 Minuten Vorsprung auf das Feld an der Spitze des Rennens. Unsere ehemaligen 4 Verfolger wurden mittlerweile wieder eingeholt, so dass es jetzt 8 gegen 168 hieß. Dies sollte ein schwerer Kampf werden.

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So langsam kamen wir in die entscheidende Phase. Auf den letzten 50 Kilometern wartete der 16% steile Waseberg insgesamt 5 Mal auf die Fahrer.
Nachdem wir den Waseberg gut 35 Kilometer vor dem Ziel das erste Mal passiert hatten, riss unsere Spitzengruppe auseinander. An der Spitze fuhren nun Botero und Mancebo, gut 45 Sekunden dahinter kam dann das Duo Aldag/Celestino. Ich selbst konnte leider nicht mehr vorne mithalten und fiel in die 3. Gruppe zurück, wo wir schon den Atem des noch gut 70 Fahrer umfassenden Hauptfeldes spürten.

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30 Kilometer vor dem Ziel war es um mich und viele meiner Fluchtgefährten geschehen. Wir wurden vom Hauptfeld eingeholt und mussten mächtig kämpfen, das dortige Tempo mitgehen zu können. Jetzt lagen nur noch Botero und Mancebo vor dem noch übrig gebliebenen Feld.

Ich schaute mich in einer kurzen Abfahrt kurz im nur noch 70 Fahrer großen Feld um und entdeckte unter den Fahrern nur noch Stefan von meinen Teamkollegen. Als er mich sah zeigte er kurz mit dem Daumen nach oben um zum einen meine Leistung zu würdigen und um zum anderen zu zeigen, dass er sich noch gut fühlte.

Die nächsten zwei Überquerungen des Wasebergs konnte ich noch in der großen Gruppe überstehen, beim letzten Anstieg gut 15 Kilometer vor dem Ziel war es dann jedoch um mich und viele andere Fahrer geschehen.
An der Spitze behaupteten sich weiterhin Mancebo und Botero, 35 Sekunden dahinter folgte jedoch schon eine 13 Fahrer große Verfolgergruppe. Über Funk hörte ich, dass auch Stefan in der Gruppe war.

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Die Auflistung der Fahrer der Verfolgergruppe war wirklich die Creme de la Creme des Radsportes und Stefan war mitten drin: Armstrong, Freire, Ullrich, Rebellin, Wesemann, Erik Dekker, Di Luca, Vinokourov um einige zu nennen. Vielleicht würde Stefan ja eine Top 10 Platzierung schaffen.

Stefans Gruppe kam immer näher an die Spitzenreiter ran und konnte sie 2 Kilometer vor dem Zie auch einholen. Überraschenderweise gab es auf den letzten beiden Kilometern keine Attacke mehr. Anscheinend vertraute jeder Fahrer in seine Sprintstärke.

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Der Sprint begann gut 800 Meter vor dem Ziel. Wie ich nachher in den TV Bildern sah, schnappte Stefan sich das Hinterrad von Di Luca. In der Endphase verteilte sich der Sprint über die ganze Straße. Stefan , in guter Position, fuhr in der Mitte, Wesemann links und Di Luca rechts vor ihm. Das ganze 200 Meter vor dem Ziel. Stefan war auf Podiumskurs.

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Doch dann war auf einmal das Bild schwarz (danke FSSCREEN *g*) und man konnte den Zieleinlauf nicht mehr sehen. So ein Pech, denn STEFAN hatte gewonnen. Sensationell!!!!!!!!!!!!!!!!!
Als ich im Ziel war, als 60. mit 1`47 Rückstand auf Stefan, allerdings zeitgleich mit dem 17. stürmte ich sofort zu Stefan, der von einer Traube von Journalisten umgeben war. Stefan hatte Tränen in den Augen. Was für ein Erfolg für ihn und unser Team. Einfach wahnsinn. Uns fehlten beide die Worte. Wir fielen uns einfach nur in die Arme.
Wie Stefan mir später erzählte, musste es ein brutal enges Photofinish zwischen ihm, Di Luca, der zweiter wurde, und dem dritten, Armstrong gewesen sein.
Am Abend, als wir mit dem Team noch beisammen saßen und den Erfolg von Stefan gebührend feierten, brachte Arend Scheppink die Abendausgabe der Hamburger Post mit. Die hatten Stefans Sieg sogar mit Zielphoto auf der Titelseite. Oh mann, dort konnten wir sehen, wie knapp das war.


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Aber egal. Sieg ist Sieg. Das war der mit Abstand größte Sieg für Stefan und für unser Team in dieser Saison. Endlich ist der Knoten für unser Team wieder geplatzt. Dass es gerade heute klappen würde, damit hätte wohl niemand gerechnet, so war es aber umso schöner. Vor allem haben wir gezeigt, dass wir nächstes Jahr zurecht in der ProTour fahren werden.
Viel Zeit zum Feiern bleibt allerdings nicht, da wir in 3 Tagen schon wieder im Renneinsatz sein werden. Ein Teil des Teams, unter anderem Stefan und ich, werden bei der Dänemark Rundfahrt starten, der Rest wird bei der Eneco Tour antreten.

_________

Endstand HEW Cyclassics:

1. Schumacher (SHM)
2. Di Luca (Liq)
3. Armstrong (DSC)
4. Rebellin (GST)
5. Boogerd (Rab)
6. Wesemann (TMO)
7. E. Dekker (Rab)
8. Ullrich (TMO)
9. Kasheshkin (CA)
10. Vinokourov (TMO)
...
60. Adamietz (SHM) +1`47
Zuletzt geändert von udo_bölts am 19.2.2006 - 23:04, insgesamt 2-mal geändert.
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pille24
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Beitrag: # 332192Beitrag pille24
19.2.2006 - 17:01

sehr schön....
aber ich glaube es heißtnicht Die Luca;)

udo_bölts
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Beitrag: # 332196Beitrag udo_bölts
19.2.2006 - 17:06

Ups, heißt natürlich der Di Luca :D
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Edelhelfer
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Beitrag: # 332250Beitrag Edelhelfer
19.2.2006 - 21:56

nochmal ganz dickes lob; mach weiter so!
ich muss dir aber als hh-lokalpatriotist sagen, dass hier 1Mio menschen am starßenrand sind und nicht nur 100 000 :D
LIEBLINGSFAHRER

*** Voigt
** Menchov, Fothen
* Kopp, Lövkvist, Klier

http://www.rsmprosim.de.vu/

Tippspiel:
7. Milano - San Remo 2006

udo_bölts
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Beitrag: # 332265Beitrag udo_bölts
19.2.2006 - 23:05

@ Edelhefer. Danke, ist korrigiert
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udo_bölts
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Beitrag: # 332309Beitrag udo_bölts
20.2.2006 - 11:35

2. August 2005

Ich bin mittlerweile in Dänemark angekommen, wo heute Abend noch die Mannschaftspräsentationen der teilnehmenden Teams der Dänemark Rundfahrt stattfinden wird.
Heute morgen hatte ich allerdings noch etwas Zeit im Internet zu surfen und fand auf radsport-news.com ein interessantes Interview mit meinem Teamchef Arend Scheppink:

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Das Interview gibt viele neue Informationen her. Zum einen bin ich froh, dass ich nächstes Jahr endlich die Japaner los sein werde. Die Angelegenheit mit Miriam werde ich allen Beteiligten wohl nie verzeihen können.
Die Sache mit Rudy Pevenage wäre natürlich genial. Er hat viel Erfahrung. Davon könnte jeder im Team profitieren. Dazu hat er noch einen guten Kontakt zur Radsportszene, was uns vielleicht den eine oder anderen guten Fahrer bescheren könnte.
Jan Ullrich im Team zu haben wäre natürlich ein Traum. Als Amateur habe ich immer davon geträumt mal mit Jan in einem Team zu sein. Aber das wird wohl alles nicht passieren. Man muss ja Realist bleiben.
Hoffentlich können wir Stefan im Team halten. Sowohl sportlich als auch menschlich wäre das ein tragischer Verlust für das Team und für mich persönlich. Aber nach seinem Sieg bei den HEW Cyclassics stehen die großen Teams natürlich Schlange. Während der Dänemark Rundfahrt werde ich jedoch hoffentlich Zeit finden um ihm zum Bleiben zu bewegen.
Zuletzt geändert von udo_bölts am 20.2.2006 - 11:43, insgesamt 1-mal geändert.
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RotRigo
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Beitrag: # 332310Beitrag RotRigo
20.2.2006 - 11:41

Glückwunsch zum Sieg bei den Cyclassics! Das Interview gefällt mir, aber einen kleinen Kritikpunkt in Sachen Schreibstil habe ich trotzdem. Nach dem interview fängst du gleich drei Sätze mit "Die Sache" an. Das könnte man auch anders lösen... ;)

Ansonsten weiterhin ein schöner AAR!

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